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Eigenwert

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Beiträge erstellt von Eigenwert

  1. Vom Aufstehen

     

    Ich bin das dritte Mal an diesem Tag wach geworden.

    Meine Fenster hatten keine Jalousien,

    und draußen fuhren die Autos seit Stunden ins Nirgendwo.

     

    Es ist jetzt gut zwei Uhr mittags.

    Ich stehe auf, stöhne als wenn ich 70 wär`

    und mit Tuberkulose zu kämpfen hätte.

     

    Ich gehe ins Bad, schaue in den Spiegel.

    Versuche irgendetwas zu entdecken,

    das mich nicht anwidert und verliere.

     

    Ich setze mich auf die Toilette zum Scheißen

    und greife nach dem Buch, das mich die

    letze Woche wach hielt.

     

    Hier hat das alles immer noch Bedeutung.

    Die Bedeutungslosigkeit.

    Der Kampf.

    Das Unmögliche.

     

    Der alte Spieler mit seinen epileptischen Anfällen.

    Was für ein kranker, böser, ehrlicher Mann.

     

    Ich brauche nur die nächsten zwei Zeilen

    zu lesen und bin wieder ganz ich.

     

    Der, der mit der Faust gegen die Mauer schlägt.

    Der, der die Hölle mit Pisse gefrieren lässt.

     

    Der Unmögliche.

  2. Vom Lohn

     

    Schaut! Wie sie am ganzen Leibe zittern.

     

    Arme Poeten. Arme, zerbrechliche Poeten.

    Selbst die eigenen Ergüsse suchen Zuflucht im Erbrochenen.

     

    Lasst sie noch ein bisschen vom Leben kosten.

    Umso fadenscheiniger wird hinterher über die heiligen Ideale lamentiert.

     

    Und wenn die große Selbsbeweihräucherung dann wieder ins Rollen kommt,

    werden sich die einzig wahren Helden lachend in den Armen liegen.

     

    Wir werden uns lachend in den Armen liegen und nichts spüren.

     

    Weder das Verlangen noch die Wut.

  3. Als das freie, assoziative Schreiben mir ein Loch in die Brust schoss

     

    Ich saß eigentlich nur so da. Las Fragmente aus Schopenhauers überbordender Skepsis, fragte mich, ob ich die Maske wieder aufsetze und ihr einen neuen Anstrich verpasse. Einen dicken, unverwüstlichen Anstrich aus Rostschutzmittel, Schalldämmung und Phencyclidin.

    Ich machte mich sogleich an die Arbeit und besorgte genannte Utensilien.

    Ein leichtes Unterfangen. Selbst für einen Underdog vom Dorf, was ziemlich erschreckend ist.

     

    Nun da mein kleiner Kessel mir bereits wärmend entgegen lächelte, war es an der Zeit aufzuräumen. Also griff ich zu Zettel und Stift, schloss die Augen für einen Moment und begann die Dinge zu lösen.

    Ich musste sie an den Wurzeln packen, herausschneiden und vor allem sichtbar machen. - Unglaublich widerspenstiges Ungeziefer, das man besser nie herausgefordert hätte - Wenn man an der Oberfläche kratzt, sollte man sich im Klaren darüber sein, was auf einen zukommt. Aber genau da liegt eine der zahlreichen, menschlichen Schwächen begraben. Ich kratzte weiter, tiefer, bis die Tiere unruhig wurden und nur so aus ihrem Loch herausströmten. Es hörte nicht mehr auf. Mehr und mehr pechschwarze, kleine Wesen rieselten aus mir heraus. Der Raum füllte sich rasend schnell. Vergeblich versuchte ich der Lage Herr zu werden und trampelte wie wild über den hölzernen Boden.

    Doch das Knacken barg Unerträgliches, und

    ich fiel auf die Knie und wurde ohnmächtig.

     

    Als ich erwachte war es still. Keine Anzeichen des Szenarios waren mehr zu sehen.

    Auch das Blatt war verschwunden. Ich richtete mich auf und bemerkte eine noch nie zuvor dagewesene Kälte in meinem Brustkasten. Langsam führte ich meine rechte Hand an die Stelle des Herzens. Nichts!

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