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Ikaros

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Beiträge erstellt von Ikaros

  1. Es treibt ein letztes Mammut durch die Welt,

    es singt sich durch die hohen Breiten,

    wo der Schnee sich nicht mehr lange hält,

    bald dämmert es in diesen Weiten.

     

    Auf alten Pfaden läuft das letzte Mammut,

    noch hoffend, dass ein Klang sich auftut.

    Die alte Welt wird warm und heiß,

    der Schnee verweht, es tropft, noch liegt das Eis.

     

    Schon schwülstig ist die Eiszeitluft,

    als das Schicksal aus der Ferne ruft:

    „Einsam bist Du, warm wird Dir dein Parkett,

    sing der Welt ein letztes Eiszeitsonett!“

     

    Ein letztes Lied noch hat er ihr verfasst,

    der Leere, diese war dem Tier verhasst.

    Als Künstler lebt es in seiner Blase,

    die aufplatzt in der letzten Eiszeitphase.

     

    Es schwingt hinaus sein Rüsselklang,

    die Steppe bebt und lebt durch den Gesang!

    Die ganze Wildnis mochte stöhnen,

    die Menschen aber zum Klange strömen.

     

    Dem Künstler lauscht sein bestes Publikum,

    so endet bald sein letztes Konzert,

    denn die Jäger treibt der Hunger um,

    denn er war trotz der Musik begehrt!

  2. Ich soll nicht zu weit treiben,

    des Meeres Wagnis meiden!

    Die Luft sei schnell bei mir heraus!

    Allein wär’ ich, die Ferne ein Graus! –

     

    Geflüchtet vom Heimatatoll,

    im Trotz, Deine Weisheiten ein Groll.

    Gesunken ist das Gummiboot (kein Schiff),

    allein gestrandet am Korallenriff.

     

    Riecht den strengen Bananenduft!

    Palmen spenden kühle Luft,

    ein Strohhut sitzt auf sturem Kopf,

    welch armer, armer Tropf!

     

    Gezählt wird hoch zur drei,

    denn Deine Fidel ist dabei.

    Es summte nun ein Seemannslied,

    das der Welten Freuden mied:

     

    „Streifen wollte ich die Welt,

    mein Boot stach aus dem Riff ins Meer.

    ‚Gab’s denn nichts, was Dich hier hält?‘ –

    Deine Tränen wogen schwer.

     

    War Luft mehr als Metapher?

    Dein Riff stach aus dem Meer ins Boot.

    Warum wollt’ ich keinen Rat mehr?

    Raus die Luft und drin die Not!“

     

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  3. Die Kamelmutter vor unsrem Zelt

    starrte lieblos auf das weite Feld.

    Ihr kaltes Herz hatt’ uns berührt,

    unsre Wärme mied sie ungerührt.

     

    Dem Fohlen, ihrem ersten Kind,

    fror das schwache Herz im starken Wind.

    Es trieb allein auf karger Flur,

    seine Mutter fern, wo blieb sie nur?

     

    Die Erstgeburt war voller Schmerz,

    es brannte aus das Mutterherz,

    entfernte sie von ihrem Kleinen –

    die Liebe tot, musste man meinen!

     

    Ein Schamane sagt, was ist zu tun,

    er stellt der Kälte eine List.

    Das Herz war zwar gefroren nun,

    doch weiß er, dass noch Liebe ist.

     

    Die Geige lässt er sanft erklingen,

    Klänge dringen in das kalte Herz.

    Das Herz, es mag nun lebhaft schwingen,

    verklungen bald der tiefe Schmerz.

     

    Die warmen Tränen wollen fließen,

    Mutterkeime möchte sprießen.

    Kennt der Geiger doch das schöne Lied,

    das dem Herzen die Kälte entzieht.

     

    Dieses Gedicht ist Hommage auf den deutschen Dokumentarfilm „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ aus dem Jahr 2003; Buch und Regie stammen von Byambasuren Davaa und Luigi Falorni. 

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  4. vor 6 Minuten schrieb Carlos:

    Hallo Ikaros, ich bin geneigt, so wie Oilen zu urteilen. Aber ... 

    Wir wissen ja, dass es dem Marmor vollkommen egal ist.

    Es wirkt also etwas konstruiert.

    Der Betrachter solcher Ruinen, er, dieser Mensch, kann schon das empfinden.

    Genau das gleiche Gedicht, dein Gedicht, würde viel gewinnen, wenn du, anstatt "ich" "du" sagen würdest:

     

    "Du bist alt ..................

    man brachte dich her............

    in dir verborgen......................

