lkowald
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Tötet das Mammon!
Das Mammon ist kein Fabeltier
ein Götze ist's, halb Bär, halb Stier
gefährlich ist das Mammon
es streift in seinem Jagdrevier
umher und leidet große Gier
es frisst und frisst, das Mammon.
Die Marge ist sein Lebenssinn
es kann vom Maximalgewinn
den Hals nicht voll bekommen
und was es nicht verzehren kann
davon legt es sich Vorrat an
es investiert, das Mammon
Es investiert in Unternehmen
wo die Menschen an Maschinen
emsig schuften dürfen
dafür müssen sie artig sparen
um in seinen Billigwaren-
märkten einzukaufen.
Und Schurken dreht es Waffen an
damit's am Krieg verdienen kann
und lässt sich Zinsen geben
es feiert mit bei Siegparaden
Zivilisten und Soldaten
kostet es das Leben.
Es investiert in Immobilien-
fonds in Hongkong und Sizilien
und den Emiraten
und wenn die Immobilien bröseln
und die Rohstoffbörsen kriseln
spielt's mit Derivaten
Sein Vorrat fängt so irgenwann
natürlich mal zu faulen an
und seine Werte fallen
das kann das Mammon schwer ertragen
muss sich neue Beute schlagen
frischen Vorrat krallen.
Auf seiner wilden Jagd nach Spendern
nimmt es Geiseln, ganzen Ländern
droht es mit Zerrüttung
das Mammon will Ersatz in bar
es nötigt Parlamente gar
zur großen Bankenrettung.
In nationalen Ritualen
muss das Volk die Zeche zahlen
opfern stets die Armen
so werden die Vermögenslosen
ihre Existenzen los in
endlosen Reformen.
Das Mammon wird noch immer größer
jede Krise macht es böser
wütender und wilder
schon zieht sich eine breite Spur
des Elends hinterm Mammon her
nur kahlgefress'ne Felder.
Wo sind die Menschen, die sich sehnen
nicht dem Mammon mehr zu dienen
eingepfercht im Käfig?
Wann werden sie die Bestie töten
und aus seinem Käfig treten?
Mammon herrscht nicht ewig!
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Kultur-
Kultur-
Hauptstadt Ruhr
Zweitausend-Zehn
im Pott
Sozial-Struktur
kaputt
im Wandel
ohne Kohle dank
Agenda Zwanzig-Zehn
nach lebenslang
im Dunkeln Schuften dann
am Schluss im Regen steh'n
oft langt's nicht 'mal
zum anständigen
Abgesang
Dann bitte den Edit-Button in Zukunft verwenden.
MfG Knigg3, MOD
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Da sieht man, wie man mit seiner Interpretation daneben liegen kann.
Zur Intention des Dichters kommt beim Verstehen halt die Brille des Lesers hinzu.
Sorry für das Missverständnis (Für mich liegt in der Diffusität mancher "Freiheitsgefühle"
eine große Gefahr, weil sie so leicht zu missbrauchen ist).
Ich hatte aus dem Text eine Ironie herausgelesen, die offenbar nicht beabsichtigt war.
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Sorry, ich meinte natürlich Assonanz, nicht Alliteration...
Danke für den Kommentar!
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Meine letzte Version, nach Beherzigung aller dankenswerten Anregungen:
Mutter Erde
Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde
und schaut sie sich genau von allen Seiten an
nachdem er roh aus ihrem Leib geschlagen wurde
hat sich auf ihrer Haut erstaunliches getan
Mal sah er sie verwüstet oder ganz versunken
und traf vom Himmel sie ein Sternenvagabund
dann tauchten Feuerstürme ihr Gesicht in Funken
er wachte bei ihr bis sie alles überstand
Sie war in ihrem Koma schöner noch geworden
mit grünen Wäldern, blauen Seen und Flüssen, klar
skurrilen Wesen in der Luft bis tief in Fjorden
im bunten Trubel war noch Platz für alle da
Millionen Runden später sah er auf den Weiten
sich feine Linien nach einem Zahlgesetz
verzweigen und verknoten, über alles breiten
die Kugel eng umschlingend wie ein Spinnennetz
Und an den Knoten wuchsen Städte und Fabriken
und in die Ebenen ergoss sich grau ihr Staub
und in der Dämm'rung sah er ihre Lampen blinken
und leise drang - Musik zu ihm hinauf
Er hörte Waffen donnern und sah grelle Blitze
verkohlte Städte, Länder voll des Bombenrauchs
er schien auf Felder unzähliger weißer Kreuze
bedeckte sie mit Raureif seines Morgenhauchs
Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde
und schaut sie sich genau von allen Seiten an
noch lange nach der kurzen Menschheitsepisode
hat sich auf ihrer Haut - nichts mehr getan
bitte keine Doppelposts! MfG Knigg3
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Soviel Schwulst, Phrasen und abgegriffene Metaphern, ja, das passt gut
zur "Restauration", dem gegenwärtigen Kreuzzug gegen Aufklärung und Humanismus.
