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Don Quichote

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Beiträge erstellt von Don Quichote

  1. in momenten der stille

    sehne ich mich nach Deinem

    schatten

    leise wärmte er meinen

    zerklüfteten mantel

    und warf mir zum abschied

    ein lächeln zu

     

    in momenten der einsamkeit

    sehne ich mich nach Deinem

    lachen

    laut streichelte es meine

    gerunzelte stirn

    und glättete stets freundlich

    meine sorgen

     

    in momenten der angst

    sehne ich mich nach Deinem

    blick

    sanft ruhte er an meiner

    schulter und grub

    sich heiter

    in meine adern

     

    doch Du bist fort

    und ich noch hier

  2. Stehen wir nicht alle immer wieder aufs Neue vor diesen Anstrengungen und Herausforderungen

    des modernen Lebens. Immer soll alles perfekt sein,die berufliche Karriere,die Liebe,der Sex usw.

    Alles ist blitzblankgeputzt,damit wir leichter hineingleiten können in diese Scheinwelt.

    Doch insgeheim verzweifeln wir an dieser Kontrolle und träumen von einer anderen Welt,

    in der wir offener miteinander umgehen könnten.

    Wir blinzeln eben nur heimlich,weil wir Angst vor dieser Offenheit haben.

    Wir sehen die Welt eben manchmal nur mit Glasaugen anstatt mit dem Herzen.

    Daher mein Appell:

    Laßt uns den Spiegel unserer Seele nicht mit Gardinen zuziehen,

    sondern schenken wir mit unseren sekündlichen Wimpernschlägen

    der Lebenszeit unseres Nachbarn,Freundes,Freundin

    Achtung und Zuneigung,damit wir am Ende unseres Lebensweges

    eben nicht tränenüberströmt durch filigrane Leisten schauen müssen.

     

    Viele Grüße

    Don Quichote

  3. Der Tag S...,der sich wider Erwarten doch nicht regnerisch gestaltet,gibt sich verhalten und wankt

    im Morgenduft der ersten Frühlingstage,noch etwas müde,träge von all der anstrengenden

    Zurückhaltung,die man sich doch gerade erst eingeübt zu haben glaubte. Bedächtig schiebt er sich

    durch feingewebte Nebelschleier,unaufhörlich prasseln die weichen,fetten Tautropfen zu Boden

    und versinken im morastigen Untergrund. Schamhaft wagt der neue Anbruch aller Dinge sich dem

    sicher treffenden Sonnenstrahlenkranz in lobenswerter Weise zu ergeben.

     

    Dies ist also der Tag S...! Man hatte ihn sich gewiß nicht anders vorgestellt.Folglich sieht man sich

    gezwungen,der eigenen Willenlosigkeit ein standhaftes Gegengewicht zu setzen. Preist der Greis

    nicht den nahenden Schimmer einer bevorstehenden Ohnmacht?

    Nichtsdestoweniger sollte man sich mannhaft aufrichten,die lästigen,wallenden Morgenkleider

    lässig anschnüren,die ledernen Gamaschen mit unsicheren,da steifen Bewegungen überziehend,

    unbeholfen in den finsteren Spiegel blickend,ein stetes Zucken des linken Wangenflügels

    wahrnehmend,um daraufhin festzustellen,daß man sicherlich noch in ungenügender Vorbereitung

    befindlich sei.Der Tag S... drängt!

     

    Der Tag S... drängt nicht nur,sondern verbindet sich auch mit angenehm-prickelnden,immer wieder

    heimsuchenden Zwangsvorstellungen,mit Erinnerungen an andere,ähnliche Tage.

    Wie sahen solche Stunden hoffnungsvoller Erwartungen und sehnsüchtiger Ahnungen aus,

    wie offenbarten sie sich,welche Erfahrungen zogen sie nach sich und welcher Art war das zitternde

    Bangen,das den bereits Verführten erfüllte und in Atem hielt?

     

    Doch kehren wir zum Tag S.... zurück,wenden wir uns den tatsächlichen Begebenheiten zu und versehen wir ihn nicht mit vorgefaßten Meinungen und lakonischen Bemerkungen!

