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Ich bin auf der Welt zu allein - Rainer Maria Rilke 1899


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Ich bin auf der Welt zu allein und doch nicht allein genug

um jede Stunde zu weihn.

Ich bin auf der Welt zu gering und doch nicht klein genug

um vor dir zu sein wie ein Ding,

dunkel und klug.

 

Ich will meinen Willen und will meinen Willen begleiten

die Wege zur Tat;

und will in stillen, irgendwie zögernden Zeiten,

wenn etwas naht,

unter den Wissenden sein

oder allein.

 

Ich will dich immer spiegeln in ganzer Gestalt,

und will niemals blind sein oder zu alt

um dein schweres schwankendes Bild zu halten.

Ich will mich entfalten.

 

Nirgends will ich gebogen bleiben,

denn dort bin ich gelogen, wo ich gebogen bin.

 

Und ich will meinen Sinn

wahr vor dir. Ich will mich beschreiben

wie ein Bild das ich sah,

lange und nah,

wie ein Wort, das ich begriff,

wie meinen täglichen Krug,

wie meiner Mutter Gesicht,

wie ein Schiff,

das mich trug

 

durch den tödlichsten Sturm.

 

(1899)

Bild: Uschi R.

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