Zum Inhalt springen

Ikaros

Autor
  • Gesamte Inhalte

    131
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Beiträge erstellt von Ikaros

  1. vor 4 Minuten schrieb horstgrosse2:

    @Ikaros

     

     

    Moin.

     

     

    Schönes kleines Gedichtlein.

     

    Habe paar Überlegungspunkte:

     

    zweiter Vers: auf allen ihren Bahnen

     

    und letzter Vers: es war noch nie verschwunden.

     

    Ok, tschüss.

     

     

     

    vielen lieben Dank. "Auf" passt wirklich besser. Aber warum ist das "B" fett?

  2. Mittsommernachtstraum

    Die Sonne herrscht in ihrer Tracht,

    in allen ihren Bahnen,

    sie wärmet uns auch in der Nacht,

    im Land von unsren Ahnen.

    Die Nacht ist Tag und Tag ist Pracht,

    wir sind im Glanz verbunden,

    das Feuer, das der Tag entfacht,

    so unvergesslich diese Stunden.

    Dorthin hat uns dein Licht gebracht –

    es ist uns nie geschwunden.

    • Gefällt mir 2
    • Schön 2
  3. Die letzte Reise der griechischen Vase

    Jene wurde in Korinth gebrannt,

    rotfigurig wird sie heut’ genannt.

    Sie war des Lebens Rausche Unterpfand,

    vom Zahn der Zeit nicht angegriffen.

    Dank des Handels mit bemühter Hand

    reiste sie mit stolzen Segelschiffen,

    ihren Weg sie in die Ferne fand,

    ihre Schönheit wurde nie geschliffen.

     

    Sie ist Botschaft alter Freud’ am Leben,

    Musik, den Kulten, Künsten, süßem Wein –

    bemalt mit Liebesszenen, edlen Reben,

    auf Dionysos, das irdische Sein!

    Die Feste, Klänge, Kunst und alte Mythen,

    gefeiert wurd’ des reichen Lebens Blüten.

     

    Am Meeresboden wurde sie gefunden,

    ganz ohne Makel, ohne tiefen Wunden.

    So zeitlos fern und nah die schöne Vase,

    sie zeugt beredt von jener frühen Phase,

    als Hellas Helden ihre Welt verwandelten,

    als sie mit den Barbaren fleißig bandelten –

    doch diese Vase nie Bestimmung fand,

    ein neuer Glanz zu sein in fremder Hand.

     

     

     

    • Gefällt mir 1
  4. Die Magmataufe des neuen Prometheus

    Zwischen diesen Zeilen brodelt abgrundtief das Sein!

    Lava, Ascheregen, Bims- und Festgestein,
    strömend-fallend aus dem Nichts!

    Gar dies laute Rezitieren des Gedichts,

    um auf dem Höhenkamme zu verweilen,

    weckte tiefsten Abgrund zwischen allen Zeilen.

     

    Ein Tropf als Leser spielte mit dem Feuer,

    so unbedarft! Das wurd’ ihm heiß und teuer.

    Sein Resonanzraum mit dem Lesen brannte,

    auch sein Name war gleich mitverbrannt,

    und keiner mehr dies Schicksal kannte,

    den armen Tropf man nicht mehr fand.

     

    Ein Dichter wurd’ entsandt mit dieser Last,

    so stieg er suchend in den Abgrundschlot,

    die Welt hat sich noch nicht mit ihm befasst,

    als Dichter lebt man in und von der Not –

    er tat es für sein kläglich Brot.

     

    Zu tief liegt wohl die Magmakammer!

    Ist dies der Nachwelt denn kein Jammer?

    Und kommt auch er nicht wieder zu den Seinen?

    Ja, müsste man an dieser Stelle meinen.

     

    Man ihn nicht einmal erkannte,

    als er in die Nachwelt wieder kam,

    da in ihm die neue Kunst schon brannte,

    ihn keiner dort nochmals vernahm.

     

    Durchlebt hat er sein Abenteuer,

    gestählt wurd’ er im tiefen Feuer,

    bei Hades in der Unterwelt,

    so formte sich der neue Held,

    als junger Orpheus mit der Leier,

    schon fiel er ab, der Lavaschleier.

     

    So zog er seine Werke aus der Glut,

    entzündet auch in dem Gedicht das Feuer,

    es zu lesen kostet Leichtsinn oder Mut,

    doch im Wandel schwelt das Abenteuer!

     

    Du hast bis hierher durchgehalten,

    vielleicht vermag das Magma zu erkalten?

    Oder wandelt sich gar Dunst zu Wort?

    So glüht es uns als tiefes Feuer fort.

     

  5. vor 49 Minuten schrieb Nesselröschen:

    Lieber Ikaros,

     

    ein sehr trauriges Gedicht, das unter die Haut geht!

     

    Was meinst du damit?

     

    Gerne gelesen! Gruß Nesselröschen

    Hallo Nesselröschen,

     

    vielen Dank fürs Feedback. Ich meine mit "Fühlst Du auch am Straßenrand?" ein allgemeines, existentielles Fühlen, nicht das Fühlen von diesem oder jenem, sondern den Vorgang des Fühlens an sich.

     

    Grüße Ikaros

    • Danke 1
  6. Harfenklänge

    Auf der Harfe spieltest Du mir Deine Lieder,

    seiden Dein Gewand, aus Musik gewebt,

    ich lauschte Dir heimlich immer wieder,

    Dein Zauberspiel hat mich belebt,

    mich gebannt,

    mich getragen in Dein Land.

