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Vogelflug

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Beiträge erstellt von Vogelflug

  1. Hallo Carlos,

    schalt einfach ab!

    Mir war nicht bewusst, dass Ecuador deine Heimat ist.

    Dann tut es einem Fußballfreund wahrscheinlich besonders weh,

    wenn das Eröffnungsspiel SOLCH EINER WM läuft.

     

    Ich schaue bislang nichts, höre nur das, was Deutschlandradio Kultur irgendwann erzählt -

    und das sind in der Regel kritische Bemerkungen, und lese nur im Vorübergehen die Titelzeilen

    auf Seiten wie GMX. Noch fällt es mir ganz leicht ...

    Aber wenn erst meine Nation auftritt, also die Engländer und die Franzosen und die Brasilianer

    und die Kameruner und die Dänen und die Mexikaner undsoweiter, dann wird es mir auch schwerfallen,

    desinteressiert zu sein. Aber da müssen wir durch. Keine Quote für Sklavenhalter, Blutsauger, Weltmeister

    im bestechlich sein und über Leichen gehen!

     

    Stabil bleiben!

     

     

    P.S. - Das Zweitwichtigste: Tolle kleine Geschichte. Richtig schön. Gern gelesen.

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  2. Schön gesponnen, Angie.

     

    Ich weiß nicht, ob der Tod als Erscheinung in unseren Gedichten mir einfach zu ausgelutscht erscheint -

    ich habe überlegt, ob es nicht mal etwas weniger Drastisches sein könnte, z.B. da in deiner Zeile 5.

     

    Was hieltest du - nur als Anregungsbeispiel - von Apathie?

     

    War nur so ein Gedanke ...

     

     

    Bis dann mal.

    Vogelflug

    und weg!

     

  3.  

     

    DIE PAPIERTAUBE

     

    „HÄTTEN SIE MAL EIN TASCHENTUCH FÜR MICH,

    HERR WIELAND?“, FRAGTE DER VERSCHNUPFTE HERR NASE,

    DESSEN ARBEITSPLATZ DIREKT AM FENSTER DES BÜROS IST,

    WO ES IMMER SO ZIEHT.

     

    „ABER JA DOCH!“

    DAS TASCHENTUCH WURDE, KAUM DASS ES

    DIE WERFENDE HAND DES HERRN WIELAND VERLASSEN HATTE,

    ZUM VÖGELCHEN.

     

    ES MACHTE VOR DEM, DER SCHNAUBEN WOLLTE, KEHRT,

    BREITETE SEINE WEISZEN PAPIERTASCHENTUCHFLÜGEL AUS,

    FLOG ZU EINEM OFFENEN FENSTER HINAUS

    UND BLIEB NACH KURZEM FLUG

    ZWISCHEN DEN GRÜNEN SPITZEN

    DES NAHEN AKAZIENBAUMS SITZEN.

     

    DORT GURRTE ES TAUBENGLEICH UND LOCKTE SO

    EINEN TAUBERICH, DER AUCH NOCH ERICH TAUBER HIESZ,

    NEBEN SICH.

     

    GEMEINSAM GURRTEN UND TURTELTEN SIE DIE GESAMMTE

    MITTAGSZEIT, BIS EIN KRÄFTIGER WIND EIN PAAR DUNKLE

    WOLKEN ZUSAMMENSCHOB.

     

    ERICH TAUBER FLOG FORT.

    DIE TASCHENTUCHTAUBE ABER WURDE VOM

    EINSETZENDEN REGEN IN EINE WEISZE SCHLANGE

    VERWANDELT.

     

    DOCH DAS IST SCHON EINE ANDERE GESCHICHTE …

     

     

     

    ... Der Wind packte das Taschentuch, riss es aus dem Baum

    und fegte es über Straßen, über Rad- und Fußwege,

    dass ihm ganz bang wurde.

    Vor Kälte und Furcht rollte es sich zusammen,

    gerade noch rechtzeitig, bevor es zu zerreißen drohte.

    Vom Wasser des Regens durchnässt, wurde es schwer und müde.

    Schließlich schlief es, erschöpft an einen Bordstein gekauert, ein.

