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  1. Lebenslauf Die Sonne treibt voran das Leben, zwingt es einen neuen Tag. Gibt Gelegenheit als Gnade, wenn nur die Hoffnung nicht versagt. DavidPessoa (9. Mai 2019)
  2. Verzweifelte Menschen… Furcht und Sorge in ihren Gesichtern, eindringliche Bitten um Hilfe … „Zu spät“, die unbarmherzige Antwort aus Bürokratie und Fehleinschätzung. Sieht so die Zukunft aus, in der wir leben werden? In der das Beschäftigungsverhältnis die Bedürftigkeit bestimmt? In der Schuldzuweisungen reflexartig von sich auf andere weisen? Ach! Könnte künftig Nächstenliebe Grundlage unseres Redens und Handelns sein, damit es gut wird in Afghanistan und allen Ländern dieser Erde.
  3. Eltern Immer schon da, Immer schon erwachsen. Doch noch nie so alt. Einst standen Wolken still, eintönig fast. Nun zieh'n sie schnell am blauen Himmel vorüber ohne Rast. DavidPessoa (7. Mai 2019)
  4. Rüdiger und das verlorene Paradies Die Sache fing ganz harmlos an. Hatte mich für ein paar Wochen von der Welt losgesagt und chillte in meinem Lieblingssessel vor dem Fernseher. Versuchte mich zu entspannen und an etwas anderes zu denken, als den, ihr wisst schon was ich meine. War gar nicht so einfach da er jede Nacht die Sonne ablöste und am Himmel klebte, wie ein Kaubonbon am Gaumen. Irgendwie, war mein Lachen verloren gegangen. Suchte es überall, aber fand es weder bei Animal Wellness, noch bei Trixi. Die war noch weiter weg, als vor meinem Geheimagentenaufstieg. Naja, der Mops hatte seine Schuldigkeit getan, der Mops konnte gehen. Fühlte mich, wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Völlig haltlos. Holte mir `ne Cola und flänzte mich wieder in den Sessel. War zwischen einem leichten Brechreiz und Langeweile hin und her gerissen. Mal sehen was die Glotze zu bieten hatte. Das war ein anderer Begriff für Fernseher, den hatte ich von Schrappnel gehört, als er mit Timmy über Raketen sprach. Machte auf Springer. Was soviel bedeute wie: 120 Sender in 30 Sekunden. Die Bilder flogen nur so an meinen müden Augen vorüber. RZwo-DZwo – Kaukasien im Sommer – Münchhausen – Winter in Florida – Windeln Elvis in Havanna - Kindergarten Chaos – Niki Lauda – Hard Headed Hanna - Rausch im Silberwald – Wolverine – Fackeln im Sturm – Sand im Getriebe - Verlorene Paradiese......... War schon ganz wirr im Kopf. Schloss also kurz die Augen. „Verrückte Geschichte. Erlebten die anderen Möpse auch so viel?“ ,dachte ich. Vorbereitung zum Mondflug. Egon Grimbart. Mafia. Don Alfredo. Schoko. Trixi. Fesselung. Hundini. Befreiung. Bertram. Ice Cube. Esmeralda. Verlorene Paradiese? Oh, Mann. Ich war sooooooooo traurig. Wollte einfach nur weg! Meine Zelte abbrechen und dort oben, ihr wisst schon, wo ich meine, wieder aufschlagen, um endlich glücklich zu sein. Ich war ein Punching Ball im Widerhall der Geschichte. Keine Ahnung was das bedeutete. Klang aber wirklich bedeutungsvoll. Darüber dachte ich eine ganze Zeit nach und ließ meinen Blick im Zimmer umherschweifen. Waren das etwa Kakao Flecken auf meiner Lieblingskuschelmuschelsuperfluschel, daunenweichen Flusendecke? Oh, nein. Wenn ich nicht aufpasste, war das der Anfang vom Ende. Meine Tante Frieda, erzählte mir mal eine Geschichte von diesem zerbrochenen Spiegel, was ja bekanntlich sieben Jahre Unglück bedeutete. Und so ein Fleck, auf meiner Decke, war genau das gleiche. Ich geriet ein bisschen in Panik, was sofort meinen Speichelfluss erhöhte und meine Innereien dazu brachte Kasatschok zu tanzen. Und gerade, als ich mich kräftig übergeben wollte, sah ich, wie der Kakao Fleck sich erhob und zu einer Fliege wurde. „Alles gut Spiky, alles gut.“ ,sagte ich zu mir selbst. Meine Systeme fuhren wieder auf ein normal Niveau herunter und meine Muskeln entspannten sich. Ich gähnte gerade herzhaft und streckte meine Glieder nach allen Himmelsrichtungen aus, die ich kannte. Plötzlich war da dieses Summen an meinem Lieblingsohr. „Hi. Ich heiße Rüdiger und bin hier die örtliche Eintagsfliege.“ ,stellte Rüdiger sich vor. Ich sah mich schnell um, aber entdeckte natürlich niemanden. „Spike.“ ,sagte ich. „Entschuldigen sie, das ich mich so in den Vordergrund dränge, aber meine Zeit ist aufgrund meiner Lebensform begrenzt. Wie schon der Name meiner Art ausdrückt, verweile ich nur für einen Tag auf dieser Welt. Ich habe sie beobachtet und festgestellt das sie ein wirklich cooler Hund sind.“ Ich fand, das er total recht damit hatte. Ich war ein cooler Typ. „Jo. Was kann ich für dich tun?“ „Ich möchte ihnen gern meine Freundschaft anbieten und sie fragen, ob sie aus diesem einen Tag, meinem ersten und letzten, einen glücklichen und Erinnerungswerten machen könnten? Ich bin ein wenig unerfahren in diesen Dingen.“ Also für eine Eintagsfliege quatschte er ganz schön viel, aber ich wollte nicht unhöflich sein und sagte zu. Irgendwie mochte ich ihn sofort. Er hatte so eine offene Art mit seiner begrenzten Lebenszeit umzugehen. Ich rekelte mich und schubberte meinen Rücken an der Lehne. Herrlich. Jetzt der Bauch. Die Stirn. Die Schultern. Der Solarplexus. Ich steigerte mich so richtig in eine Kratzorgie hinein. Wunderbar. Dann rutschte ich vom Sessel und fiel aufs rechte Ohr. Ohje. Oh nein. Bitte nicht. „Rüdiger?“ ,rief meine, sich überschlagende, Stimme. „Ja. Hier.“ ,kam es von oben. „Oh, mein Gott, ich dachte du wärst........ Ich hab mir Sorgen gemacht.“ „Sie sind so ein lustiger Hund. Sind alle in ihrer Familie so?“ „Kann mich an meine Familie nicht erinnern.“ „Das tut mir leid. Ich auch nicht, aber ich glaube ich habe viele Geschwister.“ „Was hast du die letzte Zeit so getrieben?“ „Hab` mir was von dem Marmeladenbrot, auf dem Tisch reingezogen. Lecker.“ Mist. Das muss ich übersehen haben. Mein Magen brüllte irgendwas von Hunger. Wurde, aber gleich wieder abgelenkt, weil Rüdiger einen Salto, einen Looping, einen Humpty-Bump, einen Rollenkreis UND einen Immelmann flog. Seine Facettenaugen lächelten und ich sah die Freude in jeder seiner Bewegungen. Er verstand es das Jetzt zu leben. In diesem Moment, war er der coolere Typ von uns beiden. Ich beneidete ihn. Hätte gern mit ihm getauscht. „Hey Rüdiger. Haste Lust mit mir auf den Mond zu fliegen?“ ,rief ich ihm zu. Er landete auf meiner Nase. Meine Augen schielten ihn an. „Mond? Na klar bin dabei. Wann geht’s los?“ „Muss noch ein paar Sachen klären. Ich meld` mich bei dir.“ Er freute sich, wie ein Schneekönig und drehte noch ein paar Runden. Ich holte meine Leine und kläffte Timmy wach, der eingepennt war, weil er die ganze Nacht an der Rakete getüftelt hatte. Würde sicher bald losgehen. Mmmmh. Aber die Größe der Rakete machte mir zu schaffen. Wie sollte das gehen? Wenn ich meinen Bauch einzog, konnte ich mich vielleicht ins Cockpit quetschen, aber was war mit den Anderen und dem Proviant und meiner: Lieblingskuschelmuschelsuperfluschel Decke. Man hörte ja soviel. Auch, das es auf die Größe nicht ankäme, aber vielleicht sagten das alle nur, um uns zu beruhigen. Naja, ich war nur der Astronaut und nicht der Ingenieur. Jetzt aber erst mal zum nächsten Baum und dann was futtern. Lud mich bei Egon ein. Der hatte grad` was Leckeres auf dem Herd. Um genau zu sein, lag es bereits in den Näpfen für uns bereit. Er hatte es bei der Nachbarin mit den roten Haaren und der sonnenverbrannten Haut abgestaubt. Er sagte, die wäre total nett gewesen und hätte immer was von einem Tommy, die Haselnussmaus, gemurmelt. Irgendwann machte sie die Augen auf, aber da war Egon mit der Tomatensoße und den Fleischklößchen bereits durchgebrannt. Wo lernte er nur diese ganzen merkwürdigen Gestalten kennen? Bei Egon herrschte eine komische Stimmung. Bertram und Lucy saßen in einer Ecke und unterhielten sich lautstark über die Kosten der Kindergärten und wo sie einen Antrag über Förderung von hochbegabten Kindern bekommen könnten. Egon rollte mit den Augen und nickte Richtung Ehepaar. „Das geht schon den ganzen Morgen so.“ ,meinte er genervt. In einem unbeobachteten Moment durchwühlten wir die Handtasche von Lucy. Und tatsächlich. Wir fanden ein kleines Päckchen mit 6 Ice Cube`s. Nahmen sie heraus und wollten sie im Katzenklo runterspülen. Stellten dann aber fest, das es keine Spülung gab. Also vergruben wir sie unter dem Haus. Mit diesem ganzen menschlichen Gequatsche musste Schluss sein. Schließlich hatte das Leben soviel mehr zu bieten, als das Hinterherhetzen von selbstgemachten Problemen. Würde sicher lustig werden, wenn die beiden ihre Dosis nicht mehr bekamen. Hoffentlich, war ich dann schon unterwegs zum Mond. Dachte noch mal an Immelmann. Egon hatte mir erklärt das sein Schwager früher in der russischen Fliegerstaffel in Moskau gewesen war. Als Maskottchen. Der meinte. Ein Immelmann wäre eine Kunstflugfigur mit halbem Überschlag und anschließender halben Rolle. Klang spektakulär. Nun war ich schon mal schlauer. Aber was zum Teufel war ein Maskottchen? j Es wurde wärmer und der Frühling schneite herein. War mir recht. Mit ihm kamen meine besten Freunde. Norbert machte auf Eintänzer und wollte sich mit Esmeralda treffen. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, war aber total genervt. Wie kam er dazu, sich mit meiner Lieblingsvorstellung zu verabreden? Ich ließ meinen Ärger an Fritz aus, der ja nun wirklich nicht dafür konnte. „Boah. Wie oft hab ich dir jetzt schon gesagt, putz deine Pfoten ab, wenn du reinkommst.“ ranzte ich ihn an. „Aber ich hab meine Pfoten abgetreten.“ ,verteidigte er sich. „Ach ja, und was ist das hier?“ Ich hob einen Dreckklumpen vom frisch gewachsten Boden auf und hielt diesen triumphierend in die Luft. „Hah!“ ,rief ich. „Den hast du selbst mit reingeschleppt.“ ,sagte Fritz. „Ach ja?“ ,gab ich zurück. „Ja!“ , sagte er. „Ja?“ ,sagte ich. „Ja!“ ,sagte er. „Der ist von dir.“ ,warf Egon ein. „Alter Schwede. Seid ihr jetzt ein Paar? Boah. Zieht doch zusammen!“ Ich stürmte hinaus und hätte gern die Tür ins Schloss geworfen. Ging aber nicht. Hundeklappe. Mist. Rannte ziellos durch die Straßen. Worüber regte ich mich eigentlich auf? War ich vielleicht eine Grille im Mixer? Oder, die Pampelmuse, die überreif am Baum hing? Und die Master Frage. Warum, zum Teufel hatte Trixi sich nicht mehr gemeldet? Ich fühlte mich so benutzt. Hätte gern geduscht, um den ganzen Schmutz abzuwaschen, aber dann fiel mir ein, das ich Wasser hasste. Also, ab auf die Wiese und ordentlich den Rücken geschubbert. Vielleicht erwischte ich sogar noch etwas Morgentau. Ahhhhhhh. Schon besser. Was dachte sie sich nur? Hatte ich nicht alles getan, um sie zu erobern? Meine Güte. Ließ mich sogar gegen meinen Willen, als Agent verpflichten. Ich war so dumm. Dumm! Dumm! Dumm! Schlug mir, während ich es dachte, mit der Pfote auf meine Stirn. Strich sie auch sofort von meiner Valentins Liste und wollte ab sofort nie mehr an sie denken. Auch nicht morgens, wenn ich mir Rasierwasser auf die Schnauze klatschte, um gut zu riechen. Und schon gar nicht, wenn ich mir die Augenbrauen von Paolo dem Papagei, zupfen ließ. Das war alles Schnee von gestern. Und Tschüß. Trixi? Noch nie gehört. Arrivederci. Tschau. Good by. Esmeralda kam mir wieder in den Sinn. Fühlte einen Stich in meinem kleinen Hundeherz. Warum war ich eifersüchtig auf Norbert? Meinem besten Kumpel und Weltraumkollegen. Was war nur mit mir los? Wo war der gute, alte, sorglose Spiky? „Hi.“ ,hörte ich eine Stimme in meinem Ohr. „Rüdiger?“ „Ja. Mein Herr. Lust auf Abenteuer? Die Welt ist so groß und wunderbar.“ „Mmmh..... Naja...... Ok.“ „Wollen wir auf den Jahrmarkt? Mein Onkel Dave arbeitet dort bei den Flying Bananas.“ „Sind das die Artisten, die sich mit einer Liane, in einem gelben Trikot, von Baum zu Baum schwingen?“ „Ja. Spannend. Oder?“ „Mmh. Macht Dave da auch mit?“ „Nein. Er hat mehr so eine hängende Aufgabe. Er ist eine Fledermaus.“ „Du sagtest, Onkel?“ „Ja... also........... mehr so.................. weitläufige Verwandtschaft.“ „Ahhhh. Verstehe.“ Ich verstand kein Wort. Fledermaus? Fliege? Ganz schön schräg. Mochte mir gar nicht vorstellen, wie das passiert war. Obwohl. Haben ja alle Flügel. Naja. Ich war Astronaut. Kein Naturwissenschaftler. Wir galoppierten also Richtung Abenteuer. Rüdiger hatte sich in meinem Nackenhaar festgekrallt, obwohl er ohne mich sicherlich schneller gewesen wäre. Auf dem Weg zum Jahrmarkt, sangen wir ein Lied, das wir beide liebten. Sein Onkel Dave, hatte es ihm immer in seiner Kinderstube vorgesungen. „I come from Alabama with my banjo on my knee. I`m goin` to Louisiana my Susanna for to see. Oh, Susanna why don`t you cry for me. I come from Alabama with my Banjo on my knee!!!!“ Wir wurden fröhlich und es war schön, für einen Moment meine Probleme zu vergessen. Man muss auch mal ausspannen können, denn morgen gings in den Weltraum. Und Rüdiger würde ich mitnehmen. Zwei außergewöhnliche Glücksritter auf einer tierischen Mission. Die Sonne verabschiedete sich und wir begrüßten die Dämmerung mit einem Jauchzen und bellen. Meine Herren, auf dem Jahrmarkt war was los. Da gab`s Karussells, Zuckerwatte, Autoscooter, Achterbahn und Würstchen. Ich wollte alles auf einmal. Nach einer kleinen Diskussion, in der Rüdiger klar machte das ein Würstchen vor der Achterbahn, nur ins Chaos führen würde, begannen wir mit der Zuckerwatte. Ich bellte den Losverkäufer solange an, bis er eine Gummischlange nach uns warf, mit der wir dann die Besucher in der Geisterahn erschreckten. Im Glaskabinett lachten wir uns checkig, weil wir ständig gegen Glasscheiben rannten. Nachdem die Kopfschmerzen abgeklungen waren, kam die Achterbahn dran. Mir schlotterten die Knie vor Angst. „Hab` noch nie so eine kleine, purzelige Purzelbahn gesehen.“ ,sprach ich lässig. „Ich auch nicht.“ ,sagte Rüdiger. „Lohnt sich überhaupt nicht da rein zugehen!“ „Neeee. Is` echt verschwendete Zeit.“ Wir logen uns eine ganze Zeit was vor, bis mein neuer Freund sagte: „Weißt du was Spike? Ich will nicht rein, weil ich Angst habe.“ „Mir geht`s genauso.“ ,sagte ich leise. Hätte ihn gern umarmt. Ging leider nicht. Aber ich schenkte ihm meinen besten Freundschaftsblick. Das machte ihn sehr stolz. Er meinte, ich wäre sein erster echter Freund auf dieser Welt. Das machte mich sehr stolz. Nach dem Feuerschlucker, bei dem sich Rüdiger die Flügel ankokelte, weil er unbedingt sehen wollte, wie der Trick funktionierte, schlenderten wir zu Dave. Der hing an einem Baum und meditierte. Seine Flughäute waren um seinen Körper gewickelt und er sah aus, wie Graf Dracula persönlich. Rüdiger sagte: „Hello, Dave!“ Mann, wie der sich freute. Ich wollte auch cool sein und sagte: „Hello, Stranger!“ Seine kleinen Augen blinzelten kurzsichtig in die Nacht und als er einatmete, hatte er sofort Rüdiger verschluckt. Natürlich erkannte Dave sofort seinen Fehler und spuckte ihn wieder aus. Kommt in den besten Familien vor. Rüdiger nahm es ihm nicht übel. Vollgeschleimt saß er auf meiner Nase und blickte mich mit seinen großen Augen an. Ich blies ihn trocken und die Welt war wieder in Ordnung. Dave hatte reichlich Freikarten für uns. Als erstes wollte er mit uns in den Flohzirkus. Ich meinte, das wäre grundsätzlich `ne gute Idee, würde aber als Mops diese Quälgeister meiden, weil sie mich zu sehr an meinen Opa mütterlicherseits erinnerten. Sein Name war Heribert von Maulenhausen und er war der größte Schnorrer weit und breit. Er hatte nicht mal einen eigenen Napf, den lieh er sich immer von einem Nashorn das Eddie hieß. Dave hatte dafür Verständnis, also besuchten wir die Wahrsagerin Annabelle. Die lebte unter einem Wohnwagen und war in tausend bunte Tücher gehüllt. Logisch. Weil Wahrsagerin. Die trugen nun mal keine Hundecapes. Wir gingen rein und jetzt haltet euch fest! Wisst ihr wer das war? Kommt ihr nie drauf! Sie führte offenbar ein Doppelleben und noch bevor ich überhaupt piep sagen konnte, raunte sie: „Reich mir deine Pfote, Kumpaniero!“ „Esmeralda?“ ,fragte ich fassungslos. „Hier bin ich Annabelle, mein Süßer.“ „Kommt als nächstes Elvis um die Ecke und singt Return to Sender?“ „Ich muss dir etwas sagen. Es gibt einen Grund, weshalb du hier bist.“ Ich schluckte. „Der Heilige Knochen hat mich beauftragt, dir zu danken.“ ,sprach sie weiter. Ich war kurz vor einer Ohnmacht. Der Heilige Knochen. Das Heiligste der Heiligen in einem unglaublich unheiligen Land bedankte sich bei einem unwürdigen, dennoch gutaussehenden, klugen Astronautenmops. Wow. Doppelhammer. „Also Freunde.“ , begann ich. „Das ist der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe. Jeder. Wirklich jeder auf diesem Planeten weiß, das der heilige Knochen in Florida wohnt und nicht in Hamburg und außerdem nicht mit Esmeraldas sprechen, die sich als Annabelle verkleidet haben.“ „Mein lieber Spike. Du bist der Auserwählte.“ flüsterte Dave in mein rechtes Ohr. Jetzt musste ich mich doch erst mal übergeben. Koooooooooooooooooooooootz! Oh. Den Hawaii Toast, vor dem Nudelgericht, hatte ich gar nicht mehr auf dem Zettel. „Du wirst tatsächlich der erste Mops auf dem Mond sein. Du hast dich für würdig erwiesen, dort eine Kolonie aufzubauen.“ ,sagte Esmeralda. Ich übergab mich ein zweites Mal. „Sorry, aber das ist echt zu viel für mich.“ ,murmelte ich und fiel gleich darauf in Ohnmacht. Ich erwachte in den Pfoten von Esmeralda oder Annabelle oder wie auch immer sie hieß. Mein Gott, die war so niedlich. Diese schönen Augen. Dieses süße Näschen. Einfach entzückend. Ich schleckte ihr einmal übers ganze Gesicht. „Spike, wir sind hier nicht zu unserem Vergnügen.“ ,sagte sie mit gespielter Entrüstung. „Ich hab` mich in dich verknallt.“ ,sagte ich gerade heraus. „Und Trixi?“ ,fragte sie. „Das ist geschmolzener Schnee. Ich wollte immer nur dich, wusste es nur nicht.“ „Das sagen alle.“ „Ich meins ehrlich, Esmeralda. Ich bin ein dummer Hund. Manchmal weiß ich selber nicht wo`s langgeht. Ich will nur dich. Lass es uns versuchen.“ Schaute sie mit meinem schmachtenden, ich kann ohne dich nicht leben, Blick an. Sie schleckte meine Nase ab und sagte: „Wir werden sehen.“ Damit machte sie mich zum glücklichsten Hund nördlich des Äquators. Das war kein Nein. Hah. Norbert alter Kumpel. Sie liebte mich. Sofort schlich sich das schlechte Gewissen in mein Hirn. Mist. „Esmeralda. Ich hab dich sehr lieb, aber das kann ich Norbert nicht antun. Er ist mein bester Freund und er wünscht sich, glaube ich, mit dir zusammen zu sein.“ ,murmelte ich. Sie nahm mein Gesicht zwischen ihre Pfoten und meinte zärtlich: „Er ist nur ein Kumpel. Du bist für mich etwas ganz besonderes. Ich kann dich gut leiden.“ Mein kleines Hundeherz wurde zentnerschwer. Gut Leiden? Warum sagte sie nicht gleich, das sie mich nicht ausstehen konnte? „Tja, ich muss dann auch los und die nächste U-Bahn finden, hinter die ich mich werfen kann.“ sagte ich leise. „Man wirft sich nicht dahinter, sondern davor.“ ,meinte Dave. „Noch so ein Schlauberger. Musst du nicht irgendwo abhängen, um über das Ende der Welt nachzudenken? Du brauchst mich nicht Esmeralda. Kann sein das ich der Auserwählte bin. Interessiert mich aber nicht die Bohne, wenn ich es nicht für dich bin.“ „Aber so meinte ich das doch gar nicht, Spike.“ rief sie. Hörte schon nicht mehr zu. War zu niedergeschlagen. Ging einfach weg. Rüdiger verbiss sich in mein Ohr. Spürte es nicht mal, so traurig war ich. Um ehrlich zu sein. Es tat verdammt weh. Konnte mich kaum auf meine miese Stimmung konzentrieren. Ließ mir, aber nichts anmerken und klammerte mich an meinem Liebeskummer fest. 6 Die Nacht hatte uns erreicht, also heulte ich den Mond an. „Ruhe!“ , schrie eine dunkle Männerstimme. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und jaulte noch lauter. Ein Hausschuh sauste an meinem Kopf vorbei, also legte ich einen Zahn zu. Ich jammerte so laut und erbärmlich, das selbst die Steine in der näheren und weiteren Umgebung anfingen zu weinen. Dann kam der endlich der Zweite. Die Lichter in den Häusern gingen an. Gezeter. Genervtes Türen klappen. Frauen in Schlafhemden und Lockenwicklern. Sah lustig aus. So Außerirdisch. Dann kamen die Männer mit dicken Bäuchen und 6 Tage Bart. Sah peinlich aus. So Unterirdisch. Wie die Comics von Timmy. Die, wo die Menschen sich in Körperfresser verwandelten. Nun wurde es lebhaft. Die Nachbarn taten sich zu Gruppen zusammen und suchten den Störenfried. Das Spiel gefiel mir, also versteckte wir uns hinter den Mülltonnen. Rüdiger und ich mussten kichern. Wir waren wirklich ein tolles Team. Hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß. Machte einen Purzelbaum und lachte mich schlapp. Lag auf dem Rücken und schaute in den Nachthimmel. Hatte ihn noch nie so klar gesehen. Die ganzen Sterne. Den Mond. Alles war soooooooooo nah. Fühlte mich mit allem so verbunden. Sah eine Sternschnuppe, die verglühte. Wünschte mir sofort meinen sehnlichsten Wunsch: Esmeralda sollte das ganze Glück der Erde bekommen und nur noch lächelnd den Morgen begrüßen, auch wenn das mit meinem besten Kumpel wäre. Fühlte mich für zwei Minuten, wie ein König und sooooooooo erwachsen. Hatte für zwei Minuten, die Kindheit hinter mir gelassen. Plötzlich begann es in meinem Ohr zu husten. Ich wusste sofort das das kein gutes Zeichen war. „Es ist Zeit...“ ,hörte ich seine schwache Stimme. „Was soll das heißen? Mach jetzt bloß nicht schlapp.“ ,sagte ich besorgt. Der winzige Körper von Rüdiger fiel aus meinem Ohr. Versuchte es sofort mit einer Mund zu Mund Beatmung. Als ich das nächste Mal hinsah war er weg. Hatte ihn versehentlich eingeatmet. Das ging wohl nicht. Spuckte ihn aus und blies ihn trocken. „Du bist soooooo witzig, Spike.“ ,sagte Rüdiger matt. „Verlass mich nicht.“ ,jammerte ich. „Wir müssen alle irgendwann gehen. Hätte gern mit dir den Mond besucht. Vielleicht im nächsten Leben. Warst ein guter Freund.“ ,raunte Rüdiger. Dann hörte sein kleines Herz zu schlagen auf... Erinnerte mich nicht, jemals zuvor so traurig gewesen zu sein... Ich begrub ihn unter der alten Eiche. Wusste nicht, was ich sagen sollte, also sang ich unser Lied. Ganz langsam. „I come from Alabama, with my Banjo on my knees. I`m goin`to Louisana my best friend for to see...“ Dann schlich ich nach Hause. Der Kummer folgte meinen kurzen Beinen. Vor meiner Hundeklappe warteten alle auf mich. Esmeralda nahm mich in ihre Pfoten. Fritz legte seine Krallen auf meine Schulter und bohrte sie durch mein Fell. Ich spürte nichts. Norbert flüsterte etwas in mein Ohr, das ich nicht verstand. Tat trotzdem gut. Egon brachte mir einen Kamillentee, den ich widerwillig hinunterwürgte. Ich machte es gern. Hatte sie alle ganz tief in meinem Herzen. Ja, ich war wirklich der Auserwählte, denn ich hatte Freunde. Wir gingen ins Haus. Genauer. Unter das Haus. Dave hing unter der Decke und wollte mit niemanden sprechen. Er machte den Verlust mit sich selbst aus. Typisch Fledermaus. Bertram und Lucy liefen wie Aufziehpuppen hin und her und versuchten von den Ice Cube`s wegzukommen. Sie waren schon fast wieder die alten, denn Bertram nervte uns mit seinen Geschichten über Alaska und seiner tollen Persönlichkeit. „Hatte ich euch schon die Geschichte von der wundersamen Rettung meines Herrn durch einen unglaublich klugen Husky erzählt?“ „Erst zwölf mal, Bertram.“ ,sangen wir alle im Chor. Wir setzten uns in einen Kreis und ich erzählte von den Geschichten, die ich mit Rüdiger erlebt hatte. Das war schön. Für einen Moment war er da. Dann konnte ich ihn gehen lassen. Der nächste Morgen war voller Sonnenschein und Liebe. Ich erwachte Nase an Nase mit Esmeralda. Das war ganz schön aufregend. Sie war das schönste was ich je gesehen hatte. Trixi war eine Vorstellung. Ein Trugbild, das ich mir in meinem Köpfchen zurechtzimmerte. Schaute Esmeralda einfach an. Hörte ihren gleichmäßigen Atem. Wünschte die Zeit anhalten zu können. Immer so daliegen zu können und sie zu beobachten. „Hatte ich dir schon die Geschichte von der wundersamen Rettung meines Herrn durch einen unglaublich klugen Husky erzählt?“ ,flüsterte Bertram in mein Ohr. Mein Körper zuckte zusammen und meine Geliebte wurde wach. „Hatte ich dir schon die Geschichte von der wundersamen Fesselung eines unglaublich nervigen und redseligen Husky`s erzählt?“ ,presste ich hervor. „Nein. Klingt spannend.“ Oh, Mann. Manche Hunde merken, aber auch gar nix. „Was macht eigentlich Lucy?“ ,fragte ich ihn. „Wir haben uns getrennt. Unsere Weltanschauungen, waren einfach zu unterschiedlich. Ich bin ja zur Hälfte eine Hauskatze.“ „Eine Hauskatze. Du bist eine Hauskatze? Drehst du jetzt völlig durch?“ „Nein Spike. Ich will damit nur sagen. Lucy und ich, wir passen einfach nicht zusammen.“ Es entstand eine Pause. Die war ganz schön lang. „Verstehst du die Problematik?“ ,sprach Bertram weiter. „Auf jeden Fall. Ihr habt nach einem Grund gesucht euch zu trennen und ihn gefunden.“ „Seien wir ehrlich Spiky. Sie war voll nervig. Wollte immer, das meine Pfoten sauber sind und so. Ich bin doch ein Schlittenhund. Wie soll das gehen?“ Egon brachte das Frühstück und rettete mich. Endlich was zu fressen. War am Verhungern. Es gab Würstchen im Schlafrock. Echt lecker. Wurde nach dem Essen auch sofort wieder müde. Schlafrock und so. Fragte mich, wie es mit Bertram und Lucy weitergehen würde. Hatten sie sich noch einen Ice Cube reingezogen? Sie sollten sich aussprechen und wieder versöhnen. Aber vielleicht sollte ich mein Maul lieber nicht so weit aufreißen. Denn ich hatte ja nun überhaupt keine Ahnung vom weiblichen Geschlecht. Nach dem Essen setzten wir uns zum Morgenkreis zusammen. Wir hielten uns an den Pfoten und Bertram ergriff das Wort. „Oh, Heiliger Knochen. Unser Spike wird bald auf den Mond fliegen und unsere Gedanken begleiten jeden seiner Schritte. Er ist der Auserwählte und wird unsere Gattung zu neuem Ruhm und großer Erhabenheit führen.“ Häh! War mir definitiv zu viel Trippel Trappel. Fühlte mich echt unwohl bei diesem ganzen Gerede. „Das ist nicht meine Welt Freunde. Seid mir nicht böse, aber das ist mir ein Zacken zu viel Religion und erhabenes Gequatsche.“ Stand auf und schlenderte befreit ins Freie. Schoko grüßte mich freundlich und warf mir eine Nuss zu, die ich mit meinem rechten Nasenloch auffing. Auf einmal waren Egon, Fritz und Esmeralda an meiner Seite. Wir blickten uns an und lächelten. Ich drehte mich, so Bogart mäßig, zu Esmeralda um, schaute ihr tief in die Augen und sagte mit meiner besten -Ich steh auf dich Baby- Stimme: „Der Mond ist verdammt groß, aber im Vergleich zu meiner Liebe, ist er klein, wie eine Erbse. Magst du auch mitkommen Esmeralda? Ohne dich wird’s mir da oben zu langweilig.“ Sie nickte. Endlich war ich kurz davor alle meine Träume wahr werden zu lassen. Ich lud alle in Rick`s Cafè zu Richy ein. Als wir so da saßen, dachte ich an all die Dinge die ich erlebt hatte und die Wege die ich gegangen war. Fühlte mich wie Methusalem, der alte, weise und zottelige Puli Hund aus Manhatten. Fühlte mich pudelwohl. Esmeralda gab mir einen feuchten Kuss und die anderen wurden ganz schön neidisch auf mich. Endlich ging es voran. Heute hatte ich Esmeralda erobert und morgen den Mond. Aber jetzt musste ich unbedingt pieseln. Also. Wo, zum Teufel, war der nächste Baum? Januar 2019 von Axel Bruss
  5. die Erde hab' ich ihm geboten wenn er vor mir niederkniet um zu küssen meinen Huf so wie ich mir selbst ihn schuf und ehrfurchtsvoll zu mir hochsieht doch er wollte mich nicht hören respektlos hat er rumgeschrien ich solle endlich von ihm weichen und ihm nicht die Krone reichen das hätt' sein Vater nie verzieh'n ich flüsterte sei auf der Hut dein Vater ist besessen er will die Macht der ganzen Welt und hat dir schon den Tod bestellt er hat Angst er wird vergessen doch zwing' ich niemand' mir zu folgen ...so geh und trag' dein Kreuz
  6. Angie

    Wie Ton

    Wie Ton ist der Mensch. Sagt die Bibel. Von Gott als Töpfer behutsam geformt, ist der Mensch geworden, ein Einzelstück, ein Unikat auf dieser Welt. Der Mensch wie Ton … Vor den Töpferständen frage ich mich: wirklich? Der Mensch - ich – wie eine Vase, eine Tasse - ein Teller? Kunstvoll, sicher… Aber so endgültig? So fertig? So unveränderbar? Mit Ton und Wasser verarbeitet der Künstler Material zum fertigen Werk. Mit Seele und Geist gestaltet Gott immer weiter, immer neu. Der Mensch als Einzelstück, niemals fertig … im Leben nicht, im Sterben nicht. Gottes berührt mit seinem Geist alles, was lebt - auch mich, lockt mich, lädt ein, neu zu werden, zu hoffen, zu lieben, zu denken, zu fühlen. Der Mensch - ewiger Ton in Gottes Händen. Der Mensch wie Ton, wie Musik, wie Klang harmonisch, auch mal misstönend Das Leben aus unterschiedlichen Rhythmen gestaltet beschwingt und locker langsam getragen ein flotter Walzer ein trauriges Lied eine leises Summen Meine Lebensmelodie sucht sich ihren Weg im großen Klang der Welt gestaltet das Leben mein Leben, das Leben der anderen auch, ruft Echo hervor, bekommt Resonanz Ich selbst werde Echo im Klang der vielen schwinge mich ein gehalten und getragen im ewigen Klang der Schöpfung Gottes.
