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Marcel

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Beiträge erstellt von Marcel

  1. Hallo, Oilenspiegel,

     

    ja, man tut es öfter als man denkt, auch ohne Nachsinnen über Vergangenes. Aktuell habe ich mich dabei erwischt, wie ich auf diese Weise versuche, mit der Kröte in meinem Gartenteich zu kommunizieren. Andere machen gern Uhus nach.

     

    LG, Marcel

  2. Natürlich höre ich Stimmen

    in der Nacht

    wie wir das alle tun

    doch die Nacht selbst ist stumm

     

    Sobald ich nicht wache

    bin ich schutzlos

    und höre eine frühe Liebe klagen

    die im Wagen neben ihrer Mutter

    bei einem Asthmaanfall erstickt

     

    Ein ungezähmter Freund brüllt wütend

    während seine frisierte Maschine

    sich um einen Torpfosten windet

    mit seiner Hirnmasse bedeckt

     

    Da ist der röchelnde Herzensbruder

    mit den ungezählten Metastasen

    die empört schreiende Mutter

    von allen Organen verraten

     

    Und da ist dieses Flüstern

    trotz Wachs und Armen überm Kopf

    ein anschwellender Chor

    voller lockender Versprechen

    die Erschöpfung zu beenden

     

    So überlebe ich die Stimmen

    triumphiere im Grau des Morgens

    und forme die Hände zum Trichter

    um dir im Schlaf zu singen

    dass alles gut wird

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  3. Befassen wir uns hier wirklich mit einem literarisch schwachen Text und einem Autor, der seit fünfzig Jahren überlegt, ob er jemanden totschlagen soll, von dem er mal auf die Fresse gekriegt hat? Demnächst plädiert einer dafür, alle Hühnerfarmen niederzubrennen, weil ihm als Kind ein Huhn in den Mund geschissen hat. Wohin sollen solche Gewaltträumereien führen, weil sich jeder für "...just a poor boy" hält? Für fehlgeleitete Männerphantasien gibt es weiss Gott andere Foren. Mich erschreckt der Text nicht weniger als die testosterongesteuerten Kommentare.

  4. Das Licht von gegenüber

    schien direkt aufs Bett

    und das nervte

    denn wir wollten endlich schlafen

    nach dieser durchwachten Nacht

     

    Als sie aufstand

    um die Flasche zu holen

    gab ich den Gedanken auf

    noch einmal Ruhe zu finden

     

    Sie trank in kleinen Schlucken 

    den viel zu warmen Korn

    und verzog den Mund

     

    Ich zündete zwei Zigaretten an

    und als ich ihr die eine gab

    schaute sie plötzlich auf mich herunter

    so als wüsste sie schon jetzt

    dass ich aus diesem Morgen

    ein Gedicht machen würde

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  5. Wir überlebten das

    du ans Ruder geklammert

    während das Segel mit mir spielte

     

    Es war kein Nahtod

    aber Krämpfe in Neopren

     

    Was wir schlucken mussten

    brachte der Sturm vom Grund

    alt und faul und ewig kalt

     

    Da lag keine Hoffnung im Ufer

    nur dieses Versprechen

    dass sich nichts ändern wird

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  6. Danach beginnt

    was nach dem Ende kommt

    endlich Einsicht ohne Schmerz

    und die Verzeihung an sich

     

    Alles wird hingenommen

    von den Opfern abgesegnet

    so dass die Täter Ruhe finden

    im Nebel dieses Raums

     

    Seite an Seite liegen

    in erklärter Unschuld

    wen wundert da noch

    die Sphärenmusik

     

    Ein letzter friedvoller Spuk

    ein verklärender Drogenwahn

    doch so ist es nicht beschlossen

    auch wenn sie es sagen

     

    Nur mit offenen Ohren

    hören wir die Schreie weiter

    als einzige Chance

    nicht zu vergessen

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  7. Wenn ich gut oder böse sein kann

    mein Leben borniert gestalte

    und vergessen auf Madeira friste

    dann entscheidet die Schminke

    von damals vielleicht

    über die Frage

    wie die Frau in Grün

    über mich richtet

    wenn sie aus dem Off kommt

    und nur den Gangster sieht

    während ich die Sinnfrage stelle

    und erniedrigt eine Kippe anzünde

    an der vorherigen Kippe

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  8. Je älter ich werde

    desto besser erinnere ich mich

    an ein Mädchen mit blondem Haar

    und einer faszinierenden Fehlstellung der Augen

     

