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Beiträge erstellt von Onegin
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deine Stimme mäandert
durch meine Stille
wieviele Himmel sind in
einem Atemzug
Hallo Hora
diese Verse finde ich ganz stark
Etwas mehr Schwierigkeiten habe ich mit:
wieviele Augenblicke, wenn
die Zeit vom Sand zurückgleitet?
am Mast das Segel von Ängsten
geschüttelt
die Zeit, "die vom Sand zurückgleitet" finde ich als Bild wenig anschaulich, ebenso auch den Mast, der vom Ängsten geschüttelt wird. Das Segel bläht sich oder schlägt, wenn es von wechselnden Winden hin und her bewegt wird.
eine Möglichkeit, diese Schwierigkeiten zu umgehen, läse sich so:
wieviele Augenblicke, wenn
das Meer vom Sand zurückgleitet?
am Mast das Segel von Ängsten
gebläht
ich löse das Tau, du segelst davon
ich male Bilder in blau.
finde ich wieder sehr schön, insbesondere auch den Binnenreim, der (in meinen Ohren zumindest) auch ein wenig humorvoll klingt. Ich lese hieraus als Thema Kunst als Lebensersatz
Gern gelesen und Gruß
Onegin
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Hallo Nesselröschen
es ist viel einfacher: der Himmel löst sich in der Regentonne, gibt dem Wasser dort seine Wärme und sein Licht. Ein profanes Wunder also. Der Himmel wird auf die Erde geholt ….es war als hätt der Himmel /die Erde still geküsst/dass sie im Blütenschimmer/ von ihm nun träumen müsst…..Eichendorff
Gruss Onegin
Danke für deinen Kommentar
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Regentonne im Licht
im Wasser löst sich
der Himmel
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Vielen Dank für dieses schöne Kompliment, Hora 😐
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Tja, so ganz einfach ist auch das Haiku nicht, Don Carlos. Das Haiku umfasst zwar in der Regel nur drei Zeilen, soll aber eine innere Spannung aufweisen, einen Überraschungseffekt, einen Bruch. der den Leser zum Nachdenken bringen soll.
Die Überraschung steckt aber hier in der dritten Zeile, die du zu streichen mir empfiehlst. Der Mond seht ja für Ruhe und Abendfrieden. Aber das Haiku läuft auf das Gegenteil hinaus.
Beste Grüße Onegin
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Eine Wolke
zieht über den Mond
so unruhig
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Hallo Nesselröschen, ich habe versucht einen Text zu schreiben, der mehrere Deutungen zulässt. Auch deine. Der Hintergrund: In meinem Nachbardorf ist eine besonders öde Reihenhaussiedlung: Mittelschichtleben von der Stange: Und man fragt sich unwillkürlich; verläuft unser Leben genauso, wie es diese Straßenzüge nahelegen...(Ich bin übrigens der Meinung, dass das nicht unbedingt so sein muss....)
Gruß Onegin
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Fahles Reihenhaus
mit Kurzhalmrasen
an diesem Herbstabend
In der Hosentasche
taste ich nach meinem Schlüssel
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Mondlicht auf Eschborns Dächern
eine Wolke
verbreitet Unruhe
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Hallo Letreo,
danke für Deine freundliche Rückmeldung. Mit dem Zahnstocher wollte ich ein wenig Neuland für die Poesie gewinnen, so wie das William Carlos Williams mit den Pflaumen im Kühlschrank gemacht hat, die durch ihn Gegenstände der Poesie geworden sind.
Hallo Carlos,
ich will hier bewußt nicht nur als Haiku-Dichter wahrgenommen werden. Deshalb streue ich hin und wieder mal ein Poem anderer Machart ein.
Mit deiner Kritik an meinem Anfang könntest du recht haben, allerdings würde sich damit auch der Charakter des Gedichts leicht verändern.
Ich habe einfach versucht, auf die Fülle von Gegenständen hinzuweisen, die uns umgibt, ohne dass wir sie beachten. Ich wollte sie, wie ich es Letreo schon geschrieben hatte, poesiefähig machen. Aus ihrer Unmenge kann man vielleicht in einem komischen Sinne Kapital schlagen
Herzliche Grüße an Euch beide
Onegin
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Ist es eigentlich jemandem aufgefallen
Nie hat einer ein Poem
Über Zahnstocher geschrieben
Oder über Ölfilter mit Pumpernickel
Auch Hebebühnen werden kaum erwähnt
Wollenes Unterzeug, Dampfkochtöpfe
Sperlingseier fristen ein Schattendasein
Im Gedicht
All die Dinge, die nicht einrasten
Im Guerillakrieg mit der Welt;
Das übersehene Starkstromkabel
und die entleerten Bleiakkus, sie preise ich nunDenn ausgeliefert einem Zahnarzttermin
Den grußlosen Schreiben des Finanzamts
Und einer Darmspiegelung
Verstehe ich: im Griff hab ich gar nichts
Und im Dunkel der hellen
Nachmittagsstraße auf der Bank
Vor dem Gutsausschank
mit grüngestrichenen FensterlädenFinde ich in der Jackentasche
Zwar etwas Papier
Und eine alte 10-DM-Note
Doch keinen Bleistift
keinen Kugelschreiber
Erst recht keinen Füllfederhalter
Schlimm!
