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Perry

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Beiträge erstellt von Perry

  1. ich mag sie auch gerne die Spinnnetze, vorallem wenn sie noch von Tautropfen benetzt in der Sonne schillern.

    Deine Reflexionen über Gefangensein und andere alptraumhafte Trugbilder gefallen mir gut. Arbeiten könntest du noch an den Wiederholungen, besonders das Wort Seele sollte nicht zuoft bemüht werden.

    LG

    Perry

  2. und seien es nur …

     

     

    beim gang über die felder, lasse ich schon mal

    den hund los. keine sorge, die hasen sind schneller

    und vögel locken ihn kirrend von ihren nestern weg.

     

    dagegen besteht für blumen und bäume durchaus gefahr,

    dass ich sie einfange, mit worten zu bildern vermenge.

    manchmal entwachsen ihnen sogar neue blüten.

     

    früher glaubte ich, gedanken wären frei. mit der zeit

    wurde mir aber immer klarer, dass es eine brandung gibt,

    deren wellen mich bedrängen, ihre lieder aufzuschreiben

     

    und seien es nur rufe endloser weite.

  3. dem jungen aus dem bömerwald

     

     

    risse im asphalt, wie lange ist hier schon keiner mehr

    lang gefahren. das leben begann woanders neu,

    die vögel bauten ihre nester in friedlicheren bäumen.

    wer wollte es ihnen verdenken, bei all den salven.

     

    die zeit ritzte ihre zeichen in den belag, auf dem er

    einst nach westen flüchtete, vertrieben mit nichts

    als kleidung auf der haut, dem nötigsten im koffer.

    bei eisenstein riss ihm der wind die kappe vom kopf.

     

    steht er heute am stadtbrunnen von winterberg,

    starrt ihm immer noch totes wasser entgegen.

    die namen auf dem türschild seines geburtshauses

    haben einen fremden klang - er flieht noch einmal.

  4. flieh fliederbusch

     

     

    sie sind wieder unterwegs, die dich beschneiden,

    der blüten berauben, um mit deinem süßlichen

    ihr herbes zu übertönen, in zarte ohren gereimtes

    flüstern, um mit wohlklang triebhaftes zu verschleiern.

     

    sie breiten wieder decken aus unter deinen zweigen,

    nehmen dich als zeugen für schwüre und versprechen,

    die vertrocknen wie deine geflügelten fruchtstände,

    lassen dich zurück im fiederteiligen blättergewand.

     

    flieh fliederbusch, zieh deine wurzeln aus der erde.

    flieg mit dem wind in ein land, wo die menschen

    noch wie spielende kinder am brunnen sind, glauben,

    dass der frosch goldene kugeln aus der tiefe bringt.

  5. stadtsommer

     

     

    in diesen straßen ist nie ruhe,

    immer das surren von motoren,

    das qietschen der bremsen,

    dazu schreien und lachen,

    das aus fenstern schallt,

    von wänden widerhallt.

     

    über die dächer ziehen schatten,

    tropfen auf gehwege,

    überwinden kreuzungen,

    ohne auf das rotlicht zu achten,

    schlüpfen unter markisen,

    dämmriges zu genießen,

     

    bis das orchester der nacht

    eine oktave tiefer einsetzt.

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  6. das langsame sterben des hibiskus

     

    dieses blattlose stengeln, ist das ein mahnmal für vergesslichkeit,

    oder mein gestaltgewordenes schlechtes gewissen?

    dabei habe ich alles getan, düngerstäbchen gesteckt, sogar gelobt

    habe ich ihn, selbst als er eine seiner glockenförmigen schönheiten

    nach der andern abwarf. als er nur noch wenig blätter hatte,

    hielt ich es noch für rückbesinnung auf seine grundelemente,

    fünf kronblätter und eine fünffächerige fruchtkapsel. als er auch

    dieses kriterium unterschritt, besann ich mich darauf,

    dass er keltische wurzeln hat, sang ihm ein tanzlied: ich bin froh,

    dass ich weiß, dass ich nicht eibisch heiß, sonst wäre mein kopf

    auch bald kahl und ich bliebe sitzen bei der nächsten damenwahl.

    wenn das auch nicht hilft, kaufe ich mir ein fleißiges lieschen.