     

    Nach einer Weile erwachte es vom Gurgeln des letzten Regenwassers,

    welches eben in den Guly verschwand – Gluck-gluck-gluck-gluck-gluck-gluck,

    blubber-blubber-schlürf … dann war es still.

    Jedoch nur kurz, denn im Licht der wieder hell vom Himmel

    scheinenden Sonne begannen alle Vögel, beim Trocknen ihrer Gefieder

    fröhliche Lieder zu singen und zu zwitschern.

    Im ersten Moment wollte unser Taschentuch sich ebenfalls

    die Flügel trocknen, um dann auf einen höheren Punkt zu flattern,

    doch ach! – es war ja zu einer kleinen Rolle geworden, die sich

    einfach nicht mehr öffnen ließ!

    Dafür konnte das Taschentuch seltsamerweise viel besser sehen als

    vorher. An einem Ende der Rolle hatte sich irgend ein Partikelchen,

    das ebenfalls von Wind und Regen umhergefegt worden war,

    festgesetzt und war so zum Auge geworden.

    Ein kleines schwarzes Auge an einer Papiertaschentuchrolle.

     

    Um die nächstgelegene Ecke bog ein Mann

    mit einem kleinen Hund.

     

    Der Mann klagte vor sich hin, dass er seinen Regenschirm zuhause

    vergessen hatte.

    Der Hund lief mit wedelndem Schwanz und gesenktem Kopf

    vor ihm her, gerade so weit von seinem Herrchen entfernt,

    wie es die Leine erlaubte.

    Wenige Schritte vor unserem Taschentuch lag ein

    richtiger kleiner Haufen interessant duftender Dinge,

    die der Wind dort zusammengepustet hatte. Laub vom vorigen Jahr,

    eine leere Zigarettenschachtel und der Rest eines Schulbrotes,

    welcher aus einer nassen Papiertüte hervorlugte und nun fast

    von dem kleinen Hund aufgefressen worden wäre.

    Doch der Mann, der seinen schnüffelnden Hund inzwischen eingeholt hatte,

    zerrte ihn mit einem kurzen Ruck weiter.

    Erschreckt machte der Hund einen Satz nach vorn und erschreckte gleich wieder,

    denn vor ihm lag plötzlich eine gefährliche weiße Schlange,

    die ihn mit einem glänzenden schwarzen Auge fixierte.

    Mit eingezogenem Schwanz und ängstlichem Fiepen suchte er

    das Weite, tippelte einige Meter ganz nah an den Füßen seines Herrchens

    weiter und bellte erst in einiger Entfernung etwas verzagt

    über die Schulter zurück.

     

    Das Taschentuch – oder besser: die PapierTaschentuchSchlange – war

    mächtig stolz auf sich. „Ich bin ja ein gefährliches Monster!“, dachte es,

    als sich von Weitem ein brummendes Geräusch näherte,

    das immer lauter wurde.

     

    Ein riesiger, die Straße entlangrollender Kasten näherte sich ihm.

    Bald konnte die Papierschlange auch eine große Bürste erkennen,

    welche sich unablässig am Boden drehte.

    Aber Angst spürte die Schlange nicht. Schließlich hatte sie eben einen großen bösen Hund vertrieben!

     

    Dann war die Bürste plötzlich da und griff die schmutzig nasse PapierTaschentuchSchlange,

    die sogar mal eine Taube war und fliegen konnte! Hundert Borsten stachen da in sie hinein,

    und es wurde ganz, ganz dunkel.

     

    Und wenn sie nicht zerfallen ist, dann?

    Dann spinnst du die Geschichte weiter!

     

     

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    • Schön 1
  4. @Joshua Coan & @Carlos,

    danke fürs Lesen und Antworten.

     

    Diese Gedichte ist viel näher an der Realität als es scheint.

    Hat sich genaus so zugetragen, neulich, mit einem Ahornblatt auf dem Zaun,

    das im Wind hin und her wackelte und mene Fantasie ansprach.

     

    Und gestern habe ich unter anderem diesen Text vor einer (5.) Schulklasse gelesen.

