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Ein kurzer Kommentar zu den Religionen und der Rationalität


Thomkrates

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Die in den letzten, wenigen Jahrtausenden zersplittert entstandenen Religionen auf den unterschiedlichen Kontinenten der Erde, können sich erst seit wenigen Jahrzehnten wirklich einander begegnen. Die Technik der Automobile, der Flugzeuge und die Arbeiten diese Werke der Religionen durch Übersetzungen den anderen Kulturen zur Verfügung zu stellen, ist erst seit wenigen Jahrhunderten und dann auch nur vereinzelt der Fall gewesen. Erst seit wenigen Jahrzehnten sind sämtliche Werke der Weltkulturen und Weisheitsdisziplinen in der freien Welt allen dort lebenden Menschen verfügbar. Eine friedliche und verständige, tolerante und aufgeschlossene, unvoreingenommene und willkommene Widmung der fremden Kulturen, steckt damit erst in den evolutionären Kinderschuhen und stellt damit derzeit lediglich einen zeitlichen Wimpernschlag dar. Damit ist die Hoffnung gegeben, dass auch im Zuge der wissenschaftlichen Rationalität, eine Einordnung und ein praktisches Verständnis erreicht werden kann, das allen Menschen nützen wird. Da die Anfänge schon Hinweise spenden und in unserer freien Welt Annäherungen klug gewagt wurden, lässt die Aufforderung den Willen zu schulen sich den anderen Disziplinen zu widmen, offen und hält zu Hoffnung an. Dass wir eine Rationalität bereits entwickeln konnten, die dazu in der Lage ist, manche Irrtümer dieser alten Schriften zu entlarven, heißt noch nicht, dass damit schon das letzte Wort gesprochen sei und dass an ihnen alles falsch und unrichtig sei. Denn wir können nicht annehmen, dass die Rationalität, in ihrer Aversion gegenüber Irrationalität, schon das Ende der logischen Fahnenstange ist. Wieso sollte gerade die Rationalität die finale Situation des menschlichen Bewusstseins darstellen? Die Überzeugung einer evolutionären Entwicklungsgeschichte auf der Erde, lädt vielmehr die Idee und Hoffnung ein, dass auch die Schattenseiten der Rationalität in einer über die Rationalität hinausgehenden Weise des Denkens, gesehen und verstanden und damit vermieden werden können. Gerade die Weisheitsdisziplinen der weltweiten Religionen, liefern hier den Forschern Hinweise und plausible Argumente, dass im umfangreichen Fundus der Weltreligionen Material schlummert, dass der Rationalität eine weitere Stufe hinzufügen kann. Die Religionen sind daher nicht per se und pauschal zu verurteilen, weil darin irrationaler Glaube tradiert wurde, sondern sie sind, in einer neuen Weise, schätzen zu lernen. Denn wir wissen, dass gerade eine Verabsolutierung der Rationalität (oder Irrationalität) zu unguten und ungünstigen Entwicklungen führt. Die daher notwendige Demut, kann die Rationalität aus diesen Schriften erfahren und entdecken. Dabei wird die Rationalität nicht auf ihr Gebiet und ihre Fähigkeiten verzichten müssen, aber sie wird Neues entdecken können und so allmählich sich selbst evolutionär weiter entwickeln.

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Hallo Thomkrates. 

 

Bevor ich zu etwas Textkritik komme, erstmal was zum Inhalt.

Was lese ich hier zusammengefasst: Das man viel Weisheit aus den Religionslehren gewinnen kann, wenn man sie mit einer philosophischen Presse herausquetscht. Und dass  das vernünftige Denken des Menschen, dies beachten sollte um vernünftig zu bleiben. Gar sich weiter zu entwickeln, wie du schreibst. 

Meine Meinung: Religion hat keinen Wert für mich. Sie ist eher als politisch motiviertes Hilfsmittel zur Machterhaltung und Lenkung zu verstehen. Sie ist per se sogar nichts anders. Sie spaltet und entfremdet Völker und Kulturen mehr als das sie sie zusammenbringt. Und wenn sie  Menschen zusammenbringt, dann gipfelt es in Fanatismus. Damit meine ich nicht nur die Verrückten die sich selbst in Menschenmengen in die Luft sprengen. Es fängt schon bei so simplen Sachen an wie einem Kind eine strenge, einem Glauben ausgerichtete Erziehung, anzutun. Die jede Form von individueller Entwicklung quasi im Keim erstickt. 