     

    "Du wurdest des Poseidons Büste.................................

     

    Du stehst vor dem Marmor und machst dir über sein Schicksal Gedanken.

     

     

    Hallo Carlos, vielen Dank für die Idee mit dem Perspektivwechsel. Die Idee mit dem lyr. Ich im Marmor war als Ironie angelegt, da der Marmor ja nichts fühlen kann. Aber die Idee mit der menschlichen Seiten ist vielleicht interessanter. Weil so noch eine Weitere Zeitebene eingebaut wird, nämlich die Gegenwart des lyr. Du. So hat man: Vergangenheit, eine Gegenwart (lyr. Du) nach dem Untergang und ein Wunsch für die Zukunft!

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  5.  

    Ich bin alt, gar steinaltes Gestein,

    in mir verborgen uraltes Sein.

    Man brachte mich her,

    einst, aus meinem Paradies am Marmarameer.

    Geschlagen, gehauen, aufgestellt –

    Glanz wurd’ ich in der Küstenwelt.

     

    Ich wurde des Poseidons Büste,

    die stolz blickte auf die Weltenküste.

    Als Anker für den hohen Zweck,

    so ragte ich prachtvoll vom irdischen Deck.

    Ob Opfer, Weihrauch, edler Trank,

    gespendet wurd’ in meinem Schatten Dank.

     

    Doch kurz nur roch ich dieses Leben,

    gestürzt mein Glanz nach einem Beben.

    So sank ich nieder vor langer Zeit

    in die weichen Schichten der Vergänglichkeit.

    Schicksal, vollende mein Sein,

    so führe meinen Marmorschein

    zurück zum festen Urgestein!

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  6. Der Frühling färbt der Welten Gaben,

    den Pinsel hältst Du in den frischen Wind

    und streichst Dein Herz erneut mit Farben,

    die trotz Zeiten Mühe verblichen sind.

    Der Frühling streichelt Dein Gemüte,

    so spiegelt sich die Welt in ihrer Blüte.

     

    Eine Göttin spielt die Harfensaiten,

    ihre Klänge klingen übers Feld.

    Töne dringen in die Frühlingsweiten,

    reichen neue Hymnen in die Welt.

    Deine Seele fließt in ihre Lieder,

    ach, eure Liebe sprießt bald wieder!

     

    Ihr trefft euch an der Quellen Wiege,

    an der Liebe erstem Ort,

    wo die Wärme stets obsiege,

    so bindet euch erneut mit eurem Wort.

    Der Frühling kommt im Farbenklang,

    das Weiß, es weicht hinfort –

    es singt mit jedem Amselsang

    des Jahres neuer Hort.

    • Schön 2
  7. Wenn des blinden Harfners Klänge klingen,

    sind seine Saiten nie verstimmt,

    wenn die Tempeldamen lüstern singen,

    ist meine Seele auch gestimmt.

     

    Es spielen süß die Saiten, schwingend,

    sie bringen mich erneut zum Schweben,

    so ist allein sein Klang eindringend –

    ich möcht’ mich in mein Selbst einweben.

     

    Was sonst mir nah, nun ist es fern –

    der jüngste Tag, das Gestern.

    Aus mir strömt aus, was würd’ verrinnen.

    noch schmiegen sich Bauchtänzerinnen.

    Im Echo der Saiten verhallen die Sorgen.

    So nah, zu nah am nächsten Morgen!

     

    Von seiner Harfe lässt der Blinde,

    die Tempeldamen tänzeln fort,

    der Harfenton zerstreut im Winde,

    der Klang zergeht im Murmelwort.

     

    Ich tauche aus dem Meer der Klänge,

    und strande an der alten Liebe,

    sie zerrt mich aus der Menschenmenge –

    Ob ich diesmal bei ihr bliebe?

    An ihrem alten Herd –

    doch nur hier lebt’s sich unbeschwert!

     

    Maler_der_Grabkammer_des_Nacht_001.jpg

    Das Bild zeigt einen Harfenspieler, einen blinden, aus dem Neuen Reich, Altes Ägypten, 14. Jahrhundert v. Chr.
    (Grab des Nacht, 18. Dynastie)

    • wow... 1
  8. „Ein Mohn steht auf dem Feld uns nah,

    erhaben sein Anblick, wunderbar!

    So schau, er trägt die schönste Blüte,

    im Spiel der Kronenblätter glänzt das Licht!“

    – Doch Dir war’s wohl nicht im Gemüte,

    erstarrt war Dein Gesicht.