  7. Bernd Tunn - Tetje

    Mieze...

    Mieze... Er kommt heim. Tür geht zu. Mieze schnurrt. Kommt im Nu. Liegt bei ihm. Schmiegt sich an. Gibt für sie da kein wann. Katzengesten ihn berühren. Lässt sich gern davon verführen. Miaut ihn an. Will mal raus. Ist die Diva in dem Haus. Bernd Tunn - Tetje
  8. Carolus

    Dämmerung

    Dämmerung Auf Wolkenschiffen gleitet des Tages letzte Sonnenfracht dahin. Dunkel schimmert ihr Rumpf im blassen Blau. Allmählich erstarrt des Sommers bunte Vielfalt in lichtlosem Schweigen. Behutsam legt die Nacht ihren Sternenmantel über Flur und Tal. Blitzend fallen Hoffnungen daraus ins Unendliche. Ihre Inhalte bleiben Geheimnis.
  9. ihr gebt euch schlau und überlegen ihr beherrscht für euch die Welt doch habt ihr etwas ignoriert was euch für alle Zeit passiert wenn Riesen senden euch den Segen so rufet an Allvater Odin auf dass er euch den Platz erteile in seinem Boot für eine Weile bis ihr kommt woanders hin ...wo es euch gefällt und es keine Fragen gibt Anmerkung : In der Germanischen Mythologie verkörpern die Riesen, unter anderem, die Naturkatastrophen aller vier Elemente. Odin ist auch der "Fährmann", der die Toten in ihr Reiich geleitet.
  10. Bertram und die Wüstenrennmaus Es war ein wolkenverhangener, trüber, hoffnungsloser Morgen. Ich erwachte mit knurrendem Magen, was schon mal kein guter Einstieg in einen neuen, glücklichen Tag war. Überlegte, ob es schon Zeit für einen Knochen, Größe XXL, war. Verkniff es mir aber und griff mir stattdessen zwei Hot Dogs, aus dem Kühlschrank, vom Tag zuvor. Fühlte mich ganz schön kannibalisch. Schlemmte das ganze Zeug in ein paar Augenblicken hinunter und dachte an einen weißen Strand. Die Kokosnüsse an den Palmen hingen paarweise an den Ästen. Sie schmiegten sich ganz eng aneinander und Trixi war sofort wieder in meinen Gedanken. Das war schön. Dann wollte ich sofort den nächsten Baum aufsuchen, widerstand aber diesem Impuls und legte eine Yoga Runde ein. „Wo war eigentlich der Turban, den ich aus Tinmmy`s Handtüchern gebastelt hatte? Ohne ihn, würde ich nur ein halber Yogi sein.“ ,überlegte ich. Kramte in der Spielkiste. Suchte unter dem Bett. Schnüffelte hinter dem Schrank. Nichts. Mist. Dann fiel mir ein, das ich ihn Norbert geliehen und noch nicht wiederbekommen hatte. Na gut. Dann musste es so gehen. Hatte mich selbst vor ein paar Wochen, während der Sendung, Yoga for Little Dogs, dazu ausgebildet. Es gab verschiedene Praktiken, die ich allesamt ausprobierte. Ich machte einen Kopfstand, wobei mir ein kleines Stückchen Hund hochkam, das ich aber wieder herunterwürgte. Dann rutschte ich auf dem Brett zwischen die Nägel und ratschte mir die linke hintere Pfote auf. Danach war ich bereit. Schaute aus dem Fenster und sah das gleiche Elend wie fünf Minuten zuvor. Einen wolkenverhangenen, trüben, hoffnungslosen Morgen. Mit dem einzigen Unterschied, das Hugo sein Herrchen 20 mal um den Block jagte, weil er unbedingt Stöckchen spielen wollte. Dieser Hund war so nervig. Das würde ich meinem Timmy niemals antun. Und mir auch nicht. Aber ganz ohne ging es auch nicht. Ich musste ja schließlich bereit für meine Mission sein. Ok. War Zeit für ein bisschen Fitness. Erstmal ein paar Sit-Ups und Dehnübungen. Danach 20 Runden um das Feld. Anschließend dribbeln, kontern, angreifen. Also... Sport Kanal. Cracker. Weiche Kissen. Beine hoch und knabbern. Herrlich. Sich fit zu halten war ja soooooooooo wichtig. Gerade, als ich mir einen leckeren Snack zwischen meine Beißerchen schieben wollte, klopfte es am Fenster. Mein Körper quälte sich aus dem daunenweichen Sammelsurium. Wütend stapfte ich in Richtung des nervenden Geräusches. Niemand war zu sehen. Schaute genauer hin und entdeckte einen verschmierten Pfotenabdruck auf der Scheibe. Mysteriös. Meine Neugier war geweckt. Wie hieß noch mal dieser berühmte Detektiv? Ach ja, Sherlock Holmes. Der war so schlau. Ein Indiz reichte und sofort erzählte er dir, wo der Typ seine Krawatten kaufte, ob er Schokolade mochte oder Luft mit einem Strohhalm aus Raumanzügen sog. Sherlock war hochintelligent. Der war genau wie ich! Wo war meine gestreifte Lokomotivführer Mütze? Die brauchte ich, um ein Gespür für meine kriminalistische Arbeit zu bekommen und damit ich Mr. Holmes auch äußerlich noch ähnlicher wurde. Kramte in der Spielkiste. Suchte unter dem Bett. Schnüffelte hinter dem Schrank. Nichts. Mist. Dann fiel mir ein das sie Fritz geliehen und noch nicht wiederbekommen hatte. Na gut. Dann musste es so gehen. Schleckte erst mal das Fenster von innen ab. So. Mmmmmmmmh. Na, sauber ist anders. Egal. Konzentrierte mich auf den Abdruck und ließ ihn nicht aus den Augen. Prägte mir jede Schwingung genau ein und speicherte sie in meinem fotografischen Gedächtnis. Aus meiner Lieblingssendung, der Hund von Baskerville, wusste ich das jeder Pfotenabdruck einzigartig war. Plötzlich hämmerte jemand gegen die Tür. Vor Schreck pieselte ich mich ein. Gut das keiner in der Wohnung war. Wäre mir sonst mega peinlich gewesen. Mit zitternden Pfoten schaute ich durch die Hundeklappe. Mein alter Kumpel Bertram, ein Husky, guckte mich mit seinen hellblauen Augen an. Im Schlepptau hatte er eine Wüstenrennmaus. Die war echt niedlich und fror wie verrückt. Ich bat sie herein und gab der Maus meine liebste Kuscheldecke zum Aufwärmen. „Darf ich vorstellen, das ist Lucy, meine Angetraute.“ ,sagte Bertram. Ich traute meinen Ohren nicht, also fragte ich nach: „Äh, wie meinen?“ „Das ist Lucy, meine Angetraute.“ ,wiederholte er. „Ja. Das ist.... Wow.... Also....Äh....ja.....schön. Herzlichen Glückwunsch.“ „Ich weiß was du denkst.“ „Ach ja?“ „Ja. Du denkst sie ist zu jung für mich.“ „Oh Mann. Äh....................Aber genau. Du Hellseher!“ ,schleimte ich. Boah. Diese Huskys hatten echt nicht alle Latten am Zaun. Bertram erzählte dann noch, das sie heiraten wollten und ob ich nicht den Trauzeugen machen könnte. „Sicher. Sicher.“ , meinte ich zuversichtlich. „Obwohl ja die Trauungen in den letzten Tagen stark zurück gegangen waren und eine wilde Ehe auch was für sich hatte.“ ,fügte ich zuversichtlich hinzu. „Aber für die Kinder, wär` es ja schon besser. Man weiß ja, wie die anderen Schüler reagieren.“ ,meinte er. „Kinder?“ ,schrillte es aus dem Gehege meiner Zähne. „Aber nicht mehr, als zwölf.“ ,meldete sich die aufgetaute Lucy zu Wort. „Zwölf?“ ,schrillte es wieder aus mir heraus. „Ich sag` das nicht gern, Freunde. Und ihr müsst mir glauben, das ich euch über alles Liebe, aber das mit dem Kopf gegen die Wand rennen solltet ihr lassen.“ In diesem Moment klopfte es abermals an der Tür. Lucy jumpte elegant zur Tür und begrüßte Norbert, Egon und Fritz. Fühlte mich wie in einer Nachmittags Soap. Robin and the seven little Puppies. Der lang` vermisste Sohn kam nach Hause und alle Verwandten feuten sich und sabberten vor Glück ins Taschentuch, aber dann stellte sich heraus, das er die Taschen voller Probleme hatte. Großes Geschrei. Ohnmacht. Riechsalz. Tränen in den Augen der Oma. Und alle wünschen sich auf einmal der Sohn hätte woanders geklopft. Naja, nichts davon traf ein. Wir waren schließlich keine Menschen. Wir hauten uns erst mal auf meine liebevoll angerichteten Kissen. Alles redete wild durcheinander, das mir schwindelig wurde. Wollte gerade von meinen Erfolgen in der Raumfahrt berichten, als Bertram die Geschichte seiner Liebe zu erzählen begann: „Also. Ich hing grad` so in Arizona rum. War nicht der richtige Ort für einen Husky, aber mein Herrchen brauchte neuen Zahnersatz und in der Wüste ist das bekanntlich billiger, als in Alaska. Ich steh` also so an der Bar und schaue aus dem Fenster und da seh` ich diese Wüstenrennmaus und denke: Alter Schwede ist die nervig. Die pest von links nach rechts und macht total auf hektisch. Dann verliere ich sie aus den Augen. Zwei Tage später jetten wir nach Hamburg. Und ich sag mir so, das ist ein guter Moment, um meinen Kumpel Spiky zu besuchen. Mein Herrchen, der Fredi, öffnet seinen Koffer und wer glaubt ihr hat sich dort, als blinder Passagier breitgemacht?“ Er machte eine dramatische Pause. „Meine Lucy. Hab` sie natürlich erstmal zur Sau gemacht, was ihr einfiele einfach so im Koffer mitzureisen Und aus welchem Grund sie ein eigenes Handy dabei hätte. Eine Handy Freunde! Hat man so was schon mal gehört? Eine Maus mit einem Handy.“ Also, ich hatte so was noch nie gehört. Das war ja wohl die unglaublichste Lügengeschichte, die ich je gehört hatte. Den Rest erzählte Lucy: „Ich bekam eine Nachricht über das Handy. Mega Geheim. Wir mussten unbedingt in die Bananengasse 112, denn das Leben, der gesamten Tierwelt hing davon ab. Ein paar Bären aus dem Eis hatten mich kontaktiert. Ich also in den Koffer und schon ging´s los. Nur gut das Fredi gerade geschäftlich hier zu tun hatte. Wir waren mega gespannt, was die Geheimagenten zu berichten hatten Überraschenderweise führte uns ein gewisser Tomaso herein. Kam mir mega merkwürdig vor. Nachdem Don Alfredo und Luigi uns begrüßt hatten, wurden wir Doktor Fantastic vorgestellt. Er sagte, er hätte eine Pille entwickelt die uns mega Superkräfte geben würde. Neue Einblicke in neue Welten.“ Jetzt wurde mir das ganze ein bisschen zu mega und zu bunt. „Ja, sicher Lucy. Und Smarties wachsen auf den Bäumen.“ ,sagte ich trocken. Alle schauten mich böse an und machten ein Ziiiisch Geräusch. „Bertram und ich nahmen gleich eine. Sie war wunderschön. Blau. Auf der Oberseite war der Heilige Knochen eingedruckt. Wir wollten welche mitbringen, aber die Produktion kam ins Stocken, weil es in einem Lagerhaus zu einem Zwischenfall kam.“ Mir wurde heiß und kalt. Musste mich erst mal setzen. Entweder hatte diese Maus nicht alle Latten am Zaun, oder hier war ein ganz großes Ding am Kochen. Was hatte das alles zu bedeuten? Wo war ich da rein geraten? Ich war doch nur ein Mops, der ins Weltall wollte. Nichts besonderes. Nur weltberühmt und von allen bewundert werden. Und jetzt? „Tja, Freunde. Muss grad` mal weg. Ein paar Runden ums Haus und Timmy kommt sicher auch bald aus der Schule. Fühlt euch wie zu Hause.“ ,meinte ich. Draußen machte ich sofort auf roter Blitz und rief nach Schokolade. Der saß ganz entspannt auf einem Ast und zog sich eine Nuss rein. „Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern.“ ,sprach er. „Ach wirklich? Ja, ja, die Spatzen. Genau! Was denn?“ „Das Spiel hat begonnen.“ „Das Spiel?“ „Don Alfredo will den Markt mit einer neuen Substanz überschwemmen.“ Für mich war das alles zu viel. Markierte erst mal ein paar Bäume. „Wir treffen uns in 10 Minuten bei Trixi.“ ,kommandierte Schoko. Trixi? Fand ich gut. Aber. Was, zum Teufel, meinte er mit 10 Minuten? Schnüffelte noch ein bisschen rum und fand meinen Knochen wieder. Den hatte ich, unter großen Mühen, letztes Jahr vergraben. Brachte ihn wieder unter die Erde. Für später. Dann traf ich Hugo. Der laberte mir eine Frikadelle ans Knie, das sein Herrchen so unflexibel wäre und ob wir nicht tauschen könnten. Ich meinte das wär` grundsätzlich schon `ne gute Idee, aber da er der dümmste und gemeinste Hund auf der ganzen Welt sei, käme das wohl nicht in Frage. Dann lief ich schnell in den nächsten Vorgarten und versteckte mich hinter einem Gartenzwerg. Es begann ein wenig zu schneien. Versuchte die Schneeflocken mit meiner Nase weg zupusten und sang dabei: Blue Moon of Kentucky keep on shining. Shine on, the one it`s gone and left me blue...“ Wenn ich es recht betrachtete konnte ich viel mehr, als der erste Hund auf dem Mond sein. Astronaut. Geheimagent. Hundedamenversteher. ...uuuund Sänger. Trudelte als letzter bei Trixi ein. „Ich sagte 10 Minuten. Nicht 100.“ ,meckerte Schoko. Wollte erst sagen, das ich mich mit diesen Minuten nicht auskannte. Ließ es dann aber, weil ich die Zeit damit verbrachte meine Lieblingshündin anzuhimmeln. Trixi ergriff das Wort: „Das Unternehmen Gibralter hat begonnen. Ice Cube wird in 2 Tagen auf den Markt kommen. Das müssen wir unbedingt verhindern. Don Alfredo will die Weltherrschaft und wenn wir nicht die Verteilung von Ice Cube stoppen, werden alle Tiere menschliches Verhalten annehmen und das ist der Untergang.“ Schaka, Rixi, Raxi, Flutschi und Lutschi fingen sofort an ihre Ideen in den Raum zu schreien: Eine Task Force zusammenstellen. Alle Agenten, die nicht im Urlaub oder auf Pistazien Entzug waren, sofort auf den Fall ansetzen. Alle Nuss Vorräte aufstocken, um auf die kommenden Aufträge vorbereitet zu sein. Alle schwarzen Tarnanzüge, sofort aus der Wäscherei – Secret Agents - abholen. Im Beauty Salon auf weiches Fell achten, damit alle Spione aus den Nachbarbezirken, grün vor Neid werden. Ich fand´s gut Prioritäten zu setzen, hatte aber das Gefühl, das die meisten Vorschläge am Thema vorbei gingen. Also räusperte ich mich und fragte: „Wäre es nicht sinnvoll herauszufinden, wo Ice Cube hergestellt wird, um die Produktionsstätten zu verbrennen und die Schuldigen einzubuchten?“ „Das ist ein guter Einwand, Spike.“ ,sagte Trixi. Es machte mich stolz, das sie so über mich dachte. Am liebsten, wäre ich rüber gegangen und hätte ihr meine feuchte Nase ins Gesicht gedrückt und sie erst mal richtig abgeschleckt. Riss mich aber zusammen und rülpste stattdessen, da mir der heiße Hund so was von im Magen lag. „Dann mach dich mal auf den Weg, Spiky.“ ,meinte Schoko. „Wie meinen?“ ,fragte ich. „Finde die Quelle und schnapp` dir Doktor Fantastic.“ ,sagte Flutschi. „Dr. Fantastic? Also ich hab´s nicht so mit Ärzten, außerdem muss ich wieder zu Bertram und Konsorten.“ ,meinte ich. „Finde die Quelle!“ ,rief Raxi. „Quelle? Da fällt mir ein das ich mit Timmy noch Getränke besorgen muß.“ „Die Quelle. Spike. Die Quelle.“ ,ließ Lutschi Rutschi oder Butschie raus. „Alter. Ihr seid so was von nervig! Aber so was von!“ ,stieß ich genervt aus. Alle redeten unaufhörlich auf mich ein. Mir wurde schwindelig. Ich schrie kurz auf. Einfach so, um Dampf abzulassen. Da wurde es plötzlich ganz still. „Du schaffst das.“ ,flüsterte Trixi. Mist. Damit hatten sie mich am Haken. Ich hatte wirklich nicht alle Latten am Zaun. Also zurück nach Hause. Flutschi und Lutschi hatten mir eingetrichtert, mit niemanden darüber zu reden. War ja auch klar, denn schließlich konnte man niemandem trauen. Ich polterte,so laut wie möglich an meine Tür, um meine Nervosität zu überdecken. „Hi.“ ,sagte ich ganz locker. „Hi.“ ,riefen Norbert, Fritz und Egon im Chor. Daraufhin lachten wir uns erst mal schlapp und dann erzählte ich ihnen sofort die komplette Geschichte meiner Secret Service Karriere. Das ich ein Agent sei und gleich los müsse, um die Welt zu retten. Sie dürften mich nur noch unter meiner Geheimnummer 53 310 761 kontaktieren. Daraufhin lachte wieder alle. Ich auch. Ja, ja. Schon gut. Ich weiß, es sollte nichts darüber in fremde Ohren gelangen, aber für Möpse ist das mit den Geheimnissen schwer. Und für Möpse die Spike heißen, nahezu unmöglich. Ich lud alle erst mal zum Kokos Eis ein. Alle, außer unserem Liebespaar. Bertram und Lucy waren shoppen. Strampler und Windeln. Die standen immer noch unter der Macht von diesem Ice Cube. Also war die Bahn für uns frei. Ich vereidigte schnell noch meine Freunde und machte sie zu Hilfsagenten. Jetzt fühlte ich mich schon wohler. Nun waren sie Teil eines größeren Plans, den ich zwar selbst nicht kannte, aber dafür kam ich mir mega wichtig vor. Ü Ein Schneesturm zog auf. Gute Möglichkeit, meine neuen Schneeschuhe auszuprobieren, die ich aus den alten Tennisschlägern von Timmy konstruiert hatte. Damit konnten wir problemlos über jede Schneewehe gehen, ohne darin zu verschwinden. Ich zog mir sogar den bekloppten Hundepelz über und sah immer noch wie George Hamilton der Vierte damit aus. Wo waren eigentlich meine Pfotenschuhe, die mir Oma Erna letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte? Kramte in der Spielkiste. Suchte unter dem Bett. Schnüffelte in der Keksdose. Nichts. Mist. Da waren wir also, zwei Hunde, eine Katze und ein Dachs auf dem Weg zu ihrem größten Abenteuer. Naja, nach der Mondlandung und nach meinem Rendezvous mit Trixi. Die Straßen sahen aus, wie mit Zuckerwatte verpackt. Vorsichtshalber nahm ich eine Schippe in mein Maul. Ne. War doch Schnee. Schade. Ich ließ mich mit dem Rücken in die weiße Pracht fallen, wedelte mit meinen Vorderbeinen und machte einen mega, schönen Schneeengel. Die Eiszapfen an den Dächern sahen, wie die Zähne von Don Alfredo aus. Das machte mich nachdenklich und ich begann auch gleich zu frösteln. Für einen Moment dachte ich: Ist mir doch egal, ob sich die Tiere ein menschliches Verhalten zulegen. Meinetwegen können sie auch Spaghetti mit Stäbchen essen. Dann kamen mir Norbert, Fritz und Egon in den Sinn und mir wurde klar, das ich alles dafür tun würde, damit sie glücklich wären. Das fühlte sich richtig toll an. Wir schlidderten über die Wege. Dann blieben wir stehen und taten so, als wären wir weltberühmte Forscher, die neue Welten entdeckten. Sowie Peary, der als erster den Nordpol für sich beanspruchte. Oder Amundsen, der als erster über den Südpol stolperte. Wir schwelgten so für vier Minuten in unseren Fantasien, bis mein Zähneklappern alle so sehr nervte, das wir beschlossen weiterzugehen. Der einzige, der sich nicht beklagte war Egon. Für mich, war er der Panzer unter den Tieren. Guter Name. Egon Panzer Grimbart. Das Wetter wurde immer heftiger. Jetzt kam der Schnee nicht nur von oben, sondern peitschte uns direkt ins Gesicht. Stellte mir vor, ich sei der Mond. Um mich herum nur Eiseskälte. Luftleerer Raum. Einsam. Allein. Blöde Vorstellung. Gut das ich meine Freunde dabei hatte. Blickte mich zu ihnen um und stellte fest, das ich tatsächlich allein war. Wo, zum Teufel, waren meine Kumpels? Schaute in alle Richtungen. Sogar nach oben. Wie verzweifelt konnte man sein. Hätte gern an einen Baum gepinkelt. Nur so, zur Entspannung. Ging aus drei Gründen nicht. War zu angespannt. War zu kalt. War kein Baum in der Nähe. Das Leben konnte so grausam und gemein sein. Ich fing sogar an, nach ihnen zu rufen. Dann weinte ich ein bisschen und hoffte, das es niemand sah. Schließlich schrie ich nach Hilfe, das war irgendwie besonders peinlich. Als das alles nichts half, schloss ich die Augen und begann zu beten: „Oh, Heiliger Knochen. Bitte. Bitte. Bitte. Schick sie mir zurück.“ Eine Tatze tippte mir auf die tiefgekühlte Schulter. „Hey Spiky. Ich bin`s Fritz. Wo warst du? Wir haben dich gesucht.“ Mein Körper löste sich aus der Vereisung und meinem Maul entfuhren Laute der Befreiung. Ich war gerettet. Ich jaulte vor Freude und umarmte alle. Kleine gefrorene Tränen der Rührung, kullerten auf das Eis. Wir zogen erst mal weiter ins Casablanca Viertel. Die hatten`s echt sauber da. War ja auch logisch den Casa, heißt ja Stadt und blanca rein oder ordentlich oder weiß oder so. In Rick`s Cafè legten wir die Pfoten hoch und wärmten uns erst mal auf. An einem alten Klavier, saß ein schwarzer, blinder, afghanischer Windhund. „Spiel`s nochmal, Sam.“ ,rief ihm Egon zu. Der Afghane ließ seine Pfoten über die Tasten gleiten und uns wurde ganz melancholisch zumute. Egon weinte, wie ein Schlosshund. Das Tick–Tack der Uhr, gab uns den Takt zu seiner wehmütigen Melodie. „You must remember this, a kiss is still a kiss a sigh is just a sigh.....“ Fritz musste rülpsen und wir lachten uns schlapp. Wir waren uns einig das wir noch nie so was langweiliges gehört. Das Rick`s war ein gaaaaaaaaanz alter Schuppen. Vor dem großen Krieg, war es eine Schnapsbrennerei. Alle Hunde in der näheren und weiteren Umgebung schlichen rein und raus, um sich einen rein zu brennen. Das waren noch Zeiten. Jeder Polizeihund war angewiesen einmal in der Woche die üblichen Verdächtigen zu verhaften. Rick, war ein alter Kumpel von mir. Er war ein Dalmatiner und Schlawiner erster Güte. Sehr sympathisch. Sehr redefreudig. Sehr gepflegt. Dalmatiner halt. Alle Hundedamen vergötterten ihn. Er hatte es einfach drauf. Einmal rettete ich ihm das Leben, indem ich einen Hühnerknochen aus seinem Maul puhlte, bevor er daran zu ersticken drohte. Das war auch der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. „Hi Rick. Alles im Lot?“ ,gab ich bibbernd von mir. „Ja. Alles klar. Was treibt euch bei dem Sauwetter raus?“ „Wir sind in geheimer Mission unterwegs.“ Sofort sahen mich die Anderen böse an. Tat so, als hätte ich es nicht bemerkt. „Geht es, um das Syndikat?“ ,fragte Rick neugierig. „Äh.... Nein.... Es....Nein.....Kennst du den Riesenbaum in der Suffragettengasse?“ „Ich kenn` nich` mal die Suffragettengasse.“ „Siehst du. So geheim ist das.“ ,meinte ich. „Ahhhhhhhhhhhhhhhhh.“ ,sagte Richy bedeutungsvoll. Er brachte uns allen einen Kamillentee, der uns zum Würgen brachte. Aber, da er gerade in der ganzen Stadt angesagt war, taten wir unser Bestes ihn in unserem Schlund verschwinden zu lassen. Fritz übergab sich zweimal, aber er sagte, das hätte an dem Fisch gelegen, den er zum Mittag hatte. Der wäre nicht koscher gewesen. Koscher? Manchmal machte Fritz ganz schön auf dicke Hose. Wir saßen in der hintersten Ecke des Ladens und so bemerkten uns die Gäste nicht, die nun den Laden betraten. Luigi. Rita. Isabell. Tomaso und Don Alfredo. Wir machten uns so klein wir konnten und hofften Rick würde dicht halten. „Don Alfredo. Schön sie zu sehen.“ ,flötete er. Wortlos setzen sie sich an einen Tisch an der Wand. Das kannte ich aus den Westernfilmen. Die Revolverhelden, hatten immer das Mauerwerk im Rücken. Blick zur Tür. Das gab Sicherheit. Aus den Lautsprechern plätscherte Ennio Moriccone. Irgendwas mit einer Mundharmonika. Wir konnten die Spannung, die im Raum lag, spüren. Norbert pupste. Das war eigentlich immer das Zeichen für uns nach Hause zu gehen. Es war unerträglich, es nicht machen zu können. Die Tür öffnete sich abermals. Doktor Fantastic schlurfte herein und hockte sich neben Rita. Er trug einen alten, zerschlissenen Hundepelz. Das Kopfhaar machte einen wilden und zerzausten Eindruck. Seine wässrigen, hellblauen Augen schienen müde und alt zu sein. Aber wir wussten genau, das dies nur eine Tarnung war. Doktor Fantastic hatte Ice Cube entwickelt. Und er kannte nur ein Ziel: So viele Knochen wie möglich an die Seite zu schaffen, um bis an sein Lebensende schlemmen zu können. „Schau mir in die Augen, Kleines und küss mich, als wär`s das letzte mal.“ ,schleimte er Rita an. „Verzieh` dich.“ ,sagte sie trocken. Er lachte ein heiseres, lautes Grusellachen, das uns alle erschauern ließ. Alle, bis auf Egon Grimbart. Denn der war eingeschlafen. Tomaso rümpfte seine Nase: „Irgendwas stimmt hier nicht, irgendwas riecht hier nach Verrat.“ „Du nervst. Du siehst überall Agenten und Spione. Nimm was von meiner Kreation. Hab` ein paar Ice Cube`s dabei“ ,knarzte Doktor Fantastic. „Damit ich genauso denke, wie diese bekloppten Menschen, die alles kaputt machen?“ „Wenn du es einmal hattest, willst du immer mehr. Du fühlst dich unbesiegbar.“ ,flüsterte der Doktor. „Hab` ich nicht nötig. Auch, wenn ich mal Mist mache, ist das immer noch besser, als dieses Teufelszeug.