     

    Doch der Stille wich Dein Spiel,

    die Melodien verwehte der Wind.

    Von Dir bleibt mir nicht mehr viel,

    ob ich Dich jemals wieder find’?

     

    Ich habe mich nach Dir gesehnt

    und suche Dich in meinem Traume,

    die Harfe aber steht gelehnt

    an des Lebens Baume.

    Sie schmiegt sich sanft an meine Hand,

    so erklingen ihre Saiten wieder,

    es strahlt im Lichte Dein Gewand,

    beim Spielen Deiner Lieder.       

    • Schön 3
  7. Mein dorniges Sein

    Dein Antlitz glänzt so sternenklar,

    Du lächelst einfach wunderbar!

    Die Wüste dämmert, nah, fast Seit’ an Seit’,

    trotzen wir der Dunkelheit.

     

    Die Straße reicht zum Horizont,

    Deine Liebe wünsch’ ich mir!

    Du Schönheit vor der Wüstenfront,

    so bleib’ doch etwas länger hier!

    Fühlst Du auch am Straßenrand?

    Komm, reich’ mir Deine zarte Hand! –

     

    Du wirst mich leider doch verlassen,

    Dich mit mir nicht mal befassen,

    Du hast mich nicht einmal bemerkt,

    Dich mit Chips und einer Dose Coke gestärkt,

    Du hebst den Daumen in die Welt,

    Du stehst da an der Tanke, bis ein Auto hält,

               Du entschwindest in die Ferne –

    allein bleib’ ich im Licht der Sterne.

     

    An meine öde Lebensküste

    brandet all die Einsamkeit der Wüste.

    Dies Schicksal gleicht dem kläglich’ Elend,

    welches man als Wüstenkaktus kennt.

    Ich bin ein solcher, voller Dornen, gar verzweigt –

    warst Du mir deshalb abgeneigt?

     

    Zweisam wird mir Liebe kaum,

    herbei wünsch’ ich den Regen,

    doch regnet’s nur im nächsten Traum,

    in der Ferne suchst Du Deinen Segen –

    Deine Coke nur lag an meinen Saum.

     

  8. Die Glut am Vesuv

    Die Liebe glänzt’ im Abendrot,

    Volcanus schlief in seinem Schlot.

    Der Wein war lieblich, still der Klang,

    der aus dem Berg herüberdrang.

     

    – Doch die wilde Glut erwacht,

    verglüht Pompeji in Feuerpracht.

    Auch in mir lodern heiße Flammen!

    Schicksal, Du bist zu verdammen!

     

    Welch warmer Wind weht mich aufs Meer!

    Der Blick zurück betrübt mich sehr,

    Dir lag der Tod auf dem Gesicht,

    in Asche verdunkelt Dein Licht!

     

    Ich treib’ allein durch heiße Not,

    erstarrt mein Leben, kalt Dein Tod.

    Die Liebe tot und kalt mein Herz,

    erstarrt ist mir der letzte Schmerz. –

     

    Ich brach heraus aus diesem Schrecken,

    mich sollte meine Muse wecken.

    Ihr Magma war nachts ungeheuer,

    der Wein brach aus, verglüht im Feuer.

     

    • Gefällt mir 2
    • wow... 2
  9. Vollmondscheinsonate

    Dein Antlitz mir so bald entschwindet,

    das Dunkel aber mich nicht bricht,

    doch wenn die Welt uns wieder findet,

    so wärmst Du mich mit Ihrem Licht.

     

    O Luna, unter Dir ich schreibe,

    Du strahlst mich an mit Deinem Glanz

    und bietest meiner Seele Bleibe,

    Du bittest Sie zum nächsten Tanz.

     

    „So komm’ hinauf, hinauf zu mir!“

    Deine Stimme sie so sachte ruft.

    „Doch fern bin ich, zu fern von Dir!“ –

    die Sehnsucht stiehlt der Nächte Luft!

     

    Meine Seele findet nicht zu Dir hinauf,

    wir sind an Stund’ und Schein gebunden,

    Ist dies der Grund der Welt in ihrem Lauf?

    Wir sehnen uns nach ihren Stunden.

     

    Kurz funkelnd der Moment dem Dichter!

    Auch seine Augen sich mit Wehmut füllen,

    von allen Wangen tropfen Tränenlichter,

    der Weltgang wird auch sie verhüllen.

    • Gefällt mir 1
    • Schön 2
  10. vor 32 Minuten schrieb Carlos:

    Salve Ikaros,

    hodie, die Saturni, tu de Marte canis. Today, Saturday, you sing of  Mars.

    Heute, Samstag, besingst du den roten Planet.

    Why not? Warum nicht? 

    Pourquoi pas ? 

    Everybody else is talking to the moon, to the stars, I like the originality of your lyrical I, like the Germans say. 

    Es ist nicht einfach dein Gedicht zu verstehen, lieber Ikaros. 

    Andererseits, viele Gedichte von gefeierten Dichtern, von Ingeborg Bachmann, zum Beispiel, wer versteht sie? 

    "Die gestundete Zeit" ... 

    Nun, Gedichte, die jedermann auf Anhieb versteht, ist das echte Lyrik

    Bei Heinrich Heine ja, auf jeden Fall. 

    In der ersten Strophe besingt das lyrische Ich den Mars, das ist ziemlich eindeutig. 

    Nun, hier ist eine kleine Schwierigkeit, was eigentlich Lyrik von Prosa trennt: 

    Das lyrische Ich sagt nämlich

    "Du gingst mir auf an jeden NÄCHSTEN Morgen". 