     

    „Im Westen hat der Mohn geblüht,

    als der Sturm des Feuers war verglüht.

    Es furchte das Grauen das Ernteland

    es düngte die Gräben, das dunkle Meer.

    So trieb auf ihm ein rotes Blumenband –

    sein fernes Antlitz wiegt mir schwer“.

     

    Es flossen Tränen über viele Wangen –

    die Welt war aus dem Lot,

    so tief in Dir war nichts vergangen,

    aus Deiner Seele drang die Not.

     

    Der Weg mit Dir ist lange her,

    der Zeiten Last war mir auch schwer

    So blühe, Mohn, ganz unberührt!

    Der Wind hat uns hinfort geführt.

     

     

    Das erste Gedicht "Die Mohnblume" habe ich in der Form komplett überarbeitet, ohne am Inhalt bzw. an der Allegorie etwas zu ändern. So ist ein zweites entstanden. Ich danke allen kritischen Anmerkungen zur ersten Version.

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  9.  

    Am Feldweg blühte einst ein Mohn,

    ihn erblicktest Du mit viel Argwohn.

    Ich sagte: „Schau, er trägt die schönste Blüte,

    im Glanz der vielen Blätter tanzt das Licht“ –

    Du aber hast gewendet Deine Sicht.

     

    Im Westen, auf den Erntefeldern,

    dort, sagtest Du, hat der Mohn geblüht,

    als der Feuersturme war verglüht.

    Verdrängte Narben furchten das Land,

    darüber wuchs der Mohn, das rote Meer,

    ein blühend’ endlos Blumenband.

    Tränen flossen über deine Wangen –

    tief in Dir war’s nie vergangen.

    Die Welt war kurz nur aus dem Lot,

    in Deinen Augen gespiegelt die Not.

     

    Der letzte Spaziergang mit Dir ist lange her,

    die Last der Zeit wog Dir sehr schwer.

    Die Blume möge blühen, unberührt,

    "Auf das Leben!", sagtest Du,

    ein Wind hat uns hinfort geführt.

     

     

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  10.        O Zeit – was ist Dein Sinn?

    Du schreitest immer weiter,

           mal sind wir traurig,

    mal sind wir heiter.

           Du ewig mächtiger Strom!

    Du fließt hinab zum fernen Meer,

    von unser aller Ursprung her.

    Jedes Wesen wird auf Dir getragen –

    Du gehörst zu unsren letzten Fragen.

     

    Was bedeutet Dein Fließen, was unser Fort-

    schreiten, dem wir nicht entrinnen?

    Wir sollten uns besinnen

    auf des Lebens Moment,

    auf des Schönen Firmament,

    an jedem Ufer, jedem Ort.

     

    Ist ewig alle Liebe?

    Schön wär’ es, wenn sie nicht verborgen bliebe.

    Sie möge fließen,

    zu jeder Zeit,

    sie möge sprießen

    in aller Wesenheit!

     

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  11. Da die Dürre sich schon lange hält,

    ist vertrocknet das Savannenfeld.

    Hinein in die weite Wolkenwelt

    dringt der Jammer, dass kein Regen fällt.

     

    Ein kleiner Tropf hat hinuntergefunden,

    er eilte sehr lang, viele Stunden.

    Er sucht sein Ziel auf unsrer Erde,

    es durstete dort unten jede Herde.

    Liebe Savanne, hab’ nur Geduld,

    dass er zu spät kommt, ist nicht Deine Schuld!

     

    Das Klagen hört man weit und breit:

    „Wann kommst Du endlich, Regenzeit?“

    Schon bald beginnt die nasse Phase!

    Du springst in eine Löwennase,

    es kribbelt, sie muss ganz laut niesen,

    bald fängt es an so schön zu gießen!

     

    Das Himmelszelt beginnt zu beben,

    wer es nicht glaubt, muss es erleben!

    Die Wolken schrecken auf voll Schauer,

    er strömt herab (nur kurz die Dauer).

    Geballt war kurz die Löwenkraft,

    in die Savanne tropft der Lebenssaft.

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  12. Seht ihr diese alte Stadt?

    Ihre Mauern lagen unterm Sand der Zeit,

    neulich erst wurden sie befreit. 

    Hört ihr diese exotischen Klänge?

    Seht ihr diese ferne Menschenmenge?

    Riecht ihr auch den Basar, spürt das Gedränge?