  7. was dem wind gehört

     

    wie geht richtig machen, wie vermeidet man falten

    bei all dem überlegen und doch ratlosem schweigen.

    warum nicht in ein flugzeug steigen und einwandern

    in ein anderes leben auf der anderen seite des meeres.

    irische hochzeiten sollen romantisch sein und bei

    stepptanz und sing-sangs steigen körpertemperatur

    und alkoholspiegel ins unermessliche. am nächsten tag

    gibt es ausreichend frische seeluft und jede menge

    sauren fisch zum wiedereinrenken der magenwände.

    hat man glück, steht die angetraute noch neben einem

    auf der klippe, hält hand und leben fest, lässt fliegen,

    was des windes ist.

  8. in seenot

     

     

    neulich nachts

    verdichtete sich der nebel so,

    dass sich die scheinwerferkegel

    wie glühwürmchen vorkamen.

    ich tutete s.o.s.,

    vertäute mein auto an der leitplanke.

     

    eingenickt schreckte ich auf,

    als im straßengraben

    ein ozeanliner vorbeischrammte.

    im frühprogramm lief gerade

    i am sailing

    und ein gelber engel winkte.

  9. nach las vegas wollte ich nie

     

    amerika ist eine reise wert, pries der prospekt.

    von miami über new orleans nach las vegas.

    wenn ich wüste sehen will, brauche ich keine

    reklamebeleuchtung und verspüre ich fernweh,

    gehe ich in mein stammlokal. die inhaberin

    flüstert love me im lässigen westküsten dialekt

    und im hinterzimmer steht ein einarmiger bandit.

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  10. im steigen begriffen

     

    vierzehn stockwerke, spiegelnd verglast und du bist allein

    in der chromverschalten kabine. noch einmal durchatmen,

    bevor der knopf gedrückt, die seile stoßgedämpft anrucken.

    der zuckende blick zur leuchtanzeige entspannt sich erst,

    als es aufwärts geht. kellergeschosse beklemmen dich,

    du kennst das gewicht von beton in seiner kantigen höhe.

    mit leichtem ziehen im magen, der schwerkraft entfliehend,

    geht es nach oben, vom schacht geführt wie eine rakete.

    einmal die erde von oben sehen, hochhäuser degradiert

    zu statistiksäulen, die gegen unerheblich tendieren.

    vom einsetzen der bremsdüsen wachgerüttelt, suchst du

    halt an der wand, während dein gehirn noch weiter steigt,

    bis es sanft an die schädeldecke stößt, die türen sich

    pagenlächelnd öffnen, um dich schwankend auszuspeien.

    für den weg nach unten nimmst du die treppe.

  11. windpark

     

     

    räder rotieren strom aus der luft, wir pumpen

    tiefenwärme ins gedämmte haus. kommst du

    zum tee, trinken wir diesen grün. ökologisch

    angebaut und handgepflückt, schmeckt er

    nach den cameron highlands, während wir uns

    esoterisch um den kleinen finger wickeln.

     

    wir leben mittlerweile im einklang mit der natur.

    wenn fern die müllverbrennungsanlage raucht,

    nebenan das braunkohlekraftwerk schmaucht,

    fahren wir ans meer, freuen uns an den rotoren.

  12. tete-a-tete

     

    wir reden übers wetter, das leben,

    nur über liebe sprechen wir nicht.

    zwei kontinente treffen aufeinander,

    das schmale tischchen ist der äquator,

    den zu überqueren sich keiner traut.

    im gehen lege ich mein rosenrot

    zwischen zögerliches tassenweiß.

