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Beiträge erstellt von Ruedi
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Der junge Gott fällt von seinem Kreuz wie ein welkes Blatt.
Die Unsterblichen liegen unendlich lange auf dem Totenbett.
Der immerwache Engel findet nachts keinen Schlaf mehr.
Der düstere Denker beginnt unter Schmerzen zu grinsen.
Es ist mal wieder alles richtig und alles verkehrt.
Alles richtig, doch ich find' mich nicht mehr.
Der besoffene Vampir torkelt im Mittagssonnenschein zu seinem Sarg.
Kennedys Geist knutscht mit Marilyn vor den Kameras der Welt.
Romeo und Julia lassen sich nach zwanzig Jahren scheiden.
Geschwängert vom Heiligen Geist erlaubt der Papst endlich die Pille.
Es ist mal wieder alles richtig und alles verkehrt.
Alles richtig; verdammt, wie komm' ich hierher?
Die Menschheit findet Gott und erblickt eine schwarze Frau.
Die Einschaltquoten sinken bei der Livesendung vom Ende der Welt.
Israelische Nazis erreichen die Seligsprechung Himmlers.
Der Tod beugt sich dem Vatikan und scheidet keine Ehen mehr.
Es ist mal wieder alles richtig und alles verkehrt.
Alles richtig, aber sag mir, wo find' ich dich hier?
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Hallo Anonyma,
vielen Dank für diese hübschen und komischen Betrachtungen. ich habe mich sehr amüsiert - wenn ich auch anders gestrickt bin.
Ich hoffe für dich, dass Du nicht wirklich ein Mensch bist, der immer mit der Gegenwart unzufrieden ist.
Jedenfalls hast Du dich hier sehr feinsinnig auf die Schippe genommen.
Schöne Grüße aus Franken!
ich hoffe, da kommt noch mehr.
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Ich sah sie heute wieder
mit ihrem neuen Freund.
Mir fuhr nichts in die Glieder,
ich hab' auch nicht geweint.
Auch nicht nach innen, so wie sonst,
da war nur lächelndes Interesse.
Er hat zwei Augen und 'nen Pferdeschwanz
und sah so lieb aus, als könnt' er 'ne Messe
als Ministrant begleiten. Ich nehme an,
er ist ein ganz patenter Kerl,
und daß da zwischen ihr und ihm etwas begann
ist schön für sie und ganz normal.
Mir wurde dabei auch nichts klar.
Es war so völlig nebensächlich.
Es war nicht schlimm, nicht wunderbar,
ich fand ihn bloß ein bißchen häßlich.
Doch das ist nur mein dummer Hochmut,
ich bin ja auch nicht David Copperfield.
Ich bin froh, daß er ihr gut tut -
was sonst noch sei, davon hab' ich kein Bild.
Was sitz ich also hier und schreibe,
wenn es mich so ganz und gar nicht betrifft?
Was schert es mich, was ich hier treibe?
Mir wird's nur leichter, wenn sie mich vergisst.
Es ist halt einmal mehr, daß ich
seh'n muss, daß nichts unvergänglich ist.
Ich staune, denn ich weiß wie krass sich
ihr Schmerz erhob, als ich sie verließ.
Heut war es so normal und friedlich,
daß ich's noch kaum glauben kann.
Sogar die Liebe, sei sie noch so lieblich
stirbt dir manchmal unter der Hand.
Ich denke nur, es hätte etwas bleiben sollen,
das über Bilder und Briefe hinaus weiterbesteht.
Ich täuschte mich, wir spielen uns're Rollen
wie jeder und wissen nicht, wie weit es uns noch zieht.
Ich schreibe Platitüden über das Normale
und kann nicht aufhör'n mich zu wundern.
Das Selbstverständliche ist so brutal.
Das Wunder ist, daß wir uns nicht verbunkern.
(Dezember 1993)
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In ruhigen, weißverschneiten Straßen,
gedämpft im Schall, in milder Kälte
such' ich, was ich hier einst vergaß
und weiß nicht, ob ich's finden werde.
Der feine Schnee klickt leise,
wenn er auf meinen Mantel trifft.
Man hört es nur, wenn man die Reise
unterbricht und einhält im Schritt.
Die Häuser liegen meist schon dunkel.
Nur aus wenigen Fenstern fällt Licht.
In einigen Gärten sieht man Kerzen funkeln,
auf Bäumen. Der Schnee fällt jetzt dicht.
Die Luft ist rein und sanft die Nacht.
Die Straße hier schläft wohl schon.
Die Menschen haben den Tag vollbracht -
erster Advent. Sie wollen jetzt ruh'n.
Hinter mir bleiben die dunklen Spuren
meines Spaziergangs noch eine Weile zurück.
So wie Hunderte kleiner Uhren
messen sie ab, wie lang ich wo blieb.
Das Leuchten der schlafenden Stadt scheint
von über den Laternen wider.
Die Wolken hängen heute tief, man meint
sie ließen sich gerne hier nieder.
Ich gehe langsam und in der Stille
hör' ich meine Schritte leise knirschen.
Ich bin dankbar und genieße die Idylle.
Es ist gut im Schnee, allein mit meinen Wünschen.
Im weißen Nebel meines Atems sehe ich
auf einmal ein Bild, das man nur hier
und nur mit dem Herz erblickt und ich
sag' "Hallo! Ich sehne mich nach dir."
Ich machte mich auf in Schnee und Nacht,
um etwas zu finden und wußte nicht was.
Ich seh', ich habe die Suche erst vollbracht,
als ich zuließ, daß du mich gefunden hast.
Der Schnee rieselt weiter, die Nacht dauert an.
Ich kenne dich, aber fand dich noch nicht.
Ich zieh' meine Spuren und was ich gewann
nehm' ich mit mir: Aus Hoffnung ein Licht.
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@Nils und Walther
Vielen Dank für das freundliche Willkommen. Und Nils Dank für die netten Worte über das andere Gedicht "Abends".
"Zu Beginn" habe ich geschrieben kurz nachdem ich meine heutige Frau kennengelernt habe.
"Abends" muss kurz vorher entstanden sein...... ;-)
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In schleichenden Gedanken
noch kaum verstrichen
noch nicht schal
sitz ich bei mir
wie viele Mal
Ich hab getrunken
ein bisschen genug
und gedacht
Ich sitze bei mir
und hab gelacht.
Ich bin schon müde
etwas erschöpft
Mir träumte vom Nichts
So sitze ich hier
in künstlichem Licht
Ich geh meine Wege
in mir ohne dich
Ich säß gern mit dir
jetzt hier bei mir
und säh dein Gesicht
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fassungslos
wieder unschuldig
eingewilligt
überwältigt zu sein
unzurechnungsfähig
aber nicht dumm
ganz geborgen
mutig geworden
im richtigen Moment
wieder stumm
vor Freude
Vorfreude
endlich
am Anfang
Weg
in Liebe & Freundschaft
Geschrieben
Hallo Janeida,
ich habe deinen Gedankenfluss gelesen, fand den Anfang auch spannend und interessant. Aber ab der Zeile "Ob der Durchschnitt der Stunden,..." habe ich den Faden verloren (bin ich nicht mehr mitgekommen). Und auch mehrfaches Lesen brachte ihn nicht zurück.
Schade eigentlich. Ich war wirklich gespannt, wie die Geschichte verlief.
Liebe Grüße aus Franken
Ruedi