Ja auch Philosophie kann falsch verstanden werden, wir erinnern uns an  Marx, sein Manifest und was die Kommunisten daraus machten. Kommen Ideen mit großen Massen zusammen, in bestimmten Zeiten der Bedürftigkeit, des Umbruchs, oder in einem "Vakuum" geistiger Orientierung, dann wird immer alles zu Mist. 

Das große Weisheit und Erkenntnis aus religiösen Lehren mit einem philosophischen Blick darauf gewonnen werden kann, streite ich gar nicht ab. Das dies die Brücke zu einem besseren Verständnis für Menschen anderer Kulturen sein kann, auch nicht. Jedoch bleibt Religion das was sie ist: nicht diskutierbar, nicht hinterfragbar. Vereinnahmt und Missbraucht von Institutionen. Solange dies der Fall ist, hat Religion keine einenden Charakter. Sie bleibt eine unsichtbare Trennwand. Ein Hemmnis für den rational denkenden Menschen. 

Die Weisheiten in den alten Schriften finden sich auch in nicht religiösen Lehren wieder. Das macht Religion irgendwie obsolet. Und betrachtet man die monotheistischen Schriften genauer, so sind sie Kopien von einander. Nur mit anderen Namen und anderen Propheten. Die Menschheit wäre besser dran, wenn sich die Kulturen nicht mehr mit religiösem Denken mischen würden. Wirkliche Brücken zueinander, die nicht nur den philosophisch geprägten Teil der Masse anspricht, sondern wirklich die ganze Gesellschaft, kann nur ein aufgeklärtes Bewusstsein schaffen, dass bereit ist alles zu hinterfragen, auch die eigene Weltsicht, immer stets auf neue. Das führt zu wahrem Wachstum und echtem Verständnis für fremdes Denken. Das findet man nicht in Religionen. 

 

Die alten Religionen hatten ihre Zeit, hatten ihre Chancen, jetzt sterben sie (Gott sei Dank!) langsam aus. An ihre Stelle treten Social Media, die Selbstverherrlichung darin und die Mediensucht und Informationssucht. Schauen wir mal was daraus wird. Wahrscheinlich genau das gleiche. Dass die alten Religionen erst in den Kinderschuhen stecken sollen, wage ich nicht zu hoffen, als Abschluss erwähnt. Irgendwann muss auch mal gut sein. Wir behalten sie in Erinnerung, nehmen einige kluge Sätze daraus mit und gut ist. 

 

So, jetzt etwas Textkritik, wie versprochen. 

 

Am 12.10.2022 um 17:20 schrieb Thomkrates:

können sich erst seit wenigen Jahrzehnten wirklich einander begegnen.

 

Am 12.10.2022 um 17:20 schrieb Thomkrates:

ist erst seit wenigen Jahrhunderten und dann auch nur vereinzelt der Fall gewesen.

 

Am 12.10.2022 um 17:20 schrieb Thomkrates:

Erst seit wenigen Jahrzehnten sind sämtliche Werke der Weltkulturen und Weisheitsdisziplinen in der freien Welt allen dort lebenden Menschen verfügbar.

 Das "seit wenigen" steht da zu oft in hintereinander folgenden Sätzen. Der Aufsatz ist auch sonst eher ein rohes Manuskript. Hier auf dieser Seite zur Verbesserung gerne willkommen. Aber bitte nirgendwo sonst als Arbeit in dieser Form veröffentlichen! Da muss nochmal nachgebessert werden. 

 

Ein paar konkrete Beispiele täten dem ganzen auch ganz gut. So ist es nur eine Meinungsäußerung, der jedoch ein Backup fehlt. Das Thema verdient es, auch als kurze Ausführung, deutlich mehr belegt zu werden. Auch wenn es von dir nur als "Kommentar" ausgelegt wird. Der eigentliche Kommentar ist ja das was ich hier schreibe... dein Thema das Werk. 

 

Meine bescheidene Meinung zu dem Ganzen. 

 

LG JC 

 

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Hallo @Joshua Coan,

 

Danke für deinen Ausführlichen Kommentar. In meinem Verständnis ist Religion die Suche nach und das Finden von Sinn und Bedeutung aufgrund der möglichen Fragen zum Leben und der Existenz. Das gängige Bild von Religion ist darin nur ein gewisser Aspekt oder eine gewisse Form. Ich arbeite gerade an einem längeren Text, der 15 Formen von Religion identifiziert, wobei das Rationale nur einen gewissen Raum darin einnimmt. Die Fundamentalisten und Terroristen nehmen dabei jeweils eine Form ein. Der Idealismus eine weitere, Szientismus, Skeptizismus jeweils ebenso...