    Wir korrespondierten Abende lang über Blicke

    die einander umschmeichelten

     

    Als sie heimreiste

    mussten wir diese wunderbaren Botschaften

    durch Sprache ersetzen

     

    So wurden wir keusch und begannen

    aneinander vorbei zu fühlen

    weil uns nur noch Worte zur Verfügung standen

     

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  9. Das Leben den Büchern entnommen

    die Zeit in Notwendigkeiten eingeteilt

    das Ganze gerahmt

    Tag für Tag angesehen und gedacht

    das ist Leben

    nie den Rahmen gesprengt

    ausgeharrt

    in heilloser Geduld

    und der Hoffnung

    die Maserung des Holzes zu erkennen

    wenn es ohne unser Zutun bricht

     

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  10. Hallo, Sid, hallo, Heiko,

     

    ob "trunken", "träge" oder "trugen", ich liebe einfach solchen Gleichklang, auch den der "Träume". Als bewusstes Stilmittel hier nicht angewendet; ergab sich einfach als stimmiges Element.

     

    Liebe Grüße an euch, Marcel

  11. Hallo, Charlotte,

     

    mit dem zweifachen "Nichts" wollte ich zum Ausdruck bringen, dass nichts (von außen) den Schlaf störte und nichts (im Inneren: Unruhe, Ängste) die Träume. "Nichts" ist also unterschiedlich besetzt; hat so aber vielleicht nicht funktioniert.

     

    Liebe Grüße, Marcel

  12. Unendlich die Mutter

    in Schmerz und Begehren

    unendlich ihr Bild

    getragen als Last

    zerlaufen in Tränen

    um Kunst zu werden

     

    Unendlich der Vater

    in Schmerz und Hass

    unendlich sein Bild

    zerstört im Streit

    zu Grabe getragen

    zwischen den Zeilen

     

    Unendlich das Kind

    wehrlos im Kampf

    unendlich sein Bild

    verzerrt dem Betrachter

    und doch so klar

    in seiner Ohnmacht

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  13. Euphorische Trauer

    sehr lyrisch

    aber ungesund

     

    Den ganzen Sommer

    so verbracht

     

    An der Welt gelitten

    aneinander gelabt

     

    Das Heu

    in dem wir lagen

    vermodert

     

    Jetzt Räucherstäbchen

    weiche Kissen

    der Wein abendrot

     

    Kein Fieber im Leib

    kein nagender Krebs

    nur apathische Freude

     

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  14. Fressen bis nichts mehr da ist

    so macht ihr das

    auch wenn sich der Himmel verdunkelt

    entlang der schwarzen Erde

    von der Asche aufsteigt

    die mich befällt wie Krätze

     

    Gierig verschlungen der Bestand

    noch ein paar verkohlte Knochen

    ragen aus den Baummumien

    und entfachen immer neue Glut

    bis nur noch eine Wüste glimmt

    unter den verhornten Sohlen

     

    Ihr seid ein verschwisterter Sturm

    rast Hand in Hand hinweg

    über das kahle Land und mich

    zieht prasselnd weiter gegen das Licht

    nimmersatte Wolkenbauer

    die uns flackernd zurücklassen

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  15. Als der Himmel aufklarte

    nach diesem klebrigen Sommerregen

    sah auch die Siedlung im Hintergrund

    nicht mehr so bedrohlich aus

     

    Klatschnass standen wir im Feld

    unsere Nasenspitzen berührten sich

    unter den triefenden Hochspannungsdrähten

    das ging uns durch und durch

    • Schön 3
  16. Übermütig eintauchen und sich treiben lassen

    durch eine wogende Stadt 

    die atemlos machen kann wie das Meer

     

    Zu ihrem Grund abtauchen

    dort wo Unrat sich sammelt

    und Verlorene Schutz im Dunkel finden

     

    Untertauchen im Reservat der Gesuchten

    anonym und ohne Parole als Türöffner

    verweilen von wo andere fliehen

    sich klammern ans Riff

    wenn auch die Lungen brennen

     

