Zum Inhalt springen
  • Einträge
    86
  • Kommentare
    54
  • Aufrufe
    5.971

Über diesen Blog

Wäre dies eine Geschichte, so wäre sie keine originelle Geschichte über Menschen, die Außergewöhnliches tun. Vielmehr ist es das Triviale mit seinen verborgenen Facetten, das mich hier anrührt und das ich mit dem geneigten Leser teilen möchte. Es wäre eine Geschichte über die Liebe, über Ungewissheit, Sehnsucht, Glück, Enttäuschung und die Abgründe in unserer Hinneigung.

Einträge in diesem Blog

6.2.2012

Liebe Babsi,   am Tag darauf haben wir wieder so lange miteinander gesprochen und gestern erneut bis in die späte Nacht hinein, da alles umher so schön still war und es nichts weiter gab als Sannys Stimme. Wie viel reichhaltiger ist die Welt, wenn sonst alles verstummt! Da ich aber wusste, dass sie heute früh aus dem Bette steigen musste, drängte ich immer wieder gegen all mein Verlangen darauf, das Gespräch bald zu beenden. Doch sie ließ sich einfach nichts einreden: "Ich will noch ni

Schmuddelkind

Schmuddelkind

4.2.2012

Verzeih Babsi,   dass ich dir neulich ihre Antwort vorenthielt! Das muss mir wohl schon selbstredend gewesen sein. Inzwischen kam es auch bereits zu unserem ersten Telefongespräch. Beide waren wir sehr neugierig, jedoch auch aufgeregt - es ist auch freilich ein merkwürdiger Hergang, mit einem Menschen bereits so vertraut zu sein, ehe man auch nur ein Wort mit ihm gesprochen hat. Doch als ich zum ersten Mal ihre zarte Stimme vernahm - "Du Lieber! Ich hoffe, du sitzt bequem. Ich habe dir

Schmuddelkind

Schmuddelkind

1.2.2012

Liebe Babsi,   zurzeit lese ich einen Roman über einen Schriftsteller, der die Menschen um sich herum, allen voran seine Geliebte, auf die niederträchtigste Weise manipuliert, um in seinem Leben eine anregende Geschichte zu finden, die er niederschreiben kann. Als ich Sanny davon erzählte, kommentierte sie es mit trockenem Witz: "Blöde Literaten!" Ich entgegnete, dass jener Schriftsteller zwar Einiges durcheinander bringe, aber dass man in seiner Geschichte auch etwas erkennen könne, d

Schmuddelkind

Schmuddelkind

29.1.2012

Nein Babsi,   so sehr ich deine aufgeregte Neugier verstehe - so töricht will ich nicht sein, mich von einem Unglück in das nächste zu stürzen. Jetzt wirst du alles bereden wollen und um uns die Zeit zu ersparen, antworte ich dir gleich: Berlin liegt nicht eben auf meinen Routen, selbst wenn ich sehr ausgedehnte Spaziergänge suche. Dies allein verbietet schon jede weitere Sehnsucht und doch weiß ich, dass du es nicht gelten lassen wirst, mich so sachlich dieser Angelegenheit zu

Schmuddelkind

Schmuddelkind

28.1.2012

Ja Babsi,   ja, ich weiß, wie sie aussieht (sie schickte mir ein Foto) und ja, sie ist schön - um es ganz ehrlich zu sagen, so schön wie ihre Gedichte: eine unausgeschmückte, selbstgenügsame Schönheit, ein Blick aus klaren, blauen Augen, wie aus einer unergründlichen Seelentiefe, zarte Lippen, die nichts verlangen, als zu lächeln und dunkles, geheimnisvolles Haar. Nie habe ich das Gemüt eines Menschen so sehr in seinem Äußeren entsprochen gesehen. Aber jetzt red mir bloß nichts

