Zum Inhalt springen

Schmuddelkind

Autor
  • Gesamte Inhalte

    1.176
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Beiträge erstellt von Schmuddelkind

  1. Du schriebst mir so lebendig,

    dass ich dich vor mir sah:

    du lächeltest beständig,

    als wärst du mir ganz nah,

     

    so nah, als streifte deine

    mir zugewandte Hand

    ganz unverhofft die meine,

    die hin zu deiner fand.

     

    Als wärst du hier geblieben,

    in jenem schönen Wort.

    Das hab ich dir geschrieben

    und warf den Brief doch fort.

  2. Das wahre Leben (auch das Goethes) sucht man vergebens in Schriften, aber wer die Welt durch die eigenen (und Goethes) Augen sehen kann, der weiß ein ganzes Stück mehr davon..

    Da hast du recht, liebe Lichtsammlerin.

    Worte sind ja letztendlich nur ein vergeblicher Versuch, das eigene Erleben Anderen zugänglich zu machen. In der Lyrik ist das Vorhaben vielleicht nicht ganz so kurz gegriffen wie in der Alltagssprache, aber letztendlich kann Kunst kein Ersatz sein für das Leben.

     

     

    ein kurzes Gedicht was mich aber zum nachdenken brachte. Gut geschrieben.

    Lieber Kydrian,

    es freut mich sehr, dass ich dich mit wenigen Worten zum Nachdenken anregen konnte und über dein Lob freue ich mich auch.

     

    LG

  3. Hallo Kirsten,

     

    auch mir hat das Gedicht sehr zugesagt; es strahlt so eine gelassene Zuversicht aus, auch weil das zukünftige Geschehen wie eine selbstverständliche Tatsache beschrieben wird. Was mir auch positiv aufgefallen ist: In V1 personifizierst du die Natur, indem du den Wind "Atem" nennst und später verdinglichst du Menschliches wie z.B. die Gedanken, die gepflanzt werden. Dies erzeugt beim Leser eine Unsicherheit, was nun die "reale" und was die Bildebene ist und lässt mich meinen, dass es um beides zugleich geht.

     

    LG

  4. Liebe Letreo,

     

    willkommen in der WG, wenn ich mich, selbst noch Neuling, erdreisten darf, dies auszusprechen.

     

    Schön, das Wechselspiel zwischen kindlichem Weltenbau und durch Erfahrung gereiften Reflexionen! Was auch eine interessante Technik ist: du erwähnst von Anfang an den einen Baustein, der noch fehlte und als Leser ist man total gespannt darauf zu erfahren, was der Weisheit letzten Schluss nun sei. Doch dies lässt du offen, wie ich es lese und die leichte Enttäuschung darüber verbindet sich mit der freudigen Einsicht: den Baustein muss ich für mich rausfinden! ^^

     

    Schön flüssig gedichtet!

     

    LG

  5. Vielen Dank, liebe sofakatze!

     

    Ich bin fast geplättet von deinem ausnehmend schönen Lob und deinen tiefen Reflexionen zum Gedicht. ^^

     

     

    in den träumen eines anderen menschen zu leben, als dessen erdachte und erträumte liebe, sich selbst seiner nichtrealität bewusst zu sein und sich trotzdem in dieses schicksal, diese unerfüllte liebe zu fügen - mit freuden sogar! wahrere, selbstlosere liebe gibt es nicht.

    Das ist ein schöner Gedanke, den du aufwirfst. Es ging zwar auch darum, dass das LI sich der Illusion hingibt, die das LD in der offenbar nicht zu verwirklichenden Träumerei für den Gegenüber aufwirft, aber darin steckt natürlich auch die Bildebene eines fiktiven, traumgeschaffenen Menschen, der sich, obgleich er sich der Irrealität seines Seins bewusst ist, auf die Empfindungen des Anderen einlässt und darin Glück sucht. Insofern scheint diese Botschaft, sich mit dem zu bescheiden, was man vorfindet, sowohl in der Bildebene, als auch in der übertragenen Ebene, vermittelt zu werden.

     

    LG

  6. Liebe sofakatze,

     

    der Wechsel zwischen Geborgenheit und Erregung wirkt in diesem Gedicht wie der Rhythmus der Liebe schlechthin.

     

    Was mir aufgefallen ist: Als es noch früh am Morgen dunkel ist, ragt die Geborgenheit aus dem Traum in die Wirklichkeit hinein.

