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Beiträge erstellt von Happy Handri Hippo
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Sonett an unseren Retter
Wir lebten bodenständig im Mittelmaß
Bis ein jener seinen Traum vergaß
Wir blieben unter unsrem Potenzial
Außer du, der einmal oben war
Wir lebten eingekehrt in Schädels Dunkelheit
Doch den Weg hinaus hast du uns gezeigt
Du streichst uns neu, schnitz uns aus
Und wir blicken wie Haustieren zu dir hinauf
Du im goldenen Licht, erhöre uns
Wir singen’s voller Innbrunst
Zeig uns wofür sich existieren lohnt
Du Erlöser, schenk uns deinen Blick
Lächle uns an und nimm uns mit
Zeige uns, wo deine Lüge wohnt
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Wunderbare Welt
Kommt rein, kommt rein
Ruht euch aus, bei uns seid ihr frei
Niederlande taucht bald unter
Aber Australien brennt,
Und auch Deutschland geht's gut
Weil hier keiner mehr die Nazis kennt
Und die USA wurde gespaltet
Das zeigt sich bei jeder Wahl
Immerhin der kalte Krieg ist erkaltet
Dafür habe wir jetzt nen Original
Aber wir sind frei, so frei
Kommt, wir tanzen zusammen
Wir können alles schaffen
Wenn wir nur glauben,
Dass wir ans Ziel gelangen
Ach, was für eine wunderbare Welt
Ich hoffe, dass sie euch gefällt
Aber ihr dürft nur schauen, nicht anfassen
Nicht umbauen, bitte einfach dabei belassen
Ja, was für eine wunderbare Welt
Aber hofft nicht, dass sie ihre Versprechen hält
Europa hält den Rechten die Hand
Denn jeder wartet nur gebannt
Fragt sich in welchem Land
Die Autokratie noch den Weg an die Spitze fand
Aber Billionäre bauen Raketen
Reicht ein zerstörter Planet den nicht?
Schätze der menschliche Wahn verlangt
Dass es uns auch auf nem zweiten gibt
Aber wir sind frei, so frei
Kommt, wir tanzen im Paradies
Ja, uns kann alles gelingen
Und wenn ne Armee auf Unschuldige schießt
Werden wir trotzdem weiter singen
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In Berlin
Du sagst, du lebst das Leben
Und liebst es noch dazu
Du sagst, du lebst das Leben
Doch manchmal fragst du dich wozu
Denn du bist zwar in Berlin
Doch um vier sieht man dich
In der Hotellobby allein
Vom Automaten nen Kaffee zieh'n
Du bändigst mit deinen Geschichten
Erzählst, wie es ist, wie du zu sein
Denn du glänz mit deinem Wissen
Von deinen vielen Tripps zum Berghain
Denn du bist zwar in Berlin
Doch um fünf sieht man dich
Auf dem Balkon stumm
An ner Kipper zieh'n
Du singst: Livin‘ la vida loca
Weil du dann im Fokus stehst
Und manchmal tanzt du dazu sogar
Weil es dir einfach am besten geht
Denn du bist zwar in Berlin
Doch um sechs sieht man dich
Im Rooftop-Poll schlaflos
Den Verstand verlier’n
Und obwohl du doch darüberstehst
Blickst du doch zu ihnen hinauf
Obwohl du sagst, dass du das Leben lebst
Weißt du, dass du’s nicht mal selber glaubst
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Nachts (Was man braucht)
Du schreibst dich in Ecken
Rennst gegen Wände
Und dann gibst du auf
Du willst morgens eigentlich joggen
Doch stehst du erst um zwölf Uhr auf
Dein Leben ist ein Rausch
Aus Kaffee und Nikotin
Und eigentlich willst du Schnee
Doch am liebsten Ritalin
Und nachts,
wenn du dann nicht schlafen kannst
Und nachts,
wenn du endlich denken kannst
Merkst du erst, dass du vergisst
Merkst du erst, dass du es bist
Merkst du erst, dass du all das...
