Zum Inhalt springen

Bino

Autor
  • Gesamte Inhalte

    40
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Beiträge erstellt von Bino

  1. „Trink den Whisky!“, sprach ich leise,

    als ich flüchtend vor Gedanken,

    die sich fast ums Herz mir rankten,

    durch die leeren Flure schritt.

    Schritt um Schritt in arger Weise

    Mit gespenstisch schwachem Druck,

    Wie auf vorbestimmter Reise,

    Näher kommend, Schluck um Schluck,

    Folgen sie auf Schritt und Tritt.

     

    Schneller gehend, doch im Kreise,

    Sucht ich fiebrig eine Pforte,

    Die mich lotst aus diesem Orte,

    Doch kein Weg führt mehr zurück.

    Finger der Gedankengreise

    Stochern blutig in den Wunden.

    Meine Lider fallen leise,

    Ich versinke sacht für Stunden

    In des warmen Traumes Glück.

     

    ********

     

    Eine ernste alte Dame,

    Zugeknöpft im hohen Kleide,

    Schimmernd schwarz, wie edle Seide

    Weist den Weg mir in ein Haus.

    An der Holztür steht mein Name

    Dabei war ich hier noch nie.

    Hastig packt sie meine Arme,

    Dass ich nie mehr von hier flieh’.

     

    Und sie drängt mich in das Haus.

     

    Eine Jungfrau, fünfzehn Jahre,

    Lange, leuchtend blonde Haare,

    Nackt, gefesselt auf dem Tisch.

    In der kleinen dunklen Kammer,

    Die das Herz des Hauses ist.

     

    Blankes Entsetzen und furchtbare Pein!

    Stierend mein Blick über Bilder voll Jammer.

    Schreckliches Seufzen durch Mark und durch Bein

    Dringt an mein Ohr aus der blutroten Kammer.

     

    „Schau nur hin!“, sagt mir die Dame

    Und im gleichen Augenblicke

    Prüft ein Mann die groben Stricke,

    An des Mädchens zarten Hände.

     

    Narben zieren seine Arme.

    Ständig flucht er: „Dumme Schlampe!“

    Unter seiner fetten Wampe

    Steht sein feuerroter Ständer

     

    Lüstern und schäumend vor Wut und Begehr

    Beugt er sich gierig hinab auf die Schöne.

    Stößt in sie rein, ja er raubt ihr die Ehr’,

    Dass sie sein fettiges Antlitz ihm kröne.

     

    Wirr, mit aufgerissnen Augen

    Sehe ich ihn triebhaft saugen

    Speichelnd an der weißen Brust

    Von dem ohnmächtigen Mädchen,

    Das von allem nichts gewusst.

     

    Langsam, fast schwebend bewegt sich die Frau

    Weinend, verdammt zwischen blutroten Wänden

    Küsst von den Lippen des Kindes das Blau,

    Und tötet es zärtlich mit ruhigen Händen.

     

    ********

     

    Liebe - hohes Heiligtum

    Junges Mädchen - feste Mauer

    Doch zu Gast bei Zorn und Trauer

    Fickt man dich und bringt dich um.

  2. Moin zusammen,

     

    Doch, ich will!

    Zum Inhalt:

    Mosaike eines Schicksals

    fügen sich

    nach und nach

    ergeben ein Leben

    Bisher war es ja oft so, dass in Texten das Leben als ein Mosaik, das sich aus Teilchen verschiedener Erfahrungen zusammensetzt, dargesellt wird. Du gehst einen Schritt weiter und behauptest, dass ein Schicksal selbst ein Mosaik ist, das Leben also aus vielen Mosaiken besteht. Interessanter Ansatz.

     

    Kleine Stücke

    Kindheit wächst

    Eins sein

    Zwei werden

    Hier wird klar, worum es im ersten Teil geht. Ums Erwachsenwerden. Die Kindheit bildet also das erste Mosaik im Leben. "Eins sein / zwei werden" - verstehe ich nicht so recht. Geht es um die erste Liebe, oder um die Zweifel an sich selbst, wie sie bei der Pubertät auftreten?

     

     

    Stein für Stein

    Leben bilden

    scheint perfekt

    und stark

    Warum wiederholst du hier, dass die Steine ein Mosaik, das Leben, bilden? Steht doch schon in der ersten Strophe.

