Marcel
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Beiträge erstellt von Marcel
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Monolith
Regen fällt
doch trifft mich nicht
Sonne strahlt
doch wärmt mich nicht
der Wind aber pfeift
und macht mich rau überall
Ich sitze in mir
gerade mal angelebt
den Tod schon gewiss
und rufe in meinen Abgrund
aus dem es zynisch echot
vom Felsensein
Das Vögelchen
das seinen Schnabel wetzt
all hundert Jahr
befreit mich bald
von mir
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Lebens Wert
Verstorbene haben keine Stimme
aber Rechte
Am Grab nimmt jeder Redner Geld
für einen Werdegang aus zweiter Hand
gegen den der Tote wehrlos ist
Ich habe ein Stempelkissen
und eine Gebührenordnung
die jedes Dasein bezahlbar macht
Wenn die Kinder fragen
versichere ich an Eides statt
dass du gewesen bist
das genügt als Erklärung
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Transit
Einmal noch
deine Sprache sprechen
geheimnisvoll tun
den anderen gegenüber
die nicht wissen wie wir
Einmal noch
den Atem sparen
wenn du träumst
in der Fremde
hinter deinen Lidern
Nur einmal noch
an dir erwärmen
den klammen Leib
eine Rast einlegen
bevor ich weiter muss
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Der Bach
quellt aus dem Berg
gräbt sich durch Wiesen
kühlt beiläufig Kuheuter
fängt unterwegs Forellen und Treibholz ein
beruhigt sich im Tal
erwärmt sich an den Einlaufrohren
der alten Gerberei
wird gemächlich
wirft Blasen
rülpst und gluckert verendend
kurz vor dem Wehr des Stausees
aus dem wir trinken
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So still
Die verwaiste Katzenklappe
schwingt im Wind
der hinter der offenen Salontür
auf blaugefrorene Füße trifft
Ein Zittern nach dem anderen
aber die Heizdecke liegt verpackt
auf dem zugehaarten Sofa
Wenn ich gar nichts höre
ist sie vielleicht auf dem Weg
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Blau machen (morgen rot, dann gelb)
Das Gewitterblau der Welterklärer
sich selbst genug
und das hellere der Hartleibigen
für die Losung Erlösung ist
Erkenntnisse eingebläut
durch den unvermeidbaren Lichteinfall
dagegen Einfälle der eigenen Dunkelheit
sich hindurch tasten
in ein anderes Blau
mit dem Liebreiz eines Alphabets
fremd und ansprechend
das alle verstehen
von morgens bis abends
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Kurze Rast
Stell dir vor
tot gewesen
die Haut kalkweiß
darunter Adern
wie mäandernde Flüsse
verloren im Eis
Der Fährmann lässt ein Feuer
doch holt nicht über
weil du kein Schatten bist
den sie erwarten
Während du dich wärmst
klingen ihre Lieder herüber
jedes ein Leben
zu dem du nicht gehörst
bleibst stumm und gehst
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Hallo, Anonyma! Hallo, Herbert!
Die Abschiede werden nie einfacher. Dem können wir uns wahrlich nicht entziehen, Herbert. Es freut mich, Anonyma, dass ich einige schöne Erinnerungen in Dir wecken konnte.
