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Vogelflug

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Beiträge erstellt von Vogelflug

  1. vor einer Stunde schrieb Carlos:

    warum du so sehr vom Gendern begeistert bist. 

     

    Nein Carlos, ich bin begeistert davon, wie schön es dich immer wieder "triggert", wie meine Kinder sagen würden.

     

    Ich finde das Gendern nur in bestimmten Situation und Zusammenhängen hilfreich und passend, um die Schieflage sozialer Rollen bei der hergebrachten rein männlichen Bezeichnung bestimmter Personen-Gruppen deutlich zu machen und möglichst zu überwinden.

     

    Zwei Beispiele: Die Deutschen sollen laut repräsentativer Untersuchungen bei Begriffen wie "die Politiker" oder "zum Doktor gehen" mehrheitlich an Männer denken, weniger an Frauen oder gar abstrakt an Gruppen, denen Frauen, Männer und geschlechtlich diverse Personen angehören.

     

    Beispiel 2: Nachdem es lange, lange Zeit eigentlich nur "Putzfrauen" gab, wollte sich nach der Umstrukturierung dieses Berufszweiges wahrscheinlich kaum ein Mann als "Putzfrau" identifizieren. Da gab es ohne jede Diskussion ganz schnell Begriffe wie "Putzkräfte", "Putzmänner" und andere.

     

    Damit, eine Doktorin Doktorin zu nennen, haben aber immer noch viele Leute Proble.

     

    Es gibt also noch viel zu tun, bis das ungelenke Gendern, das du sprachlich zu recht kritisierst, wirklich überflüssig geworden ist. Es geht um Geschlechtergleichberechtigung, um Emanzipation. Nicht um Sprachverschandelung. Das gesellschaftliche Anliegen steht für mich ungleich über dem Ästhetischen. Darum mache ich mit, wo ich es für sinnvoll halte.

     

    Übrigens braucht man "Arschloch" sprachlich nicht gendern. Es ist ein sächliches Wort.

    "Idiotin" habe ich tatsächlich schon mehrmals gehört. Wird also angewandt.

     

     

    Es bleibt, dass ich deinen literarischen Ausgangstext gut finde.

    Und dich.                                                                                                                                          🦅

     

  2. Sehr unterhaltsam, guten Tag Carlos,

    ein paar tiefsinnige Stellen, lieber Carlos,

    ein schöner, wie in leichten Nebel gehüllter, Spannungsbogen.

     

    Aber die Ingwer-Orange-Suppe kann ich nur empfehlen.

    Sie hilft, das Gendern nicht mehr so hasserfüllt abzulehnen. 😉

     

    Oh - fast vergessen, dir schönes Wetter zu wünschen.

    Also: Schönes Wetter, Carlos!                                                                                                      🦅

     

     

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  3. Guten Abend.

     

    Voriges Jahr war Kornkrise. Damit konnte ich gedanklich mehr anfangen.

     

    Ich dachte auch, der Spuk im Korn wäre längst vorbei. 
     

    Aber

    Stuhlkreis, ne Runde Korn, namhafte Alkoholgenieszer, …

    Man kann tatsächlich wild assoziieren.

     

    Gute Nacht.

  4. Hallo @Marvin,

    ich habe keine Furcht, hier von jemandem "vorgeführt" zu werden.

    Deinen ersten Beitrag habe ich auch nur als eine sarkastisch überformte Meinungsäußerung gelesen, die für mich absolut im Rahmen des Sagbaren liegt und keine Grenzüberschreitung enthält. Du hast deine Meinung gesagt, okay. Das darf auch wehtun. Ich kenne diesen Blickwinkel, ich kenne die kritische Sichtweise auf offiziell verbreitete Bilder und Informationen und Meinungen. Das teile ich auch zum Teil mit dir.