Das Gedicht ist für mich eine gute Denunzierung dieser wagen Freiheitssehnsüchte, die immer wieder
dazu missbraucht werden, die Menschen in Massen ins Feuer zu schicken für ganz andere Interessen.
Konsequenterweise müsste das Gedicht damit schließen, dass man am Ende
den Verstand endgültig zur Strecke bringt:
Doch vergesst nicht bei dem Drängen
sei es noch so gut geleitet
und strategisch vorbereitet,
den Verstand ans Kreuz zu hängen!
Oder so ähnlich...
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Erstmal vielen Dank für die konstruktive Kritik
Der unreine Reim "zuletzt" und "Spinnennetz" stört mich weniger. Ich versuche unreine Reime auch in der Regel
zu vermeiden, baue aber auch manchmal bewusst Alliterationen statt Reimen ein, um das Gedicht nicht zu glatt
werden zu lassen, sozusagen als eingebauter Stolperstein. Ich opfere lieber mal einen Reim als einen klaren Gedanken.
Die Unterbrechung des Leseflusses bei "nichts mehr getan" ist auch ganz bewusst gesetzt
(was ich durch den "·" als Pausezeichen angedeutet habe). Da bestehe ich drauf!
Eine kleine Pause (oder Verzögerung) erzeugt Aufmerksamkeit auf den folgenden Text.
Es ist auch die einzige derartige Stelle im Gedicht, und das ganz zum Schluss.
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Mutter Erde (Juli 2009)
Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde
und schaut sie sich genau von allen Seiten an
seitdem er roh aus ihrem Leib geschlagen wurde
hat sich auf ihrer Haut erstaunliches getan
Mal sah er sie verwüstet oder fast versunken
und traf sie plötzlich ein Kometen-Vagabund
dann färbten Feuersbrünste ihre Hülle dunkel
und er hielt Wache bis sie alles überstand
In ihrem Koma war sie schöner noch geworden
mit grünen Wäldern, blauen Seen und Flüssen, klar
skurrilen Wesen in der Luft bis tief in Fjorden
in dem Gewusel war kaum Platz für alle da
Nach vielen Runden sah er auf den Kontinenten
sich feine Linien verzweigen und zuletzt
als wucherndes Geflecht sich über alles breiten
die Kugel eng umschlungen wie ein Spinnennetz
Und an den Knoten wuchsen Städte und Fabriken
die um sich griffen, und die Luft war schmutzig grau
und in der Dämm'rung sah er ihre Lampen blinken
und leise drang Musik und Lärm zu ihm hinauf
Er hörte ihre Waffen donnern und sah Blitze
und viele Länder waren voll des Bombenrauchs
er schien auf Felder abertausend weißer Kreuze
bedeckte sie mit Raureif seines Morgenhauchs
Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde
und schaut sie sich genau von allen Seiten an
noch lange nach der kurzen Menschheitsepisode
hat sich auf ihrer Kruste · nichts mehr getan
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Beeindruckend, sehr dicht!
Ich glaube, ich begreife auch den Inhalt.
Toll der Satz: "wird vor dem Un-Gewissen die Armut totgelogen"!
Ich habe nur Schwierigkeiten mit der Zeile:
"und dein Alter mit dem Tod aufgewogen"
Vom Un-Gewissen? Also zusammengesetzt hieße das
"Wird vom Un-Gewissen dein Alter mit dem Tod aufgewogen"
Das verstehe ich nicht...
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Fragen eines Vaters an Georges brassens (November 2009)
Ja, Du hättest mein Vater sein können
er war nur ein paar Tage älter als Du
und während er, der Polen-Sohn, in sein
Vater-Land einbrach, da standest Du in Sète
wegen Dummer-Jungen-Streiche vor Gericht.
Und als er mit Gelbsucht in Frankreich lag
da zwangen sie Dich nach Basdorf zur Arbeit
bei BMW, Flugzeugmotoren für den Endsieg.
Sie hatten Dir Ausweis und Rationen genommen
also bist Du, noch jung, nach Basdorf gefahren.
Hatte Dein Vater als Kommunist
nicht Kontakte zur Resistance gehabt?
Hatte er nicht gewusst, dass hier
Leute wie er grundsätzlich gefoltert
vergast und arbeitsvernichtet wurden?
Hatte er versucht, dich zurückzuhalten?
