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Der Wahnsinn in 365 Schritten


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Der Beginnende Wahnsinn in 365 Schritten

274. Schritt

Es gibt Geldscheine, Heiligenscheine, Führerscheine, Waffen- und Flugscheine, es gibt Anscheine, es gibt Scheinbares und Unscheinbares – doch, gibt es auch Wahres? „Aber natürlich“, sagen die glücklich Bescheinten, „hier steht es doch ausdrücklich!“ Und tatsächlich – in den Scheinen stehen Umstände verzeichnet, die auf etwas hinweisen.

Zum Beispiel darauf, daß dieser dort genannte Mensch, der sich per Ausweis legitimieren kann, eine bestimmte Ausbildung hat. Dem Betreffenden wird also zugeschrieben, daß er mit einer Ansammlung von Fremdinformationen konfrontiert wurde, die er später fehlerfrei aufsagen konnte. Damit ist eindeutig bewiesen, daß er zum Beispiel ein Automobil lenken kann. Wie er das tut, steht nicht dabei! Seine persönlichen Eigenschaften bleiben unerwähnt, ebenso seine wirklichen Fähigkeiten, die außerhalb dessen liegen, was man lernen und aufsagen kann. Es ist demnach möglich, eine breite Palette von verfügbarem Wissen zu erwerben, mit dem man sich quasi „schmücken“ kann. Doch das schließt die Erkenntnis nicht mit ein!

So reiht sich Scheinbares an Unscheinbares – wahr ist aber nur das deshalb Verlässliche, weil es von innen kommt! Und worauf können wir uns dabei berufen? Leider hauptsächlich bloß auf den Wahnsinn! Er benötigt weder An- noch Heiligenscheine, außer er missbraucht sie. Sein Vorkommen aber ist durch und durch echt, unbestreitbar: wahrhaftig! Um ihn zu erkennen, brauchen wir keine Ausbildung, keine Papiere, keine Legitimationen. Was er verströmt, ist unübersehbar vorhanden. Es kann nur noch absichtlich gefährlich böswillig) oder unabsichtlich gefährlich dumm) verfälscht dargestellt werden. Wenn wir der Frage nachgehen, was nun das Verlässliche sei, dann fällt uns sofort eine lange Liste ein, auf der „Verstand“ nicht verzeichnet ist! Da sind, unter anderem, die Triebe (alles, was von selber funktioniert), die „Notwendigkeiten des Lebens“, die aus den Trieben entstehen (wer sich fortpflanzt, muss für den Nachwuchs sorgen), die Gier (mehr haben zu wollen) und der Neid (auf jemanden, der etwas hat, was man selbst nicht hat). Auf diese „Dinge“ kann man sich fest verlassen! Sie stellen die Grundlage des Daseins dar. Doch das schließt die Erkenntnis nicht mit ein.

Aus den verlässlichen Komponenten des Daseins hingegen entsteht eine Welt der Anscheine und Ungereimtheiten, die immer wieder Überraschungen hervorbringen kann – nicht muss! In seltenen Eventualfällen handelt es sich dabei um Erkenntnisse, um etwas Abstraktes also, das nun vom Verlässlichen aufgenommen, nicht einstudiert werden kann/sollte. Daß es dabei zu Komplikationen kommt, ist logisch! Denn die Erkenntnis hat überhaupt nichts mit den Notwendigkeiten zu tun! Mit ihrer Hilfe lassen sich lediglich über Umwege Kartoffeln ernten, sie befriedigt weder unsere Gier noch unseren Geschlechtstrieb, sie erweckt höchstens den Neid!

Indem man sie nicht zur Entfaltung kommen lässt, ist schon viel erreicht. Dann läuft alles, wie es soll: Alle sind verrückt, keiner darf sagen, daß alle verrückt sind und die Scheine haben Hochkonjunktur! Die Erkennenden dürfen ordnungsgemäß geknebelt, verbrannt, gesteinigt, was auch immer, werden, und der Staat erfreut sich des inneren Friedens wie der Insasse einer Irrenanstalt der verabreichten Drogen. Die Möglichkeiten, den inneren Frieden durch Verbote und Gewalt aufrechtzuerhalten, sind groß. Doch das schließt die Erkenntnis nicht mit ein!

Was man tun kann, ist bekannt: mitmachen! Geben wir uns dem Treiben hin! „Vernünftig“, versteht sich! Tanzen wir „vernünftig“, essen wir „vernünftig“, lieben wir „vernünftig“ und halten wir uns „vernünftig“ an die Scheine – den Führer-, den Heiligen-, den Flug- und den Jagdschein. Schlagen wir in unseren Papieren nach, um zu sehen, was wir können und was nicht. Wenn „Denken“ nicht dabei steht, weil es gar nicht erwähnenswert ist, dann müssen wir uns auch keine Sorgen machen.

Dafür gibt es die entsprechenden Stellen, die durch Legitimationen ausgewiesen sind. Dort wird man uns sagen, wie der Hase läuft, wer was darf und wer nicht. Wir müssen dann nur aufsagen, was wir wissen, was gewusst werden soll-te/kann/darf. Das nennt man nicht „Karneval“, nicht „Verkleidungssucht“, nicht „Wahnsinn“, nicht „Schizophrenie“ – das nennt man „Verantwortung tragen“.

Das Mitmachen führt uns von Zeiten zu Zeiten, von Kulturen zu Kulturen, vom Aufstieg zum Niedergang, von einer Blindheit in die andere. Unser Trost sei es, einfach dabei gewesen zu sein! Wobei? In einer Abfolge von logisch nicht nachvollziehbaren Ereignissen, die alle erfolgreich versucht haben, einen Schein zu erwecken. Doch das schließt die Erkenntnis nicht mit ein!

 

Text und Bild ©Alf Glocker

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