    Wäre es ein Prosatext, würde sich der Leser fragen, wovon redet er? Aber so ist es in der Lyrik, der Leser muss sich anstrengen, um zu verstehen.

    In der zweiten Strophe ist das lyrische Ich plötzlich in der Gegenwart. 

    In der dritten Strophe erfahren wir, dass das lyrische Ich einer vergangenen Liebe trauert. 

    Beim "verzerrten Glas" muss ich an ein Kaleidoskop denken.

    Oder sieht das lyrische Ich Mars durch ein Teleskop? 

    Die vorletzte Strophe lässt an einen Todesfall, an einen Abschied denken. Das lyrische Ich bleibt allein und traurig zurück.

    Manchmal frage ich mich, inwiefern der Wunsch zu reimen den Inhalt, das was man mitteilen will, verzerrt. Das frage ich mich bei manchen Gedichten von Rilke, dessen Exzellenz darauf beruht, dass er in der Lage war, Gedanken und Reim in vollkommener Einheit zu gestalten. Wo Gedanken wie selbstverständlich in den Worten fallen, wie in "Die römische Fontäne".

    Dies war nur ein Versuch, dein Gedicht zu verstehen, lieber Ikaros.

    Liebe Grüsse

    C.

     

     

     

    Moin Carlos,  danke für das Feedback. 

    Ich dachte, mein Gedicht handelt vom Abschied von der Erde auf dem Weg mit einem Raumschiff zum fernen Mars. Die Erde verschmilzt mit seiner alten Liebe, welcher der Ich-Erzähler nachtrauert.  Deswegen "das Rot ersetzet all Dein Grün und Blau", Mars ersetzt die Erde. Aber das ist nur meine Theorie über das Gedicht.

     

    Vielleicht ist der Titel etwas irreführend. Ich hatte auch zuerst  "jeden neuen Morgen". "Nächste" klingt für mich etwas hoffnungsloser.

     

    Viele Grüße

    Ikaros

     

     

     

    • Gefällt mir 2
  11. Die Reise zum Mars

    Du gingst mir auf an jedem nächsten Morgen,

    Dein Flimmern flutete den engen Flur –

    entrückt vom Selbst bin ich der Welt verborgen,

    allein, allein bin ich vor Dir Natur!

     

    Du schönes Eiland liegst mir weit zurück,

    erschienst mir hoffend durch verzerrtes Glas,

    ich fühlte Dich und alles Liebesglück,

    so unerreichbar fern, wie ich vergaß.

     

    Dein Lebenshauch nur wollt’ kurz bleiben,

    der an dem Fenster sollt’ versiegen bald,

    Du Liebste drückst mich von den Scheiben,

    in meiner Einsamkeit ich schon erkalt’.

     

    Ans letzte Fenster ich mich nicht mehr trau,

    die Seele aber bleibt an ihrem Ort,

    das Rot ersetzet all Dein Grün und Blau,

    doch Deine Nähe wirket immerfort.

    • Gefällt mir 3
  12. vor 4 Stunden schrieb Nesselröschen:

    Lieber Ikaros,

     

    ein Loblied auf die Schwerkraft und damit die "Schwerkraft der Liebe", wie es aussieht. -

     

    Ich habe dein Gedicht mehrmals gelesen und bin entzückt in alle Sphären eingetaucht. Es ist vom Thema und auch von der Formulierung her nicht gewöhnlich.

     

     

    Die Idee, woher das Glück sein Gewicht hat, gefällt mir! Sicher braucht das Glück ein Gewicht! Genauso schön ist die Idee, dass die Liebe eine Schwerkraft besitzt - sehr romantisch und wohltuend!

     

     

    Wir würden ewig irgendwo 'in Träumen' umherschaukeln, gäbe es die Schwerkraft nicht; auch die Liebe holt uns zurück auf den Boden der Tatsachen - das ist gut so! Wunderbar auch das umgewandelte Sprichwort mit dem Apfel und dem Lebensbaum! Dass das Aufwachen doch nicht allzu weit vom Traum ist, finde ich tröstlich! Das Gedicht ist, vom Titel bis zum Ende, in Liebe eingebettet.

     

    Ich mag fantasievolle Zeilen, unter denen man sich etwas vorstellen kann! Vielleicht habe ich nicht alles so verstanden, wie du es gemeint hast, aber ich habe mir gerne darin meine eigenen Bilder gewoben.

     

    Sehr gerne gelesen! Würde mich freuen, eine Rückmeldung zu bekommen, ob ich ganz falsch liege oder nicht ...! 🙂

     

    LG Nesselröschen

    Liebes Nesselröschen, danke für das Feedback und die Beschreibung der Stimmung, die das Gedicht bei Dir erzeugt hat! Grüße Ikaros!

  13. vor 12 Stunden schrieb Carlos:

    Moin

     

    Unübertrefflich dein Gedicht, lieber Ikaros. In der Sprache meines Smartphones würde ich sagen: Es kann nicht optimiert werden.

    Liebe Grüße

    Carlos 

    danke, Carlos!

    vor 1 Stunde schrieb Ostseemoewe:

    Lieber Ikaros

    Du hast Aphrodite ein Lied voller Liebe und Hoffnung gewidmet. 

    Ich wandle träumend durch deine wohlgeratenen Zeilen. 

    Ich bin voll begeistert. 

    Liebe Grüße Ilona 

    Vielen Dank, liebe Ostseemöwe!