     

    Im Zwielicht, nicht ganz klar, ob dunkel oder hell, Traum oder Wirklichkeit, ob das LI sich der Leidenschaft ganz hingeben soll oder nicht, baut sich diese emotionale und erotische Erregung auf. So wie das Zwielicht selbst diese Spannung zwischen vergehender Nacht und werdendem Tag darstellt, so baut sich auch zwischen den beiden diese Spannung auf im Ungewissen, in welche der beiden Innenwelten (Mäßigung oder Leidenschaft) sie sich tragen lassen. Daher ist es auch konsequent, dass die Auflösung dieser Spannung hier ausgespart wird. Wir wissen als Leser nicht, auf welcher Seite des Gipfels die erotische Spannung abfällt.

     

    Erst als es hell wird, fällt sie aber tatsächlich ab und wird abgelöst durch erneute Ruhe und Geborgenheit. Das Licht ist hier wohl auch eine Metapher für die Erkenntnis, die mit der verschwiegenen Erfahrung einhergeht.

     

    Wunderschönes Gedicht!

     

    LG

  7. 12.1.2012

    Liebe Babsi,

     

    heute Nacht hatte ich einen Traum: Ich spürte, dass ich sterben würde. Und als meine Zeit gekommen war, stand ich auf und wurde, indem ich in das Wasser ging, zu dem Wasser selbst. Und ich umfasste die ganze Welt und spürte ihren tiefsten Grund. Und ich trug die Seerosen in den Tümpeln und die Schiffe auf den Meeren zugleich. Die völlige Stille des Ozeans barg ich in mir, während ich die Kraft der Gezeiten wiedergab, mich an den schroffen Felsen der Küsten zu erschöpfen. Und ich tränkte die Pflanzen, Tiere und Menschen und verlieh ihrer dürstenden Trauer Ausdruck. Und ich rauschte durch die Gebirge, drängte mich durch das alte Gestein, ließ mich durch die Wälder treiben und ruhte in den Seen, worin ich die Sterne spiegelte. Und ich wohnte mir selbst inne, zerfiel in mir, zerstreute mich im Nebel der Welt und fand mich, herabprasselnd in mir selbst wieder. Und dies war mein Atem, bis ich erwachte.

     

    Was dies mir wohl sagen möchte? Du kennst mich - wenn ich verliebt bin, gibt es keinen schlimmeren Romantiker als mich und dies kommt mir nicht eben zugute. Dann spüre ich den Weltschmerz in seiner ganzen Intensität und kann zuweilen ein unausstehlicher Zyniker werden, bis mich ebendies wieder zur Vernunft bringt. Und bin ich mit mir selbst im Reinen, gehe ich für eine Weile völlig in der Ruhe auf. Doch bald ist mir nichts lieber, als mich in philosophischen Fragen zu verlieren, die nichts mehr befördern als weitere Fragen. Jeder Atemzug meiner Seele ist nichts weiter als die Reaktion vorangegangener Atemzüge. Wie bin ich so unbeständig?

     

    Als wir jedoch zu Silvester - oh, und für diese schöne Nacht möchte ich dir und den anderen, die hiermit herzlichst gegrüßt sein sollen, wehmütig danken - als wir also zu Silvester einfach geradeaus fuhren - ohne Ziel, ohne Zeitgedenken - da fühlte ich mich auf dem richtigen Wege und habe all diese Zweige meiner Selbst zu einer kräftigen Wurzel zusammengeführt erlebt, die von eurer Freundschaft gewässert wurde. Dass just, als wir uns dem neuen Jahr näherten, dieser schönste Berg der gesamten Vogesen sich vor uns auftat, von wo aus wir die herrlichste Sicht auf das Feuerwerk hatten, womit die Menschen die Enttäuschungen des vergangenen Jahres zum Himmel jagten! Ich bin jedenfalls fest entschlossen, meine Enttäuschungen hinter mir zu lassen, um dieses Jahr in der Welt meine Wurzeln zu schlagen. Ich arbeite inzwischen auch schon wieder fleißig an meiner Magisterarbeit und mir geht es jedenfalls nicht schlimmer, als man es erwarten könnte.

     

    Ich hoffe, du hast klarere Träume!

    • Gefällt mir 1
  8. Lieber Zwischenzeit,

     

    der lockere Ton, der sich durch das einfache Reimschema, die spöttische Anrede der Zeit und die Ironie in S1V3 ergibt, steht in den ersten zwei Strophen in faszinierendem Kontrast zur fast melancholischen Schwere angesichts der Vergänglichkeit, die dem LI beim Anblick des abnehmenden Mondes bewusst wird.

