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Im Wald

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Beiträge erstellt von Im Wald

  1. Hallo Joshua Coan,

     

    nachdem deine Zeilen ja ein Kaleidoskop an Assoziationen hervorruft wollte ich noch meinen Senf dazugeben: 

    Ich bin irgendwie bei George Orwell und seinem Klassiker 1984. Vielleicht sinnt der Protagonist der Rattenszene nach und freut sich über die Verwesung ebendieser als späte Rache?

    Oder es ist George Orwell der seine Rattenszene schreibt und Hitler meint?

     

    Von seinem beschriebenen Gefühl der Dystopie, Propaganda, Brainwash und Diffamierung zu Hitler ist es lediglich ein Rattensprung.

     

    -Antwortgedicht entfernt! 

    mfG Das Mod-Team-

     

    Nachdenkliche Grüße

    Im Wald

    • Danke 1
  2. Getüllte Wolken

    Zerrissen, zerklaubt

    vom Blitz getroffen

    vom Donner verdaut

     

    Glas aus Regen

    wie zersprungen

    vom Donner geraubt

    vom Blitz bezwungen

     

    Tropfen hämmern

    zwischen die Lider

    Salziger Regen

    in allen Gliedern

     

    dem Donner

    schlafwindend

    zugeflüsterte

    Gefühlsempfinden

     

    Schrecken aus Licht

    durchzieht die Nacht

    vom traurigen Blick

    besser bewacht

     

    die Nacht zerdacht

    der Alp entfacht

    und

    kummernd rinnt

    zuckend sinnt

    lichtreich blind

    wortreich glimmt

    dennoch 

    Zerrinnt

    Deine M.

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  3. Hallo Windo, 

    Ja Entscheidungen zu treffen ist wahrlich schwer, deshalb schiebt man das Prokrastinieren besser auf morgen. 

    Die Entscheidungen treffen uns? Sowohl als auch. 

    Ist das unangenehm? Vielleicht. 

    Was lerne ich daraus? Ach egal. 

     

    Sehr gerne gelesen. 

    LG Im Wald

    • Danke 1
  4. Regen auf Trauer
    Es feiert
    Der Leichenbeschauer
    Die alte Leier

     

    Wolkenverhangen
    Über dem Grab
    Die Oma ist von uns gegangen
    Nun liegt sie im Sarg

     

    Der Opa weint
    Doch nicht sehr lange
    Nun mit der kecken Nachbarin vereint
    Wird den Erben Angst und Bange

     

    Der teure Schmuck
    Bereits geteilt
    Ruckzuck
    Sind Omas Liebsten herbeigeilt

     

    In dieser schweren Stunde
    Ist für die Hinterbliebene Bande
    Ein wenig Zaster eine gute Kunde
    Das ist doch keine Schande

     

    Oh lieber Tod
    Du bringst
    Die Moral in große Not
    Wirklich betroffen
    Lässt sich nur Hoffen
    Das bei dieser gierigen Flut
    Die Oma wirklich friedlich ruht
    Denn denkt daran
    Falls es in Omas Schmuckkästchen
    Auf einmal spukt

    • Gefällt mir 4
  5. Verschwommene Sicht

    die salzige Haut

    seufzt erstaunt

    im Dämmerlicht

    über den

    schüchternen Mond

    geschwiegen

    den Fingerzeig

    im Gegenlicht

    das Meer erbricht

    quallenartig

    der Sand spricht

    in staubigen Reimen

    Verzeih mir nicht

    ich bin trostlos

    Geh!

    Ohne Trost

    losgegangen

    vor fremden Fenstern

    staunend gehangen

    bis die Stille erlosch

    das Bewusstsein ertränkt

    der Herzschlag verpennt

    seinen Einsatz

    aus dem Takt

    das Leben sackt

    in sich zusammen

    das Blut schreit

    der Brustkorb schweigt

    und das Wesen der Dunkelheit

    erscheint im Dämmerlicht

    spricht

    "Selbst ich will dich nicht"

    und hämmert

    mit all seiner Kraft

    das stehende Herz

    zurück in den Takt

    die Kammer erbricht

    Lebenssaft

    bis der Verstand rafft

    das war knapp

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  6. Ort: ein Verhörraum, der Angeklagte sitzt auf einem Stuhl und wird während der Befragung von einer Kamera gefilmt. Der Fragensteller bleibt wort- und gesichtslos.

     

    „Ja, ja mir wird langsam warm, danke.“

    Unklares Getuschel. Der Gefilmte schnürt die Decke fester um sich und schlürft etwas dampfendes aus einer Tasse

    „Der Tee ist gut, ja.“

    Kamera zoomt. Das Gesicht verschwindet hinter der Tasse, wird rauchend wieder freigegeben.

    „Was passiert ist? Ja das wissen sie doch.“

    „Erklären. Ich bin in den Fluss gefallen.“

    „Ja, getrunken hatte ich schon auch.“

    „Wie viel ist schwer zu sagen. Einiges.“

    „Darüber möchte ich lieber nicht sprechen.“

    Es wird geschwiegen und geschlürft.

    „Ich habe nicht gesagt, dass ich sie umgebracht habe, weil ich betrunken war, sondern dass ich zufällig betrunken war als ich in den Fluss fiel.“

    „Ja, kann sein. Vielleicht bin ich auch in den Fluss gefallen, WEIL ich betrunken war.“

    Er zieht die Augenbrauen zusammen, der Mund wird spitz.

    „Ich weiß nicht, wann ich angefangen habe zu trinken. Vermutlich mit 21.“

    Achselzucken unter der Decke.

    „Achso, an jenem Tag. Na, bevor ich in den Fluss fiel.“

    „Ich war auf der Brücke, weil ich etwas in den Fluss schmeißen wollte. Ich habe den Halt verloren.“

    „Das wissen sie doch genau.“

    „Sie wissen es doch. Sie wollen bloß, dass ich das persönlich in diese blöde Kamera spreche.“

    „Sie gehen mir auf die Nerven. Also was wollte ich in diesen verdammten Fluss werfen: Arme. So jetzt haben sie es. Sind sie jetzt glücklich? Ist es das, was sie hören wollten?“

    „Die Wahrheit. Ach Kindchen. Wer will denn schon die Wahrheit hören.“

    „Achso. Sie.“

    „Na das war die Wahrheit, ich wollte Arme reinwerfen.“

    „Natürlich nicht meine.“

    Hält seine Arme provozierend in die Kamera. Lässt sie kreisen und seine Handflächen von allen Seiten bestaunen. Winkelt den rechten Arm an und spannt den Bizeps, kichert jugendlich, bevor er seine Arme wieder unter der Decke verbirgt.

    „Obwohl de facto meine Arme AUCH in den Fluss gefallen sind.“

    „Sie wollten die Wahrheit. Zwei paar Arme sind in den Fluss gefallen“

    „Ich scherze nicht.“

    Seufzt.

    „Na gut.“

    „Nur die Arme, ja. Die Beine hatte ich vorher schon versenkt.“

    „Ich dachte, dass es viel schwieriger ist die Beine wegzuschaffen, deshalb wollte ich die zuerst vom Tisch haben.“

    „Auch im Rucksack. Ja.“

    „Na ich habe die Beine überkreuzt, wissen Sie, wie bei einer vornehmen Dame eben. Dadurch haben sie mit etwas Mühe reingepasst. Gott sei Dank. Ich dachte erst ich müsse noch die Füße abhacken und diese im Seitenfach verstauen, aber mit einem Ruck ging der Reisverschluss doch zu.“

    „Sehr froh, denn Füße mochte ich noch nie.“

    „Ich fasse sie einfach nicht so gerne an, ich weiß nicht, woran das liegt.“

    „Ich meine, natürlich hatte sie jetzt keine hässlichen Füße, aber trotzdem. Socken tuen den Füßen schon gut.“

    „So ganz allgemein jetzt.“

    „Ja, sie trug gern Nagellack.“

    „Aha roten also. Nein das ist mir tatsächlich nicht aufgefallen als ich überlegte die Füße abzusägen“

    Senkt den Blick

    „Aber wie gesagt, war ja nicht nötig. Ging so rein.“

    „Naja und dann habe ich den Rucksack auf den Rücken gehievt und bin zum Fluss gegangen.“

    „War schwer, ja.“

    „Angefühlt… mh na schwer halt. Ich meine, sie war ja schon schlank, also war ich sehr überrascht das die Beine so schwer waren. Das kann man glaub ich schlecht schätzen, das Gewicht von einzelnen Körperteilen. Kann man meistens auch schlecht wiegen.“

    Guckt an sich herunter.

    „Oder wissen Sie das? Wie schwer die Beine Ihrer Frau sind?“

    „Ne ne, ich will es ja gar nicht wissen. Ich frage mich ja nur, ob SIE es wissen.“

    „Ach wollen Sie gar nicht. Auch gut.“

    „Jetzt werden sie mal nicht gleich pampig, ICH habe überhaupt kein Interesse an den Beinen ihrer Frau. Ich wollte nur sagen, dass es halt schwer zu schätzen ist… ach egal.“

    „Nein ich drohe weder Ihnen noch Ihrer Frau. Halleluja ist das anstrengend. Nur weil ich die Beine MEINER Frau im Fluss versenkt habe, heißt es nicht das ich Interesse daran habe die Beine IHRER Frau abzusäbeln. Ich mache das nicht gerne, das können sie mir glauben.“

    „Nein natürlich nicht. Ich bin doch kein Monster. Das war ganz schön eklig. Und anstrengend. Sie können sich gar nicht vorstellen wie fest diese Körperteile miteinander verwachsen sind.“

    „Ja, wirklich schwierig.“

    Stellt die Tasse beiseite. Die Decke gibt nun die Schultern frei.

    „Warum? Aus Verzweiflung…. Und aus praktischen Gründen“

    Die Schultern hängen.

    „Naja ich habe mir den Rucksack ja nicht zu DIESEM Zweck gekauft, den hatte ich schon vorher und da musste sie rein“

    „Nie im Leben passt da so eine große Frau rein“

    „Auch tot nicht nein.“

    „Klar. Denken Sie etwa ich habe gleich angefangen die zu zersägen? Ne. Habe mir erst überlegt, ob es vielleicht mit der Reisetasche geht, aber die machte keinen so stabilen Eindruck.“

    „Der ist reißfest, aber leider kleiner“

    „Erst die Beine, wie gesagt, das macht ja schon mal knapp die Hälfte aus.“

    „Wie es halt am sinnvollsten wäre, wie viel Masse meine Frau besitzt und wie viel Kubik der Rucksack, ich dachte, wenn die Hälfte geschafft ist, ist der Rest vielleicht kinderleicht.“

    „Zerhackstückeln ist jetzt schon ein bisschen grausam, überlegen Sie mal, was Sie da sagen. Sie reden hier immerhin von meiner Frau.“

    „Natürlich. Wir waren seit 9 Jahren verheiratet“

    „Ich habe nicht gesagt das es mir leicht fiel meine Frau zu…portionieren. Als ich beim ersten Bein am Oberschenkelknochen hing, habe ich fast überlegt aufzugeben. Aber als es dann endlich ab war, hatte ich genug Ehrgeiz für das zweite.“

    „Das ging tatsächlich leichter“

    „Eher sägende Bewegungen. Nicht zu viel Druck. Und schön gleichmäßig.“

    „Ja erinnert einen schon an Holzsägen. Obwohl das natürlich viel einfacher ist.“

    „Sie haben ja meine Wohnung gesehen, das war eine riesige Sauerei. Beim Holz hat man halt nur eine Struktur, Holz, aber das Bein war wie ne Zwiebel, ständig bin ich auf neues Gewebe gestoßen.“

    „Ja schon schlimm. Auch diese Geräusche. Wirklich.“

    „Ne gut gerochen hat es auch nicht.“

    Verzieht den Mund zu einer Schnute.

    „Zuhören kann nicht schlimmer sein als es tatsächlich MACHEN zu müssen.“

    „Nicht direkt gezwungen, aber eine Wahl hatte ich auch nicht.“

    Seufzt ausgiebig und schaut verständnislos in die Kamera.

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  7. Hallo universe.moon,

     

    Ein sehr schönes Gedicht. Besonders berührt mich 

    vor 20 Stunden schrieb universe.moon:

    Wenn ich die Freiheit geschenkt bekommen könnte, würde ich sie dir geben

    da es in diesen Zeiten einer der wertvollsten Geschenke überhaupt ist. Sehr liebevoller Weltschmerz.

     

    Melancholische Grüße 

    Im Wald

    • Gefällt mir 1
    • wow... 1
  8. Hallo Cornelius, 

    Nichts ist trauriger wie verlorene Kleidungsstücke die von einem liebevollen Finder an einen Zaun o.ä. gehängt werden um eine Wiedervereinigung zu ermöglichen. Wenn diese dann verwittert und wie ein ausgewrungener Waschlappen abhängen und sich zersetzen ist das Herzerweichend. 

    Freue mich somit umso mehr über dein Jeans Happy End, wirklich sehr gerne gelesen!

     

    Fröhlich glucksende Grüße aus meiner Blue Jeans (die ich nun nicht mehr mit den selben Augen sehe) 

    Im Wald 

     

    • Danke 1
  9. Hallo Melda-Sabine,

     

    neben der gelungenen Vorstellung eines musikalischen Haifischbeckens gefallen mir deine Bilder auch ausgesprochen gut. Scheint mir eine sehr außergewöhnliche PC-Art-Collage zu sein, ich bin entzückt. 

    Egon erinnert mich ein bisschen an Papa Moll.

     

    Fröhliche Grüße

    Im Wald

    • Danke 1
  10. Drei Einsame

    im Neonlicht

    ihr Antlitz flackert

    bis das Licht

    an der Dunkelheit

    zerbricht

    und alles erlischt

    der Schatten tanzt

    bis er zu Staub zerfällt

    schillernder Glanz

    funkelt im Blickfeld

    durch die Strahlen

    rieseln hinab

    die gefürchteten Schatten

    Geister, dieser Nacht

    die schlaflose Träumer

    umschleichen

    um

    alte Schuld zu begleichen

    • Gefällt mir 4
  11. Hallo lieber Marc,

    traurig-schaurig deine Abrechnung mit der Liebe, ich mag den Schluss sehr in dem du die Liebe als Verwirrtheitszustand definierst, sehr raffiniert.

     

    Meine Lieblingszeile ist

    vor 7 Stunden schrieb Marc Donis:

    Liebe sind die Leiden Zweier,

    und weil ich sie so schön finde und immer wieder gelesen habe bin ich mir nicht sicher mit dem Plural. Ich bin da auch nicht ganz sattelfest (also verzeih mir falls ich falsch liege) aber ist "Die Liebe" nicht Singular? Also "Liebe ist das Leiden Zweier"?

     

    Schüchterne Grüße

    Im Wald

  12. Liebe Lydia,

    manchmal können Worte nicht das sagen was der Körper spricht. 

    Ich mag deine präzisen Zeilen, nur die Fortführpunkte finde ich persönlich gar nicht nötig denn durch deine wundervolle Wortwahl regt es auch so zum Nachdenken an. 

    Aber ich bin auch ein Komma-Banause also von daher ... 😉

     

    Habe dein Gedicht sehr gern gelesen und es lässt mich nun ein wenig schweben.

    Wünsche dir Leichtigkeit im Sinn

    Liebe Grüße

    Im Wald

    • Gefällt mir 1
  13. Wenn der Himmel ertrinkt stolpern wir über das Licht das uns bescheint

    gebrochene Strahlen im Ozean

    Salz fließt über den Grund

     

    Was passierte?

     

    Die Luft ist zerronnen

    Sterne schwimmen und schimmern im Feuer der Wellen

    Du weißt das wir immer nur nach Liebe tauchten
    Es ist so hart, so hoch der tiefe Grund, trägt er das Wasser nicht?

    Körperlose Masse treibt zwischen den Tränen

     

    Was passierte?

     

    Gebrochene Glut blühte im Nichts, wir wussten es nicht
    Wir sind vorbeigegangen, haben es verpasst, wir wussten es nicht
    Haben den Staub getrunken um nicht zu zerfallen

    der Mann der das Universum wollte aber dabei die Zeit zerfraß

    die Sekunden zerfetzten zu einerlei

     

    Was passierte?

     

    Gehämmerter Frost trübt den Wind

    Der Himmel hält die Sterne nicht mehr es ist so hart, so hoch wie der tiefe Fall

    Geangeltes Licht, was passiert mit dir?


    Wir wussten nicht, das wir vergehen
    Wir bettelten um Nebel der die Landschaft versiegelt
    Im Trüben gestrandet
    Ich wusste es nicht

     

    Was passiert uns?

     

    Wir wissen es nicht
    Es ist hart
    Das weiß ich

    • Gefällt mir 2
  14. Hallo Hera,

    da ist wohl direkt die Pedanterie mit mir durchgegangen, vielen Dank für deine Einordnung. 

    Du hast Recht, im laufe des Tages kommen viele törichten Assoziationen in einem auf und ich finde es mutig das du diese in deinen Texten mit einbaust und freue mich mehr von dir zu lesen.

     

    Denn Mut 

    gehört denen

    die sich stellen

    gegen die Flut

     

    Liebe Grüße

    Im Wald

    • Danke 1
  15. Hallo Hera Klit, 

    Die Idee die moderne Monarchie den demokratischen Anfängen gegnüberzustellen finde ich sehr spannend, Diskussionen wie zeitgemäß die Königshäuser noch sind werden in regelmäßigen Abständen medial geführt. 

     

    Mir ist der Passus mit den Essstörungen aufgefallen und ich hoffe ich darf dazu einen feministischen Einwand erheben. Tatsächlich sind statistisch gesehen mehr Mädchen bzw. Junge Frauen an Anorexie oder Bulimie erkrankt wie Jungs bzw. Junge Männer, wobei die Erkrankung doppelt so häufig in sozial schwächeren Schichten auftritt als in wohlverdienenden und somit kein Luxusproblem darstellt. 

    Einen Rückschluss auf die "Hysterie" also die Gebärmutter und einer Körperschemastörung halte ich für überholt, sind die Krankheitsursachen sehr viel komplexer und gesamtgesellschaftlich zu betrachten. 

    Nicht zu vernachlässigen ist die, global und weltgesundheitlich gesehen, am häufigsten vertretende und mit den meisten gesundheitlichen Risiken einhergehende Essstörung: Adipositas. Dort sind in Deutschland Statistiken zu Folge knapp 60% Männer betroffen. 

     

    Nur ein kleiner Einschub, ich hoffe du siehst es mir nach, finde ich deinen Text ansonsten sehr gelungen und auf alle Fälle zum Nachdenken anregend. 

     

    Hysterische Grüße 😉

    Im Wald

    • Danke 1
  16. Unter dem großen Grau
    Erfriert
    Der Morgentau
    Rauh gereift
    Zu Abendschlau
    Der Mond scheint
    Denn die Sonne log
    Ließ zu
    Das er mich betrog
    Unter Sonnenstrahlen
    Zog
    Die schwärze der Nacht
    In mein Gemüt
    Einzig eine Schneeflocke
    Blüht
    Im Herbst
    Verfrüht
    Denn
    Ich habe dir nicht genügt

    • Gefällt mir 1
    • Schön 1
  17. Die Nerven meiner Eltern rissen

    drückten ihre Tränen in ihre Kissen

    Dabei ist ein beginnendes Leben

    doch eigentlich ein Segen

     

    Und ganz in diesem Sinne

    höre auf die leise Vogelstimme

    die zwitschert und raunt

    Herbert, dein Werk wird bestaunt

     

    Freudige Grüße eines Beginners. 

    • Danke 1
  18. Am 26.9.2023 um 11:08 schrieb Donna:

    Und erinnere dich, wie du die Worte sanft hältst, bevor du sie weggibst

     

    Hallo liebe Donna,

    das ist eine der schönsten Liebeserklärungen an die Literatur die ich bisher lesen durfte.

    Gerührte Grüße

    Im Wald

  19. Der Himmel hängt nass in seinen Angeln, regengrau trieft er aufs Wellblech, blechernd, wellenbrechend. Der Mann kauert unter seinem Unterschlupf und lauscht dem trommeln, dem herabfallen der großen Tropfen am Rande des Daches. Regengischt sprüht ihm unter die tief ins Gesicht gezogene Kapuze und benetzt seine krausen Brauen mit einem klammen Film. Die tiefen Furchen unter seinen Augen lenken die Tropfen wie Tränen über sein Gesicht. Sein Wellblech als Meeresboden, Wattenmeer, ein Relief aus Rost und Regen wie seine Fingerkuppen. Seine Haut fester und wetterbeständiger als seine Kleidung, trotzt er der Nacht bis diese plötzlich krachend zerreißt, in Einzelteile zerspringt und donnernd zu Boden fällt. Epileptisch. Die Regentrommel gespenstig gleichmäßig, schwillt das Unwetterorchester erneut an und entlädt sich zuckend nahe seiner Behausung. Der Blitz am Himmel wie ein elektrotödliches Spinnennetz zerfasert sich ins nichts, erblasst und stubbst  grollend den Donner in seine Richtung, dieser türmt sich auf, rollt auf ihn zu und brüllt ihm hemmungslos ins Gesicht. Der Mann schnürt die Fetzen seiner Klamotte enger um seine Taille, buckelt seine große Gestalt schildkrötig zusammen, das Kinn auf seine angewinkelten Knie gestützt. Ausharrend. Leere von Haut benetzt. Sehende Augen die blind sind. Raue Fingerspitzen welche die metallische Kälte nicht mehr spüren. Sekundenplötzlich leuchtet sein Elend vor all dem Metall, zucken die Blitze arthritisch durch seinen Körper, schmerzend. Schmerz der nicht da ist, wenn man seine Existenz nicht sieht. Schmerz der nicht existiert wenn man ihn nicht sieht. Er, der nicht existiert. Er, der existiert weil es schmerzt.  Der Schmerz, der nur in ihm existiert. Er, der nur im Schmerz existiert.

     

    Der Schrottberg vor ihm blitzt wunderschön bei jeder elektrischen Entladung, als wäre er der Mond. Angestrahlte Schönheit in der verschorften Verderbtheit. Rostiger Tetanus als biologischer Schutzmantel an allen Spitzen, ragt er Krakengleich abweisend in alle Himmelsrichtungen. Unbezwingbar instabil. Kraus und chaotisch. Metallisch und blechern. Der Donner grollt durch ihn hindurch wie der Wind durch ein Glockenspiel. Der Wind pfeift Metallarien.

    Der Schrott der ihm Leben schenkt.

