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Sternenstaubsucher

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Beiträge erstellt von Sternenstaubsucher

  1. @Berthold:

     

    Ach ja, das Testbild ... *g* Und die alte "Sesamstraße" mit Lilo Pulver war auch viel besser! Mir fällt so vieles ein, was damals besser war. Die Werbung erzählte noch richtige Geschichten (z.B. die einer gewissen Versicherung) und dass die Telefonzellen in grau/pink geändert wurden, werde ich der Telekom nie verzeihen. Im Ernst, mein Gehirn war so darauf programmiert, dass Telefonzellen gelb sind, dass ich diese neuen nicht als Telefonzellen erkannt habe, selbst wenn ich nur 2 Meter davon entfernt stand

     

    @Eiselfe:

    Ich finde es schön, dass meine kleine Geschichte vergessene Erinnerungen bei dir hervor gerufen hat. Manchmal genügt ein kleines Stichwort und plötzlich ist man wieder in jener Zeit. So wie ich es mit den Kaugummituben erlebt habe. *g*

     

    Danke für eure Kommentare, habe mich sehr darüber gefreut.

     

    LG

    Sternenstaubsucher.

  2. Hallo Perry!

     

    Ein sehr schöner Text.

    Mir gefällt das Wort "Mondin" sehr gut. Eine tolle Idee, um darauf zu verweisen, dass "der" Mond weiblich ist. Frau Luna.

    Den Teil mit der Iris habe ich zuerst nicht verstanden, aber nachdem ich "mare crisum" gegoogelt hatte, ergab es dann Sinn. Ein Mondkrater.

     

    Sehr gerne gelesen.

     

    LG

    Sternenstaubsucher

  3. Hinweis: Ich habe mich bemüht, auf die Nennung von Markennamen zu verzichten. Manchmal ist mir das leider nicht gelungen, man könnte also sagen, dass dieser Text Produktplatzierungen enthält!

     

     

    Heute möchte ich euch mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit. Zurück in eine Zeit, in der es kein Internet gab, keine Handys und keine DVDs. Eine Zeit, in der die Telefonzellen noch gelb waren und ausschließlich mit Münzen benutzt werden konnten und Tapeten eine optische Zumutung waren.

    Damals gab es noch richtige Sommer und Winter, die Telefone hatten eine Wählscheibe und waren meistens grün, orange oder beige, ebenso wie die Badezimmereinrichtung. Tante Tilly pflegte die Hände schon beim Spülen, mit dem Nachbarn war nicht gut Kirschen essen und Clementine präsentierte sich ganz modern in Latzhose. An den Küchenfliesen klebten Prilblumen, Fußballer starteten auch als Sänger durch, warben am liebsten für Schokolade und Adler schmuggelten Alkohol über die Berge. Unser erster Berufswunsch war "Hustinettenbär", Raucher gingen in die Luft, Bären brachten die Milch für den Kaffee direkt an den Frühstückstisch und unser erstes Bonbon schenkte uns unser Opa, als wir vier waren. Kaugummis waren so groß, dass man sie unter dem Arm tragen musste und nach einem Schluck Cola tanzten Nonnen hinter Milchglas. Eine Zeit, in der wir alle ein bisschen bluna waren.

     

    Genau, die Rede ist von den 70ern. Die Zeit nach den Nierentischen und vor Leonardo di Caprio. Eine schöne Zeit!

     

    Damals hatten Schokoknusperriegel noch vernünftige Namen und mein Bac war dein Bac. Cowboys ritten rauchend in den Sonnenuntergang und mit Cappy ging die Sonne wieder auf. Hach ja!

     

    Gut, es gab auch negatives. Wer erinnert sich nicht mit Schaudern an die gehäkelten Klorollenbezüge und den Wackeldackel, die beide vorzugsweise im Auto hinter dem Rücksitz auf der Ablage präsentiert wurden?! Über die Bananen im Speckmantel will ich gar nicht erst reden und über den Käseigel auch nicht. Bleiben wir lieber bei den schönen Dingen. Also zum Beispiel bei den Süßigkeiten. Damit fing nämlich alles an, auch die Idee zu diesem Beitrag.

