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Beteigeuze

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Alle erstellten Inhalte von Beteigeuze

  1. Halllo Carlos! Vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich war und bin derzeit zeitlich etwas eingespannt, daher hat's mit der Antwort etwas gedauert. Ich hoffe, ich komme in nächster Zeit mal wieder mehr dazu, hier zu lesen und zu kommentieren. Es freut mich auf alle Fälle, dass mein Gedicht Eindruck bei Dir hinterlassen hat und Du damit etwas anfangen konntest. Liebe Grüße zurück! Beteigeuze Und auch vielen Dank an Pegasus und Dionysos von Enno für die stillschweigenden Klicks
  2. Rabenwind II Flügel sind in mir Symbol des Geistes: Alles schwingt sich so aus finstren Tiefen auf zu hohen Sonnen; und da kreist es, öffnet Wünsche aus den alten Briefen. Liebe! Irre Hoffnung! Illusionen! Singt die süßen Weisen den Gesichtern, deren Blicke über Tälern thronen, in dem Traum aus längst verloschnen Lichtern. Alles Fragen, wozu sie geworden sind, ist ein Flüstern im Wehen aus Rabenwind. In der Finsternis entglühen Schwaden voll verseuchten Glückes, das sie weben, schließen einen Pakt für Myriaden, schwörn dem Schönen Rache für das Leben. Fäulnis kriecht als Sehnsucht aus dem Schlunde jener Macht, die uns den Regenbogen, als ein Zauber falscher froher Kunde, voller Hohn gemein ins Herz gelogen. Ihre Lügen, die unserer Seele Kind, sind ein Flüstern im Wehen aus Rabenwind. Wüten! Tanzende Dämonenleiber! Symphonie des Wahnsinns! Sieg des Kranken! Untergang, heißt es im Buch der Schreiber, bringt im Wort die Welt ins Wanken. Alles in uns schweigt sich hin zur Leere, tönt dem Chaos dumpf und tot entgegen und versteht nicht jenes darin Schwere, was uns göttlich wäre und ein Segen. Jenes Suchen, was eröffnet, wofür wir blind, ist bloß Flüstern im Wehen aus Rabenwind. © Sascha Besier
  3. Hallo Onkie! Vielen lieben Dank für die Rückmeldung! Es gibt nichts Besseres als der Moment, in dem die Poesie aus dem Leben ins eigene Innere tritt und von dort wieder heraus Gedicht wird. Ich hatte das Glück, dass gerade letztes Jahr etliche Werke so entstanden sind. LG Beteigeuze
  4. Beteigeuze

    DU ÜBERALL

    Hallo Redmoon, ich habe mich nicht „vor den Autor geworfen“, sondern lediglich unrichtige Aussagen korrigiert und eine andere Sichtweise dargelegt (was übrigens meine einzige Motivation dabei war). Und die Aussage, dass ein Satz nicht in einem Vers enden SOLL, ist eben keine Äußerung einer Meinung. Eine Meinung äußert man anders. Dann gibt es im Gedicht Enjambements, die Du als solche nicht sehen wolltest, daher der Link mit der Erläuterung aus Wiki (den ich anhand der Forenregeln als Hilfestellungsverweis gesehen hatte, aber sei’s drum). Dass Du das nun als persönliche Beleidung auffasst, ist Deine Sache. Wenn Du weißt, was es ist, wieso hast Du dann so getan, als wären keine vorhanden? Ja, ich verstehe schon, Du wolltest sagen, dass FÜR DICH die im Gedicht gesetzten Enjambements nicht gelten – warum auch immer. Doch bleibt es ein erlaubtes Stilmittel, da gibt’s kein Soll-nicht-sein etc. Ich habe auch dargelegt, warum ich hier gerade keinen Selbstzweck sehe. Und selbst wenn’s nicht inhaltlich begründet wäre, kann man so etwas auch immer melodisch begründen. Deine Ausführungen, von wegen, Du hättest nichts von „nicht dürfen“ gesagt, sondern von „sollen“ gesprochen, sind letztlich nur Haarspalterei, um Deine Argumentation zu retten. Denn hättest Du einfach eine Meinung darlegen wollen, hättest Du Dinge wie „meiner Ansicht nach“ etc. angefügt. Du hast aber ganz klar formuliert, dass etwas sein soll. Warum stehst Du nicht dazu? Um Deine Aussage zu retten, führst Du jetzt sogar an, dass die Gedichte großer, anerkannter Dichter, die solche Dinge enthalten, wahrscheinlich schlecht sind („Wenn man eine Weile sucht wird man auch immer schlechte Beispiele großer Namen finden, dies ist kein Geheimnis.“). Na, so kann man auch umgehen, dass man vielleicht im Irrtum ist, oder?! Versteh mich nicht falsch, ich will gar nicht sagen, jedes Werk eines anerkannten Dichters wäre ein Meisterwerk, aber so banal über Stilmittel hinwegzufegen, empfinde ich als bemerkenswert. Bemerkenswert ist auch folgender Satz: Jetzt gerade ist der Zeitpunkt, wo ich das erste Mal persönlich berührt werde, weil ich so einen Quark lesen muss. Ich war in meinen Ausführungen stets bei der Sache. Welchen Trick versuchst Du hiermit also?! Du wirst nicht einen Satz in den zwei Kommentaren von mir finden, der Deine Behauptung unterstützt. Ich könnte an dieser Stelle auch psychologisieren, aber ich habe keine Lust auf so etwas. Ich habe schon jetzt mehr Zeit dafür aufgewandt als ich eigentlich wollte. Nebenbei: Ich wollte Dich niemals von irgendeiner (oder gar meiner) Meinung überzeugen. Ich wollte lediglich Deine starren Aussagen in punkto Satzende im Vers korrigieren. Deine Meinung dazu sollst du ja behalten, nur sie eben nicht als mehr als eine Meinung verkaufen (siehe Begriffe wie „sollen“). Und Rilke in der Hauptsache als „lyrische Prosa“ einzuordnen … Was soll ich dazu noch sagen?! Und damit bin ich auch raus aus dem Thema. Noch verständlicher kann ich mich nicht machen. LG Beteigeuze
  5. Beteigeuze