     

    Man betrachtet sich jetzt selbstgefällig im hellen Schein des sanften,leise Schatten werfenden

    Morgengrauens,umkränzt den wohlbeleibten Körper mit liebevollen Augenschlägen und fühlt sich wohl.

    Bald gleitet man gefühlvoll,die eigene Unsicherheit verbergend,die Stufen hinunter,schwingt sich behend,mit einer nicht zu unterschätzenden Eleganz in das wollüstig wartende eherne Gefährt

    und spurtet davon.

    Die Szenerie,in der man ankommt,ist lodenmantelfest.Hier gedeihen Sandkörner in der knisternd-feuchten Luft und runden ihre harten Kanten lautlos ab. Man steigt aus und spürt die beeindruckende Atmosphäre,in der man sich mit Fassung,mit aufrechter Haltung und leicht emporgehobenen Hauptes sogleich geborgen weiß,denn man ist endlich unter seinesgleichen..Man gibt sich solide,trägt leicht erkennbare Kluft,wirkt entspannt und läßt sich nun von der sich in gleichmäßige Bewegung setzenden Masse mittreiben.

    Traubenformig schnellt die Vorhut nach vorne,während mancher bald ins Hintertreffen gelangt,da sich der unendlich lange Zug der hin und her taumelnden Leiber,die sich eng aneinander schmiegen,zu störrisch gestaltet.Der fest umrissene Weg läßt Unsicherheiten ans Licht kommen,obwohl der feste Tritt das Moos der neu erwachenden Heide glättet und unausweichlich ebnet.

     

    Die Perlen,die sich im Nacken manch tüchtigen Streiters störend bemerkbar machen,werden durch am Wegesrand feilgebotene Hausmannkost kompensiert,während der körperliche Rest immer mehr ächzt und stöhnt. So geht das Stunde um Stunde,bis man nur noch müde gesenkten Hauptes durch die Landschaft trottet,zwei Stöcke grimmig hinter sich herziehend.

     

    Der Tag S...neigt sich dem Ende zu.Was hat er unserem Kandidaten gebracht,außer einer windzerfurchten Miene und einer lächerlichen Auszeichnung,die man je nach Ankunftsrang verstohlen

    beiseite schiebt oder glücklich dem noch zweifelnden Nachbarn vor Augen führt?

     

    Der Tag S... geht mit der Erkenntnis zur Neige,daß außer Sandkörnern,die in der Luft lautlos ihre harten Kanten abrunden,niemand den Sinn des Ganzen versteht außer vielleicht der wissend Eingeweihte,der einem Lemming gleich seine ewigen Runden kreisen läßt,nur der Schilder und Abzeichen wegen,das Wesen der ihn umgebenden Natur aber weder achtet noch versteht.

     

    Insofern könnte der Tag S... bei moderneren Varianten des gleichen Typs auch in einem Fitnesstudio

    stattfinden,Hauptsache die Bahn und der Titel stimmt.

     

    So endet der Tag S... meistens mit der selbstbetrügerischen Ansicht,daß man jetzt ein Anrecht auf ein Feierabendbier habe.

     

    Und die Sandkörner raunen sich gegenseitig zu,daß sie ohne Herrn Biedermeier nichts voneinander wüßten,ohne den Tag S... und die vielen anderen Tage wie dieser....

  4. seichter sand siecht dahin

    quält sich durchs gemäuer

    versiegt im sturm der brandung

    die entgegenstiebt

     

    unaufhörlich höhlt

    der zähe mulm

    den tritt

     

    leise ausgehauchte worte

    säumen den horizont

    der verwesung

     

    fremder

    siehst Du den zartgebauten

    jüngling

    der vergeht am wegesrand

    verführt von heimatwogen

    stolzem vaterland

    spaziergang

    im nordensüdenostenwesten

    schützenfest

     

    schließ ihn in Dein herz

    und verzeih'

  5. Anno dazumal im Lenzen,

    am Morgen kühl und jung,

    man kannte keine Grenzen

    im mandelfrischen Dung

     

    Des holden Antlitz Lächeln

    oh,Maid,wie sinn' ich noch hiernach,

    die Tränen voller Lust gar hecheln

    über'n Mund und in den Bach

     