In Oranienburg, dreizehn Kilometer Nordwest,
war neun Jahre zuvor im KZ Sachsenhausen
der Anarchist - wie Du - Erich Mühsam
am beißenden Hass der Faschisten gestorben.
Basdorf, Arbeitervorstadt von Berlin,
Gemeinde Wandlitz, genau da, wo später
sogenannte Genossen an goldenen Wasserhähnen
die Chance auf ein "Nie wieder" verspielten.
Dafür droh'n heute schon wieder dreist
Nazi-Plakate zu oberst vom Mast:
"Vaterland, Muttersprache, Kinderglück"
so höhnen sie das von der Stange herab
was sie Deiner Generation gestohlen haben,
und Deinem Vater, und meinem Vater, und Dir.
Als nachkriegsdeutschem Wirtschaftswunderkind
steht's mir nicht zu, dich zu kritisieren
ich suche noch immer mein Leben zu meistern
und der Weg ist so unübersichtlich und krumm.
Nein, ich hätte nicht Einundzwanzig
geboren sein wollen, dann hätte ich womöglich
die gleichen Fehler gemacht wie mein Vater.
Der natürlich nicht gehört hat auf die Warnungen
seines, so wie Du Deines und ich meines Vaters.
Und was macht eigentlich gerade mein Sohn?
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Die Schnecke zum Gärtner
(Tritt-in-den-Arsch-Walzer, Oktober 2009)
Die Kreuze der Wähler in den Urnen sind alle gezählt:
Wer hat denn schon wieder die Schnecke zum Gärtner gewählt?
Die schweigende Mehrheit hat ohne mich vorher zu fragen
mein zierliches Pflänzchen Hoffnung zum Kompost getragen
Ich finde, ein solches Verhalten ist nicht souverän
wie fahrlässig darf man als Wähler zur Wahlurne geh'n
muss man den eig'nen Belangen zuwider stimmen
oder wie ein Stück Treibholz im Strome der Nichtwähler schwimmen?
Egal, ob von Schröder und Fischer, von Merkel und Müntern
nach Wahlgeschenken gibts immer 'nen Tritt in den Hintern
von Merkel und Steinmeier oder vom welligen Western
den Schmerz, wenn er nachlässt, der Wähler, vor Wahlen vergisst er'n!
Man könnte als Wähler vor Wahlen sich mal informier'n
aus eigenen Quellen, statt nur in die Glotze zu stier'n
um sich dort mit Scheinargumenten verwirren zu lassen
die so gut in die Scheinwelt der Reichen und Schönen passen
Der Liberalismus steht da wie ein Clown ohne Socken
das ist doch kein Grund, sich 'ne Westerwelle zu locken!
Als hätten die Pleitenwellen dem Volk nicht genügt
hat es prompt den Apostel der Banken zum Vize gekriegt
Egal, ob von Schröder und Fischer, von Merkel und Müntern
nach Wahlgeschenken gibts immer 'nen Tritt in den Hintern
von Merkel und Steinmeier oder vom welligen Western
den Schmerz, wenn er nachlässt, der Wähler, vor Wahlen vergisst er'n!
Drum dürfen, wie üblich nach deutschen Reichstagswahlen
die niederen Klassen die Abkackprämien bezahlen
der Staat wird die Schurken an Krisengewinnen nicht hindern
und mit Opferritualen die Taschen der Wehrlosen plündern
Und Kopfgeldpauschalen und ew'ge Atomrestlaufzeiten!
Der Wähler vergaß, sich die Pläne der Merkel zu merken
die Wahlkampf-Dementis, die harschen sind eben verklungen
und schon wird ihm der neueste Tritt-in-den-Arsch-Walzer g'sungen:
Egal, ob von Schröder und Fischer, von Merkel und Müntern
nach Wahlgeschenken gibts immer 'nen Tritt in den Hintern
von Merkel und Steinmeier oder vom welligen Western
den Schmerz, wenn er nachlässt, der Wähler, vor Wahlen vergisst er'n!
Ein prosaisches Sonett
in Experimentelles & Wortspieldichtung
Geschrieben am
Der Zuhörer
Es gibt nur wenige aufmerksame Zuhörer,
die neugierig und offen für Überraschungen sind.
Der normale Zuhörer will nur das hören,
was er vorher schon zu wissen glaubte.
Alles andere wird schon bei der akustischen
Wahrnehmung konsequent verwässert, gefiltert
und interpretiert bis er das hört, was er
gerne hören will. Dann gibt es Beifall.
Damit die Message beim Zuhörer ankommen kann,
muss auf jede Ironie, auf alle Methaphern,
Scherze und die Musik verzichtet werden.
Dann aber kann das gelangweilte Publikum und
der Künstler auch gleich ganz zu Hause bleiben.
Drum Liedermacher, lasst die Message sein! :mrgreen: