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asphaltfee

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Beiträge erstellt von asphaltfee

  1. Am 23.11.2021 um 18:11 schrieb Flutterby:

    Blicke tief in den Spiegel hinein

    Tauche bis in die Seele ein

    Durchquere Wüsten und Meere

     

    Dann verwüste und leere

    All die Strukturen

    All die dunklen Spuren

     

    Und erschaffe ohne Rücksicht

    Dir ein neues Angesicht

     

    Die Strophen eins und zwei gefallen mir richtig gut, Flutterby!

     

    Aber auch ich nehme den Bruch wahr, den die letzte Strophe darstellt. Die fällt stark ab, was die Qualität der Sprachmelodie und einheitlichen Betonungsabfolge angeht. Da leisten die ersten zwei Strophen definitiv sehr viel Besseres und sind wirklich gelungen.

     

    "Rücksicht - Angesicht" ist kein schöner Reim. Durch die unterschiedliche Betonungsabfolge der zwei Wörter kann man sie eigentlich nicht wirklich als Reimpaar verwenden. Ich fände es schade, wenn du da nicht nochmal drübergingest, denn die Strophe "beschädigt" das Schöne, das die zwei davor aufbauen. 

     

    Du sagst, du schreibst nach Gefühl. Und das ist ja grundsätzlich gut. Aber das Sprachklang-Gefühl sollte da mindestens so viel Stellenwert haben wie das Gefühl, das die Inhalte betrifft, die du in deinen Gedichten transportieren möchtest. Erst wenn die zwei eine Einheit bilden, kommt nämlich deine Botschaft auch beim Lesepublikum an. Sprache ist das Mittel, um uns zu verständigen. Das heißt, du musst auch dem Publikum entgegenkommen, ihm sozusagen deine Gedankenwelten verständlich machen. Dein Gedicht ist alles, was wir haben, um er-lesen zu können, was du uns mitteilen möchtest. Das bedeutet, du musst deine Gedanken so in eine Form und in Worte kleiden, dass sie auch für jemanden klar und deutlich werden, der nicht in deinen Kopf schauen kann und quasi vor dem Lesen deines Gedichts keine Ahnung hat, was ihm da gleich mitgeteilt wird. 

     

    Die Idee für Strophe drei - das Spiel mit dem Spiegel und der Reflexion, im Gegensatz dazu dem Blick zurück (das ist wohl mit der Rücksicht gemeint...funktioniert aber nicht ganz und daher kann ich da nur raten) und vielleicht dem nach vorne - finde ich gut. Die Umsetzung aber nicht so (vorsichtig ausgedrückt 😉 ). Vielleicht findest du ja noch einen anderen Weg, das treffender und ansprechender zu formulieren. Sowas wie 

     

    Sieh nach vor und nicht zurück

    find dich neu im Spiegelblick

     

    Ist aber nur ein spontanes Beispiel. Ich bin mir sicher, du findest das, was für dich am stimmigsten ist. 

    Wenn du dich, was das Metrum angeht, doch mal verbessern willst, helf ich dir gerne. 

     

    Lieber Gruß,

    fee

     

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  2. vor 27 Minuten schrieb Flutterby:

    danke für Eure Kommentare, auch wenn ich sie teilweise selbst etwas netter bzw. konstruktiver formuliert hätte.

    Ich kann verstehen, dass euch dieses eher missfällt, ich würde es nun auch nicht zu meinen besten zählen.

    Technisch mag es auch recht unterirdisch sein, aber ich schreibe eben vielmehr nach Gefühl.

    Servus, Flutterby!

     

    Falls dir meine Kritik zu harsch vorkommt, tut mir das leid.

     

    Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das an der Formulierung liegt oder daran, dass ich leider - ich sage das so offen, weil dich zu umschmeicheln oder zu beschönigen, dich nicht weiterbringt - nicht viel finden konnte, das ich lobend hätte hervorheben können.

    Die Rückmeldung zu bekommen, dass etwas auf weiter Linie nicht überzeugt, ist für niemanden einfach oder schön. Das ist schon klar.

    Und hättest du nicht "feedback jeder art" angegeben, hätte ich mir auch nicht die Zeit genommen, um dir ein feedback zu geben, das dir aufzeigt, wo du ansetzen kannst, um dich weiterzuentwickeln schreibtechnisch. Allein die Tatsache, dass ich mir Zeit genommen habe, zeigt, dass ich dein Gedicht wert fand, mich damit zu beschäftigen. Ich gehöre nicht zu der Sorte Foren-User, die die Texte anderer als Bühne zur Selbstdarstellung missbrauchen. 

     

    Unterirdisch hat übrigens keiner gesagt. Und ich habe das auch definitiv nicht so empfunden oder gemeint. 

    Ehrlich gesagt, wüsste ich auch nicht, wie ich liebevoller hätte formulieren können. Die Kritikpunkte wären dadurch ja nicht weniger oder kleiner geworden. Okay...husch-husch und "eiern" war jetzt nicht ganz so nett. Bitte nimm dir das nicht zu sehr zu Herzen und mir nicht allzu übel und schreibe das eher meinem Unvermögen zu, mich da besser ausdrücken zu können. Auch ich bin nicht perfekt. 

     

    Liebe Grüße,

    fee

     

     

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  3. Pfeigrod in mei heaz neigschriebm!!!! 

     

    Des Boarische mog i total gern und trüfölt wiad bei ins ah ned grod weng.

     

    Zitat

    Dafür woaß i iazt jo bescheid

    übern  Schuasta Fred sei Leid,

    sein brochan Arm, sei hinegs Knia,

    sein Unfall zweng sechs Hoibe Bier.

    Über d'Schwesta und sein Hund,

    sein Abszess links unt im Mund,

     

    Mei absolute Lieblingsstroph! 

     

    Aber das gesamte Gedicht ist einfach nur genial! Danke für den herzlichen Lach- und Lesegenuss!

    Pfiat di!

     

    fee

  4. Am 1.7.2024 um 16:34 schrieb Seeadler:

    in deiner Seele reichlich Tränen

    Geweint jedoch, hast du sie nie

     

    Ich streife jetzt schon seit ein paar Tagen um dein sehr berührendes Gedicht herum, liebe Seeadler.

     

    Da wir uns ja noch gar nicht kennen, kommt es mir eigentlich etwas zudringlich und vermessen vor, dir mein Mitgefühl zu bekunden, aber ich möchte es trotzdem tun, denn du hast dein Gedicht ja - und somit auch die Gefühle des LI, das in diesem Fall deckungsgleich mit der Autorin ist, - öffentlich gemacht. 

     

    Meine Mutter war Jahrgang 42, also um einiges jünger, aber auch sie trug eine Traurigkeit mit sich herum, die aus einem frühkindlichen Trauma der letzten Kriegsjahre herrührte. Tränen habe ich bei ihr nur ein einziges Mal gesehen - nämlich an dem Tag, an dem mein Vater verunglückte (da war ich nicht ganz sechs und meine Mutter von da an eine junge Witwe mit zwei Kindern). Danach nie wieder (obwohl es einige Anlässe gegeben hätte). 

     

    Die Generationen unserer Mütter haben ihre Gefühle nicht nach außen getragen. Das hat niemand zu der Zeit (Gefühle zu zeigen und sogar über sie zu reden, ist eine Errungenschaft der Generation danach). Und ja - die Trauer, die sich dadurch in ihnen tief eingenistet hat, gemeinsam mit Kriegstraumata und Ähnlichem, wird - wie man heute weiß - genetisch weitervererbt. Ein Teil der Tragik lebt auch in mir und manchmal ist es herausfordernd, mit diesem "Rüstzeug" ein gelungenes, glückliches Leben zu leben. Man muss mit dieser Traurigkeit sehr bewusst umgehen und sie erkennen, um sie als "gestriges Erbe" zu verorten und sie damit in ihre Schranken zu weisen. Und ein Teil von mir vermutet, dass das das eigentliche Thema deines schönen Gedichtes ist. 

     

    Ich weiß, meine Mutter hatte in vielerlei Hinsicht Angst vor dem Leben - Angst davor, wieder enttäuscht zu werden oder bis an ihre Grenzen geprüft. Doch sie konnte auch herzlich lachen und genießen. Vielleicht für mich als Tochter gefühlt nicht oft genug oder zu wenig, doch aus ihrer Sicht war sie so glücklich wie sie nur sein konnte. Und das ist nicht nichts. Nur wir bemessen es mit einem anderen Maßstab. 

     

    Vielleicht ist das ein bisschen Trost. Danke für den Mut zu diesem tief berührenden Text! 

    Alles Liebe,

    fee

     

     

     

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  5. Servus, Juls!

     

    Ich lese dein Gedicht als Kindergedicht.

     

    Es berührt ein wichtiges Thema und die Kinderstimme des LI beschreibt sehr umfänglich, was sich da so abspielt und was es anrichtet mit den Kindern, wenn sie gezwungen werden, zu wählen oder sich - was ja leider wirklich so gut wie immer der Fall ist - die Schuld daran geben, dass die Eltern sich nicht mehr vertragen. Gerade, wenn eine Beziehung auseinander geht und Kinder involviert sind, sind Eltern eigentlich am meisten in ihrer wichtigsten Funktion als Eltern - nämlich ihre Kinder zu schützen und ihnen Vorbild zu sein - gefragt und gefordert. Denn ungeachtet der eigenen "Erwachsenen-Probleme" sind sie immer noch und zuallererst Eltern und sollten sich auch so verhalten. Da hilft schon, offen mit dem Kind über das zu sprechen, was da "nicht mehr passt" und sich vor jedem Streit zu fragen, ob der wirklich vor den Kindern ausgetragen werden sollte. Besonders heftig wird es, wenn dieser Streit und dieses Tauziehen über die Kinder stattfindet und diese instrumentalisiert, also seelisch missbraucht werden.

     

    Ich finde es schön und lobenswert, dass du dich dieses Themas annimmst! Dein Gedicht zeugt von Einfühlungsvermögen und gibt den Kindern eine Stimme! Gut so!

    Reimtechnisch holpert es allerdings schon noch quer durch. Vermutlich, weil du versucht hast, sehr nah an natürlicher Sprache zu bleiben (als "Stimme", die da spricht). Ich denke aber, du solltest da sprachlich sozusagen ein klein wenig "Abstraktion" im Sinne von Distanz zur Realität hineinbringen. Dann wird es nicht nur runder im Betonungsschema, sondern auch "verdaulicher" im Fall, dass dies hier wirklich als Kindergedicht funktionieren soll. 

     

    Ich bin mal drübergegangen und habs etwas zu glätten versucht. Vielleicht ist ja was dabei, das dir zusagt:

     

     

    Nehmt mich doch in eure Mitte
    das ist meine Herzensbitte
    zerrt mir nicht an meinen Armen
    bitte bitte habt Erbarmen

     

    Und ich seh es nicht ganz ein
    muss denn ich der Spielball sein
    den ihr tretet mit den Füßen
    fühl mich hin und her gerissen

     

    Papa möcht ich nicht vermissen
    und von Mama möcht ich wissen
    warum sie wieder traurig ist
    warum nichts mehr richtig ist

     

    Warum ist ihr Kopf gesenkt
    wenn mir Papa Teures schenkt
    nehmt mich einfach in den Arm
    haltet mich wie früher warm

     

    sagt mir was spricht denn dagegen
    miteinander mal zu reden
    möcht so gern mit Papa lachen
    wieder mit ihm Faxen machen

     

    Mama weint dann immer sehr
    drum erzähl ich gar nichts mehr
    bin verzweifelt und verletzt
    und nur eines möcht ich jetzt:

     

    Wollt ihr euch denn nicht vertragen
    wieder liebe dinge sagen
    denkt doch bitte auch an mich
    und nicht jeder nur an sich

     

    ach, mein kleines herz tut weh
    wenn ich Papa nicht mehr seh
    manchmal glaub ich, ich bin schuld
    doch das hab ich nicht gewollt
     
    Will auch immer artig sein
    bitte stellt das Streiten ein
    sagt, warum kann's das nicht geben
    dass wir als Familie leben

     

    lieb euch beide doch so sehr
    zählt das wirklich gar nicht mehr
    hab's mir so nicht vorgestellt
    ihr zerstört mir meine Welt

     

     

     

    Die Rechtschreibung und Zeichensetzung habe ich mal ausgelassen, würde sie aber an deiner Stelle noch auf korrektes Deutsch trimmen (Kindergedicht und beim Lesen Sprache lernen und so...). Manches könnte man auch straffen, aber das ist Geschmackssache. Auf jeden Fall gern gelesen!

     

    Lieber Gruß,

    fee

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  6. vor 1 Minute schrieb Wannovius:

    Hintergrund dieses Gedichtes ist die Geschichte eines durch gescheiterten Suizid entstellten und unterschenkelamputierten ehemaligen Arbeitskollegen, der sich später in eine verheiratete exotische Frau verliebte, die ihn wohl mit Einwilligung ihres Mannes nach Strich und Faden finanziell ausnahm. Er verlor im Liebeswahn sogar seinen fast unkuendbaren Job (behindert und Betriebsrat) und brachte die dicke Abfindung zu ihr und ihren Kindern. Jetzt ist er völlig mittellos.

    Wow! Das klingt wie aus einem schlechten TV-Drama!!!! Schrecklich! 😮😱

     

    Den Hintergrund kann man natürlich dem Text nicht entnehmen. Daher wirkt er eher wie ein allgemeiner Rundumschlag. 

    Aber ich kann verstehen, dass einen das beschäftigt. Ist irgendwie fast zu schrecklich, um es glauben zu können bzw. zu wollen...

  7. vor 11 Stunden schrieb Aileas:

    Ich habe zwar null Ahnung, was Schwedenbomben sind,

     

    Schwedenbomben sind die österreichische Version der Schokoküsse. Der Name erinnert an den schwedischen Freund des Konditors, der sie mit ihm gemeinsam erfunden hat (und an die Form der Süßigkeit natürlich). Nach Vergleich mit den Schokoküssen der Firma mit dem "voluminösen Herrn" als Namen wage ich zu behaupten, die Rezeptur "unserer" Schwedenbomben ist deutlich feiner. (nicht hauen!).

    Vor einigen Jahren wäre der Hersteller beinahe insolvent gegangen und auf die Nachricht hin, dass es bald keine Schwedenbomben mehr geben würde, begann ganz Österreich wie wild Schwedenbomben zu kaufen, um dieses "traditionelle Volksgut" zu retten. Und das gelang (auch, weil ein größerer Schokoladenhersteller die Firma übernommen hat). Und ich muss gestehen, ich würde sie auch vermissen, denn sie sind wirklich lecker und seit über 90 Jahren Teil der österreichischen Nasch-Kultur. 

     

    vor 11 Stunden schrieb Aileas:

    Dieses Gedicht ist so bildhaft, voll von Leben und in einer so amüsanten Wortwahl geschrieben, dass ich lächelnd in den Abend gehe

    Herzlichen Dank dafür!!!! Das sagt mir, mein Gedicht kommt so an, wie ich das erhofft habe! Was für ein Lob!!! 🙂

     

    vor 9 Stunden schrieb Moni:

    Dein Gedicht berührt mich sehr, weil ich in diesem Parallelen zu meinem Leben finde.

    Ich weiß, dass man das LI nicht mit dem Gedichteschreiber in Verbindung bringen sollte, aber hier bin ich mir beinahe sicher, dass Du das LI bist. Korrigiere mich bitte, falls ich falsch liegen sollte.

    Ich danke dir von Herzen, liebe Moni,

    für deine Offenheit und das Mitgehen! Das bedeutet mir viel. Ja, ich bin das LI in diesem Fall. 😉

    Und es gibt da tatsächlich Parallelen. Auch mein Mann und ich sind nun seit 25 Jahren glücklich zusammen und haben uns erst Anfang dreißig gefunden. 

     

    Ich glaube, für das erfolgreiche Führen einer Beziehung, die allem standhält, braucht es eine gewisse Reife und Erfahrung. Dann kann man auch in Krisen genauer und mit größerer Gelassenheit abwägen und erkennen, was tatsächlich die Störfaktoren sind. In jungen Jahren ist man da viel schneller gekränkt und da geht die Welt auch viel schneller unter. 

     

    Meine erste Beziehung in solch jungen Jahren war der Franz, dem dieses Gedicht hier gewidmet ist. Wir haben immer noch - wenn auch sehr losen - Kontakt, sind beide in glücklichen Ehen und es gab nie böses Blut zwischen uns. Es hat einfach am Schluss nicht mehr gepasst. Auch, weil wir uns an sehr unterschiedlichen Wegpunkten in unserer jeweils eigenen Entwicklung befanden. Und kommunikationsmäßig war damals definitiv noch Luft nach oben. Dennoch hätte ich mir keinen besseren ersten Freund wünschen können. Da hat schon vieles gepasst und ich schätze mich glücklich, ihn in meinem Leben gehabt zu haben. Das sollte das Gedicht ausdrücken, @Wannovius.

     

    vor 8 Stunden schrieb Wannovius:

    viele von uns neigen dazu, die unerfüllte oder früh beendete Liebe zu ueberhoehen und den Ehepartner auf der langen Lebensstrecke gering zu schätzen. Wie falsch und undankbar.

    Schade, dass mein Gedicht dich zu solchen Gedankengängen angeregt hat. Und traurig. Aber im Gedicht geht's definitiv nicht darum. Ich dachte

     

    vor 12 Stunden schrieb asphaltfee:

    Erst letztens hab ich wo von dir gelesen,

     

    dass du Theater spielst und unterrichtest,
    dass du auch eine Frau und Kinder hast.
    Wie schön! Und wenn du Schwedenbomben sichtest,
    dann hoff ich, dass für dich jetzt alles passt.

    würde deutlich machen, dass es hier um ein liebevolles Erinnern, aber eben auch eine Sache geht, mit der das LI abgeschlossen hat. 

     

    Lieben Dank euch allen für die schönen und spannenden Rückmeldungen!!!!

    fee

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  8. Was ist es denn nun, lieber Stephan,

     

    Spaß oder Ernst, dein Gedicht? 

    Ich frage, weil du es mit beidem "markiert" hast. Spaß (oder auch Satire) kann ich aus deinen Zeilen definitiv nicht herauslesen. 

    Ich lese eher eine vielleicht durch schlechte Erfahrungen verbitterte Sicht auf die Liebe. So kommt es jedenfalls bei mir an und das ist natürlich eine traurige Sicht auf die Liebe. 

    Und eine sehr einseitige - aber es geht ja laut Titel hier auch um den Liebes"wahn"; also das Blind-Machende, das einer triebgesteuerten Herangehensweise an Liebesdinge geschuldet ist. Da sind Unglück und Leid definitiv programmiert. Wenn dann auch noch das ganze(!) Leben vom Liebeswahn zerstört wird, hat da jemand es nicht geschafft, dazuzulernen und ist in seinen leidbringenden Mustern steckengeblieben. Das kommt vor. Und ist sehr traurig. 

     

    Ein düsteres "Lied", das du da anstimmst. Ich rätsle, wie gesagt, noch, warum die die Labels "spaß" und "ernst" und "satire" drangeheftet hast. Ich lese da eine knallharte, todernste Abrechnung mit der "Liebe, die verblendet" und so ins Unglück stürzt. Allerdings ist natürlich die Liebe selbst nicht schuld, sondern immer die Person, die derart unreflektiert "liebt" (abgesehen davon, dass das mit echter Liebe nichts zu tun hat). 

     

    Liebe Grüße,

    fee

     

  9. Schwedenbombenkuss

     

     

    für Franz

     

     

     

    Der Schwedenbombenkuss um fünf am Morgen
    im Partykeller war mein Liebesschwur.
    Mein Herz, so sagte ich, würd ich dir borgen
    im Tausch für deins. Du blicktest auf die Uhr

     

    und meintest, dass du leider in zwei Stunden
    nachhause fahren müsstest mit der Bahn.
    Viel lieber würdest du noch mehr erkunden
    von dem, was ich mit Schwedenbomben kann. 

     

    Die Tram in Richtung Bahnhof war auch meine.
    Wir saßen glücklich, ganz von uns berauscht,
    gebrauchten keine Worte, fanden keine.
    Fast hätten wir die Nummern nicht getauscht. 

     

    Als du dann anriefst nach dem Wochenende,
    war ich auch nicht ein Fünkchen überrascht.
    Ich wusste, wen ich bombenküssend fände,
    der weiß - wie ich - wovon man gerne nascht. 

     

    Wir hatten ein paar wundervolle Jahre,
    wir liebten, lebten, lachten gern und viel.
    Dann teilten wir das Schicksal vieler Paare - 
    es änderten sich Gangart und auch Ziel.

     

    Ich denk heut oft, wir hättens hinbekommen,
    wärn wir ein wenig reifer nur gewesen.
    Ich weiß, ich war zum Schluss recht unbesonnen.
    Erst letztens hab ich wo von dir gelesen,

     

    dass du Theater spielst und unterrichtest,
    dass du auch eine Frau und Kinder hast.
    Wie schön! Und wenn du Schwedenbomben sichtest,
    dann hoff ich, dass für dich jetzt alles passt.

     

     

     

     

     

    .2021

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    • Schön 4
  10. Auch dieses Gedicht bildet sprachlich und inhaltlich eine wunderbare Einheit und wird von einer Melodiosität der Sprache getragen, die mich umhüllt und die mir stimmungsmäßig beim Lesen den Weg weist! Sehr schön!

     

    Ich musste beim Lesen ein wenig an den großartigen Theodor Kramer denken, der auch sehr schöne, melodiöse Erzählgedichte verfasst hat. Etliche von seinen Gedichten vermitteln eine ähnliche Stimmung wie deines hier und weben klanglich wie inhaltlich einen Teppich, auf dem man sich gerne niederlässt. Und auch seinen Texten wohnt ein liebender Blick inne. Und oft auch ein Hauch Melancholie. 

     

    Ganz großes Schreib-Kino, liebe Aileas! Sehr sehr gerne gelesen!

     

    Lieben Gruß,

    fee

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  11. Am 1.7.2024 um 04:38 schrieb Darkjuls:

    ein jener zu sein

     

    find ich eine tolle Formulierung, liebe Juls!

     

    Im "jener" steckt schon das "Fremde" irgendwie drin. Eben nicht "man selbst". Auch eine Distanz steckt im "jener" - jenseitig bedeutet "auf der gegenüberliegenden Seite" und manchmal will man herausfinden, ob man auch dort hinpasst.

    Ob das, was man nicht so recht greifen kann, aber vielleicht gerade dieser Fremdartigkeit wegen bewundert, auch "zu eigen" gemacht werden kann. 

    Das gehört zur Selbstfindung und Persönlichkeitsentwicklung dazu. Wir imitieren Rollen in jungen Jahren, versuchen zu werden wie unsere Idole. Das muss aber nicht immer so zu uns passen, wie wir uns das vorstellen. Je früher man das erkennt und "zu sich" findet, umso besser. (Manche erkennen es sehr spät...die nicht seltene Midlife-Crisis ist so ein Punkt der späten Selbsterkenntnis). 

     

    Am 1.7.2024 um 04:38 schrieb Darkjuls:

    war mir selber genug

    ..ist ein Zustand, den viele nie erreichen. Diejenigen, die das tun, ruhen auf beneidenswerte Art in sich und leuchten oft von innen heraus. Da möchte man hin, oder?

     

    Sehr gerne gelesen!!!

    Lieber Gruß,

    fee

    • Danke 1
  12. vor 27 Minuten schrieb Aileas:

    so fühlt man sich doch stark berührt angesichts der Abgründe, die es offenbart.

    Es gehört schon Mut dazu, sich an ein solch hartes Thema dichterisch heran zu wagen.

    Ich könnte es nicht. Gewagt und sehr gekonnt! Chapeau!!

    Herzlichen Dank, liebe Aileas,

     

    und ich bin froh, dass du es so siehst.

    Ein Wagnis war es für mich definitiv - immerhin fragen sich ja vielleicht jetzt doch manche nach dieser Lektüre, was da im feen-Kopf so vorgeht...und dass der Text definitiv auch Leser:innen abschrecken kann, war mir auch klar. 

    Ich finde nun mal das Hässliche mindestens so spannend wie das Schöne. Als kleines Kind habe ich bei meiner Oma immer in ihren schönen Kunst-Bildbänden blättern dürfen. Da haben mich die Altarbilder mit Darstellungen des Satans und auch Hieronymus Boschs Bildwelten auch immer schon magisch angezogen... 😉

     

    Danke für dein Dich-Einlassen auf meinen Text und die positive Rückmeldung!

     

    Lieber Gruß,

    fee

     

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  13. Servus, Lilly,

     

    und ein liebes Willkommen so von einem Neuzugang zum anderen 😉

    Schönes Thema, schöne Gedanken, an manchen Stellen aber verlierst du ein wenig den Faden. 

     

    vor einer Stunde schrieb Lilly:

    Denn deine unendlichen Tiefen, deines seins, …zu meinem inneren durchdringen.

    Das ist einfach kein Satz. "Denn" als Satzanfang plus Infinitiv ergibt einfach keine sinnvolle Aussage. Das Verb muss schon konjugiert werden. 

    Auch bist du generell sehr spendabel mit Beistrichen...viel zu viele davon stecken in deinen wenigen Zeilen und stören auch den Lesefluss und das Sinnerfassen beim Lesen. 

    Die Rechtschreibung hat Uwe ja schon angemerkt. 

     

    Vielleicht solltest du nochmal über deinen gar nicht üblen Text gehen und sowohl deine Gedankengänge ein wenig ordnen, um die Aussagen noch etwas zu verdichten, als auch die Fehlerchen hier und da auszumerzen. Dann könnte er definitiv ein bisschen mehr strahlen und funkeln. 

     

    Lieber Gruß,

    fee

  14. vor 19 Stunden schrieb Aileas:

    Ein Zittern geht durch’s Herz und durch die Träume

    Ein leichtes nur, und doch spür ich das Beben

    Es zieht sich wallend durch die dunklen Räume

    Und öffnet Tür und Tor, um in die Nacht zu schweben

     

    Meine Lieblingsstrophe, liebe Aileas!

     

    Klanglich wie inhaltlich zum Sich-Reinfallen-Lassen schön! 

    Überhaupt trägt die Sprache und dein Gespür für Sprachmelodie den Inhalt ganz vortrefflich! Sehr schön!!!!

     

    Lieber Gruß,

    fee

    • in Love 1
  15. Eine so berechtigte wie drängende Frage, lieber Uwe, 

     

    die schon längst hätte gestellt werden müssen!!! 

     

    Wenn du nur einen Arm und ein Bein hast, vermute ich, hast du auch eine andere Beziehung zum Grusel und zu Gruselgestalten...das so mein psychologischer Ansatz einer Antwortfindung. 

     

    LG,

    fee

    • Lustig 2
  16. vor 23 Stunden schrieb Stavanger:

    Eigentlich bin ich ganz froh, dass wir das späte 17. Jhdt. hinter uns gelassen haben

     

    Und das sollten wir auch sein angesichts der Lebensumstände damals! Der geschichtliche Hintergrund und auch das Alltagsleben für die Roman-Trilogie waren sehr genau recherchiert und haben zur Düsternis und Beklemmung der Geschichte sehr beigetragen. "Finstere Zeiten" als Begriff hat für mich da erstmals greifbar Sinn ergeben. 

     

    vor 19 Stunden schrieb Moni:

    Ich hatte als junge Frau einmal einen Draculafilm geschaut und konnte nächtelang nicht richtig schlafen.

    So ging es mir in jüngeren Jahren bei der Lektüre von "Es" von Stephen King. Da musste dann das Nachttischlämpchen noch länger anbleiben zum Einschlafen. 

    Mit Weichei-igkeit hat das aber m.E. nicht so viel zu tun. Eher mit starker Vorstellungskraft. So will ich es jedenfalls sehen. 😉

     

    vor 18 Stunden schrieb Darkjuls:

    Sehr gekonnt und gut dargeboten Dein Gedicht.

    Dir, liebe Darkjuls und auch den anderen hier herzlichen Dank für das große Lob! Und das sogar trotz "Starktobak-Gehalts"! Das weiß ich wirklich sehr zu schätzen und darüber freu ich mich sehr! 

     

    vor 13 Stunden schrieb Wannovius:

    zum Taunus-Ripper könnt ihr mal googeln. Ein Mann mit bürgerlicher Existenz,  Ehefrau, Tochter und Häuschen.

    Und das ist, was es so besonders beklemmend und gruselig macht - man sieht es den meisten nicht an. 

     

    vor 13 Stunden schrieb Wannovius:

    Bitte nicht gendern. Das zerstört unsere schöne Sprache.

    Bitte nicht bei jeder unpassenden Gelegenheit "missionieren" diesbezüglich, lieber Stephan! Ich kann die Diskussion ehrlich gesagt nicht mehr hören. In einem Kommentar wird keine schöne Sprache zerstört, und wenn mir wichtig ist, jedwedes Geschlecht zu inkludieren, dann werde ich doch wohl dort gendern dürfen, wo ich es persönlich für in Ordnung und angemessen erachte. In einem Gedicht oder anderweitig literarisch gearteten Text gendere ich ohnehin nicht. Darauf darfst du gerne mal vertrauen. 

     

    Zurück zum Gedicht und zu euren tollen Rückmeldungen: nochmal herzlichen Dank an euch alle, dass ihr euch da durchgetraut habt und vom Inhalt nicht habt abschrecken lassen. 😉 Danke auch an alle, die ihr Gefallen per Button-Klicken mitgeteilt haben!!!! 

     

    Liebe Grüße,

    fee

     

  17. Ein sehr berührender Text und sehr schönes Bild - der ewige Flug in der Luft, leicht und unbeschwert von allem Irdischen, liebe Hera.

     

    Ich mag, wie geerdet dein Text stellenweise ist (zum Beispiel durch das "WLAN mit Flatrate" oder den "Hunger" als Triebfeder - auch im übertragenen Sinn) - das bildet einen starken Kontrast zum Thema des Fliegens und zur Luft. Wirklich schön gemacht!

     

    vor 4 Stunden schrieb Hera Klit:

    Wer bist du, dass du einen Sonderstatus beanspruchst?

    Dieser Vers fällt für mein Empfinden ein klein wenig sprachlich aus dem Text heraus. Das fände ich simpler ausgedrückt stimmiger. Ist aber natürlich Geschmacksfrage. Und auch nur eine Kleinigkeit, die ich hier anmerke. Aber vielleicht magst du ja nochmal ein kleines Bisserl feilen...der Text ist für mich schon seeehr nah an perfekt. Da könnte man ihn ja auch noch makellos machen... 😉

     

     

    Die Aussöhnung mit dem Tod, die aus und zwischen den Zeilen spricht, wirkt auf mich sehr authentisch und glaubhaft. Ein herrlich unaufgesetzter, schöner Text. Und definitiv "tief". Sehr schön! 

     

    Lieber Gruß,

    fee

     

     

     

    • Danke 1
  18. Sehr hübsch und liebevoll erzählt, liebe Moni! 

     

    Wir hatten heuer auch einen Katzenbesuch, sind aber immer eisern geblieben und es gab nur Streicheleinheiten auf der Terrasse, aber das Haus war tabu (auch, weil meine bessere Hälfte allergisch ist...da war's etwas leichter, hart zu bleiben). Immerhin wussten wir aber, wo das eigentliche Zuhause unseres Katzenfreunds ist. Dort ist er allerdings auch zugelaufen voriges Jahr (die Katzenklappe hat er wohl als für ihn installiert aufgefasst...die Hauskatze war nicht ganz so erfreut). Woher er wirklich kommt, weiß keiner und er fehlt auch nirgends. 

     

    Allerdings hat er aufgehört, vorbeizukommen bei uns. Vielleicht ist er ja beleidigt. Wer weiß das bei Katzen schon... 😉

     

    Sehr sehr gerne gelesen - nicht nur, weil's darin um Katzen geht. 😉

     

    LG,

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  19. vor 38 Minuten schrieb Wannovius:

    das sind aber gruselige Zeilen - besonders von einer Dichterin.

     

    Du meinst im Sinne von: Dichter:innen sind zartbesaitet bzw. schreiben in erster Linie über Schönes und ein solcher Inhalt ist unvorhersehbar und überraschend? 

     

    Den Taunus-Ripper kenne ich nicht. Es ist aber definitiv mehr als gruselig, wenn man sich vergegenwärtigt, dass solche "Bestien" tatsächlich existieren oder existiert haben. Die menschlichen Abgründe faszinieren mich schon immer - lieber sind mir aber dann doch fiktive Bestien (auch, wenn diese ja irgendwoher ihre Anleihen haben müssen). Mich hat eine historische Krimi-Trilogie (siehe im Eingangspost ganz unten als Anmerkung) inspiriert, die noch um Hauslängen düsterer und heftiger war als mein Gedicht hier. 

     

    Danke fürs Reinlesen und mutige Kommentieren 😉

    LG,

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  20. vor einer Stunde schrieb Wannovius:

    Wie wäre es, wenn wir uns von Werken, die uns absolut missfallen, einfach zu einem vielleicht besseren eigenen Poem inspieren liessen und es dann posteten?  Vielleicht unter dem Hinweis "Inspiriert von XY"? 

     

    Das fände ich persönlich einen Affront im Gegensatz zu einer - vielleicht etwas schonungslos formulierten - aber berechtigten Kritik zu meinem Gedicht. 

    Das hat eine Art Vorführ-Charakter, der mir sehr missfiele. (Dazu aber muss ich sagen: ich bin generell kein Freund von Antwort- oder Reaktionsgedichten). 

     

    Klar, man könnte die Kritik etwas einfühlsamer formulieren, leider aber muss ich Marvin in seinen Anmerkungen recht geben. Das gesamte Gedicht wirkt sehr husch-husch bzw. undurchdacht. Da wechseln Verslängen, es gibt kein Metrum, das den Text zusammenhält oder trägt in seiner Aussage und tatsächlich wirkt auch auf mich einiges sehr nach "angestrengt sprachlich verbogen, um doch noch irgendwie einen Reim hinzubekommen".

     

    Auch inhaltlich "eiert" es gehörig. Der Horst, der zwar die Hauptrolle spielt, aber nicht den Anfang macht, ist grenzwertig und der Karl, der nie wieder eine Rolle im Gedicht spielt, verwirrt eher als originell zu sein. Dabei ist aber auch ein kleines sprachliches Highlight im Gedicht zu finden:

    Am 27.6.2024 um 18:54 schrieb Flutterby:

    ...

    Letzte Woche so zum Beispiel

    Als ihm was Grandioses einfiel

    ...

     

    Das sticht heraus und bleibt leider das einzig gelungene Verspaar. Der große Rest des Gedichts wiederholt dieses (und auch kein anderes) Betonungsschema nirgends (was allerdings auch ein schwieriges Versmaß ist und nicht empfehlenswert, außer man ist wahrer Könner) und bräuchte eine komplette Überarbeitung - einheitlicheres Betonungsschema und Silbenzahl, sprachlich besseren Ausdruck (man macht nicht jemanden zunichte, man macht Hoffnungen, Gefühle - hier den Stolz, aber der steht syntaktisch leider im falschen Satz und Gefüge - , Pläne etc. zunichte. Also etwas Abstraktes) und einen besser durchüberlegten Inhalt bzw. Aufbau. 

     

    Gegen Ende hin werden die Verse immer länger und alles zerfranst in nur noch beliebigen Silbenanzahlen und zufallsgeborenen Betonungsmustern.

     

    Mein Tipp: weglassen, was der Geschichte nichts Wichtiges hinzufügt, ein einfaches aber einheitliches Reimschema wählen und den Inhalt, den du erzählen willst, so umstellen, dass er eine schlüssige Geschichte erzählt UND sich dazu leichter Strophen bilden lassen. 

    Im Moment habe ich den Eindruck, du wolltest stur in der Abfolge erzählen, wie es dir beim Schreiben eingefallen ist...und hast dann alles andere dieser Abfolge untergeordnet. Dass sich da nicht immer die besten Strophen und Verspaare finden lassen, ist klar. Wenn du aber flexibler wirst darin, das auszudrücken, was du sagen willst und dir da Umstellungen erlaubst und mehrere Varianten für die gleiche Aussage suchst, aus denen du dann wählen kannst, sollte es einfacher werden.