     

    Noch vor dem Gewitter hatte er sich angepirscht, matsch blubberte bei jedem Schritt unter seinen quergelaufenen Sohlen. Mit dem Kopf im Nacken staunte er über den sich mit jedem Schritt auftürmende Berg aus Metall. Ehrfürchtig blieb er am Fuße stehen und blinzelte. Vorsichtig kam er näher, streckte seine hornhäutige Hand aus und berührte demütig ein herausragendes Metallrohr. Sanft fuhr er dessen Rundung entlang, die Furchen seiner Fingerabdrücke scharrten über das Material, zersplitterten. Ruckartig zog er seine Hand zurück und saugte den kleinen Blutstropfen zwischen seine Lippen, metallisches Blut, so oder so.

    Mit auf dem Rücken verschränkten Armen schwelgte er weiter, umrundete, inspizierte, schnupperte. Etwas verkeilt, jedoch nicht unerreichbar, erspähte er ein intakt erscheinendes Blech. Er schlich darauf zu, räumte mit seinem Fuß vorsichtig ein paar Hindernisse aus dem Weg. Höflich ruckelte er an dem Blech, die Umgebung quietschte. Er klopfte, es hallte in tausend Tönen zurück. Er sah sich um, er war ganz allein. Das Blech ragte zu weiten Teilen heraus, er könnte es packen. Trockene Nächte in greifbarer Nähe. Er ruckelte etwas fester, begann es händeringend zu umschlingen und zerrte, der Metallberg stöhnte und ächzte als würde sich ein schlafender aufraffen. Der Metallmann erwachte zum Leben, der Schrott rutschte in verschiedene Richtungen, es klirrte Ohrenbetäubend. Die Stille zerriss den Lärm.

    Blechernd waberte der Wind.

    Der Mann besah sein Blech, schleifte es emsig von dem zu neuer Form erstarrten Berg hinfort. Der aufgerauhte Wind zog an seiner Kleidung, lies das sperrige Blech unter seinen Armen tanzen und bäumte sich in dessen Wellen. Mit großer Anstrengung schleppte er es in seine Nische, hievte es mit letzter Kraft auf seine schutzgebende Querverstrebung und kauerte sich darunter als der Wetteruntergang begann.

     

    Er sitzt und wartet, lauscht und leuchtet, blitzt und donnert, die Augen stets auf seinen Schrott gerichtet. Er sieht zu wie der Regen das Metall umschmeichelt, wie aus den Rohren kleine Rinnsale fließen, sich in matschigen Untiefen braune Pfützen bilden. Wie aus vielen kleinen Pfützen eine große wird. Wie die Farbe der Pfütze sich verändert, wie sie blitzt wenn der Himmel brennt. Er betrachtet die Silhouette seines Schrottes in der Dunkelheit.

    Plötzlich steht der Schrotthaufen in Flammen. Ein riesiger, sonnenheller vom Himmel gefallener Stachel rammt sich in die Spitze des Berges und läuft glühend über das gesamte Metall, perlt hinab wie der Regen zu vor, liebkost alle Nischen des Schutts und zerfließt im Boden. Der Donner kracht gegen das Metall, verfängt sich, elliptisch, ohrenbetäubend schlägt es ihm kreisrund ins Gesicht, geblendet, taub. Betäubt in elektrisierter Schockstarre, die Augen fest zusammengekniffen, sein Schrei im Krach verhallt. Eine riesige Faust schlägt ihm von innen an die Brust, hämmert den Takt seiner Angst. Sein Atem rasselt und stößt sakkadierte Tröpfchen in den Regen, kleine Lebenswölkchen in der klirrenden Luft. Er atmet den Regen und der Regen inkorporiert ihn. Der Regen benetzt seine Luftröhre, fließt ihm durch die Lunge und hinterlässt ihn atemlos.