    Des Reiters wilde Sporen

    sich beißen in den samtenen Grund,

    der Hund,er scheint verloren

    zu tänzeln über des Grates Schlund

     

    Eine Woge heißen Dunstes Feuer

    berühret Mund und Hand,

    der Wind bläst durch die Scheuer

    im tosigen Liebgewand

     

    Im Haus des wilden Funkelwaldes,

    im Dickicht voller Ranken,

    des Wolfes Jammern,itzt erschallt's

    im Tal der Hoffnung Blätter sanken

     

    Das lieblich Laub am Wege

    es hing im Dornengestrüpp,

    gestorben auf der Lippe,

    die ich zu küssen hegte

     

    Anno dazumal im Lenzen...

  6. @gravuridol

     

    Gut,wie ich in 'kritik an der zeit' von lily bereits kommentiert habe,stammen einige meiner

    gedichte aus meiner jugendzeit,dieses habe ich am 24.08.1984 verfaßt,

    da war es vielleicht noch frischer!

     

    Aber der Grundgedanke ist nach wie vor aktuell:

    alles wird scheinbar schneller und 'grenzen'loser,

    doch wir mißachten unsere eigenen grenzen

    weiterhin ungehemmt

     

    Der Wind steht hier alles,

    was den Grenzen entgegensteht

    und er weht für uns eben nur solange

    wie wir die Grenzen des Universums

    akzeptieren,

    obwohl er auch noch dann wohl

    wehen wird,

    wenn wir als Spezies aufgehört

    haben,zu existieren.

     

    Diese Erkenntnis ist auch nicht neu,

    aber trotzdem brandaktuell,

    auch wenn man nicht an den

    Klimawandel glaubt.

     

    Also laßt uns Gegenwind blasen!

     

     

    Grüße Don Quichote

  7. im schienengeknister

    der tramnumeroneun

    träume ich

    die fensterlosen

    vorstadtträume

    traumatiens da

    zwischen

    zwitschert

    die blonde eisvogel

    stimme

    dumpf drall blau

    durch laut

    sprecherausgüsse

    vom

    gießkannengrün

    bunter gummibäume

    hinter

    tränengläsern ich

    gasüberströmt

    im pufferbereich

    grauer lackschuhe

    rußbetrunken aus

    geträumt

  8. golem stirbt

     

    kirchenglocken winseln

    um pietisten

    ihr ehernes gebet

    quietscht durch

    saure mörtelfugen

     

    gurgelröchelnd

    aus golgatha

    die letzten liebesgrüße

    sie wecken die gräber

    mit bergesdonnern

    und schluchzen

     

    warum grollt Ihr den

    pokernden häschern

    um blut und schweiß

    feilschenden greifern

    triefen Eure

    gerinnselten augen

    nicht vor

    schergenmitleid

     

    christ ist auferstanden

     

    aus den kreuzen

    unserer sündigen vorfahren

    wimmern die frauen

    auf dem forum romanum

    strecken ihre

    gänsefinger

    dräuend gen osten:

    haltet den dieb

     

    breitmäulig grinst

    der pastor aus vivipento

    gelbe kunststofffunkelkreuze

    übern rücken baumelnd

    knallhart glänzt das geschäft

    an der grenze

    zur theokratie

     

    wehe den dealern

    auf dem betgestühl

    den kanzeldemagogen

    sie schmücken ihre

    waffen mit wachskerzen

    und schmirgeln

    die herzen ihrer kinder

    mit lebkuchenkugeln

    aus blei

  9. @ Dead Man

     

    Die Zeit ist immer relativ,deshalb kommt sie uns als Kind unendlich und als alter Mensch so kurz vor!

    Doch letztlich ist es nicht die Zeit als Maßstab von Berechnungen und Lebenszyklen,

    die uns ängstigt,sondern der Puls der Zeit,der in uns schlägt oder auch bald eben nicht mehr.

    Das ist die Lebensorge und -chance,denn wenn wir erkennen,daß wir selbst der Pulsgeber sind,

    können wir auch schwerste Krisen überstehen,auch wenn sie aussichtslos erscheinen.

    Doch ist es einfacher gesagt als getan.

     

    Zeit ist ein Hilfsmotor, um uns selbst zu erkennen und zu verwirklichen,

    denn der Zeit an sich ist es egal,ob wir da sind oder nicht,

    sie ist sozusagen zeit-los.

