Glasbleistift
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Hallo Jens,
ich lasse mich sicherlich zu nichts zwingen, und wenn, dann gerne.
Wie ja selbst in deiner Signatur zu lesen ist, ist Rhytmus alles. Ich persönlich lege viel Wert auf die Metrik, um einen gewissen Lesefluss, einen Rhytmus, zu erzeugen. Auch der Spaß am Reimen wird mir so schnell nicht abhanden kommen.
Also, nichts für ungut, aber ich werde dieses Gedicht sicherlich nicht in freier Form schreiben.
Ich bin nicht wirklich dagegen, aber bis auf wenige Ausflüge überlasse ich dies doch Berufeneren. Tatsächlich ist sogar erst vor kurzem eines entstanden:
ich hab das ganze abgespalten, bitte die "nur nein Werk pro Thread" Regelung beachten :wink: Lg Torsul, Moderator
Beste Grüße vom Glasbleistift
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22. Dezember 1942
Plötzensee
Posaunenstöβe vom erstürmten Gipfel,
die niederfahren ins entfernte Tal
und dort, wie Stöhnen in der Bäume Wipfel,
ertönen als Metaphern meiner Qual,
sind Halluzination und Traum geblieben.
Und nun? Der Illusion bin ich beraubt.
Wer hörte mich denn von den Mördern, Dieben
und Kollaborateuren überhaupt?
Nur du bist mir geblieben, moosbesetzter
Erdulder meiner Worte: Wand aus Stein.
Mit meinem Sammelsurium vernetzter
Tristessen war ich ohnehin allein.
Und heute hänge ich: Dies wird mein letzter
Posaunenstoβ und Eintrag sein...
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Schau am späten Abend in die Ferne,
wenn die Nacht den müden Tag verdrängt,
der, als Raureif im Gebälk der Sterne
festgefroren, noch am Himmel hängt.
Nirgendwo war Sehnsucht je geballter
eingeschlossen als in jenem Blau,
das den Nachtaufgängen, her nach alter
Sitte, Wächter ist und Haltetau.
Doch dann fällt die Szenerie zusammen,
tränkt die Wiesen mit der Sterne Tau
und des Wandrers Herz in Phosphorflammen,
wenn er, fern der Heimat, Falter fängt.
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Er wollte wieder in den Düften liegen
mit ihr, wie damals auf den Fruchtplantagen,
als ihm aus zugefrorenen Etagen
des Herzens eilig die Gefühle stiegen
und sich zusammenfanden zu Collagen
zuvor verwaister Einzelbilder.
Und sie wollt‘ sich im Schneegestöber wiegen
mit ihm, wie sinnend in den Traumplantagen,
als ihr aus längst verwilderten Etagen
des Herzens hastig die Gefühle stiegen
und sich zusammenfügten zu Collagen
zuvor verstreuter Einzelbilder.
So ähnlich ihre Träume, so infam
hernach die Wirklichkeit, als sie dann kam:
Die deutsche Sonne strahlte
den Schatten falsch und ihr die Sinne weh.
Er sah den Glanz aus ihren Augen schwinden
und schloss die seinen, um den Duft zu finden,
der ihm abhandkam, als sie in den Schnee
verträumt das Herz der Philippinen malte
und dann mit schwerbeschuhtem Tritt
diffusem Licht entgegen schritt...
Anmerkung: Die Insel Panay wird aufgrund ihrer Herzform und zentralen Lage auch „das Herz der Philippinen genannt“.
Im Blau des Nachtaufganges
in Flora & Fauna
Geschrieben
Hallo Perry, Hallo DerSeelenDichter,
vorab habt lieben Dank für euren Kommentar. Entschuldigt bitte meine etwas verspätete Antwort.
@ Perry: Es stimmt, die Form wird gebrochen, allerdings ohne Verzicht auf einen Reim (die beiden Zeilen sind sogar doppelt gereimt).
Ich stimme dir auch zu, dass der Wanderer und sein Falterfang etwas altmodisch herüberkommen, doch ich erhebe nicht den Anspruch, modern zu schreiben, zumal es sich hier eher um eine Metapher handelt.
@ DerSeelenDichter: Vielen Dank ersteinmal für die Schützenhilfe, obwohl ich Perries Sicht der Dinge nicht ganz so drastisch beurteilen würde. Ich stelle das Gedicht ja schließlich in dieses Forum, um Kritik zu erhalten. Es freut mich allerdings sehr, dass dich das Gedicht erreichen und dir seine Tiefen offenbaren konnte.
Beste Grüße vom Glasbleistift