  14. Aphrodite wandelt aus dem Schaum

     

    Des Mythos Küste ist die Pforte,

    durch die die Göttin wandelt in die Welt,

    auch hierfür fand die Lyrik Worte:

    „Ihr Liebreiz zaubert durch die Brandungswelt.“

    Es tobt die See, sie tost und schäumt,

    die Wellen brechen laut im Schaum,

    es kommt uns fast vor wie geträumt –

    und Aphrodite springt aus ihrem Traum.

     

    Ihre zarten Spuren sanft im Sand –

    eine Woge spült sie rasch hinfort.

    „Reichst Du edle Göttin uns die Hand,

    wird die Welt erneut Dein schöner Hort?“

    Schreitet Sie in unsre Herzen,

    wandeln wir auch diesen Strand entlang,

    jeder Sturm wär’ zu verschmerzen –

    wir lauschen Aphrodites Klang.

    • wow... 1
    • Schön 2
  15. vor 48 Minuten schrieb Carlos:

    Moin 

     

    Herzlichen Glückwunsch lieber Ikaros, offensichtlich kennst du dich gut aus mit der griechischen Mythologie, in nur zwei Minuten hast du geantwortet. Alle Achtung!

    danke. Und ich hab dazu mal ein anschlussfähiges Gedicht geschrieben über Aphrodite, das ich morgen mal hier poste.

    • Gefällt mir 1
  16. Die Schwerkraft der Liebe

     

    Masse, Sinn und auch das Sein

    kämen ohne dich abhanden,

    so wär’ das Meer des Nichts allein,

    nur noch Chaos würde stranden.

     

    Streng herrschst Du in Deinem Reich,

    doch führst Du mit zarter Hand den Pinsel,

    formest nah und fern zugleich,

    zeichnest unsre Welt als blaue Insel.

     

    Du berührest uns mit jeder Welle,

    so surft auf Dir das Weltgewicht,

    Du Göttin bist die Lebensquelle,

    dem Glücke gibst Du ein Gewicht!

     

    So nah an unsrem Lebensbaum

    weckst Du uns aus den Träumen auf,

    dein Apfel fällt nicht weit vom Traum,

    die Liebe nimmt so ihren Lauf.

     

    Dank Dir funkelt der Kometenreigen,

    der unser Kleinod sachte streift,

    wir möchten uns vor Dir verneigen,

    da unsre Liebe zu den Sternen greift.

     

     

    • Gefällt mir 2
    • Schön 1
  17. Zurück zu den Ufern

    Gerne träume ich, mein lieber Schatz,

    lausche jedem Deiner zarten Worte.

    Sie tragen mich zu unsrem Platz,

    zu diesem uns geweihten Orte.

     

    Nah an unsrem Strom und fern dem Land

    sitzen wir im weichem Ufersand.

    Die Zeit steht still, die Liebe bebt,

    in uns ein neues Sein auflebt.

     

    Kurz nur waren wir vereint,

    hatten hier noch lang’ geweint.

    Das Leben musste weiterziehen,

    die kurze Zeit war nur geliehen!

     

    Tränen strömten in mein Herz,

    konnten nicht mehr dort verweilen!

    In meine Verse fließt der Schmerz,

    die Liebe pocht in allen Zeilen!

    • Gefällt mir 2
    • Schön 2
  18. Meine Flaschenpost

    Gedanken flossen Wort zu Wort

    sie trieben durch das Meer der Zeit,

    zu Dir in Versen gleich hinfort,

    der Sturm war rau, der Weg war weit,

    sie strandeten an Deinem Hort.

     

    Für Dich ist dieser Brief, mein Kind,

    als ich ihn schrieb, warst du noch dort,

    wo alle Sternenschnuppen sind.

    Als Flaschenpost durch Sturm und Leid –

    in Dein Herzen meine Lyrik trieb,

    jetzt, nach all der Stürme Dunkelheit,

    in aller Tiefe nichts verblieb.

     

    Dort unten ist gar schwach die Sicht,

    erlosch doch einst das Kerzenlicht.

    Du magst mich lesen, bist schon alt,

    doch nicht hier unten, hier ist‘s kalt!

    So fest und zart des Lebens Band,

    ich spüre es in meiner Ferne,

    so reich ich Dir die meine Hand,

    bei unsrem Blick auf Zeit und Sterne.

     

    Uns öffnet sich ein neues Tor,

    spät fand ich zu den Gedichten,

    hast Du noch heute etwas vor?

    Lass sie uns zusammen sichten!

    Das Leben möcht Dir sagen,

    auch Du kannst Neues wagen!

    Wenn Freude ist an Deiner Seite,

    so nutze sie, sag’ ich, und schreite!

     

    Doch muss es nicht das Dichten sein,

    die Liebsten aber lasse nicht allein!

    Nimm das Glück in Deine Hand,

    denk’ dabei an unser festes Band.

  19. vor 22 Minuten schrieb Herbert Kaiser:

    Guten Tag. 

     

    Diese Zeilen gefallen mir sehr gut - Sinnsuche, Irrungen und Wirrungen und die Erkenntnis, dass die Liebe den Blick erhellt und uns mit der höchsten Wahrheit verbindet. 

     

    LG HERBERT 

    Vielen lieben Dank, Herbert. Grüße aus Tübingen!

  20. Göttliche Inspiration

    Die Frage nach dem tiefen Sein,

    bei aller Sehnsucht nach dem Licht,

    ist Tropfen auf dem Lavastein,

    das Licht in seinem Dampfe bricht,

    so trübt oft ein dies Licht zum Schein.

     

    Trotz allem Nebel dieser Welt,

    so fällt mir gleich die Liebe ein!

    Die Liebe doch das Licht erhellt,

    so fühlen wir das tiefe Sein!