Schmuddelkind

Schmuddelkind

25.1.2012

Liebe Babsi,   du weißt, dass ich in meinem Verhältnis zur Natur immer die Beschaulichkeit der Freiheit bevorzugt habe, weswegen mich es auch immer in den dichten Wald zog. Die Weite einer Landschaft, in der man hinter dem Horizont eine Unendlichkeit erahnen kann, ängstigte mich bloß, da ich mir darin vollkommen verloren, fast schon entschwunden erschien. Doch heute, aus Gründen, die wohl außerhalb meines Denkens liegen, führte mein Pfad an dem mir sonst so zugeneigten Wald vorbei, zun

Schmuddelkind

Schmuddelkind

21.1.2012

Liebe Babsi,   Linda hat mir geschrieben. Und wie sich ihr Ausschweigen anlasslos in unangebrachte Redseligkeit verwandelte, hat etwas Merkwürdiges. Sie schrieb, dass sie mich vermisse, dass sie untröstlich sei über ihre Fehler und dass sie hoffe, ich könne ihr verzeihen. Diese Anmaßung, sich so unvermittelt und wortlos aus meinem Leben zu schleichen und jetzt die Auswirkungen ihrer eigenen Grausamkeit nicht ertragen zu können, hat keine Antwort verdient. Und so wenig ich ihr Verhalten

Schmuddelkind

Schmuddelkind

17.1.2012

Liebe Babsi,   ich wollte dir ja noch von meinem Wortwechsel mit Sanny berichten. Sie besitzt die angenehme Gabe, den ganzen Raum auf einen Gegenstand zu konzentrieren, bis man fast alles daran erkennen kann, um diese ganze Spannung schließlich in ein heiteres Nichts zu verwandeln. Das muss dir jetzt ganz und gar unverständlich erscheinen, verzeih! Lass mich es dir an unserem Gespräch von gestern Nacht erklären. Erst danach halte mich für verrückt!   Sie nahm mein neues Gedic

Schmuddelkind

Schmuddelkind

16.1.2012

Gut Babsi,   wir werden nicht mehr darüber reden. Doch dann lassen wir auch meine Magisterarbeit unter den Tisch fallen. Oh ja, die Poesie ist mir ein Leuchtturm der Seele. Sie lässt mich wissen, auch wenn ich mich einsam wähne, dass es etwas Größeres, Bedeutsameres gibt als mein vergängliches Leid, obgleich dieses im Moment des Schreibens ganz im Mittelpunkt meiner Anschauung liegt. Jedoch in der Ferne dieses Licht zu erahnen, das mir den Weg weist, das mich erkennen lässt, wo ic

Schmuddelkind

Schmuddelkind

14.1.2012

Danke Babsi,   da offenbare ich dir meine Träume und alles, was du liest, ist "Magisterarbeit". Nun ja, ich muss mich erst wieder in das Thema einfinden. Die Mathematik hinter den Gesamtzusammenhängen habe ich zumindest ausformuliert. Allerdings wollen sich mir die Details noch nicht öffnen. Ich weiß mir keinen Rat, wie ich Rawls' Differenzprinzip einer Messung zugänglich machen soll. Und dann kommt mir wieder der Gedanke, wie unsinnig es ist, Gerechtigkeit zu messen. Gewiss wirst du m

Schmuddelkind

Schmuddelkind

12.1.2012

Liebe Babsi,   heute Nacht hatte ich einen Traum: Ich spürte, dass ich sterben würde. Und als meine Zeit gekommen war, stand ich auf und wurde, indem ich in das Wasser ging, zu dem Wasser selbst. Und ich umfasste die ganze Welt und spürte ihren tiefsten Grund. Und ich trug die Seerosen in den Tümpeln und die Schiffe auf den Meeren zugleich. Die völlige Stille des Ozeans barg ich in mir, während ich die Kraft der Gezeiten wiedergab, mich an den schroffen Felsen der Küsten zu erschöpfen.

Schmuddelkind

Schmuddelkind

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.