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undurchdringlich?


luisaw

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An was soll ich glauben,

wenn Herz und Kopf verschiedene Sprachen sprechen,

mein Körper, zusammengefügt aus ungleichen Teilen, 

versucht unter dem Druck nicht zu zerbrechen,

wenn es wie ein Krieg in mir ist,

wem soll ich trauen,

es wird nie vorbei gehen,

auf wen kann ich bauen?

Wie soll mein Körper eins sein,

wenn ein großer Fluss ihn durchtrennt,

mein Herz ihn versucht zu überqueren,

doch mein Kopf wie immer davonrennt.

Wie füge ich Herz und Kopf zusammen,

geteilt in warm und kalt,

wenn das einzig Mögliche ist ihn zu behalten,

den undurchdringlichen Spalt.

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Hallo luisaw,

 

das Erste, was mir persönlich auffiel, war das:

vor 3 Stunden schrieb luisaw:

An was soll ich glauben,

wem soll ich trauen,

auf wen kann ich bauen?

Wie soll mein Körper eins sein,

geteilt in warm und kalt,

den undurchdringlichen Spalt.

Das ist die 'Essenz', für mich das 'eigentliche' Gedicht, die 'Kernbotschaft'. Verunsicherung, Sorge, Furcht, ja, ein Gefühl der 'inneren Zerrissenheit', das wird durch diese Zeilen zu mir transportiert.

 

Alles andere ist Ergänzung, sind Details und Erläuterungen. Das ist nicht im negativen Sinne gemeint, es soll nur als ein Hinweis dienen. Als ein Hinweis darauf, dass die größte Intensität nicht durch Details, sondern durch die 'Kraft der Kernbotschaft' erzielt wird. Das ist lediglich ein Hinweis, wie stark die Wirkung der 'Verdichtung' ist - denn das ist es, worum es beim Dichten geht. 

 

Die 'Bilder' sind stimmig, sie passen zueinander, ergänzen sich und bilden so ein 'Ganzes'. Ich hoffe, ich werde nicht falsch verstanden, wenn ich auch etwas auf 'Struktur, Aubau und Form' eingegangen bin.

 

Was nun den Inhalt anbetrifft, kann ich gut nachvollziehen, wie er gemeint ist. Wie zoe erkenne ich hier einen 'Riss'. Der durch einzelne Menschen, kleine Gruppen, große Gruppen, Kulturen, Gesellschaften und Nationen geht. Die innere Zerrissenheit des 'modernen', d. h. aktuellen Menschen. 

 

Was mir hier sehr zusagt, ist die 'Kopf-Herz-Metapher', denn hier erzählt sie nicht davon, dass man 'nicht auf den Kopf hören soll, sondern allein der Stimme des Herzens folgen soll', wie es sehr oft der Fall ist. Nein, hier wird das wirkliche Problem aufgezeigt: Dass Herz und Kopf, Verstand und Gefühl, nicht mehr 'zusammenarbeiten', nicht mehr 'zusammenwirken'. Und so der Mensch - in zwei Hälften zerrissen wird, er nicht mehr 'ganz ist'.

 

Und, wie es von dir geschrieben wurde: Wir müssen mit diesem 'Spalt', mit dieser 'Spaltung' leben. Weil wir in einer Falle gefangen sind, die wir selbst aufgestellt haben. 

 

Aber es gibt in meiner Gedankenwelt eine Antwort auf diese Fragen. Sie lautet: Vernunft. Nur ist die Vernunft immer das, was sich zuletzt zu Wort melden darf, immer ganz hinten, am Schluss. Und ich fürchte oft, dass sie, wenn sie denn ein Wort sagen darf, zu spät kommt ... Aus Vernunft könnte Einsicht entstehen. Ein-sicht, die wieder vereinen könnte, was uneins ist. Homo sapiens - der vernunftbegabte Mensch. Der erst lernen muss, wie man diese Begabung nutzt. Denn bis jetzt hört er fast immer gar nicht zu, lauscht dieser leisen Stimme nicht, obwohl das, was sie zu sagen hätte, so wichtig wäre ...

 

LG,

 

Anonyma

 

 

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Hallo Anonyma, 

danke für deine Antwort:)

Wie meinst du das genau mit 

vor 17 Minuten schrieb Anonyma:

die Wirkung der 'Verdichtung'?