Liebe Grüße, Marcel
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Abschiede
Der Kanarienvogel Hansi
wurde mit allen Ehren beigesetzt
in einem Schuhkarton von Salamander
ein Päckchen Watte
ausgelegt für sanfte Ruhe
das Grab im Garten
zierte wochenlang ein Ewiges Licht
noch heute zeugt eine Mulde im Rasen davon
Es folgte ein Katzengrab
das überfahrene Kathrinchen
im Kissenbezug unter einer Eiche im Wald
der Hundetod des verkrebsten Hasso
vom Tierarzt direkt in die Verbrennungsanlage
Nun habe ich eine Frau
einen Sohn und Freunde
einen Garten und Bäume
doch gehe ich durch den Wald
bin ich einfach untröstlich
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An die Obdachsuchenden
Ein wehrhaftes Haus will ich sein
mit mächtigen Fundamenten im Fels
und meterdicken Palisaden vor den Mauern
aber ich zerfalle in stumpfen Winkeln
Meine Treppen steigen einander hinterher
so wie meine Ratten sich zu Tode hetzen
ständig den eigenen Schwanz verfolgend
meine Bewohner verenden am Goldenen Schnitt
ihre Kinder im grünen Flimmern des Schimmels
der mäandert über Wände und Böden
Wen auch immer ruft mein Hahn auf dem Dach
die Ambulanz fährt trötend ins Leere
Handwerker stehen vor einem Nichts ohne Klingel
und jede Spurensicherung scheitert am fehlenden Objekt
Sucht nicht nach mir in eurer Not
meidet die Straßen die bergauf führen
ich könnte euch entgegenstürzen in einer Wolke
aus Mörtelstaub und Gebeinen und Erinnerungen
die sich erstickend über euch legt
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vor 19 Stunden schrieb Darkjuls:
Die Tiere leben anders als die meisten Menschen im Jetzt und Hier. Sie widmen sich ihrem Überleben. Was kommen wird oder war, ist zweitrangig für sie, denke ich. Sie haben ihre Instinkte und folgen ihnen.
Nun, dafür stehen die "ziellosen Schwingen"; Fliegen = Kraft = Leben, um seiner selbst Willen, nicht postulierten Zielen folgend, nicht nach Erklärung suchend, wo es keine gibt.
LG, Marcel
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Guten Abend, Darkjuls,
hab Dank, dass Du dich darauf eingelassen hast.
Liebe Grüße, Marcel
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Im Fluge
Die Vögel auf den Drähten
bleiben unberührt
von den Schicksalen
die durch ihre Krallen rinnen
Als der Vater starb
und Mutters hilfloser Schrei
sich in den Hörer drängte
fiel nicht einer tot zu Boden
Vom Fenster aus
sah sie die wilde Kraft
der ziellosen Schwingen
und begriff
dass im befreiten Willen mehr liegt
als im engen Herzen
das Unfassbares begreifen will
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Abschied wie gemalt
Im Nadelhaufen suchte ich einen Strohhalm
an den wir uns hätten klammern können
und vergoss mein Blut vor deinen geschlossenen Augen
Warum musstest du auch vom Bild einer Wiese träumen
während du auf einer Wiese saßt
Warum musstest du ihr Gelb aus allen Gräsern saugen
bis wir jeden Horizont im Blau verloren
Meine verschorften Wunden schmerzen nicht mehr
erleichtert über die misslungene Rettung
bin ich ein letztes Motiv für dein Skizzenbuch
rote Kreide blaue Kreide mein Blick in deinem Rücken
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Raben
Sie leben vom Feld
sie kennen ihre Feinde
die Nacht ist ihnen Tarnung
am Tag treten sie in Gruppen auf
Verletzt sich einer
wird er in Häusern gepflegt
und Jakob genannt
Er geht sobald man ihn lässt
er findet die Felder
er findet zurück
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Alte Liebe
Auch wenn wir jetzt da liegen
so ineinander verschlungen
schon morgen oder nächstes Jahr
könnten wir schmerzemsreich getrennt werden
Vielleicht aber heiraten wir auch
und werden Kinder haben
oder einen Hund womöglich
doch nur einen Wellensittich
Vielleicht werden wir in unserer Liebe aufgehen
in unseren Berufen womöglich
oder wir gehen einfach auf
Vielleicht werden wir zusammen alt
bei zunehmender Gebrechlichkeit und
wachsender Ungeduld füreinander
wegen der immer gleichen Scherze
der immer gleichen Erfahrungen eines Lebens
Wenn wir als Alte beieinander liegen
so vertraut und selbstverständlich
werden wir uns dann erinnern
der Gedanken an Trennung und Schmerz
oder lässt uns das Vergessen nur
nach vorne denken auf Sicht
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Hallo, ihr Lieben,
ich danke euch für eure einfühlsamen Kommentare, die weitere Assoziationen auslösen: vom Sequel, das nie besser wird oder vom Im-falschen-Film-sein oder gar als Figur einem wahnsinnigen Drehbuch-Autoren ausgeliefert sein.