    • Gefällt mir 1
  21. Der Geist von Tübingen

    Die vielen Geister aller Zeiten,

    sie schreiten durch die Straßen (die sehr breiten),

    doch sind es eher enge Gassen,

    (wer sollt sich mit Details befassen?)

     

    Aus dem Nebel sie uns steigen,

    so stecken sie im Stau sehr lange,

    die Neckarinsel sieht den Reigen,

    die Lange Gasse wird zur Zange!
    So Seit an Seit die Zeit gescheit,

    verdichtet sich ihr Geist sehr breit

    und neue Geister sind geweckt,

    was alles in dem Nebel steckt!

     

    Hoch heben sie das hohe Denken,

    das sich zu Hölderlin mag lenken,

    vorbei an seinem gelben Turm,

    und sein Genie verleibt der Sturm!

    Aus allen Geistern wird der Geist,

    denn dies ist wohl der Dinge Lauf,

    am Turme dort wird er bepreist,

    die Denkerstadt steigt endlich auf!

    Und dieser Geist kommt zu Gewicht,

    wem stehet dies nicht zu Gesicht?

     

    Schon raunet dort die Denkerklasse –

    doch wiegt das auf die schwere Masse!

    So ist der Geist nun viel zu schwer!

    Er kann nicht mehr durch Straßen schreiten,

    stellt sich nicht an und liegt nicht quer –

    und darf doch die Empfänge leiten.

  22. Am 11.9.2022 um 20:58 schrieb Dali Lama:

    Moin Ikaros,

     

    also ich hatte beim Lesen nicht das Gefühl großer Trauer, vielmehr war mir ein mythisches Naturschauspiel vor Augen. 
    Dazu dann eben der ganz normale Lauf der Dinge, das Älterwerden und Sterben.
    Eben aber durch diesen Naturbezug finde ich das hier ganz spannend. 
    Ärgerlich fand ich aber die letzte Strophe, die war mir irgendwie zu platt und hat mit dem Hammer nochmal versucht, die Traurigkeit in den Text zu zimmern. 
    Für mich war der Abschluss nach der neuen Dunkelheit - schwarz, Ende.

     

    Ich möchte aber einmal detailliert Strophe für Strophe durch deinen Text gehen, bitte sieh es mir nach 😉

    Schöner Titel, man hat direkt verschiedene Assoziationen. Ich denke an Kälte, Unwirtlichkeit, aber auch an Polarlichter und die schon erwähnte mystische Natur.

     

    Reim und Metrum:
    Ich mag es wenn Texte auch mal etwas schwermütiger starten, hier dank des Trochäus mit männlichen Kadenzen in den ersten beiden Versen. Leider taucht der Trochäus danach ja nur noch sporadisch auf. Ich glaube, es hätte dem Text gestanden, das durchzuziehen. Dennoch ist es nicht unpassend hier, den Paarreim im Trochäus zu haben und im Kreuzreim davon abzuweichen.

    Das Reimschema kenne ich unter keinem Fachbegriff, sieht mit aabcbc aus wie die Schwester vom Schweifreim (aabccb).


    Inhalt und Wortwahl:

    Ich musste die Gegebenheiten am Kap Hoorn erstmal googlen, subpolare Zone, rauhe Gegend^^ 
    Solche konkreten Ortsbenennungen bringen natürlich immer das Risiko mit sich, dass man damit nichts assoziieren kann. Eine detailliertere Beschreibung der Szenerie ist da sicherer. Die Entfernung zum Wendekreis hat da ja einen guten Anfang gemacht.
    Den Elch hatte ich hier als tatsächliches Tier gelesen, fand das mit dem Tee und der Kippe dann entsprechend befremdlich. 
    Später ist die Rede vom Alten - hier ist für mich nicht klar, ob der Elch der Alte ist, also ein alter Elch, oder ob es um einen alten Mann geht, den du hier als Elch charakterisierst. Das Tier wäre mir lieber, aber wie gesagt, dann mag ich Tee und Kippe nicht. 
    So oder so, "er" ist alt und hat seine Ende vor sich. 

    Anmerkungen und Vorschläge: 
    Du könntest im letzten Vers auch schreiben: "Der Rauch dring nur ins Unbekannte". 
    So hast du eine normale Satzstellung. Da ändert sich auch metrisch nichts. In der Konstellation hat das "nur" ja ohnehin einen sehr betonten Charakter und kann sich gegen das eigentlich stärkere "dringt" durchaus durchsetzen.

     

    Reim und Metrum:
    Welt-schwelt ist sehr unrein, "schwelt" wird mit langem e gesprochen.
    Das diesmal durchweg jambische Metrum wird im vorletzten Vers gestört.

     

    Inhalt und Wortwahl: 
    Gut, die Szenerie wird hier nun etwas vertieft. Die schwelende Nacht fand ich erst unpassend - verbinde ich eine Polarnacht doch mit allem anderen als einem gemütlichen, warmen Schwelen. Denkt man aber an die grünen Polarlichter, wie sie so beruhigend dahinwabern, kann man das sicher auch als ein Schwelen beschreiben. "Eden" ist für  mich irgendwie unpassend, auch das assoziiere ich mit dieser Gegend einfach nicht. Auch beim "kauern" bin ich gestolpert, ich habe mir den Elch sehr stolz und erhaben vorgestellt - Kälte dürfte ihm sowieso nicht wirklich etwas anhaben. 
    Die letzten beiden Verse sind tragisch. Dank dieser hätte es in Strophe 1 das "letzter Elch" gar nicht gebraucht. Das wird in diesen beiden Versen viel anschaulicher rübergebracht. Ein Kelch allerdings übersieht niemanden, er geht höchstens an jemandem vorüber. Die Wendung fände ich schöner.