  13. zaungast

     

     

    da stehe ich vor dir

    wie ein zufälliger hausierer,

    der wäscheklammern verkauft.

    deine augenbrauen kaktusstacheln.

     

    in mir rumort es

    wie damals, als ich ins heim kam.

    dort war alles weiß, die laken,

    die decken, an die ich starrte.

     

    dabei will ich

    nur wissen, wie es ist

    eine familie zu haben, jetzt

    da ich das alleinsein gewöhnt bin.

  14. im tiefen grund

     

     

    noch einmal stehst du am wehr, wusstest nicht mehr,

    mit welcher kraft das wasser in die turbine schießt,

    sich als schäumender strahl ins bachbett ergießt.

     

    dorthin, wo wir weiter unten schwimmen lernten,

    immer einen fuß am boden mit den armen ruderten

    wie nasse hunde uns schüttelten im kniehohen gras.

     

    du hattest vergessen, dass sträucher nach freiheit riechen,

    der wiesenampfer säuerlich schmeckt und im schlamm,

    den du auf der haut verreibst, ewige jugend steckt.

  15. der Text scheint sich kritisch mit der Wissensvermittlung durch Schulen auseinanderzusetzten.

    Mittlerweile hat man ja eingesehen, dass man bei Bildung nicht sparen darf, aber es muss auch noch über die vermittelten Inhalte diskuttiert werden. Mehr Förderung der Fantasie und Charakterbildung wären durchaus wünschenswert.

    LG

    Perry

  16. abgespult

     

     

    wie flutschte der flachs doch einst durch die finger, rann der faden

    über rollen zur spule. ein lied aus blutjungen lippen, sprang über

    auf kräftige schultern, die ballen trugen.

     

    eintönig surrend später kämme und fächer, die fäden geschossen,

    gekreuzt und über rotierende walzen zu endlosen bahnen gewebt,

    von summenden staplern bewegt.

     

    nun ist es still, die räume sind leer, der flachs verfault, der faden lief aus.

    verklungen sind die gesänge, gespenstisch harrt das ruhende gestänge

    vor dem haus die schwingende birne.

  17. kondensstreifen

     

     

    und weiter braust sturm übers land,

    entreißt uns aus geborgenem.

    irgendwann ist nichts mehr übrig,

    nur noch leeres beugt sich im wind.

     

    während motoren weiter dröhnen,

    springen wir ab hinter den linien,

    bringen den tod ins fruchtbare

    und wollten doch selbst nur keimen.

  18. mit dem stern

     

     

    bin der mann

    mit dem schwarzen hut

    durchschaue jede lüge

     

    tagsüber lungern sie

    grashalmkauend herum

    sonnenverbrannt

     

    die kehlen ausgetrocknet

    warten sie bis whiskey

    glut in ihre augen treibt

     

    dann haben sie mut

    nach unabhängigkeit

    gerechtigkeit zu gröhlen

     

    will es nicht hören

    das ungezieme wort

    sein unflätiges echo

     

    gestern musste ich

    einige flachlegen

    draußen am boothill

  19. Politisches und Gesellschaftliches an den Jahreszeiten gespiegelt, da ist die Sehnsucht nach einem wärmenden Frühling groß. Leider sind die Aussichten nachwievor nicht gut.

    Gut gereimt!

    LG

    Perry

    PS: "hohem Stressgehalt"

  20. lagerndes feuer

     

     

    lege das ohr auf die erde im gleichklang der hufe

    galoppiert die herde mähnenfliegend am horizont

    wolkengleiche zeichen mit westwärtsdrift darunter

     

    ein flussbett fast trocken im rinnsal springende

    fische sich schlängelndes gift lässt fesseln tänzeln

    kaum im zaum zu halten der bleierne untergang

     

    der sonne nachtfalter umschwirren das feuer wärmt

    die klammen knochen auch den bauch mit schwarzem

    gold das nun sprudelt wo einst mustangs grasten

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