“ Sie ließen sich noch darüber aus, wie blöd Bertram und Lucy waren und das man manchen Tieren wirklich alles erzählen konnte. Dann schlabberten sie gemeinsam, das teuerste Wasser, das man für Knochen bekommen konnte Am liebsten hätte ich meine Tarnung aufgegeben und wäre rüber gegangen, um ihnen ein paar Takte zu erzählen. Mein guter Kumpel Bertram, war in den Fängen des Syndikats. Die konnten jetzt alles mit ihm anstellen. Alles von ihm verlangen. Wollten sie, das er als Prima Ballerina im Schwanensee auftrat. Kein Problem, solange er nur sein Ice Cube bekam und weiter Mensch spielen durfte. Schließlich zog die Bande wieder ab, um in ihrer Lagerhalle die nächsten Schritte zu besprechen. Es wurde sehr ruhig. Der Winter war nun auch in unseren Herzen. Wir hatten Angst. Rick brachte noch eine Runde Kamillentee. Uns blieb wirklich nichts erspart. „Wir müssen die Agenten zusammenziehen. Allein schaffen wir das nicht.“ ,meinte Norbert. Rick rief sofort Schlaffi, den Pinguin, um ihn loszuschicken. Echt jetzt? Bei dem Namen käme die Verstärkung wohl erst, wenn wir alle erledigt waren. Schlaffi schlurfte zum Schrank hinter der Bar, holte seine Hühnerknochengleitschuhe heraus und schaute über die Schulter zurück zu uns. Sein schiefes Grinsen, sagte mehr als tausend Worte. Der Griff in einen kleinen Farbtopf, war im höchsten Maße dramatisch. Er ließ sein Kriegsgeheul hören und schoss aus der Tür heraus. „IIIIIIIIIIIIIIIHHHAAAAAAAAAAAHHHHUUUUUUUUUUUUUUU.“ Das nenne ich einen Abgang. Der Schneesturm fegte in den Raum herein. Wir machten uns auch auf den Weg. Die Welt um uns, hatte sich verändert. Sie war rau und unerbittlich geworden. Wir waren nun Entdecker in einer fremden Umgebung. Egon führte uns. Vorbei an vereisten Bäumen, schlitternden Autos und Esmeralda, die hinter einem Fenster, aus ihrem warmen Zuhause, auf uns herunter schaute. Ich versuchte tapfer zu ihr hoch zu blicken. Es gelang mir nicht. Meinte ein aufmunterndes Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen. Vielleicht war es auch nur ein Lichtreflex. Wir kämpften uns bis zur Lagerhalle vor. Die Hintertür stand offen, also schlüpften wir hinein. Es war taghell in dem Schuppen. Ein riesiger Raum. Angefüllt mit zahlreichen Kisten und Maschinen. Sie hatten eine Art Produktionstrasse aufgebaut. Hinter langen Tischen standen Rhesusaffen, die kleine, blaue Würfel in eine Box packten und mit einem Aufkleber versahen: Ice Cube Bulldoggen liefen zwischen den Gängen Patrouille und achteten darauf, das keiner der Affen etwas für sich abzweigte. Zwei von ihnen hatten weiße Näschen, die wurde nach hinten gebracht. Zur Strafe gab`s eine halbe Stunde deutsche Schlager, aus den 90ern, direkt auf die nackten Ohren. Diese Hunde waren richtig fiese Gesellen und kannten keine Gnade. In der Mitte gab es einen runden Tisch an denen die Elite des Verbrechens saß: Don Alfredo. Luigi. Isabell. Rita. Hugo. (Ich hab`s immer gewusst.) Heino. George. Doktor Fantastic. Und noch 5 Andere, die ich nicht kannte. Don Alfredo paffte eine kubanische Zigarre. Rita und Isabell ließen sich die Pfotennägel in einem grässlichen Lila, von einem der Affen, lackieren. Hugo lamentierte mit Heino über die Entenjagd und schleckte dabei Lakritz von einer riesigen Stange, die aussah, als käme sie direkt vom Mond. Doktor Fantastic hielt eine seiner langweiligen Vorträge und alle schauten genervt zur Seite. Einer der Bulldoggen kam sabbernd an den Tisch und meinte, alles wäre zum Abtransport bereit. Ok. Wo blieb die Kavallerie? Hatte Schlaffie es überhaupt durch den Sturm geschafft? Ich dachte an Esmeralda. An Trixi. Daran, wie kompliziert das Leben sein konnte und wie einfach es noch vor 2 Monaten war. Aber auch, wie aufregend es jetzt war. Ich würde alles meinen Enkeln erzählen. Sah mich schon als strahlender Held, von allen bewundert. Gerade als ich anfing vor Glückseligkeit zu sabbern, tippte mir jemand auf die Schulter: Tomaso. „Hi. Schön das ich dich sehe. Das ist doch hier das Dixi Klo für kleine Möpse?“ ,sagte ich schlau und geistesgegenwärtig. „Wir nennen es Endstation Sehnsucht.“ ,knurrte er. „Oh, schöner Film. Marlon Brando. Gesellschaftskritisches Drama. Tja ich muss dann mal los.“ „Du gehst nirgendwo hin!“ ,stellte Tomaso fest. In diesem Moment, schlug Norbert ihn mit einer überreifen Kokosnuss auf den Kopf und nockte ihn aus. Er schob ihn unter eine Plane und mit einer Flugrolle war er bei mir, um die Umgebung zu sichern. Ich brachte kein Wort heraus. „Darf ich mich vorstellen? Meine Name ist Kommt. Norbert Kommt. Agent 0815. Im Auftrag des Geheimbundes Rote Lilie.“ ,meinte er. Die nun entstehende Pause nutzte ich, um mich zu sammeln. Dann sagte ich: „Hast du was von den Ice Cubes genommen?“ Er verdrehte nur die Augen und hielt sich die Pfote vor die Schnauze. Sollte das heißen, wir müssen ruhig sein, oder wollte er sich übergeben? Der Vorhang wurde zur Seite gerissen. Doktor Fantastic schaute uns an und ließ sein Grusellachen hören: „HHHHHHUUUUAAAAAAAAAAAHHHHHH.“ Das war echt schaurig. Und ich merkte, wie sich meine Pfotennägel aufrollten. Im selben Augenblick, war das ganze Syndikat um uns herum. Es gab ein ganz schönes Gerangel und Gezerre. Ich verlor kurz den Überblick und dachte an einen Strand in Acapulco. Dann bekam ich eine Kopfnuss von Hugo. Sternchen tanzten vor meinen Augen einen Part aus dem Nussknacker. Und, wie ich so dalag, musste ich an Oscar Wilde denken: „Wir liegen alle in der Gosse, aber einige von uns betrachten die Sterne.“ Dann gingen die Lichter bei mir aus. Sie gingen wieder an, als wir gefesselt auf einem Stuhl saßen. Don Alfredo kam gaaaaaaaaanz langsam auf uns zu. Er trug seinen Ausgehpelz, aus wattierter Kaschmirwolle, der ihm verdammt gut stand. Sein Lächeln zeigte mir, das er höchst zufrieden, über den Ausgang dieser Aktion war. Er kam direkt auf mich zu und sagte: „Jeder in diesem Raum kann euch sagen, das ich ein netter, höflicher Hund bin. Ich sorge für meine Freunde und halte diese Gemeinschaft am laufen.“ Den Lachreiz, der mich überkam, konnte ich nicht stoppen. Erst war es ein Zucken meiner Mundwinkel. Dann ein Grinsen. Dem folgte ein sabberreiches Jaulen in den höchsten Tönen, das in schreiendem Gelächter gipfelte. Don Alfredo schaute mit hochgezogenen Augenbrauen zu. Im Hintergrund hörte ich die Betonmischmaschine. Jetzt war ich doch ein bisschen beunruhigt. Sofort fielen mir meine Lieblings Mafia Filme ein: Good Fellas Sopranos Donnie Branco Breaking Bad Subbura Casino Boardwalk Empire Peaky Blinders Gommorrah Narcos Meine Liste war fertig. Der Zement auch. Wie, zum Teufel, war ich nur hier rein geraten? Ach ja. Ich wollte ja unbedingt zum Mond fliegen. Das könnte ich mir jetzt wohl abschminken. In diese Gedanken hinein hörte ich einen laute Explosion. Dann fauchen. Knurren. Bellen. Und Geschrei. Viel Geschrei. Hätte mir gern meine Lauscher zugehalten. Ging aber leider nicht. War ja gefesselt. Dachte an Hundini, dem großen, weißen Hirtenhund und Entfesselungskünstler. Die Kavallerie war da: Esmeralda. Trixi. Schoko. Schaka. Rixi. Raxi. Flutschi. Lutschi. Es gab ein großes Gerangel und Gezerre. Schließlich gewann unsere Mannschaft die Oberhand. Gefesselt und geknebelt, wurde die komplette verbrecherische Gemeinschaft zum obersten Hunde Gerichts Hinterhof in die Fasanenallee gebracht. Dann, wurde es sehr ruhig. Schlaffi stand ganz cool in der Ecke und paffte eine kubanische Zigarre. Bertram und Lucy hingen immer noch in ihrer: Wir sind Menschen und unheimlich schlau, Schleife. Rick spielte – As time goes by – auf seiner Mundharmonika und ich wurde ganz sehnsüchtig. Esmeralda hockte sich neben mich und wir schlürften einen Cappuccino aus dem selben Napf. Schoko und Konsorten flitzten durch die Halle und warfen sich Nüsse zu. Norbert, war der Held des Tages, weil er mir das Leben gerettet hatte. Ich gönnte es ihm. Es waren viele Fragen offen. Esmeralda oder Trixi? Mond oder Hot Dog? Ich würde die Antworten schon finden. Ich war schließlich der schlaueste, bestaussehendste, liebenswerteste Mops der Welt. Aber jetzt musste ich unbedingt pieseln. Also. Wo, zum Teufel, war der nächste Baum? Dezember 2018 von Axel Bruss
  11. Wahrheit ist niemals leicht und wo sie leicht gemacht wird, schwimmt sie eindeutig oben wie eine abgetriebene Leich‘ . © j.w.waldeck 2018
  12. ich grabe mich durch deine Erde weich und warm kann ich dich riechen so werd' ich durch dich durchkriechen in der Zeit in der ich sterbe einst wuchs ich auf in deinem Leibe der Windgott bumst die Mutter Erde auf dass ich neu geboren werde von dem mir hochheiligem Weibe das Christentum ist patriarchisch der Gott der Geist und auch sein Sohn nur Männer tragen deinen Thron die Frau fegt man hier sanft vom Tisch Anmerkung : Jörd ist die Erdmutter der Germanischen Mythologie. Der Windgott ist Odin.
  13. Axel

    Chaos

    Chaos Also, so wie ich das sah, schrie er geradezu nach einer Schelle. Er saß da auf der Mauer und rotze seinen dicken, gelben Schleim direkt vor meine Füße. Seine Haut schien von einer seltenen Krankheit befallen. Viele Vertiefungen und Erhebungen. Eine Berg- und Talbahn mitten in seiner Visage. Verquollen, verschroben und verstörend. „Na du Sack!“ ,rief er mir freudig zu. Ich sagte erst mal nichts. Mit meinem Scannerblick checkte ich die Umgebung, ob ein paar seiner Kumpels in der Nähe waren, um mir richtig was auf die Glocke zu geben. Das Einzige, das mir sofort ins Auge fiel, war dieser abgefuckte Bauwagen. Irgendjemand hatte einen Schwanz mit riesigen Eiern drauf gemalt und sicher gedacht, das würde mich beeindrucken. Tat es aber nicht. Mein Ego war tausend mal größer, als diese Zeichnung oder der Witzbold auf der Mauer. „Du machst hier ganz schön auf dicke Hose, Arschloch.“ ,entgegnete ich. „Jeder, wie er kann.“ ,griente die nasse Hose. „Heute schon auf die Fresse gekriegt?“ ,fragte ich so nebenbei. „Nö.“ ,meinte er gelangweilt. „Aber der Tag ist ja noch nicht zu Ende.“ ,stellte ich lapidar fest. Er griente und verzog dabei sein Fischmaul zu einer Fratze. Sein Mund öffnete sich und sog reichlich Luft ein, um kräftig zu rülpsen. „Hast du `ne Zippe?“ ,fragte er. Ich warf ihm meine Lucky`s rüber und er fischte eine Zille aus der Packung und zündete sie mit seinem Sturmfeuerzeug an. „Du bist in Ordnung. Neu zugezogen?“ ,stellte er eine neue Frage. „Yep. Bin aber auf der Durchreise. Wenn ich 30 bin verzieh ich mich. Los Angeles ist meine Stadt und nicht das Kaff hier.“ „Was hast du gegen Hamburg?“ „Zu eng. Zu viele Wichser und Arschlöcher.“ „Stimmt schon, was du sagst. Aber ich hab hier meine Gang. Ich kann nicht einfach gehen.“ „Man kann alles. Wie heißt deine Gang?“ „Hilltoppers.“ „Echt jetzt?“ „Ja.“ „Klingt wie eine Gesangstruppe der 70er Jahre. Aber irgendwie auch geil.“ Er sprang von der Mauer und stellte sich vor: „George.“ „Echt jetzt?“ „Ja. Ich weiß klingt irgendwie nach einem Typen aus der Gesangstruppe der 70er.“ „Genau.“ Wir lachten. Jetzt bot er mir eine Zippe an. Marlboro. „Der Geschmack der Freiheit. Ich heiße Hanniball.“ ,sagte ich. „Echt jetzt?“ ,fragte George verdutzt. „Scheiße nein. Meine Name ist James Cock.“ „Du weißt das Cock im englischen Schwanz bedeutet?“ „Genau deswegen habe ich ihn mir zugelegt.“ Wir lachten wieder. Eine junge Frau, so um die 20 kam vorbei geschlendert. Jeans, schwarzes Shirt, Brüste, die nach draußen wollten. Heftiger Arsch. Genau meine Kragenweite. „Hi.“ ,sagte ich. Sie guckte mich von oben bis unten an und schnorrte eine Zippe bei George. Dann lehnte sie sich lässig an die Mauer. Sie hatte es drauf. Sie war cool. Wie ich schon sagte, genau meine Kragenweite. Der Kran auf der Baustelle machte sich wieder an die Arbeit. Er riss einen Wohnblock ab. Ein Teddybär fiel aus dem 5. Stock und wurde unter dem Schutt begraben. Es wurde höllisch laut. Meine Mum nahm mich manchmal mit zu ihren Baustellen. Ein riesiger Spielplatz für einen 8 jährigen. Sie arbeitete dort als Assistentin für einen fetten Typen mit Glatze. Seine feisten Wangen und das Doppelkinn hingen immer über den zu engen Kragen. Das sah ekelhaft aus. Eine große Staubwolke näherte sich unserem Dunstkreis und wir verzogen uns. Wanderten durch die Straßen, warfen ein paar Fenster ein und traten ein paar geflügelte Ameisen tot. So gesehen war der Tag schon mal erfolgreich. Dieses blonde Gerät neben mir machte mich reichlich nervös. Immer, wenn sich die Gelegenheit ergab, starrte ich auf ihren üppigen Arsch. Natürlich wusste sie, das ich auf sie abfuhr. Und sie wusste, das ich es wusste. Geile Situation. „Wie wär`s mit Billard?“ ,schoss ich so ins Blaue. „Bock auf verlieren? Oder wieso schlägst du das vor?“ ,fragte sie. „Hab schon mit Elvis in seinem Jungle Room gespielt.“ ,meinte ich so nebenbei. „Elvis? Hast du noch mehr aus Omas Mottenkiste?“ ,setzte sie nach. „Klar. Ich kann dir noch 20 Andere aus den 50ern nennen. Ist genau mein Ding.“ An der Wand hing ein Zigaretten Automat. George zog einen Schraubenzieher aus der Jackentasche und knackte das Ding. Wir teilten die Kohle und die Zippen gerecht auf. 50% George und für uns je 25%. Logisch. Er hatte ja den Schraubenzieher. Dann standen wir so rum und schauten uns die Penner mit den Anzügen und Krawatten an. Einer trug einen schwarzen Hut, den bewarfen wir mit Zigarettenschachteln und lachten uns schlapp, als er den Kopf einzog und sein Hut in den Dreck fiel. Das fand sie dann doch nicht so lustig und sie hob ihn auf, machte ihn sauber und entschuldigte sich. „Blöde Schlampe!“ ,sagte er. Woraufhin sie ihm eine Schelle auf den Hinterkopf gab und ihn anschrie: „Verzieh dich du blödes Arschloch.“ Die war krass drauf. Bei der sollte ich meine Peitsche nicht vergessen, aber selbst das würde mich wohl nicht vor dem Untergang bewahren. Scheiß egal. Ich wollte sie. Sie war genau die Art von Frau, vor der mich mein versoffener Dad immer gewarnt hatte. Sonntags nach dem Frühschoppen, wenn er angetrunken nach Hause kam, gabs immer mit dem Lederriemen. Wichser. Ein paar Jahre später, als er es wieder versuchte, hab ich ihm mit der Faust direkt ins Gesicht geschlagen. Da hat er geheult, also hab ich ihm noch eine gegeben. Dann bin ich abgehauen und hab ihn nie wieder gesehen. War kein Verlust, nur um meine Mum tat es mir leid. Egal! George, die Hammerbraut und ich gingen einfach weiter, bis eine Kneipe auftauchte: ZUM GEIER Davor standen Motorräder. Die geilsten Teile, die du dir vorstellen kannst. Viel Chrom. Viel schwarzes Leder. Das war genau mein Ding. Wenn ich mir meine Zukunft ausdachte, sah ich immer eine laaaaaaaaaaaaaange Straße in Amerika. Rechts und links Wüste. Route 66. Ich saß auf einem Shopper und brauste über den Highway. Meine Mum sagte dann immer: „Deine Träume sind das Tor zu deinem Glück. Geh einfach hindurch und mache sie wahr.“ Ihre Worte waren, wie eine Decke in die sie mich in einer kalten Nacht einhüllte. Eine vergilbte, abgefuckte Gardine teilte das verdreckte Schaufenster der Kneipe in zwei Teile. Aus der geöffneten Tür dröhnte ein Song von Metallica. Die Schallwellen brachen sich an den Maschinen. Sie knallten dagegen und blieben auf der Strecke. Irgend ein Biker würde kommen und sie in den Staub treten. Es war ein ewiger Kreislauf. Die ganzen geilen Dinge stellten sich vor und im nächsten Augenblick, war es auch schon wieder vorbei. Ich hatte noch nicht den Dreh gefunden, wie ich sie festhalten konnte. Wir gingen rein und da saßen ein paar langhaarige Typen und tranken Bier. Alle glotzten sofort mein Mädchen an. Heute würde es wohl noch ein paar gebrochene Nasen geben. Ich bestellte das übliche: Cognac. Bier. Sandwich. Die Lady schoss natürlich quer und orderte einen Whisky für sich. Klar sie wollte mich testen, aber darauf ließ ich mich nicht ein und trank ihren Cognac und drei weitere, bis es in der Kehle kribbelte. So. Fertig. Die Rocker lachten und soffen. Ihr Leben schien sich um zwei Dinge zu drehen: Ficken oder gefickt werden. So einem Typen konntest du nichts vormachen. Das führte unweigerlich zum Verlust der Schneidezähne oder des Augenlichts. Denen konntest du nichts vorheulen oder an ihren guten Willen appellieren. Die machten immer auf dicke Hose. Mussten sich immer beweisen. Die wollten einfach immer gewinnen. Das fand ich gut. Ich war genau so. Ein Knirps mit vernarbten Gesicht und Ohrmuscheln die mich an das Zelt meiner Großmutter erinnerten, zeigte mit dem Finger auf mich und fing an zu lachen. Die schienen sich prächtig zu amüsieren Nun ja, ich sah das als Aufforderung mal so richtig die Sau rauszulassen. Als erstes drückte ich E 498 in der Musikbox. Peter Alexander mit dem Song: Die kleine Kneipe. Damit schoss ich den Vogel ab und war sofort bei der ganzen Truppe beliebt. Sie losten schon mal aus, wer mir als erstes was aufs Maul geben durfte. Ein Wichser mit tierischen, schwarzen Koteletten glotzte mich die ganze Zeit mit hervorgetretenen, grünen Froschaugen an. Sein Akne vernarbtes Gesicht stellte ich mir in einer Horrorshow auf dem Jahrmarkt vor. Die kreischenden Mädchen. Die, vor Angst bibbernden, harten Kerle. Die ganzen kleinen Pisser, die noch an Mamas Rockzipfel hingen. „Ey, geile Koteletten.“ ,schrie ich zu ihm rüber und grinste ihn an. Er warf seine leere Bierflasche nach mir und dann brach die Hölle los. In dessen Verlauf schlug ich jemanden die Zähne aus und bekam selbst eine verpasst. Das führte zu einer heftig, blutenden Platzwunde auf der Stirn. Stühle flogen durch die Luft und Glas zerbrach mit lautem Getöse. Es war ein Riesenspaß. Wir konnten fliehen und rannten die Straße runter. Dann die nächste hoch und versteckten uns hinter ein paar Mülltonnen. Meine Lady kam ganz nah an mich ran. „Du bist so ein Arsch.“ ,flüsterte sie mir ins Ohr. „Sag mir nicht, was ich schon weiß.“ ,flüsterte ich zurück. Sie schlug mir mit der Faust auf die Schulter und das hatte ganz schön Rumms. Mittlerweile hatte auch die Nacht zugeschlagen und zwar genau in die Fresse. Es war dunkel. Kein Mond. Keine Sterne. Nur die magere Straßenbeleuchtung und da hatten die Oberen der Stadt reichlich gespart. Naja, ich hatte absolut Verständnis dafür. Irgendwie mussten sie ja die Nutten bezahlen. Ein Waschbär kreuzte unseren Weg und schleppte eine tote Katze hinter sich her. Das war echt eklig, aber nicht so eklig, wie die Ratten die sich vor ein paar Tagen direkt vor meiner Haustür paarten. Ich dachte ich spinne. Alter! Kopulierende Ratten. So was hatte noch niemand gesehen und wollte auch niemand sehen. Scheiße. Das behielt ich am besten für mich. Meine Lady meinte, wir müssten jetzt erst mal in den nächsten Club. Ein bisschen abzappeln. Angestaute Energie loswerden. Das war mir völlig unbekannt. Bei mir staute sich nichts an. Ich ließ immer alles gleich raus. Machte jemand einen Hammer Witz, lachte ich. Benahm sich jemand daneben, gab`s auf die Fresse. So einfach war das. Trotzdem tat ich ihr natürlich den Gefallen. Auf dem Weg dorthin machten wir an Hugo´s Fritten Bude halt und knallten uns Schaschlik zwischen die Kauleiste. Da stand so ein Typ mit Bademantel und nuckelte an seinem schalen Bier. Der sah verdammt traurig in seinen Badelatschen aus. „Na. Alles klar, Alter?“ ,fragte ich ihn. „Sicher.“ „Und wie läuft`s?“ ,löcherte ich ihn „Die Welt steht am Abgrund.“ „Tut mir leid, Mann.“ ,sagte ich. „Ich wach` jeden morgen auf und denk` sie is noch da. Dann werd` ich langsam nüchtern und mir wird klar, das sie jetzt in einer Urne auf dem Friedhof lebt.“ „Fuck.“ ,meinte George. „Ja. Fuck.“ .stimmte der Mann ihm zu. Lange standen wir da rum und sprachen nicht. Wir glotzten still in die Nacht und der Sekundenzeiger der speckigen Uhr bei Hugo blieb stehen. „Komm Alter. Du musst mal was anderes sehen.“ ,sagte ich und packe ihn am Bademantel. „Ne lass ma.“ ,meinte der Mann. „Doch. Komm. Wir müssen los. Du auch.“ sprach meine Lady ganz ruhig zu ihm. Und so setzten wir uns in Bewegung. Der Mann schlurfte mit seinen Schlappen neben uns und lutschte den Rest von seinem Bier aus der Pulle. Der sah total müde aus, so als hätte er die letzten dreihundert Jahre auf einer Burg gelebt und Hühner gezüchtet. Und, wie langsam der ging. Alter. Ich sah auf meine Uhr, um zu prüfen, ob sie schon rückwärts lief. Tat sie aber nicht. Zwanzig Schnecken überholten uns und riefen uns Schimpfwörter zu. Ich war kurz davor ihn über meine Schulter zu werfen, aber schließlich standen wir doch vor dem Club. Halleluja. Zum Waschsalon! Geiler Name. Sogar das Ausrufungszeichen gefiel mir. Überlegte, ob ich Schlappenheinrich samt Bademantel in den Trockner schieben sollte. Ließ es aber, weil ich befürchtete, das er total verfilzt wieder raus käme. Wir schauten nach oben und das Gebäude nahm kein Ende. Es war riesig. Ging über mehrere Stockwerke. Im Erdgeschoß, Disco. Da hingen die ganzen Spacken ab. Stock Reggae. 2. Stock Hardrock. 3. Stock Damenabteilung. Im Keller gab es geheimnisvolle Räume voller Düsternis und Romantik. Die Typen da, hatten alle schwarze Klamotten an und machten auf Dracula. Im größten Raum, waberten Rauchschwaden von einer Nebelmaschine über den Boden. Fühlte mich, wie in > Fog – Nebel des Grauens < . Die Deppen mit ihren Anzügen machten auf cool. Natürlich, waren die sowas von uncool, das mir spei übel wurde. Das konnte ich diesen ABC – Schützen nicht durch gehen lassen. In der Mitte stand ein weißes Klavier. Das sah Hammer aus. Da saß ein dünner Kerl mit triefenden Augen dran. Den zog ich gleich mal vom Stuhl und haute in die Tasten. Kannte drei Akkorde und die ließ ich explodieren. Little Queenie von Jerry Lee Lewis war mein Song und das ließ ich die Ignoranten wissen. Scheiße war ich gut. Zwischendurch kämmte ich meine blonde Tolle und stelle einen Fuß auf die blankpolierten Tasten. Ich wackelte mit meinem Arsch und die Weiber flippten aus. Ich schlug und trat und schrie. So wie es sich gehörte. Ließ die Sau so richtig raus. Aus den Augenwinkeln sah ich das es meiner Lady gefiel. Sie lehnte entspannt im Türrahmen und drehte sich mit einer Hand eine Zippe und flippte sie elegant zwischen ihre roten, makellosen Lippen. Boah. Die Braut, war ja so geil. Als wir später am Tresen saßen und auf die Pool Miezen glotzten, drehte sie sich zu mir um und sagte ganz trocken: „Du glaubst bestimmt, das du eine ganz heiße Nummer bist, aber wenn du bei mir punkten willst, musst du ganz andere Sachen am Start haben.“ Das ließ ich mal so wirken. Schaute mir die anderen Zappelhasen in dem Laden an und bestellte drei Wodka. Zwei für mich und einen für die Nieren. Irgendjemand sagte mir mal, das Trinken lebensnotwendig sei. Es lag aber durchaus im Bereich des Möglichen, das ich dies in einem anderen Zusammenhang gehört hatte. Plötzlich spielte der Heini am DJ Pult Tush von ZZ Top. Geil. Das war der Startschuss. Ich griff mir die Hand meiner Mörderbraut und zog sie mit nach draußen. Dort knackte ich den teuersten Schlitten der da so rum stand. George, der gerade seine Hand unter dem Rock einer Braut hatte, verabschiedete sich auf die althergebrachte, indem er ihr seine Pranke auf den Hintern knallte und sprang auf den Rücksitz. Ich hielt meiner Frau die Tür auf und schob den Bademantel, mit dem traurigen Typen drin, zu George. Ich warf ein paar Zippen in die Runde und schon ging es ab zu Onkel Ivan. Seine Bretterbude hieß: Lummerland Natürlich dachte ich sofort an Jim Knopf und die wilde 13 und diesen bescheuerten Lokomotivführer, dessen Name mir nicht einfiel. Ich dachte auch an meine Mum und wie sehr sie mich geliebt hat. Sie las mir immer diese Geschichte vor, wenn ich im Bett lag. Ihre Stimme hatte diesen schönen Klang. Ganz hell. Wie Himmelsglocken. Sie trug ihre blonden, gewellten Haare offen. Engelshaar. Ich mochte es, wenn sie mir zum Abschluss ihre kühle Hand auf die Wange legte und mich auf die Stirn küsste. „Wir träumen heute Nacht von Gelegenheiten und das wir sie ergreifen.