     

    Vor noch gar nicht allzu langer Zeit spazierte ich frustriert über unseren Weihnachtsmarkt. Frustriert deshalb, weil es mir auch diesmal nicht gelungen war, an einen der vielen Glühweinstände anzudocken. Das Schicksal der kleinen Menschen... Nur eines konnte meine Stimmung jetzt noch bessern: eine große Tüte mit Süßkram. Ich steuerte also den nächsten Stand an, schubste ein paar nervige Kinder zur Seite (das Schicksal kleiner Leute...) und da war es: Kaugummi in der Tube!

     

    Plötzlich war es um mich herum Sommer, ich stand in unserem Garten und pappte meinem Cousin gerade eine riesige Ladung eben jenes Kaugummis in die Haare. Im Gegensatz zu einem gewissen anderen Kaugummi, das Blasen machte, ohne zu kleben, klebte dieses sogar ausgesprochen gut. So gut, dass meine Tante schließlich zur Schere greifen musste. Die Dresche, die ich anschließend von meinem Cousin bekam, war zwar nicht so lustig, aber der Blick auf seine Tonsur machte das mehr als wett!

    Muss ich erwähnen, dass ich gleich mehrere Kaugummituben kaufte, als ich aus meinen Erinnerungen wieder auftauchte???

    Meine Erkenntnis aus diesem Erlebnis: Gutes bleibt!

     

    Leider gibt es aber auch den umgekehrten Fall: Gutes verschwindet.

    Wo sind die vielen Sachen hin, die meiner Generation noch so vertraut sind? Erinnert ihr euch noch an die Monchichis, diese putzigen Plüschtiere, denen man den Daumen in den Mund stecken konnte? Oder diese Minifernseher mit Guckloch. Schaute man da durch, sah man verschiedene Märchenbilder, durch die man sich klicken konnte. Oder diese Teile, die geformt waren wie eine Eiswaffel, oben hatten die ein Plastiknetz und mit einem Klicker konnte man einen darin liegenden Ball hochschießen und musste den dann versuchen wieder aufzufangen. Damit konnten wir stundenlang spielen!

    Viele Spielzeuge, mit denen ich quasi aufgewachsen bin, gibt es heute nicht mehr, wurden unmodern. Aber manches hat überlebt. Die "Kinderpost" gibt es noch, den Kaufmannsladen, wenn auch im Wandel der Zeit modernisiert, das Arztset, die Autorennbahn...

    Und manches, finde ich, sollte auch heutzutage wieder eingeführt werden. In meiner Kindheit gab es in den Sparkassen kleine Tische für die Kinder der Kunden. Daran montiert war eine Art Telefonhörer, durch den man einem Märchen lauschen konnte, während die Eltern anstanden und ihre Geldgeschäfte tätigten. Ich glaube, viele Eltern (und Bankangestellte!) von heute wären froh, wenn es das noch gäbe!

     

    Andere Modernisierungen sollten aber auch ganz schnell wieder abgeschafft werden. Ich misstraue ja schon seit einiger Zeit Rezepturänderungen im Lebensmittelbereich. Das begann schon damals, als das Rezept für meine Lieblingsnudelsuppe Marke "Deckel auf, heiß Wasser drauf" angeblich "verbessert" wurde...

    Damals war ich noch so naiv und hab gedacht, wow, jetzt noch leckerer, prima!

    Jaaa...

    Was soll ich sagen?

    Es schmeckte nicht besser, es schmeckte einfach nur noch igitt! Was für Geschmacksnerven haben die Hersteller bloß? Wahrscheinlich gar keine mehr...

     

    Aber man muss den Entwicklern neuer Produkte auch ab und zu mal Dank sagen. Zum Beispiel hier für:

     

    Es gibt jetzt auch Gurkenduschgel!!!