    Meine allererste Lesung mit eigenen Texten vor Kindern. Ich war wirklich etwas aufgeregt,

    ob meine Spinnereien Kind-gerecht sind. Aber es wurde ein sehr schöne Vorlesetag-Schulstunde.

     

     

    vor 4 Minuten schrieb Darkjuls:

    Deine Geschichte, lieber Vogelflug, lässt mich schmunzeln. Wenn ich so in den Garten schaue und meiner Phantasie freien Lauf lasse, bekommt selbst ein Herbstblatt ein Eigenleben. 

     

    Da bist du ja.

     

    Ja, es macht Spaß, in Nichtigkeiten Geschichtigkeiten zu finden und Sachen in ein Leben zu schubsen, wo man sie nie erwartet hätte.

     

    Liebe Grüße!

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  5. Hallo!

     

    Ich liebe Fußball. Als alternder Fan eines großen und eines kleinen Vereins.

    Aber dieses Nationalmannschaftsgehype hat mich nie mitgerissen. Da bin ich zu antinational.

    Außer bei sämtlichen Frauennationalmannschaften. Finde ich alle gut. Aber da bewege ich mich

    am Rande des Sexismus. ☺️

     

    Es wird wohl ein großes soziales Experiment, dieses Boykottieren, also das Nicht-hingucken-wollen.

    Einige Vereine, Kneipen und sonstige Initiativen haben ja richtige Alternativ-programme vorbereitet,

    um es den Fußballverrückten leichter zu machen, der WM aus dem Weg zu gehen. Finde ich gut.

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  6.  

     

     

    An einem Oktobertag, zuhause, in der Küche

    ODER

    Der gelbe Fuchs

     

    Meine Tochter bäckt Monde

    mit Hügeln und Kratern und

    hängt sie nicht ins Weltall

    sondern streut Zucker mit Zimt darüber.

     

    Ich schaue beim Warten

    hinaus in den Garten

    und entdecke einen kleinen gelben Fuchs

    auf Nachbars Zaun.

     

    Ein wirklich kleiner Fuchs

    klein wie ein Lindenblatt

    nein eigentlich so wie ein Ahornblatt

    und auch so gelb.

     

    Er hat gezackte Ohren

    die angestrengt zu lauschen scheinen

    mal duckt er sich

    als wollt er springen – wohin denn bloß?

     

    Da entdecke ich eins

    von Nachbars Schafen ganz nahe dort,

    wo der Fuchs auf dem Zaune sitzt.

    Der wird doch wohl nicht …?!

     

    Ich sags meiner Tochter ganz aufgeregt:

    „Siehst du den Fuchs,

    er hat sich ganz flach auf den Bauch gelegt!

    gleich wird er springen,

     

    das Schaf umzubringen,

    es beißen, es reißen, es fressen!“

    „Das kannst du vergessen“, sagt sie –

    „so ein kleiner Fuchs

     

    frisst niemals so ein großes Schaf!“

    Doch als ich wieder hinschaue,

    ist es fort

    und der kleine gelbe Fuchs leckt sich das Maul.

     

    Da kommt Nachbar Paul

    um die Schafe zu füttern

    und aus zwei verschiedenen Ecken,

    wo sie sich gerne verstecken,

     

    kommen die Schafe gelaufen.

    Wie bin ich darüber froh!

     

     

     

     

     

     

     

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  7. Hallo Darkjuls,

    mir geht es ähnlich wie Pegasus. Ich bin berührt, möchte reagieren, ... dann fehlen die Worte.

    Das Thema ist ja auch riesengroß. Kaum jemand, die/der nicht irgend eine Erfahrung mit

    Rausch- bzw. Suchtmitteln gemacht hat. Selbst oder als Fremderfahrung, die einen mehr oder

    weniger mitbetroffen gemacht hat.

