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SOMMERGEWITTER


Wutschnaubend ergoss sich seine schlechte Laune über alles, was ihm nicht in den Kram passte.

Die Blutgefäße an seinen Schläfen traten hervor, als ob sie platzen wollten.

Einmal in Rage geraten, war er kaum noch zu bremsen.

Dafür war er bekannt; Mein Chef in seinem Element!

Seine cholerischen Anfälle waren an der Tagesordnung. Nichts Außergewöhnliches also.

Doch diesmal war alles anders!

Kalter Schweiß perlte von meiner Stirn, während seine verbalen Attacken auf mich einschlugen.

Meist hatte ich die Ruhe weg und dachte mir nicht viel bei seinen Wutausbrüchen.

Gingen sie doch ebenso schnell vorüber, wie sie kamen.

Diesmal aber fiel der berühmte letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Viel zu lange hatte ich schon stillgehalten.

Früher, als sein Vater noch das Sagen hatte, gab es nur wenig Probleme.

Wenn´s einmal Anlass zur Kritik gab, dann aber sachlich!

Seit jedoch er das Zepter in der Hand hielt, blies ein rauer, kalter Wind.

Ständig gab es was zu meckern. Bei jeder Kleinigkeit sah er rot und schlug mit Worten um sich.

Egal, mit wem er es zu tun hatte!

Mein Puls begann zu rasen. Jede Faser meiner Muskeln war gespannt, wie die Saiten einer Gitarre.

Während er sich weiter auskotzte, stellte ich mir vor, wie ich ihm mit einem Fausthieb das Maul stopfe.

Ein Donnerschlag und er würde verstummen!

Ich hatte alle Mühe mich selbst zu kontrollieren.

Mein Körper begann zu zittern; aus allen Poren drang der Schweiß.

Ich kochte innerlich und war kurz vorm Explodieren.

Plötzlich quoll es lautstark aus mir heraus:

„Fahr zur Hölle, du verdammtes Arschloch!“

Für wenige Sekunden herrschte Totenstille.

Mein Chef war sprachlos.

Seine Augen waren weit aufgerissen; sein Mund stand offen. Nur ein kurzes, leises Japsen war zu hören.

Auch ich war überrascht; so kannte ich mich nicht. Ich hatte die Beherrschung verloren.

Und doch war ich froh ihm keine geballert zu haben!

Sein Gesicht lief bläulich an; aus seinem Mundwinkel floss Speichel.

Er griff an seine linke Brustseite und sackte in sich zusammen.

„Herzinfarkt“ - schoss es mir durch den Kopf.

Ich beugte mich über ihn, in der Absicht zu helfen.

Sein Gesicht war schmerzverzerrt.

Eine blaurote Fratze mit weit offenem Mund, der mit aller Kraft die Worte formte: „Du bist gefeuert!“

Dann ging ein kurzes Zucken durch seinen Körper und er lag tot in seinen Fäkalien.

Nicht zu fassen!

Einmal kräftig ins Horn geblasen und schon kratzte dieser Spinner ab.

Wie von einem Blitz getroffen!

Was für ein merkwürdiger Tag.

Aber was soll ich sagen?

Es war Sommer und über mir strahlte der Himmel!

 

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