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Wir, die Helden von damals,


fünfzehnjährig, breitbeinig nach außen,
halb stark durch Blue Jeans, schickten uns an, 
die unbekannte Hälfte unserer Welt zu entdecken,
tarnten unser Vorhaben bildungsbürgerlich
als „Minnedienst“, um einem der unnahbaren Wesen
als Troubadour oder Chevalier zu dienen.

 

Mit unseren Stahlrössern im Rücken, 
beäugten wir, mit Herzflimmern oder Ähnlichem,
wie die Mädchenblüte der Stadt sich lärmend,
gestikulierend aus der Pforte des Gymnasiums
über Bürgersteig und Straße ergoss.
Angesichts zur Schau gestellter Männlichkeit
trafen uns Blicke, verlegen, verschämt,
abschätzend, auch offen interessiert.

 

Damals war Weibliches geheimnisumflort,
behütet von unterdrückender Moral, bewacht 
von Argusaugen der Eltern und Verwandten.
Hatte einer von uns das Glück, von der Auserwählten
erhört zu werden, wurde das Gras ohne
sein Zutun grüner, das Blau des Himmels
noch intensiver, blitzten in den Wiesen
überall Blütenkränze in Gelb u.a.m..

 

Was wir suchten, konnten wir nicht in Worte fassen,

allenfalls fühlend erahnen, besaßen sie doch,
was uns fehlte. Noch konnte keiner sich vorstellen,
sie als erwachsene Frau, als Lebenspartnerin und Mutter,

als zentralen Teil unseres Lebens zu sehen. 
Damals erlebten wir unseren Frühling, sahen ringsum
nur Mai. Jahre sollten es dauern, bis wir hinreichend
erfasst hatten, was Weibliches als fehlende Hälfte   

in unserer Welt bedeutet.
 

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Lieber Carolus,

 

du schreibst über die 'Halbstarken' und lässt ein detailliertes Bild entstehen, in dem ich mich heimisch fühle. Das "wir" gefällt mir in diesem Zusammenhang - es verankert es gut in der Zeit!

 

Das Ende überrascht und freut mich: Es wächst über das anfängliche "wir" hinaus. -

 

Sehr gerne gelesen!

 

Lieben Gruß

Nesselröschen

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Liebe Nesselröschen,

 

was du im Text hervorhebst ("detailliertes Bild", "heimisch fühle", "das "wir" gefällt", "Ende überrascht..."), zeigt, dass mein Versuch,  Lebensgefühle von Pubertierenden in der Mitte der fünfziger Jahre anzusprechen, nicht ohne ein freundliches Echo geblieben ist.

 

Was ich u.a. ausdrücken wollte, ist "die biologische Bedingtheit des jeweiligen Lebensalters" oder auch der jeweiligen Lebensumstände . Ich meine, jeder sieht, fühlt primär im Leben gerade was ansteht bzw. dran ist. Als Jugendlicher hast du keine Vorstellung vom Alter - umgekehrt schon eher - , als Schwangere achtest du auf Frauen mit gewölbtem Bauch. Weitere Beispiele lassen sich ohne Mühe finden.

 

Wenn du anmerkst: "Das Ende überrascht und freut mich: Es wächst über das anfängliche "wir" hinaus.", dann spricht diese Aussage dafür, dass damalige Halbstarke durchaus in der Lage waren, allmählich weiterreichende Lebenzusammenhänge zu begreifen.

 

Ein dickes Dankeschön für Deine Mühe,

verbunden mit herzlich liebem Gruß

Carolus

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