 

Die Rationalität ist wohl nicht das Ende, das kann sie nur noch nicht akzeptieren. Es geht weiter und darüber hinaus. Das anzudeuten und daran zu arbeiten verleitete mich zu diesem Kommentar, der in der Tat, schnell geschrieben war und nicht auf Beispiele baute.

 

Herzlich,

Thomkrates

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Lieber Thomkrates,

 

ich lese Deinen Text als eine Behauptung, in der dem heutigen Zeitgeist unterstellt wird, Rationalität sei eine Art Leitkultur geworden, die es im Grunde abzulehnen gilt, mit dem Fernziel, sich wieder einer Religion (einer Bestimmten?) zuzuwenden. Das halte ich für falsch, denn letztlich basiert vieles im so genannten rationalen Denken auf Glaubenssätzen, denen keine Religion zugrunde liegt, sei es durch Naivität, Anpassung, Gewohnheit oder durch Gefühle (z.B. aus Angst).

 

Nehmen wir als Beispiel das System "Geld", das gerne sehr rational daherkommt, da in ihm scheinbar alles auf berechenbaren Zahlen beruht. Solange die Welt an dieses System glaubt, funktioniert es in einem gewissen Rahmen für begrenzte Zeit. Der Glauben beruht auf dem Versprechen, dass ein bedrucktes Papier gegen lebenswichtige Ressourcen eingetauscht werden kann. Sich dem Glaubenssystem zu entziehen, berührt zutiefst soziale, evolutionär entwickelte Gefühle wie die Scham, aus einer Gruppe ausgeschlossen zu sein. Dies ist vermutlich auch ein Erfolgsrezept vieler Religionen.

 

Ebenso werden unter dem Deckmantel der Vernunft alle möglichen Manipulationen vom Typ "so sollst du leben!" als alternativlos präsentiert. Leider liest sich Dein "Kommentar zu den Religionen und der Rationalität" streckenweise auch als ein solcher Versuch. Lieber hätte ich einen Text der Art "ich, Thomkrates, nehme die Welt so und so wahr" gelesen. Grundsätzlich finde ich, und das ist nur meine persönliche Meinung, manche Schein-Rationalitäten mitunter recht nützlich z.B. für das soziale Leben, aber der Weisheit letzter Schluss sind sie mit Sicherheit nicht.

 

Die grundlegende Frage sollte daher eher lauten: existiert Rationalität überhaupt jenseits einer von Menschen wahrgenommenen Welt, also einer Welt, die von Gefühlen mit oder ohne religiöse Projektion erlebt wird? Und wenn ja, betrifft sie Menschen überhaupt?

 

Wie auch immer, ich bin sehr gespannt auf Deine erweiterten Ausführungen, die Du hoffentlich auch hier veröffentlichen wirst. In diesem Sinne wünsche ich Dir noch einen schönen Abend,

 

VLG Peter

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Lieber Peter, @Ponorist

 

vielen Dank für deinen Kommentar und dein Interesse. Wir hätten uns missverstanden, wenn dein Verständnis des Textes darauf zielen sollte, dass die gewöhnlichen und weit bekannten Formen der Religion die Rationalität ersetzen sollten. Das meine ich mitnichten. Rationalität begrüße ich sehr. Was aber nicht bedeuten soll, dass ich denke, damit schon am Ende der Vernunft angekommen zu sein.

 

Die bekannten religiösen Interpretationen sind doch als irrational und vorrational anzusehen und zu verstehen, weshalb ich die Rationalität als Weiterentwicklung der Irrationalität sehe und verstehe, mit positivem Nutzen für mehr und mehr Menschen. Da die rationalen Denker auch den evolutionären Gedanken der Weiterentwicklung akzeptieren, stelle ich quasi die Frage, ob es eine über die Rationalität hinaus gehende Rationalität gibt, von der auch die gängige Rationalität noch lernen könnte. Ich denke, um kurz zusammenzufassen, dass die Rationalität von etwas lernen könnte, dass sie im Grunde ablehnt, weil dies mit dem Begriff Religion verwoben ist und die Rationalität darin ein Rotes Tuch der Aversion empfindet und sieht, da sie ein bestimmtes, mit der unguten Historie verwobenes Verständnis von Religion besitzt.