     

    Durch den Zuspruch in der zweiten Hälfte des Gedichts könnte man zunächst meinen, im Inneren des LIs vollziehe sich eine Wende. Während ich die dritte Strophe las, dachte ich nämlich: "Ja, liebes LI! Nur Mut! Alles wird wieder gut." Doch dann hast du in der vierten Strophe den Vergleich zwischen Mensch und Mond gebrochen, setzt die Wiederkehr der Mondesfülle in Gegensatz zum Menschsein, dessen Jugend beispielsweise nie mehr wieder kehrt. Und immerzu werde wir an unsere Unzulänglichkeit erinnert. Mondschwer liegt dieser Gedanke dann in meinem Magen.

     

    Gerade dieser Bruch mit dem mühsam aufgebauten Vergleich ermöglicht hier ein derart intensives Leseerlebnis, für das ich mich bedanke.

     

    LG

  9. Vielen Dank, ihr Lieben!

     

    Eure warmen Willkommensgrüße und schönen Worte zu meinem Gedicht lese ich mit großer Freude.

     

     

    So... trifft man dich also auch hier! Hab deine Gedichte auf der Lyrik-Insel gelesen.

    Schön, dich auch hier zu treffen!

    Wo man auch hingeht, stolpert man über alte Bekannte. Das gibt mir das Gefühl, nie ganz verloren zu gehen.

     

     

    Top wie immer! Hut ab.

    Nein, ich bitte darum: Den schönen Hut musst du unbedingt anlassen. Eigentlich suche ich schon seit Jahren nach so einem, aber irgendwie gibt es keine Hüte in der richtigen Größe für meinen Dickschädel. Freut mich sehr, dass das Gedicht dir gefällt.

     

     

    in den Träumen anderer zu agieren erinnert mich an den Film Interception (Absicht?).

    Es war zumindest keine absichtliche Anlehnung an den Film. Aber ich erinnere mich noch sehr genau, wie er mir damals im Kino ausgesprochen gefallen hat und auch lange in mir nachwirkte. Daher kann ich mir durchaus vorstellen, dass der Film in verborgenen Kanälen seinen Weg in dieses Gedicht gefunden hat. ^^

     

     

    Unsere Seele gibt denTräumen ihre Bilder und derer erwehren kann man sich nicht.

    Zumindest ist Einiges an Seelenleben wohl nur ganz in den Träumen erfahrbar. Daher würde ich gerne viel häufiger träumen, aber leider habe ich nur selten Träume, an die ich mich erinnern kann. Naja, ich schreibe dann halt einfach über Träume... träume sozusagen vom Träumen.

     

     

    Hi, Schmuddelkind, starker einstand. willkommen bei uns in der poeten-wg! lg W.

    Vielen Dank! Ich fühle mich hier bereits sehr wohl, auch wegen zahlreicher herzlicher Worte wie den deinen. Diese WG macht wirklich einen sehr sympathischen Eindruck.

     

    LG

  10. Vielen Dank, ihr Lieben für die vielfältigen Reaktionen!

     

    Dachte kurz daran, auf jeden Kommentar einzeln einzugehen, aber ich glaube, dass folgende Antwort eine passende Reaktion auf alle Kommentare sein könnte:

     

    Ich lasse immer gerne möglichst viel in Gedichten offen, ohne beliebig werden zu wollen. Ich schätze, dass im Gedicht angedeutet ist, zumindest könnte man es so lesen, dass die Besucher Bewunderung für die Größe des Meisters haben, während das LI im Kleinen und Unscheinbaren zugleich Freude findet und seine Wertschätzung gegenüber Goethe ausdrückt (der ja auch dafür bekannt ist, in den kleinen, scheinbar banalen Dingen und eben auch in der Pflanzenwelt etwas Bedeutsames zu erkennen). Ich meine, das ist ein Gartenhaus - der Mann hat darin Zeit verbracht, um Pflanzen nahe zu sein, nicht um Möbelstücke zu bewundern.

     

    Angeregt war dieses Gedicht durch ein autobiographisches Erlebnis, das mich ebendies klar werden ließ: Letztes Jahr war ich tatsächlich zu Besuch in Weimar und schaute mir, nachdem man mich in Goethes Wohnhaus nicht reinlassen wollte, sein Gartenhaus an. Als ich ganz vertieft war in die handschriftlichen Briefe und Gedichte Goethes, meinte eine Bekannte: "Ich glaube, er hätte lieber die Aussicht genossen." Da erst bemerkte ich das Fenster vor meiner Nase und genoss den Blick in den Park.

     

     

    Zum Schluss verschiebt sich die Bildebene deutlich in die Gegenwart und erhält einen Ich-Bezug.

    Das ist eine sehr interessante Beobachtung, die meine Gedanken zur Interpretation des Gedichts ausgezeichnet ergänzt. Danke dafür!