     

    Einst blühte hier das volle Leben

    (dies erinnert mich ans alte Theben) –

    Kinder spielen auf den Plätzen heiter,

    Karawanen ziehen abends weiter,

    Händler bieten ihre Waren feil,

    Priester spenden Reisenden ihr Heil.

     

    Ich rast’ an diesem Ruinenort,

    der Tag ist schon geschritten fort.

    Hier im schönen Samarkand

    setze ich mich in den Wüstensand.

    Meine Führer zünden an ihr Licht,

    alte Zeiten kommen mir in Sicht!

     

    O Samarkand im fernen Osten!

    Gabs hier einen Außenposten?

    Haben Reichtümer sich hier befunden,

    Ost und West sich eng verbunden?

    All dies ist mir nah und fern,

    meine Blicke schweifen ab ins Gestern.

     

    Wurde Hummus aus dem Westen hier serviert,

    in der Art des Fernen Ostens reich diniert,

    übern Preis von edlen Waren debattiert

    und die Höhe einer Mitgift diskutiert?

     

    Hat man manch schöne Tempel konstruiert,

    gemeinsam fremde Riten zelebriert,

    Kong Fuzi eifrig, lustvoll gar studiert

    und Manis alte Schriften rezitiert?

     

    Wurde über diese schöne Welt sinniert,

    übern Strom der Zeit sogar philosophiert,

    über Alexanders Weltreich phantasiert

    und zusammen über den Sinn meditiert?

     

    O, diese Welt und dieses Reich –

    sie liegen wahrlich in der Luft,

    die mich sanft durch die Ruinen ruft …

     

    …Weiter möcht’ ich hier verweilen,

    doch es schwindet mir das Licht,

    in mein Lager sollt’ ich eilen,

    bevor die Nacht einbricht.

     

    Bei Tag zieht es uns fort mit den Kamelen,

    vorbei an alten Mauern, alten Stelen …

    Verstummt der Klang der alten Zeit,

    die Seidenstraße aber führt noch weit!

     

  13. Ich sitze unterm Sternenzelt

    und blick’ hinauf in Deine Welt.

    Verbunden mit Dir Stern da oben –

    Mein Herz! Es wollte toben,

    als es Dich erstmals leuchten sah,

    Du bleibst mir immer, immer nah.

     

    Mein Sein gleicht einer kalten Wüste,

    allein bin ich an jener Küste,

    wo unser Sternenmeer bedächtig brandet,

    mein Äußeres bleibt hier gestrandet.

     

    Ich wäre gern bei Dir geblieben!

    Die Augen hab’ ich mir gerieben.

    O mein Herz! Du wirst nicht trübe –

    es ist spät, ich werde müde.

    In der Nacht klingt mir der Sternenschmerz -

    er findet stets mein fernes Herz.

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  14. Ich sollte mehrmals richtig husten,
    der Magier begann zu pusten.
    Es wurde aber nichts daraus,
    das große Feuer in mir blieb aus.

     

    Ich habe oft versucht zu speien,
    gehört dies nicht zu meinen Weihen?
    Mein Innenfeuer musst’ doch brennen, 
    mich sollt’ doch jeder Drachen nennen!

     

    Der Doktor schaute in den Rachen,
    er fand kaum Wärme in mir Drachen.
    Mir fehlt wohl etwas Temp’rament,
    ob dieses Wort hier jemand kennt?

     

    Ein Junge läuft mit Freud’ zu mir
    und fragt: „Hi Drachen, wie geht’s Dir?“
    „Da draußen weht ein rauer Wind,
    wie kann ich helfen, liebes Kind?“

     

    Der Junge zeigt auf meine Leine,
     „Du Drache bist ja ganz alleine!
    Luft brauchst Du und kein heißes Feuer!“ –
    und bald beginnt das Abenteuer!

     

    Er lässt mich in die Höhe steigen,
    ich möchte mich vor ihm verneigen.
    Hab’ meinen Sinn dann doch gefunden,
    dank Wind kann ich die Welt erkunden.

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  15. Sehr diebisch, unsre Elster, sagt die Kunde,
    Aufpassen ist Gebot der Stunde!
    Gekrallt hat sie sich eine Kette und ’nen Ring,
    von meiner Dame, einem jungen Ding.

     

    Erkannt hat’s unsre Elster sehr genau,
    sie trägt stolz ihren Schmuck zur Schau.
    Gib Dir, holde Dame, einen Ruck!
    Verzicht’ doch beim Flanier’n auf goldenen Schmuck.