     

    Reim und Metrum:

    Hier geht es etwas durcheinander. Einmal das Metrum zur Veranschaulichung: 

    XxxXxXxX

    xXxxXxxXxX

    xXxXxXxXx

    XxXxXxXx

    xXxXxXxX

    XxXxXxXxX

    Da ist kein Vers wie der andere, das macht es ungewollt unruhig, nur noch unterstützt dadurch, dass die schöne Schweifreimschwester hier nun gegen mehrere Paarreime ausgetauscht wurde - all das an sich kein Weltuntergang, mindestens aber die gepaarten Verse würde ich mir dann im selben Metrum wünschen.

     

    Inhalt und Wortwahl: 
    Hier ist nun der Alte, wie gesagt, für mich ist das der Elch - gerade auch, weil er Blätter frisst. 
    Erneut nutzt du "schwelen", das Wort mag ich ja auch. Hier mag es mir nun aber wirklich nicht so passend erscheinen. Wie schwelt ein Fjord? Von mir aus kann der schwellen. 
    "Dem Alten sein Eden" klingt irgendwie schräg. Ich lese das wie einen sehr unglücklichen Possessivdativ.... du meist natürlich, der Fjord IST Eden für den Alten, aber man liest es leider wie diese unsäglichen "das ist dem Alten seins".

    "Wuchs beendet" klingt irgendwie nüchtern und abrupt, sehr reimorientiert.

    Der letzte Vers hinkt für mich, warum schwindet dem Elch der Lebensmut, wenn er doch gerade noch fressen konnte?

     

    Reim und Metrum: 
    Die ersten beiden Verse sind wieder trochäisch, das könnte sich als konsequentes Muster ja gern durchziehen. 
    Je Vers ist das Metrum stabil, es unterscheidet sich untereinander aber weiterhin.
    Nun bricht diese Strophe erneut aus dem Reimschema, wir haben hier zweimal Paarreime, gefolgt von einem Kreuzreim. 
    Damit sind es hier auch 2 Zeilen mehr als üblich. an der folgenden letzten Strophe ist ja erkennbar, dass du hier am Ende offenbar einfach noch zu viel zu sagen hattest.^^

     

    Inhalt und Wortwahl: 
    Die beiden Fragen wollen mir rhetorisch nicht so ganz gefallen, denn es geht ja ganz offensichtlich aus deinem Text hervor, dass die Ahnen verschwunden/verstorben sind, eben weil der Elch der letzte hier ist. Das ist für mich eine unnötige und weniger schön ausgeschmückte Wiederholung.

    Die Satzstellung in Vers 5 ist dem Reim geschuldet, das klingt nicht so angenehm. Auch der Folgevers klingt ungelenk, die Auslassung ist da problematisch und die Beziehung zwischen den beiden Versen ist nicht klar. Soll die Glut der Kippe sinnbildlich für die letzten Abendsonnenstrahlen und die Lebenszeit stehen? Also Glut = Strahlen = Lebenszeit? Ist das eine eine Konsequenz des anderen? MIT der Glut endet auch das Strahlen und die Lebenszeit? 

    Der folgende Vers "die Sonne schwand bald diesem Land" ist für mich wieder eine unnötige Wiederholung von "schwach der Strahlen", in dem ich ja bereits das Ende des Tages gelesen hatte.

    Der letzte Vers ist auch schief, wird eine Botschaft vermehrt? Sie wird vielleicht wiederholt oder weitergegeben oder noch lauter ausgesprochen. Aber vermehrt? Vermehrt wird eher die Dunkelheit, aber das gibt dein Satz so nicht her.
    Nichtsdestotrotz, für mich hätte das Gedicht hier wie gesagt enden können.

     

    Reim und Metrum: 

    leider wieder ein wechselndes Metrum. Der Kreuzreim ist auch hier konstruiert durch den verdrehten Vers 2, 3 und 4. 
    Gerade das zum Abschluss hinterlässt für mich einen unbefriedigenden Eindruck. 

    Welt-schwelt, wie schon oben, ist unrein.

     

    Inhalt und Wortwahl:
    "Toben" kommt mir in diesem Kontext zu umgangssprachlich vor. Inhaltlich klingt es für mich nach einem Klippensturz und/oder nach dem Verdrehen der Augen im letzten Moment des Lebens. 
    Wie gesagt, Kummer und Trauer hatte ich hier die ganze Zeit ohnehin nicht gelesen. Für mich dürfte der Elch nun eher Erlösung spüren, da er bald mit den Ahnen wiedervereint sein wird.

     

     

    Zusammenfassend will ich sagen, dass ich den Text nicht schlecht finde. Ich selbst sehe sein Potenzial nur in einer etwas anderen Richtung und mit etwas Aufmerksamkeit und Sorgfalt an der ein oder anderen Stelle könnte das doch eine eine kleine, herzzereißende Übergangsgeschichte eines einsamem, stolzen Elchs am Ende der Welt sein.^^

     

    Ich hoffe, meine Anmerkungen können dir hilfreich sein, 
    LG Dali Lama

    Lieber Dali Lama, vielen Dank für das Feedback. Ich werde, wenn ich etwas mehr Zeit habe, deine Anmerkungen durchgehen und dir Antworten. Vielen Dank!