Ich bin mir nicht sicher ob ich es richtig verstanden habe.

vor 19 Minuten schrieb Anonyma:

Aus Vernunft könnte Einsicht entstehen. Ein-sicht, die wieder vereinen könnte, was uneins ist

Du hast total Recht damit, ich selbst merke leider wirklich nur selten wie die Stimme der Vernunft eingreift. Man ist einfach schon so beschäftigt mit der inneren Zerrissenheit, dass man gar nicht mehr auf weitere Details, wie die Vernunft, achtet.

 

Liebe Grüße

luisaw:)

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Hallo luisaw,

 

ich habe gerade eigentlich keine Zeit mehr, aber ich denke, dafür reicht sie noch. :grin:

 

vor 38 Minuten schrieb luisaw:
vor einer Stunde schrieb Anonyma:

die Wirkung der 'Verdichtung'?

Ich bin mir nicht sicher ob ich es richtig verstanden habe.

 

Dichtung - Gedicht - dicht - dichter- Dichter - im Sinne von 'Verdichten'. Im Sinne von 'die Dinge auf den Punkt bringen'. Es geht ja immer auch darum, die größtmögliche/bestmögliche Wirkung bei Lesern zu erzielen, den Leser zu 'erreichen', dessen Verstand und auch dessen Gefühle. Die Botschaft also 'zum Leser zu transportieren' und sie dort 'wirken zu lassen'. Es geht darum, Gefühle und Gedanken beim Leser 'auszulösen', zu 'bewirken'. Es ist oft ein Irrtum, der weit verbreitet ist, zu denken, dass man z. B. das Wort 'Trauer' oder 'Traurigkeit' hinschreiben muss.Nein, es geht darum, Worte so zu setzen, so zu verwenden, dass der Leser beim Lesen - traurig wird. Dafür zu sorgen, dass er 'mitfühlt', mit'leidet', 'dabei ist', bei dem, was im Text geschieht.

 

Stell dir vor, du schreibst ein Gedicht, in dem ein 'Lyrisches Ich' etwas erlebt. Also ein Gedicht in der 'Ich-Erzählform'. Das Lyrische Ich, nennen wir es 'Max Mustermann' erlebt etwas unglaublich trauriges. Dann kannst du viele Details im Gedicht anführen, du kannst die Umgebung beschreiben, in der sich Max befindet, welche Kleidung er trägt, welches Wetter ist, ob er sich in einem Haus aufhält oder draußen, im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer, wie Max aussieht, welche Haarfarbe er hat, u.v.m.

 

Dabei würdest du aber Gefahr laufen, dass sich der Leser in zu vielen Details 'verliert'. Dass die 'Kernbotschaft' den Leser nur noch 'nebenbei' erreicht, weil all die Ergänzungen den Leser zu sehr 'vom Eigentlichen ablenken'. Dadurch kann ein Gedicht viel an 'Wirkung' verlieren, die 'Trauer', um die es geht, kommt so weniger oder sogar kaum noch beim Leser an.

 

Eine Geschichte lässt sich, anders als bei einem Gedicht, leichter mit mehr Details ausschmücken. Aber auch da gilt, wie bei Gedichten, 'das rechte Maß der Dinge', kommt es auf die Länge der Geschichte an. Je länger, desto mehr Details sind möglich, aber es gibt immer ein 'zuviel'. Ab einem gewissen Punkt 'verliert' man den Leser, weil dieser sich in den Details verliert und das, worum es im von mir erwähnten 'Kern', der 'Kernbotschaft' geht, aus dem 'Sinn' verliert, der Leser verliert den 'Kontakt', den emotionalen Bezug.

 

Darum ist 'Verdichten', mit weniger Wörtern mehr 'sagen', so wichtig. Das meine ich mit 'Intensität', mit der 'Kraft der Kernbotschaft'. Diese wirkt, von den Details befreit, ganz von alleine und wirkt sehr stark, weil sie die Details - gar nicht braucht.

Sie kann 'alleine bestehen', ihre Botschaft an den Leser übermitteln - und die 'Kernbotschaft' ist hier, in deinem Gedicht, richtig gut, richtig 'stark'. Das war also durchaus ein Lob von mir, das mit in meinem Kommentar steckte.

 

Es gibt notwendige Details - diese dienen dem Verständnis des Lesers, die müssen sein. Damit er verstehen kann, worum es überhaupt geht. Verdichten bedeutet, überflüssige Details wegzulassen, Details, die 'die Geschichte, die Botschaft' nicht braucht. 

 

Ich hoffe, jetzt ist es ein bisschen klarer für dich. :smile:

 

LG,

 

Anonyma

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