Ich wünsche euch alles Gute fürs neue Jahr,
Marcel
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Fortsetzung folgt
Regnet es Bindfäden
nach den heißen Tagen
in vermeintlicher Endlosschleife
schnüre ich damit deinen Puls
und ersehne den grellen Schein
auf der Leinwand
hinter der grauen Wolke
überm Dach eurer Familie
Nicht verzichten sollten wir
sondern ausharren
den Schweißfilm
wieder und wiederholen
immer die gleiche Eingangsszene
vor dem Streit des Paares
den dramatischen Plot
mit allen Beziehungstätern
ohne Rechtfertigung
Dann den erwarteten Showdown
voller Schmerz und Verzweiflung
gefolgt vom Abspann
mit Darstellern und Statisten
schwarz auf weiß in Klarschrift
und offenem Ende
das keines ist
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Etüde für Else
Flügellahme Fenster stehen offen
Regen frisst Löcher in den Tibet-Teppich
Wie wären wir geflogen vor der Zeit
nach Theben heim
Nun hab ich die blaue Musik in mir
und kenne doch keine Note
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Erwartung
Dich erfreut nicht die Nachricht
sondern der Bote
der tagsüber dein Haus umkreist
nachts durch den Garten streift
und Noten aus dem Rasen rupft
Baldwieder heißt sein Lied
müßig in der Eichenkrone lagernd
deiner Nachtigall beigebracht
Baldwieder verspricht der dumme Vogel
der nichts anzufangen weiß
mit deinem geflüsterten Wann
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Rettung
Ich nehme die Flüchtigkeit auf mich
die Bilder verweilen nicht
Erinnerungen nur soweit das Auge reicht
kaum halte ich ein bei dir und bei dir
da ein schmeichelnder hauch am Ohr
dort Haut an fliehender Haut
Begegnung und Entkommen sind eins
niemand ergreift mich
und es tut gar nicht mehr weh
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Unsere Zeit
Die gute alte Zeit
entsteht durch schwindendes Erinnerungsvermögen
Je älter wir werden
desto sicherer werden wir unserer selbst
Ohne Zögern erteilen wir Ratschläge
aufgrund von Erfahrungen
die wir gemacht haben
als wir selbst noch ratlos waren
Wir fällen Urteile
die wir mit Fehlern begründen
aus denen längst Standpunkte geworden sind
Wir haben keine Zeit
sagen wir
unsere Zeit wird knapp
So haben wir Grund zur Rücksichtslosigkeit
Dabei wissen wir
die Zeit geht nie aus
wir müssten nur den Mut haben
sie uns zu nehmen
Erfahrungen zu erneuern
und Standpunkte zu hinterfragen
zeitlos schön zu werden
in unserer Beliebigkeit
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Liebe Ronja! Liebe Elisabetta!
Die Situation ist eine traurige und oft ausweglos, doch es freut mich, dass ich sie zumindest so verarbeiten konnte, dass dieses Gefühl nachempfunden werden kann.
LG, Marcel
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Verharren
Machen oder bleiben lassen
versuchen gibt es nicht
deshalb lebt sie sich ab
an seiner Lieblosigkeit
Die Leere tut kaum noch weh
dieses Nichts im Bauch
das auch mit Rotwein und Schokolade
kein sprießendes Etwas mehr wird
Sie putzt und kocht löst Kreuzworträtsel
versucht jede neue Diät und scheitert
an einem Hunger der sie aufbläht
zu einem gewaltigen Vorwurf
Nachts zählt sie seine Atemaussetzer
morgens hört sie ihn gehen
die schweren Schritte im Treppenhaus
dann liegt sie still ganz still
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Monolith
in weitere Themen
Geschrieben
Hallo, Carlos,
hab Dank für die lieben Worte.
LG, Marcel
Hallo, Hase,
Dein Text ist eine schöne Variation des Themas. Gefällt mir!
LG, Marcel