    DU ÜBERALL

    Hallo Redmoon! Ich sehe nicht, dass ich Jenno verboten habe, sich zu äußern. Genauso, wie Du es für angebracht hältst, konstruktive Kritik zu äußern, halte ich es für angebracht, falsche Aussagen richtigzustellen. Und dass ein Satz nicht in einem Vers enden darf, ist z.B. eine falsche Behauptung. Ich habe auch nicht behauptet, dass lyrische Sprache automatisch zu einem Gedicht führt, sondern ich setzte der Aussage, hier handele es sich um eine prosaische Miniatur, entgegen, dass dem eben nicht so ist, weil die Sprache überhaupt nicht prosaisch ist. Beides sind zwei völlig unterschiedliche Aussagen. Speziell zu diesem Werk habe ich mich geäußert und gesagt, dass es absolut ein Gedicht ist. Das mache ich aber nicht an der Sprache allein fest, doch ist sie zunächst einmal der wichtigste Bestandteil. Ein Enjambement ist sogar gleich mehrfach hier vertreten. Siehe Wiki: mod=redmoonLink aufgrund des Verstoßes gegen die Forenregeln entfernt. Ich z.B. sehe in den versübergreifenden Sätzen durchaus nicht nur Selbstzweck. Ich führte das auch in meinem Kommentar aus, könnte auch - wenn gewünscht - noch weiter darauf eingehen. Somit setze ich lediglich Deiner konstruktiven Aussage meine entgegen, weil ich der Meinung bin, dass Du hier nicht richtig hingesehen hast und damit der Schreiber sieht, dass es durchaus vielfältig gesehen werden kann. Es bleibt ihm ja überlassen, ob er es so wie Du oder wie ich sehen möchte. Es ist eine Sache, Redmoon, Behauptungen aufzustellen, wie etwas sein muss oder was etwas ist, oder einfach nur seine Ansicht darzulegen. Sprich: Ich kann jemandem Anregungen geben, wie er seine Kunst verbessern, wie er an sich arbeiten kann, ja. Es ist aber etwas völlig anderes, einfach zu behaupten, etwas darf so nicht sein, weil ich es so sehen möchte. Denn solche Regeln für Verse, wie Du sie darstellst, gibt es nicht. Ich könnte dazu aus meiner umfangreichen Lyriksammlung gleich zig Beispiele unterschiedlicher Dichter heraussuchen, die das Gegenteil beweisen. Es ist also alles gut. Niemand hat etwas dagegen, wenn Du konstruktive Kritik äußerst - ich auch nicht. Lebe aber damit, dass auch ein anderer Dir dann widerspricht, ganz so wie der Autor mit der Kritik leben muss. Sieh es nicht als Angriff auf Deine Kritik oder gar Dich, sondern nimm es als Korrektur Deiner Aussage oder einen anderen Blickwinkel an. Ansonsten kann ich in punkto Kritik und Kunst nur jedem die "Briefe an einen jungen Dichter" aus dem Briefwechselnachlass von Rainer Maria Rilke ans Herz legen. Ich glaube, das sollten viel mehr Aktive in Lyrikforen mal lesen, seien sie nun Schreiber, Kritiker oder beides. LG Beteigeuze
  6. Hallo Karlo! "Bei jedem nochmaligen Lesen" ist besonders schön. Denn ich sehe darin ein besonderes Kompliment, dass jemand ein Werk mehr als einmal liest und nicht die Spannung und Erfahrung gleich beim ersten Mal in kompleter Tiefe fassbar sind. Wenn so etwas gelingt, ist es schön. Ich danke Dir! LG Beteigeuze
  7. Beteigeuze

    DU ÜBERALL

    Hallo Jenno (und auch an Redmoon als Kommentator)! Tatsächlich ist dies absolut ein wirkliches Gedicht, ganz jenseits von Prosa. Die Lyrik macht sich nicht anhand der Länge der Sätze fest, sondern an der Sprache selbst. Und hier kann man nun wirklich nicht von Prosa sprechen. Wie viele Meistergedichte gibt es, in denen die Satzlänge sogar über die Strophe hinausgeht, ja manchmal sogar das gesamte Gedicht umfasst?! Wäre das ein Maßstab für Lyrik, dann müsste man wohl unzählige lyrische Werke nicht mehr also solche nennen dürfen. Ebenso steht nirgendwo geschrieben, dass ein Satz nicht mitten im Vers enden darf. Hierfür gibt es nicht minder unzählige Beispiele. Gerade auch dann, wenn man das Stilmittel des Enjambements bedenkt. Da es sich hier um kein Reimgedicht handelt, wäre es sogar höchst einfach gewesen, ein ungewolltes Satzende im Vers zu vermeiden. Im Gegenteil finde ich es hier sogar ein gelungenes Stilmittel, den Übergang zum jeweiligen nächsten Abschnitt übergreifend zu gestalten. Es gibt dem Du-überall-Gefühl und den ziehenden Gedanken damit einen Rahmen. Tatsächlich sind einzig die vereinzelten "Kieselsteine" vielleicht nicht ganz so glücklich dabei. Das Wichtigste hierbei, nämlich Inhalt in Verbindung mit der Sprache, empfinde ich als wirklich gut gelungen. Es ist Poesie darin, die ihr Geheimnis transportiert und den Moment des Gefühls ausdrückt, nicht etwa auf erzählerische Art, sondern lyrisch. LG Beteigeuze
  8. So will ich jetzt in Sommer übertreten … So will ich jetzt in Sommer übertreten, wo ferne Wälder sich in mich versenken und ihre Wipfel alles in mir denken, was Sonne ist, was heilig in Gebeten: Erwachse aus der Erde zum Propheten der Liebe, um dich Liebenden zu schenken. Da löst sich all mein Wünschen aus mir los, befreit die Sommerwinde aus dem Müssen, macht alles Möglichsein in ihnen groß und lässt sie so das Leben in mir küssen. Es wird die Hingabe zu einem Floß, erfüllt sich in der Sommer Schoß und treibt in Liebe hin auf ihren Flüssen. © Sascha Besier
  9. Beteigeuze

    Auf einmal ...

    Hallo babak! So kann man es auch sehen. Sehr interessant. Danke schön :-) LG, Beteigeuze
  10. Beteigeuze

    Auf einmal ...

    Hallo Ingenuus! Freut mich, dass Du es mitfühlen konntest. Ja, "sternen" ist dabei ganz wichtig :wink: LG Beteigeuze Hallo Karlo! Welch schöne Antwort Du dazu geschrieben hast. Danke schön. Und, ja, Poesie ist Fühlen. LG Beteigeuze
  11. Beteigeuze

    Auf einmal ...

