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Onegin

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Beiträge erstellt von Onegin

  1. liebe Miserabella, 

     

    das gehört für mich zu den zehn besten zeitgenössischen Haikus, die ich gelesen habe. 
     

    Und warum… weil es unglaublich fantasievoll ist. weil wir auf eine Rutschbahn der Fantasie geraten  vom Mark zum  weißen Elephanten und dann auch noch zur Sonne. Eine sich beschleunigende Reise, das Heiku hebt ab…. 
     

    Ja und dann ist das Haiku auch noch so heiter und kindlich lebensfroh 

     

    Vielleicht war ein Kettenkarussell der Auslöser….

     

    sehr sehr gern gelesen 

     

    Gruß Onegin 

     

  2. deine Stimme mäandert

    durch meine Stille

    wieviele Himmel sind in

    einem Atemzug

     

    Hallo Hora 

     

    diese Verse finde ich ganz stark 

     

     

    Etwas mehr Schwierigkeiten habe ich mit: 

     

    wieviele Augenblicke, wenn

    die Zeit vom Sand zurückgleitet?

    am Mast das Segel von Ängsten

    geschüttelt

     

     

    die Zeit, "die vom Sand zurückgleitet" finde ich als Bild wenig anschaulich, ebenso auch den Mast, der vom Ängsten geschüttelt wird. Das Segel bläht sich oder schlägt, wenn es von wechselnden Winden hin und her bewegt wird. 

     

    eine Möglichkeit, diese Schwierigkeiten zu umgehen, läse sich so: 

     

    wieviele Augenblicke, wenn

    das Meer vom Sand zurückgleitet?

    am Mast das Segel von Ängsten

    gebläht 

     

     

    ich löse das Tau, du segelst davon

    ich male Bilder in blau.

     

    finde ich wieder sehr schön, insbesondere auch den Binnenreim, der (in meinen Ohren zumindest) auch ein wenig humorvoll klingt. Ich lese hieraus als Thema Kunst als Lebensersatz 

     

    Gern gelesen und Gruß

     

    Onegin

     

     

     

     

     

     

     

     

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  3. Hallo Nesselröschen

     

    es ist viel einfacher: der Himmel löst sich in der Regentonne, gibt dem Wasser dort seine Wärme und sein Licht. Ein profanes  Wunder also. Der Himmel wird auf die Erde geholt ….es war als hätt der Himmel /die Erde still geküsst/dass sie im Blütenschimmer/ von ihm nun träumen müsst…..Eichendorff

     

    Gruss Onegin

    Danke für deinen Kommentar 

     

     

  4. Tja, so ganz einfach ist auch das Haiku nicht, Don Carlos. Das Haiku umfasst zwar in der Regel nur drei Zeilen, soll aber eine innere Spannung aufweisen,  einen Überraschungseffekt, einen Bruch. der den Leser zum Nachdenken bringen soll. 

    Die Überraschung steckt aber hier in der dritten Zeile, die du zu streichen mir empfiehlst. Der Mond seht ja für Ruhe und Abendfrieden. Aber das Haiku läuft auf das Gegenteil hinaus. 

     

    Beste Grüße Onegin 

     

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  5. Hallo Nesselröschen,  ich habe versucht einen Text zu schreiben, der mehrere Deutungen zulässt. Auch deine. Der Hintergrund: In meinem Nachbardorf ist eine besonders öde Reihenhaussiedlung: Mittelschichtleben von der Stange:  Und man fragt sich unwillkürlich; verläuft unser Leben genauso, wie es diese Straßenzüge nahelegen...(Ich bin übrigens der Meinung, dass das nicht unbedingt so sein muss....)

     

    Gruß Onegin 

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  6. Hallo Letreo, 

     

    danke für Deine freundliche Rückmeldung. Mit dem Zahnstocher wollte ich ein wenig Neuland für die Poesie gewinnen, so wie das William Carlos Williams mit den Pflaumen im Kühlschrank gemacht hat, die durch ihn Gegenstände der Poesie geworden sind. 

     

     

    Hallo Carlos, 

     

    ich will hier bewußt nicht nur als Haiku-Dichter wahrgenommen werden. Deshalb streue ich hin und wieder mal ein Poem anderer Machart ein. 

    Mit deiner Kritik an meinem Anfang könntest du recht haben, allerdings würde sich damit auch der Charakter des Gedichts leicht verändern. 