“ ,sprach sie oft. „Und von Amerika.“ ,fügte ich hinzu. Denn das war mein Abenteuerland. „Ja, und Amerika. Das Land der freien Menschen.“ ,flüsterte sie leise. d Der grüne Schriftzug erschien und meine Füße stiegen auf die Bremse. Wir wurden in die Gurte gepresst, wie zwei Astronauten beim Start. Ich spürte, wie es sauer in meiner Kehle wurde, aber das gab sich wieder. Ich hievte meinen Körper, als erster aus dem Sitz und öffnete ihr die Tür. So, wie es sich gehörte. Sie lächelte. Das erste Mal. Ich hatte alles richtig gemacht. Da standen wir also. Bereit den nächsten Wahnsinn in uns aufzusaugen. In dieser Szene Kneipe gab es die beknacktesten Leute. Alter. Die hatten tatsächlich einen Türsteher. Einen Türken. Unrasiert. Megalanger Schnurrbart. Brennende Augen. In seinem Blick lag die Lust auf Ärger. Man sah das er seinen Job liebte. Konnte nicht jeder von sich behaupten. „Keule.“ ließ ich so beim vorbeigehen fallen. „Halt die Fresse.“ ,sagte er nur. „Mensch Ali. Kennst du mich nicht mehr?“ „James?“ „Ja, Alter.“ Wir umarmten uns und er schlug mir auf den Rücken, das ich dachte mein Kreuz würde brechen. Ich ließ mir natürlich nichts anmerken, denn ich war ja auch Macker. Genau, wie Ali. „Wir sehen uns später. Müssen erst mal was trinken.“ ,erklärte ich. „Klar Mann. Trinken is voll wichtig.“ ,sagte er und lachte. „Genau, Alter.“ ,bestätigte ich ihm. Der Wirt wog 160 Kilo und stank nach altem Fisch. Der Tresen klebte, denn obwohl ein dreckiges, rot-schwarz-gold gesteiftes Geschirrhandtuch auf seiner Schulter lag, hatte die Theke wohl seit der Jahrhundertwende keiner abgewischt. Ich warf ihm ein paar Scheine rüber und er gab mir eine Flasche Wodka. Seine Frau, die Gisela stakste auf ihren streichholzdünnen Beinen über den schmierigen Boden und quatschte jedem eine Frikadelle ans Knie. Sie wäre unglücklich, weil ihr Goldfisch den grünen Star hätte, aber total happy, weil sie ihren Fingernagel, der ihr gestern abgebrochen war, wiedergefunden hätte. Ich fragte mich nur, ob die Anstalt heute wieder Ausgang hatte, oder ob sie nach dem letzten Freigang einfach nicht wieder zurückgegangen ist. Ihre Kinder, 18, 20, 24, waren dumm wie Brot. Alle drei Jungs schoben einen Schwabbelbauch vor sich her. Der Jüngste schien vor Fett zu triefen. Es hing an ihm herunter und führte ein Eigenleben. Es hob und senkte sich zu eigenartigen Formen. Skurril. Damals. In meiner Kindheit, gab es vor den Gruselfilmen immer diese kleine Einleitung. Ein schauriges knarren. Fürchterliches, geheimnisvolles Geheul. Eine Tür wurde geöffnet und ein unheimlicher Zwerg mit langen Armen und dicklichen Körper stand im Rahmen. Dann diese dunkle, schauerliche Stimme: „Monstren. Mumien. Mutationen.“ Der 18 jährige passte genau in dieses Schema er sah aus, wie ein Knoblauchbrot, das grad vom Grill kam. Seine kleinen Schweinsaugen waren gerötet und die Sonne hatte sich seine Haut vorgenommen und verbrutzelt. Sie flatterte im Wind und die kleinen Fetzen ließen sich leicht mit den Fingern lösen. Damit verbrachte er einen Hauptteil des Abends. Die abgerissenen Stückchen sammelte Zwergnase in einem kleinen, goldenen Kästchen. Da war extra ein kleine Schloss dran, damit ihm niemand seine tote Haut stahl. Irgendjemand der ihn hasste, hatte ihm den Namen Hagen verpasst. Sein 20 jähriger Bruder, Micky Maus, hatte einen nervösen Tick von seinem Ur Großvater, dem hundsgemeinen Frankie Underwood, geerbt. Alle paar Sekunden zuckte sein Kopf nach rechts und für einen Moment verwandelte sich sein Gesicht in eine verzerrte Fratze. Dann schüttelte er seinen ganzen Körper und lachte kurz und schrill auf. Er, wiederum, sah aus, wie eine Kaffeebohne, die man mit kaltem Wasser abschreckte und dadurch ein paar Stellen abplatzten, die dann hell hervorschimmerten. Ragnar und Micky hätten Zwillinge sein können, wenn sie nur nicht so verschiedenen gewesen wären. Ragnar, der Odin Verschnitt legte seine Haarpracht in Locken. Wahrscheinlich, weil er dachte das die Bräute darauf abfuhren. Jedem der dies vor, oder schon hinter sich hat, sei gesagt: Ich kenne keine einzige Frau, die das geil findet. Im Gegenteil. Es ist der totale Abtörner und führt nur zu Enthaltsamkeit. Ich wusste von Gisela, das die drei noch nie einer Puppe unter den Pullover gegriffen oder ihr Ding in etwas anderes, als einen Staubsauger gesteckt hatten. Die drei Jungrauen machten immer total auf hektisch und führten sich auf, als würde ihnen der Laden schon gehören. Dabei war der total abgefuckt. An den Wänden hingen Bilder von Wilhelm dem II. und Quasimodo, dem Glöckner von Notre Dame. Fragte mich, wann die Zigeunerin Esmeralda um die Ecke blinzelte und ihren Feuertanz vollführte. Die Spinnweben unter der Decke waren vollbesetzt und an den abgeschrammelten Tischen riss man sich die Hände blutig. Das Einzige, was mich in diese Spelunke führte, war diese geile Mucke. Rock `n Roll vom Feinsten. Ich fand`s großartig einfach dazusitzen, den Alkohol in mich hinein fließen zu lassen und dieses Gefühl der puren Lebensfreude zu genießen. Scheiße, das ich das Rauchen aufgegeben hatte, doch ich genoss, perverserweise, den Kuss einer Frau die rauchte, aber nur, wenn ich schon ein paar intus hatte und der Glimmer in meinem Schädel seine Runden zog. Als ich den Arm um meine Süße legen wollte, boxte sie mich wieder, aber gleichzeitig fasste sie mir an den Arsch und lachte laut auf. So, als hätte jemand einen Bombenwitz gemacht. Wollte ihr direkt an die Wäsche. War mir egal wie viel Leute in den Rängen hockten. Einfach die Klamotten runter reißen und die erogenen Zonen checken. Aber sie zierte sich, also stakste ich zur Musicbox und drückte E212 It`now or never von Elvis. Fand den Song hammermäßig, deshalb nahm ich sie zärtlich in den Arm und drehte sie langsam über den versifften Boden direkt in die Südsee. Spürte, wie so ein gelber Plastikmond in meinem Schädel aufging. „Du gehörst zu mir.“ ,flüsterten meine Lippen in ihr Ohr. Sie sagte gar nichts, aber lächelte zuckersüß. Mann, fühlte sich gut an. Bekam direkt eine Gänsehaut, bis hoch zur Halskrause. Das kribbelte richtig. So innendrin. Machte mich ganz brummkreiselig. Plötzlich sprang Ragnar über den Tresen und zog dem Gast der einen weiten Trenchcoat trug, mit der Flasche eins über den Kopf. Oskar und Gisela zogen den Sack nach draußen und warfen ihn in den Rinnstein. „Der zahlt immer mit `nem Hunderter. Das macht der nur, um gut vor den Frauen dazustehen. Nur Show. Und wir mögen hier keine Angeber.“ ,meinte Gisela Alles klar. Gut das ich meine Rechnung nicht bezahlen würde, denn ich war pleite. Plötzlich ging die Tür auf und der Typ kam wieder rein, knallte einen Hunderter auf den Tresen und riss seinen Trenchcoat auf. Er zeigte allen, was er zu bieten hatte und lachte dabei total hysterisch. Jetzt wurde es doch ein wenig spooky. Wir verzogen uns und rauschten in dem geklauten Schlitten Richtung aufgehende Sonne. Der Wind zischte durch die geöffneten Fenster und zerzauste unsere Haare. Wir begannen zu lachen. Versuchten es genauso hysterisch wie Spannenlanger Hansel in seinem Trenchcoat hinzubekommen. Aber nur Heinrich war in der Lage den Ton zu treffen und versank danachwieder in seiner Melancholie. Mann. Wir kannten echt merkwürdige Leute. Irgendwo hatten wir George verloren, dafür war Ali jetzt an Bord und der laberte die ganze Zeit von irgendeiner Tussi, die er in Sin City, vor drei Tagen, kennenlernte und die ihm jetzt nicht mehr aus dem Kopf ging. „Ey. Die hat riesen Möpse, Alter. Macht Body Building. Auch Wettkämpfe und son Scheiß. Ich will die unbedingt flachlegen.“ ,redete er die ganze Zeit und assimäßig auf uns ein. „Meine Frau ließ sich nie einfach so flachlegen. Die wollte es immer romantisch. Kerzenschein. Gutes Essen. Leise Musik. Richard Claydermann.“ ,nuschelte Schappenheinrich vor sich hin und zog einen silbernen Flachmann aus seinem Bademantel. Dann fischte er die Knarre aus der Tasche. Eine Walther PPK. 9mm. „Manchmal überlege ich, ob ich das Baby hier benutzen sollte. Einfach abdrücken und alles ist vorbei. Aber ich glaub der richtige Moment ist einfach noch nicht da.“ ,sinnierte Schlappe. „Richtig Alter. Das ist noch nicht der Zeitpunkt. Wir wollen doch noch zu Helga. Du weißt schon. Meine germanische Kriegerin.“ ,fing Ali an. „Oh, sicher.“ ,sagte er völlig klar und steckte das Schießeisen wieder weg. Pause „Meinst du, wir finden George wieder?“ ,frage ich meine Lady. „Der kommt schon klar.“ ,sagte sie. „Wo geht`s jetzt hin?“ ,fragte sie weiter. „Westwärts.“ ,sprach ich und rauschte mit 180 über die Autobahn. Direkt an der Ausfahrt saß ein Typ mit weißem Overall auf der Leitplanke und hielt ein Schild in der Hand. Sin City Da wir einen Platz frei hatten und ohne hin auf dem Weg zum Sündenpfuhl waren hielt ich an und lud ihn zu einem Höllenritt in die Unterwelt ein. „Ich bin der Chicken Man.“ ,stellte er sich vor. „Interessanter Name.“ ,sagte meine Lady „Arbeite auf einer Hühnerfarm. 10.000 Stück. Brathähnchen.“ ,erzählte er. „Lecker.“ ,sagte Ali. „Meine Tussie liebt Hähnchen.“ „Ich hasse sie. Ich hasse ihre Federn. Ihre Schnäbel und ihr Gehabe. Ihr scharren mit den Füßen und das Picken auf dem Boden.“ ,meinte Chicken Man. „Sie konnte gut Hähnchen machen. So knusprig.“ ,sabberte Heinrich vor sich hin. Ganz automatisch lenkte ich die Karre auf die Bundesstraße und dann in ein Waldstück. Ich dachte daran das sie Rasputin auch hinaus in den Wald zerrten und ihn im eiskalten Wasser ertränkten. Zuvor aß er, mit Zyankali vergifteten, Kuchen und man schoss ihm dreimal in die Brust. Doch der Verrückte Wanderprediger wollte nicht sterben. Das war 1916. Man munkelte das er auf best Friend mit der Frau des Zaren machte und Nikolaus II Hörner aufsetzte. Naja, ein paar Monate später, war es ohnehin Essig mit der ganzen Familie. Lenin übernahm das Ruder in Russland und ließ die ganze Zarenfamilie hinrichten. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte. Wir stiegen alle aus. Der schlappe Lappen Heinrich stellte sich direkt an den Baum. Er brauchte bloß den Bademantel zur Seite schlagen. Ich ging mit meiner Lady ein ganzes Stück in den Wald. In der Ferne hörten wir einen Specht der einen Baum zerlegte. Ein Uhu über uns gab Laut und verfehlte mit seinem morgendlichen Stuhlgang nur knapp unsere Köpfe. Sie lachte und gab mir einen Kuss. Eine Krähe schrie und in mir jubilierten die Trompeten von Jericho. Geil. Sie steckte ihre Hand in meine Hose und fummelte an meinem Arsch. Das machte mich ganz schön spitz, also griff ich in ihre Haare und zog sie leicht nach hinten. Ihr Becken drückte sich hart an meinen Oberschenkel. Plötzlich raschelte es im Unterholz und ein weißer Wolf schaute aus dem Dickicht hervor. Einfach so. Wir drehten uns um und warteten. 3 Minuten passierte nichts. Dann sprang er heraus, jagte an uns vorbei und attackierte ein Reh. Ich sah den Geifer der aus seinem Maul flog. Das Reh machte eine Rechtsdrehung und floh ins Dickicht. „WOW! Ein Wolf. Ist das zu glauben?“ ,rief ich. Ich jedenfalls glaubte es nicht. Selbst jetzt dachte ich, das es gar nicht passierte. Kam mir vor, wie in diesem Horror Film: Underworld. Mit dieser mega geilen Braut. Kate Beckingsale. Die trug immer so enganliegendes Leder. Konnte ich mir bei meiner Lady auch gut vorstellen. Ihr kleiner runder Arsch würde sicher gut zur Geltung kommen. Dazu ihr hübsches, unschuldiges Gesicht, das durch blonde, feine Löckchen umrahmt wurde. Sie packte meinen Nacken und drückte mich gegen den Stamm. Feine Äste Knacktenunter unseren Füssen. Ein Eichhörnchen, das wie: The little red Riding Hood aussah, hüpfte von Baum zu Baum und warf Eicheln auf meine Nüsse. Sie zog mir die Hose runter und stülpte ihre Lippen darüber. Geil. Meine Hände krallten sich an dem Baum fest und ich ritzte bei der Gelegeheit gleich mal ihren Namen in den Stamm. Lady Starlight Sie kam hoch und hielt mir den Mund zu. Ich packte sie und drehte sie herum, dann rammte ich ihn rein. Kleine Sterne tanzten vor meinen Augen. In den Sternen sah ich sie. „Spritz nicht in mich rein.“ ,keuchte sie. Ich zog ihn heraus und mein Strahl schoss direkt auf den Waldboden. Stellte mir vor, wie die Millionen meiner Kumpels sich auf dem Blätterteppich verteilten und dort Kolonien bildeten. Erst wäre es nur ein kleines Dorf mit einer Mühle. Dann käme ein Rathaus und eine Kirche dazu. Auf den Äckern schufteten die Bauern, während die Oberschicht in Saus und Braus lebte. Irgendwann käme es zur Rebellion und zum Sturz der Oberen. Dann würden sie einen Bauernstaat gründen. Doch die Hoffnung, das nun alles in Ordnung käme, war dem Untergang geweiht. Denn die Raffgier nahm nun von den Bauern Besitz und die wurden ihrerseits zur Oberschicht. Das komplette Programm: Unterdrückung. Propaganda. Folter. Verbot. Mord. Sicherung der Ressourcen. Aufbau eines Sicherheitsapparats. Vernichtung aller nicht gewollten Individuen. Aufzucht, der folgenden Generationen im richtigen Geiste. Eroberung und Verbreitung der wahren Lehre. Schaffung von Lebensraum der eigenen Rasse. Scheiße. Alter. Wie im richtigen Leben. Ist doch eigentlich immer die gleiche Show. Das alles lief innerhalb von 12 Sekunden in meinem Schädel ab. Entweder hatte ich den totalen Durchblick oder nicht mehr alle Latten am Zaun. „Alles Okay?“ ,fragte sie. „Sicher.“ ,antwortete ich abwesend. Sie nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Lippen. Der war so zart das ich ihn kaum spürte, aber der ging direkt in mein Herz. Das musste wohl diese beknackte Zärtlichkeit sein, von der alle redeten und die ich immer ins Lächerliche zog. Scheiße. Irgendwie doch ganz geil. Jetzt musste ich mir aber unbedingt einen antrinken. Wir liefen zurück zum Auto. Leider ließ er sich nicht starten, also versenkte wir ihn in einem tiefen Baggerloch und schlurften zur Straße. Ein Fiat hielt mit quietschenden Reifen direkt vor unseren Füssen. Ein langer, langhaariger Typ saß mit langem, eingeknickten Hals hinter dem Steuer. Seine roten Albino Augen glotzten müde nach vorn. Er schien in einer anderen Welt zu sein. Sagte kein Wort. Saß einfach nur da. Auf dem Beifahrersitz hockte sein Kumpel im Schneidersitz. Seine Haut glänzte, als hätte ihn jemand in ein Ölfass getaucht und an seinen Ohren wieder raus gezogen. „Ich bin Schnecken-Udo.“ ,stellte er sich vor. „Ach was.“ ,entgegnete Schlappenheinrich. „Dann bist du wohl der langsamste Typ auf Erden.“ ,lachte Ali. „Nö. Aber ich mach jede Braut klar, die du dir vorstellen kannst.“ ,erklärte er. Also DAS konnten wir uns überhaupt nicht vorstellen. Auf dem Kopf zeigte er seiner Umwelt so eine Prinz Eisenherz Frisur. Die sah echt Scheiße aus, als hätte jemand einen Nachttopf auf seinen Schädel gedrückt und alle überschüssigen Haare abgeschnitten. Er schien gut drauf zu sein und nachdem er jedem einen Joint in die Hand drückte quetschten wir uns zu fünft auf den Rücksitz. Da saßen wir dann, wie Hühnchen eingepfercht auf 50 cm in einem rostigen Fiat. Schlappenheinrich, der nörgelnd seinen Bademantel zurechtzuppelte, damit nichts von seinen Kronjuwelen raus fiel. Ali, der immer noch von seiner Helga erzählte und uns allen auf den Wecker fiel. Chicken man, der Horrorstory`s von seinem Job vom Stapel ließ und uns dazu brachte nie wieder ein Hähnchen zu essen. Lady Starlight und ich. Über uns gab es nichts zu berichten. Wir sahen weiterhin gut aus und waren die einzigen mit Verstand in diesem Auto für Zwerge. Der Fahrer, mit seinem Giraffenhals, trug einen himmelblauen Overall auf dem ein Aufnäher angebracht war. Feuerstein stand da drauf. Entweder war das sein Name oder sein Ur Ur Ur Ur ect. Vorfahr hieß Fred. Wie auch immer. Er warf uns gleich einen Sechserpack Bier nach hinten, machte sich damit bei uns allen beliebt und legte einen Kickstart hin, so das der Waldboden danach einen halben Meter tiefer lag. Er sang irgendeinen Scheiß, den wir nicht verstanden. „Ist von AC/DC. Geil ne`?“ ,schrie Feuerstein schrill und drohend nach hinten. Er drehte sich eine sehr lange Zeit zu uns um und sah uns an, als wollte er uns umbringen, sobald wir auch nur blinzelten. Ich dachte an meine Mum. An den Tag, als wir uns stritten, weil ich unbedingt diesen Gruselfilm sehen wollte. Sie sagte ich wäre zu jung und bekäme Alpträume. Natürlich wusste ich es besser und natürlich bekam ich Alpträume. Sie blieb die ganze Nacht an meinem Bett und verjagte all die bösen Seelen. Sie stellte sich vor mich und würde eher selbst drauf gehen, als mich meinem Schicksal zu überlassen. Mumien. Monstren. Mutationen. Feuerstein schien wohl die Strecke im Schlaf zu kennen, denn er gab dem Lenkrad einen kleinen Schlenker und wir fuhren um die Kurve. Gerade rechtzeitig, sonst wären wir gegen eine Mauer geknallt. Als er wieder nach vorne sah, schrie er: „Scheiße. Falsch abgebogen.“ Also verließ unser Todesengel die Straße und donnerte über ein Feld. Wir wurden ordentlich durchgeschüttelt und der Fiat hing zeitweise mit allen vier Rädern in der Luft. Ali kotzte aus dem Fenster und ein paar Spritzer der grün-braunen Soße blieben an Heinrichs Bademantel hängen. „Das geht doch nie wieder raus. Was soll ich denn jetzt anziehen?“ ,schrie er. „Wie wär`s mit `ner Hose? Liegen wieder unheimlich im Trend, Alter.“ ,sendete Ali. „Ich kann keine Hosen tragen, Mann. Sonst hätte ich ja wohl eine an.“ „Jetzt haltet doch mal eure Fresse.“ ,ging Chicken man dazwischen und sprach uns allen aus der Seele. Der Fiat, mit den ganzen Vollpfosten brauste eine ganze Zeit im Wald umher. Ein Specht, 2500 rote Ameisen, ein Igel und ein halbes dutzend Spatzen blieben dabei auf der Strecke. Schließlich kamen wir auf einen Wanderweg und fuhren an einer Gruppe Reiter vorbei, die uns aus großen Augen anstierten. Feuerstein grüßte freundlich und öffnete das nächste Bier. Er warf einen weiteren Sechserpack nach hinten. Danach hatte ich einen sitzen und sang mit ihm zusammen irgendwelche Lieder die ich nicht kannte. Hatte lange nicht soviel Spaß. Jetzt fand ich Hamburg doch ganz geil. Dieser Höllenhund fuhr mit uns zu einer Dorf Disco. Da saßen dann die ganzen Bauernmädels, wie Hühner auf der Stange und warteten auf den Abschleppdienst. Naja, ich war ja nun versorgt und konnte ihnen nicht helfen, aber Feuerstein tat sein bestes um bei ihnen zu landen. Er machte auf cool, wehleidig , Muttersöhnchen und Macho. Nichts half. Seine Person, war einfach nicht gefragt. Letzten Endes bekam er von einem Typen, in roten Gummistiefeln und Ostfriesenpelz, eins auf die Fresse. Bei Schnecken-Hgo lief die Sache anders. Der hatte das volle Programm drauf, denn obwohl der echt Scheiße aussah, besaß er dieses bestimmte Etwas. Das, bei dem die Schlüpfer der Mädels nass wurden. Irgendetwas Geheimnisvolles. Eine nicht zu eratende Zutat. Er ging mit den zwei Hübschesten, Blonden Geräten aufs Klo und kam mit diesem Angeber Grinsen wieder zurück. „Ich hab`s euch gesagt. Ich mach jede Schnecke klar.“ schrie er uns zu. 10 Minuten später waren wir wieder on Tour. „Dicke Lippe riskiert?“ ,fragte ich Feuerstein. Er griente und meinte lapidar: „Jo. Passiert. Kein Problem. “ Wir gröhlten wieder Songs, die ich nicht kannte. Zwischendurch übergab sich unser Fahrer in den Aschenbecher. Die Kotze lief über den Rand auf den Beifahrer Boden. Über solche Kleinigkeiten sahen wir hinweg, denn schließlich waren wir Gentleman. „Lass mal Club gründen.“ ,meinte Ali. „Ich find Club Scheiße.“ ,erklärte Schlappenheinrich. „Ne, mann. Club is voll gut. Hab` ich immer schon mal haben wollen. Weil, wir sind voll die netten Leute und so.“ „Ach was.“ ,gab Schlappenheinrich von sich. „Ja, Mann. Wir sind voll der Gentleman Club e.V.“ ,fuhr Ali fort. „Sollen wir auch einen Blutschwur machen?“ ,fragte Feuerstein lachend. „Ja. Is gute Idee. Und dann hacken wir noch sechs Hühnchen den Kopf ab.“ ,flüsterte Ali. „Alter. ICH mach das aber nicht!“ ,rief Chicken man. „Das ist Scheiße eng hier hinten.“ ,schrie Schlappenheinrich. „Wir brauchen ein neues Auto.“ ,stellte Feuerstein fest. „Was machen wir mit deinem?“ ,fragte meine Lady. „Das ist nicht mein Auto.“ ,meinte er und brauste in die Stadt. Auf St. Pauli fanden wir einen Mercedes der uns gefiel. Knallrot, mit Plüsch Würfeln am Rückspiegel im Innenraum. Der war mit blauen Samt ausgeschlagen und roch nach Jasmin. Die Braut habe ich mal vor tausend Jahren im Loveland kennengelernt. Das ist eine Absteige im Rotlichviertel, wo die Nutten auf Freier warten und die Luden Patrouille laufen. Die Jasmin war eine Trucker-Braut mit einem Tatoo von `nem Lastwagen auf der Hüfte und hat die Zimmer der Huren sauber gehalten. Davon erzählte ich meiner Lady besser nichts. Unser Schlitten zog mit 160 an der David Wache vorbei. Sofort hatten wir die Bullen am Arsch. Scheiße. Das war wie im Kino. Ich musste die ganze Zeit lachen und öffnete ein Bier nach dem anderen. „Macht euch keine Sorgen. Das schaffen wir.“ ,lallte Feuerstein. Er trieb den Wagen in eine Seitengasse und wir schleuderten gegen eine Mauer. Dann flüchteten wir und schafften es unerkannt in die Blockhütte. Die Tresenbedienung war ein Typ in Frauenklamotten. Mann, der hatte echt Stil. Seine Federboa waberte um seine femininen Züge und mit rauchiger Stimme sagte er: „Hello Sweethearts. Was verschlägt euch in meinen Laden?“ „Das Leben.“ ,keuchte unser Feuerstein. „Ja und der Durst. Mach mal `ne Brause klar.“ ,setzte ich dazu. „Logisch Süßer. Brause kommt sofort. Direkt aus der Quelle?“ „Ne´laß mal stecken. 13 Bier. 13 Kurze. Der mit der Pott-Frisur zahlt.“ ,meldete sich meine Lady. In der Hütte spielten sie Country Music. Der Live Act hieß: Trommelwirbel. Ich war gespannt. Bei so einem bescheuerten Namen, mussten sie entweder Scheiße Gut oder grottenschlecht sein. Schaute mich erst mal um. 3 Opas auf der Südseite. Eine abgewrackte Nutte am Tresenende. Zwei besoffene Girls, die von irgendeiner Fete kamen und sich lautstark über irgendeinen Typen mit riesigem Schwanz und Segelohren unterhielten. Ich wollte grad so, auf witzig, nach vorne rufen, das ich keine Segelohren hätte, als die Tür aufschlug und George hereintrampelte. Voll, wie tausend Russen. Er setzte sich an die Bar und schlief sofort ein. So kanns gehen. Ein Lude, der sich grad, in aller Ruhe, `ne Line reinzog, saß neben ihm und eine Gruppe Chinesen, die sich mal die Reeperbahn anschauen wollten hockten ein paar Stühle weiter am Fenster und fotografierten die Kakerlaken an der Decke. Die hatten später sicher nur gutes über Germany in ihrer Heimat zu berichten. Diese lustige Mischung machte uns allen Spaß und wir fühlten uns wie zu Hause. Als die Band auftrat: Waschbrett, Fiedel, Snare Drum, Gesang, hatten wir schon reichlich getankt und waren kurz davor den Überblick zu verlieren. Durch einen glasigen Vorhang beobachteten wir die 3 Typen und das dicke Mädchen die einen Song von Waylon Jennings spielten: Mamas don`t let your Baby`s grow up to be Cowboy`s. Boah. Die waren Scheiße schlecht. Wir klatschen trotzdem, wie blöd und Trommelwirbel bedankten sich mit gratis Drinks. Die sahen echt happy aus. Wahrscheinlich bekamen sie sonst faule Eier, wurden ausgebuht und angespuckt. So das reichte jetzt aber auch als gute Tat für dieses Jahr. Ich kam schließlich nicht von der Heilsarmee. Plötzlich erwachte George neben mir und bestellte ein Bier. Sein Gesicht sah aus, wie ein Boxsack auf dem der Hulk eingedroschen hatte. Er wisst schon diese große, grüne, mutierte Hohlbirne von den Marvel Comics. Über dem rechten Auge von George klaffte eine Platzwunde aus der Blut troff. „Das muss genäht werden.