    Auf einmal … Auf einmal bist es du. Mit allem Schönen aus Heimat, dem ewig in mir Fernen als ein Fürimmerdein die Stirn zu krönen, bist du das Herz in mir, und aus mir sternen Gesänge voller Aufbruch, Weite lernen und tief darin ein In-sich-selbst-Versöhnen. Auf einmal sind es wir. Es ist Erkennen, wie groß es ist selbst nur an dir zu stranden, um Meere in sich mit dir zu benennen, als anderswo ganz einfach nur zu landen, wo Sehnsuchtswogen ungelebt versanden anstatt als Flammenwellen aus mir brennen. Auf einmal bin ich ich und dann in allem, was ich tu, bin ich auf einmal du. © Sascha Besier
  12. Beteigeuze

    Unsichtbar

    Hallo Karlo! Es ist schon erstaunlich, wie Poesie im Grunde scheinbar einfache Vorgänge in Geheimnisse zu verwandeln weiß. Aber das muss sie auch, denn diese einfachen Vorgänge sind es eben nur dem Anschein nach. Ich werde aber einen Teufel tun und hier erzählen, was ich ausdrücken wollte, was in mir vorging und warum ich das Gedicht schrieb. Zu oft beraubt man Gedichte ihres Mysteriums :-) Es ist sowieso viel wichtiger, was der Leser dabei erfährt. Und Du hast Dich, wenn ich es richtig sehe, mitreißen lassen. Was könnte schöner sein für den Schreiber? Lieber Gruß Beteigeuze
  13. Beteigeuze

    der leuchtturmwärter

    Hallo Mischa! Deinen Leuchtturmwärter finde ich besonders großartig. Es wird so vieles angerissen, ist manchmal scheinbar unzusammenhängend, hat dann aber doch etwas von einer Art eigenen Kosmologie, die sich darin entwickelt. Und das ist etwas Besonderes, wie ich finde. Man merkt, wie Du dich zwar von den Eindrücken hast mitreißen lassen, sie sich dabei trotzdem in Dir geordnet haben. Und obwohl im Abschnitt vor dem Schluss ein "es wird alles gut" steht, trägt der Schluss doch eine Art melancholisches Geheimnis aus Vergänglichkeit und Fremde in sich. Da er aber nicht wertet, bleibt die Wirkung dabei im Leser und kann so in jedem anders sein. Lieber Gruß Beteigeuze
  14. Hallo Wolf! Ein sehr später Dank für Deine Rückmeldung! Entweder hatte ich damals keine Benachrichtigungsmail erhalten oder war einfach zu sehr anderweitig beschäftigt. Freut mich, dass Du mitgereist bist. Liebe Grüße Beteigeuze
  15. Beteigeuze

    Unsichtbar

    Unsichtbar Ich seh die Dinge in mir schreiten, wie lächelnd alles von dem Früher lässt; die vollen werden leere Seiten, zu meinen werden alle Zeiten, denn du machst meine Welt zum Fest. Ich werde Tanz und bin das Funkeln für fremde Augen, manchmal nur aus Licht. Und alles Schwere wird mein Dunkeln, selbst wenn’s dem Traum die Sterne munkeln: Du bist vielleicht in allem das Gesicht, doch wir, wir sehn dich nicht. © Sascha Besier
  16. Das ist schön eingefangen. Und es erinnert mich an ein Bonmot von mir, dass ich nur deshalb so bezeichne, weil ich mir mal was, das ich gesagt habe, tatsächlich gemerkt und aufgeschrieben habe: Die Dinge, die ich in meiner Jugend getan habe, bereue ich nicht. Nicht einmal die sinnvollen. :mrgreen: So habe ich es übrigens bis heute gehalten. Lieber Gruß Beteigeuze
  17. Beteigeuze

    Die Rose

    Hallo Mischa! Ja, der Sommer war erlebnisreich. So auch bei mir. Spannendes Jahr für mich, dieses 2013 :-) Das letzte Jahr, dachte ich, könnte nicht mehr getoppt werden, ist aber nun mit Leichtigkeit in die Tasche gesteckt worden. Ein bisschen war es manchmal so, wie in diesem Gedicht hier, so als hätte ich es vorausschauend geschrieben. Welchen Gedichtband von mir empfehle ich? Spontan und überzeugt würde ich immer meinen zweiten Die Suche nach Xanadu nennen. Denn hier war ich schon weiter entwickelt, habe auch nur Werke aus eben der Zeit, in der ich mich zu einem bestimmten Punkt entwickelt habe, hineingenommen. Außerdem habe ich dort alles sehr bewusst eingeteilt und zusammengestellt. In meinem ersten Band Rabenwind sind dafür etliche Werke aus früheren, teilweise Entwicklungsjahren drin. Manche davon würde ich lieber streichen :mrgreen: Und doch gehören sie dazu. Zu diesem Band kam ich sehr spontan, dachte gar nicht, ein Buch herauszubringen und wurde vom Angebot einer Dichterkollegin, mir diesen zu finanzieren, überrascht. Daher wurde daraus ganz konzeptlos einfach ein Querschnitt meines bis dato vorzeigbaren Schaffens. Es ist dabei die Frage, was Dich eher interessiert :wink: Ich danke Dir für Dein Interesse und vor allem für Deine immer interessanten Gedanken. Liebe Grüße Beteigeuze
  18. Beteigeuze

    Die Rose

    @Karlo Irgendwie finde ich das gerade schön, dass da jemand sagt, auch wenn er nicht mitreden könne, genieße er die Unterhaltung :-) Auch das ist viel wert, wie ich finde. @Mischa Hallo Mischa! Leider habe ich erst heute per Zufall gesehen, dass hier neue Kommentare stehen. Aus irgendeinem Grund wurde ich nicht benachrichtigt. Zwischenzeitlich habe ich einen neuen PC gekauft und alles installiert, keine Ahnung, ob da ein Zusammenhang besteht. Normalerweise kann das aber nicht sein. Egal, ich bin ja nochmal hier reingestolpert :-) Ich kenne ein recht ähnliches Gefühl, was Texte aus der Jugend betrifft. Allerdings unterscheidet es sich darin, dass ich es nicht so empfinde, dass ich demgegenüber heutzutage etwas verloren hätte, vielmehr bin ich teilweise erstaunt, wie früh ich da schon Dinge herausschrieb, die ich glaubte, erst viel später entdeckt zu haben. Es gibt in älteren Texten immer wieder mal (für mich) Perlen, die ich wohl mein Leben lang gut finden werde. Meist sehe ich aber die aktuellen Werke immer als besser an. Ich verstehe aber dennoch durchaus, was Du meinst und warum es Dir mit Deinen eigenen Werken so geht.Warum ich, was mein eigenes Schreiben betrifft, es anders empfinde, weiß ich nicht. Möglicherweise haben wir beide unterschiedliche Herangehensweisen, wenn wir ans Werk gehen :-) Die von Dir genannten Werke habe ich bereits gelesen. Da sie eine gewisse Länge haben, dabei aber nicht prosaisch sind, wollte ich keine Spontanantwort schreiben. Ich dachte, wenn ich etwas mehr Zeit habe, widme ich mich einer Antwort. Bisher kam mir aber dann meist unsere Unterhaltung in die Quere ;-) und noch viel mehr Zeit im Internet verbringen, mag ich nicht. Doch es steht ja alles da und geht vorerst nicht verloren. Bis dahin und liebe Grüße Beteigeuze
  19. Beteigeuze