    Bei dem konkreten Foto geht es mir tatsächlich so, dass ich durch den Blick des Kindes und durch das Bewusstsein der Begleitumstände eine sehr mächtige Heraushebung empfinde. Das Foto sagt nicht einfach: "Oh, hübsches Baby!" oder "Wie süß es guckt!" oder "Gott sei Dank hat es überlebt." - nein, es erzählt viel mehr und ruft eine irre Gefühlsmischung in mir hervor, von der abstrakten/ gedanklichen Erfahrung des Leids, über Reflexionen mit dem eigenen Leben/ vergleichende Gedanken, bis hin zu einer ungeahnten Zuneigung zu dem abgebildeten kleinen Menschen, der zum Hoffnungskeim für das Leben des Kindes selbst wie für die ganze noch kommende Menschheit wird. Es hat den Grat zwischen Tod und Leben erfahren - körperlich empfindend, und doch unbewusst. Und darin ist es eigentlich in einer ähnlichen Situation wie wir alle täglich.

    Das ist ein wilder Mix an Gedanken und Empfindungen, und ich habe versucht, wenigstens einen Teil dieser Gedanken und Empfindungen offen zur Schau zu stellen, sprich: für andere lesbar zu machen. Aber das ist schwer.

     

     

     

     

    In deinem zweiten Beitrag las ich dann:

     

    Am 16.3.2023 um 19:41 schrieb Marvin:

    Es sind ja schon einige, sehr zynische Beiträge, die ich von dir gelesen habe.

     

    Und damit komme ich gar nicht klar. Das geht mir nicht aus dem Kopf. Das ist der Grund, weshalb ich hier überhaupt noch mal was hinzuschreibe.

    Zynismus ist für mich eine Haltung, die auf Menschen-, vielleicht Lebensverachtung beruht. Das ist etwas, das mir ferner nicht liegen kann.

    Wenn aber hier Beiträge zu lesen sein sollen, die man als zynisch empfinden oder begreifen kann, dann möchte ich dich bitten, mir diese vor Augen zu führen. Damit müsste ich mich auseinandersetzen.

    Ich weiß, dass ich auch mal in Ironie und Sarkasmus übergehe. Und das meist in einer lächelnden Art, die den anderen nicht verletzen will, sondern eher anregt, gemeinsam über unser aller menschliche Schwächen zu lachen. Ich streite auch gern mal. Um Inhalte, um Form. Aber zynisch sein?

     

    Weißt du, zu wissen dass das hier jemand so liest, wie du es da oben geschrieben hast, beunruhigt mich. Ich möchte um nichts in der Welt als Zyniker gelten. Nicht einmal als anonymer Nick-Name-User. Es ist mir nicht egal. Deshalb bitte ich dich, mit mir der Sache auf den Grund zu gehen. Ich denke, da liegt ein Missverständnis vor. Entweder in der Bewertung irgendwelcher meiner Äußerungen oder im Gebrauch des Begriffs.

     

    Liebe Grüße                                  🦅

     

     

  5. Sehr geehrter lieber Carlos!

     

    Liebe will nicht besitzen.

    Liebe wünscht dem Anderen das Beste, das höchste Glück.

    Liebe lässt dem Anderen seine Freiheit.

    Das ist keine neue Erkenntnis.

     

    Selbst dass das irdische Leben spätestens mit dem industriellen Zeitalter bedenklich existenzbedroht ist,

    ahnten aufmerksame kritische Naturbeobachter schon vor langer Zeit. Wie ernst es ist, wissen wir etwa

    seit den 1970ern.

     

    Wenn wir Menschen also den Egoismus in der Liebe und Umgang mit unserem Planeten verringern können,

    sind das gute Voraussetzungen für ein völlig neuartiges Leben - individuell wie als Menschen- und Erden-Gemeinschaft.

     

    Ich wünsche einen guten Tag und verbleibe mit kräftigen Flügelschlägen -

    dein Vogelflug                                                                                                                                        🦅

     

     

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  6. Danke, @Marvin, für deinen sarkastischen Beitrag.

     

    Ich habe natürlich vorher darüber nachgedacht, ob ich so einen Text öffentlich lesbar einstellen sollte.

    Gefühlsduselei liegt sehr nahe. Man macht sich schnell lächerlich mit solchen Gefühlen, solcher Offenheit.

    Ich wollte es schließlich wirklich. Weil das Foto einzigartig ist - natürlich im Zusammenhang mit dem Drama,

    welches du freundlicherweise so deutlich ins Gespräch brachtest.