“ ,meinte meine Lady trocken. „Klammern geht auch.“ ,erklärte die Tresen Schlampe und zog einen kleinen Tacker, mit der man sonst lose Blätter zum Kuscheln bringt, aus einer Schublade hervor, setzte sie an die Augenbraue und presste die Haut zusammen. Ein kurzes, knappes Klacken und alles war erledigt. George schrie kurz auf, dann war die Welt wieder am rechten Platz und der allwissende Gott hatte sein Blut bekommen und gab Ruhe. Ich nahm meine Lady an die Hand, zog sie auf die Herrentoilette und rammelte sie erst mal richtig durch. Tja. Wie ich schon sagte. Die Welt ging wieder ihren gewohnten Gang. Als wir wieder kamen, so 3 Minuten später, tanzte George mit der Dicken und Feuerstein saß heulend in einer Ecke und jammerte nach seiner Mutter und das er sie vermissen und alles bereuen würde. Die ganze Scheiße, die er gebaut hatte und ab jetzt ein gutes Leben führen wolle. Tja, Baby der Zug war wohl abgefahren. Jammern half da auch nichts. Dachte an einen schwarz/weiß Film von Fellini und fühlte mich in einer anderen Dimension. Eine Motte kam im Sturzflug auf mich zu und feuerte aus allen Rohren. Jemand gab mir eine Ohrfeige. „Du warst total weggetreten.“ ,sprach meine Lady. „Haben wir es getrieben?“ ,war meine einzige Äußerung. „Ja.“ ,sagte sie. „Gott sei Dank.“ ,sagte ich. Dann gingen die Lichter wieder aus. Die Dunkelheit lag wie ein Leichentuch auf meinen Augen. Sie waren offen und trotzdem war da NICHTS. Ein leichter Windhauch zog über meine Pupillen. Kühl. Mein Körper brannte und schmerzte. Entweder stand jemand auf meinem Kopf oder ich hatte zu viel gesoffen. Versuchte den Wichser von meinem Schädel zu wischen. Gelang mir nicht. Irgendwann schnallte ich, das der Grund für die Dunkelheit, die Lederimitat Jacke auf meinen Augen war. Schwein gehabt. Brachte meinen Körper in eine senkrechte Position und fand mich im Stadtpark, auf einer Bank sitzend, wieder. Ich saß geraume Zeit so rum und versuchte mich an die letzten Stunden zu erinnern. Fiel mir nicht mehr ein. Da war einfach eine große, schwarze Lücke. Nach einer viertel Stunde, könnten aber auch 15 Minuten gewesen sein, bemerkte ich einen Typen, der einen Meter neben mir auf der Bank saß und eine Filterlose rauchte. „Hey Kumpel. Hast du eine.“ krächzte ich. Er reichte mir eine Zippe und gab mir Feuer. „James. James Cock“ ,sprach ich. „Alex.“ ,erwiderte er und reichte mir eine gekühlte Bierdose aus dem Innenfutter seiner Jacke. War mir sehr sympathisch. Wir stießen an und die Welt drehte sich weiter. Irgendwann würde ich aus diesem Scheiß Kaff schon rauskommen. Aber vielleicht, war ich auch genau da, wo ich hin gehörte. Februar 2020 von Axel Bruss
  14. Oma strickte... Sie saß bedächtig im ihrem alten Sessel. In einem kleinen Zimmer eines Altenheimes war sie unter gebracht. Die alte Frau strickte gerne. Die Nadeln bewegte sie flott hin und her. Immer wieder entglitten ihr in die Gedanken. Eine tiefe Schuld lastete auf ihr. Ihre Kinder taten nur das Nötigste für sie. Andere die von ihrer Vergangenheit wussten, blieben fern. Die Rheumaschübe und das Alter setzen ihr zusätzlich zu. Für jedes gestrickte Teil war sie dankbar wenn es fertig geworden war. Doch es häufte sich bei ihr. Denn die Familie wollte nichts davon. Nicht mal für die Enkel. Kleine Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster auf die alte Frau und erhellten ihr Gesicht. Für diese kleine Geste der Natur war sie sehr dankbar und streckte sich zum Fenster hin. Kaum hatte sie das Stricken begonnen rutschte sie sofort in die Vergangenheit ab. Sie war Früher Aufseherin in einem Lager. Das belastete sie schwer wenn sie daran zurück dachte. Die gesetzliche Strafe hatte sie verbüßt. Doch würde Gott ihr vergeben? Mit der Hoffnung in dem Zweifel strickte sie weiter. Nur die Unachtsamkeiten beim stricken erlösten sie und holten sie in das Jetzt zurück. Bernd Tunn - Tetje
  15. Ein neuer Morgen Geschichten vom Erwachsen werden Teil 5 Die Welt stand wieder mal am Abgrund. RAF Terrorristen hielten Deutschland und Hamburg und unsere Eltern in verzweifelter Atemlosigkeit. Irgendjemand kidnappte irgendjemanden. Menschen starben, Bomben explodierten und alle redeten von einem neuen Staat. Kommunistische Demonstrationen überschwemmten die Innenstadt und Kappenträger mit einem roten Stern auf ihrer Mütze versuchten die Leute von einem besseren Leben unter Marx und Engels zu überzeugen. Atomkraftwerke wurden eröffnet und langhaarige Männer und Frauen in Schlabberklamotten waren dagegen. Bischöfe unterrichteten kleine Jungs in Dingen, die sie nicht wissen sollten und kamen ungeschoren davon. Wir wussten von alldem nichts, denn obwohl wir die Kobra Gang waren interessierten uns nur die wirklich wichtigen Dinge: A: Wer, war mit wem und wie lange zusammen? B: Warum haben sie Schluss gemacht? Weshalb hatte sie keinen Freund? Wo war der beste Platz zum Schmusen? E: Wann würde es endlich zum Ersten Mal, bis zum Äußersten gehen? Isabel und ich waren immer noch nicht zusammen. Bert wurde ständig von einem Typen, namens Gloster gehänselt. Der kam aus Irland und hatte echt fiese Nasenflügel. Die bewegten sich immer, wenn er wütend war. Er schien wohl zu glauben, das die Sesamstraße wirklich existierte, denn er fragte ständig, ob Ernie nun der Liebhaber von Bert sei oder, ob er es sich nur gern selber machte. Mich verglich er mit Oscar aus der Mülltonne und Uwe sollte sich einen Lodenmantel zulegen, damit er dem Krümelmonster noch ähnlicher wurde. Thomas wurde von ihm zu dem besten Grobi ernannt, den er jemals gesehen hatte. „Leute. Ich bin doch kein Grobi. Das ist ein Trottel. Wenn ich jemand bin dann dieser Dracula Typ. Graf Zahl.“ ,meinte er. „Du kennst dich ja gut aus.“ ,lachte ich. „Meine Schwester guckt das immer.“ ,erklärte er. „Sicher. Und mein Onkel Adolf hat eine Schweinefarm in Australien.“ ,sagte ich. „Willst du behaupten ich lüge?“ ,fragte er ärgerlich. „Deine Schwester ist 17.“ ,sprach Bert. „Ich weiß nicht, wieso du dich jetzt einmischt. Du bist der Grund für diese Probleme mit Gloster.“ ,rief Thomas. „Ich kann doch nichts dafür, das meine Eltern meinten, sie müssten den beklopptesten Namen für mich raus suchen, den es auf der ganzen Welt gibt.“ ,erklärte Bert genervt. „Der Einzige der wirklich Schuld hat, ist Gloster.“ ,sprach Uwe. „So sehe ich das auch. Vollversammlung um 6.“ ,bestimmte ich. Eindeutig ein Fall für die Kobra Gang. Wir befanden uns mittlerweile auf dem Olymp aller Gangs. Denn wir fühlten uns für alles verantwortlich. Das Wetter. Die Müdigkeit. Die Mädchen. Das Lachen und Fußball Sammelbilder. Wir wollten alles verbessern. So, wie die Superhelden in den Comics, die wir uns immer reinzogen. Iron Man. Spiderman. Batman. Superman. Aquaman. Ant-Man. Hauptsache Man. Wir glaubten an Gerechtigkeit und Mickey Maus. Jeden Donnerstag übten wir unsere Superkräfte, denn wir hatten gelesen das die nur verschüttet wären, unter unserem Alltags Geröll. Unter zu viel Englisch, zu viel Mathe und zu viel Deutsch. Das machte total Sinn und deshalb beschlossen wir, wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren. Also, was ich damit sagen will: Wir waren Helden! Uwe, zum Beispiel starrte Blumen an, bis sie verwelkten. Der Zerstörer. Thomas konnte Gläser kaputt rülpsen. Er nannte sich Der Brecher. Hannes redete oft mit seinem verstorbenen Bruder. Der Geisterjäger. Bert streichelte mal eine Katze, die dann aufhörte zu atmen. Der Katzenmann. Ich schrieb Gedichte und ließ Mädchenherzen höher schlagen. Der Heartbreaker. Wir führten eine auch eine Gefahren Liste: Gloster Der Sandman ( Gegenspieler von Spiderman ) Dr. Speichelalptraum. ( Unser Schularzt mit feuchter Aussprache ) Siegfried Kanne ( Streber und Petzer ) Joy ( Jungsherzenklauerin ) Wir fanden das Joy eigentlich nicht auf die Liste gehörte, aber uns fiel kein anderer 5 er ein, der uns nervte. Joy war eine von den Hammer Mädchen an die wir nie, nie, nie ran kamen. Auch nicht, wenn wir diesen Goldschatz von Käpt`n Kidd finden würden. Oder Uwe sich einer, längst fälligen Nasenoperation unterziehen würde. Joy umgab diese überirdische, nicht zu fassende, Aura. Ihre Topfigur wurde nur durch ihr Lächeln und ihre freundliche Art übertroffen. Niemand konnte ihr böse sein. Alle liebten sie. Sogar ihr Vater. Aber, da war auch immer etwas trauriges. Sie war, wie die Gedichte von Novalis. Voller Melancholie. Wie ein Herbsttag ohne Sonne. Doch kommen wir zurück zum Thema. Da wir gerade so beisammen saßen überlegten wir weiter: „Wir sollten nicht mehr Kobra Gang heißen, sondern die magischen 5 oder so.“ ,erklärte Hannes. „Nein. Das ist bescheuert. Lieber was englisches. The Fantastic 5.“ ,meinte Bert. „Sowas ähnliches gibt es schon.“ ,sagte ich. „Außerdem brauchen wir keinen neuen Namen. Wir sind die Kobra Gang. Fertig.“ „Richtig.“ ,stimmte Thomas zu. „Richtig.“ ,sagte Uwe. „aber für den Fall das nicht.....wäre The Underdogs richtig cool.“ Ich stimmte ihm zu und versprach mich zu melden, wenn wir einen neuen Namen brauchten. Damit beendeten wir die Versammlung und trotteten nach Hause. Das es eigentlich, um diesen Spasti Gloster ging, hatten wir völlig verdattelt, aber morgen war ja auch noch ein Tag und der Superhirni Gloster, würde sicher bis dahin auf seinen Sesamstraßen Untergang warten können. Der Wind pfiff um die Ecken und ich spürte das sich die Kälte bei mir unterhakte und sich ganz eng an mich schmiegte. Bald würde es schneien. Brauchte unbedingt eine neue Winterjacke. Und vernünftige Schuhe. Die letzten waren von meinem Bruder. So ganz olle, braune, zertretene Galoschen. Wer, zum Teufel, zog denn braune Schuhe an. Die mussten doch schwarz sein. Und was ich mir in der Schule alles anhören musste. Alter Schwede. Kuhfladen Treter. Neger Latschen. Schweinepriester Sandalen. Das nervte kolossal. Da fiel mir ein das ich lange nicht zum Direktor abkommandiert wurden war. Das würde ich gleich morgen ändern. An der Ecke zur Pferdekoppel passte mich Gloster ab: „Wo sind deine schwulen Freunde?“ „Was?“ „Ernie und Bert.“ ,sagte er schnippisch. „Bin grad` auf dem Weg zu ihnen. Wir wollen zusammen mit Bibo den Apfelbaum plündern und dann, mit Kermit, so richtig einen drauf machen.“ Erklärte ich mit schlotternden Knien. „Du bist ganz schön frech.“ Dann kam er mit großen Schritten auf mich zu und gab mir eine Ohrfeige. „Damit du dir das merkst.“ ,sagte er. Ich lief weg und weinte. Nicht wegen dem Schmerz, sondern weil ich so ein Feigling war. Es war nicht das letzte Mal, das Gloster uns das Leben zur Hölle machte. Aber an einem Dienstag, direkt nach der Schule, kam ein großer Junge aus der 9ten auf ihn zu und drückte ihn gegen die Wand. Seine kleinen Füße hingen in der Luft und seine Arme schlackerten marionettenhaft hin und her, als er ihn schüttelte. „Du kleiner Pisser. Wenn du nochmal meinen kleinen Bruder schlägst oder ihn auch nur blöd von der Seite anguckst mach ich dich platt.“ ,schrie er Gloster an. So ein großer Bruder ist eine gute Sache. Da waren wir uns einig. 2 Monate später wurde Super Vollpfosten Schurke Gloster von der Schule geschmissen und wir hatten unsere Ruhe. Ich bekam eine 1 im Betragen und eine Auszeichnung vor der ganzen Schule, weil der Direktor meinte, von allen Idioten in der Lehranstalt hätte ich mich am wenigsten, als solcher Verhalten. Ich überlegte, wie ich aus der Nummer wieder rauskam, aber mir fiel nur ein das ich unbedingt den Heimweg antreten musste. Denn zu Hause gab es Spaghetti. Die aus der Packung, mit der fertigen Soße. Lecker. Danach verzog ich mich in mein Zimmer und überlegte, was ich mir selbst für Ziele setzen konnte. Was wollte ich erreichen? Nach einer Tüte Chips und einer Flasche Cola saß ich immer noch grübelnd im Schneidersitz auf dem Schreibtisch und hatte keinen blassen Schimmer, was das wohl sein könnte. „Komm schon streng dich an, Alex. Du kannst das. Sei nicht einer von diesen anderen Loosern. Aus dir soll doch was werden.“ ,sprach ich zu mir selbst. Ich hatte extra das Wort vernünftig weggelassen, weil ich alles werden wollte, nur nicht vernünftig. Die Erwachsenen sprachen immer davon, wie wichtig das war, aber bekamen ihr eigenes Leben nicht auf die Reihe. Mann, mein Onkel war Entbeiner. Leute! Das Wort war schon schrecklich. Warum sagen die Leute nicht Schlachter? Also am besten erst mal eine Liste von Sachen, die ich nicht werden wollte: A: Entbeiner! B: Direktor! Raucher! Verkäufer! E: Fußgänger! So. Und jetzt weiter: A: Schauspieler! B: Sänger! Cowboy! Schriftsteller! E: Millionär! Geht doch. Pinnte die Liste an die Wand und stellte mich davor. Ein Mann musste ein Ziel im Leben haben und einen Baum pflanzen und ein Kind zeugen. Das sagte mein Onkel immer. Langsam kam ich drauf, das ich mich viel zu sehr von anderen beeinflussen ließ. Denn, wenn jemand Adolf heißt und Tieren die Beine abhackt, ist er wohl nicht der richtige Ratgeber für mein Leben. Und da ich grad` dabei war, stellte ich gleich noch ein Paar Regeln für mein Leben auf. A: Jeden Tag rasieren. B: Mädchen besser verstehen. Auf meine eigene Stimme hören. Mehr Obst essen. E: Jeden Tag auf der Gitarre üben. Jetzt ging ich erst mal schlafen. Mist. Schon wieder vergessen Zähne zu putzen. Egal. Kam auf die Liste. Ich verschränkte die Arme unter dem Kopf und starrte an die Decke. Da gab es einen Riss, quer durchs Zimmer. Stellte mir vor, das dies ein Fluss sei. Auf der einen Seite die Indianer. Auf der Anderen die amerikanische Armee. Wounded Knee. Überlegte ob ich lieber eine Rothaut, oder ein Soldat sein sollte. Wollte lieber zu den Siegern gehören. Bert entschied sich immer für die Indianer Das verstand ich überhaupt nicht. Wollte er nicht gewinnen? „Ich gewinne die Herzen der Menschen mit meiner Tat.“ , erzählte er. „Häh!“ ,erwiderte ich entschieden und ärgerlich über seinen Großmut. „Die Indianer brauchen jede Unterstützung, die sie kriegen können.“ ,fuhr er fort. Ich nahm mein Gummimesser heraus und stach ihm ins Herz. Damit, war er raus aus dem Spiel. Nachdem er zwei Tage nicht mit mir geredet hatte, hab` ich mich entschuldigt. Danach wollte er nie wieder der Indianer sein. Das tut mir bis heute leid. Ich schloss meine Augen und dachte an Isabel. Wieso, war die so doof zu mir? Ich gab doch wirklich alles. Vielleicht musste ich einfach cooler sein. ????????????????????????????????? Thomas meinte: „Du musst sie an der kurzen Leine halten. Sie müssen auf DICH zu kommen. Du machst auf Gentleman und feinfühliger Schurke. Genau das lieben sie. Du bist ein Geheimnis. Sei nett, wenn sie es nicht erwarten und gemein, wenn es nötig ist.“ Wo hatte er das alles her? Bestimmt aus irgendwelchen Filmen, die man erst ab 18 gucken durfte. Ich wusste nicht genau was er meinte. Sollte ich mich verstellen? Sollte ich jemand anders sein? Stellte mir vor, wie Isabel und ich auf einer Klippe standen. Der Wind zerzauste ihr Haar und sie fror. Ich nahm sie fest in meine starken Arme und sie lud mich in ihre Berghütte auf ein Glas Malzbier ein. Lecker. Dazu ein halbes Hähnchen. Nein! Dazu später. Also zurück. Berghütte. Ich sagte ihr, wie gut sie duftete und sie lachte und drückte mir einen Kuss auf. Ihre Finger glitten über meine Wange. Ich machte auf unnahbar und dadurch wollte sie mich noch mehr. Plötzlich waren wir nackt. Unter meiner Bettdecke regte sich etwas. Wie jeden Abend. Ich tat, was getan werden musste. Irgendeiner musste es ja tun. Das war schön und entspannend und echt deprimierend. „Ab morgen läuft das hier, aber anders.“ ,versprach ich mir. Ein neuer Morgen. Die Englischlehrerin hatte wieder mal ihren engen, schwarzen Rock und den auf die Haut gepressten Pullover an. Dachte, während der Stunde daran, wie sie mich nach der Schule abpasste, um mir extra Stunden zu geben. Wenn das so weiterging, würde ich bald besser englisch sprechen, als die Engländer in China im Opiumkrieg 1839. Aber, als sie mich aufrief und fragte was besuchen heißt, sagte ich: „Meine Mutter kommt erst um vier, solange bin ich allein.“ Also wurde ich wieder mal zum Direktor gebeten. „Wer ist da?“ fragte er, nachdem ich geklopft hatte. „Meschke. Herr Direktor.“ „Komm rein. Der Tee ist gleich fertig. Englisch?“ „Ja.“ „Das muss anders werden, Meschke. Ich ertrinke in Papierkram und mein neuestes Projekt nimmt viel Zeit in Anspruch, da habe ich keine Zeit für blaue Briefe an die Eltern.“ „Ok. Was ist das für ein Projekt?“ „Ameisen.“ „Mein Cousin hatte mal eine Ameisenfarm in einem Glasbehälter. Er wollte herausfinden, ob er sie, wie Kühe melken konnte. Irgendwann haben sie ihn abgeholt und nach 13 Eichen gebracht. Da wurde er richtig irre. Er bekam immer diese blauen Pillen. Seine Augen waren danach ganz stumpf.“ „Und?“ ,fragte der Direktor. „Und was?“ ,fragte ich zurück. „Kann man Ameisen melken.“ „Nein. Er hat es mit einer Mini Pipette versucht, aber keine Zitzen gefunden.“ Wir saßen noch einige Zeit zusammen und tranken Tee, der sehr bitter war. Danach ging ich zu Frau Raszikowas und entschuldigte mich für mein Verhalten. Sie schien äußerst gerührt und drückte mich an ihren üppigen Busen. Ab jetzt würde ich mich öfter entschuldigen. Glücklich und entspannt trottete ich zur Bandprobe. Jeder durfte einen musikalischen Vorschlag machen und nur, wenn alle dafür waren, wurde er in Programm genommen. Bisher hatten wir folgende Titel: A: Bad moon rising. B: Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz. Mystery train. Tush. E: Hoch auf dem gelben Wagen. Den letzten Song mussten wir nehmen, weil der Vater von Isabel es wollte, sonst könnten wir das Proben vergessen, meinte er. Ich hätte ihm am liebsten gesagt er solle sich seinen Proberaum und seine Goldzähne doch dahin stecken, wo die Sonne nicht scheint. Stattdessen sagte ich: „Oh, sicher. Das ist ein wunderbarer Titel. Meine Ur Ur Ur Oma Frieda, Gott sei ihrer Seele gnädig, hat dieses Lied über alles geliebt. Sie ist vor über 100 Jahren gestorben und hat selbst einen gelben Wagen gefahren.“ Er schaute mich verdutzt an und musste dann lachen. Er klopfte sich auf die Schenkel und lachte so laut, das das Haus wackelte. Ich verstehe wirklich nicht warum die Leute immer glaubten ich mache Witze. Der Vater von Isabel trug einen langen grauen Schnurrbart und sein dicker Bauch war grundsätzlich fünf Minuten früher da, als er selbst. Seine längsgestreiften Hemden rutschten unten immer aus der Hose. Das sah peinlich aus und er versuchte sie wieder hineinzustopfen. Doch sobald er sich bewegte, oder auch nur atmete, flutschten sie wieder heraus. Er machte immer Witze, die nur er verstand. Isabel tat uns leid, das sie so einen bekloppten Vater hatte und wir waren uns einig das unsere Eltern auch ihre Macken mit sich herumschleppten, es aber verstanden sich aus unserer Welt herauszuhalten. Endlich ging er und wir schauten was wir so an Instrumenten zur Verfügung hatten: Isabel >>>>>>>>>>>>> Gitarre. Uwe >>>>>>>>>>>>>>>>>>>Eine Trommel. Bert >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>Akkordeon. Hannes >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>Blockflöte. Thomas >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>Triangel. Ich >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>Stimme. Für mich sah das nicht nach Rock`n Roll Band aus, sondern eher wie die Hansi Hinterseher Memory Revival Show aus Hintertupfingen. Vielleicht war die Idee mit dem gelben Wagen doch nicht so verkehrt. Ich war genervt. Aber so was von. Wir probten trotzdem und legten uns mit Feuereifer ins Zeug und jeder spielte so gut er konnte. Es stellte sich raus das Isabels Fähigkeiten auf der Gitarre doch eher begrenzt waren, aber das machte nichts, denn sie sah wirklich toll damit aus und wir nannten sie: RG = Rocker Girl. Das schien uns nicht nur cool, sondern auch sinnvoll. Überhaupt brauchten wir Künstlernamen. Auf dem Weg zur Spitze klang Bert oder Hannes doch eher nach Kleinkleckershausen aus dem Schwarzwald, als nach Weltstadt. Jeder bekam, als Hausaufgabe, jeden Song mindestens 50 mal zu hören und auswendig zu lernen. Mystery Train von Elvis klang schon richtig gut. Thomas sagte, sein Vater meinte. Der Blues käme von den Schwarzen und hätte etwas Trauriges in sich und die Schwarzen hätten allen Grund down zu sein, weil die Weißen so gemein zu ihnen waren. In der Parallelklasse gab es einen Jungen aus Kenia. John. Der war so hellbraun und größer als die anderen. Er ärgerte jeden in der Schule. Er schubste sie, bis sie am Boden lagen, dann lachte er laut und spuckte sie an. Wir fanden das merkwürdig und widerlich. Das ging einen Sommer lang, bis er das gleiche bei Uwe versuchte. Der war von seinem Bruder ganz andere Sachen gewöhnt und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Da hat er geheult und ist weggelaufen. Später hat er sich entschuldigt und hat nie wieder jemanden geschubst oder angespuckt. Auf dem Schulfest kam sein Finger versehentlich in die Klassenraum Tür. Seit dem hieß er nur noch 9 Finger Joe. Später ist er ein Basketballspieler geworden und beim Autofahren eingeschlafen, als er mit 220 besoffen über die Landstraße jagte. Da verlor er dann nicht nur 2 weitere Finger, sondern auch sein Leben. Wie kam ich da denn eigentlich drauf? Ach ja! Der Blues. Nach 3 Stunden und reichlich Cola machten wir Schluss mit der Probe. „Das war voll Hammer.“ ,rief Bert. „Wir werden ganz groß Jungs. Das spür` ich.“ ,ließ Hannes verlauten. „Ich glaub` Triangel ist doch nichts für mich.“ ,erklärte Thomas. „Wie wär`s mit Tambourin? Das kommt auch bei den Mädels gut an.“ ,meinte ich. „Tja, ich weiß nicht. Vielleicht doch lieber Saxofon oder Bratsche.“ ,sinnierte er. „Bratsche?“ ,fragte Isabel. „Na klar. Das ist doch diese große Standtrommel. Das macht was her.“ „Diese Trommel heißt Conga und eine Bratsche ist eine größere Geige.“ ,erklärte Isabel. „Hast du schon mal Congas gespielt?“ ,fragte Thomas und warf ihr seinen schelmisch-schüchternen Blick zu, wie er es immer tat, wenn er sich verknallte. Dieser Penner. Hatte er etwa unsere Gangregeln vergessen? Niemals, das Mädchen eine Kumpels anbaggern! Die nächste halbe Stunde steckten sie ihre Köpfe zusammen und quasselten und quasselten. Meine Güte, wir waren hier doch nicht beim Tigerenten Club. Wir wollten cool abhängen und uns wie Rockstars fühlen und nicht wie auf einer Aftershow Paty von den.........Dings..........den........Herr Gott jetzt fällt mir der Name nicht ein. Boah. War ich sauer!