Zum Inhalt springen

lkowald

Autor
  • Gesamte Inhalte

    11
  • Benutzer seit

Beiträge erstellt von lkowald

  1. Der Zuhörer

     

    Es gibt nur wenige aufmerksame Zuhörer,

    die neugierig und offen für Überraschungen sind.

    Der normale Zuhörer will nur das hören,

    was er vorher schon zu wissen glaubte.

     

    Alles andere wird schon bei der akustischen

    Wahrnehmung konsequent verwässert, gefiltert

    und interpretiert bis er das hört, was er

    gerne hören will. Dann gibt es Beifall.

     

    Damit die Message beim Zuhörer ankommen kann,

    muss auf jede Ironie, auf alle Methaphern,

    Scherze und die Musik verzichtet werden.

     

    Dann aber kann das gelangweilte Publikum und

    der Künstler auch gleich ganz zu Hause bleiben.

    Drum Liedermacher, lasst die Message sein! :mrgreen:

  2. Tötet das Mammon!

     

    Das Mammon ist kein Fabeltier

    ein Götze ist's, halb Bär, halb Stier

    gefährlich ist das Mammon

    es streift in seinem Jagdrevier

    umher und leidet große Gier

    es frisst und frisst, das Mammon.

     

    Die Marge ist sein Lebenssinn

    es kann vom Maximalgewinn

    den Hals nicht voll bekommen

    und was es nicht verzehren kann

    davon legt es sich Vorrat an

    es investiert, das Mammon

     

    Es investiert in Unternehmen

    wo die Menschen an Maschinen

    emsig schuften dürfen

    dafür müssen sie artig sparen

    um in seinen Billigwaren-

    märkten einzukaufen.

     

    Und Schurken dreht es Waffen an

    damit's am Krieg verdienen kann

    und lässt sich Zinsen geben

    es feiert mit bei Siegparaden

    Zivilisten und Soldaten

    kostet es das Leben.

     

    Es investiert in Immobilien-

    fonds in Hongkong und Sizilien

    und den Emiraten

    und wenn die Immobilien bröseln

    und die Rohstoffbörsen kriseln

    spielt's mit Derivaten

     

    Sein Vorrat fängt so irgenwann

    natürlich mal zu faulen an

    und seine Werte fallen

    das kann das Mammon schwer ertragen

    muss sich neue Beute schlagen

    frischen Vorrat krallen.

     

    Auf seiner wilden Jagd nach Spendern

    nimmt es Geiseln, ganzen Ländern

    droht es mit Zerrüttung

    das Mammon will Ersatz in bar

    es nötigt Parlamente gar

    zur großen Bankenrettung.

     

    In nationalen Ritualen

    muss das Volk die Zeche zahlen

    opfern stets die Armen

    so werden die Vermögenslosen

    ihre Existenzen los in

    endlosen Reformen.

     

    Das Mammon wird noch immer größer

    jede Krise macht es böser

    wütender und wilder

    schon zieht sich eine breite Spur

    des Elends hinterm Mammon her

    nur kahlgefress'ne Felder.

     

    Wo sind die Menschen, die sich sehnen

    nicht dem Mammon mehr zu dienen

    eingepfercht im Käfig?

    Wann werden sie die Bestie töten

    und aus seinem Käfig treten?

    Mammon herrscht nicht ewig!

  3. Da sieht man, wie man mit seiner Interpretation daneben liegen kann.

    Zur Intention des Dichters kommt beim Verstehen halt die Brille des Lesers hinzu.

    Sorry für das Missverständnis (Für mich liegt in der Diffusität mancher "Freiheitsgefühle"

    eine große Gefahr, weil sie so leicht zu missbrauchen ist).

    Ich hatte aus dem Text eine Ironie herausgelesen, die offenbar nicht beabsichtigt war.

  4. Sorry, ich meinte natürlich Assonanz, nicht Alliteration...

     

    Danke für den Kommentar!

     

    --------------

    Meine letzte Version, nach Beherzigung aller dankenswerten Anregungen:

     

     

    Mutter Erde

     

    Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde

    und schaut sie sich genau von allen Seiten an

    nachdem er roh aus ihrem Leib geschlagen wurde

    hat sich auf ihrer Haut erstaunliches getan

     

    Mal sah er sie verwüstet oder ganz versunken

    und traf vom Himmel sie ein Sternenvagabund

    dann tauchten Feuerstürme ihr Gesicht in Funken

    er wachte bei ihr bis sie alles überstand

     

    Sie war in ihrem Koma schöner noch geworden

    mit grünen Wäldern, blauen Seen und Flüssen, klar

    skurrilen Wesen in der Luft bis tief in Fjorden

    im bunten Trubel war noch Platz für alle da

     

    Millionen Runden später sah er auf den Weiten

    sich feine Linien nach einem Zahlgesetz

    verzweigen und verknoten, über alles breiten

    die Kugel eng umschlingend wie ein Spinnennetz

     