... All das nicht mehr brauchst
Aber ich sage, wie es ist:
Du bist zu zynisch,
Um was zu bewegen
Du kannst dich ja selbst nicht mal
Vom Boden aufheben
Denn morgens,
Gibt es immer das letzte Mal
Und mittags, nach dem vierten letzten Mal
Merkst du es:
Du bist einfach das Letzte
Dann ertrinkst du in Prozenten
Bist schon in wenigen Momenten
Nicht mehr bei dir selbst
Weil du dir so
So viel besser gefällst
Und nachts,
wenn du dann nicht träumen kannst
Und nachts,
wenn du endlich weinen kannst
Merkst du erst, wie stumpf du bist
Merkst du erst, wie dumm es ist
Merkst du erst, dass du all das...
... All das immer noch brauchst
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Der perfekte Ort zum Küssen
Ich habe den perfekten Ort zum Küssen gefunden
Irgendwo ganz allein
Ich habe mir alles ausgemalt
In einer Nacht allein
Ich habe die perfekte Stille gefunden
Irgendwo ungebraucht
Ich habe die Worte schon gewusst
Und doch habe ich sie nicht gebraucht
Ich habe den perfekten Ort zum Küssen gefunden
So liegt er in der Nacht
Ein Moment geschaffen für zwei
Stadt zu Füßen, Sterne erhoben
Bleibe ich doch allein
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Flügellose Feder I
In der Schwärze wirst du es sehen
Die Tür, die tot und reglos
Vor mir auf dem Boden liegt
Nun schreite und schweige
Und lasse deine Blicke schweifen
Durch mich hindurch
Denn weißt du,
Wenn Spiegel nur noch der Verdopplung
Blickloser Blicke dienen
Und durch die Fenster
Nur die trübe Bedeutung
Leblos leerer Phrasen fällt
Wirst auch die begreifen
Das nicht aus jedem Häufchen Asche
Das fahl und trocken
Die Erde beschwert
Ein stolzer Phoenix
Emporsteigen muss
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Romantiker im Herz
Ich bin ein Romantiker im Herz
Ich lasse es bloß nicht scheinen
Bin weder einsam, noch allein
Spreche nur weniger, als dass ich schweige
Ich liebe die Fantasie
Ein Meister im Lebenträumen
Mit kalten Füßen und leeren Händen
Wenn sie in der Realität zerstäuben
Ich bin Stammgast im Gedankenkarussel
Ein reservierter Platz, ein Leben lang
Sätze im Kopf, Bilder vor Augen
Sage ich mir: »Irgendwann, irgendwann«
Bin zwar Romantiker im Herz
Aber wie solltest du das sehen?
Wenn schon heute, dann auch morgen
Wird die Stille zwischen uns stehen
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Salz & Kohle
Das Salz auf unseren Wangen
Malt die Bilder in Schwarz
Kristalle, die wir zum Ansehen verschenken
Ein Funkeln, das wir gemeinsam zerbrechen
Und erst dann bemerken,
Dass es unserer Sonne war
Das Beben in unserer Stimme
Zeichnet uns zuversichtlich kahl
Wörter, sorgfältig zusammengekehrt
Aufgetürmt, gehäuft, gepfercht
Krampfend, aber nickend
Zu Vergangenem verkohlt
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Unausgesprochenes Leben
Die Nacht, sie läutet
Zum letzten Mal
Die Luft, sie bringt
Den Geruch vom Surrealen
Das Routinenrad, es zerbricht
In der Leere zwischen uns
Und die Sternschnuppen
Die wir sehen
Sind nur stumme Gedanken
Die durchs Weltall segeln
Und die Erinnerungen
Die wir tragen
Sind nur kalte Steine
Die unseren Rücken biegen
Dann schauen wir uns an
Schwer und arm
Ein Leben verloren
Auf zweifelnden Irrwegen
Von Herz zu Herz
Von Zeit zu Zeit
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Frühlingstakt