    Widerstrebend auftauchen hin zum Licht

    hin zur Schwere der Oberfläche

    hin zu den Schnorchlern

    deren Flossen unentwegt Wasser treten

    während ihre letzten Hoffnungen versinken

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  17. Warum zum Teufel

    dieses gelbe Haus

    wir hatten auch grüne

    mit nur einem Bett

    ohne Platz für Saufgelage

    und Messerstechereien

     

    Ein Mann eine Hütte

    die Gemeinde ist ganz Ohr

    der Ausländer nicht

     

    Wer jagen geht

    wird gejagt

    wer Farbe vergießt

    vergießt sein Blut

     

    Er hatte einen Arzt

    sind wir jetzt schuldig

    an seinem verspritzten Gehirn

     

    Musste unser Gendarm Kinder verfolgen

    die den Künstler beschlichen

    musste er den Finger in die Wunde legen

    um den Verlauf der Kugel festzustellen

     

    Da draußen glüht die Sonne

    Jahr um Jahr aufs bereitete Feld

     

    Menschen begegnen sich

    ein erstes und ein letztes Mal

    das wissen wir hier

    und wenn eine Zypresse vertrocknet

    pissen wir drauf

  18. Das Abendfeuer auspinkeln

    um im Dunkel die Sterne zu sehen

     

    Meiner ist der kleine blasse

    links vom Wipfel der alten Tanne

    neben dem Madonnengestirn  

    das so grell und lustlos funkelt

     

    Dir schenke ich das Sternenkind darunter

    lass es uns gemeinsam hüten

    bis es zur Supernova reift

    und sehnsüchtig eine Bresche schlägt

    zu unserem Nest unter der alten Tanne

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    • Schön 1
  19. Schnür die beschlagenen Schuhe

    kamen sie dich an

    und an den Wegen das Dickicht

    barg deinen bleiernen Schritt

    aus dem Blut quoll

    die wilden Lupinen zu tränken

     

    Deine Zeit ist begrenzt

    nicht so die Strecke

    die dich weiter treibt

    was verschorft ist verhärtet

    doch dir heilt noch immer nicht

    der Schmerz auf den du gesandt

     

    Du fürchtest nasse satte Wiesen

    schattiges Unterholz nimmt dich auf

    so verschläfst du Zeiten

    in schwer zu lockernden Schuhen

    in denen es pocht

    und pocht

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  20. Ist euch eigentlich klar

    was ihr verpasst

    wenn Bille Nudeln kocht

    aus dem Zuschauerraum

    heißblütig gegliedert

    mit ihrem Trikot im Spagat

    haarscharf präsentiert

    zwischen Elefantenscheiße

    und Pferdeäpfeln

    vor der Pollution von Greisen

    die schon immer wussten

    dass da mehr ist

    zwischen Wiege und Bahre

    weil ihre Frauen nur den Traum aussparen

    von der feuchten Manege

    in der sich Raubtiere begatten

    und der strenge Geruch

    die traurigen Clowns verrät

    deren Tränen als Reliquien verhökert werden

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  21. Sperrangelweit die Welt

    die du hinterlassen

    aber offen wohin

    wenn die Gassen so eng

    und der Weg so beschwerlich

     

    Keine Spur deines Duftes

    keine Wimpern als Wegweiser

    hinter der Rasiermesserkurve

    nur ein küssender Papst

    in linden Schuhen

     

    Die Nacht war zuerst

    dann der Tag

    dann der Tod

    dann du

     

    Der Motor dröhnt

    unter dem Krampf im Bein

    ein jagendes Opfer

    mit dir am Kreuz

     

    Finales Hochamt

    nimm das Blut

    nimm den Leib

    und ersticke

    bis zum Hauch

    den mein Abschied lässt

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  22. Wenn der Hanswurst desertiert

    zieh du die Narrenkleider an

    greif den Spiegel auf

    und halte ihn hoch

    so dass die Herrschaften sich sehen können

    in all ihrer Erbärmlichkeit

     

    Lache laut auf

    wenn die Empörung wächst

    und verbeuge dich tief

    zum Zeichen deiner Überlegenheit

     

    Verzichte auf Applaus und renne

    bevor sie die Messer wetzen

     

    Vielleicht fallen sie übereinander her

    wenn der Hanswurst desertiert

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