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Um Turnus’ Übermacht zu schlagen,

Begab sich in Euanders Land

Aeneas auf geschwindem Wagen,

Zu knüpfen dort der Freiheit Band.

 

Die Freunde blieben treu zurücke,

Der tapfren Troer großes Heer,

Und Turnus, durch Allectes Tücke,

Ward kundig gleich der günst’gen Mähr.

 

Bald war Aeneas’ Heer zerstoben,

Dem Turnus Nike reicht die Hand,

Der von der Anhöh’ bübelt droben,

Sich wähnend im Triumphgewand.

 

Des Nachtes spät, in dunkler Stunde,

Stand Nisus an dem Tor zur Hut,

Er spähte, drehte seine Runde,

Und glühete vor Kampfeswut.

 

Euryal war an seiner Seite,

Sein liebster Freund seit langer Zeit.

Ihm stets ein treuliches Geleite,

Und gleich an Stolz und Tapferkeit.

 

Und Nisus hob die Stimm' zur Klage:

„Kehrt nicht Aeneas hier zurück,

So sind gestraft wir mit dem Grabe,

Verlassen von des Kampfes Glück.

 

Lass nutzen uns die Schicksalsstunde,

Uns hat sich Tyche zugesellt,

Aeneas bringen wir die Kunde,

Wie's hier um unser Los bestellt.

 

Wir woll’n in dunklen Nachtesstunden

Uns stehlen heimlich von hier fort,

Und wenn wir Venus’ Sohn gefunden,

Ihn führen dann an diesen Ort.

 

 

Durch jene Felder woll’n wir schleichen,

Wo ruhet bald die Feindesmacht ,

Wenn Kampfgeist wird dem Schlafe weichen,

Dann sei die kühne Tat vollbracht.“

 

Als Morpheus deckt den Feind mit Träumen,

Sie lassen ihren Platz zurück.

Nicht günst’ge Stunde woll’n sie säumen,

Versuchen ganz allein ihr Glück.

 

Inmitten in der Schar der Krieger,

Ermattet von des Kampfes Not,

Da regt sich die Begierde wieder,

Zu rächen all der Freunde Tot.

 

Kein Gott kann je den Menschen halten,

Der blind ist in der Rache Nacht,

Und es beginnt die Wut zu walten,

Die brechet auch des größten Macht.

 

Sie wüten beide ohne Sinnen,

Zu morden jeden Feind im Schlaf,

Und niemand ihnen kann entrinnen,

Den Schwertesklinge tückisch traf.

 

Die Krieger auf dem Feld erwachen,

Als Kampfeslärm den Schlaf durchbricht,

Und greifen eilig zu den Waffen,

Zu halten fürchterlich Gericht.

 

Schon hat sich das Geschick gewendet,

Schon öffnet sich das finstre Grab,

Als Göttermacht ihr Leben endet

Und über ihnen bricht der Stab.

 

Am Boden liegen beide nieder,

Gefallen in des Kampfes Glut.

Sie kehren nie zurücke wieder -

Allein aufgrund der Rache Wut.

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