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Ikaros

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Beiträge erstellt von Ikaros

  1. Wurzeln im Sand

    All unsre Werke stehn auf Dünensand,

    gebaut durch Verstand, Herz und Hand.

    Die Dünen unsrer Welt verwehen,

    vom Wind sind sie hinfort getragen,

    wenn wenig Pflanzen auf ihnen stehen

    und Wurzeln nicht tief ragen.

    Dann stürzen die Gerüste in sich ein,

    so legt der Sand sich über altes Sein.

     

    Aus all den Trümmern alter Zeit,

    keimt aus stets ein Trieb Gelehrsamkeit,

    wachsen Wurzeln neu an jedem Orte,

    wir lauschen alter Weisheit schöner Worte:

         „Ein Buch errichtet Tempel im Herzen

         dessen, der es zu bewahren weiß“ -

    so leuchten ferner Zeiten Kerzen

    dem, der sein Herz baut mit viel Fleiß.

     

    Ein Buch kann verstauben,

    die Seiten verrotten,

    die Zeit die Lettern rauben,

    ein Fest für alle Motten.

    Ein Tempel kann zerfallen,

    auch sinken in Grotten,

    einstürzen die Hallen,

    sich dieser Welt abschotten …

     

    Folgen wir dem Spruch der Weisen,

    lasst uns ihre Sprüche preisen!

    Säen wir doch Keime in den Weltensand!

    Vielleicht festigt sich das Dünenland.

     

     

    (der Spruch ist eine altägyptische Weisheit).

     

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  2. Apfelklänge

     

    Als Eva einst in ihren Apfel biss,

    stand unser Abschied an im Paradies.

     

    Dem Joch der Welt entsprang ein Klang,

    der in die tiefe Zeit vordrang.

    Der Turm zu Babel wurd’ erbaut,

    sehr viele sangen dazu laut,

    Die Posaunen vor Jericho spielten im Konzert –

    die Musik meiner Welt blieb stets verehrt.

    Sie ist es, die durch alles dringt

    und dieses triste Leben mir beschwingt.

    Klänge strömen mir ein und aus,

    Mozart, Verdi, Bach und Strauß.

     

    Aus meinem Eden werde ich gejagt,

    als meine allerliebste Frau es wagt,

    mich wieder heimzusuchen –

    sie backt mir einen Apfelkuchen.

    In meine Nase steigt der Duft mir hoch,

    der Alltag ist ein Weltenjoch!

    Vor Jericho kehrt Ruhe ein,

    meine Mauern fielen dennoch ein.

    Wenn meine Dame noch zum Kaffee summt,

    ist das Lied in Babylon verstummt.

     

    Bin ich vertrieben aus dem Paradies?

    Musik ist im Kuchen, so lecker der Biss!

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  3. Hallo Perry, danke für das Feedback. Der Aufbruch zu fernen Küsten sehe ich eher als Zwang an, als Vertreibung, als Flucht von Not und Elend. Wer lässt seine Liebsten gern zurück? Man weiß nicht, ob man sich wieder sieht. Beispiele gibt es historisch und aktuell viele.  Die unterschiedlichen Reimformen verstärken formal den Inhalt beider  Strophen: Vor und nach dem Aufbruch. 

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