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Perry

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Beiträge erstellt von Perry

  1. Stiller Protest

     

     

    Jetzt wo du vor den gläsernen Palästen stehst,

    wird dir der abweisende Blick

    ihrer verspiegelten Fenster erst richtig bewusst.

     

    Jeden Morgen bist du in den Bau gekrochen,

    hast dein Rückgrat an den Kleiderhaken gehängt,

    nur um Money, der Ameisenkönigin zu dienen.

     

    Heute Nacht schlägst du Löcher in den Asphalt,

    pflanzt Efeu an die Hauswände,

    milderst den falschen Glanz mit seinem Grün.

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  2. geteiltes leid

     

     

    auf dem fluss treiben stämme.

    dein blick klammert sich an sie,

    als wären es strohhalme,

    die dich ans rettende ufer tragen.

     

    auf dem weg liegen blätter.

    der wind hat sie den bäumen

    von den zweigen gerissen.

    jetzt stehen sie frierend am rand.

     

    du trennst deinen umhang in streifen,

    legst sie um ihre kahlen hälse.

    hoffst, dass sie dir einst floß sind,

    wenn du über den jordan gehst.

  3. Den frühen Vogel hatzt die Katz

    (oder schlecht gereimt ist auch lustig)

     

    Wenn Fliegen sich am Fenster paaren

    und Hyazinthen bläulich blühen,

    dann ist es Zeit,

    die langen Unterhosen auszuziehen.

    Die blassen Beine, jedem das seine,

    die wollen Bräune

    und manch üppiges Dekolletee,

    gerade noch weiß wie Schnee,

    rötet sich zart, während der Hase

    in seiner Sasse harrt,

    auf das was kommen mag

    und sei es nur in paralleler Spur

    ein Igel, um mit ihm zu rennen,

    ihn einen lahmen Hoppler zu nennen.

    Auch Hunde sind des Hasen Tod,

    außer es trifft ihn vorher

    des Jägers Schrot, dann ist er töter.

  4. Und die Zeit vergeht

     

     

    Ungeöffnet der Brief in der Laube,

    wo mit keltischen Klängen

    das Leben verwittert.

     

    Post von der grünen Insel,

    die so weit und doch

    einmal Heimat für uns war.

     

    Wind strich übers Langgras,

    Schmetterlinge webten Schleier

    ins rot schimmernde Haar.

     

    Es sind nur Sternbilder geblieben

    von Nächten, in denen wir eins waren,

    Liebende auf kühlem Grund.

     

    Noch höre ich dein Lachen,

    als ich versuchte dich zu haschen

    und doch nicht halten konnte.

     

    Ich pflücke eine Jostabeere vom

    nahen Strauch. Sie schmeckt bittersüß

    wie meine Gedanken.

  5. genau, das ist lyrische Prosa und stellt eine Form "moderner" Lyrik dar, bei der nicht Reim und Metrik im Vordergrund stehen sondern eine komprimierte Bildsprache und eine übertragene Bedeutung. Letztere liegt im Kampf um den ganz alltäglichen Wahnsinn, das Individuum gegen die allmächtige Medizin oder was in der Richtung. :wink:

    Danke für dein Interesse und LG

    Perry

  6. Danke für deine Nachtfargen,

    Die Überschrift wird üblicherweise mit zwei Leerzeilen abgesetzt. Von Fettdruck in lyrischen Texte halte ich nichts.

    "Auf dem Spielplatz" wäre das Naheliegende, brächte aber eine Wortwiederholung mit "auf der Schaukel "(da suche ich auch noch).

    "Zeit fließt über den Rahmen" bezieht sich auf Salvatore Dalis zerfließende Uhren, die er sogar über den Rahmen fließen ließ. Hier bedeuten sie im übertragenen Sinn, soviel wie die Erinnerungen drängen aus der Vergangenheit heraus.

    LG

    Perry

  7. ich kenne den Spruch in der Form: Man ist, was man isst.

    Deine Version ist mir ein wenig zu behauptend, warum sollte man sich selbst nicht richtig einschätzen, oder andere einen nicht richtig einschätzen können. Sicher bleibt immer ein wenig Unbewusstes, aber das kann, muss aber nicht immer positiv sein.

    Ich gratuliere ebenfalls zum 100. Gedicht und LG

    Perry

  8. Hallo Mystic,

    Erinnern ist gespeicherte Zeit, also warum sollte es sie nicht kennen.

    "Ganz nett" hört wohl kein Dichter gern. :wink:

    Was genau hast du an den Dreizeilern auszusetzen?

    LG

    Perry

     

    ------------------------

    Danke für die "Blumen."

    Es freut mich, dass meine Bilder so gut bei dir angekommen sind, auch wenn ich mich im Schlussvers zugegebenermaßen ein wenig im Glanz von Leonardo da Vinci und Salvatore Dali gesonnt habe.

    LG

    Perry

     

    Das kann ruhig in einen Post. Bitte Edit-Funktion nutzen!

    mfg Knigg3, MOD

  9. so recht kann mich dieser Text nicht begeistern.

    Der erste Vers ist überwiegend eine einleitende Erklärung.

