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Auris cAeli

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Beiträge erstellt von Auris cAeli

  1. Spoiler

    Der alte Baum

     

    Solange wie ich denken kann, schon seit frühsten Jahren

    Steht hier ein wirklich großer Baum, ich glaub, es lohnt ihn zu bewahren

    Ich hoffe dann und wann, er überdauert alle Ewigkeiten

    Seine Geschichte glaubt man kaum, will ihn auf seinem Weg begleiten

     

    Seiner Blüten und seiner Blätter Last

    Die er hervorgetrieben

    Grenzen an ein Wunder fast

    Das sein Flüstern mir ins Ohr geschrieben

     

    Sein lindes Grün hat mich so oft erfreut

    Das mich nicht einmal der dunkle Winter reut

    Hat er mich mit frohem Glück bedacht

    Wenn er mir im Frühling mit Knospen tief ins Herz gelacht

     

    Ein sanftes Lüftchen hat er  zugetragen

    Gewagt Nektar und Pollen anzusagen

    Den vielen, vielen fleißigen Immen

    Hundert Jahre hat er's geschafft sie niemals zu verstimmen

     

    Hat sie bewogen sich im Schwarme einzuhängen

    An diesen und jenen starken Ast

    Sie ehrenvoll gehalten in ihrem Drängen

    Auf ihrer doch eher kurzen Rast

     

    Gar manches Vöglein hat einen Platz gefunden

    Um sein Liebeslied zu singen

    Um pfeifend Stund' um Stunden

    Jubilierend um seinen Schatz zu ringen

     

    Manch ein Sonnenstrahl hat sich gezeigt

    Zwischen Laub und schmalem Ast

    Manch Stern hat sich in seinem Lauf verneigt

    Nächtens verträumt abgelassen von des Tages Hast

     

    Manch Wanderer hat sich in seinem kühlen Schatten

    Ausgeruht am Wegesrand

    Manch Frau hat hier den Gatten

    Gefasst an seiner besinnlich ruhigen Hand

     

    So ist Sommer um Sommer dahin gezogen

    Manch ein Winter kam mit Schnee

    Manch ein Mensch hat sein Haupt gehoben

    Auf dass er die weißen Flöckchen auf den Zweigen seh

     

    Gepflanzt vor mehr als hundert Jahren, von sieben stolzen Mannen

    Sie erfüllt mit Hoffnung waren, als sie auf die Triebe sannen

    Haben sich die dünnen Stämmchen umeinander rund im Kreis gedreht

    Auf das der Wind um Kron´ und Stamme der sieben vereinten Bäume weht

     

    Gehegt, gepflegt und gut gegossen

    Die Stämmchen bald zum Stamme wurden, entwuchsen jeder Hand

    Viel Wasser ist seitdem in den nahen Teich geflossen

    Und der Baum der Bäume reckt seine Äste übers weite Land

     

    Die Wurzeln der sieben Bäumchen

    Schöpfen aus dunklem, schwarzem Grund

    Verhelfen dem Frühlingsgrün zu seidig weichem Fläumchen

    Und tragen die Blätterlast solange bis sie herbstlich bunt

     

    Doch bevor des Jahres Abend

    Tut seinen Willen kund

    Die Mutter schaut noch fragend

    Auf des Erzählers Mund

     

    Auf des Baumes Ast

    War des Vaters Sohn einmal zu Gast

    Der Vater erinnerte ihn daran

    Was er ihm zur Freude tuen kann:

     

    Pflanze einen Baum

    Such dir eine Frau

    Und zeuge einen Sohn

    Der Rest, der find sich schon …

     

    Vieles, das blieb ungesagt

    In des Vaters Leben

    Weshalb Vaters Sohn ganz ungefragt

    fand bald als Liebstes ein Schwesterchen daneben

     

     

     

     

     

     

    Der alte Baum 16z9.jpg

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  2. Die Sommersonne

     

    Schwarz ist die Nacht,

    finster die Stunde.

    Erst als die Sonne erwacht,

    bringt sie Licht in die Runde.

     

    Das Schwarz wird zu Blau,

    ein Streif färbt sich rot,

    aus Herz und Augen ich schau,

    sitz hier bei Kaffee und Brot.

     

    Die Vögel, sie singen,

    sie zwitschern und pfeifen,

    mit Tönen sie ringen,

    ihr werbendes Tun lässt sich unschwer begreifen.

     

    Strahlend, ja, gleißend und hell,

    als die Sonne erscheint,

    verschwinden die dunklen Farben recht schnell,

    werden zu gelbem, wärmendem Lichte vereint.

     

    Die Schatten noch lang,

    erscheint in den klaren Tautropfen im Gras,

    neben der Lerche Gesang,

    die Sonne wie im glitzernden Glas.

     

    Das Taggestirn hebt sich dann schnell hoch in den Himmel empor,

    da wirkt es bald schon heiß, stechend und klein.

    Die Kühle der Schatten sich längst schon verlor,

    in der Hitze des Tages will sie nicht länger sein.

     

    Untätigkeit breitet sich nicht nur unter uns Menschen aus,

    die flirrende Sonnenglut macht uns müde und trotzdem beschwingt.

    Die Fensterläden geschlossen, gehen wir nicht aus dem Haus,

    des Sommers Wollust hat unsere Herzen mit einem Luftzug umringt.