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich strich Thomas schon mal von meiner Geburtstagsliste. Beim nach Hause gehen entschuldigte er sich und sagte es sei einfach passiert und ob ich ihm vergeben könnte. „Weißt du, Isabel ist eigentlich meine Freundin.“ ,sagte ich. „Ja. Ich weiß, aber eigentlich findet sich dich nur als Kumpel gut und wäre lieber nur deine Kumpeline.“ „Mann!“ ,rief ich. „Ja. Das ist Mist, aber so läuft es eben manchmal. Ist mir auch schon passiert.“ „Echt?“ „Nein. Aber es hätte mir passieren können.“ ,stellte er fest. Ich redete mir ein, das das alles irgendwie Sinn machte und wir gaben uns die Hand. „Du bist so ein Penner.“ ,sagte ich. „Ich hab die Nummer von Joy.“ ,sagte er. „Aber ein cooler Penner.“ Er gab sie mir und ich war wieder im Rennen. Isabel lief in der A Klasse. Aber Joy schwebte eindeutig in der Luxus Klasse. Wer brauchte schon Isabel? Ich nicht! Denn ich war selbst Luxusklasse. j Am Wochenende wollte mein Opa mit mir Angeln gehen. Dazu hatte ich keine Lust, aber meine Mutter meinte, ich solle das machen, damit er auch mal rauskommt. Mein Grandpa, wie ich ihn immer nannte, weil das so schön amerikanisch klang, hatte an der rechten Hand nur noch drei Finger. Das sah schräg aus. Wie eine Dinosaurier Klaue. Die restlichen Finger ließ er in Russland auf dem Feld der Ehre. Als Kind dachte ich immer, er hätte sie dort nur vergessen und irgendjemand würde sie ihm schon bringen. Vielleicht Ivan, oder Wladislaw, oder Igor. Dann musste ich immer lachen, weil mir mein Onkel oft von einem geheimnisvollen Dr. Frankenstein erzählte, der einen neuen Menschen erschuf und sein Kumpel Igor ihm dabei half. Stellte mir auch vor wie er die Russen mit einem Maschinengewehr ummähte und sie zu Tausenden in den Graben zurückfielen. Später erzählte meine Oma das er ein Russen Lager bewacht hätte, weil er im Krieg durch eine Bombe seine zwei Finger verloren hätte. Sie sagte auch, das sie keine Nazis gewesen wären, der Hitler aber schon gute Sachen gemacht hätte. Die Autobahn. Keine Arbeitslosigkeit. Schöne Uniformen. Ja, sicher. Das mit den Juden wäre jetzt nicht so gut gewesen, aber das wird alles schon seinen Grund gehabt haben. Ich hatte ja nicht so viel Ahnung von der Zeit damals, aber DAS, war ja wohl die Oberhärte. Hitler und mein Onkel Adolf gehörten eindeutig in die Anstalt 13 Eichen Dann dachte ich nochmal drüber nach, das der Hitler dieses Chaos niemals allein hätte erreichen können. Es musste da noch mehr Typen geben haben, die genau solche Hirnis waren. Wie hieß noch mal der kurzsichtige, quallenköpfige Teflonmann der die ganzen Juden vergast hat? Der besaß eine Familie. Eine Frau. Kinder. Und hat trotzdem den Leuten in den Kopf geschossen und Säuglinge ermordet. Mir fiel dieser Name nicht ein. Herrgott nochmal. Wie das nervte. Mmmmmmmmmmmmmmmmmm. Denk nach. Denk nach. Es gab doch dieses Springspiel. > Himmel und Hölle < Himmler! Gott sei Dank. Es nervte mich kolossal, wenn mir etwas nicht einfiel. Wie damals, als ich nach dem Namen von Elvis toten Zwillingsbruder suchte. 3 Wochen. Eine Qual. Ich wälzte Bücher. Fragte Hector, der in der Handelsmarine und oft in Übersee war. Betete zu Gott, um eine Eingebung. Aber nichts half. Bis ich dann, an einem Montag den Herrn Pumpelmeier traf und der sagte mir, das der Name von Elvis` Bruder Jesse Garon wäre. Endlich schien die Sonne wieder und 200.000 Betonklötze fielen polternd von meinen Schultern. Irgendwie auch bescheuert. Naja. Was solls. Aber zurück zu dem Angelausflug mit meinem Opa. In der Nähe gab es einen Wald, der Schwarze Berge hieß. Das klang total geheimnisvoll und als ich ein Kind war, also vor gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz langer Zeit, stellte ich mir immer vor, das dort Elfen und Zauberer wohnten. Die Elfen trugen alle so durchsichtige kurze Kleider und darunter waren sie nackt. Logisch. Elfen halt. Ihre langen blonden Haare reichten bis über die Schultern und sie hatten glockenklare Stimmen. Ein paar Jahre später war es nur noch ein Wald in dem jemand wohnte der einen langen Mantel trug. Darunter war er auch nackt. Wie die Elfen, aber das war wohl was anderes. Am Samstag standen wir ganz früh auf und mein Opa hatte tolle Sachen für das Picknick eingepackt. Tomaten. Gekochte Eier. Butterbrote. Den Stürmer von 1933. Kartoffelsalat und schlesische Gurkenhäppchen. Wir fummelten den armen Regenwurm auf den Haken und warfen ihn dann ins Wasser. Der wand und krümmte sich und ich dachte an die Liesl, die als Kind mal einen gegessen hatte und sagte der würde wie Gummibärchen schmecken, doch als ich auch einen zerkaute, war es eher wie Pearl Habour und genauso blutig. Dann hockten wir am Wasser. Mein Opa und ich. Wir saßen auf seinen alten Campingstühlen. Zerschlissen, muffig und verrostet. Kein Wind. Kein Vogelgezwitscher. Keine Zeit die verging. Nur luftleerer Raum. Das war soooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo langweilig, das ich sogar anfing über unsere Band zu sprechen. Mein Opa meinte, so eine Band wäre eine gute Sache. Er würde aber nur Marschmusik kennen und das bedeute für ihn, das sie an die Front müssten, um sich totschießen zu lassen. Damit war das Thema erledigt. Mein Opa redete nicht viel. Von meiner Oma bekam er deswegen immer Zunder, weil sie meinte er würde sich nicht für sie interessieren. In der Nähe gab es eine Reifenfabrik. Auf dem Gelände standen riesige Schlote die schwarzen, stinkenden Rauch ausspien. Mein Opa, war genau wie diese Fabrik. Er rauchte in einer Tour. Wie eine von diesen alten Dampflokomotiven und egal wo ich saß, der Rauch zog immer in meine Richtung. Nach 5 Stunden beendeten wir die Anglerei und gingen wieder nach Hause. Konnte mich nicht erinnern jemals so einen öden Tag hinter mich gebracht zu haben. Der war sogar noch schlimmer, als der Geburtstag von der Liesl und da blieb ich beim Tauchen solange unter Wasser bis mir die die Trommelfelle zu platzen drohten, nur um dieses Gefühl der Leblosigkeit und der Starre loszuwerden. „Das hat Spaß gemacht, Junge, das sollten wir bald mal wiederholen.“ ,sagte er zum Abschluss. „Oh, ja. Sicher. Vielleicht im Dezember.“ ,meinte ich. „Aber da ist der See doch zugefroren.“ ,erklärte mein verdutzter Opa. „Dann könnten wir doch Schlittschuhlaufen und Würstchen grillen.“ Da lachte mein Opa, wie ich ihn noch nie habe lachen hören. Er umarmte mich herzlich und dann trennten wir uns. 4 Wochen später kam er ins Krankenhaus und da lag er dann und trocknete langsam aus. Seine Lippen sah aus, wie Sandpapier. Das ganz Grobe. Und er wurde immer kleiner. Oder seine Ohren wurden größer. Aber darüber wollte mir niemand Auskunft geben. Manchmal, wenn ich an ihn denke, bin ich froh das ich ihn, an diesem Tag vor der Haustür zum Lachen brachte und das blieb mir sogar noch mehr im Gedächtnis, als seine wasserlose, faltige Haut. E Am Sonntag rief ich Joy an und fragte, ob sie die Biologieaufgabe schon gemacht hätte. „Ja.“ ,sagte sie. „ Ich hab` sogar ein Eichhörnchen gezeichnet.“ „Cool. Das würde ich gern sehen, vielleicht fällt mir dann auch was ein. Ich komm damit nicht klar. Eichhörnchen sind nicht so mein Ding.“ „Was ist denn dein Ding?“ ,fragte sie. „Musik. Ich steh total auf Musik. Rock`n Roll.“ „Ich mag auch Musik. Die Klassiker. Bach. Beethoven. Brahms.“ ,erklärte sie. „Ja. Die großen drei. Super.“ Ich ließ es dabei, weil ich keine Ahnung hatte wen sie meinte. Von denen hatte ich noch nie gehört. Bach? Das war doch kein Name. Vielleicht ein Pseudonym. In Wirklichkeit hieß er wohl Leonard Bachtreter. Ich verkniff es mir zu fragen. „Kannst du mir zeigen, was du schon gemacht hast? Noch eine 5 wäre mein Untergang.“ ,fragte ich schließlich. „Ja. Ich habe Zeit. Treffen wir uns bei Oma`s Schlemmerparadies?“ „Okay. In einer halben Stunde.“ Boah. Das war der Hammer. Ich hatte es einfach drauf. Jetzt nicht die Nerven verlieren. Alles richtig machen uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuund cool bleiben. A: Duschen gehen. B: Nase prüfen, wegen Haare. Niemanden von dem Date erzählen, falls es doch nicht klappte. Allen davon erzählen, falls wir ein Paar werden. E: Keine Witze über Eichhörnchen. Als ich abgehetzt und verschwitzt ankam saß sie schon da und hatte zwei Eis bestellt. „Kommt noch jemand?“ ,fragte ich. „Nein. Das ist für dich.“ „Das ist.........äh..........Danke.“ „Bist du gelaufen?“ „Ja. Ich musste für meine Mutter noch schnell Augentropfen besorgen. Sie sieht alles doppelt und sie meinte zwei von meiner Sorte würde sie nicht ertragen.“ „Ist das ein Witz?“ ,fragte sie. „Ja. In echt hab ich zu lange beim Duschen gebraucht.“ „Wir duschen immer nur Mittwoch und Sonntag. Wegen dem Wasserverbrauch.“ „Wir leihen uns das Wasser immer von Herrn Pumpelmeier. Danach bekommt er es zurück.“ „Witz?“ ,fragte sie erneut. „Ja.“ Sie zeigte mir ihre Zeichnung und dabei berührten sie unsere kleinen Finger. Ein elektrischer Impuls zog durch meinen Körper. Wir lachten kurz auf und wurden rot. Und ab diesem Moment hatte sich was verändert. Alles wurde irgendwie magisch und hell und intensiver. Wir trafen uns jeden Tag nach der Schule. Nur nicht am Freitag. Da hatte ich ja Bandprobe. Ich mochte sie sehr. Sie war ganz anders als Michaela. Sie sprach ganz ruhig und wählte ihre Worte immer genau aus. Ich hatte Angst, das etwas Schlimmes passieren würde und alles vorbei wäre. Ein Lastwagen oder ein Tsunami oder die Vogelgrippe. Umso mehr genoss ich jeden Augenblick mit ihr. Manchmal saßen wir stundenlang einfach da und streichelten uns. Also nur die Arme und so. Sie sagte für alles andere bräuchte sie Zeit. An einem Mittwoch kam sie nicht mehr zur Schule. Niemand sagte uns etwas. Der Direktor meinte, das sie nicht mehr käme und sah ganz traurig aus. Ich lief zu ihr nach Hause, aber da war keiner mehr. Ihre Wohnung stand leer. Später las ich in der Zeitung, das ihr Vater ins Gefängnis gekommen war. Ich litt drei Monate wie ein Hund und heulte den Mond an. Das Leben war ungerecht und gemein. An einem Mittwoch kam der Schulzahnarzt in unsere Klasse. Wir kannten ihn noch vom letzten Jahr und nannten ihn nur Speichelalptraum. Er hatte eine ekelhafte feuchte Aussprache und redete in einem fort von seiner schiefgegangenen Karriere, als Wissenschaftler und das die anderen Schuld daran wären. Irgendwann blickte ich hoch, sah ihm in seine verwässerten Augen und sagte: „Ja. Das kenne ich. Es sind immer die Anderen.“ Die Ironie darin verstand er wohl nicht, denn er entgegnete: „Das Universum expandiert und wir werden alle sterben.“ Ich las daheim nach was das bedeute. Das Universum dehnte sich aus und alles Leben würde aufhören zu existieren. Wenn sowieso alles den Bach runterging, wieso dann noch anstrengen. 6 Monaten ließ ich alles schleifen, bis mir Herr Pumpelmeier erklärte, das dieser Dr. Speichelalptraum ein Holzkopf sei und die Erde erst in Milliarden von Jahren explodieren würde und wir auf jeden Fall noch Zeit hätten unsere Träume zu verwirklichen und ein Vanille Eis mit Schokostreuseln zu essen. Darüber schlief ich eine Nacht und als ich erwachte, fühlte es sich wie ein neues Leben an. Der 29. September. Mein Geburtstag. Endlich 14. Ich sprang aus dem Bett und rief die Kobra zusammen. Gemeinsam wollten wir die Welt erobern. Aber erst Morgen. Heute ging es in Oma`s Schlemmerparadies. Vanille Eis bis zum Abwinken. Am Nebentisch saß Michaela mit ein paar Freundinnen und lachte mir zu Ich lachte zurück und war wieder im Rennen. Juni 2020 von Axel Bruss
  16. Willy und der Wanderzirkus Es war an einem dieser Sommertage im Juli, an einem Ort der gleich hinter der Kreuzung auf der bunten, wohlriechenden, Farben strahlenden Blumenwiese lag. Dort schien alles ruhig und in gewisser Weise sogar langweilig zu sein. Doch, es war alles andere als das. An jenem Tag meinte das Wetter es gut, mit allem was da kreuchte und fleuchte. Nicht zu heiß. Nicht zu windig. Nicht zu dies und nicht zu das. Gerade so, wie es sein sollte, um dieser Geschichte den richtigen Anfang zu geben. Unsere Hauptperson ist ein lustiger, kleiner Kerl, dem seine Mama den Namen Willy gab. Er lebte auf einer Australian Shepherd Hündin und er war ein Floh. Ja. Es stimmt. Die beiden hatten ihre Anfangsschwierigkeiten, aber sie sprachen sich aus und merkten, das sie sich überaus sympathisch waren. Das lag sicherlich auch daran, das Frederike, unsere Hundedame, einige Jahre Biologie und Insektenkunde an der berühmten Universität Dogsford in Oxford studierte. Sie brach das Studium schließlich ab, weil sie meinte, Schafe hüten und frische Luft würden ihr mehr liegen, als die endlosen Monologe in den Hörsälen. Sie brachte ihrem Farmer die richtigen Befehle bei und als er sie endlich beherrschte konnte sie ganz allein eine Herde von 257 Schafen den ganzen Tag führen und beaufsichtigen. Und sie tat es mit der gleichen Leidenschaft und Freude mit der sie zuvor das Wissen der Welt in sich aufgesogen hatte. Unser Willy allerdings, war aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Er lebte in den Tag hinein und ließ sich von jeder neuen Idee sofort in eine andere Ecke des Lebens spülen. In einem Moment meinte er, es wäre das größte Elvis nachzueifern und ein bekannter Rock`n Roll Sänger zu werden und in einem anderen Augenblick Tauchlehrer in dem, von Fröschen und Seerosen bewohnten Teich, zu sein. Er wusste alles über Kerbtiere und Nashörner und wie man Vanille Eis herstellte. Willy und Frederike waren schon sehr lange zusammen und jeder achtete auf den anderen. Wurde das Fell des Hundes nass sorgte der Floh für trockene Handtücher. Brauchte der Floh einen Drink, lief die Australian Shepard Hündin zur Tankstelle und besorgte einen Fingerhut eiskalten Quellwassers. Willy mochte es mit ihr in der Abenddämmerung über die Hügel zu jagen, festgekrallt in ihrem langen, fliegenden Fell und lauthals zu singen: „I thought love was only true and fairy tales. Meant for someone else, but not for me. Love was out to get me. That`s the way it seemed. Dissappointment haunted all my dreams.“ Ja, sie waren wirklich Freunde und sie hofften, dass sich dies nie ändern würde. Willy verbrachte seine Zeit mit allerlei sinnvollen Dingen. Er liebte es, durch das Fell zu wandern und neue Orte zu entdecken. Frederike ließ sich an einem Donnerstag die Haare auf der linken Seite abrasieren, weil das zu jener Zeit der letzte Schrei im Norden des Landes war und Willy richtete sich sofort einen Golfplatz auf dieser freien Fläche ein. Jeden Morgen um halb 8, direkt nach seiner Beinrasur und einem ausgiebigen Frühstück, zog er seine Lila/weiß gefärbten Golfschuhe auf seine sechs Beine und schlenderte mit einem lustigen Lied auf den Lippen durch den Felldschungel zum freien Bereich ihrer Flanke. „Oh, what a beautiful Mornin`. Oh, what a beautiful day. I got a beautiful feeling everythings coming my way.“ Und gerade als er mit dem 9er Eisen einen seiner gefürchteten, zielgenauen Bälle schlagen wollte hörte er wundervolle Musik: „Mornin`, good Mornin`. We talked the whole night trough. Mornin` , good mornin` to you.“ Eine grüne Grille mit großem, weißen Schlapphut und einer Gitarre wanderte den Feldweg entlang und ließ voller Inbrunst ihre Stimme erklingen. Ohja, sie weckte mit ihrem Gesang sogar Harald das örtliche, faule, bei allen beliebte, Schaf. Harald schlief, und das wussten alle, sogar die Schnecke Dr. Eisenbarth, 18 Stunden am Tag in einer Mulde, nahe der Ameisenfabrik, in der auch die lila/weiß gestreiften Golfschuhe hergestellt wurden. Die Grille schaute mit dem breitesten Grinsen, den je jemand gesehen hatte in die Welt. Sie lachte der Sonne und dem Leben zu und zog so alle, die sie sahen, in ihren Bann. Für sie besaßen alle Insekten ein gutes Herz. Das sie, genau wie Löwen und Geparden, jagen und Beute machen mussten, um zu überleben, lag ebenso in ihrer Natur, wie Liebe und Verständnis. Ja. Sie wusste viel über das Leben und hatte dennoch nicht ihre Zuneigung für alle Geschöpfe dieser Erde verloren, obwohl sie es ihr wahrlich manchmal schwer machten. Die Grille übersprang mit einen Riesensatz einen Felsbrocken, der für andere ein Steinchen war und winkte den Krabblern, die ihr folgten, fröhlich zu. Hinterdrein rollte eine ganze Karawane von kleinen Holzkarren, beladen mit allerlei Kram, den man für so ein unstetes Leben auf Rädern halt brauchte in Richtung Hügel. Auf einem besonders großen Gefährt, gezogen von zwölf schwarzen Asseln aus dem Norden, befanden sich Stangen, Pflöcke, Seile und ein großes, rotes Zelt. Unser Willy wusste aus den Erzählungen seiner Mama, das dieses fahrende Völkchen ein lustiger, freundlicher Haufen war und konnte das Abenteuer das ihm da entgegen schritt direkt riechen. Der Wanderzirkus war da. Er sprang von seiner Freundin herunter , denn nun warteten andere, größere Aufgaben auf ihn. Er fühlte sich sehr lebendig und die Farben der Wiese schienen ihm noch heller und sein Verstand noch klarer, als sonst. Willy hatte sich schon viel zu lange ausgeruht. Nun wollte er etwas aus seinem Leben machen und die Welt in all ihrer Pracht kennenlernen und berühmter als Elvis werden. Sein Bruder Anton fiel ihm ein: Klassenbester. Mädchenschwarm. Prahlhans. Der nervte ihn immer mit so schlauen Sprüchen: Niemals vor dem Aufwachen aufstehen. Oder: Das Leben wartet nicht. Oder: Der Regen kommt immer unverhofft, aber die Sonne auch. Der Zirkus war für Willy das Zeichen aufzubrechen und etwas Neues zu beginnen, also rief er der Grille zu: „Hallo. Entschuldigung. Gehören sie auch zum Zirkus?“ „Ja. Mein Name ist Sarah. Ich bin die Chefin dieser Rasselbande. Und du?“ „Ich heiße Willy und es juckt mich in meinen sechs Beinen euch zu begleiten.“ „Ja, dann komm. Was hält dich?“ Also packte er seine sieben Sachen: Zahnbürste. Kamm. Feuerstein. Seil. 3 Unterhosen. Landkarte von Patagonien. Kompass. Frederike, seine treue Freundin, die ihn so lange begleitet hatte, weinte dicke Krokodilstränen. Er gab ihr einen riesigen Kuss auf ihre große, feuchte Nase und sang zum Abschied: „Somewhere over the rainbow, way up high. There`s a land that I heard of once in lullaby.“ Na toll. Jetzt musste Willy doch noch weinen. Er wurde von seinen Gefühlen hin und her gerissen. Bleiben oder gehen? Er ging und ließ eine traurige Frederike zurück. Sarah, die sich auf dem Kutschbock an die Spitze des langen Zuges gesetzt hatte, bot ihm den Platz neben sich und einem dicken Nashornkäfer an. Der stellte sich mit einer dunklen und tiefen Stimme vor: „Jo, meine Name ist Bruno. Ich bin hier der starke Mann.“ „Ich bin der Willy und ich bin auch stark.“ ,sprach ich. „Aber nicht so stark wie der Bruno.“ Was bildete der sich ein? Wieso war der gleich so doof? Aber, weil Willy nicht gleich einen Streit wollte sagte er nur sehr freundlich: „Freut mich das du stark bist.“ „Ich bin der Stärkste!!!!!!“ ,rief Bruno sehr bestimmend. Nun ja. Das konnte er überhaupt nicht verknusen und 3 seiner sechs Beine trommelten ärgerlich auf der Sitzbank. Ein viertes Bein krallte sich in seinen Oberschenkel, um nicht gegen diese Unverschämtheiten an zu sprechen. Was für ein blöder Kerl! „Wir wollen dort auf dem Hügel unser Nachtlager aufbauen.“ ,entschärfte Sarah die Situation. „Da stelle ich dir die anderen vor.“ Oben angekommen wurden die Wagen zu einem Kreis zusammengestellt. Viele fleißige Beinchen sorgten für eine heimelige Atmosphäre. Der Boden wurde blitzeblank gefegt und von allem Unrat befreit. Blütenkelche der verschiedensten Blumen, wurden dekorativ zu Kunstwerken zusammengestellt. Rechts erkannte er die Liberty Bell, die geläutet wurde, als Insektopia befreit wurde und links der schiefe Turm von Bombologien. Der ganze Platz sah tatsächlich ein bisschen so aus. Das gelobte Land aller Insekten. Willy hatte es noch nie gesehen, aber viel darüber gehört. Angeblich, gab es dort fliegende Fische und Maulwürfe mit Schnäbeln. Manchmal, wenn er am Sonntag auf seinem grünen, aus Streichhölzern selbstgefertigten, Liegestuhl saß und in den Nachthimmel schaute, stellte er sich diesen Ort vor. Einen Ort der Freiheit und der Zuversicht. Abends würde er sich mit Freunden zu einem Glas Nektar treffen und morgens auf einer seicht dahintreibenden Ente sitzen, um mit seinen Freunden aus dem Literatur Club über den großen Philosophen Alexander Gottlieb Baumgarten zu debattieren. Dann seufzte er immer sehnsüchtig und nahm sich vor demnächst mal eine Bibliothek zu besuchen, um seinen Horizont zu erweitern. Und gerade, als er über Nietsche und seinen riesigen Schnurrbart nachdachte holte ihn geschäftiges Treiben ihn aus seinen, tiefsinnigen Gedanken. Bänke und Tische wurden aufgestellt. Bunte Fähnchen zogen sich kreuz und quer über den weiten Platz. Das Kassenhäuschen wurde zum Eingang gezogen und 12 Asseln liefen Wache, damit sich alle sicher und gut aufgehoben fühlten. In der Mitte gab es ein Lagerfeuer auf dem eine Gemüsesuppe langsam vor sich hin köchelte. Der Duft erfüllte den ganzen Platz und machte ihn sehr, sehr hungrig. Um sich abzulenken wanderte er ein wenig umher und traf eine Gottesanbeterin, die kerzengerade auf ihrem Weidenholz Wagen saß. Überlebensgroß. Unwirklich. Erhaben. Sie war sehr schön und voller Würde . Ihr Turban aus afrikanischer Seide und ihr gleichgültiger Gesichtsausdruck verliehen ihr eine geheimnisvolle Aura, während sie sich den letzten, wärmenden Strahlen der untergehenden Sonne hingab. Willy verliebte sich auf der Stelle in dieses göttliche, übernatürliche Wesen. Aber was hatte ein kleiner Floh aus einem Vorort von Hamburg schon zu bieten? Nichts! Trotzdem wagte er es sie anzusprechen: „Ähm.....Tja.....Also.....“ ,räusperte er sich mit vorgespielter tiefer und dunkler Stimme. „Ich bin hier das stärkste Tier und...........“ „Ich mag überhaupt keine Aufschneider und Protzer und außerdem gebe ich mich nicht mit den Unterarten der Insektenvielfalt ab.“ ,sagte sie nur und drehte sich weg. Unterarten? Willy hörte zum ersten mal, das es Unterarten gab, die von anderen gemieden wurden. Betrübt und traurig ging er seiner Wege und entfernte sich vom Lager. Ein schmerzvoller Gang. Kleine Steinchen entpuppten sich als Felsbrocken. Winzige Äste, als unüberwindbare Barriere. Selbst der Wind verschwor sich gegen ihn und versuchte immer wieder ihn von seinem Pfad abzubringen. Doch er blieb standhaft. Aber wie lange noch? Sein neues Leben hatte er sich anders vorgestellt. Freundlicher. Nach einem langen Marsch entdeckte er eine sonnendurchflutete Lichtung. An einem Bach saß eine Libelle. Ihre Flügel schimmerten, wie tausend Regenbogen in der Helligkeit des Tages und ihre Augen glitzerten und brachen sich im, sich kräuselnden, Wasser. Sie wusch ihre Beine und bemerkte ihn nicht. Er verbarg sich unter einem Blatt und überlegte was er tun könnte, um nicht entdeckt zu werden. Eine komische Situation, aber irgendwie auch....so....mmhh....und....ohhhhh..... und....ahhhhhhhhh. Aus einem Impuls heraus, der irgendwie dem Wahnsinn entsprang, hechtete er aus seinem Versteck und schrie, wie ein verhinderter Robin Hood in Feinstrumpfhosen: „Tach auch. Ich bin es der Verfechter der Genervten.