Malik Al-Maut
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Beiträge erstellt von Malik Al-Maut
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Spaziergang durch die Unterwelt
Du glaubst zu wissen,
Was Angst ist?
Dich quält dein Gewissen,
Weil du böse bist?
Du bist von etwas zerbissen,
Das dich innerlich frisst?
Dann eile doch herbei!
Meine Seele hat heute nur
Geöffnet ihr Tor
Der Eintritt ist frei.
Eine Einschränkung gibt es,
Dafür bitt ich um Verständnis:
Kinder dürfen nicht herein,
Achtzehn muss man sein.
Zwölf an der Zahl?
Mit mir dreizehn?
Noch habt ihr die Wahl
Nach Haus zu gehen…
Nein? Dann mir nach
Doch macht keinen Krach,
wir wollen ja nicht,
dass das Untier ausbricht.
Wie denn; welches Tier?
Das hatt ich nicht genannt?
So wartet, seid gespannt;
Es wohnt tief in mir
Seine Ketten zu brechen,
Blut mit Blut zu vergelten
Und sich grausam zu rächen,
Das schafft es nur selten
Doch genug geplaudert
Es freut mich zu sehen,
Dass es euch schaudert,
Nun lasst uns gehen!
Raum 1: Angst
Sagt mir, was ängstigt euch?
Spinnen, enge räume, die Not?
Ein undefinierbares Geräusch?
Versagen, Schmerz, der Tod?
Lasst eure blicke schweifen;
Kommt schon, traut euch nur,
Denn hier könnt ihr begreifen
Der wahren Angst Natur!
Raum 2: Boshaftigkeit
Was habt ihr böses getan,
Dass man euch verachten kann?
Gelogen und gestohlen etwa?
Jemanden verprügelt sogar?
Ich hoffe ihr seid bereit
Zu sehn, wenn ihr wagt,
Was wahre Boshaftigkeit
Anzurichten vermag.
Raum 3: Schmerz
Ihr glaubt Schmerzen zu kennen?
Von Kratzern, Schnitten, Prellungen?
Dieser Raum gibt eine Vorstellung,
Wie tief wahre schmerzen brennen.
Raum 4: Verlust
Verluste treffen wohl jeden
Und mancher, würd ich denken,
kann hier zweifelsohne mitreden
Jedem wird ich mein Ohr schenken
Diese Verse sollen also den Beginn einer Art Rahmenhandlung darstellen, zu jedem Raum werden noch eigenständige Gedichte erscheinen. Diese entbehren dann jeglicher Ironie.
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John oder Selbstverständlich
Keiner wusste so recht, woher John gekommen war, oder seit wann er überhaupt schon an der Ladenpassage saß, die ich jeden Morgen auf dem Weg zu meiner Arbeit betrat, geschweige denn wie alt John sein mochte. Er bettelte nicht. Keiner wusste, warum er dort saß, nicht einmal seinen Namen kannte man; deswegen nannte ich ihn einfach John. Er saß friedlich da, lächelte jedem, der vorbei kam, mit einer Freundlichkeit zu, die ihn ganz und gar zu erfüllen schien; das tat er, wenn ich morgens zur Arbeit kam ebenso, wenn ich sie abends wieder verließ.
John musste jenseits der sechzig sein; durch sein braungebranntes Gesicht zogen sich tiefe, jedoch elegant Falten, seine buschigen silbrig leuchtenden Augenbrauen ließen den Blick seiner tiefen blauen Augen noch stechender wirken, jedoch nicht unangenehm bohrend. Unter einem ledernen Hut, der so alt wie John selbst zu sein schien, quollen schlohweiße, lange Haare hervor und fielen über seine breiten Schultern. Den Stuhl, von dem ich ihn sich noch nie erheben hatte sehen, musste er sich selbst dorthin mitgebracht haben, wo er nun dem Anschein nach Tag und Nacht wachte.
John trank nicht, wollte kein Geld, er machte keinen Lärm und verhielt sich auch sonst so unauffällig, dass der Sicherheitsdienst sich nie Gedanken um ihn gemacht hatte; er war gleichsam schon ein Teil des Einkaufszentrums geworden und doch wurde er mit der gleichen Hartnäckigkeit ignoriert, mit der er jeden einzelnen Angestellten und Kunden begrüßte, der ihn passierte. John war so selbstverständlich, wie seinem Chef ein ‚Guten Morgen’ zu heucheln.
Eines morgens nun, als mir mein Chef bereits den gesamten Tag verdorben hatte, indem er mir auftrug, die Kartei unserer Klienten neu zu ordnen, bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte. Nicht etwa, dass ein Jurist, der sein Studium mit Auszeichnung bestanden hatte, die Arbeit eines Tippfräuleins übernahm und auch nicht, dass mein hoch geschätzter Arbeitgeber mit seinem aufgequollenen Gesicht und dem neuen Haarschnitt vielmehr wie ein Ochsenfrosch mit Pilzbewuchs aussah; nein! Ich lief an meinem Chef vorbei, der gerade zu einer Ausführung über ein gepflegtes Erscheinungsbild ausholen wollte und beschleunigte meinen Schritt auf dem Weg zu Haupteingang. Schon von weitem konnte ich erkennen, dass Johns angestammter Platz leer war und bog noch vor der großen Glasdrehtür in den Tabakwarenladen ein, da ich mich zu erinnern glaubte, dass John geraucht hatte.
