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30 Days and a Downey (Kapitel 1, Teil 1)


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Die Sonne nahm gerade ihren alltäglichen Lauf über Queens auf und schien die Gesichter des schon rege belebten Stadtteils an. Für einen Oktober war das Wetter angenehm warm und lud zum Spazieren durch die seichten Nebelschwaden ein, welche das Licht durchbrach. Gerade ließ sich Robert auf einen der Baststühle seines Lieblingscafés nieder und gähnte herzhaft. Gleich hätte er ein wichtiges Meeting, welches entscheidend für all seine weiteren Geschäfte sein würde. Doch vorher müsste er sich seelisch und körperlich wachrütteln. Während die meisten für solch eine Bürde eher zu Kaffee griffen, bevorzugte Robert Pfefferminztee. Dieser war in diesem Café besonders frisch und belebend. Er stellte nicht den Kaffeemensch dar, war es auch noch nie gewesen. Für seinen Geschmack war dieses schwarze Gold viel zu bitter. Reichte es nicht, wenn er so oft schlecht drauf war? Sein Getränk durfte es zumindest nicht sein. Eine junge, blondhaarige Kellnerin kam in hohen Schuhen auf ihn zugelaufen und lächelte ihn breit an. „Das Übliche, Mr. Downey?" Sie spielte mit kleinen Strähnchen, als sie auf seine Bestellung wartete. Innerlich schüttele Robert nur mit dem Kopf und rollte mit den Augen. Er war ein Frauenheld, das wusste die halbe Bevölkerung der Vereinigten Staaten. Er sah nicht gerade schlecht aus. Zudem besaß er viel Geld und war ein einflussreicher Mann. Die Frauen warfen sich nur so an ihn heran und hofften, die nächste Glückliche in seinem Bett zu sein. Doch trotz dieser Umstände war er Single und unglücklich. Er könnte jede haben, doch er wollte keine. „Ja, Miss Lanson. Aber bitte stark, ungesüßt und mit anderer Bedienung", antwortete er der Kellnerin gelangweilt und zeigte ihr mit einer wedelnden Hand, dass sie verschwinden solle. „Mr. Downey, ich glaube, ich verstehe nicht recht." „Doch, das tun Sie. Ich möchte, dass eine andere Bedienung meinen Tee bringt. Ansonsten zeige ich Sie wegen sexueller Belästigung an. Ich glaube nicht, dass meine 17 Anwälte bei so etwas Spaß verstehen." Roberts Stimme klang drohend und die Kellnerin lief rot an. Danach verschwand sie schnellen Schrittes ins Café zurück. Einige Personen, welche an umliegenden Tischen saßen, hatten sich amüsiert umgedreht und das Schauspiel mit großer Begeisterung beobachtet. Einige lachten, andere klatschten in die Hände oder klopften auf die Tische. Robert lächelte nur und wendete sich den Nachrichten auf seinem Handy zu.

 

Börse erlebt starken Einbruch – Wallstreet in Panik

 

Anschlag auf mexikanische Schule beunruhigt Nation – Waffenverbot?

 

Trump-Familie im Visier der Regierung – wichtige Dokumente noch immer unauffindbar

 

Der tägliche Klatsch und Tratsch wurde ihm von der NYT auf einem Silbertablett serviert. Was interessierte ihn die Trumps? Gut, Ivanka war schon eine Bombe. Aber am Ende hatte sie dasselbe Blut wie ihre Vorgänger. Ein Anschlag auf eine mexikanische Schule geschieht gefühlt dreimal in der Woche. Und seine Aktien an der Wallstreet waren, auch wenn der Prozentsatz schon gesunken ist, immer im positiven Licht gewesen. Seine Firma erzielte dauerhaft Gewinne, somit investierten auch viele wichtige Leute in das Unternehmen und trieben das Geschäft noch weiter an. Hinter der Hand hielt er zudem wichtige Kontakte. Die Arbeit beanspruchte Robert zur Gänze. Nicht nur einmal musste er zu härteren Mitteln greifen, um andere zum Stillschweigen zu bringen. Geld brachte da nicht immer das gewünschte Ergebnis. Er war kein schlechter Mensch und hatte sich noch nie etwas zu Schulden kommen lassen. Doch erführe die Regierung von seinen Geschäften, würden sie ihn genauer beobachten, worauf er dankend verzichten konnte. Es reichte ihm schon, dass monatlich ein Berater der Finanzabteilung des Landes kam und seine Firma begutachtete. Die Technologien, welche er erfolgreich entwickelte und somit den amerikanischen Markt bereicherte, brachten einiges an Gewinn in die Kasse und all das musste versteuert werden. Letztens bekam er die Genehmigung, seine Künstliche Intelligenz der Welt vorzustellen. Der Andrang zur Pressekonferenz war sehr groß. Reporter von überall trafen ein, um der Sensation beizuwohnen. Natürlich wurde auch das stark überwacht. Doch zum Ende war man der Meinung, dass KI's dieser Ausmaße erst in zwei Jahrzehnten wirklich rege Anwendung finden würden. Das störte Robert nicht wirklich. Er durfte seine KI verbauen, wo er wollte. Solange es sich nicht über den privaten Bereich ausweiten würde, hatte der Staat nichts dagegen und förderte zudem die Verbesserung seiner Technologien weiter.