    Wenn ich ein Mosaik betrachte, denke ich eher nicht an "stark". Ein Mosaik ist für mich etwas filigranes. Ich glaube, hier solltest du ein anderes Wort finden, dass die Wirkung besser beschreibt.

     

    Zerbrechlich ists

    vergänglich und zart

    ein ganzes nur

    ergibt ein Bild

     

    Hier beschreibst du das Leben als zerbrechlich, vergänglich usw. Dem stimme ich mal zu.

    Interessant sind die letzten Verse. Da steckt viel Wahrheit drin. Es sind nicht nur die schlechten oder guten Erfahrungen, die uns prägen. Es ist einfach alles, selbst beiläufige Dinge, die manchmal einen Stein setzen können.

     

    Zur Form kann ich jetzt nicht so viel sagen, da ich mich mit freien Verse nicht so gut auskenne. Aber es hat sich ganz anständig gelesen.

     

    Alles in allem finde ich das Gedicht ganz gut. Man könnte sicher hier und da noch etwas verdichten, aber ich habs gerne gelesen und kommentiert.

     

    LG,

    Bino.

  3. Moin,

     

    also erstmal musst du dich auf ein Metrum festlegen.

    Am Anfang sind wohl Jambus oder Trochäus die beste Wahl.

    Zum Jambus:

    Die erste Silbe ist unbetont, dann kommt eine betonte, dann wieder unbetont etc.

    z.B.: "Gedicht" ist auf der auf der zweiten Silbe betont

    Ein jambischer Vers könnte zum Beispiel sein:

    "Gedichte sind so wunderschön"

    "Man tut sie immer gerne sehn" :roll:

     

    Beim Trochäus ist es umgekehrt, der beginnt betont und wechselt dann ab:

     

    "Stille Wasser sind so tief"

    "Nebendran ein Häschen schlief" - noch ein Granatenvers :roll:

     

    Du musst die Verse total ohne Betonung vor dich her plappern und wenn es richtig schön leiert, ist es am besten.

     

    Als Reim würde ich den Kreuzreim empfehlen, weil er meines Erachtens nach eine neutrale Wirkung hat und den Lesefluss nicht beschleunigt oder hemmt.

    Ausserdem finde ich ihn am einfachsten zu bilden.

     

    Die erste Strophe könnte dann so aussehen:

     

    "Lass uns gemeinsam lachen

    Und immer uns beschützen

    Bei all den schweren Sachen

    Woll'n wir uns unterstützen."

     

    So müsstest du das gesamte Gedicht durchziehen.

     

    Das ist trotzdem noch soweit weg von einem guten Gedicht, wie die Erde von der Sonne.

    Warum? Zum einen wegen der Wortwahl und den Wiederholungen. Zum anderen: Es fehlen jegliche stilistischen Mittel, die man als Dichter so zur Verfügung hat. Die kann ich jetzt unmöglich alle erklären, am besten guckst du mal bei Wikipedia, was eine Metapher ist. Unter "siehe auch:" kommst du dann zu Analogien sowie anderen Stilmitteln.

    Um den Einsatz der Stilmittel zu lernen, hilft am besten, wie knigg3 schon sagt, andere Gedichte lesen und analysieren.

    Und Geduld wirst du auch brauchen, sonst wirst du viel Geld ausgeben, für zertrümmerte Tastaturen, Stifte, Füller, womit auch immer du schreibst.

     

     

    LG,

    Bino.

  4. Bist du die Eine, nach der ich mich sehne?

    Geschaffen aus der wilden Meere Schäume,

    Dringst unaufhaltsam du in meine Träume.

    Bestellst das Feld, legst Saat für neue Pläne.

     

    Gerade noch auf unbestimmter Suche,

    War ich verloren in des Schicksals Zwängen.

    Mein nächtelanges zweifelhaftes Drängen

    Blieb unerfüllt und eingehüllt im Tuche.

     

    Doch meine Wünsche sind nur leises Läuten,

    Die mir den Weg zu deinem Herzen deuten.

    Denn wer weiß schon, wie sich das Schicksal windet.

     

    Ein argwöhnischer Geist umschwirrt den Glauben.

    Vielleicht zu hoch - der Liebe süße Trauben?