 

Die kritischen Rationalisten müssen sich vorbereiten, dass über sie hinaus Persönlichkeiten existieren und eine erweiterte Denkweise und Erfahrungsweise, die der Rationalität eine neue Stufe hinzufügt. Ich prüfe das seit einiger Zeit für mich selbst, was Zeit und Raum bedarf, Stille und Vertrauen in die eigene Wahrnehmung und einen Respekt vor der gültigen Rationalität, die ich, wie gesagt, schätze. Doch nehme ich auch psychologische Aversionen bei den Vertretern der Rationalität wahr, wenn es darum geht, der Rationalität keinen Alleingültigkeitsanspruch zuzugestehen, da werden sie genauso aversiv, wie sie bei der Irrationalität aversiv werden. Was also den Verdacht aufkommen lässt, dass sie psychologisch selbst nicht die Krone der Schöpfung sind, was sie aber anzunehmen scheinen, zumindest was ihre fixierende Expertise bzgl. ihrer eigenen Rationalität betrifft.

 

Ich habe einige Vertreter dieser Denkweise gelesen, sehe daher eine gewisse Zentriertheit auf die Rationalität am Werk, was ungünstig bzgl. der Idee der Evolution scheint, da nicht anzunehmen ist, dass Rationalität ein Endpunkt der geistigen Entwicklung des menschlichen Bewusstsein sein soll. Diese Vertreter scheinen sich aber durchweg so zu gebärden. Was ich verdächtig finde.

 

Ist es klarer, was ich in obigem Text meinte?

 

Herzlich,

Thomkrates

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Vielen Dank für die Aufklärung, @Thomkrates. Jetzt verstehe ich Deinen Standpunkt anders - ob ich ihn richtig verstehe, weiß ich noch nicht. Die Idee eines erweiterten Rationalitätsbegriffs klingt spannend, auch wenn ich glaube, dass die meisten Formen der "herkömmlichen" Rationalität in Wirklichkeit auf Gefühlen und Glaubenssätzen beruhen. Schöpfungsgeschichten sind ein gutes Beispiel:

In verschiedenen alten Schriften, die später als Bibel zusammengestellt wurden, steht "Gott schuf die Welt in sechs Tagen, am siebten Tag ruhte er." (grob zusammengefasst).

Naive Sichtweise: es ist wahr, denn es steht geschrieben. Die Gelehrten sagen es, also muss es wahr sein.

Ängstliche rationale Sichtweise: wir zweifeln es besser nicht an, um die kulturelle Ordnung nicht zu gefährden. Wie die Welt entstanden ist, spielt für unseren Alltag schließlich kaum eine Rolle.

Herkömmliche Rationalität: es gibt so viele Hinweise, dass Evolution wahr und Kreationismus falsch ist, dass diese Geschichte abzulehnen ist. (Anm.: hier wird angenommen, dass historische Tatsachen beschrieben werden).

Erweiterte Rationalität: unabhängig davon, ob es gute Gründe gibt, warum die Geschichte nicht wortwörtlich stimmen kann, suchen wir nach den Gründen, warum sie erzählt wurde. Es war vielleicht eine Allegorie für eine Arbeitsordnung im Dorf, die gut funktionierte. Die Woche als Zeiteinteilung funktioniert bis heute recht gut und mit Geschichten wie dieser konnte man sich den Ablauf gut merken und weitererzählen.

 

Meinst Du so etwas in der Richtung? In allen diesen Betrachtungen stecken unbewiesene Annahmen, ein wenig Wahrheit, Gefühle und Rationalität - ohne Anspruch auf Endgültigkeit.

 

Vielen Dank und VLG

Peter

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Lieber Peter, @Ponorist,

 

interessante Stufenfolge, die du da nennst: Rationalität: naiv-herkömmlich-erweitert.

 

Die Verwendung des Begriffs Rationalität gibt eigentlich stets das folgende mit bzgl. Aussagen: 1. die Beweisbarkeit 2. eine Plausibilitätserklärung und 3. die Forderung der Widerspruchsfreiheit.

 

Religion im herkömmlichen Sinne, würde ich nicht rational bezeichnen, wie du es oben getan hast. Glauben ist nicht rational, in dem eben genannten Sinne.