  4. Träumerisch führen mich meine Schritte

    Am sonnigen Morgen tief in den Wald.

    Nach und nach verstummt der Lärm der Stadt,

    Zärtlich umhüllt mich die Stille schon bald.

    Edelsteinen gleich blinken Tautropfen,

    Nebelkrähen krächzen sich Liebeslieder zu,

    Die Blätter wiegen sich in der Morgenluft,

    Es ist ringsum nur Frieden und Ruh.

    Sieh, die Farben des Waldes erstrahlen,

    Hellgelb und orange, dazwischen ein Rot.

    Es leben die Farben intensiver als jemals,

    Rasch sind sie vergangen, die Bäume wie tot.

    Bald ist die Pracht schon vergangen,

    Schon morgen vielleicht, wer weiß,

    Tanzend verlassen die Blätter die Bäume,

    Leicht schweben sie, bald schon folgt Eis,

    Aber noch tanzen sie in den Wäldern,

    Und tanzend wird auch mein Schritt,

    Bald geh ich zurück nach Hause - doch ein tanzendes Blatt nehm ich mit!

  5. Ein treffender Satz, den ich gut nachvollziehen kann. Der Straßenlärm nachts, der macht mir nichts aus, aber wenn nachts meine Uhr stehenbleibt, bin ich sofort wach, weil das Ticken fehlt.

     

    Manche Geräusche fallen einem wirklich erst dann auf, wenn sie nicht mehr da sind.

     

    LG

    Sternenstaubsucher

  6. Als Bärbel wieder zu sich kam, war es um sie herum dunkel. Sie fühlte sich irgendwie anders. Kleiner und schlanker, irgendwie. Was war bloß los, wo war sie hier und warum war es so dunkel? Bärbel versuchte, sich zu bewegen, musste aber feststellen, dass das nicht ging. Um sie herum schien eine Mauer zu sein. War sie etwa eingesperrt? Und wenn ja, wo? Und warum? Dann fiel ihr der Unfall in der Fabrik wieder ein. War sie etwa eingeschmolzen und recycelt worden? Was war hier bloß los?

     

    Lange Zeit geschah gar nichts, dann ging ein Ruck durch Bärbels Gefängnis. Es schaukelte eine Weile, bis ihr kotzübel war, dann endlich wurde die Verpackung, in der sie offensichtlich steckte, aufgerissen. Bärbel wurde herausgenommen und irgendwo abgestellt.

    Licht, dachte Bärbel, Luft! Endlich!

    Ihre Augen hatten sich noch nicht ganz an das plötzliche Tageslicht gewöhnt, aber hören konnte sie. Und sie hörte...

     

    "Hey Süße, du bist ja ne Hübsche."

    "Ja, sowas Tolles wie dich hatten wir hier schon lange nicht mehr!"

     

    Nein. Nein! NEIN!!!

     

    Alles, nur das nicht.

    Das konnte nur ein schlechter Traum sein. So gemein konnte das Leben gar nicht sein!

    Bärbel blinzelte vorsichtig, und da waren sie tatsächlich:

    Walter Waschlappen und Siegbert Seife!

     

    Bärbel war zum Heulen zumute! Alles umsonst! Die Kündigung, die Demütigung beim Arbeitsamt, die Beleidigungen in der Fabrik, alles tapfer ertragen, alles umsonst!

    Aber wieso "Hübsche"?

    Bärbel sah an sich herunter. Sie war wirklich viel schlanker... und kleiner... und ihre Borsten waren oben statt unten... War sie etwa???

    Ja, die Klobürste Bärbel war jetzt die Zahnbürste Bärbel! Und offensichtlich eine gut aussehende. Jedenfalls gerieten Walter und Siegbert bei ihrem Anblick total aus dem Häuschen.

    "Sag mal, meine Hübsche, wie heißt du denn?", fragte Walter.

