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und seien es nur …
beim gang über die felder, lasse ich schon mal
den hund los. keine sorge, die hasen sind schneller
und vögel locken ihn kirrend von ihren nestern weg.
dagegen besteht für blumen und bäume durchaus gefahr,
dass ich sie einfange, mit worten zu bildern vermenge.
manchmal entwachsen ihnen sogar neue blüten.
früher glaubte ich, gedanken wären frei. mit der zeit
wurde mir aber immer klarer, dass es eine brandung gibt,
deren wellen mich bedrängen, ihre lieder aufzuschreiben
und seien es nur rufe endloser weite.
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dem jungen aus dem bömerwald
risse im asphalt, wie lange ist hier schon keiner mehr
lang gefahren. das leben begann woanders neu,
die vögel bauten ihre nester in friedlicheren bäumen.
wer wollte es ihnen verdenken, bei all den salven.
die zeit ritzte ihre zeichen in den belag, auf dem er
einst nach westen flüchtete, vertrieben mit nichts
als kleidung auf der haut, dem nötigsten im koffer.
bei eisenstein riss ihm der wind die kappe vom kopf.
steht er heute am stadtbrunnen von winterberg,
starrt ihm immer noch totes wasser entgegen.
die namen auf dem türschild seines geburtshauses
haben einen fremden klang - er flieht noch einmal.
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flieh fliederbusch
sie sind wieder unterwegs, die dich beschneiden,
der blüten berauben, um mit deinem süßlichen
ihr herbes zu übertönen, in zarte ohren gereimtes
flüstern, um mit wohlklang triebhaftes zu verschleiern.
sie breiten wieder decken aus unter deinen zweigen,
nehmen dich als zeugen für schwüre und versprechen,
die vertrocknen wie deine geflügelten fruchtstände,
lassen dich zurück im fiederteiligen blättergewand.
flieh fliederbusch, zieh deine wurzeln aus der erde.
flieg mit dem wind in ein land, wo die menschen
noch wie spielende kinder am brunnen sind, glauben,
dass der frosch goldene kugeln aus der tiefe bringt.
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stadtsommer
in diesen straßen ist nie ruhe,
immer das surren von motoren,
das qietschen der bremsen,
dazu schreien und lachen,
das aus fenstern schallt,
von wänden widerhallt.
über die dächer ziehen schatten,
tropfen auf gehwege,
überwinden kreuzungen,
ohne auf das rotlicht zu achten,
schlüpfen unter markisen,
dämmriges zu genießen,
bis das orchester der nacht
eine oktave tiefer einsetzt.
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das langsame sterben des hibiskus
dieses blattlose stengeln, ist das ein mahnmal für vergesslichkeit,
oder mein gestaltgewordenes schlechtes gewissen?
dabei habe ich alles getan, düngerstäbchen gesteckt, sogar gelobt
habe ich ihn, selbst als er eine seiner glockenförmigen schönheiten
nach der andern abwarf. als er nur noch wenig blätter hatte,
hielt ich es noch für rückbesinnung auf seine grundelemente,
fünf kronblätter und eine fünffächerige fruchtkapsel. als er auch
dieses kriterium unterschritt, besann ich mich darauf,
dass er keltische wurzeln hat, sang ihm ein tanzlied: ich bin froh,
dass ich weiß, dass ich nicht eibisch heiß, sonst wäre mein kopf
auch bald kahl und ich bliebe sitzen bei der nächsten damenwahl.
wenn das auch nicht hilft, kaufe ich mir ein fleißiges lieschen.
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was dem wind gehört
wie geht richtig machen, wie vermeidet man falten
bei all dem überlegen und doch ratlosem schweigen.
warum nicht in ein flugzeug steigen und einwandern
in ein anderes leben auf der anderen seite des meeres.
irische hochzeiten sollen romantisch sein und bei
stepptanz und sing-sangs steigen körpertemperatur
und alkoholspiegel ins unermessliche. am nächsten tag
gibt es ausreichend frische seeluft und jede menge
sauren fisch zum wiedereinrenken der magenwände.
hat man glück, steht die angetraute noch neben einem
auf der klippe, hält hand und leben fest, lässt fliegen,
was des windes ist.