    Im zweiten Vers frage ich mich, was ist ein Grolsch. Vermutlich ein reimgezwungenes Kunstwort.

    Im Schlussvers dann ein winziger philosophischer Ansatz mit finde deinen Kreis, aber von welchem Beispiel ist da die Rede,

    das schnell vergeht und welche Relevanz besteht?

    Du siehst für mich zu viele offene Fragen und zu wenig Substantielles.

    LG

    Perry

  10. gemalte zeit

     

     

    im spielplatz der kindheit

    sitzt die liebe auf der schaukel,

    lässt die füße baumeln.

     

    erinnern bricht durchs gebüsch,

    schießt mir einen pfeil

    ins alternde herz.

     

    wir waten durch den bach.

    du, den rock geschürzt.

    ich, nach den säumen schielend.

     

    in der galerie des vergangenen

    hängt dein monalisalächeln,

    zeit fließt über den rahmen.

  11. Verspätung

     

     

    Der Bahnsteig ist voll,

    auf der Anzeige

    verspätete Minuten.

    Kofferkulis sind

    kaum mehr zu haben.

     

    Kopfbahnhöfe

    geben sich ablehnend,

    wenn mehr Züge

    ankommen,

    als abfahren.

     

    Wir treten von einem

    Bein aufs andere.

    Vor den Toiletten

    herrscht ebenfalls

    Gedränge.

  12. Nscho-tschi

     

     

    Diese Nähe

    alles tun zu können,

    was junges Blut begehrt,

    Locken um Finger wickelt.

    Ein unter die Nase

    gehaltenes Necken.

     

    Dieses Verstehen

    so ungesagt,

    dass Unschuld reift,

    wolkig aufsteigt,

    als Rauchzeichen.

    Schöner Tag.

    • Schön 1
  13. zum kuckuck

     

     

    weil man nicht weiß

    was kommen wird,

    ob wünsche wahr werden,

     

    (auf den ruf des kuckucks

    ist auch kein verlass)

     

    zieht es uns nicht heimwärts

    in diesen nächten,

    in denen die lust näher ist,

     

    als die frage,

    wirst du mich auch

    morgen noch mögen.

  14. Im Schlaflabor

     

     

    Die ganze Nacht hörte ich Geräusche. Das Summen

    der Mücken an der Straßenlampe, das Schlagen

    der Kirchturmuhr jede Viertel Stunde. Ich spürte

    den Wind auf der Haut wie er durchs halboffene

    Fenster griff, mir den Schweiß von der Stirn tupfte.

     

    Was sollte es bringen Schlafphasen aufzuzeichnen,

    wenn ich die ganze Zeit wach lag. Ich läutete

    nach der Schwester. Sie brachte Baldriantropfen,

    schenkte mir einen dieser aufmunternden Blicke.

    Danach brachte ich erst recht kein Auge mehr zu.

     

    Den Rezeptoren der Netzhaut entging kein Lichtquant,

    bis ich gegen halb fünf dann doch eingeschlafen war.

  15. Ort mit wenig Einwohnern

     

     

    Wo im einzigen Laden auch die Post verteilt wird

    und die alte Frau auf der Bank in der Sonne sitzt.

    Wo der Junge mit dem Stock das Eisen treibt

    und Mädchenhaare beim Schaukeln hochfliegen.

     

    Wo die Wolken sich am Kirchturm stoßen.

    und der Name auf dem Ortsschild unleserlich ist.

    Wo der Hund die Katze ins Gebüsch jagt

    und die Gänse giftig nach nackten Waden picken.

     

    Da war ich zuhause, bis eines Tages ein Brief kam

    und mich wegholte, zu einer Lehrstelle in der Stadt.

    Die alte Frau winkte, das Eisen trudelte träge aus

    und Marias Zöpfe hingen traurig herab. Ich hab

     

    ihr nie geschrieben.

  16. Papparazzi

     

     

    Sie schleichen nachts

    um Villen in Vorstädten,

    suchen nach Sensationen,

    lugen durch Ritzen in Rollos,

    erspähen Kompromittierendes

    hinter Gardinen.

    Um Reizvolles zu bannen,

    besudeln sie schon mal Privates

    mit voyeuristischem Blick,

    macht das digitale Auge Klick.

     

     

    1. Fassung.

     

    Papparazzi

     

     

    Er schleicht nachts

    um Villen in Vorstädten,

    sucht nach Sensationen,

    lugt durch Ritzen in Rollos,

    erspäht Kompromittierendes

    hinter Gardinen.

    Um Reizvolles zu bannen,

    besudelt er schon mal Privates

    mit voyeuristischem Blick,

    macht das digitale Auge Klick.

     

    Candle in the Wind,

    ist alles was bleibt.

  17. freut mich, dich auch hier unter diesemText zu lesen.

    Schön, dass auch Erinnerungen an diese schwere schöne Zeit hast.

    Einen Zustand/Gegenstand etc. zu personifizieren ist ein ganz normales lyrisches Stilmittel.

    Schade, dass du damit nichts anfangen kannst. Interpunktionsanregungen nehme ich

    übrigens immer gerne an, weil ich da eher aus dem Bauch heraus agiere.

    LG

    Perry

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