Ein buntes Blumenmeer
Wiedergeboren, wiedergewonnen
Aus Tagen trüben Graus
Wiegt so schön
In jedem Atemzug
Dieser neuen Welt
Im warmen Bett aus Gras
Das lebendige Pochen der Erde
Summende Bienen, singende Vögel
Kindeslachen in der Luft
Herzensschläge
In einem Takt
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Wir gegen den Uhrzeigersinn
Falls ihr euch fragt,
Wer wir sind
Wir sind die, die auch bei Neumond
Noch ein Licht zum Anheulen finden
Die auch ohne Flamme
Noch Lagerfeuerlieder singen
Wir sind die, die auch ohne Sonnenuntergang
Dem Horizont entgegen reiten
Die auch ohne Rosen
Liebe und Zuneigung verbreiten
Und falls ihr euch wundert,
Wer wir sind
Wir sind die, die auch an glatten Wänden
Möglichkeiten zum Klettern sehen
Die erst aufhören
Gegen den Uhrzeigersinn zu gehen
Wenn die Winde des Wandels
Durch die Straßenschluchten wehen
Und falls ihr euch fragt,
Wie das geht
Wir sind die, die sich nicht mehr brechen lassen
Die dem Ganzen hier
Einen misstrauisch verächtlichen
Blick verpassen
Und es dann schulterzuckend
Hinter sich lassen
Denn wir sind die,
Die auch nach dem Aufstehen
Noch ihren Traum erkennen
Die auch ohne Lobgesänge
Für eine besser Zukunft brennen
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Warmes Herz
Mein warmes Herz
herausgerissen
Hat das Schlagen
Fast eingestellt
Es tut so weh
Dich nicht bei mir zu wissen
Und zu sehen
Wie meine Erde zerfällt
All die schönen Träume
Verblassen zu Staub
Denn du lässt
Jede Hoffnung verwehen
Wollt doch einmal nur
Liebe erleben
Gehofft dich einmal nur
Wiederzusehen
Und sie sagen:
»Lass die Jahre ins Land ziehen«
»Der Schmerz wird vergehen«
»Suche Trost bei den Sternen«
Bloß mit glasigen Augen
Kann ich den Himmel nicht sehen
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Ich will eine Welt…
Ich will eine Welt,
In der wir uns nicht gegenseitig
Den Atem rauben
In der wir zwar
An andere Götter glauben
Und uns trotzdem noch freundlich
In die Augen schauen
Ich will eine Welt
Mit weißen Bergen, grünen Bäumen
Und blauen Flüssen
Ich will eine Welt,
In der wir unsere Kinder
»Gute Nacht« küssen
Und die Gardinen nicht
Vor der Realität
Zu ziehen müssen
Ich will eine Welt
In der niemand Zwietracht säht
Ich will keinen Einheitsbrei
Nur ein Leben
In friedlicher Pluralität
Ich will eine Welt
In der jeden Morgen,
Wenn die Sonne steigt
Das Leben ohne Ängste bleibt
In der es keinen Krieg gibt,
Sondern Frieden
In der wir nicht hassen,
Sondern lieben
In der wir teilen
Und Wärme geben
Eine Welt
In der wir
Mit Lächeln leben
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Zeitentreiben
Es wird gesagt
»Alles muss einmal enden«
Und ich weiß, dass
Immer wenn etwas Neues entsteht
Dafür etwas Altes geht
Und ich weiß, dass
Unser Lebensweg
Aus vielen einzelnen
Etappen besteht
Nur will ich nicht, dass
Für uns jetzt
Eine zu Ende geht
Aber ich weiß, dass
Nichts für immer bleibt
Sondern Alles nur wie ein Schiff
An uns vorbei treibt
Kurz winken und »Hallo sagen
Kurz nach Herkunft und Namen fragen
Und dann Alles auf den Kopf drehen
Den eigenen Weg weitergehen
Vergessen oder Bewahren
Innehalten oder Weiterfahren
Am Ende ist es gleich
Weil Alles einmal enden muss
Weil auch nach uns
Das Leben weitergehen muss