     

    Der Augen Sicht durch Schlieren in der Luft gebrochen,

    spiegelt die Hitze den Horizont über dem Asphalt,

    so geht es nun schon seit ein paar Wochen,

    wir sind Opfer des sonnigen Sommers Gewalt.

     

    Später am Tag, der Mittag schon ewig vorbei,

    frischt der Wind auf, eine Brise rauscht durchs beblätterte Geäst.

    Es türmen sich Wolken hoch in des blauen Himmels Einerlei,

    blitzend, donnernd wird der Boden mit ein paar Regentropfen benässt.

     

    Noch erhitzte, staubig schwere und pollenschwangere, feuchte Luft,

    umfängt uns, ja, benebelt unsere Sinne.

    Durchsetzt mit betörend süßem, sonnengelbem, rotem und blauem Blütenduft

    frischt sie auf und macht sie stumm, die Klagelaute unserer inneren Stimme.

     

    Bald danach die Sonne sich in Milde dem Horizont anschmiegt,

    ihn dann unterfängt,

    die Welt in sanfter Ruhe sich für Minuten tief ins Blaue biegt,

    ja, zur Blauen Stunde längt.

    Die Vögel heben erneut an in ihrem Gesang,

    sie loben den Abend,

    der sonnenbeschienene Mond sich leis‘ ins funkelnde Firmament hoch hängt,

    in seinem Drang,

    uns durch milde Kühle labend.

     

    Es kehrt die Nacht ein, die nicht gar so finster, mit den vielen hellen Sternen.

    Nahezu alle davon sind Sonnen, von deren Königin wir Menschen doch allzu gerne schwärmen …

    fam sun yellow 1z1 blau ZB.jpg

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  3. Der Ritter und der Seidenspinner

    (Traumreich und Metamorphose)

     

    Klappernd sitzt der Ritter auf dem Pferd

    Durch seine Rüstung gut bewehrt

    Bewegung und Blick stark eingeschränkt

    Er stürmisch schnell nach vorne drängt

     

    *****

     

    Der Seidenspinner im Gebüsche derweil frisst

    Bis er rund und dicklich ist

    Irgendwann ist er es satt

    Hängt sich von unten an ein Blatt

     

    Dann spinnt er sich gut ein

    In einen Faden, wirklich fein

    Nun braucht es etwas Zeit

    Dann ist das Wunderwerk soweit …

     

    *****

     

    Die Sonne sengt

    Es ist so heiß

    Die Zeit sich längt

    Es riecht nach Schweiß

     

    Es brütet nicht nur des Ritters Hirn

    Nass auch glänzt´s auf seiner Stirn

    Der Sinn ihm gar verroht

    Der Mensch ist eben arg bedroht

     

    Woher er kommt, was er nur will

    Man weiß es nicht, es wird gleich still …

     

    ****

     

    In der Zwischenzeit wir trügen hier

    Das versponnene Insektentier

    Sammeln seine Kokons in Massen

    Wobei die Raupentierchen dann ihr Leben lassen

     

    ****

     

    Der Ritter trabt schnell vorbei, im Schweinsgalopp

    Das Herz schlägt eilig, das Herz schlägt flott

     

    Was ist heute wohl sein Ziel ...

    Hat er doch kein leichtes Spiel

    Das Pferd vollführt ´nen Tanz

    Dann sticht er zu …, mit seiner Lanz ...

     

    *****

     

     

    Es hing im Busch noch ein Kokon, der angekratzt

    Die Natur nun mal nicht patzt …

    Die Metamorphose endet

    Sie in die Szene einen Schmetterling entsendet

     

    ****

     

    Es scheint fast, als würde unser Ritter von dem Pferd gestoßen

    Das stolpernd; mit 'nem Knall, 'nem großen

    Käme er dabei nicht um sein Leben

    Könnt´ er sich von da unten kaum erheben

     

    Fast müsst´ er Knochen richten

    Schwellungen sich in seinem Gesicht verdichten

    Manch ein Niet würd´ sich in ihn bohren

    Krachgeräusche gäb´ es in den Ohren

     

    Die Augen flattern und er gafft

    Wie kam es nur? Wer hats geschafft?

    Die Flügel scheinen ihm fast gebrochen

    Es fühlt sich geradezu wie angestochen

     

    Nehmen wir den Faden auf

    Waschen, wickeln ihn im weiteren Verlauf

    Spinnen daraus ein Häufchen Seide

    Rücken dem Ritter mit dem Webprodukt zu Leibe:

     

    Ein Ritter steht an einer Brüstung

    Ein Kokon klebt an seiner Rüstung

    Des Spinners Werk ist zum Brokat entwickelt

    Dieser Stoff hier dann als „Gedicht“ betitelt

     

    Der Traum zerplatzt …

    Die Episode endet

    Nicht mal die Seele patzt

    Uns einen geschunden Rittersmann entsendet …

     

    ***

     

    Drum merke:

     

    Wenn ein Ritter mit der Lanz

    Vollführt mit dem Pferde einen Tanz

    Kreist herum als wie im Ring

    Zielt dann auf den Schmetterling …

     

    Dann ist wohl Nacht, wir sind im Traum

    Denn bei Tage gäb´s das kaum

     

    Und:

     

    Es steht wohl auf des Messer Schneide

    Ob es das, was man am Ritter sonst beneide …

    Ritter und Seidenspinner.jpg

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