     

    Am 11.9.2022 um 20:58 schrieb Dali Lama:

    Moin Ikaros,

     

    also ich hatte beim Lesen nicht das Gefühl großer Trauer, vielmehr war mir ein mythisches Naturschauspiel vor Augen. 
    Dazu dann eben der ganz normale Lauf der Dinge, das Älterwerden und Sterben.
    Eben aber durch diesen Naturbezug finde ich das hier ganz spannend. 
    Ärgerlich fand ich aber die letzte Strophe, die war mir irgendwie zu platt und hat mit dem Hammer nochmal versucht, die Traurigkeit in den Text zu zimmern. 
    Für mich war der Abschluss nach der neuen Dunkelheit - schwarz, Ende.

     

    Ich möchte aber einmal detailliert Strophe für Strophe durch deinen Text gehen, bitte sieh es mir nach 😉

    Schöner Titel, man hat direkt verschiedene Assoziationen. Ich denke an Kälte, Unwirtlichkeit, aber auch an Polarlichter und die schon erwähnte mystische Natur.

     

    Reim und Metrum:
    Ich mag es wenn Texte auch mal etwas schwermütiger starten, hier dank des Trochäus mit männlichen Kadenzen in den ersten beiden Versen. Leider taucht der Trochäus danach ja nur noch sporadisch auf. Ich glaube, es hätte dem Text gestanden, das durchzuziehen. Dennoch ist es nicht unpassend hier, den Paarreim im Trochäus zu haben und im Kreuzreim davon abzuweichen.

    Das Reimschema kenne ich unter keinem Fachbegriff, sieht mit aabcbc aus wie die Schwester vom Schweifreim (aabccb).


    Inhalt und Wortwahl:

    Ich musste die Gegebenheiten am Kap Hoorn erstmal googlen, subpolare Zone, rauhe Gegend^^ 
    Solche konkreten Ortsbenennungen bringen natürlich immer das Risiko mit sich, dass man damit nichts assoziieren kann. Eine detailliertere Beschreibung der Szenerie ist da sicherer. Die Entfernung zum Wendekreis hat da ja einen guten Anfang gemacht.
    Den Elch hatte ich hier als tatsächliches Tier gelesen, fand das mit dem Tee und der Kippe dann entsprechend befremdlich. 
    Später ist die Rede vom Alten - hier ist für mich nicht klar, ob der Elch der Alte ist, also ein alter Elch, oder ob es um einen alten Mann geht, den du hier als Elch charakterisierst. Das Tier wäre mir lieber, aber wie gesagt, dann mag ich Tee und Kippe nicht. 
    So oder so, "er" ist alt und hat seine Ende vor sich. 

    Anmerkungen und Vorschläge: 
    Du könntest im letzten Vers auch schreiben: "Der Rauch dring nur ins Unbekannte". 
    So hast du eine normale Satzstellung. Da ändert sich auch metrisch nichts. In der Konstellation hat das "nur" ja ohnehin einen sehr betonten Charakter und kann sich gegen das eigentlich stärkere "dringt" durchaus durchsetzen.

     

    Reim und Metrum:
    Welt-schwelt ist sehr unrein, "schwelt" wird mit langem e gesprochen.
    Das diesmal durchweg jambische Metrum wird im vorletzten Vers gestört.

     

    Inhalt und Wortwahl: 
    Gut, die Szenerie wird hier nun etwas vertieft. Die schwelende Nacht fand ich erst unpassend - verbinde ich eine Polarnacht doch mit allem anderen als einem gemütlichen, warmen Schwelen. Denkt man aber an die grünen Polarlichter, wie sie so beruhigend dahinwabern, kann man das sicher auch als ein Schwelen beschreiben. "Eden" ist für  mich irgendwie unpassend, auch das assoziiere ich mit dieser Gegend einfach nicht. Auch beim "kauern" bin ich gestolpert, ich habe mir den Elch sehr stolz und erhaben vorgestellt - Kälte dürfte ihm sowieso nicht wirklich etwas anhaben. 
    Die letzten beiden Verse sind tragisch. Dank dieser hätte es in Strophe 1 das "letzter Elch" gar nicht gebraucht. Das wird in diesen beiden Versen viel anschaulicher rübergebracht. Ein Kelch allerdings übersieht niemanden, er geht höchstens an jemandem vorüber. Die Wendung fände ich schöner.

     

    Reim und Metrum:

    Hier geht es etwas durcheinander. Einmal das Metrum zur Veranschaulichung: 

    XxxXxXxX

    xXxxXxxXxX

    xXxXxXxXx

    XxXxXxXx

    xXxXxXxX

    XxXxXxXxX

    Da ist kein Vers wie der andere, das macht es ungewollt unruhig, nur noch unterstützt dadurch, dass die schöne Schweifreimschwester hier nun gegen mehrere Paarreime ausgetauscht wurde - all das an sich kein Weltuntergang, mindestens aber die gepaarten Verse würde ich mir dann im selben Metrum wünschen.

     

    Inhalt und Wortwahl: 
    Hier ist nun der Alte, wie gesagt, für mich ist das der Elch - gerade auch, weil er Blätter frisst. 
    Erneut nutzt du "schwelen", das Wort mag ich ja auch. Hier mag es mir nun aber wirklich nicht so passend erscheinen. Wie schwelt ein Fjord? Von mir aus kann der schwellen. 
    "Dem Alten sein Eden" klingt irgendwie schräg. Ich lese das wie einen sehr unglücklichen Possessivdativ.... du meist natürlich, der Fjord IST Eden für den Alten, aber man liest es leider wie diese unsäglichen "das ist dem Alten seins".