     

    Es passieren so viel grausige Dinge überall und ständig.

    Hab einen guten Tag damit.

     

    LG zurück                                                       🦅

     

     

  7. Schön, hora, das freut mich.

    Andere, die "feedback jeder art" anklicken, sind manchmal tierisch angepisst, wenn man was Kritisches reinschreibt.

    ("Wie kann der nur!? Schließlich habe ich schon 5 Selfpapplisching-Bücher rausgebracht!")

     

    Das mit den Punkten solltest du trainieren, 😉

     

    vor 3 Stunden schrieb hora:

    das ist sehr spannend für mich...

     

    vor 3 Stunden schrieb hora:

    leuchtet mir mit deiner Begründung ein...warum

     

    damit es sich selbständig verrichtigt ...

     

                                                                                                   🦅

     

     

    • Danke 1
  8. Hallo hora.

     

    Ja, es gibt eine schöne Stimmung wieder, dein Gedicht.

     

     

    Aaaaber - es gibt auch Unstimmigkeiten.

     

    Wenn du schreibst:

     

    vor 17 Stunden schrieb hora:

    Als ich so dalag und träumte,

     deine Hände zu spüren,

    zart auf meinem Gesicht.

     

    ist das nicht rund.

     

    Ich stells mal als prosaische Zeile dar:

     

    "Als ich so dalag und träumte, deine Hände zu spüren, zart auf meinem Gesicht."

     

    - äh - da fehlt was. Was war denn da, als du so dalagst und träumtest? Der Gedanke bricht schlicht ab.

    Geht aber schlecht, weil ein Punkt am Ende steht. Um ein offenes Ende zu gestalten, bräuchte es

    zuerst ein Komma hinter Gesicht und dann nach einer Leertaste (wichtig!) einen Gedankenstrich oder

    die berühmten drei Punkte. Also so:

     

    "Als ich so dalag und träumte,

    deine Hände zu spüren,

    zart auf meinem Gesicht, ..."

     

    Wenn du das mit dem offenen Ende aber nicht möchtest, wäre eine Umformulierung gut.

    Vielleicht so:

     

    "Ich lag (so da) und träumte            (liegen oder daliegen ist sicher Geschmackssache. Ich wäre für das Kürzere)

    deine Hände zu spüren,

    zart auf meinem Gesicht."

     

     

    Am zweiten Teil will ich nicht kritteln,

    nur noch mal der Hinweis, dass vor deinen drei Pünktchen am Schluss eine Leertaste fehlt, denn:

     

    fügt man die drei Punkte gleich ans letzte Wort an, bedeutet das, dass das Wort nicht vollendet ist.

    Die kleine Lücke, die eine Leertaste schafft, zeigt an, dass der Gedanke nicht voll ausformuliert ist,

    der/die Leser*in also frei weiterdenken soll, kann, darf.

    Das sind zwei grundverschiedene Sachverhalte.

     

    Reicht.

     

     

    Liebe Grüße                                                                                                           🦅

     

     

     

  9. Hallo Mojo182,

    ja, is witzich, dein Aufsatz über Nietzsche. So sollte man rangehen,

    wenn man der heute jugendlichen Nachwelt was von den mehr oder

    weniger großen Denker*innen unserer Vorfahren etwas verklickern will.

     

    Zwei kleine kritische Anmerkungen seien mir erlaubt:

    Ich habe an der  Stelle hier etwas Bauchgrummeln mit dem Begriff "Frauenzimmer".

    Obwohl er "aus der Zeit gefallen" ist, klingt es hier so, als machtest du ihn dir zu eigen.

    Und das kommt bei mir ein wenig schräg an. Aber das ist vielleicht nur ein extrem

    persönlicher Eindruck.

     

    Zum andern:

    vor 2 Stunden schrieb Mojo182:

    Frustriert über ihren Korb, lies er sich

    hat sich da ein Rechtschreibfehler eingeschlichen. Ich schenke dir ein "ß".

     

    Ciao!                                                 🦅

     

     

  10. Na klar Juls. Irgendwie bleibt es eine beständige Last. Vielleicht wie ein zu dicker Bauch.

    An den gewöhnt man sich auch. Aber von Zeit zu Zeit macht man sich Gedanken darüber

    und weiß, dass er einem das Leben nicht angenehmer macht ...