    "Ich? Oh, ich heiße äh, ich heiße... Bärbel."

    "Bärbel? Hatten wir hier schon mal eine. So ne olle stinkige Klobürste war das. Kein Vergleich zu dir, Also, willkommen hier im Badezimmer von Herrn Magnus Meier. Ich bin der Siegbert und der da ist der Walter."

    "Ich w..., ich meine, schön, euch kennen zu lernen. "

     

    Bärbel gab auf.

    Offensichtlich sollte es ihr Schicksal sein, ausgerechnet in diesem Badezimmer und mit diesen Flitzpiepen zu arbeiten.

    Naja, hatte vielleicht auch sein Gutes. Immerhin schienen Walter und Siegbert ja ganz schön auf sie abzufahren. Da taten sich Möglichkeiten auf...

    Schließlich arbeitete sie jetzt eine Etage über ihnen, im Zahnputzbecherhalter statt auf dem Waschbeckenrand wie die beiden und wenn sie ihnen die kalte Schulter zeigen und sie von oben herab behandeln könnte, nun, warum nicht. Hatten die beiden ja auch lange genug bei ihr getan, konnten ruhig mal erfahren, wie das war.

    Und als dann noch am Abend Herr Magnus Meier ins Bad kam, um sich die Zähne zu putzen, da konnte sie sich ein diabolisches Grinsen nicht verkneifen. Wenn du wüsstest!, dachte sie, wenn du wüsstest, dass ich vor ein paar Tagen noch deine Klobürste war!

     

    Alles in allem, fand Bärbel, waren ihr neues Leben und ihr neuer Job gar nicht so übel. Wenigstens war das Leben jetzt nicht Scheiße, jetzt war es...

     

    ZAHNBELAG????

     

    Scheiße!!!!

  7. WARNUNG: Sensible Naturen, die auf das Wort mit SCH... und ähnliche empfindsam reagieren, sollten diese Geschichte keinesfalls lesen!

     

     

    Klobürste Bärbel fand ihr Leben scheiße!

     

    Nicht nur, dass ihr Chef, Herr Magnus Meier aus dem vierten Stock, sie Tag für Tag dazu zwang, seine..., äääh...Hinterlassenschaften mit einer derartigen Vehemenz ins Klo zu stopfen, dass Bärbel oft Hören und Sehen verging (das Riechen leider nicht, aber scheiß drauf), nein, damit hätte sie leben können, das war ja schließlich ihr Job. Was sie wirklich anpisste, waren ihre Arbeitskollegen. Die hatte sie echt gefressen! Ganz besonders zwei von denen machten Bärbel Tag für Tag für Tag das Leben zur Hölle. Bloß, weil sie in der höheren Etage arbeiteten, glaubten sie, was Besseres zu sein:

     

    Walter Waschlappen und Siegbert Seife!

     

    Zum Kotzen, die beiden, fand Bärbel.

    Und ständig diese ach so lustigen Sprüche, die die beiden brachten.

    "Ey, Bärbel, tolles Kleid, das du heute trägst. So schön braun!"

    "Hey, Bärbel, super Parfüm. Was ist das, Eau de Toilette?!"

     

    Okay, okay, Bärbel war eine Klobürste, sie stand in der Badezimmerhierachie ganz unten (na gut, das Klopapier war vielleicht noch etwas mehr am arsch), sie hatte einen Drecksjob, aber deshalb hatte sie ja wohl trotzdem ein kleines bisschen Respekt verdient, zum Kuckuck! Herrn Meier wollte sie mal sehen, wenn sie mal `ne Woche streiken würde!

     

    Nein, das Leben war nicht schön. Das Leben war Kacke!

     

    War es da ein Wunder, dass es Bärbel eines Tages reichte? Dass sie, als Walter und Siegbert sie wieder einmal wie Dreck behandelten, ausrastete und schrie:

    "Jetzt reicht`s! Ich kündige!"