 

Er steckte sein Handy weg und blickte in den Himmel. Sein Vater hatte ihn diesen Weg bereitet und Robert war dankbar für dieses Geschenk. Doch es zehrte an seinen Kräften, das Geschäft täglich am Laufen zu halten. Er musste am Tag mehrere Meetings halten, Kontakt mit wichtigen Leuten aus den unterschiedlichsten Ländern pflegen, neue Technologien entwickeln und die bereits Vorhanden verbessern. Zudem kamen noch die zu beantwortenden E-Mails und Anrufe. Manchmal wusste er gar nicht, wo sein Kopf stand. Bei dem Berg an Arbeit hatte er gar keine Zeit, um etwas mit einer Frau anzufangen. Robert schüttelte traurig den Kopf. Dann blickte er auf seine Uhr und wurde ein wenig wütend. Er wartete schon seit fast fünfzehn Minuten auf seinen Tee. So lange hatte es noch nie gedauert. Es war doch nur ein Tee! Schon huschte eine ältere, braunhaarige Frau aus dem Café an seinen Tisch. Sie hatte seine Tasse dabei. Außerdem befand sich auf dem Tablett noch ein mit Ei und Schinken belegter Bagel. Er bedachte die deutlich angenehmere Kellnerin mit einem fragenden Blick und sie lächelte nur nervös. „Der geht auf's Haus", antwortete sie mit zittriger Stimme. „Wir haben die Frau Lanson sofort entlassen. Sie wird Sie nie wieder belästigen. Das Haus bittet Sie aufrichtig um Entschuldigung, Mr. Downey." Robert winkte nur ab und zückte seinen Geldbeutel. Dann zog er zwanzig Dollar heraus und überreichte sie der Kellnerin. „Müsste passen", sprach er nur abwesend, trank seinen heißen Tee in einem Zug und nahm den Bagel vom Tablett. Die Kellnerin wirkte zureichend verdutzt und setzte zum Sprechen an, doch Robert unterbrach sie. „Keine Widerrede, passt schon", sagte er nur kurz angebunden und schulterte seine Tasche, um sich auf den Weg zu machen. Er war schon spät dran und müsste sich beeilen, um rechtzeitig zum Meeting zu kommen und den potenziellen Käufer seiner neuesten Energiewaffen nicht zu vergraulen. Dies war eines der Geschäfte, welche nie an das Licht kommen dürften. Er forschte schon lange an dem Gebrauch von Physik und Chemie und schien nun erfolgreich. Diese Waffen konnten einen so starken Energiestrahl absenden, dass man die dicksten Metallwände spalten konnte. Doch noch funktionierten sie nur einmal, danach waren sie vollkommen unbrauchbar. Trotzdem fand er jemanden, welcher Interesse zeigte.

 