  11. Danke fürs Lesen und Kommentieren, Juls.

    Dass der Text mitnimmt, spricht hoffentlich für ihn, nicht nur für das Beschriebene.

    Ich habe zumindest versucht, ein paar mir stets gegenwärtige Details herauszuhalten und stattdessen

    mit etwas literarischer Sprache zu würzen. Wenn das halbwegs gelungen ist, ist es okay.

     

    Das Beschriebene ist nun für mich kein tägliches Leid.

    Es ist einer der vielen Eindrücke, aus denen mein Leben besteht, und was man nie aus dem Rucksack

    nehmen kann, um es irgendwo abzulegen. Es bleibt bei einem, so lange man lebt. Glücklich, wenn

    man lernt, damit zu leben, ohne daran zu zerbrechen oder es wieder anderen anzutun. Den eigenen

    Kindern oder irgendwelchen Opfern, die man sucht und findet.

     

    Danke.

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  12.  

     

    Mutter liebte uns Kinder.

    Bestimmt. Irgendwie. Auf ihre Art. Es gab oft Süßes.

     

    Ich weiß nicht mehr, was mir passiert war – beim Abtrocknen eine Tasse fallen lassen?

    Irgend so etwas. Ein geschickter Dreizehnjähriger war ich nicht.

    Jedenfalls schlug sie mir deshalb erstmal liebevoll auf den Kopf, so dass ich umfiel.

    Ich dachte, das lässt sie nun entspannt ihre Arbeit weitermachen, aber ihr Liebesanfall

    war noch nicht zu Ende. Immer wieder sah ich ihren rot-bunten Hausschuh gegen meinen

    Bauch fahren. Hui, das muss ihr ein Liebesspaß gewesen sein! Dazu schrie sie laut ihre

    Liebe hinaus, was für einer ich sei und warum mein Bruder sterben musste, der immer so

    lieb war, ganz anders als ich Verdorbener, und schließlich rief sie voller Liebe, dass besser

    ich hätte sterben sollen, damals, an jenem Vormittag, als die Betonplatte abrutschte und

    mit ihr mein Bruder, der nur den Ball holen wollte, welcher den Hang hinunter gerollt war,

    und der kürzeste Weg war nun mal über den dreigeteilten Kanaldeckel, unter dem die

    düstere Pampe waberte, in dem großen Sammler für sechzehn Wohnungen, das muss ja

    auch sein, wo soll denn das ganze Zeug hin, vom Händewaschen und vom Wäschewa-

    schen und vom Klospülen und vom Zähneputzen und das Wasser vom Kartoffelnkochen –

    irgendwo muss man es ja sammeln – und es konnte ja niemand wissen, dass nicht alle

    Platten fest verankert waren und eine nur ganz lose auflag und ins Kippen kommen konnte,

    wenn so ein Vierjähriger da ahnungslos dem Ball hinterherjagt und vor Schreck erstarrt

    und rutscht und fällt und sein Leben mitreißt, da hinab in die dunkelste Brühe der Welt,

    und seine Familie mitreißt, die da nie wieder rauskommen wird, und noch einige Sekunden

    strampelt und schreit, nach der Schwester, die hilflos ist, und um sein Leben, um Hilfe,

    während an den Fenstern Nachbarn das grausige Drama hilflos verfolgen und niemand

    kommt auf die Idee, einen Besen aus dem Fenster zu werfen, niemand kann es fassen,

    was passiert, denn das ist nicht vorgesehen für das Jahr neunzehnhundertsiebenundsechzig,

    darauf hat man sich nicht vorbereiten können, und es gab auch hinterher für niemanden

    einen Platz, einen Raum, einen Gesprächspartner, um all das aufzuarbeiten, was man da

    erlebt und gehört hat oder was einem Polizisten auf Arbeit erzählten IHR SOHN IST GEGEN

    ZEHN UHR DURCH EINEN TRAGISCHEN UNFALL UMS LEBEN GEKOMMEN, und dann liege

    ich fast zwölf Jahre später auf dem Küchenboden und werde getreten von dieser Frau, die

    meine Mutter ist und lasse mich beschimpfen und verfluchen und ich muss an KZ-

    Aufseherinnen denken, von denen wir in der Schule gehört haben und ich verstehe die Zusam-

    menhänge noch nicht, aber werde ein Leben lang immer wieder daran denken und davon reden

    und schreiben und nehme mir ganz fest vor, mit allen später noch mal drüber zu reden.