    Vielleicht ist’s Freundschaft nur, die uns verbindet?

     

     

    -2008

     

    ----

    So, das ist mein erster Versuch an einem Sonett, aus dem gleich ein Kranz über die Geburt, das Leben und den Tod einer Liebe geworden ist. Der Sonettenkranz ist schon fertiggestellt und ich werde die folgenden 13+1 Sonette nacheinander posten. Über Kritik und Anregungen, gerade zu Metrik, Rhythmus und Reimen, würde ich mehr sehr freuen, da ich, wie gesagt, noch Anfänger bin.

     

    LG,

    Bino.

  5. Danke für euer Lob.

     

    Dass (manche?) Menschen nicht mit der Liebe umgehen können, habe ich ja gerade versucht, durch das Bild des Felsens darzustellen. (Geistig) schwerfällig und unfähig sich der Liebe zu stellen, erst recht, sie fest zu halten.

     

    LG, Bino.

  6. O, danke.

     

    Die Hoffnung sollte in der letzten Strophe zum Ausdruck kommen. Der See, oder die Zeit, fängt das Wasser, oder die weniger schönen Seiten der Liebe, ab und trägt es zum Ufer. Wobei die Wellen kleiner werden....Die Zeit heilt alle Wunden...wers denn glaubt :roll:

  7. Das verirrte Bäumchen

     

     

    Glutrote Blättchen die schüchtern schweigen

     

    Baumeln an zarten kindlichen Zweigen

     

    Eingekerkert von graugrünen Bäumen

     

    Die neidäugig deine Sphäre säumen

     

    Treibst du in deinen tauigen Träumen

     

    Und ich versinke sacht in dem Reigen

     

     

     

    Ich höre das Laubwerk fiebrig schwatzen

     

    Pläne schmiedend hinter grünen Fratzen

     

    Grabschen nach dir ihre Knochenhände

     

    Wähnend, dass weinend ein Loch entstände

     

    All das sehe ich am Wochenende

     

    Und mittendrin kauern bunte Katzen

     

     

     

    Zwischen uns windet sich kühl der Kanal

     

    Grünes Laub in Agonie treibt so fahl

     

    Ich ziehe weiter auf meiner Suche

     

    Verblasst du auch unter dunklem Tuche

     

    In meinem Herz du blutrote Buche

     

    Setzt du ein flammendes leuchtend Fanal

     

     

    - Juni 08

     

    ----

    Edit: Wer mir beibringt, wie man sich vernünftige Titel für Gedichte ausdenkt, darf einmal von meiner Pizza beißen...

  8. Der Kranke

     

    Fleckig schwarz ist seine Haut

    Hier und da vom Alter Risse.

    Immer wenn der Morgen graut

    Liegt er in der eignen Pisse.

     

    Windet sich in seiner Scheiße

    Bis die Schwester macht ihn rein.

    Doch am nächsten Morgen, weiß sie,

    Wird er wieder schmutzig sein.

     

    Zäpfchen ins A.rschloch, Pille ins Maul

    Nein, die Schwester ist nicht faul.

    Mit ein bisschen Glück und Streben

    Wird der Kranke überleben.

    Wenigstens zur nächsten Schicht,

    Wenn der neue Tag anbricht.

     

    Ja, sie ist für alle da

    Unsere Schwester Angela.

     

    -Juni 08

    wtf? hier gibts nen Wortfilter? hock:

  9. Wasserfälle

     

     

    Lärmend stürzend in den Abgrund

    Reißt es mit Geröll und Stein

    Reibt die Haut des Felsens blutwund

    Wasser - wütend, klar und rein

     

     

    Es ergießt sich unter Tosen

    In den kleinen blauen See

    Auf ihm liegen Wasserrosen

    Und die Gischt schäumt weiß wie Schnee

     

     

    Oh, die wilden Wassermassen

    Schlagen feurig Wellen auf

    Und der Felsen kann nicht fassen

    Diesen rasend Flutenlauf

     

     

    Doch der gute See, der warme

    Fängt den Schwall mit seinem Leib

    Nimmt das Wasser in die Arme

    Bis es sanft ans Ufer treibt.

     

    -Juni 08

     

    Liebeskummer suckt hart. :roll:

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.