Er traf sich mit ihm am Rande eines Waldes. Allein, das war die Forderung des ihm noch unbekannten Mannes. Auch Robert bevorzugte die Ungestörtheit während seiner Handlungen. Er griff in seine weite Tasche und umgriff einen kalten Gegenstand. Falls alles schief gehen würde, wäre er auf alles vorbereitet. Bei solchen zwielichtigen Gestalten konnte man nie wissen, was ihn jedoch noch nie beunruhigt hatte. Robert liebte den plötzlichen Schub von Adrenalin, welcher sich mit rasender Geschwindigkeit durch seinen gesamten Körper zog. Es war nahezu ein Abenteuer, wenn der Schweiß sich kalt über die Hand zog, das Herz schneller schlug und der Atem flacher wurde. In seinem langweiligen Alltag freute er sich auf solche Abwechslung. Es beflügelte ihn ungemein, im Dunkel der Realität mit Gestalten wie diese zu dealen. Da es jedoch immer gefährlich werden konnte, trug er seinen Revolver dauerhaft und voll geladen an sich. Man weiß ja nie. Robert schwang sich in seinen schwarzen Audi R8 und warf seine Tasche auf den ledernen Rücksitz. Dann fuhr er in Richtung Waldstück. Die Häuser, Hochhäuser New Yorks brausten an ihm vorbei. Er hatte sein Fenster geöffnet und die kühle Fahrtluft strömte in das Innere des Wagens. Ein berauschendes Gefühl, wie jedes Mal. Seine Hände lagen locker an dem glänzenden Lenkrad des teuren Gefährts und er blickte entspannt auf die Straße. Lange würde die Fahrt nicht dauern, vielleicht zwanzig Minuten. Aus dem Radio ertönten die Klänge der Band AC/DC. Entspannt wippte Robert mit dem Kopf zu „Highway to Hell" und seine Finger klopften auf dem Lenkrad im Takt mit. Auf einmal riss ihn ein Klingeln aus dem Strom der Musik und er stöhnte genervt auf. Mit einem Tippen nahm er das Telefonat an. „Robert? Bist du schon auf dem Weg? Mason meinte, er würde bald ankommen und dich erwarten." Robert rollte mit den Augen. Dieser Mason, der potenzielle Käufer, lag ihn schon die gesamte letzte Woche in den Ohren, er solle „ja pünktlich kommen, sonst wäre der Deal geplatzt". Es nervte Robert ausgesprochen stark, dass manche Leute so intensivst auf Pünktlichkeit pochten und ihn somit an seine Lehrer erinnerten. Er brach damals die Schule ab, weil er sich das Geschrei dieser alten Herren nicht mehr anhören konnte. Seine Eltern waren enttäuscht von ihm. Doch er versprach, etwas Großes aus sich zu machen. Nun war er der größte Technologieproduzent in den USA und erfreute sich größter Beliebtheit. Nur leider erfuhren seine Eltern davon nichts mehr. Robert seufzte ergeben. „Ja Lanny, bin schon auf dem Weg. Irgendetwas Wichtiges, was ich noch zu beachten habe?" Lanny, bürgerlich Alan Higgins, war sein Assistent. Doch er sah ihn als treuen Arbeitskollegen und besten Freund an. Sie kannten sich, seit Robert die Firma übernommen hatte. Zuerst waren die Mitglieder dieser Branche über die Weiterführung nicht wirklich begeistert. Robert hatte zu dem Zeitpunkt kein absolviertes Studium auf der MIT vorzuweisen. Lanny stand immer hinter ihm und beteuerte durchweg, dass er sehr viel von seinem Vater gelernt hatte und einen würdigen Chef darstellen würde. Robert dankte ihm noch heute für sein großes Vertrauen in ihn. Bald darauf schloss er sein Studium mit 1,0 ab und erhielt von da an auch die Anerkennung aller anderen Mitarbeiter. „Hast du deinen Revolver dabei? Falls was passiert, bist du ansonsten verwanzt und wir horchen euch ab. Eigentlich dürfte nichts schief gehen. Du solltest nur darauf achten, auch wirklich pünktlich anzukommen, sonst könnte Mason skeptisch werden", kam es ruhig aus den Lautsprechern. „Geht klar. Ich bin auch gleich am Waldrand. Wir sehen uns später." Damit legte Robert auf und drückte noch ein wenig in das Gaspedal. Wenn dieser Mason wirklich so pendantisch auf Zeit aus ist, wäre es besser, er war lieber zu früh als zu spät.

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vor 6 Stunden schrieb Carlos:

Good morning Ference, 

deine Geschichte fängt super an, ich lese es und denke, dies könnte der Anfang eines tollen Romans sein. Absolut glaubwürdig, bis jetzt. 

Mal sehen, was aus diesem Treffen am Waldrand wird. 

Liebe Grüße

Carlos 

 

Hey Carlos :),

 

ehrlich? Ich bin auch gespannt, wie es wird. Je öfter ich es lese, desto überzeugter bin ich, finde aber auch die Schnelligkeit der Geschichte etwas zu hoch. Ich bin ein wenig zwiegespalten. Aber danke dir, das motiviert mich sehr es durchzuziehen.

 

Grüße in den schönen Abend

Ference

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