     

    Der Regen und die Zeit zergingen in eine Ahnung von nasser Luft als er sich endlich traut an den Rand seines Unterschlupfes zu krabbeln. Eine Sanftmütigkeit hatte sich in das Wetter geschmiegt die sich eisern auf seine Brust legt, versöhnlich und behutsam wiegt ihn der Wind. Langsam schlurft er in Richtung Schrottberg, vorsichtig doch stetig zieht es ihn an diese gefühlte Hitze die von dem bereits erkalteten Metall ausgeht. Eine neugierige Wärme fährt ihm die immerkalten Knochen hinauf, seine Wangen brennen einen rötlichen Schimmer in sein graues Gesicht. Ängstlich hastet er stolpernd dem Schutt entgegen, er beginnt zu  rennen, den zerrauften Berg zu erklimmen. Rost und Eisen schneiden ihm durch die Haut, durchdringen seinen Körper mit einer warmen buttrigkeit. Blutend ächzt er hinauf. Metall staubt zur Seite, er hastet von Stück zu Stück, alles wankt und wackelt. Ineinander verkeilte Teile rutschen herab, lösen sich und formieren sich neu. Das Metall unter ihm fließt als wäre es Lava. Alles um ihn herum ist Lärm, alles bewegt sich, die Welt bietet ihm keinen Halt mehr, sein Kopf dreht sich schneller als die Erde. Die Luft kreischt metallisch, der Wind atmet Spähne in seine Augen. Er weint. Er brüllt. Er rutscht, seine Sohlen fetzen über schrottige Rauhheit, angsterfüllt schlägt er um sich, bekommt ein Gitter zu fassen, der Körper reißt an seinem ausgestreckten Arm, er droht zu fallen, keuchend rappelt er sich hoch, klettert manischpanisch durch den Schrott. Alles an ihm hämmert. Sein Herz eine Eisenfaust, kontrahiert sich quietschend, sprengt die Ketten zu seinen Eingeweiden. Krachend fällt Schrott zur Seite. Er gräbt sich immer tiefer in den Berg, baggert um sich, der Schmutz scheppert unter seinen krustigen Fingernägeln, Blut, Regen, Rost und Schweiß rinnen hinab und für das Auge ganz verdeckt unter all dem Schrott, wohlig behütet unter Schutt und Asche, greift er tief hinab und birgt fürsorglich in seinen schmutzigen Händen, ein schlagendes Herz.

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  20. Hallo Seeadler,

    die Witwe! Es war die Witwe.

    Ist sie die einzige Überlebende dieses Tatort Trio, ist sie wohl kaum satt zu bekommen trotz dem pfannengerösteten Omelett mit zweierlei Fleischeinlage.

     

    Es ist niemals Nonsens wenn Hühner darin vorkommen, Lebensmotto eines SchreibFUCHSES 😉

    Hoffe du gräbst weiterhin wohlwollend in deinem Repertoire.

    Schließe mich im übrigen @Cornelius an und würde eine karikative Verarbeitung dieses Gemetzels durchaus befürworten. 

    Kopfvolle Grüße

    Im Wald

    • Danke 1
  21. Hallo Marc Donis,

    viele Facetten des sterben im Leben wie im Tod hast du sehr ergreifend verwoben. Besonders gut gefällt mir der Passus: 

    "

    vor 14 Stunden schrieb Marc Donis:

    Stand er schließlich in den Wogen,

    brach die Wellen ein Geflecht,

    wurd‘ ein Mann aufs Deck gezogen,

    war der Tote wirklich echt.

    War der Manne auf dem Grunde,

    da er einfach still ertrank,

    lag die Lilie in seinem Munde;

    Und ein Zettel mit dem Dank.

    Ich verstehe es (vielleicht falsch) als ein offensichtliches ableben des ertrinkenden und dem stillen Sterben eines eigentlich geretteten. Tod am Grund und Tod am Deck. Sehr raffiniert und sehr traurig. 

    Schicke dir lebensbejahende Grüße 🙂

    Im Wald

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