“ Vor Schreck rutschte die zarte, beflügelte Libelle von ihrem Stein und fiel ins Wasser. Willy sprang sofort hinterher und rette sie vor dem sicheren Ertrinken. Oh ja. Er war schon ein Held unser Willy. Er verstand etwas von einem Auftritt und davon sich komplett in die Nesseln zu setzen. „Was fällt dir ein mich so zu erschrecken!“ ,prustete sie völlig außer Atem. Sofort sah er seinen Fehler ein und entschuldigte sich tausendfach und versuchte sie mit einem alten Blatt trocken zu rubbeln. Doch sie stieß ihn einfach weg. „Doch nicht damit. Ich werde ja ganz dreckig!!!“ ,schrie sie ihn erbost an. Nachdem Willy also erkannte, dass er nicht nur ein Angeber, sondern auch der größte Trottel unter allen Insekten auf der Wiese, nein des gesamten Landes war, ließ er von ihr ab, drehte sich um und ging weg. Auf seinem einsamen, hoffnungslosen Weg kreuzte ein Tausendfüßler, schnellen Schrittes, seinen armseligen, verbitterten Weg. „Pass doch auf wo du hinläufst!“ ,maulte er den bekümmerten Floh an. „Tschuldigung.“ ,flüsterte er so leise, das ihn nur der Wind verstand. Der Tausendfüßler blieb stehen, schaute ihm in seine Tränen benetzten Augen und sagte: „Komm setz dich. Mein Name ist Pater Degenhard. Was bedrückt dich?“ Der kleine Floh brachte kein Wort heraus. Es befand sich einfach viel zu viel Spucke in seinem Mund. „When you down and troubled and you need some Lovin care and nothin, oh nothing is going right. Close your eyes and think of and soon I`ll will be there.“ ,sang Pater Degenhard. Da musste er richtig doll weinen. Dicke Krokodilstränen kullerten auf den sandigen Boden und versickerten dort. Auf dieser Welt gab es keinen traurigeren Floh als ihn. Er hatte alles falsch gemacht: Seine Freundin verlassen. Einer fixen Idee nachgejagt. Seine große Liebe gesehen und verloren und fast eine Libelle im Bach ertränkt. Er verdiente es, das sich niemand um mich kümmerte. Pater Degenhard wusste was er zu tun hatte. Manchmal halfen keine Worte und so drückte er ihn mit 50 seiner tausend Beine fest an sich und behütete ihn. Langsam beruhigte er sich und Willy konnte ihm seine ganze traurige Geschichte erzählen. Pater Degenhard hörte ihm einfach zu. Er beurteilte nichts und er sagte nichts und das tat gut. Nach einer langen, langen Zeit fragte er ganz sanft: „Ich muss zu einem meiner anderen Schäfchen, ist es okay wenn ich dich zu Sarah bringe und später noch mal bei dir vorbei schaue?“ „Ja.“ ,sagte er. „Ist es auch ein Floh?“ „Nein.“ ,lachte er. „Ein Schaf. Harald. Hat gerade seine Frau verloren. Sie ist wieder zu ihre Mutter in den Nachbarstall gezogen.“ „Harald? Das Schlafschaf? Vielleicht kann die Frederike helfen, die kennt sich gut mit Säugetieren aus.“ „Das ist ein guter Tipp, mein lieber Freund.“ ,sagte Pater Degenhard und brachte ihn zurück. Beim Zirkus waren alle außer Rand und Band, wegen seines Fehlens und alle, bis auf Bruno, freuten sich über seine Wiederkehr. Das gemeinsame Essen erinnerte ihn an die Zeit mit seiner Familie und wie schön es war mit anderen das Essen, das Leben und die Freude zu teilen. Das war lange her und er wurde ein bisschen wehmütig. Sarah meinte, um ihn ein wenig aufzumuntern, das er der netteste Floh wäre den sie jemals auf ihren Touren kennengelernt hatte. Gilla Hayworth, die Gottesanbeterin, sagte, das dies auch nicht schwierig sei, da er der erste Floh in ihrem Leben sei und obendrein ein schmutziger und besonders hässlicher. Nachdem Willy das hörte, wurde ihm klar, wie sehr er sich in Gilla getäuscht hatte. Sie war ein Ich bezogenes, selbstsüchtiges, egoistisches Insekt, das nur ein einziges Tier in ihr Herz ließ. Sich selbst. Francine, die Libelle mit den regenbogenfarbenen Flügeln rückte ganz nah an Willy heran und raunte ihm zu, das es ihr leid täte, wie sie ihn behandelt hätte und ob er ihr Freund sein wolle. Ja. er wollte, denn echte Freunde waren schwer zu finden und er war dankbar für jeden, den er bekam. Doch gleichzeitig dachte er auch, das Francine eine wirklich süße Schnecke sei und musste über sich selbst lachen, weil das ja sogar nicht passte. Also das mit der Schnecke. Pater Degenhard der von seiner Mission zurückgekehrt war, hatte allerbeste Laune und stimmte ein altes Spirituell an: „I`m gonna lay down my burden. Down by the riverside. Down by the riverside. Down by the riverside. I`m gonna lay down my burden . Down by the riverside. Down by the riverside.“ Sie lachten und sangen. Tanzten und tranken Morgentau aus Schneeglöckchen Kelchen. Und so wurde aus einem aufregenden, verliebten, traurigen und selbstzerstörerischen Tag der Beste seines Lebens. Willy schlief selig und zufrieden unter der Decke des Himmelszeltes ein und träumte von einem Riesen der mit einer Elfe auf einem Einhorn ritt, um den Sternenglanz zu fangen. Mit leichtem Herzen erwachte er am nächsten Morgen. Bruno saß neben ihm auf einem Stein und schien ungeduldig auf etwas zu warten, denn er trommelte nervös mit seinem fünften Bein auf einem Holzstück: „Das wird auch Zeit, das aufwachst, wir haben viel vor.“ ,bölkte er. „Ähhh.......was......?“ ,brachte Willy schlaftrunken heraus. „Zu tief in den Kelch geschaut, was?“ ,fragte er gereizt. „Nein gar nicht.“ ,brachte er entschuldigend hervor. „Auf! Auf! Wir müssen los!“ ,befahl Bruno schroff.“ Willy missfiel die Art und Weise, wie er mit ihm redete und er war kurz davor ihm ordentlich die Meinung zu sagen. Was bewog diesen ungehobelten Kerl sich so zu verhalten? Warum war er so gemein zu dem armen Floh? Sie gingen einen steinigen Weg entlang und stoppten am gleichen Bach, an dem Willy Tags zuvor Francine gesehen hatte. „Ich bin schon sehr lange in dieser Truppe und ich werde von allen geachtet.“ ,begann Bruno. „Ich habe nicht alles aufgegeben, um mir von einem unwissenden Floh alles kaputtmachen zu lassen.“ ,schrie er ihn ungehalten an. „Aber ich will doch gar nicht.....“ ,gab Willy kleinlaut von sich. „Ja. Das sagen Typen wie du immer. Typen, denen alles zufällt. Typen, die nie einsam waren. Die immer Freunde hatten. Die, mit dem goldenen Löffel im Mund.“ Brunos laute, bestimmende Stimme hallte von den Bergen wieder. „Aber ich habe wirklich keine Löffel.“ ,meinte Willy. „Herrgott.“ „Ich will lernen, wie man ein Artist wird.“ Bruno wandte sich ab, setzte sich an den Bach und ließ ein paar seiner Beine in das Wasser baumeln. Zögernd ging Willy zu ihm hinüber. „Also ich.......Es tut mir leid, wenn ich dich.............Also du weißt schon.........“ ,brachte er hervor. „Mmmmhhhbbbbbbrrrrr.“ ,grummelte Bruno. „Wie bist du denn so stark geworden?“ ,fragte er so unschuldig wie möglich. „Jeden Tag üben.“ ,maulte er. „Ja, aber wie denn?“ Bruno stand auf, betastete Willy`s Muskeln, verdrehte die Augen und seufzte mitleidig. Dann nahm er einen Stein und warf ihn im weiten Bogen ins Wasser. Beide sahen den kreisförmigen Wellen, die dadurch entstanden aufmerksam zu. „Das Leben ist wie ein Stein der ins Wasser geworfen wird. Mit jedem unserer Taten ziehen wir Kreise und berühren einen anderen damit“ ,sagte Willy vor sich hin. Da hatte er etwas ganz Schlaues gesagt, aber Bruno hörte überhaupt nicht zu. „Das wird nichts.“ ,sagte er und schüttelte den Kopf. „Heute Abend haben wir Vorstellung schaue sie dir an und dann wirst du sehen was ich meine.“ Schweigend kehrten sie ins Lager zurück. Dort herrschte schon große Geschäftigkeit. Jeder hatte seine Aufgabe. Francine fegte den Platz, damit die Bänke für das Publikum gesetzt werden konnten. Sarah baute einen Manegen Kreis aus passenden Ästen und legte ihn mit besonders frischen Grashalmen aus. Gilla wies den Glühwürmchen ihre Plätze zu, damit sie zur rechten Zeit am richtigen Ort leuchten konnten. Pater Degenhard, der nicht nur Geistlicher, sondern auch der örtliche Heimatsänger war, übte ein paar Seemannslieder ein, falls auch Insekten vom nahe gelegenen See kommen wollten. Man wusste ja nie. „Somewhere beyond the sea. Somewhere waitin for me. My lover stands on golden sands. And watching the ships that go sailing.“ Unser Pater hatte wirklich ein Händchen für gute Songs. Sarah meinte, das sie früher auch Seepferdchen im Programm hatten. Die wären aber so zickig gewesen und hätten bei den kleinsten Problemen mit der Gewerkschaft gedroht, das sie sich nach 2 Tagen und 24 Stunden wieder trennten. Sie führte nun eine große Dressur mit Hummeln. „Hummeln?“ ,fragte Willy verwundert. „Ich habe keine gesehen.“ „Alberta und Gisela hatten noch in Kerbholz City zu tun. Persönliche Angelegenheiten. Rechtsstreit mit einem Bienenvolk.“ Er lachte, aber Sarah blieb ernst, da merkte er das es kein Witz war. „Ja, so ein Rechtsstreit kann schon nervig sein.“ ,meinte er nachsinnend. Da lachte Sarah. „War nur ein Scherz. Sie sind in der Kneipe versackt. Zuviel gärender Nektar.“ ,grinste sie. Diese Grillen besaßen einen Witz, den wohl nur Grillen verstanden. Die Ränge füllten sich. Francine ging herum und reichte Maiskörnchen, knackfrisch geröstet. Direkt aus der Pfanne. Mann, war die glücklich. So musste es sein, wenn man von den anderen akzeptiert wurde und seinen Job liebte. Das wollte er auch. Bruno tippte ihm auf die Schulter. „Mach mal den Dreck da weg, Junge.“ ,sagte er leise zu ihm. Willy fand diese Art total bescheuert, machte es aber trotzdem. Doch er merkte, wie die Wut langsam in ihm hoch kroch und je mehr er darüber nachdachte, desto grimmiger wurde er. Das funktionierte so nicht, also stapfte er auf vier Beinen zu ihm hinüber, wirbelte reichlich Staub dabei auf und tippte ihm auf die Schulter. „Das geht so nicht Bruno. Ich bin nicht dein Fußabtreter. Ich habe auch Gefühle und ich lasse es nicht zu, das du darauf herumtrampelst.“ Bruno wurde knallrot unter seinem Panzer, brachte es aber nicht über sich eine Entschuldigung auszusprechen. Im Gegenteil. Er tat so, als hätte man ihm eine furchtbare Beleidigung an das Nashorn geworfen und stapfte einfach davon. Dann gingen die Lichter aus und gleich darauf das Spotlight an. Sarah trug eine rote Uniform Jacke mit ganz vielen goldenen Knöpfen und eine weiße Hose. Sie hielt die Eröffnungsrede: „Hallo Freunde. Mitglieder des Spar- und Rudervereins. Heute Abend werden viele berühmte Artisten und Clowns für eure Unterhaltung sorgen. Wir sind der Lichtblick in einer manchmal dunklen und kalten Welt. Wir senden euch unsere Liebe und zaubern euch ein Lächeln auf eure Gesichter.“ Das Publikum hatte sich zahl- und artenreich versammelt. Sogar die Hundeschnauze von Frederike schob sich vorsichtig zwischen die Stuhlreihen. Harald tätschelte liebevoll ihren Rücken und brummte ein zufriedenes, leises Brummen. Und endlich ging es los. Gisela und Alberta flogen herein und landeten in der Mitte der Manege. „Wir haben unseren guten Freund aus Kerbholz City mitgebracht. Aufgrund seiner ruhigen Art hat er eine Woche gebraucht.“ ,erklärte Gisela. Der Vorhang öffnete sich und eine Schnecke mit Zylinder und einem schwarzen Gehstock mit Silberknauf bahnte sich langsam ihren Weg. Gelächter rollte über den Platz. „Darf ich mich vorstellen: Dr. Eisenbarth, Facettenaugenüberprüfer, Panzergeraderichter und Fühler Reparierer.“ ,sagte eine, völlig außer Atem geratene, Garten-Bänderschnecke. Nach einer weiteren Lachsalve stolperte Alberta hinkend herein und summte kläglich rockend vor sich hin: „Doctor, Doctor gimme the News. I got a bad case of lovin you. No pill gonna cue my ill. I got a bad case of Lovin you.“ „Schnell Dr. Eisenbarth kommen sie.“ ,trieb Gisela, das, wie eine alte Dampflokomotive freundliche, keuchende Kriechtier an. „Unsere Alberta braucht ihre Hilfe.“ Und nach einer kleinen Pause fuhr sie, sich an das Publikum wendend, fort: „Nun meine lieben 6 Füsser, bei dem Tempo sollten wir vielleicht erst mal einen Kelch Nektar reichen.“ „Ja. Nektar. Nektar.“ ,schrien und johlten die Schaulustigen vor Vergnügen. Alberta flog herbei und band ihrer Schwester einen grauen Bart um den Rüssel und stülpte einen alten zerknautschten Hut auf den Kopf. Darüber hielt sie ein Schild : 20 Jahre später! Tosender, nicht endender Beifall, begleitete den Abgang der drei Künstler. Als nächstes trat die große Magierin Gilla Hayworth mit dem stärksten Nashornkäfer der Welt auf. Sie machte natürlich gleich klar das ihre Show sogar am Bolschoi Theater in Moskau gezeigt wurde und somit die Beste des heutigen Abends war. Die Glühwürmchen wurden mit durchscheinenden Rosenblättern abgedeckt, um eine geheimnisvolle Stimmung zu erzeugen. Künstlicher Rauch zog durch die Gänge und weit entfernt hörte man die singende Säge von Pater Degenhard. Gilla hob ihre langen Fangarme und Bruno wurde, mit unzerstörbaren Hanffasern gefesselt, auf einem neongelben Karren hereingezogen. Gilla schloss die Augen und sang: „That old black magic has me in it`s spell. That old black magic that you weave so well. Those icy fingers up and down my spine. The same old witchcraft, when your eyes meet mine.“ Es war mucksmäuschen still. Alle hielten den Atem an. Man hätte eine Raupe fallen hören können. Gisela und Alberta flogen, mit Dr. Eisenbarth im Schlepptau heran. Er horchte Bruno ab und klopfte theatralisch auf seinen schwarzen Panzer. „Dem Medium geht es gut.“ ,verkündete er dem staunenden Publikum. Nun kam Willy`s Auftritt. Er zog einen weiteren Karren, mit einem Glas Wasser, herein. Gisela und Alberta hoben den fest verschnürten Bruno an und schwebten über dem Wasser. Dann hob Gilla ihre Arme und als sie diese abrupt fallen ließ, fiel auch Bruno. Ein Schrei ging durch die Menge. Würde Bruno es rechtzeitig schaffen sich zu befreien? Könnte er das unzerstörbare Seil zerreißen und so als strahlender Held herauskriechen? Bruno wand und streckte sich, zog und riss, aber er blieb gefesselt. Dann, nach bangen Minuten, bewegte er sich nicht mehr. Willy bekam es mit der Angst, denn er erkannte, das bei diesem gefährlichen Trick etwas fürchterlich daneben ging. Da sprang er auf und mit einem Satz landete neben dem leblosen Nashornkäfer im Wasser und zerriss das Seil. Dann zog er den bewegungslosen Körper heraus. Dr. Eisenbarth machte sofort eine Mund zu Rüssel Beatmung und brachte Bruno zurück ins Leben. Die Menge tobte vor Begeisterung. Noch nie, nie, nie hatten sie solch eine spannende Show gesehen. Niemand ahnte, das es keine Vorstellung, sondern ein wirkliches Erlebnis war und Bruno dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen war. Nach der Vorstellung, als alle am Lagerfeuer saßen und Francine ihre Arme um Willy legte, kam Bruno auf ihn zu, reichte ihm sein 1. Bein und sang: „You`ve got a friend in me. You` ve got a friend in me. When the road looks rough ahead. And you´ re miles and miles from your nice warm bed. You must remember what your old pal said. Yeah, you` ve got a friend in me. Baby, you` ve got a friend in me.“ Bruno versprach auf ihn zu achten und würde er jemals seine Hilfe brauchen, wäre er zur Stelle. Am nächsten Morgen entspannten alle in der wärmenden Sonne. Harald döste neben Frederike. Sarah zupfte, gedankenverloren auf ihrer Mandoline. Bruno geigte Gilla ordentlich die Meinung. Francine und Willy, der stärkste Floh der Welt, füsselten unter dem Tisch miteinander und sprachen über Insektopia. Niemand,von den Anwesenden hatte es je gesehen, aber alle kannten die Geschichten darüber und jeder hate eine eigene. Da wurde von fliegenden Fischen berichtet. Oder Maulwürfen mit Schnäbeln. Oh, wie fantastisch musste es sein dort zu leben. In der Ferne hörten sie plötzlich ein lautes Rumpeln, von einem Etwas das eine lange, lange Zeit geschlafen hatte und nun durch die Fröhlichkeit der Anderen geweckt wurde. Dieses dumpfe, gefährliche Grollen wurde von einer Stimme begleitet: „Oh, the shark has pretty teeth dear. And it shows them pearly white. Just a Jack knife has Mc Heath, Babe. And it keeps it out of sight.“ Und mit diesem Gesang rollte das nächste Abenteuer auf sie zu. Aber das ist eine andere Geschichte. April 2020 von Axel Bruss
  17. Der Teich, der grüne Entenlaichteppich Seerosen, Schiffe durch das Schnakenlarvenbett Sie schweben. Schwebende Tentakelballerinas Steine, die hüpfend Brackringe werfen Kippen. Tiefensog über das Mädchen Der Stein in der Hand des Jungen zieht Kreise
  18. Unnachgiebig tropft die Erinnerung schwarze Flecken in die blütenweiße Süße des Augenblicks Gedankenschatten umhüllen nach und nach das Hier und Jetzt Die Seele rollt sich ein, versteckt das Ich sorgsam unter Belanglosigkeiten im Alltag small talk Nettigkeiten als wäre … nichts … die Seele - nichts ich - nichts nur die Schwere des Vergangenen als Grabstein für das Leben
  19. Seit kurzer Zeit... Seit kurzer Zeit ist er allein. Nennt nun vieles wieder sein. Brief liegt da so nebenher. Ihm ist es gar nicht schwer. Will ihn lesen später noch. Fällt nicht in ein tiefes Loch. Bernd Tunn - Tetje
  20. Die wahre Geschichte der Bounty Erzählt von dem Leichtmatrosen David Leitch. Meine sehr verehrten Damen und Herren, nun da ich im hohen Alter von 86 Jahren im Haslar Hospital, Portsmouth liege und einen großartigen Blick auf Spithead habe, will ich ihnen von meiner Fahrt auf dem britischen Dreimaster, der Bounty, erzählen. Diese Fahrt erwies sich als äußerst schwierig und gefahrvoll. Ich werde, von den tatsächlichen Begebenheiten dieser Irrfahrt und der Meuterei berichten, in dessen Verlauf einige unglaubliche Dinge geschahen, die bislang nicht zur Sprache kamen. All die langen Jahre habe ich geschwiegen, um niemanden in Verruf zubringen, doch jetzt, da ich wohl nun bald diese Welt verlasse, will ich mein Herz erleichtern und die Wahrheit über unseren Kapitän, den ehrenwerten Mr. Bligh, seinem Steuermann John Fryer und seinem Master Mate Fletcher Christian niederschreiben. 1787, ich war gerade 15 Jahre alt, heuerte ich auf dem 215 Tonnen Schiff an. Ich war jung, ehrgeizig und voller Tatendrang. In meinem Kopf stapelten sich die Geschichten über Stürme und Kap Horn. Wilde Gerüchte von zerberstenden Schiffen und verzweifelten Mannschaften machten die Runde in den Seemannskneipen. Da gab es Erzählungen über Seejungfrauen, die leichtgläubige Matrosen mit süßem Gesang lockten und ins nasse Grab entführten. Poseidon selbst soll so manchem Schiff seinen Dreizack in den Rumpf gejagt und es so in die Tiefe hinabgezogen haben. Fliegende Fische sausten in meinen Träumen durch die Luft und Delphine begleiteten mich auf dem Weg zu den sonnigen Stränden Tahitis. In meinen Gedanken nahm mich Cook, zu seinen Entdeckungsfahrten mit und ich ritt auf einem Wal durch die Meerenge Gibraltars. Dies alles und noch tausendmal mehr Gefahren überstand ich in meinen Gedanken. Doch hätte ich geahnt, was es wirklich bedeutete auf einem Schiff seinen Dienst zu verrichten, so würde ich es mir wohl dreimal überlegt haben, es tatsächlich zu tun. Der Grund für meine Entscheidung, unbedingt auf der Bounty zu fahren lag darin, das ihr Kapitän, Mr. Bligh, bereits als Steuermann bei Cook gedient hatte. Cook wurde, seit ich in meinen Kindertagen das erste mal von ihm las, ein Held für mich. Ihm nachzueifern erschien mir als hehres Ziel. Erstrebenswerter, als alles andere. Ich verschlang sämtliche Bücher, derer ich habhaft werden konnte, um ihm noch näher zu kommen. Sah mich selbst neben ihm auf der Endeavour segeln und gab ihm Ratschläge, wie der Skorbut der Mannschaft zu heilen war und erforschte mit ihm Australien und die dort lebenden großen „Hasen“, die die Eingeborenen Kängurus nannten. Wir fanden heraus, das es das angebliche Südland, das als Gegengewicht zu den Landmassen der Nordhalbkugel existieren sollte, nicht gab. Warum wurde ich nur so von unserem Herrgott bestraft und zu spät in diese bestaunenswerte Welt entlassen? Doch ich fand einen Weg aus dieser Pein, als ich eines Tages die Bounty vertäut im Hafen liegen sah. In meinem Körper und in meinem Geist empfand ich sofort diese tiefe Verbundenheit. Sie war mein Schicksal. Das spürte ich in jeder Sehne meines Körpers. Die Segel blähten sich, in jenem Moment auf, da ich die Pier betrat. l Es war an einem regnerischen Tag. Früh am Morgen. Gerade krähte der Hahn auf dem Misthaufen, den alle nur Sir George nannten, in der Nähe der Schenke Old Harper. Eine Kaschemme die einem zwielichtigen Typen namens Williams gehörte. Sein fetter Bauch bahnte sich jeden Abend einen Weg durch die angeschickerten und betrunkenen Gäste. Seine Huren hatten zu spuren. Taten sie es nicht, mussten sie niedere Dienste, wie Boden schrubben oder Spucknäpfe säubern, verrichten. Sein abstoßendes und ekelhaftes Naturell half ihm dabei diese armen Mädchen auszunutzen und sich an ihnen zu bereichern. Er wurde von allen aus reinster Seele gehasst und in den bodenlosen Höllenschlund des tiefsten Meeres gewünscht. Da er nebenbei eine kleine Schlachterei besaß, trug er immer eine braune Lederschürze, die über und über mit Blut besudelt war. Bei Streitigkeiten gab er keinen Pardon und erwartete auch keinen. Bei solch einem Disput verlor er sein rechtes Auge. Seitdem trug er eine schwarze Klappe. Das machte ihn sehr stolz, denn nun konnte jeder sehen, was für ein gemeiner Hund er war. Die einzige Nachlässigkeit, die er sich gönnte, war ich. An mir hatte er einen Narren gefressen. Konnte ich meine Zeche nicht zahlen, stundete er sie mir und ich beglich sie, wenn ich wieder zu Geld gekommen war. Einmal sagte der Leierkasten Mann etwas abfälliges über mich und am nächsten Tag schwamm sein kleines Äffchen tot im versifften Abwasserkanal, das Bäuchlein aufgeschlitzt und die Gedärme zu einer englischen Krawatte gebunden. Ja. Die Zeiten schlichen sich grausam und würdelos an einen jungen Mann, wie mich, heran. Da stand ich also und hatte, trotz der widrigen Umstände, nur meine romantische Vorstellung über die Seglerei im Kopf. Mein Porzellanpfeifchen stopfte ich mit dem Rest des feinsten Virginia Tabaks. Ich besaß nur noch das, was ich am Leibe trug. Und so betrat ich den schmalen Steg und ging hinauf um mich beim Quartiermeister einzuschreiben. Das Abenteuer begann. Die Bounty war 39 Meter lang und 7 Meter breit. Als früheres Kohlenschiff besaß sie genug Laderaum, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie sollte nach Tahiti segeln, um dort Brotbaumpflanzen zu erwerben, die für die Ernährung der nordamerikanischen Sklaven gedacht war. Ihre 40 Mann starke Besatzung bestand hauptsächlich aus Halsabschneidern und zwielichtigen Gesellen. Alkoholikern die in der Nacht zuvor schanghait wurden und nun ihren Rausch ausschliefen und einigen tüchtigen Seeleuten, die, wie es in unserer Welt nun mal ist, die Hauptlast der seemännischen Arbeit trugen. Durch diese Überbelegung kam es später immer wieder zu Reibereien und Auseinandersetzungen die durch eine gezieltere Auswahl hätte vermieden werden können. Meine Kameraden fühlten sich, wie Barsche in einem viel zu engen Becken und benahmen sich auch so. Zusätzlich wurde ein halbblinder, irischer Geigenspieler zur Belustigung der Mannschaft angeheuert. Sein Name war Michael Bym. Der lange, dünne Körper und seine knochigen Finger ließen ihn übergroß erscheinen. Die grauen, fusseligen Haare hingen ihm über das Gesicht und kräuselten sich an der Schulter zu kleinen, feinen Löckchen. Dieser zahnloser Mund schien immer zu lachen. Sein heiteres Geigenspiel belustigte die Mannschaft und verschaffte ihm viele Anhänger. Die skurrilen Geschichten über sein Leben und das hässliche England stachelten meine Fantasie noch mehr an. So erzählte er von Leichenräubern die für ein paar Pfund jeden gewünschten Körper besorgten. Besonders an den medizinischen Fakultäten wurde das für diese dunklen Machenschaften ein lukratives Geschäft. Ein gewisser Dr. Caligari hatte sich zu einem ihrer besten Kunden entwickelt. Erst als sie damit begannen noch lebende Personen dem Tode zuzuführen und kleine Kinder ermordeten, verfolgten sie diese schändlichen Taten erbarmungslos. Damit taten sie recht, denn es war eine Sünde zu Menschen umzubringen. Die Universitäten brauchten allerdings weiterhin Körper, um Studien durchzuführen und Operationen mit mehr Erfolg zu Ende bringen zu können. Michael Bym kannte auch zahlreiche schlüpfrige Witze, die mich erröten ließen, da sich meine Erfahrungen auf das Beobachten unserer Magd bei der Morgenwäsche beschränkten. Nun, da wir alle versammelt waren, ein Teil immer noch trunken und schwankend, hörten wir die Ansprache unseres Kapitäns. „Männer, wir haben einen weiten Weg vor uns. Ich werde euch Gerechtigkeit und eine harte Hand versprechen, denn nur so ist diese Reise zu bewältigen. Macht eure Arbeit anständig und sorgt für Sauberkeit an Bord. Denn nichts ist mir so widerwärtig, wie Schmutz. Lasst eure Familien, Ehefrauen und Söhne stolz auf euch sein. Ein dreifaches Hipp Hipp Hurra auf unseren König George III.