 

Deine erweiterte Rationalität (z.B. Psychologie) sucht Erklärungen für das irrationale Verhalten und den irrationalen Glauben der Menschen in der Geschichte und Gegenwart - OHNE auf das Prinzip Gott zurückgreifen zu müssen oder  zu wollen. Der kritische Rationalismus und die gegenwärtige Religionskritik beruft sich auf eine Welt- und Naturerklärung, die aus sich selbst heraus schlüssig ist, ohne auf das Konzept Gott zugreifen zu müssen.

 

Ich lese gerade "Richard Dawkins, Der Gotteswahn". Als Lesetipp.

 

Was den erweiterten Rationalitätsbegriff betrifft:

prärational - rational - transrational

präpersonal - personal - transpersonal

irrational (nicht rational) - rational - nicht rational (nicht irrational, nicht präpersonal) transpersonal.

 

Hinweis: Transpersonale Psychologie als Forschungsgebiet.

 

(Hat aber nichts mit Transmenschen zu tun, die ihr Geschlecht wandeln)

 

Herzlich,

Thomkrates

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vor 11 Stunden schrieb Thomkrates:

Ich lese gerade "Richard Dawkins, Der Gotteswahn". Als Lesetipp.

Danke für den Tipp, das habe ich vor Jahren mal gelesen. Es ist nicht schlecht, hat aber auch seine Schwächen. Vielleicht werde ich eines Tages auch die Gegenschrift "Der Atheismuswahn" von Alister McGrath lesen.

 

Nun aber zurück zur Rationalität: beweisbar, plausibel und widerspruchsfrei soll sie sein. Mein Ansicht nach funktioniert dies nur innerhalb von begrenzten Systemen. Selbst die Mathematik, auf der moderne Weltbilder beruhen (Quantenphysik, Relativitätstheorie, usw.) hat seit Kurt Gödel (Unvollständigkeitssatz) ihre Grenzen. Doch all das hat mit Spiritualität nicht allzu viel zu tun. Daher frage ich mich, warum diese zwei Weltsichten (z.B. Wissenschaft und Religion) in Konkurrenz zueinander stehen müssen? In Deinem Eingangstext unterstellst du an manchen Stellen diesen Konflikt und forderst einen "erweiterten Rationalitätsbegriff", zuletzt "transrational" genannt, als könne man eine Art Frieden schaffen in einer Konstellation, die vermeindlich nur aus Krieg besteht.

Diese Konstellation gibt es durchaus auch, ist aber, außer vielleicht zwischen Dawkins und US-amerikanischen Kreationismusanhängern, wohl eher selten. Der Grund scheint zu sein, dass sich dort beide Seiten zu imitieren versuchen. Jedoch ist Wissenschaft keine Religion und Religion keine Wissenschaft.

 

Wie könnte deiner Ansicht nach so ein Transrationalismus also aussehen? Kannst du ein Beispiel nennen?

 

VLG Peter

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Hallo Peter, @Ponorist,

 

interessant, dass es eine Gegenschrift zu Dawkins gibt, ist fast aber auch erwartbar.

 

Es gibt ein weiteres Buch, dass du indirekt gerade anfragst und auf dessen Autor mein Vertrauen zurück geht, allerdings nicht nur auf ihn, sondern viele weitere, die ich jetzt nicht alle nennen kann. Das Buch heißt "Naturwissenschaft und Religion. Eine Versöhnung von Wissen und Weisheit", der Autor heißt Ken Wilber. Er ist überaus klug, belesen, und rational und widmete sich auch den religiösen Weisheitsdisziplinen. Ich kann ihn nachvollziehen und er klingt plausibel, bietet eine erweiterte Wissenschaftlichkeit an, die nicht nur die Naturwissenschaften berücksichtigt, sondern auch die Geisteswissenschaften und spirituellen Disziplinen. Ich kann hier jetzt nicht erschöpfend davon sprechen, ohne in die Gefahr zu treten zu einfach zu erklären. Ich verweise dich auf dessen Bücher.