    Die Rose

    Hallo Mischa! Den Spaziergang habe ich nicht allein zu verantworten, er ergab sich ebenso aus Deinen Gedanken und Deiner Offenheit :-) Was Du über das bis auf den Grund ziehen lassen schreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass jeder Dichter (oder sonstige Künstler) gerade diese Eigenschaft besitzt, ja, durch sie überhaupt erst seine Fähigkeit, weiter zu gehen als andere, ausprägt. Somit ist es, denke ich, die Möglichkeit, die Poesie im Leben (oder Universum) zu erkennen. Ob man dann ein düsterer Melancholiker wird oder zum Lebensbejaher, hängt von der eigenen Persönlichkeit ab und wie man sie entwickelt. Oder ob man sogar beides zulassen kann. Das ist übrigens ein sehr interessanter Punkt. Wenn ich beispielsweise Rilkes Gedichte lese, so meine ich zu erkennen, dass er zu jener Sorte gehörte, die gerne in beiden Seiten aufgehen. Und genau deshalb stimmt es auch, dass man nur dann eine Art von Glück erfährt, wenn man es versteht, man selbst zu sein. Klingt wahrscheinlich für die meisten Menschen sehr einfach und wie ein niedrig gestecktes Ziel, doch wie überrascht wären sie, würden sie erkennen, wie wenige wirklich sich selbst leben und annehmen. Erkennt man das, kommt man zu dem, was Du z.B. von Dir schriebst: Das ist nun ein Brocken zitierter Text, aber ich finde es wunderbar, dies zu lesen. Ich kann es nämlich verdammt gut verstehen und sagen, dass ich es genau so empfinde. Besonders spannend sind die Projektionen anderer in das Selbst ihres (in meinem Fall in mich) Gegenübers. Und wie oft denke ich: Ja, das ist ein Teil von mir, aber nicht wirklich ich. Gerade dieser beste Freund von mir, mit dem ich schließlich seit 1984 befreundet bin, der nun wirklich alles an mir hätte sehen können und erlebt hat, ja, selbst er sieht nur das, was er gerne projizieren möchte, einfach, weil er mich so braucht, wie er mich sieht. Und jeder, der in seiner eigenen Haut steckt, sieht so unendlich viel mehr (sofern er über sich nachdenkt); doch trotzdem macht es die Sache, zu erkennen, wer man ist, nicht einfacher, sondern zunächst einmal schwieriger. Das ist genau der Punkt, weshalb ich weiter oben sagte, dass man selbst zu sein, eine nicht leichte Sache ist. Als ich anfing, mein poetisches Schreiben ernster zu nehmen, begann ich damit, mein Ich und mein Leben als Mythos zu symbolisieren. So entstand das, was ich Kriegerpoesie nannte/nenne. Ich nahm also meine Erkenntnisse oder Lebensereignisse und machte aus ihnen mythische Geschichten, die als Symbol für etwas in mir oder von mir Erlebtes standen. Das war im Grunde also das, was man im Symbolismus versuchte. Nur tat ich dies nicht bewusst so, um etwa sagen zu können „Ich bin Symbolist“, sondern ich merkte, dass es ein unheimlich guter Weg war, sich anders als psychologisch zu entdecken. Ich behaupte heute noch, dass man auf diese Weise wesentlich bessere Kräfte in sich wecken kann, als es jede Psychoanalyse vermag. Aber vielleicht trifft das auch nur auf mich persönlich zu :-) Wie dem auch sei, es ist zumindest der weit schönere Weg des Entdeckens. Ja, und auf einmal wurde diese Vorstufe des Symbolismus größer, weil sie ein größeres Verständnis für alles andere weckte und auch (so jedenfalls in mir) das Spontane des Expressionismus‘ zuließ. Auf die Art wurden meine – für viele wohl – kryptischen Gedichte geboren. Interessant ist die Frage, die mir z.B. (neben vielen anderen) mein bester Freund stellt, warum ich so schreibe, ob ich mit Absicht nicht verstanden werden will. Dem ist natürlich nicht so. Vielmehr glaube ich, nur so verstanden werden zu können. Ich glaube nämlich, jede Art der herkömmlichen Herangehensweise der Sprache birgt genauso viele Möglichkeiten des Missverstehens. Auf den ersten Blick mag der prosaische Versuch, die Dinge zu beschreiben, der leichtere Weg sein, der verständlichere. Will ich aber darauf hinaus, dass mein Gegenüber seine eigene Reise bei dieser Beschreibung erlebt, ohne dass ich es gänzlich bei der Hand nehme, sondern es nur in eine bestimmte Welt schubse, sieht die Sache anders aus. Daraus kann die Interpretation eines Gedichtes eine völlig andere Wendung nehmen, als ich sie selbst hineingelegt habe, aber immer habe ich etwas von dem erkannt, was ich sagen wollte. Doch erfahre ich auf die Art viel mehr über den Anderen. Natürlich nur, wenn mir dieser Andere mitteilt, was er beim Lesen meines Gedichtes erfährt. Das ist die Art, auf die ich verstanden werden will. Ich hoffe, das ist irgendwie nachvollziehbar erklärt. Oder wie ich selbst mal es kommentierte: Man könnte auch sagen: Während andere ihre Gedichte anlegen, dass sie eine Zugreise exakt beschreiben, um ihren Leser das erleben zu lassen, was sie wollen, bin ich eher derjenige, der die Gleise für diesen Zug auslegt und somit die Route festlegt. Ich gebe also das Erlebnis vor, die Bahn, in die es läuft, überlasse dabei jedoch das Erleben selbst dem anderen. Dadurch kann ein Wiedergeben dieses Erlebnisses abweichen, wobei dennoch klar ist, dass wir auf derselben Strecke gereist sind. Der Grund, dies so zu tun, liegt darin, dass ich sowieso nicht glaube, man könne das eigene Reiseerlebnis tatsächlich in den Leser transportieren. Immer wird er auch selbst bei sich sein. Warum also nicht gleich dabei bleiben? :-) Und was Mallarmé betrifft: Ja, das hat er, denke ich, geahnt. Was er auch geahnt und damit gemeint hat ist, dass die Menschen über das sich damals verbreitende Medium Zeitung andere Lesegewohnheiten entwickeln. Sie würden verlernen, richtig zu lesen, weil man es ihnen mit solchen Texten zu leicht mache (was wirklich nur sehr grob und oberflächlich widergibt, was Mallarmé dazu äußerte). Und wenn ich jetzt dabei an das denke, was ich weiter oben über mein eigenes Schreiben erklärte, ergibt das für mich sogar Sinn, was der olle Franzose :-) erzählte. Vielen Dank auch Dir für diese vielen Gedanken und den Austausch! Vergleichbares hat man im Internet nicht allzu oft. Und Dir auch nicht minder alles Gute :-) Beteigeuze
  20. Beteigeuze