     

    Ich habe einfach versucht, auf die Fülle von Gegenständen hinzuweisen, die uns umgibt, ohne dass wir sie beachten. Ich wollte sie, wie ich es Letreo schon geschrieben hatte, poesiefähig machen. Aus ihrer  Unmenge kann man vielleicht in einem komischen Sinne Kapital schlagen 

     

    Herzliche Grüße an Euch beide

     

    Onegin

     

     

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  7. Ist es eigentlich jemandem aufgefallen

    Nie hat einer ein Poem

    Über Zahnstocher geschrieben

    Oder über Ölfilter mit Pumpernickel 

     

    Auch Hebebühnen werden kaum erwähnt

    Wollenes Unterzeug, Dampfkochtöpfe

    Sperlingseier fristen ein Schattendasein

    Im Gedicht

     

    All die Dinge, die nicht einrasten

    Im Guerillakrieg mit der Welt;

    Das übersehene Starkstromkabel
    und die entleerten Bleiakkus, sie preise ich nun

     

    Denn ausgeliefert einem Zahnarzttermin

    Den grußlosen Schreiben des Finanzamts

    Und einer Darmspiegelung

    Verstehe ich: im Griff hab ich gar nichts

     

    Und im Dunkel der hellen

    Nachmittagsstraße auf der Bank

    Vor dem Gutsausschank
    mit grüngestrichenen Fensterläden

     

    Finde ich in der Jackentasche

    Zwar etwas Papier

    Und eine alte 10-DM-Note

     

    Doch keinen Bleistift

    keinen Kugelschreiber

    Erst recht keinen Füllfederhalter

     

    Schlimm!

     

    Aber ach

    Zahnstocher über Zahnstocher…

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  8. man könnte in eine komische Verzweiflung verfallen, was alles an Missverständnissen in der Poesie möglich ist 😉... ganz wie im richtigen Leben.... aber eine heitere  Lesart, warum nicht.... ?

     

     

     

    Gruß 

    Onegin 

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  9. Interessantes Votum, über das ich nachdenken werde....

     

    Es ist alles noch einfacher als du vielleicht denkst: 🙂 

     

    Die Schneeflocke vergeht rasch auf der Hand. Auch der Vers vergeht, wird vergessen, in dem wiederum die Schneeflocke erwähnt und erinnert und damit zunächst noch aufbewahrt wird....Und schließlich vergeht auch das LI selbst, das mit seinen Äußerungen dem Gedächtnis der Mitwelt entschwindet 

     

     

    Und:  diese Verse sind  ja tatsächlich karg und spröde (werden, indem man "spröde" einfügt, vielleicht etwas weniger spröde). "Vers" lese ich hier nicht als Metapher für Hand 

     

    Vielen Dank und beste Grüße 

     

    Onegin 

     

     

     

  10. Lieber Carlos, 

     

    du bist nie um ein Kompliment verlegen 😉 An den Versen bastele ich vielleicht noch ein wenig rum, vielleicht können sie dann noch wenig schön- melancholischer klingen. 

     

    Hallo Hora, 

    ja, es geht um Vergänglichkeit, 

    der Schneeflocke, 

    des Verses, der von der Schneeflocke handelt, 

    und schließlich des LI selbst. 

     

    auch ich freue mich von Dir zu lesen, deine lyrische Palette scheint sich etwas aufgehellt zu haben, was ich nicht nur aus poetischen Gründen sehr gut finde 😊

     

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  11. Hallo Ihr, vielen Dank für das freundliche Lob. Formal habe ich mich etwas an Bachmanns "Die große Fracht" orientiert. Durch die Wiederholung der Verse und weil es nicht so genau klar wird, worum es hier eigentlich geht, bekommt das Gedicht etwas Somnambules, ver-rücktes, obwohl die Verse vollkommen klar sind. Das hat Andreas gut gesehen. 

     

    Und was das Ganze soll? Vielleicht dreht es sich hier um Kunst und Schönheit und um den Garten als Rückzugsort...

     

    Liebe Grüße Onegin 

     

     

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  12. In deinem Garten 

     

    In deinem Garten träumst du ganz allein 

    von deinen Vögeln, die nun süßer singen

    von Fischen, die im Weiherwasser springen 

    in deinem Garten träumst du ganz allein

     

    Von deinen Vögeln, die nun süßer singen

    erwirbst du Klang für deine stumme Nacht

    so zärtlich eifernd und so unbedacht 

    von deinen Vögeln, die nun süßer singen 

     

    Von Fischen, die im Weiherwasser springen

    stammt dieses Rätsel und des Rätsels Grund 

    was gibt der rasche Wellenschlag dir kund 

    von Fischen, die im Weiherwasser springen 

     

    In deinem Garten säumst du ganz allein 

    bei deinen Vögeln, die nun süßer singen

    bei Fischen, die im Weiherwasser springen 

    in deinem Garten wirst du stille sein

     

     

     

     

     

     

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  13.  

    nun “wie” ist hier kein Vergleich, sondern steht für Emotionen ähnlich etwa „Wie ist das schön“ usw. Und natürlich hat das Haiku auch einen doppelten Boden: Das neue Jahr und der alte Mann. Vielleicht bleibt ihm nicht mehr viel Zeit und er ist deshalb so früh dran…

     

    Gruss

     

    Onegin

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