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Unübersehbar anders
Findest du es nicht auch seltsam
Wie so etwas passiert
Ich meine, kannst du es verstehen
Das wir jetzt schon drei Jahre
Auf die selbe Schule gehen
Jeden Morgen an der
Gleichen Haltestelle stehen
Und uns trotzdem erst
Seit ein paar Tagen
Nicht mehr gegenseitig übersehen
Ich meine, kannst du es verstehen
Dass wir plötzlich miteinander sprechen
Als wär’s schon immer so gewesen
Dass wir Wünsche, Ängste
‒ einfach alles ‒
Aus unseren Blicken ablesen
Ich meine, ich kann nicht verstehen
Warum jetzt alles
So schön anders ist
Warum nur du plötzlich
In meinen Gedanken bist
Und warum meine Hand
Immer die deine vermisst
Und doch kann ich’s so gut verstehe
Denn ich kann
Dich und mich
Nur noch zusammen sehen
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Nachtgedanken
Manchmal, weißt du
Da starrt es aus dem Dunkeln
Raubtieraugen, die bedrohlich
Zwischen meinen Gedanken funkeln
Manchmal weißt du
Höre ich den schwarzen Atem
Als würde es nur darauf warten
Mich
In mir selbst
Zu ersticken
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Rosarote Dunkelheit
Neonlichter und Blitzgewitter
Regnen flimmernd auf mich nieder
Und jeder schreit und jeder kreischt
In unsrer rosaroten Dunkelheit
Denn Alles dreht sich
Alles endet
Doch am Ende
Da ändert sich nichts
Denn Worte fliegen,
Schießen, wandern
Zielgenau an mir vorbei
Denn aus roten Augen
Quillt die Farbe
Bis am Ende
Nur graue Blindheit bleibt
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Lyrischer Eigennutzen
Sonntagabend und
Ich bin besessen
Die Wörter zu finden
Um Gedanken und Gefühle
In Sätze zu binden
Aber nicht für dich
Nicht für Andere zum Sehen
Vor allem will ich mich
Zunächst selbst verstehen
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Schweigend spiegeln
Und wieder ist es so still
So still, als gäbe es niemanden zum Reden
Als hätten wir zwei
Kein Lächeln mehr zu geben
So stumm, als sei nichts
Heiliger als Schweigen
Wenn ich könnt‘, dann würd‘ ich…
Wenn ich wüsst‘, dann wollt‘ ich…
Zeiten drehen und Uhren schlagen
Küssen, Lachen und dich umarmen
Wieder reisen zu unsren Tagen
Und gemeinsam Träume jagen
Wenn ich würd‘, dann könnten wir…
Wieder wiegen zum Gesang
Wenn ich wollt‘, dann wüssten wir...
Wie unsre Stimme einmal klang
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(nach Juli Zeh und Ferdinand von Schirach)
“Das Leben ist ein Angebot, das man auch ablehnen kann”.
Ein Satz wie ein Brett, das man vor den Kopf gedonnert bekommt. Ein Satz der betäubt, der benommen und sprachlos macht und doch schreiend nach einer Antwort verlangt. Und trotzdem herrscht danach meist eins: Stille.
Vielleicht fällt eine Erwiderung so schwer, weil der moderne Mensch gerne dazu tendiert, den eigenen Tod aus seinen Gedanken zu verbannen, sich schnell abzulenken, sollten sie tatsächlich einmal den Pfad zu den Vorstellungen des eigenen Endes finden.
Vielleicht aber fällt eine Antwort auch nur schwer, weil der Satz einen Schwarm an Fragen freilässt, über die man zunächst in Ruhe brüten muss. Es geht nicht bloß um die Frage, ob man sein eigenes Leben beenden darf oder nicht. Man muss sich mit grundsätzlichen Fragen auseinandersetzen, die jeder Mensch gewiss verschieden beurteilen wird:
Wem gehört unser Leben?