    Die Rose

    Hallo Mischa! Um es mir einfacher zu machen, gehe ich einfach wieder der Reihe nach auf ein paar Punkte ein, die Du geschrieben hast :-) Ähnliche Antworten höre/lese ich oft auch im Zusammenhang mit Poet oder Dichter sein. Egal wie herum man es dreht, warum sollte man sich nicht trauen, sich als das zu benennen, was man empfindet zu sein? Warum dieser Drang zur Bescheidung/Bescheidenheit in dieser Sache? Weil man glaubt, da sind doch so viele Große vorausgegangen, mit denen man sich unmöglich glaubt in eine Reihe stellen zu können? Ich weiß nicht. Zunächst einmal sage ich ganz persönlich, als was ich mich empfinde. Ich würde ja auch sagen, wenn ich Architekt wäre, dass ich das bin, selbst wenn es welche gab, die für die Sixtinische Kapelle verantwortlich waren und ich „nur“ für Hochhäuser. Ich glaube, diese Ehrfurcht vor solchen Begriffen ist nicht unbedingt angebracht. Außerdem: wer weiß denn schon, wie viele unbekannte Philosophen und Dichter es gab, die locker hätten mit den Großen mithalten können? Oftmals sind ja selbst diese erst posthum zu dem gemacht worden, was sie sind und haben sich während ihrer Lebenszeit sicher nicht so gefühlt. Aber wie Dichter (oder Philosophen) werden sie sich gewiss gefühlt haben, selbst jene, die auch damit haderten, sich so zu benennen. Wenn ich also bereits mit fünf Jahren anfing, ethische Prinzipien zu entwickeln, nach denen ich mich richte, und seitdem fortlaufend mich mehr und mehr erforsche, das Leben selbst erforsche, seine Konzepte u.v.m. was bin ich denn dann sonst? Wie alle andern? Hier brauche ich mich nur tagtäglich umzuschauen, um anhand der anderen Menschen zu sehen, dass ich wohl kaum so bin. Und intelligent, wie das Universum nun mal eingerichtet ist, sind auch nicht alle andern so wie ich ;-) Wenn ich Dich hier richtig verstehe, willst Du sagen, Leidenschaft gäbe es, weil es die Kehrseite Verzweiflung gibt? Dass sich also in ihr ein Lebenswille ausspricht – in unserem Beispiel zur Poesie hin –, der dieser Verzweiflung trotzt, den man aber nicht wirklich mit Poesie verwechseln sollte? Wenn ja, ist es ein interessanter Gedankengang. Allerdings hängt auch das stark davon ab, wie man selbst veranlagt ist und welchen Ursprung denn die eigene Leidenschaft hat. Meine z.B. fußt auf der Liebe. Ich bin tatsächlich ein sehr positiver Mensch, ohne deshalb für das Leid in der Welt blind zu sein. Wie das zusammengeht bedürfte einer philosophischen Ausführung, die an dieser Stelle zu weit führen würde. Deshalb kann ich Dir nur zustimmen, dass Poesie auch dann wäre, gelänge es allen Menschen Frieden zu finden, denn davon ist sie nicht abhängig. Nichtsdestotrotz ist sie auch im sogenannten Dunklen, Hässlichen, Alltäglichen oder Bösen zu finden. Und wenn ich mit Leidenschaft versuche, sie aus mir herauszuschreiben, so ist es die Liebe zu ihr, die Liebe zum Leben und Vergehen, zum Universum (was auch immer), die in mir diese Leidenschaft nährt. Es hat schon etwas „Mönchisches“ (um es im Kontext von Rilke zu sagen), sich der Poesie zu widmen. Etwas anderes ist es, einfach nur gerne zu schreiben. Das ist auch der Grund, warum man Poet sein kann, ohne je etwas zu schreiben, zu malen o.ä. Trotzdem will es auch aus solchen Menschen heraus. Hier sind wir bei meinem besten Freund, von dem ich vorher sprach, der genau so ein Mensch ist. Er lässt das auch heraus, aber eben „nur“ in Form seiner Gedanken zum Leben, die er ganz besonders in Gesprächen mit mir äußert, ja, mich sogar fast braucht, um überhaupt mit jemandem das ausleben zu können. Denn er hat keinerlei Schreib- oder sonstige sogenannte Kunstbegabung. Sehr spannend. Deshalb kann ich auch Deinen anderen Gedanken zur Poesie nur zustimmen. Aus diesem Grund mache ich auch das, was ich mache. Mir wurde gerne mal gesagt: „Wenn Du/Sie doch mal ein bisschen so schreiben, ein bisschen anders, ein bisschen verständlicher, ein bisschen was von hier und da nehmen würden, dann könntest Du/könnten Sie vielleicht auch davon leben.“ Aber dann würde ich aus meiner Poesie ja genau das machen, was ich im Büro schon tue. Wofür sollte ich sie dann noch ausüben? Dann doch lieber gleich meine Energie vollauf in mein berufliches Vorankommen stecken, anstatt mich mühsam um schriftstellerisch kommerziellen Erfolg zu bemühen. Wo bliebe da die Liebe zur Poesie? Natürlich haben manche das Glück, dass dies Hand in Hand geht. Es gibt Momente, da fände ich es schön, wenn es bei mir so wäre. Dann gibt es die anderen Momente, in denen ich genau davor Angst hätte. Denn: Was würde das aus mir machen? Ich müsste dann doch den Regeln dieses Spiels gehorchen, um auch erfolgreich bleiben zu können. Manchen gelingt es dennoch, erfolgreich zu bleiben, ohne die Regeln des Spiels zu beachten. Ein Patrick Süskind z.B. schafft es, mit seiner Literatur erfolgreich zu sein, künstlerisch weitgehend ehrbar zu bleiben, aber trotzdem nirgendwo auf irgendwelchen Literaturbühnen der Medienlandschaft präsent zu sein. Er entzieht sich einfach und lebt dennoch davon. Großartig, so hätte ich es auch gerne :-) Aber das kann man nicht steuern, so etwas ergibt sich. Was