    So konnten wir ja nicht leben. So nicht.

     

                                                                                                                                 🦅

     

     

    • Traurig 1
  13. Danke, Juls,

    aber was für eine Schwierigkeit meinst du?

    Sprachlich? Stofflich? Kleidungsstilistisch?

    Zum Glück ist es aber durchaus so anwendbar,

    das beruhigt mich wiederum wieder.

     

    Bis dann!

                              🙄

     

     

  14.  

     

    Geburtstag

    sgeschenk

    Konzertkarte

    WAS ZIEHE ICH BLOSZ AN?

     

    am passendsten

    scheint mir

    barfuß

    dazu

    ein rotglänzendes Satin-Betttuch

    und ein oppulenter Maya-Federschmuck

    von Fasan und Jaguar

     

     

     

                                                                                                                                                                          🐆

     

     

     

  15. Le coq est mort,

    le coq est mort ...

     

    Danke fürs Lesen und Kommentieren, @Herbert Kaiser et @Darkjuls.

     

    Es war heute Morgen tatsächlich etwas stiller.

    Klar, andere Höfe heben auch hübsche Hähne,

    aber ganz nah ist's doch schöner.

    Und ich möchte nicht die beiden Hühner unerwähnt lassen in meiner Grabrede.

    Sie waren so jung und lebensfroh, sie hatten noch so viel Eierlegen vor sich!

    Und tatsächlich in einer sehr artgerechten Haltung - viel Auslauf, mit Bäumen

    und Versteckplätzen und Sonne und Regen und Wind und Zaun - letztgenannter

    leider zu niedrig.

    Wünsch euch eine schöne Woche!

     

     

     

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  16.  

     

    Heut am frühen Morgen

    ein Moment der Freude.

     

    Der Hahn der jungen Nachbarn kräht

    zur rechten Zeit,

    genau als ich es brauchte.

     

    Ich war schon wach,

    der Ofen fing zu wärmen an,

    der rote Schornstein rauchte

    übers schneebedeckte Dach,

    der Kaffee lief durchs Sieb,

    die Frau erschien und war mir lieb,

    das Krähen war wie  - äh -

    Landsonntagslebensglück?

     

    Da zeigt die Frau nach draußen,

    weil durch des andern Nachbarn Garten wild

    zwei große Hunde tobten

    und sprachlich völlig rand-und-band-los

    durch die Flocken stobten.

     

    Der hellere war neu,

    wir kannten ihn noch nicht.

    Doch wusste ich Bescheid:

    er war zur Ehepflicht erworben

    und gar kein "er", sondern 'ne "sie",

    gesund und stark und lebensheiß

    und springlebendig - sprang sie dann

    mit einem Satz - aufs andre Grundstück

    zu dem Hahn

    und zu den Hühnern auch

    und machte noch die Schafe wild -

    ein ganz unsonntägliches Bild -

    und trug mit großem Übermut

    das eine erst,

    das nächste dann,

    und irgendwann

    auch noch den Hahn im Maul

    von hier nach dort und wieder fort,

    wir waren sehr geschockt.

     

    Na dann!

    Die Nachbarn links und rechts geweckt,

    die einen kamen mit Knüppeln,

    der andere mit tief gesenktem Blick ...

     

    Wir gingen schnell spazieren,

    denn wisst ihrs nicht?

    Die zehntausend Schritte pro Tag

    sind manchmal eine angenehme Pflicht ...

     

    Nach einer guten Stund' zurück,

    stand ein Gruß der Hühner

    in unser'm Flur:

    ein Korb, drin frische Eier

    und die Nachricht vom Tod des Hahns

    nebst Hühner noch, zweier.