    Sie sprang ein letztes, ein allerletztes Mal in die Kloschüssel, machte sich ordentlich sauber und hopste dann mit großen Sprüngen aus dem Badezimmer. Walter und Siegbert sahen ihr sprachlos hinterher.

    "Ey, Bärbel, wo willste denn hin?", rief Siegbert schließlich.

    "Zum Arbeitsamt. Ne Umschulung machen", schrie Bärbel, hopste an Herrn Meier vorbei, der gerade durch die Wohnungstür kam, sprang die Treppen herunter, schlüpfte aus der offenen Haustür auf die Straße und atmete tief durch.

    Endlich frei! Das verlangte nach einem gewichtigen Kommentar, fand Bärbel. Aber alles, was ihr einfiel, war:

     

    "Und wo ist jetzt dieses scheiß Arbeitsamt???"

     

    -------------------------------------------------

     

    Einige Zeit später saß Bärbel Herrn Schumansky, Abteilung A - K, gegenüber.

    "Name?", fragte er mit sichtlich desinteressierter Stimme, ohne aufzublicken.

    "Äh..., Bärbel Klobürste."

    "Hm", machte Herr Schumansky und tippte etwas in seinen Computer ein.

    "Schulbildung?"

    "Keine."

    "Tsss", machte Herr Schumansky abfällig und tippte.

    "Letzte Arbeitsstelle? Falls Sie überhaupt schon mal gearbeitet haben... Arbeitgeber und Berufsbezeichnung."

    "Klobürste bei Herrn Magnus Meier."

    "Wollen Sie mich verarschen?!", brüllte Herr Schumansky und hob endlich den Kopf.

    "N...nein, ich bin doch...", stotterte Bärbel eingeschüchtert.

    Herr Schumansky registrierte endlich, dass da tatsächlich eine Klobürste vor ihm saß.

    "Oh..., ähem..., entschuldigen Sie, aber Klobürsten kommen eher selten hierher."

     

    Kein Wunder, dachte Bärbel, so, wie man hier behandelt wird, grenzt es an ein Wunder, dass sich überhaupt jemand hierher traut...

    "Na, ich bin jetzt jedenfalls hier und ich suche einen neuen Job. Können Sie mir da helfen?", fragte Bärbel.

    Herr Schumansky dachte nach.

    "Hm, ich weiß nicht, ich glaube, der Arbeitsmarkt hat an gebrauchten Klobürsten eher wenig Interesse. Wenn Sie noch neu wären..."

    Bärbel unterbrach ihn:

    "Nein, nein, da haben Sie mich falsch verstanden. Ich möchte nicht länger als Klobürste arbeiten. Hätten Sie nichts anderes für mich?"

    "Nuuuuun..., ich weiß im Augenblick nicht, wo man eine gebrauchte Klobürste arbeitstechnisch noch einsetzen könnte, aber ich will mal sehen..."

    Er begann wieder in seinen Computer zu tippen.

    Bärbel wartete.

    "Hm, nein, das nicht..., nein, das geht auch nicht, das auch nicht, ...Hauswirtschaft..., nein, geht nicht wegen der Hygienebestimmungen, hmmmm...

    Endlich sah er Bärbel wieder an.

    "Also, alles, was ich Ihnen derzeit anbieten kann, wäre ein Minijob. Sehen Sie, es ist nicht so leicht, jemanden ohne Schulabschluss zu vermitteln. Da darf man nicht anspruchsvoll sein."

    "Hauptsache, ich hab was zu tun und muss nicht mehr als Klobürste arbeiten. Was wäre das denn für ein Job?", fragte Bärbel.

    "Das Grünflächenamt der Stadt sucht dringend Leute, die den Stadtpark sauber halten."

    "Aha, und was genau müsste ich da tun?"

    "Nun, hauptsächlich müssten Sie den Müll beseitigen, den die Leute in die Gegend werfen, anstatt in die Mülleimer, außerdem gibt es viele Hundebesitzer, die die Häufchen ihrer Hunde nicht beseitigen, die müssten Sie..."