Welche Erwartungen dürfen wir an unsere Existenz auf der Erde haben?
Wie weit reicht die menschliche Freiheit?
Eine objektive, eine allgemeingültige Antwort auf diese Fragen anzustreben wäre ebenso unmöglich wie fatal. Und dennoch muss die Gesellschaft zu diesem Satz klar Stellung beziehen. Und dennoch hat jeder einzelne von uns - unabhängig davon, wie er die oben genannten Fragen beantwortet - eine Aufgabe: Unseren Gegenüber davon zu überzeugen, dass man das Angebot des Lebens möglicherweise ablehnen kann, es aber nicht tun sollte.
Trotzdem geht es in dieser Frage nicht per se ums Recht haben. Es geht auch nicht darum, einen Kompromiss zu finden, zu dem jeder zustimmend nickt. Wir müssen verstehen, dass eine gesellschaftliche Einigkeit in manchen persönlichen Fragen eher einer Dystopie als einer Utopie gleicht. Sie würde eine Welt bedeuten, in der die Menschen ihre eigene, innerste Meinung und Überzeugung verlieren würden – und somit den größten und stärksten Teil ihrer Persönlichkeit.
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Frühjahrsputz
Ein letztes Mal
Lass ich die Erinnerung
Durch meine Hände wandern
Streife sie
Als könnte eine Berührung
Ihre vergilbten Farben sättigen
Sie vom Staub des Vergessens befreien
Ein letztes Mal
Wiegen sie in meiner Hand
Die Scherbenhaufen eines Lebens
Die Kälte an der Brust
Wenn sie in Fleisch, Blut und Gewissen schneiden
Der Schmerz
Über den ganzen Körper brennt
Und schließlich in meinen Armen
Zu unsichtbaren Schatten zerfällt
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Einsame Träne
Grau und hilflos
Licht erloschen
Liegen sie da
Trümmerhaufen der Träume
In staubige Steine zerbrochen
Dunkelheit mit schwarzen Schwüngen
Brüllende Einsamkeit
Keine Flamme, kein Licht
Kein winziges Fünkchen
Entkommt den gelben Zähnen
Nagen an zerrissenen Seelen
Zurück bleibt nur
Eine einsame Träne
Und kahle Vögel
Krächzen mit toter Stimme
All die Lieder
Vergessen in der Nacht
Durch ausgestorben Häuserschluchten
Irren leere Hüllen
Im lautlosen Leben
Nur im Wind ist es zu hören
Verzweifeltes Wispern
Von Abschiedsworten
Ein leises Schluchzen
Ein letztes Gebet
Verloren in der Ewigkeit
Und irgendwo das Wimmern
Einer einsamen Träne
Leere Blicke zum Himmel
Sternenlos und grau
Und ganz weit oben
Eine weiße Rose
Auf kalter Haut
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ZZ. 25
Ein Sturm der Stille
Aus Tränen der Fassungslosigkeit
Ein Schatten des Unmöglichen
Aus bösen Vorahnungen
Und verdrängten Wahrheiten
Nur quälend langsam
Geht die Überzeugung zu Grunde
Im beißenden Überlebenskampf
Bis man paralysiert realisiert
Dass es im uniformierten Fackelzug
Nichts mehr
Zu überleben gibt
Sag mir was bleibt,
Wenn wir vor der Heimat fliehen
Vor den Erinnerungen
An zersplittertes Glas auf hartem Asphalt
Und dem Menschengeschrei
In dieser Nacht
Werden wir es
Nie wieder vergessen?
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Das Reden der Bäume
Das Spazieren durch den Wald. Die Bäume nuscheln im Abendwind. Sie wispern etwas, unverständlich für jeden Besucher ihrer Gemeinschaft.
