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Die Welt, ihre Gedanken und sie


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Als sie angekommen war, war ihr Bild von dieser Welt, nicht unbedingt im Sinne eines realen Gedankenbildes, es waren keine Bilder, die die Vorstellungen in ihrem Kopf ausmachten, es war die Gesamtheit der Informationen, Hypothesen und Meinungen, Eindrücke und Verarbeitungen, die sie sich am ehesten als einen Raum ausfüllende Worte in einer Symbolsprache vorstellen konnte, die Masse an verfügbarem Material und dem, was sie bereits damit baute oder abriss, dieses abstrakte Gemälde war zuerst leer gewesen, ohne Leinwand, und als der erste Eindruck gekommen war, hatte es der blaue Himmel vollständig ausgefüllt, um bei laufender Neuwahrnehmung langsam verdrängt zu werden, immer mehr reduziert und an seinen Platz befördert zu werden. Wann dieser Prozess abgeschlossen sein würde, war nicht abzusehen, doch es war bereits einiges da, und unter all diesen Ereignissen, dieser Wucht des Teiles des Alles, den sie erfassen konnte, verbunden mit der der vermuteten unendlichen Weite dahinter, saß sie ruhig da, ihr Umfeld war nahezu unbewegt, und sie konnte die Wärme spüren, die eine solche vollgeräumte Einzelwohnung versprühen konnte.

 

Ihre Gedanken und ihre Emotionen waren zwei Dimensionen, die ständig miteinander kollidierten. Dann gab es ihre Wahrnehmung, die zwei ihr bekannten oder auch unbekannten oder im Vergleich bekannten Welten und Raum für Unerklärliches. In diesem schwammen all diese Geschöpfe, geschaffen von ihren ausufernden Wortkombinationen. Wo war der Sinn? In diesen aufblühenden Erklärungsversuchen oder Anschaulichmachversuchen des Unsichtbaren war er nicht zu finden, konnte nur ein Kapitel sein, das Buch war zu dick, und so schwer, dass sie es nur Seite für Seite umzublättern vermochte. So verwelkten die frischen Blüten, Jugend verstarb, der Duft verstummte, die Sonne verkroch sich, und es musste Ersatz für sie gefunden werden. Ein neues Licht, ihr ebenbürtig auf dem festen Boden, unkompliziert, effizient und kreativ, musste einspringen, und das Feuer bot sich nicht nur an, sondern erschien in Explosionen, die dem Himmel eine ganz neue Farbe verliehen, Blut und Hoffnung, und alle Menschen, Tiere, Pflanzen, Gegenstände, Welten und Ideen wurden mit dem nun bunten Tiefendach durchmischt, glücklicherweise verlangt das Passiv nicht, die Verantwortlichen zu nennen, und alles resultierte in der Bildung zweier Worte ihrer Sprache, für sie übersetzt, angepasst, besser als sie sich jemals anpassen würde oder wollte: zu groß. Zu viel, zu verstrickt. Sie war weniger.

 

Sie wollte die Augen schließen, doch das hatte sie bereits getan. Sie musste viele Lider haben, Schritt für Schritt musste sie sich durch diese Gewebeschichten kämpfen, dunkel ahnend, dass sie das Ziel nicht erreichen würde, und wenn sich ein neues Fenster öffnete, um sie endlich mit Sauerstoff zu versorgen, schloss sich die erste Klappe, der profane allgemeine Widerstand. Unter diesem Berg, von außen rauh und grob wirkend, befand sich ihr vereintes Auge mit einer selbstleuchtenden Pupille, sie reflektierte nicht das Licht eines göttlichen Fixsterns, und wenn dieses ihr einziges Produkt, Werkzeug und Sein gegen die Ziegeln ihrer stummen Lider stieß, erstrahlten sie in beängstigend himmlischen Farben. Das Gerüst war stabil, ihre Wimpern schützten es vor Eingriffen von nicht kontraproduktiver Kritik oder herabfallenden Erkenntnisbrocken.

 

Leere Gedanken, kein Entkommen, volle Emotionen. Fühlte sie sich wohl oder unwohl? Es änderte sich mit jedem neuen Wort, das ihr Gehirn formte, und das alles hinterließ den unerklärlichen Geschmack der Schönheit. Das ist gegeben, das ist der Rahmen, sie hämmerte mit knöchernen Fäusten auf ihn ein, ohne seine notwendige Gültigkeit zu erkennen. Sie sollte sich erklären können, warum er war, und sie konnte ihn nicht umformen. Alles, was sie produzierte, war ihre Verarbeitung des Äußeren. Wenn sie versuchte, ihre in einem Kleid aus Worten oder Wörtern getarnten Emotionen zur Vernunft zu bringen, spürte sie ihre Machtlosigkeit. Sie wurde gesteuert, und würde sie steuern, hätte sie nichts, das sie steuern könnte. Hätte ihre Pupille keine Iris, wäre sie alles, hätte ihre Iris keine Pupille, würde ein leeres Inneres wie das Ihrige bleiben. Solange der Boden nicht aus den Pflanzen wuchs, waren die Menschen nicht unabhängig.

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