     

    "Daaanke, das reicht", unterbrach Bärbel ihn, "das kommt nicht in Frage. Von Kacke habe ich die Schnauze voll!"

    Jetzt wurde Herr Schumansky sauer.

    "Ich glaube, ich muss Ihnen da mal ein paar Zahlen nennen. Wir haben derzeit in Deutschland 671.192 freie Arbeitsstellen, aber gleichzeitig 3.662.651 Arbeitslose. Merken Sie was? Selbst wenn wir alle freien Stellen besetzen würden, wären fast drei Millionen Menschen noch immer ohne Arbeit. Da draußen wartet niemand auf Sie, Frau Bärbel! Es gibt genug Menschen, denen wir den Job beim Grünflächenamt anbieten können und die sich nicht so anstellen wie Sie! Wenn Sie wirklich arbeiten wollen, dann schaffen Sie auch den Job im Park!"

    "Ich meinte ja nur...", flüsterte Bärbel, "wegen der Scheiße ...Haben Sie denn wirklich nichts anderes?"

    "Tut mir leid, im Augenblick sehe ich da nichts,... warten Sie. Sagen Sie mal, Sie sind doch aus Kunststoff, nicht wahr?"

    Bärbel nickte.

    "Gut, in der Recyclingfabrik suchen sie noch ungelernte Arbeiter, vielleicht wäre das was für Sie. Ich drucke Ihnen die Unterlagen aus. Bewerben Sie sich so bald wie möglich, am besten gleich morgen und melden Sie sich wieder bei mir, um mir das Ergebnis mitzuteilen."

     

    ---------------------------------------------------------------

     

    Am nächsten Morgen, gleich um acht Uhr, stellte Bärbel sich in der Fabrik vor. Zuerst war man von dem Gedanken, eine Klobürste einzustellen nicht so begeistert (in der Abteilung "Herrentoilette" wäre zwar für sie Verwendung gewesen, aber das wollte Bärbel nicht!), aber schließlich wollte man es doch mal mit ihr versuchen. Nun schuftete Bärbel also am Einfülltrichter der Einschmelzanlage.

    Schon nach kurzer Zeit taten ihr sämtliche Borsten weh, und die Hitze bekam ihr auch nicht so gut. Nein, ein Job für die Ewigkeit war das hier wohl auch nicht... Und der Lohn erst..., ziemlich wenig Geld für so eine Schufterei, vielleicht wäre sie doch lieber bei Herrn Meier...

    "Sache mal, watt soll`n die Scheiße? Biste am träumen, oder watt?! Sieh zu, dassde weitermachst!"

    Herrje, der Vorarbeiter!

    "Entschuldigung, ich wollte nicht...", rief Bärbel zu ihm herunter.

    "Quatsch keine Opern, Mädel, mach hinne! Oder glaubste, wir ham hier die Zeit zu warten, bis datt gnädge Frollein ausjeträumt hat?"

     

    Bärbel beeilte sich, die zerhäckselten Kunststoffteile in den Trichter zu befördern. Plötzlich ging ein Alarmton los.

    "Ey, watt machste denn nun schon wieder für`n Mist? Mann, Mädchen, jetzt sitzt der scheiß Trichter dicht. Sieh zu, dassde den freikriegst, damit wir hier weitermachen können. Du hältst ja den ganzen Betrieb auf!"

    Oje, oje, der erste Arbeitstag und dann gleich sowas.

    Bärbel starrte verzweifelt auf den Trichter. Was machte man da bloß? Eine Idee huschte durch Bärbels Kopf, aber Bärbel verwarf sie sofort wieder. Nein, das würde sie keinesfalls tun...

    "Hallo, wird das bald mal was?"

    Also, dann eben doch. Hoffentlich ging das gut...