Und ich frage mich: Warum fühlen wir uns zu ihnen hingezogen? Wissen wir doch nicht, worüber sie hinter unserem Rücken tuscheln, in ihrer fremden Sprache.
Lästern sie über uns, über unseren Größenwahn und unserer Hochnäsigkeit mit der wir in menschlicher Selbstverständlichkeit uns jedes kleine Fleckchen dieses blauen Planeten zu eigen machen? Mit der wir einfach alles mit Asphalt überschütten und auf Pappplakaten zeigen, was aus diesem schwarzen See aus Teer einmal werden soll. Was halten die Bäume von diesem Plan? Verstehen sie überhaupt unserer Worte, wenn wir zu ihnen kommen und sagen: “Das gehört jetzt uns”?
Müssen sie überhaupt unsere Sprache sprechen, um unser wahres Selbst zu erkennen? Wiegen unsere Taten nicht schwerer als unsere Worte, sodass unser Handeln selbst über die Grenzen verschiedener Spezien verständlich ist?
Verständlich, aber nicht begreifbar.
Womöglich wenden sie angsterfüllt ihre Blicke ab, greifen nach den Ästen ihrer Kinder, wenn sie die Vibrationen unserer Schritte auf dem Waldboden schon in Kilometer Entfernung spüren. Wenn ihre Wurzeln schon das unheilbringende Beben erkennen - die Geräusche eines Monsters, eines wandelnden Albtraums. Wenn es doch kein Reden mehr ist, dass wir Menschen zu hören glauben, sondern nur ihr leises Winseln um Gnade und ein Fünkchen Vernunft.
Und vielleicht ist der “Duft” des Waldes nichts anderes ist als der Gestank des Angstschweißes der Bäume, in bitterer Erwartung an die dröhnenden Kettensägen und dem lauten Kratzen, wenn unsere Schneideblätter auf ihre Rinde treffen.
Oder sind die Bäume in ihrem Alter zu begnadeten Zynikern geworden? Aus kleinen Eicheln oder Kastanien sprossen sie und wie sie von den Ästen fielen, so regneten damals auch gleichzeitig die Raketen auf europäische Städte nieder.
Damals - nur festgehalten in schwarz-weiß Bildern und dem wachsamen Blick der Bäume.
Die Eichen, Birken und Kastanien, sie alle sind gewachsen, haben Jahre kommen und gehen gesehen, Menschen, Vögeln, Kleinstlebewesen sahen sie vorbei laufen und jetzt - jetzt sehen sie wieder aus weiter Entfernung die Bomben fallen und Hochhäuser stürzen. “Der Mensch”, werden sie sagen und ihre Baumkrone schütteln. “Der Mensch ändert sich nie”.
Und wir werden uns auch nie ändern. Weil wir zu viel glauben zu wissen, um tatsächlich etwas zu wissen. Weil wir das Rauschen der Blätter als Hintergrundmusik zwar ganz schön finden, das Singen der Vögel als beruhigend empfinden, uns aber nie darum kümmern, sie tatsächlich zu verstehen.- 1
Wunderbares Leben
in Politisches & Gesellschaftliches
Geschrieben am
Wunderbares Leben
Klimawandel und Massensterben
Politiker, die für Abschiebung werben
Und Krieg, Krieg, Krieg
Eltern, die Gräber für Kinder graben
Scheiß egal! Ich will doch nur ein geiles Leben haben
Inflation und Wirtschaftskrise
Scheiß egal, so lange ich zu den Bahamas fliege
Inversion und Coronakrise
Scheiß egal, so lange ich am Swimmingpool liege
Ja, was für ein wunderbares Leben
Haben wir doch alle
Wir können erst die Gläser haben
Und morgen geht‹s dann ab nach Malle
Und da saufen wir uns dann dumm
Ja, wir feiern die ganzen Nächte lang
Denn es wäre doch schade drum
Wenn danach noch jemand denken kann