Deine Gedanken zum Poeten und Realisten in Dir betrifft: Das sind alles Dinge, die ich verstehe. Einen Gedanken habe ich aber dennoch dazu. Speziell darum geht es. Ich kenne diesen Hader mit den Fähigkeiten, die man hat oder nicht ebenfalls. Da ich aber tatsächlich zu jenen gehöre, die verschiedene Philosophen lesen und deren Gedanken auf eklektische Art zu einem neuen Ganzen verbinden können, ja sogar feststellen musste, dass sehr viele Gedanken dieser Philosophen bereits von mir gedacht oder in Gesprächen mit meinem besten Freund gesponnen wurden, traue ich dann doch durchaus meinen Fähigkeiten. Ich bemerkte dies beispielsweise auch im Alltagsleben, wo ich in Schulungen, Ausbildungen etc. niemals für irgendwelche Prüfungen gelernt habe, nicht einmal für Abschlussprüfungen. Trotzdem habe ich sie bestanden. Sogar gut bis manchmal sehr gut. Sicher, hätte ich doch gelernt, wäre ich wahrscheinlich immer zu einem Sehr gut gelangt, aber das war mir schon immer egal. (Ich lese übrigens trotzdem genauso gerne Asterix ;-)) Irgendwann also kam ich dahinter, dass ich nicht etwa deshalb kein Welt-aus-den-Angeln-Heber bin, weil mir das Wissen fehlt. Was die Fähigkeiten dazu angeht, lässt sich das ohne Erprobung schwer sagen. Was mir aber garantiert fehlt, sind die Ambitionen. Kurioserweise bin ich trotzdem im Leben oft in eine Art Anführerrolle gedrängt worden. Ich wollte sie aber niemals haben. Auch jetzt bin ich Betriebsratsvorsitzender, obwohl ich das nie sein wollte. Gut, in den Betriebsrat bin ich gegangen, weil ich durchaus Interesse daran habe, etwas in meinem direkten Umfeld zu gestalten. Ich bin wohl so ein Typ, der dann einspringt, wenn er um sich herum sieht, dass es keinen gibt, der sich einsetzen will, der kämpfen kann oder will, der die Anlagen hat etc. Sobald ich jemanden erkenne, der das übernehmen kann, bin ich weg :-) Ich liebe es eher, ein kleines Leben zu führen, bescheiden zu bleiben und möglichst wenig Macht auszuüben. Manch einer würde das wohl Feigheit nennen. Da ich aber häufig die Erfahrung gemacht habe, der einzige zu sein, der sich für etwas einsetzt, wo alle andern schweigen, weiß ich nicht, ob man es so einfach darauf reduzieren kann. Ich denke vielmehr, es liegt an meiner Sicht des Lebens und der Welt, dass ich meine Macht gerne auf mich und mein Leben beschränke und bestenfalls dann nutze, wenn ich das Gefühl habe, ich kann anderen damit helfen. Wie viel Unheil ist schließlich daraus entstanden, dass jemand mit aller Macht versuchte, der Welt seinen Willen aufzuzwingen, selbst wenn es gut gemeint war. Aber ich schweife ab, das ist auch schon wieder so ein Philosophenthema, was viel weiter ausgeführt werden müsste :-) Nur so viel: Ich bin mit meiner Methode, Poesie und Realität in Einklang zu bringen recht zufrieden. Ich merke, wie der Poet in mir Einfluss auf mein reales (kleines) Leben hat. Und das ist gut. Freilich arbeite auch ich stets daran, hierin besser zu werden, weil ich denke, es liegt Harmonie darin. Ich will die Welt nicht ändern, ich will mich ändern, um so meinen Teil beizutragen. Wenn daraus eine Inspiration für andere entsteht, wodurch ich dann doch einen Teil der Welt ändere (was manchmal gelingt), ist das umso schöner, weil es nicht aus Machtgedanken heraus entstanden ist. Du siehst, bei all meiner Liebe zu den metaphysischen Dingen in der Philosophie, nutze ich sie am liebsten als praktische, angewandte und dem Leben nützliche Kraft. Ein abschließendes Ja hierzu :-) Was die Empfehlung für poetologische Schriften angeht: Edgar Allan Poe: Die Methode der Komposition. Überhaupt ist Poe ja der Wegbereiter des Symbolismus, da sich alle Symbolisten nur allzu gerne auf ihn beziehen, ohne dass Poe diese Bezeichnung je gebraucht hätte. Rainer Maria Rilke: alle seine Briefe, denn darin offenbart er viel von dem, wie er schreibt und auf welche Weise er zu seinem Schreiben gelangt. Man könnte hier speziell die Briefe an einen jungen Dichter nennen. Oder natürlich, um nicht alle anderen je von ihm geschriebenen Briefe lesen zu müssen, sondern nur die wichtigen Essenzen zu Themengebieten zusammengefasst, die Bücher des Insel Verlags: Du mußt dein Leben ändern, Die Verwandlung der Welt ins Herrliche, Es gibt nur – die Liebe, Der göttliche Trost ist im Menschlichen, Denn Bleiben ist nirgends Stéphane Mallarmé: Die zweisprachige Ausgabe seiner sämtlichen Werke. Hierin sind Aufsätze von ihm selbst enthalten, aber auch sich direkt darauf beziehende Sekundäraussätze (die aber gut sind). Mallarmé ist jedenfalls ein guter Schlüssel, um den Symbolismus nachzuvollziehen. Daneben natürlich noch (um bei den Franzosen zu bleiben): Verlaine, Baudelaire, Rimbaud Ansonsten enthalten grundsätzlich alle Briefe von Dichtern unheimlich viel Aufschlussreiches. Hugo von Hofmannsthal hat auch sehr schöne poetologische Aufsätze geschrieben. Und natürlich lernt und erlebt man auch viel aus den Gedichten selbst. Sofern man sie nicht nur liest, sondern versucht zu erleben. Mallarmé schrieb z.B.: Poesie ist nicht nur die Kunst des Schreibens, sondern auch des Lesens :-) Liebe Grüße Beteigeuze
  21. Beteigeuze