 

Transrationalität ist also mehr mit der Weisheit verwoben, ohne das Wissen zu ignorieren, sondern ehrt auch das Wissen. Wo die Rationalität sich in ihrer Wissenschaftlichkeit und Logik verliert, ignoriert sie weite Teil der Weisheitsdisziplinen, weil ihre "Antennen" dafür nicht ausgerüstet sind und sich eine Weisheit noch nicht tief genug entwickeln konnte. Es ist nicht so sehr ein Ismus, der zu suchen und zu definieren sei, sondern eine Psychologie und Seelenkunde, die in einer neuen Weise Rationalität nicht ablehnt, aber ihr etwas Neues hinzufügt. Dazu bedarf es aber weniger der Worte, sondern mehr eine meditativen Erfahrung und Praxis, die von den Vertretern der Rationalität im Grund abgelehnt wird und sie dieser misstrauen. Das ist das Dilemma. Ken Wilber ist ein rationaler Vermittler, nicht nur in dem genannten Buch, auch in seinen anderen Büchern, aber da er gerade 2017 im Alter von 70 Jahren ein neues 800-Seiten-Buch veröffentlicht hat, mit dem Namen: "The Religion of Tomorrow. The Future of the Great Traditions", wird er von den Rationalisten wohl missachtet, meiner Ansicht nach, aus Gründen, die auch den Rationalisten nicht klar sind und sie hier Schatten und Irrationalitäten haben, die sie sich anschauen müssten.

 

Mir kommen die Rationalisten, wie Teilchendenker vor, die Logik, Wort und Materie als kausale Erklärungsmuster ersuchen und die dazu neigen scheinen, einen Geist, der Feld- oder Wellencharakter hat, zu ignorieren oder zu verneinen. Da aber eine Komplementarität gezeigt hat, dass sowohl Teilchen- als auch Wellenbilder zu erfolgreichen Interpretationen der Wirklichkeit heranreichen, scheint mir das derart rationale Denken zu dogmatisch, zu einseitig und zu eingefahren. Was ist Geist? Wie entsteht oder entstand der menschliche Geist? Dass er durch Rationalität sich auszeichnet, heißt evolutionär nicht, das damit schon ein Ende erreicht ist. Geist und Materie, Körper-Geist, besteht nicht nur aus chemischen Stoffen, aus denen irgendwie Geist entsteht. Die Komplexität der Materie im Gehirn soll Geist hervorrufen? Und die Zufallserklärung von Leben auf der Erde, ist auch ein Gott, der nicht akzeptiert, dass die Unendlichkeit des Regresses nach dem Warum zu fragen, bereits ein Hinweis auf einen ursprünglichen Geist sein kann, der alles in die Welt brachte. Der objektive Beweis einer Unermesslichkeit ist unmöglich. Aber die Nicht-Existenz der Unermesslichkeit ebenso. Es bleibt die subjektive Einsicht in das menschliche Bewusstsein, durch Meditation. Aber das hat zu sehr mit Religion zu tun und dieser misstrauen die Rationalisten, weil sie die Welt gegenständlich sehen und in Objekte getrennt, die auf einander einwirken.

 

Ich persönlich lasse die Frage nach Gott offen, akzeptiere und schätze die Erklärungen der Rationalisten, bin aber auch bereit dem meditativen Weg eine Chance zu geben und den Traditionen der Weisheitsdisziplinen nicht per se, wie die Rationalisten, einen Stempel der pathologischen Verirrung zu verleihen. Das halte ich nicht für plausibel. Dass nämlich alle Mystiker durch Missbrauch zu einer Borderlinestörung gekommen sein sollen, die sie veranlasst haben soll sich mit etwas Höherem, wie Gott, zu identifizieren, liest sich nämlich nur aus einer Religionsfeindlichkeit heraus gerne. Aber das wäre zu prüfen. Und das Wissen und Weisheit sich unterscheiden, kann herausgearbeitet werden. Wo Wissen objektiv ist, ist Weisheit subjektiv. Wo Wissen entdeckt wird, wird Weisheit wahrgenommen, wo über Wissen gesprochen wird, wird Weisheit erfahren.

 

Herzlich,

Thomkrates

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In diesem Zusammenhang könnte Dich Thomas Metzinger interessieren, der feinsinnig und unwertend über das Bewusstsein philosophiert, dabei aber völlig rational von der Gehirnforschung ausgeht und den Geist quasi materialisiert.

 

Lieber @Thomkrates, ich danke Dir für diesen intensiven Austausch und verabschiede mich it einem Zitat von Nils Bohr (der mit dem Atommodell):

 

~ Anmerkung der Moderation: Bitte die Community-Regeln bzgl. des Urheberrechts beachten! ~

 

In diesem Sinne, VLG

Peter

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