    Und an den Knoten wuchsen Städte und Fabriken

    und in die Ebenen ergoss sich grau ihr Staub

    und in der Dämm'rung sah er ihre Lampen blinken

    und leise drang - Musik zu ihm hinauf

     

    Er hörte Waffen donnern und sah grelle Blitze

    verkohlte Städte, Länder voll des Bombenrauchs

    er schien auf Felder unzähliger weißer Kreuze

    bedeckte sie mit Raureif seines Morgenhauchs

     

    Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde

    und schaut sie sich genau von allen Seiten an

    noch lange nach der kurzen Menschheitsepisode

    hat sich auf ihrer Haut - nichts mehr getan

     

    bitte keine Doppelposts! MfG Knigg3

  5. Soviel Schwulst, Phrasen und abgegriffene Metaphern, ja, das passt gut

    zur "Restauration", dem gegenwärtigen Kreuzzug gegen Aufklärung und Humanismus.

     

    Das Gedicht ist für mich eine gute Denunzierung dieser wagen Freiheitssehnsüchte, die immer wieder

    dazu missbraucht werden, die Menschen in Massen ins Feuer zu schicken für ganz andere Interessen.

     

    Konsequenterweise müsste das Gedicht damit schließen, dass man am Ende

    den Verstand endgültig zur Strecke bringt:

     

    Doch vergesst nicht bei dem Drängen

    sei es noch so gut geleitet

    und strategisch vorbereitet,

    den Verstand ans Kreuz zu hängen!

     

    Oder so ähnlich...

  6. Erstmal vielen Dank für die konstruktive Kritik

     

    Der unreine Reim "zuletzt" und "Spinnennetz" stört mich weniger. Ich versuche unreine Reime auch in der Regel

    zu vermeiden, baue aber auch manchmal bewusst Alliterationen statt Reimen ein, um das Gedicht nicht zu glatt

    werden zu lassen, sozusagen als eingebauter Stolperstein. Ich opfere lieber mal einen Reim als einen klaren Gedanken.

     

    Die Unterbrechung des Leseflusses bei "nichts mehr getan" ist auch ganz bewusst gesetzt

    (was ich durch den "·" als Pausezeichen angedeutet habe). Da bestehe ich drauf!

    Eine kleine Pause (oder Verzögerung) erzeugt Aufmerksamkeit auf den folgenden Text.

    Es ist auch die einzige derartige Stelle im Gedicht, und das ganz zum Schluss.

  7. Mutter Erde (Juli 2009)

     

    Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde

    und schaut sie sich genau von allen Seiten an

    seitdem er roh aus ihrem Leib geschlagen wurde

    hat sich auf ihrer Haut erstaunliches getan

     

    Mal sah er sie verwüstet oder fast versunken

    und traf sie plötzlich ein Kometen-Vagabund

    dann färbten Feuersbrünste ihre Hülle dunkel

    und er hielt Wache bis sie alles überstand

     

    In ihrem Koma war sie schöner noch geworden

    mit grünen Wäldern, blauen Seen und Flüssen, klar

    skurrilen Wesen in der Luft bis tief in Fjorden

    in dem Gewusel war kaum Platz für alle da

     

    Nach vielen Runden sah er auf den Kontinenten

    sich feine Linien verzweigen und zuletzt

    als wucherndes Geflecht sich über alles breiten

    die Kugel eng umschlungen wie ein Spinnennetz

     

    Und an den Knoten wuchsen Städte und Fabriken

    die um sich griffen, und die Luft war schmutzig grau

    und in der Dämm'rung sah er ihre Lampen blinken

    und leise drang Musik und Lärm zu ihm hinauf

     

    Er hörte ihre Waffen donnern und sah Blitze

    und viele Länder waren voll des Bombenrauchs

    er schien auf Felder abertausend weißer Kreuze

    bedeckte sie mit Raureif seines Morgenhauchs

     

    Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde

    und schaut sie sich genau von allen Seiten an

    noch lange nach der kurzen Menschheitsepisode

    hat sich auf ihrer Kruste · nichts mehr getan

  8. Beeindruckend, sehr dicht!

     

    Ich glaube, ich begreife auch den Inhalt.

    Toll der Satz: "wird vor dem Un-Gewissen die Armut totgelogen"!

    Ich habe nur Schwierigkeiten mit der Zeile:

    "und dein Alter mit dem Tod aufgewogen"

    Vom Un-Gewissen? Also zusammengesetzt hieße das

    "Wird vom Un-Gewissen dein Alter mit dem Tod aufgewogen"

    Das verstehe ich nicht...

  9. Fragen eines Vaters an Georges brassens (November 2009)

    Ja, Du hättest mein Vater sein können

    er war nur ein paar Tage älter als Du

    und während er, der Polen-Sohn, in sein

    Vater-Land einbrach, da standest Du in Sète

    wegen Dummer-Jungen-Streiche vor Gericht.