„Wo ist denn John?“ platzte ich atemlos heraus und deutete nur auf meine Zigarettenmarke. Der Verkäufer reichte sie mir „Wer bitte?“ „Na unser Ehrenportier! Von draußen!“ Verunsichert beäugte mich der Mann hinter der Theke „Was? Der Penner? Keine Ahnung! Dreineunzig macht das!“, presste er hervor. Ich bezahlte und verließ das Geschäft.
Niemand war in der Lage, mir zu sagen, wohin John verschwunden sein sollte; so mancher wollte ihn noch nie bemerkt haben und wer ihn kannte, interessierte sich nicht dafür, wohin der ‚Alte’ oder ‚Penner’, wie sie ihn unwirsch betitelten, verschwunden sein mochte.
Nur sein Stuhl und wie ich beim Näherkommen erkannte, auch sein Hut, der noch darauf lag, zeugten davon, dass er real gewesen sein musste und ich ließ mich darauf nieder, wobei ich mir seinen Hut, der bei näherer Betrachtung aus feinem Kaninchenleder gearbeitet war, aufsetzte und mir eine Zigarette ansteckte. Vor mich hin dösend traf mich blitzartig die Erkenntnis, dass John vermutlich der einzige Mensch gewesen war, der mich aufrichtig und von ganzem Herzen freundlich gegrüßt hatte. Und ich habe das für selbstverständlich gehalten.
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Zumindest in der griechischen Mythologie verlangt Charon diese Münzen, um die toten über den Styx zu bringen. Diese wurden den Toten ins Grab mitgegeben (auf die Augen gelegt)
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Albtraum
Schatten formen meine Gestalt
Und im Licht verblasse ich
Wenn die Sonne Wärme malt
Doch nachts da hetz ich dich
Ich bin wo es dunkel ist;
Dunkel ist’s wo ich bin
Während Angst dich zerfrisst
Treib sie mich zu dir hin
Geschaffen aus dem Abgrund
Deiner blinden Zuversicht,
Der lüge aus deinem Mund
Stell ich dich vor mein Gericht
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Der Fährmann
Der Bug zerschneidet die Wogen
Tiefschwarz schäumt die Gischt
Während die Sonne erlischt
Mich hat noch keiner betrogen
Der schwarze Mast stöhnt
Als der Sturm dagegen drückt
Kein Weg führt nun zurück
Mir hat doch jeder gelöhnt
Mein Schiff überquert unversehrt
Den reißenden Strom
Und wie zum Hohn
Ist dein Leben nichts mehr wert.
Seist du Arm oder Reich
Vor mir sind alle gleich
Zwei Münzen bekomm ich von dir
Oder lass dich auf Ewig hier
Wo die Welten sich scheiden
Mit nichts als deinen Leiden
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Gottgegeben
Einst zog ein Jüngling aus
Ein Held zu werden sein Ziel
Zu finden, wo der Drache haust
Erschien ihm wie ein Kinderspiel
Sein Weib verließ er wohlbehütet
Schwer bewaffnet für die Jagd
zog er dahin los, wo wie man sagt
Ein solch grausig Scheusal wütet
Zwar war das Schwert geschliffen,
Er jedoch, von Sorge ergriffen
Wandte sich im Stillen an den Herrn:
„Schütze mein Weib, Hab und Gut;
Schenke mir die Kraft und den Mut,
Siegreich wieder heimzukehren.“
So verging so manches Jahr,
Indes ergraute sein Haar
Und täglich betete er:
„Vater, allmächtiger Herr,
Sorge für mein Weib
wie für deinen eigen Leib,
So wie ich es immer tat.
Meiner Reise Ende naht!“
Sieglos, verbittert kehrt er Heim,
Will nur bei seinem Weibe sein
Doch bestürzt muss er nun sehn,
Was indes Daheim geschehn:
Nach ganz freier Interpretation
Schenkte der Herr voller Hohn
Seiner Frau einen Sohn.
Das Spiel
in Melancholisches, Düsteres, Trauriges
Geschrieben am
Das Spiel
Einem Beutetier gleich
Drückst du mich
Ganz fest an dich
Und beißt in mein Fleisch
Im Rücken meine Krallen
Du erschauerst
Lässt dich fallen
Ob du es bereits bedauerst?
Wir löschen das Licht
Doch wahrscheinlich
Denkst du gar nicht
In meinem Arm an mich
Wie vergänglich
die Nacht
So verfänglich
was sie entfacht
Es tut dir leid
Sagst du
Warst nicht bereit
Gibst du zu
Unzulänglich bisher
Unsere Freundschaft
Dennoch für mehr
Fehlt dir die Kraft
Du fürchtest dich
Bist besorgt um mich
Für ein solches Spiel
bedeut ich dir zu viel
Ich schau in dein Gesicht
Was haben wir gewonnen?
Was ist uns entronnen?
War es recht?
War es schlecht?
Ich denke nicht