     

    O meine Göttin, lass Dir sagen,
    die Schönheit kommt aus Deinem Herzen,
    Du brauchst sie nicht am Halse tragen.

     

    Den Verlust wirst Du verschmerzen!
    Du bist mein Funkeln im Sonnenlicht,
    die Kette aber stört nur meine Sicht.

  16. vor 44 Minuten schrieb Dionysos von Enno:

     

    ich finde Dein Gedicht wirklich sehr schön, sowohl im Fluß, wie auch in den gewählten Bildern. Mir persönlich gefällt allerdings der Mückenstich als Zeichen des erwachens nicht so gut. Aber ansonsten ist es ein sehr schönes Gedicht

     

    mes compliments 

     

    Dio 

     Danke fürs Feedback. Ich deute mein Gedicht als Opposition zwischen Alltag und Sehnsucht nach den Weiten. Die Mücke steht für Alltag, wie es ja im Sommer der Fall ist. Ist natürlich Geschmackssache, viele Grüße!

  17. Mir dämmert, ich wandle mühsam durch die Welt -
    überm Haupt mein funkelnd’ Sternenzelt. 
    Fern, zu fern ist dieser kühle Raum!
    Ich schwebe wohl durch einen Sommernachtstraum.

     

    Durch eine Mücke bös gestochen,
    so bin ich jäh erwacht,
    mich dünkt, fest stecke ich in einer lauen Nacht.
    Zikaden summen, Schwere liegt in dieser Luft,
    ich habe ihn gerochen,
    den schwülstigen Duft.

     

    Es drückt die Stimmung, sie atmet heiß,
    wie jeder Sternenwandler über solche Nächte weiß.
    Nymphen vollführen schweigend ihren Tanz -
    meine Sterne aber leuchten in der Distanz.

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  18.  

    Es steht sehr fest auf feurig’ Grund,

    das wunderbare Eisenrund!

    Am Anfang waren Hitze, viele Mühen,

    das Holz im Feuer war am Glühen.

    Der Welten Anfänge sind zischend heiß,

    das Kochen aber hat sein Preis!

    Es dampft schnell, heiß das Fett,

    gebrutzelt wird fürs Festbankett.

     

    Gewachsen fern im iberischen Land,

    so schweben Reis und Safran rauf in unsre Hand.

    Vergessen wir nicht weißen chilenischen Wein,

    denn er verkörpert unser aller Sein.

    Es garen teure Muscheln, etwas Fisch,

    geladen wird, gedeckt der große Tisch!

     

    Die Schöpfung wird der Glut enthoben,

    wir wollen unsren Chefkoch gerne loben!

    Doch Kaninchen Karl gehörte nicht zum edlen Kreis,

    der brutzelte im Safran und im Reis.

    Er hüpft wie sonst an uns vorbei

    und hofft auf etwas Grünzeug nebenbei.

    Wir streicheln unser Lamatier am Kopf,

    doch spuckt es wieder in Pfanne und Topf!

     

    Der Koch erhebt sein Glas mit süßen Wein,

    zur Paella fehlt ihm noch der Reim!

    Die Pfanne wird nun angerichtet,

    das Lama aber wurde nicht erdichtet.

    Hier oben in den Anden schließt sich unser Kreis,

    trotz Lamatier schöpft jeder seinen Reis!

     

     

    • Lustig 2
  19. danke für das Feedback.  Metrik ist da drin, nur kein durchgehender. 

    Allerdings schwingt in diesem Gedicht eine gewisse Dissonanz mit bezüglich er Beziehung von lyr. Ich und Du. Und diese Dissonanz soll mit der wechselnden Metrik korrespondieren. Form und Inhalt sollen in Bezug stehen. Allerdings habe ich an zwei Stellen etwas die Metrik noch geschliffen. In anderen Gedichten halte ich dagegen die Metrik ein. Viele Grüße!

  20. Am Fluss such’ ich nach altem Glücke,

    find fern der Quellen meine Brücke.

    Über diese möcht’ ich gehen, 

    der Wind scheint sich zu drehen.

    Ein neuer Keim soll in mir sprießen,

    das junge Leben in mir fließen!

     

    Zum Ufer geht neugierig mein Blick,

    im Wasser spiegelt sich das Glück.

    Ein Schiffchen segelt aus Papier,

    es spielen Kinder, es ist Viertel vor vier. 

     

    Auf dieser Brücke möcht’ ich verweilen,

    so fühl’ ich das Fließen, muss nicht eilen.

    Ich bin ein Schiffchen, mit Segeln, nicht schwer –

    Erreich’ auch ich das ferne Meer?