     

    LG

  11. Lieber Perry,

     

    an dem Gedicht finde ich in erster Linie Gefallen, weil hier Banales und Bedeutsames nebeneinander hergehen wie Hund und Herrchen, ohne dass dem Banalen seine Berechtigung abgesprochen wird und ohne dass die Fragen nach Schicksal/Selbstverantwortung, Angst vor dem Tod und daraus erwachsender Nostalgie nichtig werden. Zwar werden sie am Ende durch das "wuff" ironisch gebrochen, aber aus meiner Sicht, um deutlich zu machen, dass es auf diese Fragen keine eindeutigen Antworten gibt und dass man ohnehin einfach weiter durch das Leben schreiten muss wie ein Hund, der den Wegesrand entlang schnüffelt. Das nimmt aus meiner Sicht nichts von der Bedeutsamkeit der Thematik selbst.

     

    Sehr gerne gelesen.

     

    LG

  12. Eines hast du glaube ich durcheinander gebracht - das Gedicht ist von Sternwanderer, nicht von mir! Ich habe lediglich mein Feedback dazu gegeben..

    Ich glaube, so was ist mir auch noch nie passiert... Oder die Leute waren bisher zu schüchtern, mich darauf anzusprechen.

    Vielleicht verwechsele ich ständig Leute und alle spielen aus falscher Höflichkeit mit.

     

    Jedenfalls danke für den Hinweis und Verzeihung wegen der Verwechslung, Lichtsammlerin und Sternwanderer.

  13. Liebe Lichtsammlerin,

     

    was ich an dem Gedicht sehr interessant finde: Es beginnt mit dieser originellen Formulierung, dass das LI sein Leben "begonnen" habe. Diese Wortwahl klingt fast wie ein bewusster Entschluss zum Leben, es ist aktiv im Gegensatz zum herkömmlichen Sprachgebrauch: "Geboren werden". Das wiedrum kontrastiert so schön mit dem letzten Vers: „Et kütt wie et kütt“ mag inhaltlich - und auch weil es eben ein Ausspruch ist, ein Gedanke der anonymen Masse, auf den man zurückgreift - wie Fatalismus erscheinen. Aber vor dem Hintergrund des ersten Verses und auch durch den Verlauf des Lebens, der hier mit großer Lockerheit und Selbstverständlichkeit beschrieben wird, ist es für mich eher ein Plädoyer für Erwartungsoffenheit: sich nicht dem Unvermeidlichen verweigern, aber eben auch nicht willenlos durch das Leben schreiten.

     

    Am Anfang war der Wille, am Ende die Erkenntnis.

     

    Gut bedichtet!

     

    LG

  14. Es lebt sich gut in deinen Träumen,

    dir so unmöglich nah zu sein

    und gleichsam niemals einzuräumen,

    dies alles sei nur bloßer Schein.

     

    Die Wirklichkeit kann mich nicht trügen.

    Ich weiß, dass ich ersonnen bin

    und werde mich mit Freuden fügen

    in deinen wundertiefen Sinn.

    • Gefällt mir 1
  15. Lieber Freiform,

     

    die Horizontmetapher ist wirklich stark, weil sie diese Sehnsucht nach mehr Nähe ausdrückt und zugleich offenlegt, dass es diese absolute Annäherung nicht geben kann. Wenn man dies akzeptiert, erkennt man sehr viel besser, wieviel Nähe ja schon da ist, wenn einem dieses Wunder zuteil wurde, dass ein anderer Mensch einen liebt.

     

    Auch interessant, wie du die innere Reise des LI zu dieser Erkenntnis formal unterstützt hast: In der ersten Strophe geht es nur um den Horizont, ohne dass unmittelbar klar wird, wofür der Horizont steht. Es ist zu dem Zeitpunkt das reine Erleiden der unüberwindbaren Ferne. In der zweiten Strophe verbindet sich dieses Erleiden mit dem LD, da der Vergleich zum Herzen des Anderen bemüht wird. In der dritten Strophe findet diese intime Begegnung zwischen den beiden statt - eine Umarmung: Ausdruck von Nähe und Geborgenheit; Worte der Nähe, von Angesicht zu Angesicht. Da scheint das LI am Ende seiner inneren Reise schließlich beim geliebten Menschen angekommen zu sein.

     

    Sehr schönes Gedicht, das über unserer Unzulänglichkeit, einem Menschen beliebig nahe zu sein, hinweg tröstet, indem es darauf verweist, dass Nähe an sich möglich und keinesfalls selbstverständlich ist.

     

    LG

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.