Aber ach
Zahnstocher über Zahnstocher…
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Hallo Letreo,
es hat diesen Heine-Ton, die Verse rumpeln nicht. Die Pointe versteh ich allerdings nicht ganz...
Gruß Onegin
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man könnte in eine komische Verzweiflung verfallen, was alles an Missverständnissen in der Poesie möglich ist 😉... ganz wie im richtigen Leben.... aber eine heitere Lesart, warum nicht.... ?
Gruß
Onegin
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Interessantes Votum, über das ich nachdenken werde....
Es ist alles noch einfacher als du vielleicht denkst: 🙂
Die Schneeflocke vergeht rasch auf der Hand. Auch der Vers vergeht, wird vergessen, in dem wiederum die Schneeflocke erwähnt und erinnert und damit zunächst noch aufbewahrt wird....Und schließlich vergeht auch das LI selbst, das mit seinen Äußerungen dem Gedächtnis der Mitwelt entschwindet
Und: diese Verse sind ja tatsächlich karg und spröde (werden, indem man "spröde" einfügt, vielleicht etwas weniger spröde). "Vers" lese ich hier nicht als Metapher für Hand
Vielen Dank und beste Grüße
Onegin
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mh...wenn du es sagst ...
andererseits:
Schneeflocke
mir an die Hand geweht
kaum länger
bewahrt dich
mein spröder Vers
...werde ich dadurch vom Lyriker zur Schwatzbase?
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Lieber Carlos,
du bist nie um ein Kompliment verlegen 😉 An den Versen bastele ich vielleicht noch ein wenig rum, vielleicht können sie dann noch wenig schön- melancholischer klingen.
Hallo Hora,
ja, es geht um Vergänglichkeit,
der Schneeflocke,
des Verses, der von der Schneeflocke handelt,
und schließlich des LI selbst.
auch ich freue mich von Dir zu lesen, deine lyrische Palette scheint sich etwas aufgehellt zu haben, was ich nicht nur aus poetischen Gründen sehr gut finde 😊
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Schneeflocke
mir in die Hand geweht
mein Vers
bewahrt dich
kaum länger
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Hallo Ihr, vielen Dank für das freundliche Lob. Formal habe ich mich etwas an Bachmanns "Die große Fracht" orientiert. Durch die Wiederholung der Verse und weil es nicht so genau klar wird, worum es hier eigentlich geht, bekommt das Gedicht etwas Somnambules, ver-rücktes, obwohl die Verse vollkommen klar sind. Das hat Andreas gut gesehen.
Und was das Ganze soll? Vielleicht dreht es sich hier um Kunst und Schönheit und um den Garten als Rückzugsort...
Liebe Grüße Onegin
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In deinem Garten
In deinem Garten träumst du ganz allein
von deinen Vögeln, die nun süßer singen
von Fischen, die im Weiherwasser springen
in deinem Garten träumst du ganz allein
Von deinen Vögeln, die nun süßer singen
erwirbst du Klang für deine stumme Nacht
so zärtlich eifernd und so unbedacht
von deinen Vögeln, die nun süßer singen
Von Fischen, die im Weiherwasser springen
stammt dieses Rätsel und des Rätsels Grund
was gibt der rasche Wellenschlag dir kund
von Fischen, die im Weiherwasser springen
In deinem Garten säumst du ganz allein
bei deinen Vögeln, die nun süßer singen
bei Fischen, die im Weiherwasser springen
in deinem Garten wirst du stille sein
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Ja, vielen Dank für das Kompliment, Carlos. Ich wollte mal ein sozusagen klassisch schönes Gedicht schreiben. es sind viele Anspielungen auf Theodore Fontane und den Ribbeck im Havelland drin.
Viele Grüße
Onegin
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Havelland-Birnen
Lang noch nach Sommerende
streunst du um Mühle und See
Fahles Kieferngelände
Unruhige Ahnung von Schnee
Am Zaun wo die Bäume rauschen
Verhalte nun deinen Schritt
da pflücke die späte Birne
und nimm sie zur Wegzehrung mit
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Maulbronn Tankstelle
die grünen Augen
über dem Kaffee
Sie lacht kurz auf
und braust Richtung Bretten davon
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nun “wie” ist hier kein Vergleich, sondern steht für Emotionen ähnlich etwa „Wie ist das schön“ usw. Und natürlich hat das Haiku auch einen doppelten Boden: Das neue Jahr und der alte Mann. Vielleicht bleibt ihm nicht mehr viel Zeit und er ist deshalb so früh dran…
Gruss
Onegin
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das ist dann doch ... äh.... einfach sehr gut!
Gruß Onegin
Auf dem Markt
in Japanische Formen
Geschrieben
liebe Miserabella,
das gehört für mich zu den zehn besten zeitgenössischen Haikus, die ich gelesen habe.
Und warum… weil es unglaublich fantasievoll ist. weil wir auf eine Rutschbahn der Fantasie geraten vom Mark zum weißen Elephanten und dann auch noch zur Sonne. Eine sich beschleunigende Reise, das Heiku hebt ab….
Ja und dann ist das Haiku auch noch so heiter und kindlich lebensfroh
Vielleicht war ein Kettenkarussell der Auslöser….
sehr sehr gern gelesen
Gruß Onegin