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in seenot
neulich nachts
verdichtete sich der nebel so,
dass sich die scheinwerferkegel
wie glühwürmchen vorkamen.
ich tutete s.o.s.,
vertäute mein auto an der leitplanke.
eingenickt schreckte ich auf,
als im straßengraben
ein ozeanliner vorbeischrammte.
im frühprogramm lief gerade
i am sailing
und ein gelber engel winkte.
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nach las vegas wollte ich nie
amerika ist eine reise wert, pries der prospekt.
von miami über new orleans nach las vegas.
wenn ich wüste sehen will, brauche ich keine
reklamebeleuchtung und verspüre ich fernweh,
gehe ich in mein stammlokal. die inhaberin
flüstert love me im lässigen westküsten dialekt
und im hinterzimmer steht ein einarmiger bandit.
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im steigen begriffen
vierzehn stockwerke, spiegelnd verglast und du bist allein
in der chromverschalten kabine. noch einmal durchatmen,
bevor der knopf gedrückt, die seile stoßgedämpft anrucken.
der zuckende blick zur leuchtanzeige entspannt sich erst,
als es aufwärts geht. kellergeschosse beklemmen dich,
du kennst das gewicht von beton in seiner kantigen höhe.
mit leichtem ziehen im magen, der schwerkraft entfliehend,
geht es nach oben, vom schacht geführt wie eine rakete.
einmal die erde von oben sehen, hochhäuser degradiert
zu statistiksäulen, die gegen unerheblich tendieren.
vom einsetzen der bremsdüsen wachgerüttelt, suchst du
halt an der wand, während dein gehirn noch weiter steigt,
bis es sanft an die schädeldecke stößt, die türen sich
pagenlächelnd öffnen, um dich schwankend auszuspeien.
für den weg nach unten nimmst du die treppe.
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windpark
räder rotieren strom aus der luft, wir pumpen
tiefenwärme ins gedämmte haus. kommst du
zum tee, trinken wir diesen grün. ökologisch
angebaut und handgepflückt, schmeckt er
nach den cameron highlands, während wir uns
esoterisch um den kleinen finger wickeln.
wir leben mittlerweile im einklang mit der natur.
wenn fern die müllverbrennungsanlage raucht,
nebenan das braunkohlekraftwerk schmaucht,
fahren wir ans meer, freuen uns an den rotoren.
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tete-a-tete
wir reden übers wetter, das leben,
nur über liebe sprechen wir nicht.
zwei kontinente treffen aufeinander,
das schmale tischchen ist der äquator,
den zu überqueren sich keiner traut.
im gehen lege ich mein rosenrot
zwischen zögerliches tassenweiß.
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zaungast
da stehe ich vor dir
wie ein zufälliger hausierer,
der wäscheklammern verkauft.
deine augenbrauen kaktusstacheln.
in mir rumort es
wie damals, als ich ins heim kam.
dort war alles weiß, die laken,
die decken, an die ich starrte.
dabei will ich
nur wissen, wie es ist
eine familie zu haben, jetzt
da ich das alleinsein gewöhnt bin.
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ja Kleider machen nicht immer Leute und ein schwarzer Anzug allein noch keinen Mann.
Letztlich ist es das Leben, das uns formt und in Gepflogenheiten zwängt.
Danke fürs Verstehen und LG
Perry
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im tiefen grund
noch einmal stehst du am wehr, wusstest nicht mehr,
mit welcher kraft das wasser in die turbine schießt,
sich als schäumender strahl ins bachbett ergießt.
dorthin, wo wir weiter unten schwimmen lernten,
immer einen fuß am boden mit den armen ruderten
wie nasse hunde uns schüttelten im kniehohen gras.
du hattest vergessen, dass sträucher nach freiheit riechen,
der wiesenampfer säuerlich schmeckt und im schlamm,
den du auf der haut verreibst, ewige jugend steckt.