     

    In diesem Sinne zeitlose Grüße aus Röttingen

  10. tränenüberströmt stehst

    Du vor dem blitzblankgeputzten

    maschendraht,

    blinzelst heimlich durch

    gebogene nischen,

    klammerst Dich

    an filigrane leisten,

    sprengst mit Deinen

    winzigen wimperhärchen

    glasige mauern

     

    schau nicht auf

    die zerrissenen gardinen,

    sondern hinter die vorhänge

     

    und sei Dein eigener spiegel

    Deiner seele

  11. Liebe Lily,

     

    das Leben kann ungerecht sein,wenn wir das Gefühl haben,uns auf einer Einbahnstraße

    des Weltgeschehens zu befinden.

     

    Ich selbst befinde mich nach schwerer Krankheit an einem inneren Scheideweg,

    der mich vielleicht aus dem bisherigen 'Geh'weg bringt.

     

    Manche meiner Gedichte und Gedanken,die ich hier jetzt zum ersten Mal veröffentlichen

    werde,sind schon 25 Jahre alt. Damals war ich noch ein eifriger Schulbankdrücker

    mit beruflicher 'Perspektive'.

     

    Aber jetzt nach vielen Jahren des Hetzens durch die Zeit - bin selbständig mit eigener Firma-

    fragt man sich,wofür plagst Du Dich eigentlich,warum tust Du Dir das an?

     

    Für die Familie,für's Alter,für ein besseres 'späteres' Leben?

     

    Die Zeit rast und wir rasen mit,aber wir sind doch unendlich im Universum,

    wir gehen in ihm auf als Teil des Ganzen.

     

    Letztlich geht nichts verloren,wir müssen nur die Regeln akzeptieren,

    die uns geistig,körperlich und seelisch gesetzt sind!

     

    Also nicht unterkriegen lassen!

     

    LG

    Don Quichote

  12. tief in den grantigen

    feldern und rinden

    wo auf den schlierigen salzen

    das pech ruht

     

    unten

    in den knurrigen kammern

    und schlöten

    bei den rauchenden kuppeln

    und kissen und brandigen kapillaren

    bei den säumigen wässern

    und prustenden quellen

     

    ganz unten

    in der grusigen schale

    den koksigen kellern

    auch bei den flüsternden kiemen

    und flossen im schuppenlicht

    bei knusprigen gräten und stacheln

     

    ganz

    leise gründelnden olmen

    den gallertkugelquallen

    und glitschigen tintenfischen

    wo die narbigen grotten wachsen

     

    gar

    bei den byssusfäden

    verborgen im rachen

    gieriger felsen kanten und spalten

    in den ewig berstenden wunden

     

    wohne ich kühl und gelassen

    schon lange nicht mehr

    als haarnadel platzender nähte

    aufgequollene frucht

    im schatten der zeit

    loser garn tief unten

     

    ganz und gar

  13. kennst Du die dornengepanzerten nächte

     

    wenn der quarzstaub der ewigen

    sanduhren

    die gedanken raspelt

     

    wenn das bleierne zählwerk

    im gläsernen sturm

    der ohnmacht rattert

     

    wenn die angst

    zu rostroten funken

    oxidiert

     

    kennst Du die stachelhäutigen nächte

     

    wenn Dein erzbändriges

    blut

    glühend erkaltet

     

    wenn Deine kiesigen

    schläfengruben

    pochend verfallen

     

    wenn Deine spätigen

    wangen

    kaligrau erbleichen

     

    kennst Du die flügelgespornten nächte

     

    wenn Dein bebendes

    magmenherz

    lavaerstarrt

    lapillizerbombt

    im schilderwall der verbote

    zerdrückt

    ist

     

    dann wehr' Dich gegen

     

    erdbetonmäntel

    stacheldrahtfliesen

    hochsicherheitsdeponien

     

    und sei das restrisiko

    in den karstschlotten

    der welt

  14. inmitten leerer weinflaschen

    sitzt mein geist

    aufs geratewohl ausgezehrt

    vom munteren treiben

    in trüben gassen bei mondschein

    kein tautropfen rührt sich im glase

     