    "Wuchs beendet" klingt irgendwie nüchtern und abrupt, sehr reimorientiert.

    Der letzte Vers hinkt für mich, warum schwindet dem Elch der Lebensmut, wenn er doch gerade noch fressen konnte?

     

    Reim und Metrum: 
    Die ersten beiden Verse sind wieder trochäisch, das könnte sich als konsequentes Muster ja gern durchziehen. 
    Je Vers ist das Metrum stabil, es unterscheidet sich untereinander aber weiterhin.
    Nun bricht diese Strophe erneut aus dem Reimschema, wir haben hier zweimal Paarreime, gefolgt von einem Kreuzreim. 
    Damit sind es hier auch 2 Zeilen mehr als üblich. an der folgenden letzten Strophe ist ja erkennbar, dass du hier am Ende offenbar einfach noch zu viel zu sagen hattest.^^

     

    Inhalt und Wortwahl: 
    Die beiden Fragen wollen mir rhetorisch nicht so ganz gefallen, denn es geht ja ganz offensichtlich aus deinem Text hervor, dass die Ahnen verschwunden/verstorben sind, eben weil der Elch der letzte hier ist. Das ist für mich eine unnötige und weniger schön ausgeschmückte Wiederholung.

    Die Satzstellung in Vers 5 ist dem Reim geschuldet, das klingt nicht so angenehm. Auch der Folgevers klingt ungelenk, die Auslassung ist da problematisch und die Beziehung zwischen den beiden Versen ist nicht klar. Soll die Glut der Kippe sinnbildlich für die letzten Abendsonnenstrahlen und die Lebenszeit stehen? Also Glut = Strahlen = Lebenszeit? Ist das eine eine Konsequenz des anderen? MIT der Glut endet auch das Strahlen und die Lebenszeit? 

    Der folgende Vers "die Sonne schwand bald diesem Land" ist für mich wieder eine unnötige Wiederholung von "schwach der Strahlen", in dem ich ja bereits das Ende des Tages gelesen hatte.

    Der letzte Vers ist auch schief, wird eine Botschaft vermehrt? Sie wird vielleicht wiederholt oder weitergegeben oder noch lauter ausgesprochen. Aber vermehrt? Vermehrt wird eher die Dunkelheit, aber das gibt dein Satz so nicht her.
    Nichtsdestotrotz, für mich hätte das Gedicht hier wie gesagt enden können.

     

    Reim und Metrum: 

    leider wieder ein wechselndes Metrum. Der Kreuzreim ist auch hier konstruiert durch den verdrehten Vers 2, 3 und 4. 
    Gerade das zum Abschluss hinterlässt für mich einen unbefriedigenden Eindruck. 

    Welt-schwelt, wie schon oben, ist unrein.

     

    Inhalt und Wortwahl:
    "Toben" kommt mir in diesem Kontext zu umgangssprachlich vor. Inhaltlich klingt es für mich nach einem Klippensturz und/oder nach dem Verdrehen der Augen im letzten Moment des Lebens. 
    Wie gesagt, Kummer und Trauer hatte ich hier die ganze Zeit ohnehin nicht gelesen. Für mich dürfte der Elch nun eher Erlösung spüren, da er bald mit den Ahnen wiedervereint sein wird.

     

     

    Zusammenfassend will ich sagen, dass ich den Text nicht schlecht finde. Ich selbst sehe sein Potenzial nur in einer etwas anderen Richtung und mit etwas Aufmerksamkeit und Sorgfalt an der ein oder anderen Stelle könnte das doch eine eine kleine, herzzereißende Übergangsgeschichte eines einsamem, stolzen Elchs am Ende der Welt sein.^^

     

    Ich hoffe, meine Anmerkungen können dir hilfreich sein, 
    LG Dali Lama

    Moin Dali Lama,

     

    nach längerer Zeit habe ich wieder an dem Gedicht gearbeitet und auch paar Anregungen von Dir geholt.

     

    Hier die neuere Version:

     

    Polartagdämmerung

    Fern des Wendekreises, nah Kap Horn,

    steht ein letzter Elch am Abgrund vorn,

    nippt am Tee kurz vor der Klippe,

    dieser allerletzten Lebenskante,

    zieht an seiner letzten Kippe –

    nur der Rauch dringt in das Unbekannte.

     

    Wohin in dieser Dämmerwelt?

    Dorthin, wo letzter Tag noch fällt. –

    Am Rande Edens, fern vom Traum,

    da kauert allem Ende nah der Elch.

    So einsam diese Welt an jenem Saum,

    so übersah ihn auch sein letzter Kelch.

     

    Hinter seinem Rücken siecht der Fjord,

    letztes Eden, letztem Alten Lebenshort!

    Seinem Baum, der Schatten spendet,

    schwand der Wuchs, sein Leid beendet.

    Dieser fraß von ihm das letzte Blatt,

    nun sind Elch und Baum des Lebens satt.

     

    Sind die Ahnen diesem Land entrückt?

    War ihr Weg zum Lichte gar geglückt?

    Jene Welt des Alten ist vergangen,

    lang, nachdem die Ahnen sie besangen.

     

    Die Glut der Kippe bald ihr Ende fand,

    so schwach der Strahlen Lebenszeit,

    die Sonne schwand schon diesem Land,

    vermehrt die Botschaft neuer Dunkelheit.

    Vom Fjorde her schon alle Nacht anhebt,

    durch seine Augen dringt noch etwas Welt,

    dank dem Elche ihr die Hoffnung lebt,

    tief in ihr noch kurz das Alte schwellt.

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.