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16.06 Mein Geist ist wieder krank


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Ich wartete auf den Bus. Ich stand da, und starrte den Boden an. Zu müde um umher zu blicken. Auch zu unsicher. Denn Herumblicken kann verführerisch sein, und meine Gier gross. Ich riskiere wie eine Taube meinen Kopf zu bewegen, wenn ich etwas anderes als den Boden betrachte.

 

 

Mein Kopf. Nicht der Geist, sondern der physische Kopf. Ich kann ihn nicht gerade halten. Er möchte sich bewegen. Er zuckt ständig. Das führt zu Popcorn, Schnitzel oder anderen Dingen am Boden.

Manchmal möchte ich still sitzen. Im Kinosaal nicht auffallen. Popcorn am Boden ist auffällig, wenn ich zuckend in der Nähe bin.

 

 

Ich sass gestern im Postauto von Aarberg nach Bern. Geplagt von Impulsen, die sich in meinem Rücken und Kopf austobten. Stillhalten führte zu noch mehr Zuckungen, also musste ich mit grossem Geschütz dahinter: Ich mühte meinen Arm von meinem Schoss auf den Fenstersims, und lehnte meinen Kopf auf die offene Handfläche.

 

Heute auf dem Rückweg von der Vermissage meiner Grosstante hörte ich zwei Menschen, eine junge Frau und einen jungen Mann, hinter mir laufend sprechen:

"...hatte seine Hand so am Fenster, aber vielleicht war das auch nur seine Chill-Pose?" erzählte die Frau, und der Typ dann so ganz entsetzt:

"Der Typ hier?"

Meine Güte. Spinnte ich? War ich jetzt wieder psychotisch? Warum sollen die denn über mich sprechen? Es gibt doch viele Menschen mit Händen und Fenstern. Aber sie schienen zu lästern. Über mich wurde auch schon gelästert. Das ist bestimmt wieder so ein Fall, wo man über mich lästert. Sie überholten mich, lachten und liefen weiter. Ich lief zur Tramstation.

 

 

Das Tram war schon eingetroffen. Wenn ich jetzt rennen würde, würde das Tram sofort abfahren. Ich lief langsam zur Haltestelle, kurz bevor ich eintraf fuhr es ab. Auf der Anzeigetafel hiess es, das nächste fahre in zehn Minuten. Der Bus in fünf. Also lief ich zur Bushhaltestelle gegenüber. Der Bus war schon eingetroffen. Wenn ich jetzt rennen würde, würde der Bus sofort abfahren. Ich lief langsam zur Bushaltestelle, und kurz bevor ich eintraf fuhr er ab.

 

 

Als ich mit dem Bus im Fichermätteliquartier angekommen bin, war ich mit einem mir schon bekannten Problem konfrontiert: Mein Haus liegt ein paar Meter in Fahrtrichtung des Busses, aber auf der anderen Strassenseite. Ein Fussgängerstreifen befindet sich direkt vor der Haltestelle des Busses. Ein anderer etwas weiter hinten. Der Fussgängerstreifen direkt vor dem Bus barg zwei Gefahren in sich:

 

 

Erstens: verunsichert mich die Lage mit der Weiterfahrt des Busses. Denn wenn ich sicherheitshalber auf der einen Strassenseite stehenbleiben möchte, bis der Bus abgefahren ist, ergibt das meistens, dass der Busfahrer mich freundlicherweise vorlassen möchte.

 

 

Das führt uns zu

 

 

Zweitens: Es gibt Autos, die überholen wartende Busse. Es handelt sich um eine Zweibahnstrasse, aber das ist den Überholenden egal und ich sehe durch den Bus nicht durch. Wenn der Busfahrer nun auf meine Überquerung der Strasse freundlicherweise wartet, bin ich selbstverständlich auf die rasche Durchführung dieser konzentriert. Abrupt abfallen würde meine Konzentration dann, wenn ich ein Geräusch höre, das von einem Fahrzeug stammen könnte, welches den Bus zu überholen gedenkt. Damit dieses nicht in mich hineinfährt, bleibe ich jeweils kurz stehen, was mich in Sicherheit wiegen lässt, aber vom Ziel abbringt, den Bus nicht lange warten zu lassen.