    Und als er mit Gelbsucht in Frankreich lag

    da zwangen sie Dich nach Basdorf zur Arbeit

    bei BMW, Flugzeugmotoren für den Endsieg.

    Sie hatten Dir Ausweis und Rationen genommen

    also bist Du, noch jung, nach Basdorf gefahren.

     

    Hatte Dein Vater als Kommunist

    nicht Kontakte zur Resistance gehabt?

    Hatte er nicht gewusst, dass hier

    Leute wie er grundsätzlich gefoltert

    vergast und arbeitsvernichtet wurden?

    Hatte er versucht, dich zurückzuhalten?

    In Oranienburg, dreizehn Kilometer Nordwest,

    war neun Jahre zuvor im KZ Sachsenhausen

    der Anarchist - wie Du - Erich Mühsam

    am beißenden Hass der Faschisten gestorben.

     

    Basdorf, Arbeitervorstadt von Berlin,

    Gemeinde Wandlitz, genau da, wo später

    sogenannte Genossen an goldenen Wasserhähnen

    die Chance auf ein "Nie wieder" verspielten.

    Dafür droh'n heute schon wieder dreist

    Nazi-Plakate zu oberst vom Mast:

    "Vaterland, Muttersprache, Kinderglück"

    so höhnen sie das von der Stange herab

    was sie Deiner Generation gestohlen haben,

    und Deinem Vater, und meinem Vater, und Dir.

     

    Als nachkriegsdeutschem Wirtschaftswunderkind

    steht's mir nicht zu, dich zu kritisieren

    ich suche noch immer mein Leben zu meistern

    und der Weg ist so unübersichtlich und krumm.

    Nein, ich hätte nicht Einundzwanzig

    geboren sein wollen, dann hätte ich womöglich

    die gleichen Fehler gemacht wie mein Vater.

    Der natürlich nicht gehört hat auf die Warnungen

    seines, so wie Du Deines und ich meines Vaters.

    Und was macht eigentlich gerade mein Sohn?

  10. Die Schnecke zum Gärtner

    (Tritt-in-den-Arsch-Walzer, Oktober 2009)

    Die Kreuze der Wähler in den Urnen sind alle gezählt:

    Wer hat denn schon wieder die Schnecke zum Gärtner gewählt?

    Die schweigende Mehrheit hat ohne mich vorher zu fragen

    mein zierliches Pflänzchen Hoffnung zum Kompost getragen

     

    Ich finde, ein solches Verhalten ist nicht souverän

    wie fahrlässig darf man als Wähler zur Wahlurne geh'n

    muss man den eig'nen Belangen zuwider stimmen

    oder wie ein Stück Treibholz im Strome der Nichtwähler schwimmen?

     

    Egal, ob von Schröder und Fischer, von Merkel und Müntern

    nach Wahlgeschenken gibts immer 'nen Tritt in den Hintern

    von Merkel und Steinmeier oder vom welligen Western

    den Schmerz, wenn er nachlässt, der Wähler, vor Wahlen vergisst er'n!

     

    Man könnte als Wähler vor Wahlen sich mal informier'n

    aus eigenen Quellen, statt nur in die Glotze zu stier'n

    um sich dort mit Scheinargumenten verwirren zu lassen

    die so gut in die Scheinwelt der Reichen und Schönen passen

     

    Der Liberalismus steht da wie ein Clown ohne Socken

    das ist doch kein Grund, sich 'ne Westerwelle zu locken!

    Als hätten die Pleitenwellen dem Volk nicht genügt

    hat es prompt den Apostel der Banken zum Vize gekriegt

     

    Egal, ob von Schröder und Fischer, von Merkel und Müntern

    nach Wahlgeschenken gibts immer 'nen Tritt in den Hintern

    von Merkel und Steinmeier oder vom welligen Western

    den Schmerz, wenn er nachlässt, der Wähler, vor Wahlen vergisst er'n!

     

    Drum dürfen, wie üblich nach deutschen Reichstagswahlen

    die niederen Klassen die Abkackprämien bezahlen

    der Staat wird die Schurken an Krisengewinnen nicht hindern

    und mit Opferritualen die Taschen der Wehrlosen plündern

     

    Und Kopfgeldpauschalen und ew'ge Atomrestlaufzeiten!

    Der Wähler vergaß, sich die Pläne der Merkel zu merken

    die Wahlkampf-Dementis, die harschen sind eben verklungen

    und schon wird ihm der neueste Tritt-in-den-Arsch-Walzer g'sungen:

     

    Egal, ob von Schröder und Fischer, von Merkel und Müntern

    nach Wahlgeschenken gibts immer 'nen Tritt in den Hintern

    von Merkel und Steinmeier oder vom welligen Western

    den Schmerz, wenn er nachlässt, der Wähler, vor Wahlen vergisst er'n!

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.