    Ich war noch sehr klein, als ein Großonkel - schwerer Gewohnheitstrinker und Kneipengänger,

    bei mir im Kinderzimmer "einquartiert" wurde, weil er mal wieder seine Wohnung verloren hatte,

    oder ihn mal wieder eine Frau rausgeschmissen hatte oder was sonst in seiner Karriere gerade

    akut war. Er kam fast jede Nacht irgendwann volltrunken zu uns nach hause, fiel mit Mühe in

    das für ihn bereitete Bett, und schnarchte dann seinen Rausch aus. Mehr noch als das

    Schnarchen belasteten mich die alkoholischen Ausdünstungen, die mich zu einer Art Co-Trinker

    gemacht haben. Konnte sich damals offenbar niemand vorstellen, wie belastend das für mich war.

    Über Wochen nicht durchschlafen zu können, in einem Nebel übler Gerüche liegen zu müssen -

    es war schrecklich.

    Zwei gute Nebenwirkungen hatte die Sache aber: Ich ließ mir viel Zeit damit, selbst Alkohol zu

    probieren, und es formte meine soziale Ader sicher erheblich mit. Denn die Sache an sich,

    problemebereitende Leute nicht einfach fallen zu lassen oder zu ignorieren, hat mir an meiner

    Familie imponiert, egal wieviel Düsternis sie sonst auch selbst in mir anrichtete.

    So. Nun habe ich doch was dazu geschrieben. Es drängte wohl hinaus.

     

    Liebe Grüße

    schnell im Vogelflug

     

     

    • Traurig 2
  8.  

    Eine Kurzgedichte

    vom sechzehnten Novembernachmittag -

    ein Regentag in Dessau

    Hundertwasser hätte seinen Spaß

    so trist, so grau die Linien,

    die alles zu 'ner Form verbinden

    so voll versteckter bunter Flächen

    die keiner sieht

     

    aus der Musikschule

    quietschen und tröten

    und fiedeln und flöten

    die sommerlichsten Töne

    die keiner hört

     

    im Kaufland zücke ich meinen Pass

    und kaufe einen kleinen Strauß

    gelb leuchtender Rosen

    und lege sie später Ritsos aufs Grab

     

     

     

     

    .

    • wow... 1
  9.  

    Reizworte

     

    dröges Lesen

    alles alles wiederholt wiederholt sich sich

    bis plötzlich

    ein paar Worte

    in geglückter Folge

    Platz nehmen in mir

    und den immer gleichen Schmalz

    aus Liebe Liebe Schmerz Schmerz

    und und

    Blumenpoesie Blumenpoesie

    kurz vergessen lassen

    bevor Herz und Herz

    sich wieder reimt

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  10. Ich weiß, ich weiß, werter Carlos.

    Es ist auch eines meiner Lieblingsgedichte.

    Man braucht nicht so viel Hintergrundwissen wie bei diesem ganzen Griechenkram des guten Hölterlein.

    Es liest sich so weg, man bekommt einen Schauer und weiß, dass es die zu frühe letzte WEndung eines ganzen

    schönen Lebens sein kann.

    Aber vorher werden genüsslich noch ein paar Birnen verspeist.

     

    Liebste Grüße zurück

    aus dem Vogelflug

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  11. Guten Morgen.

     

    Die Gedichtidee gefällt mir.

    Beim Lesen werde ich aber immer wieder aus dem Fluss geschnipst -

    so betone ich beispielsweise ungewollt bei "... Geduld hinkt" die erste Silbe.

    "einzubremsen" befremdet mich, weil ich mir "ausbremsen" als

    Verb angeeignet habe.

    Die Zeilen mit ---- Winter ----- Kinder ------ Kinderschuhn

    halte ich für schwierig, weil ich so dicht nach Winter dazu neige, Kinter zu denken

    und die Wiederholung von Kinder - Kinderschuhn könnte man vielleicht ändern in:

    "wuchsen aus den kleinen Schuhn".

     

    Die nächsten Zeilen verlieren immer wieder meine sprachnatürliche Lese-Rhythmik,

    wobei die Bilder teilweise sehr ansprechend sind, wie das abgemähte Feld der Träume,

    das mich wirklich anspricht ...

     

    ... und das Komma in der letzten Zeile ist, denke ich, überflüssig bzw. falsch.

     

    Trotz allem Genörgele habe ich dieses Gedicht genossen.

     

    Auf Wiedersehen.

     

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