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Eine trügerische Pfandschaft


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Eine trügerische Pfandschaft – Der erste Teil eines Fragments

 

Wer weiß, was der Berg verbarg,

die steilen Felsen, ein kühler Sarg,

ich wusste nicht wohin; wofort,

bloß Nebel lag in diesem Ort.

 

Ich wusste nur, ich musste weichen,

im Himmel zogen Regenzeichen,

Wolken grau und finster trieben,

die Flucht war bloß als Gast geblieben.

 

Ich musste fort, das wusst‘ ich längst,

so ritt ich still auf meinem Hengst,

auf Pfaden in den kargen Bergen

– nur weg von den Gewitterschergen.

 

Ich merkte wohl die Zeit brüsk schleichen,

im Tale, da, da wiegten Eichen,

es rannte rasch geschwind das Pferde,

die Nacht, sie küsste nun die Erde.

 

Die Nacht, sie forderte Tribut,

der Himmel rot, wie tiefstes Blut,

es wollte wohl die Nacht so tauchen,

es lag der Dämmer über Zauchen.

 

Und plötzlich kam der Sturm hinüber,

der Pfad verschwand, die Sicht wurd‘ trüber,

ich bat mit Angst um Gottes Gnade,

mein Leben hing an diesem Pfade.

 

Setze es den falschen Schritt,

dann risse es mich einfach mit,

auch wenn sie mich da unten fänden,

wär’s kalt so zu enden.

 

So ritt ich weiter – mit Angst und Tod,

erreichte dann ein Wald in Not,

ich spürte Schutze, welche segten,

inmitten von Bäumen, die sich regten.

 

Und als ich mich still kaum versah,

stand im Walde etwas da,

es war so als ob’s sich äugte

und sich haschend schwer verbeugte.

 

Das Pferde erschrak sich beim Betrachten,

scheinbar Wesen sanft dort erwachten,

das Pferde mich vom Rücken stieß,

so fiel ich hart in Sand und Kies.

 

So lag ich nun auf Waldestraßen,

wurde meinem Schicksal überlassen,

die Angst, sie kroch stur so bitter,

barsch tobte es – das Gewitter.

 

Ich hatte Furcht, das glich ‘ner Scheue,

der Donner brüllte wie tausend‘ Leue,

der Sturm, er drang, er wollte drücken,

so sprang ich auf des Pferdes Rücken.

 

Das Pferd und ich dann weiterkamen,

am Arme trug ich ein paar Schrammen

und plötzlich gab ein Baume nach,

sodass das Totholz knorrg zerbrach.

 

Der Regen peitschte, er krankhaft grollte,

ich wusste nicht, wie ich’s überleben sollte;

und endlich erreichte ich die errettende Au,

auf dieser stand ein steiner‘ Bau

 

Die Burge, sie schien so finster,

im Tale, dort, schlief schier der Ginster,

die Mauern schwarz durch Stein und Ziegel,

auf Fahnen wehten Wappen und Siegel.

 

Hinter mir rauschten die Tannen,

ich erreichte die Burg vom dessen Tyrannen,

ich ritt durchnässt, der Wind war kalt;

und kam am Tore dann zum Halt.

 

Am Tore stand ein kalt‘ Soldat,

der zuerst nichts, außer mich zu beobachten tat,

sein Gesicht war bedeckt mit tausend Schnitten,

bald kam er schwer zu mir geschritten.

 

„Was willst du?“, er mürrisch lachte,

ich zeigte ihm, was mich herbrachte;

„Ehrlich gesagt, muss‘ ich gestehn,

ich wünsche Deinen Herren zu sehn!“

 

„Siehst du dort den Fels‘ aus Stein?

Gehst du nicht, dann wirst du dort sein!

An diesem hängen etlich‘ Knaben,

ihre Gesichter zerpickt durch schwarze Raben.“

 

„Ach, das sind bloß Gerüchte und Sagen,

du willst mich bloß unwirsch verjagen,

ich fürchte mich nicht vor meinigen Taten;

Wo ist er? Kannst Du’s verraten?“

 

„Siehst du das Zimmer mit dem Schein?

Dort soll mein Herre nun sein,

geh‘ am besten dem Scheine nach,

dann findest du auch sein Gemach.“

 

So öffnete er mir die Pfort‘

und ich stand im Burge, dort,

ich lief entlang, ziemlich erpicht

und blickte still in ein trübes Gesicht.

 

Die Augen schwarz, sie glichen so trüblich,

die Mine verzehrt, sie war so nicht üblich,

es war ein Schädel, so grausig, so fahl,

der Körper nur so zeugte von der seelischen Qual.

 

„Was willst du, du trostloser Narr?

Dachtest du, die Legende sei wahr?

– Weh mir! Du bist ein solch‘,

ergreift ihn! Er hat einen Dolch!“

 

Plötzlich wurde ich geschlagen in Ketten,

ich wusste, nur List würde mich erretten,

so sprach ich im vernehmlichen Ton:

„Du hast ein Wunsch, um mich zu verschon‘.“

 

Seine Glieder sich zuckend bewegten,

die Pläne ihn scheinbar erregten,

so blickte er in meinige Augen;

„Ich denke, du wirst meiniger taugen.“

 

Ich spürte das Gefrieren des Blutes,

mein Herz, es ahnte nichts Gutes,

 ich erwiderte mit verängstigtem Hauch;

„Das denk‘ ich, du Tyranne, wohl auch.“

 

„Erfülle nun mein stilles Verlangen,

sonst wirst du die Kerker prangen,

hör‘ jetzt mein tiefstes Begehren,

möge es dich wohlmöglich belehren:

 

Wenn du es schaffst mich zu vermählen,

dann werde ich dir die Freiheit gewähren,

schaffst du es nicht aber beizeiten,

dann bist du verflucht für immer zu reiten.

 

Die Strafe wird wohl deiniger Last,

denn du reitest dann ohne Essen und Rast,

wenn die dreißig Tage einsam verstreichen,

dann wirst du so wohlig erbleichen.

 

Beim Wunsche liegt bei zwei Tagen die Frist,

ansonsten du dann der Strafe verfallen bist,

nun reite geschwind auf das Land,

vergiss‘ nicht: Ich hab‘ dein Leben als Pfand.“

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