    Die Rose

    Hallo Mischa! Das ist ja mal ein schöner gehaltvoller Beitrag an Gedankengängen. Das freut mich. Und deshalb musste meine Antwort erst einmal ein bisschen auf sich warten lassen, da ich in Ruhe darauf eingehen wollte. Zunächst: Nach herkömmlicher Definition bin ich kein professioneller Schreiber, denn das hieße ja, ich könnte allein vom Schreiben leben. Ich muss einem Beruf nachgehen, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, ergo bin auch ich ein Dilettant. Und ich kenne die eigentliche Bedeutung des Begriffes Dilettant, den ich daher auch nicht negativ besetzt sehe. Aufgrund dieser heutzutage negativen Begriffsbesetzung haben manche versucht, die Definition von Professionalität zu erweitern. Es soll also nicht nur derjenige als professionell gelten, der etwas von Berufs wegen macht, sondern auch der, der über einen Zeitraum von zehn Jahren etwas tut, wenn er denn dabei den Anspruch ans Professionelle pflegt. So oder so ähnlich hat man es versucht zu definieren. Nach dieser Definition wäre ich dann tatsächlich ein Professioneller. Ich weiß nicht, ob man mit derlei Begriffsgestaltungen wirklich weiterkommt. Wahrscheinlich hat man diese Erweiterung gerade der Kunst wegen vorgenommen, da man hier nicht einfach davon ausgehen möchte, dass jemand, der mit seiner Kunst nicht seinen Lebensunterhalt verdient, per se ein Dilettant und somit nach heutigem Begriffsverständnis schlechter als ein Professioneller ist. Denn dass dies häufig nicht der Fall ist, wissen wir alle. Da braucht man sich nur im Musikgeschäft mal umschauen. Hier weiß man sofort, dass es eher ums Geld und Massengeschmack als um Kunst geht. Nicht anders ist es in fast allen künstlerischen Gebieten. Mir persönlich ist es ziemlich egal, wie andere mich dabei einordnen. Ich selbst empfinde mich als Philosoph und Poet. Für mich sind das Einordnungen, die eben nichts weiter als Einordnungen sind, aber keineswegs den Wert eines Menschen bestimmen. Das heißt, ich achte jemanden nicht deshalb höher, weil er Poet ist, gegenüber dem, der Maurer ist. Zwar werde ich mich wohl in den meisten Fällen mit einem Poeten besser unterhalten können, aber manchmal gibt es auch den umgekehrten Fall. Für mich ist viel wichtiger, dass jemand etwas mit wahrer Leidenschaft tut. Eine Leidenschaft um der Sache selbst willen achte ich also höher, als die Leidenschaft, eine Sache auszuüben, um von ihr Leben zu können, ja, vielleicht sogar durch sie Reichtum und Ruhm zu erlangen. Denn in meinen Augen übt man dann keine Kunst aus, man nutzt sie nur, um andere Ziele zu erreichen. Wenn aber beides Hand in Hand geht, ist das wohl ein wunderbarer Glücksfall. Wie arm wäre beispielsweise unsere Literatur des Phantastischen ohne einen Dilettanten wie H.P. Lovecraft? Und selbst ein Schreiber wie Edgar Allan Poe, der darauf angewiesen war, von seiner Kunst tatsächlich leben zu können (also Profi war), ist letztlich verarmt geblieben. Oder jemand wie Rainer Maria Rilke, der das Glück hatte, tatsächlich von seiner Dichterei leben zu können; aber auch das nur, weil er seine (oft weiblichen) Gönner hatte. Ohne Sie hätte auch er seinen Lebensunterhalt durch die Kunst nicht bestreiten können. Allerdings schätze ich Rilke so ein, dass er kaum von seinem Weg abgerückt, sondern lieber in Armut geblieben wäre. Aus all diesen Gründen weiß ich gerade in der Kunst nicht, welchen Wert diese Begrifflichkeiten haben. Sie dienen wohl lediglich dem menschlichen Drang, die Welt auf einfache Weise einordnen und verstehen zu können. Diese Haltung findet man häufig im Dekadentismus vor. Entstanden ist sie wohl durch die Haltung zur Kunst, die mit den Symbolisten aufkam. Hierzu gehört übrigens Georges Vorbild Stéphane Mallarmé. Tatsächlich fühle ich mich den Symbolisten am meisten verbunden. Allerdings nicht auf die Art, dass ich von ihnen las und mir sagte, „ja, so will ich auch sein“. Vielmehr schrieb ich einfach, ohne von solchen Dingen zu wissen. Je mehr ich dann meine Kunst ernst nahm, umso mehr beschäftigte ich mich mit ihr. Dadurch stieß ich auf die unterschiedlichen Stile und Philosophien dahinter. Ich entdeckte so quasi, was ich tue. Ähnlich wie wir im Nachhinein einen bekannten Dichter dieser oder jener Stilrichtung zuordnen, ordnete ich mich selbst im Nachhinein zu. Dennoch habe ich in mir auch große Teile an Expressionismus oder Hermetismus gefunden. Ich bildete mir dann einfach ein, dass ich zwar verwandt mit diesen Dingen bin, aber durch die Vermischung in mir auch anders. Ich denke also nicht, dass ich dieser komplett vergeistigte Typ bin, den man sich gemeinhin unter einem solchen Dichter, wie in Thomas Manns Erzählung, vorstellt. Ich wage sogar zu bezweifeln, dass so mancher Dichter dieser Epoche dem entsprochen hat. Von Mallarmé weiß man z.B., dass er hauptberuflich Englischlehrer war. Und wenn ich mir seine poetologischen Schriften durchlese, spricht da kein vergeistigter, weltfremder Mensch zu mir. Vielmehr jemand, der mit seiner Kunst sehr philosophische Ansätze verfolgte, der den Horizont zur Sprache erweitern wollte. Das ist etwas, das auch Stefan George erkannte und wohl genauso schätzte, wie ich selbst. Aber George hat die Exklusivität, die Mallarmé ja bereits vorgab, auf eine bestimmte Spitze hin treiben wollen. In einem anderen Forum gab es lustigerweise gerade zu diesem Thema eine Diskussion. Dort sagte dann jemand, dass er George für einen grandios Gescheiterten halte. Allerdings ist das positiv gemeint gewesen, nicht etwa, weil er George nicht schätze. Eher hielt er Georges Anspruch für einen so Großartigen, dass das Scheitern eine Zwangsläufigkeit darstellte, die George dann höchstselbst bewiesen habe. Deshalb grandios gescheitert, weil dieses Scheitern nicht umsonst war. Aus diesen Gründen bin ich anderen Symbolisten näher, weil sie einfach näher am Leben blieben und trotz aller Exklusivität noch von den weniger Exklusiven verstanden werden können. Vielleicht nicht komplett verstanden, aber doch auf eine sehr intuitive Weise. Ein Grund, weshalb ich beispielsweise Rilke so schätze. Rilkes Gedichte finden viele Menschen ganz toll, obwohl den meisten davon die tatsächliche Tiefe und Bedeutung seiner Poesie verborgen bleibt. Warum aber schätzen sie gerade Rilke so im Gegensatz zu anderen Dichtern, die ebenso rätselhaft wie Rilke schreiben? Ich denke, hier sieht man Rilkes einmalige Begabung, poetische Wirkung aufzubauen, die immer einen gewissen Teil seines Anliegens in den Leser transportiert, selbst wenn der Leser diesen „nur“ intuitiv erfasst. Das halte ich für eine ganz großartige Begabung. Jetzt dürfte auch klar werden, warum ich Leute, die sich angeblich das „Spiel des Dilettierens“ nicht verderben wollen, indem sie etwas „schlampig“ machen, nicht als Dilettanten betrachte, sondern als Menschen, die eben „nur“ ein Hobby ausüben. Denn wie ich ja vorher ausführte, sind die Dilettanten mit viel zu großer Leidenschaft dabei, um etwas schlampig zu machen. Nehmen wir wieder Lovecraft als Beispiel, der ja gerade dafür bekannt war, absolut ernsthaft und genau jedes Detail seiner Geschichten zu erarbeiten. Trotzdem war er ein Dilettant, und das wohl mit großem Stolz. Gerade er hätte gutes Geld verdienen können, hätte er auf die Verleger gehört und sich den Gesetzen des Marktes unterworfen. Das kam für ihn aber überhaupt nicht in Frage, da blieb er lieber arm. Hat er deshalb seine Sache schlampiger gemacht? Eher im Gegenteil, behaupte ich. Deshalb lasse ich auch Argumente von Leuten, die die ausbleibende Ausbildung ihrer Fähigkeiten mit Dilettantismus entschuldigen, ungern gelten. Natürlich sind sie keine schlechteren Menschen, aber sie könnten ruhig zugeben, dass sie nicht mit voller Leidenschaft bei der Sache sind, sondern eben ein Hobby betreiben. Ich denke, diese Frage von Dir hat sich weitgehend durch meine bisherigen Ausführungen beantwortet, oder? Zumal ich ja gar nicht „berufsmäßig“ schreibe, sondern dadurch nur hin und wieder ein nettes Taschengeld bekomme :-) Das finde ich in diesem Zusammenhang sehr interessant. Besonders, da es mir ganz und gar nicht so geht. Ich wüsste gerne, woher ein solcher Unterschied kommen kann. Möglicherweise liegt es daran, wie man damit umgeht? Dazu muss ich sagen, dass ich nur sehr selten Gedichtinterpretationen irgendwelcher Germanisten etc. lese. Was ich an Dichtungstheorie lese, kommt meist von den Dichtern selbst. Ab und an ist Sekundärliteratur aber doch interessant, sofern sie sich auf die poetologischen Ansätze des jeweiligen Dichters selbst beziehen. Theorien zur Dichtung, die irgendwelche Germanisten verfassen, ohne selbst je Gedichte geschrieben zu haben, interessieren mich im Allgemeinen gar nicht. Was mich an den poetologischen Schriften der Dichter selbst interessiert, ist das Begreifen, wie sie selbst Welt und Sprache einordneten. Es eröffnet sich dadurch oftmals ein ganzer philosophischer Horizont, durch den man versteht, welches Weltbild der Dichter hatte und wie er dadurch motiviert war, seine Werke aufzubauen, wie er seine Themen auswählte usw. Ich empfand das immer als sehr inspirierend. Allerdings habe ich auch eine sehr philosophische Ader und lese abseits dieser Dinge auch Werke von Philosophen, beschäftige mich mit Naturwissenschaften, Geschichte, Hirnforschung, Psychologie u.v.m. Neben diesem Studieren philosophiere ich auch selbst sehr viel und hatte das Glück im Leben, im Alter von 12 Jahren meinen besten Freund zu treffen, der ebenfalls diese Anlage hat, aber eine völlig entgegengesetzte Basis oder Lebenshaltung zu mir mitbringt. Auf diese Weise haben wir so manches Mal das Universum auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Ich kann gar nicht sagen, was dies für eine Bereicherung darstellt. Das ist wunderbar gedacht oder besser: erfahren. Etwas Ähnliches sagten besagter Freund und ich uns erst kürzlich in einem unserer langen Gespräche :-) Ich hoffe, Du konntest ein bisschen was mit dem anfangen, was ich Dir entgegnet habe, und auch, dass es ein paar Deiner Fragen beantwortet hat. LG Beteigeuze
  22. Beteigeuze