    Bärbel sprang in den Trichter und hüpfte auf den Kunststoffteilen auf und ab. Endlich löste sich die Verstopfung. Tja, gelernt ist eben gelernt, dachte Bärbel, jetzt muss ich nur zusehen, dass ich hier heil wieder...

    Zu spät!

    Zusammen mit dem geschredderten Kunststoff rutschte auch Bärbel in die Einschmelzanlage. Himmel, war das heiß hier!

    "Hil...", konnte Bärbel nur noch rufen, dann verlor sie das Bewusstsein.

     

    ----------------------------------------------------------------

  8. Hallo Lichtsammlerin!

     

    Iwie hab ich das Gefühl, dich durch einen meiner Texte zu diesem Gedicht inspiriert zu haben ...

     

    Ich gebe zu, dass ich den ersten Teil nicht ganz verstehe. Ist das Kind das frühere Opfer oder ist damit der Täter gemeint, der zum Täter wurde, weil er als Kind selbst misshandelt wurde?

     

    Und meinem Gefühl nach, sollte hinter dem vergeben nicht werden stehen? Oder "Vergebung zuteil werden"? Oder ist das so gemeint, dass das Kind dem Täter vergeben soll?

     

    Ansonsten ein guter Text, der zum nachdenken anregt.

     

    LG

    Sternenstaubsucher

  9. @Lichtsammlerin:

     

    Danke für den Hinweis. Du hast Recht, so klingt es wirklich flüssiger. Hab deinen Vorschlag bereits in die Tat umgesetzt.

     

    @Kydrian:

    Kein Problem. Ich gebe gerne zu, dass manche meiner Werke für den Leser erst dann verständlich werden, wenn ich sie erklärt habe.

     

     

    LG

    Sternenstaubsucher

  10. Hallo Rene!

     

    Die meisten meiner Texte (nicht alle) beziehen sich auf mein eigenes Leben. Wie auch schon ein anderes Gedicht entstand dieses hier zur Zeit meiner Depression. Es beschreibt den Augenblick, in dem ich quasi aufwachte und mir klar wurde, dass ich etwas unternehmen musste, wenn ich aus der Dunkelheit wieder ins Licht wollte und ich begriff, dass ich es alleine nicht schaffen würde. Dass ich noch so sehr kämpfen konnte, aber die Krankheit zu stark war, als dass ich sie alleine bekämpfen konnte. Kurz nachdem mir das klar wurde, habe ich mich auf freiwilliger Basis einweisen lassen. Und mit Hilfe der Therapeuten ist es mir schließlich gelungen, ins Licht zurück zu finden.

     

    LG

    Sternenstaubsucher

  11. Tiefe Gewässer, schwarz wie die Nacht,

    Ohnmächtige Stille, schwer wie Blei,

    Trauernder Ozean unter dunklen Sternen,

    Allumfassendes Grauen, niemals vorbei.

    Lieder des Schmerzes in Wellenform,

    Energie, Freude und Hoffnung verlor`n ...

     

    Frieden der Seele, vergangen, zerstört,

    Illusionen von früherem Glück,

    Nacht, endlos und tückisch,

    Sonne kehrt niemals zurück.

    Teuflische Stimmen wispern mir zu,

    Ergib dich uns, wir kriegen dich doch,

    Ruhe und Frieden, wir schenken sie dir,

    Nur ein kleiner Schritt fehlt dir noch.

    Ich will entfliehen, will wieder ins Licht,

    Schreie und kämpfe, und schaffe es nicht ...

  12. Hi Kydrian!

     

    Wie, da reimt sich nix? Da reimt es sich perfekt. Warst du beim schreiben vl noch bei einem anderen Text in Gedanken?

     

    Ansonsten stimme ich dir zu. Ja, auch das Priesterthema ist eines, das immer noch sehr gerne totgeschwiegen wird. Wer weiß, vielleicht fasse ich dieses Thema auch mal in Verse. Danke für die Inspiration.

     

    LG

    Sternenstaubsucher

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