    frisch eingeschenkt gleitet der junge morgen

    am bahndamm vorbei zu Dir

    drosselt feuchtglänzend die gleisspur

    praller güterwaggons

     

    mohnsamen fliegen durch die gurgel der zeit

    genetisches treibgut am rande der stadt

    in der ferne drängeln sich

    frischgepreßte mandelblüten

    in meine haarspalten

    unter meinen sohlen knistert

    der duft der oliven

     

    plötzlich niest kantig ein kalter hauch

    durch gespaltene fingernägel

    singt leise ein faltiges lied

    über gefrorene augenbrauen

    lichtblitze fliehen über rostige signale

     

    im blickwinkel der zeltdörfer

    kommst Du mir entgegen

    küßt sanft mein kalkiges haupt

    im narbenlicht

    in der knorpelschicht

    rieselt verdorrtes blut

    über knöcherne schienen

     

    wann stehe ich auf

    umarme Deine lippen

    kirschen der freiheit

    im dunstschrei ohne sorgen

    blüht neue hoffnung

  15. Gleich einer gleißenden Sonne

    unterm Firmament

    lächelt Dein Herz in mir,

    geneigt zu sagen,

    ich bin bei Dir.

     

    Ein Keim,der wild und ungezügelt

    aufbegehrt,

    er wird gezähmt durch Deine

    Worte,

    aber nicht gelähmt

    in seiner Schaffenskraft.

     

    Ich stürzte mich ins Flammenmeer

    beim Antlitz Deiner Tugend

    im güldenen Rausche,

    erpicht auf Deine Jugend,

    die Du in Deiner Brust

    gar trägst.

     

    Wo ist das Nebelmeer,

    das die Frucht gebar?

  16. als ständehalber die gleichheit

    eingeführt wurde,

    sagte man uns:

    insbesondere vor dem gesetze

    werden all eure wünsche

    in erfüllung gehen,

    denn die gesetze

    sind reich,mächtig und gut;

     

    wer vor dem gestze steht

    bewußten verstandes

    gütlich erzogen

    und keusch,

    den werde man im namen

    der gerechtigkeit des gesetzes

    und nach dessen willen

    anständig und fleißig

    beurteilen,

    schätzen,

    wiegen,

    daß er von amtes wegen

    die pfunde der freiheit

    spüre.

     

    damals

    glaubten wir noch

    an die gebote regulärer freiheiten,

    an die flut rechtstaatlicher entscheidungen,

    rechtschaffener notwendigkeiten

    wortreicher floskeln

    und gedankenhülsen.

     

    folgsam und brav,

    gern und willig,

    dachten wir vor allem

    an die bloße befriedigung

    latenter bedürfnisse

    und

    deren konservierung,

    wußten nicht um

    unsere brandmarken

    am rechten ohr,

     

    chipchiphurra,

     

    wie sie die haut der anderen

    mit aktenzeichen stempelten,

    uns zum kabel ihrer gelüste

    gossen:

     

    entmythologhisiert

    im lichte der freiheit,

    zur formel erstarrt,

    ausgesetzt im taxierten strom

    eines anonymen bewußtseins:

     

    wir

    allein im glasfaserkupferdrahtnetz

    ausgeblühter normen

     

    gleich und gut

  17. in der miesmuschelgischt,

    im austernschrot,

    im pelzigen spülsaum

    vor kap hoorn und navarino island,

    wo lachskinder in der hohlhehlenbrandung

    unter firneis begraben sind,

     

    im kieseldickicht,

    wo rotlappig der seetang schläft,

    draußen

    vor den mahlgründen

    schottergräben

    und rauchigen trögen,

    wo schäumend der bruchschill

    zottiger spanten und rahen

    zwischen schütterem rost,

    splitterbohlen

    und spelzigen planken

    zu knorpligen domen

    verwächst,

     

    wo der westwindchoral

    die gesänge

    der selknam und yahgan

    durch düstere fjorde treibt,

    scharfe runen

    in knirschende felsen ritzend,

     

    hier,

    im kreißsaal dunstiger chimären,

    segeltaubenetzter sümpfe

    und küsten,

    hier,

    im halakwulupland,

     

    ist mein zuhause./b

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