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Faust und Alžběta. Ein Drama - Am Morgen


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Faust und Alžběta. Ein Drama - Am Morgen

 

FAUST (nachdenkend, an einer Klippe stehend)

Faust, was stehst du da auf den Bergzinnen?

Willst du der Stadt, der Zeit entrinnen?

Willst du dir hier oben selbst gedenken?

Oder magst du dir den Mut hier schenken?

 

Suchst du hier Weg und Rat?

Oder begehrst du das, was Elisa tat?

Sich schlicht in die Tief‘ zu stürzen

und das Leben sich somit zu verkürzen?

 

Vielleicht gibt der Tod mir Kraft,

ein Schritt nach vorn‘, dann wär’s vollbracht.

Dann seh‘ ich diese Pracht letztlich,

aber wär‘ mein Tod dann nicht entsetzlich?

 

Ein Schritt, dann fall‘ ich immer tiefer

und verende blutend auf dem Schiefer.

Gleich enden diese schweren Stunden,

nicht gelebt und nichts empfunden.

 

Was soll’s mir noch erbringen?

Ich werd‘ jetzt einfach springen.

Ich spür‘ mein Herz wild lodern,

zur Vernunft will’s mich auffordern.

 

Ich werd’s jetzt tun, nein,

wie töricht kann man bitte sein?

Nichts gesehen und kein Erpochen,

wie sehr bin ich eigentlich gebrochen?

 

Mich quält dieses sture Schwingen,

mag der Stein mein Herz durchdringen.

Tausend Tage, tausend Fragen,

ich war bereit denen nachzujagen.

 

Ich hab‘ mein Willen zusammgerafft,

es erlosch‘ meine Leidenschaft.

Mein Geist durch Anatomie getrieben,

doch nichts als Frust ist geblieben.

 

Der Tod ist so sehnsuchtsvoll,

weil dieser mich verschlingen soll.   

Ich sterbe nicht, das ist ‘ne Flucht,

ich will sterben! In dieser Schlucht!
 

Faust nährt sich dem Abgrund und schaut nach unten.

 

FAUST (melancholisch)

Ich Tor, ich armer Wicht,

gleich endet das warme Licht.

Ich bin es leid zu greinen,

mag der Tod die Lieb‘ vereinen!

 

In diesem Moment erscheint der Ďábel, der Faust erblickt und in Lächeln ausbricht.

 

ĎÁBEL (höhnisch lächelnd)

Du hast den Berg still erklommen

und hast dir das Leben nicht genommen.

Faust, hör‘, du bist ein Narr!

Denkst du, der Tod macht dein Wunsche wahr?

 

Ich erfühl‘ dein tiefst Begehren,

die Liebe kannst du nicht entbehren.

Als meinen Lohn will ich dein Gemüte,

das verwelkte wie ‘ne Blüte.

 

Ist es das, was dein Ich begehrt?

Und ist die Lieb‘ das ganze Wert?

 

FAUST (belebt, sichtlich erfreut)

Mein Lieber, bitte hört,

das Angebot mich sehr betört.

Doch würdet Ihr mir zum Gedenken,

ein paar Stunden schenken?

 

ĎÁBEL (nachdenkend)

Die Zeit, die bekommst du gewährt,

nutz‘ sie, dein Ich sie schert.

Doch hab‘ keinen Bang,

die Zeit endet beim Sonnenuntergang.

 

Der Ďábel verschwindet und Fausts Andĕl strážný erscheint.

 

FAUST (verängstigt)

Was bist du, du göttliches Wesen?

willst du mich richten, ich bin nicht erlesen.

Ich bin bloß menschlich und gelehrt,

die Liebe hat für mich einen hohen Wert.

 

ANDĚL STRÁŽNÝ (ruhig, zu Faust blickend)

Ich bin da, um dich zu schützen,

denn du sollst dem Ďábel nützen.

Er verlockt dich mit ‘nem Versprechen,

das am Ende wird zerbrechen.

 

Er hat wieder schlicht gelogen,

doch seine Worte schwer wogen.

Er will deine Seele, du bleibst nur liegen,

deinen Wunsch wirst du nie kriegen.

 

FAUST (immer noch verängstigt)

Heißt das, er wollte mich einhüllen

und mir mein Wunsche nicht erfüllen?

Heißt das, er will nur mein Gemüte,

das ich so sehnlich behüte?

 

ANDĚL STRÁŽNÝ (kopfnickend)

Das ist einer seiner Willen,

sein Wort soll dich bloß erstillen.

Einerlei ist ihm das Anliegen,

er will nur deine Seele kriegen.

 

FAUST (plötzlich nervös) 

Der Ďábel gab‘ mir Zeit zum Denken,

ich will ihn aber gar nicht kränken.

Was soll ich ihm dann sagen?

Nach meiner Wahl wird er mich fragen.

 

ANDĚL STRÁŽNÝ (ruhig, gelassen)

Deinen Wunsch darfst du erwählen,

dem Ďábel sollst du nichts erzählen.

Deinen Wunsch werd‘ ich umsetzen

ohne dich nur zu verletzten.

 

Sag‘ dem Ďábel dann ausdrücklich,

du seist ohne Liebe auch glücklich.

 

Der Andĕl strážný schnippt mit den Fingern und verschwindet.

Faust bemerkt aber nicht, dass sein Wunsch erfühlt wurde und stellt sich an die Klippe.

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