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  21.  

    Da draußen wütet brausend der Sturm,

    ich bin im Glück, Du bist mein Leuchtturm!

    Die Wellen brechen schäumend ans Land –

    meine Zuflucht ich stets bei Dir fand.

     

    Du leuchtest hinaus auf das weite Meer,

    Dein Antlitz berührt mich Schiffbrüchigen sehr.

    Wenn die Welt ist dunkel und erbost,

    wenn der Ozean braust und tost,

    trägt Dein Licht mich zu Deinem Turm.

    Lass’ mich doch hinein bei diesem Sturm!

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  22. Auf diesem fernen Weltenstück,

    dem Polarkreis nah, such’ ich mein Glück.

            Ich bin auf der Suche –

    und folge der Sage,

    sehr neblig ist es dieser Tage.

    Umspült vom kühlen Nordlandmeer,

    fiel mir der Abschied von zu Haus’ nicht schwer.

     

    Die Vulkane schlummern oder schlafen,

    mein Traum hat hier wohl seinen Hafen.

    Ich sehe Schafe gähnend auf der Weide,

    sie zupfen müde an der Islandheide.

     

    Diese weißen oder schwarzen Punkte in der Ferne,

    an den Hängen fern, die frag’ ich gerne!

    Drunter brodelt lodernd’ Feuer –

    dies passt zu meinem Abenteuer.

     

    „Ihr lieben Schafe auf der Heide!

    Kennt jemand diese Wesen,

    sie heißen bei uns Trolle,

    ich hab’ viel über sie gelesen.

    Nein, nein, ich will nicht an eure Wolle!“

    Von ihrem Hange schauen sie hinab ganz still

    und fragen sich wohl – mäh!  –, was ich hier will.

     

    Der Vulkan schien kurz zu beben,

    wollt’ wohl mir ein Echo geben.

    Vielleicht war es auch ein Troll,

    voller Tiefgang, voller Groll,

    und er antwortet mir direkt

    durch den Schlote, in dem er steckt.

     

    Die Schafe aber schreiten vom Hang,

    sie blöken nun den Abendsang.

    Die Sonne strahlt im sanften Rot

    und meine Welt dreht sich ins Lot –

    Island ist ein mystischer Ort,

    voll von Lava, Trollen und so fort.

    • Schön 2
  23.  

    Helena möchte reisen,

    nach Paris, mit den Göttern speisen.

    Ich kann das doch nicht wollen,

    was hätt‘ sie bei Paris sollen?

     

    Kennt sie denn nicht die alte Sage,

    kennt sie denn nicht die alte Klage?

     

    Zu hoch sind unsre Mauern,

    sie lassen Frieden nicht gedeihen,

    der Kampf der Götter möchte dauern –

    wer kann sie nur von Paris befreien?

     

    Paris sei kein furchtbar Geselle,

    die Fahrt schon lang gebucht,

    sie sagt, ich sei nicht ganz helle,

    das Glück hätt’ sie mal fern gesucht.

     

    Paris ist keine Reise wert!

    In meinen Herzen schwelt die Trauer –

    sie strahlt dabei ganz unbeschwert,

    sie sagt zu mir, nichts sei von Dauer!

     

    (meiner kleinen Tochter Helena gewidmet)

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    • Schön 1
  24. „Ich leb’ nur für den Augenblick,

    einen Tag, vielleicht auch eine Nacht.

    Nicht für Dauer bin ich gemacht,

    flüchtig nur ist mein Geschick.

     

    Der Morgen ist das Zeichen meiner Jugend,

    am Abend Geduld nicht meine Tugend.

    Ich möcht’ noch viel erleben in der Welt –

    kurz nur der Moment, der in mir schwelt.

     

    Die Zeit vergeht, sie gibt uns wenig Raum,

    das Leben ist ein viel zu kurzer Traum.

    Die Zeit vergeht, ist ein Mysterium,

    kaum geboren, ist sie wieder um!“

     

        „Liebe Eintagsfliege,

    ist es nicht wichtig, was zwischen Morgen und Abend passiert,

    mit welchem Klang das Leben harmoniert?

    Wollen wir nach schnellen Takten schreiten

    oder doch das Schöne des Moments

         ganz langsam

         ausweiten?

     

    Es ist die Kunst, den Moment zu genießen,

    wenn eine Brise sachte weht, die Blumen sprießen.

    So verbirgt sich im Augenblick der Zeit

    der warme Hauch von Ewigkeit.“

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