     

    Bloß die einzelnen Zeilen immer länger werden zu lassen, damit auch alles darin gesagt wird, wie es dir gerade so in den Sinn kommt, klappt so nicht. Ein bisschen Arbeit muss man sich schon machen. 

     

    LG,

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  21. vor 4 Minuten schrieb Stavanger:

    Und das mir, der nur Filme guckt, die gut ausgehen. Uff.

    Trotzdem gut geschrieben, zweifellos.

    Etwas unbehaglich, aber das geht auch wieder weg:

     

    Ui, dann hoffe ich, das geht ganz rasch, lieber Uwe! 

     

    Umso größer mein DANKE für den Kommentar! 

    Da funktionieren wir wohl sehr unterschiedlich. Ich werde umso entspannter, je gruseliger oder abgründiger Geschichten sind. 

     

    Vielleicht bingt ja etwas Sonnenschein gute Laune nach diesem Gedicht-Gewitter!

    LG,

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    • Danke 1
  22. vor 6 Stunden schrieb Wannovius:

    Ja, mit Kunst ist das so eine Sache. Bei der bildenden Kunst haben schon Reinigungskraefte geniale Kunstwerke als vermeintlichen Müll entsorgt.

     

    ...so nach dem Motto "Ist das Kunst oder kann das weg?". 😅

     

    Was nun ein Gedicht ist und was nicht - oder gar noch ein gutes! - , das ist eine Frage, die endlos diskutiert werden kann, wenn es um mehr geht als Kategorisierungen. Und auch die unterliegen, wie alle Kunst, dem Wandel durch Zeit und Kultur. Man kann sich auf jeden Fall einig sein, dass man sich nie ganz einig wird in dieser Frage bzw. ihrer Beantwortung. 😉

     

    vor 7 Stunden schrieb Wannovius:

    kulturell wohl eher geringes Gewicht

    So wie übrigens längst

    jegliches Gedicht

     

    Dem möchte ich aber dann doch widersprechen. Ich glaube eher, dass es sich hier - und bei Kunst generell - um eine Art von "Gewicht" handelt, das sich nicht an sichtbaren "Skalen" messen lässt. Kunst berührt - vielleicht also könnte man die "Wärme" im Inneren messen, die beim Berührt-Werden entsteht. Kunst bringt in einen Dialog - mit sich selbst aber auch mit anderen. Zumindest mit denen, die diese Sprache hören, verstehen oder zumindest verstehen wollen. Man könnte also versuchen, die Anzahl der Worte des Austauschs zu zählen. Was aber ist mit der Erfassung dessen, was zwischen den Zeilen steht?

    Kunst ist um uns, auch in uns. Würde uns die Schule und/oder das Leben lehren, ein eigenes künstlerisches Vokabular zu entwickeln, hätte sie nicht mehr dieses Alleinstellungsmerkmal des "Begabten" und wäre keine so einsame Angelegenheit. Sie wäre aber dann auch etwas ganz Anderes und ein Gedicht dann vielleicht nur noch ein Tagebucheintrag oder eine Kühlschranknotiz (wobei ich auch da wie dort schon künstlerisch Ansprechendes entdeckt habe 😉 ). 

     

    Alles also eine Frage der an Kunst angelegten Skala. Da hat man zumindest, was das eigene künstlerische Wirken angeht, das Glück der Selbstbestimmung. Man muss sich nur "finden", um zu wissen, wohin man eigentlich will damit.

     

    LG,

    fee

     

     

    • in Love 1
  23. Das Schweigen der Schnaken

     

     

    Des Abends tanzen Schnaken an dem Fenster.
    Er reißt ihnen - wie stets - die Beine aus.
    So hält er sich vom Leibe die Gespenster,
    die mit ihm wohnen hier in seinem Haus.

     

    Da liegen sie - bloß Rumpf - und nur ihr Zucken
    verrät, dass ihnen Leben innewohnt.
    Er sieht still zu und seine Finger jucken,
    solange auch nur eine bleibt verschont.

     

    Er denkt an seinen Vater, der ihn jagte
    mit Schlägen Tag und Nacht durchs große Haus,
    den niemals es berührte, wenn er klagte;
    dem riss als Erstem er die Beine aus.

     

    Genussvoll sah er, wie in seinem Blute
    bloß gurgelnd der die letzten Laute tat.
    Die Zunge nahm im Tausch er für die Knute -
    noch heut sind deren Riemen steif und hart,

     

    verkrustet von dem Blut all jener Schläge,
    die tiefer schnitten als bloß Fleisch und Haut.
    Dann nahm dem alten Herrn die Kesselsäge
    die Arme noch - und eh der Morgen graut,

     

    da lag nur noch ein Rumpf in einer Lache,
    so schwarz und tief, dass sie ihn fast verschlang.
    Die Ratten trafen ein zur Totenwache -
    noch heute hört mit Zittern er den Klang

     

    vom eiligen Getrippel ihrer Krallen,
    ein Quieken wilder Gier voll Futterneid!
    "Die Schnaken schweigen!" denkt er noch im Fallen,
    schließt seine Augen und fühlt Dankbarkeit.

     

     

     

     

     

     

    .aug_2023

    inspiriert von der äußerst gelungenen und beklemmenden historischen Krimi-Trilogie "1793 - 95" von Niklas Natt och Dag

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