     

    Wie freute ich mich im Morgengraun

    am Krähen des Hahns ...

     

     

                                                                       🐔🐓🐤🐓🐔

     

     

     

     

     

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    • Schön 1
  17.  

     

    Wenn ich weinen möchte

    schau ich mir das Foto des Babys an

    welches einhundertachtundzwanzig Stunden nach dem Beben

    in Syrien und der Türkei aus den Trümmern gerettet wurde

     

    Die großen Augen

    der wache Blick der gleichzeitig

    zu danken und zu flehen scheint

    der so viel erzählt

    und ich verstehe alles und nichts


    Finde deine Mama wieder

    wünsche ich

    irgend einen vertrauten Geruch

    Stimmen die du kennst

    und vergiss diese hundertachtundzwanzig Stunden

     

    Ich liebe dieses Kind

    als wäre es das letzte

    welches je die Welt kennenlernen wird

     

     

     

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    • Traurig 2
  18. @Darkjuls / @Joshua Coan

     

    Hallo ihr beiden.

     

    Ich handele ja mit Büchern. Antiquarisch.

    Und als ich heute dieses Buch von Monterroso bearbeitete,

    staunte ich nicht schlecht, dass ein einziger kurzer Satz als ganze Erzählung gelten soll.

    Wohlbemerkt ohne jede Flapsigkeit. Der Titel, dann der eine Satz, und das Ganze steht da als Erzählung.

    Ganz ehrlich, würde man uns fragen, was wir unter einer Erzählung als literarischen Gattungsbegriff

    verstehen, würde kaum jemand auf die Idee kommen zu behaupten, es reiche ein kleiner Aussagesatz,

    und schon hätte man es mit einer Erzählung zu tun. Ich kenne nicht wenige Erzählungen, die länger sind

    als manches, das uns als Roman aufgetischt wird. Und umgekehrt. Nun weiß ich auch, dass der Umfang

    nicht das einzige Kriterium für die jeweilige Sparte für unterschiedliche Prosatexte ist, ein wenig leitet man

    aber schon intuitiv davon ab, oder?

     

    Juls, ich muss nicht vergleichen, aber auch das unterstelle ich mal dem Wesen des lesenden und

    schreibenden Menschen, dass dann, wenn so eine Aussage in den Raum gestellt wird: "kürzeste Erzählung

    der Welt" so manche*r denkt: "Na damit kann ich es aufnehmen." Ist ja nicht schlimm. Man kann das auch

    als Herausforderung betrachten: "Schreib einen knappen Satz, der durch die mögliche Gedankenexplosion

    beim Leser / bei der Leserin einen ganz weiten Horizont öffnet!" Da käme bestimmt viel Interessantes

    zusammen.

    Ja, all das fand ich so reizvoll, dass es mir wert genug war, einen krzen Essay dazu zu schreiben.

     

    Ebensogut könnte man darüber sinnieren, warum es Autor*innen gab / gibt, die ganze Romanhandlungen

    in Reimform geschrieben haben oder so etwas vielleicht sogar in der Gegenwart noch tun.

     

    Und Joshua, noch mal:

    vor 7 Stunden schrieb Vogelflug:

    "Der Dinosaurier

    Als er erwachte, war der Dinosaurier immer noch da."

     

    Das ist kein Abschnitt, sondern eine in sich geschlossene Erzählung.

    Es gehört also nichts weiter dazu. Neun Worte. Mit Titel elf.

    Findest du das gar nicht im geringsten irgendwie - äh - besonders oder so?

    Liest du oft Erzählungen, die nur aus jeweils einem Satz bestehen?

     

    Na ja, mir war es auffällig genug, davon zu erzählen.

     

    Abflug.    🦅

     

     

  19. Hallo Joshua -

     

    worauf bezieht sich deine Frage?

     

     

    Dieser Text ist mein Werk (ein Kurz-Essay), in welches das Werk "Der Dinosaurier" von Augusto Moterroso

    (1:1 Zitat-Wiedergabe) eingebettet ist.

    Nach allem, was ich über Urheberrecht weiß , eine korrekte Ausführung.

    Ich kann die Quellenangabe aber noch präzisieren, und bastele das gleich mal ein.

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