    Rabenschön

    Rabenschön Wie dein Haar den Saal mit Schwärze überfüllt, Abschied schwer in alles bunte Treiben streichelt, sind die Leben in sich selber eingehüllt, ohne Wissen um dich, von sich eingeschmeichelt. Deine Augen bringen ihnen Winter. Doch: Dein Gesicht haucht allen Kälte aus Erbarmen ein. Die fahlen Wangen küssen wolln sie noch, im Begehrn, sich an der Schwere zu erwarmen. Auch die Süße wolln sie noch. Aus deinem Mund, ungehört und stumm, zerspringen sie zu Scherben, fallen ins Vergessen, bis auf deinen Grund, ewig und in dir zu sein, um selbst zu sterben. © Sascha Besier
  23. Beteigeuze

    Die Rose

    Hallo Mischa! Entschuldige, dass ich erst jetzt antworte. Ich war einige Zeit krank und hatte dann die ersten Tage danach viele andere Dinge zu tun. Vielen Dank für Dein Einleben in das Gedicht, besonders da Lyrik oder Reime sonst nicht Deine Welt sind. Und, nein, es ist nicht unangenehm, wenn Du an Stefan George dabei denkst. Warum sollte es auch? Ich selbst bin zwar eher Dichtern wie Rilke, Hofmannsthal, Mallarmé (Georges große Inspiration), Rimbaud, Baudelaire etc. näher, weil ich Georges Dichtungsphilosophie zu überanstrengt empfinde, aber schließlich baute er ja auf Mallarmé auf, den ich wiederum extrem schätze. Von daher trügt Dich Dein Gefühl nicht. Was mich dabei noch besonders freut, was Du hierzu über Meditation sagst. Ich selbst habe mal ein Gedicht namens Poeditation geschrieben (und mit diesem Titel zugleich ein Kunstwort entwickelt). Darin lege ich ziemlich genau dar, was meine Philosophie beim Schreiben ist. So passt es auch in die Bedeutungsebenen dieser Rose hinein, selbst wenn es in diesem Gedicht eigentlich nicht ums Schreiben geht. Denn die Herangehensweise erzählt trotzdem davon. Liebe Grüße Beteigeuze
  24. Beteigeuze

    Die Rose

    Vielleicht ist Dir selbst der Ruhm beschieden, die Rose zu pflücken, anstatt sie, wie der Unrühmliche, stehenzulassen? Oder Dir liegt auch der Reiz des Geheimnisses mehr. Die Entscheidung hierfür fällt wohl im Herausfinden, auf welche Weise sich uns mehr offenbart ... Ich freue mich über Deine Begeisterung für die Rose. LG Beteigeuze
  25. Beteigeuze

    Die Rose

    Wie schön Du dich hineingelebt hast, das freut mich sehr. Danke schön! LG Beteigeuze
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