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in schwarz
ein mann
ist erst ein mann
wenn er ihn kombiniert
mit weiß
zum abschlussball
mit fliege vorm altar
ein mann
steht seinen mann
wenn er ihn trägt
mit hut
am offenen grab
mit mantel im wind
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der Text scheint sich kritisch mit der Wissensvermittlung durch Schulen auseinanderzusetzten.
Mittlerweile hat man ja eingesehen, dass man bei Bildung nicht sparen darf, aber es muss auch noch über die vermittelten Inhalte diskuttiert werden. Mehr Förderung der Fantasie und Charakterbildung wären durchaus wünschenswert.
LG
Perry
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freut mich, dass du die "Schwere" spüren konntest. Wenn man das Lebensglück aus den Augen verliert, ist es schwer die Sprache des Meeres/Blutes zu verstehen.
Danke fürs Hineinfühlen und LG
Perry
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abgespult
wie flutschte der flachs doch einst durch die finger, rann der faden
über rollen zur spule. ein lied aus blutjungen lippen, sprang über
auf kräftige schultern, die ballen trugen.
eintönig surrend später kämme und fächer, die fäden geschossen,
gekreuzt und über rotierende walzen zu endlosen bahnen gewebt,
von summenden staplern bewegt.
nun ist es still, die räume sind leer, der flachs verfault, der faden lief aus.
verklungen sind die gesänge, gespenstisch harrt das ruhende gestänge
vor dem haus die schwingende birne.
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aus den augen
im schlepptau der jahre,
wolkentiere ziehen dorthin,
wo alles aufeinander zu läuft.
die cornuta am ohr
verliert ihre pazifische sprache,
rauscht nur noch weiß.
schatten werden länger
unter schützender hand,
unscharf der segellose horizont.
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kondensstreifen
und weiter braust sturm übers land,
entreißt uns aus geborgenem.
irgendwann ist nichts mehr übrig,
nur noch leeres beugt sich im wind.
während motoren weiter dröhnen,
springen wir ab hinter den linien,
bringen den tod ins fruchtbare
und wollten doch selbst nur keimen.
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flussballade
wir versenkten
wunschsteine im wasser
fütterten schwäne an
ein früher herbst
vertrieb die weißflügler
beäugt von raubmöwen
angle ich auf grund
doch an der schnur
zupft nur veralgtes
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mit dem stern
bin der mann
mit dem schwarzen hut
durchschaue jede lüge
tagsüber lungern sie
grashalmkauend herum
sonnenverbrannt
die kehlen ausgetrocknet
warten sie bis whiskey
glut in ihre augen treibt
dann haben sie mut
nach unabhängigkeit
gerechtigkeit zu gröhlen
will es nicht hören
das ungezieme wort
sein unflätiges echo
gestern musste ich
einige flachlegen
draußen am boothill
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Politisches und Gesellschaftliches an den Jahreszeiten gespiegelt, da ist die Sehnsucht nach einem wärmenden Frühling groß. Leider sind die Aussichten nachwievor nicht gut.
Gut gereimt!
LG
Perry
PS: "hohem Stressgehalt"
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lagerndes feuer
lege das ohr auf die erde im gleichklang der hufe
galoppiert die herde mähnenfliegend am horizont
wolkengleiche zeichen mit westwärtsdrift darunter
ein flussbett fast trocken im rinnsal springende
fische sich schlängelndes gift lässt fesseln tänzeln
kaum im zaum zu halten der bleierne untergang
der sonne nachtfalter umschwirren das feuer wärmt
die klammen knochen auch den bauch mit schwarzem
gold das nun sprudelt wo einst mustangs grasten
Im Netz der Spinne
in Hoffnung & Fröhliches
Geschrieben
ich mag sie auch gerne die Spinnnetze, vorallem wenn sie noch von Tautropfen benetzt in der Sonne schillern.
Deine Reflexionen über Gefangensein und andere alptraumhafte Trugbilder gefallen mir gut. Arbeiten könntest du noch an den Wiederholungen, besonders das Wort Seele sollte nicht zuoft bemüht werden.
LG
Perry