 

 

In dieser prekären Situation habe ich mich heute für den Fussgängerstreifen hinter dem Bus entschlossen. Beim überqueren dieser begann ich meinen Entscheid zu bereuen, denn erstens machten x andere Fahrgäste genau das, was ich so fürchtete: Sie gingen vor dem Bus über die Strasse. Und zweitens sah meine Laufstrecke doch jetzt enorm komisch aus. Da steigt jemand aus dem Bus, läuft zurück in die Richtung wo der Bus hergekommen ist, wartet bis die Fussgängerampel auf grün steht, überquert die Strasse, läuft wieder in Fahrtrichtung des Busses, und geht in seine Wohnung quasi direkt gegenüber der Bushaltestelle. Beim Fussgängerstreifen vor dem Bus hätte es nicht einmal eine Fussgängermpel gehabt.

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Also - ich habe ähnliche Gedanken, wenn es ums "bloß nicht auffallen" geht o. Ä.

Manchmal fühlt sich mein Gang merkwürdig an, mal locker, mal steif. Vielleicht liegt es an der "noch viel zu leisen" - zu lauten Musik, die mein Gleichgewichtsgefühl beeinträchtigt.

 

Lieber "doof aussehen" als Fehler zu begehen - wobei man bei kleineren Fehlern diese auch mal eingehen muss.

 

Es ist grundsätzlich nicht schön, wenn man sich von seinem Umfeld so beeinflussen lassen kann oder man dieses so aufnimmt, dass jede Kleinigkeit groß durchdacht wird - mache ich ja selbst auch.

 

Ich empfehle - Metal hören, damit man das Gequatsche anderer Mitkreaturen nicht ertragen muss. ^_^

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Also - ich habe ähnliche Gedanken, wenn es ums "bloß nicht auffallen" geht o. Ä.

Manchmal fühlt sich mein Gang merkwürdig an, mal locker, mal steif. Vielleicht liegt es an der "noch viel zu leisen" - zu lauten Musik, die mein Gleichgewichtsgefühl beeinträchtigt.

 

Lieber "doof aussehen" als Fehler zu begehen - wobei man bei kleineren Fehlern diese auch mal eingehen muss.

 

Es ist grundsätzlich nicht schön, wenn man sich von seinem Umfeld so beeinflussen lassen kann oder man dieses so aufnimmt, dass jede Kleinigkeit groß durchdacht wird - mache ich ja selbst auch.

 

Ich empfehle - Metal hören, damit man das Gequatsche anderer Mitkreaturen nicht ertragen muss. ^_^

Ja, der merkwürdige Gang! Jede Beinbewegung fühlt sich so unnatürlich und falsch an! Wie hört man auf sich darauf zu achten? Ich kann ja auch nicht, nicht an einen rosaroten Elefanten denken!

 

Das mit dem Metal hab ich schon lange nicht mehr versucht, werde es morgen mal wieder machen!

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Wie hört man auf sich darauf zu achten? Ich kann ja auch nicht, nicht an einen rosaroten Elefanten denken!

Wäre es dir egal, so könntest du wahrscheinlich aufhören. Da aber jeder kleinste Gedanke bis ins Unendlichste durchgedacht werden muss mit allen (un)möglichen Kausalitäten, Möglichkeiten und Wegen ... wirkt es so, als gäbe es kein Ende.

Nun - Herr(in) der eigenen Gedanken ist kaum jemand. Entsprechend muss man irgendwann zur Akzeptanz bzw. Toleranz seines Seins gelangen, indem man eingesteht, dass man keine vollkommene Kontrolle seines Kopfzirkus haben kann.

 

Heißt nicht, dass du aufgeben oder dich geschlagen geben sollst - vielmehr sollst du natürlich an dir arbeiten. Diesen Weg kannst aber nur du erkennen, indem du dich selbst kennenlernst. Hm ... ein äußerst abstraktes Thema. Helfen können dir Freunde, Familie, aber du bist derjenige, der dann im Endeffekt die Lösung zu finden hat.

 

Das mit dem Metal hab ich schon lange nicht mehr versucht, werde es morgen mal wieder machen!

Ich weiß ja nicht, welche Art du gerne hörst - allerdings ging es mir ja eher darum, dass du dich dem Gequatsche von anderen entziehst, indem du Musik hörst.

Hier kannst du sehen und hören, was ich so auf Bandcamp gekauft habe und gerne höre ^_^

Ich habe allerdings noch viel, viel, viel mehr ... https://bandcamp.com/irithyll

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