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Auf der Suche nach den Spuren der verlorenen Zeit


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                       Aachen
Stolz hast du einst die Macht gekostet,
umtriebigen Herrschern beigeschlafen
deinen Zauber ausgebreitet, wie ein Kind
bis ihre gefurchten Allwettergesichter
im Dunkel der Wälder verschlissen
zu unkenntlichem Staub zerfielen, Spuren
vergänglicher Größe hinter sich lassend

 

noch heute breitest du im Angesicht
zeitloser Kapitelle und Kolonaden
deine ewig hungrigen Arme aus,
während die letzten Lautenspieler zwischen
zwischen Dom und Kaiserpfalz selbstverliebt
ausufernde Balladen von Liebe, Lust und Tod
zu farbigen Klangteppichen weben

 

nur die Fassaden können nicht leugnen,
dass die kränkelnde Gegenwart, die
sich im kühlen Schatten der Brunnen
verzweifelt gegen die Allgegenwart und
den Glanz verflossener Tage auflehnt, in den

Umarmungen selbstvergessener Liebespaare
hinter den Kulissen unverhofft an Kraft gewinnt

 

du gibst den Bedürftigen Halt und Zuversicht,
den ewig Fremden, den Schwachen und Alten,
die sich angesichts ausgemergelter Steine
ratsuchend in dein faltiges Gewand hüllen,
sich gegen ihren Willen anstecken lassen von
deiner immer noch ungebrochenen Lebenskraft
auf der Suche nach den Spuren verlorener Zeit

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Bon jour Tobuma,

bei dem Titel deines Gedichts denkt der Leser an "A la recherche du temps perdu", von Marcel Proust.

Du suchst aber nicht die verlorene Zeit selbst, sondern nur Spuren davon, und zwar aus einer bestimmten deutschen Stadt.

Aus der germanischen Zeit selbst sind kaum materielle Spuren vorhanden, das meiste stammt aus der römischen Zeit und aus der Folgezeit, aus der Erbe der römischen Nachgelassenschaft, wie die Porta Nigra in Trier. 

Von Lautenspieler ist in der zweiten Strophe die Rede, von langen, "selbstverliebten" Balladen, denen wir auch gerne lauschen würden. 

Die dritte Strophe ist sehr schön aber etwas umständlich, verworren. Ein klarer Gedanke in barocker Verkleidung ... 

Die vierte, abschließende Strophe verrät uns, wie diese Stadt auf manche Menschen, vielleicht auch auf das lyrische Ich wirkt. 

Eine Hymne an diese deutsche Stadt.

Liebe Grüße

Carlos 

 

 

 

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vor 2 Stunden schrieb JoVo:

Hallo @Tobuma,

besser hätte ich es nicht beschreiben können, dieses Gefühl was mich ereilt, wenn ich durch diese wundervolle Stadt bummle.

Liebe Grüße 

JoVo

Danke, lieber Jovo,

Orte mit dieser Geschichte haben eine gewisse Ausstrahlung , ein Flair, das sich auf gewisse Weise

Menschen mitteilt, die sich für Kultur und Geschichte interessieren und eine Antenne dafür besitzen.

Liebe Grüsse

 

Tobuma

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vor 3 Stunden schrieb Carlos:

Bon jour Tobuma,

bei dem Titel deines Gedichts denkt der Leser an "A la recherche du temps perdu", von Marcel Proust.

Du suchst aber nicht die verlorene Zeit selbst, sondern nur Spuren davon, und zwar aus einer bestimmten deutschen Stadt.

Aus der germanischen Zeit selbst sind kaum materielle Spuren vorhanden, das meiste stammt aus der römischen Zeit und aus der Folgezeit, aus der Erbe der römischen Nachgelassenschaft, wie die Porta Nigra in Trier. 

Von Lautenspieler ist in der zweiten Strophe die Rede, von langen, "selbstverliebten" Balladen, denen wir auch gerne lauschen würden. 

Die dritte Strophe ist sehr schön aber etwas umständlich, verworren. Ein klarer Gedanke in barocker Verkleidung ... 

Die vierte, abschließende Strophe verrät uns, wie diese Stadt auf manche Menschen, vielleicht auch auf das lyrische Ich wirkt. 

Eine Hymne an diese deutsche Stadt.

Liebe Grüße

Carlos 

 

 

 

Hi Carlos,

Danke für deinen hilfreichen Kommentar! Lyrik kommt immer aus dem Bauch, ist von den Gefühlen

des Verfassers und seinem eigenen Sprachgefühl, vom inneren Rhythmus bestimmt. Manches , auch die Symbole oder Sprachbilder sind verschlüsselt und vielleicht unlogisch, aber trotzdem "innere Bilder", die quasi von selbst entstehen. Dieses Bild von Aachen mit seiner Jahrhunderte alten Tradition, die sich in scheinbar Belanglosen oder Nebensächlichen zeigt, würde in Städten der USA nicht entstehen können, da ihnen diese Qualität fehlt. Wir nehmen manche Informationen in unserem Unterbewußten auf (es arbeitet in uns), um es dann in irgendeinem Moment als ein neues Produkt von uns geben zu können.Natürlich wirken wahrscheinlich auch Proust Momente nach, ein Buch,das ich vor Jahrzehnten in meiner Jugend gelesen habe und damals ziemlich langweilig fand.

Wie schön,dass Poesie soviel in uns auslösen kann.

Liebe Grüsse

 

Tobuma

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Hallo Tobuma,

 

du hast eine schöne Widmung an Aachen mit ihrem geschichtlich aus den verschiedensten Epochen geprägten inneren Kern rund um Dom, Rathaus bis hin zum Elisenbrunnen und den von dir beschriebenen Kolonnaden verfasst. Aus diesem Sammelsurium und den dadurch teils verwinkelten Gassen im Kern speist sich der ganz besondere Reiz dieser Stadt bis heute, auch durch die vielen Nachbarn aus Belgien und Niederlande, die täglich zum Einkauf durch die Stadt bummeln. 

Schön in dieser Stadt zu leben, selbst wenn es mal regnen sollte, 😉.

 

Grüße aus Aachen

Aries 

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vor 5 Stunden schrieb Aries:

Hallo Tobuma,

 

du hast eine schöne Widmung an Aachen mit ihrem geschichtlich aus den verschiedensten Epochen geprägten inneren Kern rund um Dom, Rathaus bis hin zum Elisenbrunnen und den von dir beschriebenen Kolonnaden verfasst. Aus diesem Sammelsurium und den dadurch teils verwinkelten Gassen im Kern speist sich der ganz besondere Reiz dieser Stadt bis heute, auch durch die vielen Nachbarn aus Belgien und Niederlande, die täglich zum Einkauf durch die Stadt bummeln. 

Schön in dieser Stadt zu leben, selbst wenn es mal regnen sollte, 😉.

 

Grüße aus Aachen

Aries 

Hallo Aries, Danke für deine netten Zeilen.

Aachen war für mich und meine Familie auch immer etwas Besonderes, so etwas, wie ein Zentrum

Europäischer Kultur und Geschichte. Wahrscheinlich hat sich die Stadt etwas von dem Geist der Zeiten

erhalten können. Als ich noch in der Nähe wohnte, war der regelmäßige Besuch der Innenstadt, des Doms und des Markplatzes Tradition. auf den selbst meine Kinder als sie noch klein waren immer hingefiebert haben.

Liebe Grüße nach Aachen

 

Tobuma

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