“ Das Hipp Hipp Hurra lief beim Ersten mal ein wenig verhalten. Worauf es sofort ein paar Knuffe und Hiebe gab. Beim Zweiten Mal hörten wir ein feuriges Hochleben und unser Kapitän und seine Offiziere waren höchst erfreut darüber. Wir nahmen allerlei Lebensmittel an Bord. Neben Pökelfleisch und Zwieback auch 12 Fässer mit Sauerkraut. Thomas Huggen, der Schiffsarzt sagte, das sei, damit niemand Skorbut bekäme. Ich glaube sie wollten einfach nur Geld sparen. Thomas Hall, der Koch, ein nervöser, ständig auf seiner Unterlippe kauender, nach Fett riechender Mann, um die 30, erklärte jedem er habe schon mal für den König gekocht. Wir alle glaubten ihm kein Wort. Außer Pym. Denn, denn er sowohl halb blind, als auch schwerhörig. Mr. Hall, war ein Aufschneider erster Güte und vergrätzte alle damit, das er erklärte aus gutem Hause zu sein und ihn nur die Umstände in diese missliche Lage gebracht hätten. Sein Vater, ein Lord, verlor bei einem Kartenspiel mit dem König das Haus und seine Ländereien. Daraufhin zogen alle ins Armenhaus, wo Hall`s Mutter starb und der Vater seine Trunksucht mit Erfolg fortsetzte. Thomas schlug sich allein durchs Leben, lernte kochen und besaß ein bekanntes Wirtshaus in der Beef Street. Ich sah in den Gesichtern meiner Kameraden, das sie langsam genug von diesem Unfug hatten und mürrisch wurden. Doch Thomas Hall schien dies alles nicht zu bemerken und während er sich so richtig warm redete lief ein großer, schwarzer Käfer über seinen Arm unter sein verschmutztes Shirt, woraufhin ihn der erste Maat auf diese Stelle schlug und ihn erledigte. Den Käfer, wohl bemerkt. Sofort erschien ein dicker roter Fleck an dieser Stelle. „Der Mann muss gewaschen werden.“ , stellte Mr. Christian fest. Sie packten ihn, banden ein Seil um seinen Bauch und warfen ihn ins Wasser. Dort wurde er Kiel geholt, bis er fast ertrank. Ich war mir nicht sicher, ob dies zur Moral der Mannschaften beitragen würde, aber Mr. Christian wusste sicher was er tat. Käpt`n Bligh befand sich zu dieser Zeit bereits unter Deck und bekam von all dem nichts mit. David Nelson, der Botaniker, trug seine rotblonden Haare kurz, was zu jener Zeit im höchsten Maße unüblich war. Er sah immer, wie ein kleiner Junge den man zu Unrecht gescholten hatte aus. Aber er besaß bei den Männern, wie wir sagten, ein Stein im Brett und war bei allen beliebt, weil er eine ruhige und nette Art an den Tag legte. So. Im Großen und Ganzen habe ich nun alle wichtigen Personen aufgeführt. l Am 23. Dezember 1787 stachen wir endlich in See. Da es der Tag vor Weihnachten war, schmückten wir die Kapitänskajüte und die Offiziere, der Arzt und der Botaniker feierten bis 2:00 morgens und tranken Portwein. Mr. Huggen, unser Schiffsarzt, fiel sturzbesoffen auf das Vorderdeck und brach sich das Nasenbein. Da ich gerade meine Hundswache, von Mitternacht bis vier Uhr Morgens verrichtete, eilte ich herbei, um ihm zu helfen. „Macht nichts Junge. Ist nicht das Erste mal.“ ,lallte er, laut gröhlend in die Nacht. Und so verlor, bereits am ersten Abend die komplette Mannschaft den Respekt vor Mr. Huggen. Fletcher Christian, unser Steuermannsmaat, brachte ein kleines Fässchen Bier und den Rest vom Weihnachtskuchen zu uns herunter. Wir ließen ihn hochleben. Ich glaube er freute sich sehr darüber, auch wenn er es nicht zeigte. Mr. Christian`s große und gerade Statur und sein aristokratisches Benehmen erzählten uns mehr über seine Herkunft, als Thomas es je in 1000 Worten vermocht hätte. Mr. Christian besaß Augen die blassgrau, wie das Meer vor den Kanaren waren. Der dunkler Teint kontrastierte wunderbar zu seinem tiefen durchdringenden Blick. Die ausdrucksstarke Nase bezeugte Entschlusskraft und Willensstärke. Manchmal reichte eine Geste, um einen Matrosen in die Wanten springen zu lassen. Am 24. Dezember gab uns John Fryer die Anweisung das Deck zu schrubben, was uns alle aufregte, weil schließlich Weihnachten war. Doch Mr. Fryer gab uns zu verstehen, das die Geburt eines Kindes durch eine angebliche Jungfrau, in einem Stall irgendwo in der Walachei kein Grund sei, das Deck nicht sauber zu halten und wenn jemand anderer Meinung sei könne er gern zu ihm kommen, um mit der neunschwänzigen Katze Bekanntschaft zu machen. Ein Grummeln und Murren lief von Mund zu Mund, aber niemand traute sich dagegen anzusprechen. Plötzlich hörte ich ein Summen und Surren. Es kam mir gänzlich unbekannt vor. Solch ein Geräusch hatte ich noch nie vernommen und konnte es somit auch keinem Ereignis zuordnen. Leichter Wind blähte die Segel und ich vernahm, nach dem Summen, ein geheimnisvolles Flüstern. „Hey. Hallo. Du. Ich kenne dich. Bleib nicht auf diesem Schiff. Flieh. Flieh.“ Meine Nackenhaare stellten sich auf und ich schaute mich ängstlich um, bemerkte aber niemanden, außer meinen Kameraden, die nörgelnd und sabbernd vor sich hin nölten. John Adams, ein Vollmatrose, sah mich und sprach mich an: „Na Junge, hast du einen Geist gesehen?“ „Gehört.“ „Das ist Edward.“ ,sprach er in gedämpften Tonfall zu mir. „Edward?“ ,wiederholte ich fragend. „Psst. Nicht so laut. Er könnte dich hören.“ ,maßregelte er mich. Die Angst kroch nun, einer Ratte gleich, in meine Glieder. Adams lachte. „Den grünen Jungs kann man wirklich alles erzählen.“ ,schrie er vor Lachen. Und die ganze Mannschaft und alle Offiziere lachten mit. Ich war aufs äußerste über meine Dummheit beschämt und wandte mich ab, um in der hintersten Ecke des Schiffes die Planken zu schrubben. Kapitän Bligh, der stoisch auf dem Vorderdeck stand, sah zu mir herüber und nickte mir zu. Ich blickte immer wieder verstohlen zu Adams und wünschte ihm die Krätze an den Hals. In der Nachbarschaft gab es damals einen Jungen, der mich immer ärgerte. Ich wusste nicht was ich tun sollte, bis ich in einer Vollmondnacht dreimal seinen Namen sagte, Katzenhaare über einer Kerze verbrannte und ihm einen Beinbruch wünschte. Am nächsten Tag fiel er von der Leiter und brach sich den Hals. Es tat mir leid um ihn, aber ab dieser Zeit wusste ich, das eine große Macht in mir steckte, die ich sparsam und mit Verstand einsetzen wollte. Die Tage liefen dahin und die Männer vergaßen den Vorfall. Doch die Stimme kam nun jede Nacht. Sie flehte und bettelte mich an zu fliehen. Aber wohin? l Nach 23 Tagen umsegelten wir Kap Horn und Stürme aus Eis und Schnee gingen auf die Bounty nieder. Sie zerrten und rissen an den Masten und den Segeln. Regen schlug uns mit solcher Wucht entgegen, das er uns die Haut zerkratze. William Brown, der zweite Gärtner ging, bei dem Versuch, Mr. Christian um trockene Kleidung zu bitten, über Bord. Seine Abwesenheit fiel erst drei Tage später auf, als Adam ihn um ein Stück Kautabak bitten wollte. Das Meer bäumte sich auf und wollte uns verschlingen. Es wurde zu Fäusten und Hämmern, die sich auftürmten und in sich zusammenbrachen. Die mit weißer Gischt wieder auferstanden und erneut auf uns einschlugen. Ich stand an den Hauptmast geklammert und sah einen Moment lang hinaus auf das tosende, todbringende Wasser. Da sah ich sie. Eine Schlange, so groß wie unser Schiff. Mit einem dicken Bauch und glühenden Augen. Sie hielt auf uns zu. Ihr Blick ließ mein Herz zu Eis erstarren. Das riesige Maul entblößte lange, weiße Zähne, die Schwertern glichen. Meinem Mund entfuhr ein Schrei, aber durch das Heulen des Windes der so stark, wie das Brüllen von tausend Stieren war, hörte ich ihn nicht. Das Monster tauchte unter, doch im nächsten Augenblick sprang es, wie ein Wal in die Höhe und erschien als haushohe Wellenwand vor unserem gepeinigten Schiff. Dann verschwand es in den Tiefen des Ozeans. Ich traute mich nicht irgendjemanden davon zu erzählen, weil ich fürchtete das Adams mich wieder vor allen lächerlich machte. Seine irische Abstammung, konnte man schon von weitem erkennen. Der robuste und sehnige Körperbau konnte einiges vertragen und schwere Arbeit machte ihm nichts aus. Er pfiff immer ein lustiges Lied und hatte zu allem und jedem einen Spruch auf den Lippen. Möglicherweise meinte er es gar nicht böse, sondern wollte nur die Lacher auf seiner Seite haben. Aber warum auf meine Kosten? Als wir unter Deck saßen. Durchnässt, wie Beutelratten aus dem Londoner East End, kam Adams zu mir und gab mir die Hälfte seiner Rum Ration. „Hör mal Junge. Nimm`s mir nicht krumm. Es sollte nur ein Spaß unter Kameraden sein.“ Er zwinkerte mir verschwörerisch zu und ging zurück zu seiner Gruppe, um einen Witz zu erzählen, denn alle schon hundertmal gehört hatten. Sie johlten trotzdem Und das nur, weil Adams ihn erzählte. Im Bauch des Schiffes herrschte Enge und wir traten uns gegenseitig auf die Füße. Die feuchte Luft machte das Atmen zur Qual. Allerlei Gerüche von der ekelhaftesten Sorte klammerten sich an jeder Hängematte und dem rohen Mobiliar fest. In den ersten Tagen übergaben sich die zwangsrekrutierten Landratten reihenweise und verwandelten das Mannschaftslogis in eine abscheuliche Kotzgrube. Genau wie an Deck herrschte unten das Gesetz des Stärkeren. Oben in der Pyramide thronte immer ein altgedienter, kräftiger Seemann der festlegte, wie der Hase zu laufen hatte. Dann kamen seine Zuträger, die ihm an den Lippen hingen, dazwischen die Platzhalter. Das waren die, die sich aus allem raus hielten. Und ganz unten vegetierten die Neuen. Im Grunde war es die gleiche Gesellschaftsordnung, die auch in England herrschte, nur ohne den Zuckerüberguß. Auf hoher See kamen alle direkt und ohne Umschweife auf den Punkt. Beim ersten Kennenlernen wurden die Neuen sofort eingeschätzt und beurteilt. Die Schwachen mussten die Drecksarbeit machen und die anderen durften nur mit Erlaubnis reden. Verhielt sich jemand außerhalb der, von seinen Kameraden bestimmten Regeln, wurde er bestraft. l Unser Kapitän verlangte von uns Gehorsam und Pflichterfüllung. Seine einziger Beweggrund dafür war das Schiff und unser aller Leben zu retten. Und nicht, wie später Mr. Christian behauptete aus reiner Boshaft. Kapitän Bligh schickte unseren Fähnrich John Hallet in den Besanmast, weil sich das Segel losgemacht hatte und im Wind flatterte, wodurch das Schiff sich nach Steuerbord neigte. Wir alle erkannten die Angst in seinen Augen. Er war 14 Jahre alt und von seinem Vater in die Obhut von Käpt`n Bligh gegeben wurden, um einen Mann und ein wertvolles Mitglied der Upperclass aus ihm zu machen. Sein Vater, Mr. Hamilton, war, so erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand, ein Kriegstreiber und hatte dadurch eine Menge Geld an die Seite geschafft. Der Unabhängigkeitskrieg, welcher 1775 in den amerikanischen Kolonien begang, hatte einige reich gemacht und andere um alles gebracht, was sie besaßen. Manche verloren sogar ihr Leben im Kampf gegen die ruchlosen Rebellen, wie König George III sie immer nannte. Unser geliebtes Oberhaupt, war sicher traurig so viele Untertanen zu verlieren und das Land mit trauernden Witwen zu überschwemmen. 1783, war der Spuk zu Ende und Amerikas Kolonien selbstständig. Adams behauptete George sei wahnsinnig geworden und hätte sich mit einem Baum unterhalten. Das sagte er sicher nur, weil die Iren nicht gut auf den König zu sprechen waren, denn die wollten unabhängig von allem englischen sein. Komisch was man für Gedanken in einer so merkwürdigen Situation, wie dieser, dachte. Eine besonders heftige Welle brachte unser Schiff zum Wanken und während John Hallet in die Wanten stieg, prasselte ein von Norden kommender Eisregen auf ihn hernieder und bedeckte ihn mit weißem Staub, so das er, wie eine mit Puderzucker bestäubte Skulptur aussah. Doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und schaute mit gespielter Leichtigkeit zu uns herab. Mr. Hallet schaffte es, bis zur Spitze, aber dort umklammerte er den Mast und bewegte sich nun keinen Zentimeter mehr. Unser Kapitän war sehr erbost über diese Unfähigkeit und schrie ihn an weiterzuklettern: „Hopp. Hopp. Junge. Du musst weiter. Wenn du dort bleibst wird dich diese Angst ein Leben lang begleiten. Also........“ Doch nichts geschah. Alle warteten gespannt und neugierig, was als nächstes passieren würde. „Befreie dich von deiner Angst. Du schaffst das. Wir brauchen deine Hilfe. Ich verlasse mich auf dich.“ ,rief Käpt`n Bligh nun viel versöhnlicher. Es sah so aus, als wolle er sich bewegen, doch in diesem Moment schwang sich Fletcher Christian hinauf und holte den armen Fähnrich John Hallet hinunter. Der Kapitän, aber, scholt Mr. Christian, wegen seiner Widersetzung eines direkten Befehls, das Mr. Hallet diese Aufgabe erledigen sollte. Ab diesem Zeitpunkt hassten alle unseren Kapitän. Der stand auch bei wildestem Wetter auf dem Vorderdeck und schonte sich genauso wenig, wie seine Mannschaft. Er wollte unbedingt Kap Horn umrunden, damit er noch rechtzeitig an sein Ziel kommen würde. Doch das Kap und das Wetter hatten sich gegen ihn verschworen und da der Sturm nicht zu bewältigen war, kehrten wir ihm, am 25. Tag, den Rücken und fuhren eine andere Route. Die Tätigkeit an Deck wurde etwas leichter und ich lernte viel durch das Beobachten. Adams zeigte mir einige wichtige Knoten und ich spürte, wie durch die tägliche, schwere Arbeit meine Muskulatur an Stärke und Willen gewann. Endlich konnte ich in meinen kleinen Pausen ein Eckchen suchen und fand Zeit in meinem Buch zu lesen. Robinson Crusoe von Daniel Defoe. Meine Kameraden machten sie über mich lustig. Allen voran William Cole unser Bootsmann, der auch für die Disziplin an Bord zuständig war. Sein langer Bart irritierte mich, da er unter Seeleuten ganz und gar untypisch war. Durch die hagere Statur erschien er uns immer wie ein Vorbote nahenden Unheils. Seine Gesichtshaut hatte eine durchscheinende Beschaffenheit und schien straff über den kahlen Kopf gespannt. Er war wirklich der Schlimmste von allen. Machte alles schlecht, was ihm nicht in den Kram passte und zog über alles und jeden her. Ich überlegte eine ganze Zeit, wie ich dem begegnen sollte. Dann kam ich drauf. „Dieser Robinson Crusoe. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht. So viele Schwierigkeiten.“ ,sprach ich so aufs gerade wohl über die Hängematten hinweg. „Wieso?“ fragte Burkett, ein anderer Vollmatrose interessiert. „Naja. Er erlitt Schiffbruch und weiß nicht was er tun soll.“ „Also, ich würde mir erst mal eine Hütte bauen.“ ,erklärte Burkett. „Quatsch. Erstmal was zum Saufen.“ ,brüllte Adams und alle lachten. „Ja. Aber was dann. Er braucht Wasser und Nahrung.“ „Richtig. Erstmal auf die Jagd.“ ,mischte sich Coleman, der Waffenmeister ein. Damit hatte ich sie am Haken. Es wurde durcheinander geredet und gebrüllt. Irgendeiner gab jemanden einen Kinnhaken. Ein Stuhl flog über die Köpfe hinweg in Richtung Treppe. Sie verhielten sich wie trotzige, aufgebrachte Kinder. Es kam zu einer kleinen Schlägerei, bei dem Coleman einen Zahn verlor. Alles lief aus dem Ruder, bis Burkett vorschlug, ich solle vorlesen. Und das tat ich: „Ich bin geboren zu York im Jahre 1632, als Kind angesehener Leute, die ursprünglich nicht aus jener Gegend stammten. Mein Vater, ein Ausländer, aus Bremen gebürtig, hatte sich zuerst in Hull niedergelassen, war dort als Kaufmann zu hübschem Vermögen gekommen und dann, nachdem er sein Geschäft aufgegeben hatte, nach York gezogen. Hier heiratete er meine Mutter, eine geborene Robinson. Nach der geachteten Familie, welcher sie angehörte, wurde ich Robinson Kreuznaer genannt. In England aber ist es Mode, die Worte zu verunstalten, und so heißen wir jetzt Crusoe, nennen und schreiben uns sogar selbst so, und diesen Namen habe auch ich von jeher unter meinen Bekannten geführt.“ ,während ich las, war es so still, das man eine Nadel auf dem Boden fallen hätte hören können. So kam es, das ich jeden Abend ein Stück aus diesem wundervollen Buch vorlas und dadurch Freunde gewann. l Edward, der Klabautermann hatte sich lange nicht gemeldet. Das erschien mir ebenso seltsam, wie seine früheren, ständigen Einflüsterungen. Vielleicht verließ er mich auch, weil das Glück auf die Bounty zurückgekehrte. Wie dem auch sei, seit einigen Tagen durchflutete die Sonne das Meer und unser Deck und die Herzen aller auf dem Schiff lebenden Seelen. Die nächsten Tage waren wieder ausgefüllt mit schwerer Arbeit und doch war ich voller Freude. Lernte noch mehr über das Zusammenleben an Bord und empfand es, als sehr erquicklich weitere Knoten zu binden. Die gute Stimmung auf See, wurde aber immer wieder von den Streitereien zwischen Kapitän Bligh und Fletcher Christian überschattet. Es wurde viel von der schlechten Behandlung durch den Kapitän geredet. Ich hörte ein paar mal das Wort Meuterei, aber mehr so als Ausdruck der Unzufriedenheit. Ich erkannte darin noch nicht den Willen es wirklich durchzuführen. Am nächsten Morgen schrie der Ausguck im Krähennest, das Land in Sicht käme. Wir landeten in Tahiti an und sogleich begab sich unser Botaniker auf die Suche nach den, von König George III, geforderten Brotbäumen. Seine Absicht war es, damit die Sklaven in den Kolonien zu ernähren, da Nordamerika, aufgrund ihrer erfochtenen Selbstständigkeit, nicht mehr als Getreidelieferant zur Verfügung stehen würde. Der Häuptling war sehr höflich und zuvorkommend und seine Gastfreundschaft gegenüber jedermann unübertroffen. Selbst die Frauen zeigten sich von einer offenen und großzügigen Seite, die alle in vollen Zügen genossen. Da wir den richtigen Zeitpunkt, durch das lange Ankämpfen des Sturmes bei Kap Horn verpassten, mussten wir nun 6 Monate warten, bis die Brotbäume bereit zum Transport waren. Das war Großartig. Endlich konnte ich meinem Abenteuerdrang nachgeben und auf Robinsons Spuren eine mir fremde, wunderbare Welt entdecken. All diese Pflanzen und Tiere, die ich noch nie gesehen, noch nie gerochen und noch nie gespürt hatte, bereicherten und durchflossen jeden meiner Sinne aufs Schönste. In einer Vollmondnacht im lauen, warmen Wind zu sitzen und dem Klang des Meeres zuzuhören erfüllte mich mit derart großer Zufriedenheit und Glück, das mir Gott ganz nah war und ich ihn und seine Schöpfung zu verstehen glaubte. Am nächsten Abend schlenderte ich in der Nähe des Urwaldes umher, als rhythmische Trommeln die Luft vibrieren ließen. Also schlich ich mich näher an diesen Ort heran und sah zahlreiche nackte Männer und Frauen bei einem geheimnisvollen Ritual. Ein toter, junger Mann mit einem Dolch aus Holz, tief in seiner Brust, lag erhöht auf einem Scheiterhaufen. Der Wachtmeister, Charles Churchill, ein dicker, wohlbeleibter Mann um die 30, stand an einem Pfahl gebunden, ein paar Meter abseits und grinste. Offenbar betrunken, lallte er irgendetwas von einer Liebsten in Spithead. Ich schlich mich, so weit es ging heran und erblickte seltsame Dinge. Eine Pfeife wurde herumgereicht und nackte Frauen tanzten in einer Reihe nach hypnotischen Trommelschlägen im immer wiederkehrenden Rhythmus. Süßlicher Rauch zog zu mir herüber. Ein alter Mann mit vielen Federn betrat den Platz und begann mit den Füssen aufzustampfen. Wieder und wieder. Seine Augen geschlossen, kehlige Laute von sich gebend, fiel er eine Art Ekstase. Der Körper zuckte und wand sich, einer Schlange gleich, in unkontrollierten Bewegungen. Er steigerte sich immer mehr hinein und näherte sich dem Toten auf dem Scheiterhaufen. Gesänge setzten ein. Der alte Mann blies roten Staub über die Leiche und murmelte Beschwörungsformeln in sein Ohr. Dann wurde es plötzlich still in mir. ER war wieder da. Ich spürte ihn. Er kam ganz nah heran. Einem Rauschen gleich. Oder war es nur der Wind? „Edward?“ ,murmelte ich. „Ja. Ich bin es.“ ,sprach die Stimme. „Warum?“ ,fragte ich ganz langsam mit gehauchten Worten. „Ein Sturm kommt auf und bricht herein. Der Weg ist weit für euch und für andere zerbricht das Stundenglas.“ Dann verließ er mich und der Rausch des Totentanzes erfasste wieder mein Gemüt. Der Verstand floh vor dieser Szene und ich spürte, wie Irrsinn ihren Platz in meinem Kopfe fand. Der Priester ließ nicht nach auf den gemeuchelten Körper einzureden und da..... Die Hand des leblosen Körpers zuckte. Dann der Arm. Die Schulter und schließlich der ganze verdammte Leib. Ein lautes Atmen und Stöhnen ging von Mund zu Mund. Die Tänze der Frauen wurden schneller und intensiver und auch ihre Leiber verkrampften sich in zügellosem Kampf. Der Tote richtete sich auf und stieg herab. Er umrundete, begleitet von lauten Gesängen und tierischem Gebrüll der ganzen Gruppe, 3 mal den Scheiterhaufen. Dann wurde er gepackt und verbrannt!!! Ich war zutiefst geschockt und voller Angst, über das Gesehene. Meine Füße liefen so schnell sie konnten zurück. Wie von Sinnen brach mein Körper aus von diesem dunklen, schwarzen Ort. Äste schlugen mir ins Gesicht und Vögel schrien, meine Verzweiflung begleitend, in diesem Dickicht der Hoffnungslosigkeit. Dann stolperte ich über eine Wurzel und mein Kopf knallte an eine Palme. Das Bewusstsein schwand und rann, wie feiner Sand durch meine Finger. l Die Sonne brannte kleine Löcher in meine Haut und stach in meinen müden Geist. Das Geschehene erschien mir, wie ein böser Traum. Zu schrecklich, um es zu begreifen. Ich lag im kühlen Sand und neben mir spielten Kinder mit einer Krabbe. Die versuchte sich mit ihren Scheren zu wehren, doch die kleinen Hände wichen geschickt aus und taten alles, um das Tier zu unterjochen und gefügig zu machen. Sie schubsten und traktierten diesen Panzer mit Stöcken und mit Tritten. Schließlich rissen sie ihr die Fühler und die Beine ab und warfen sie ins Meer. Das Paradies hatte ich mir immer anders vorgestellt. Ich saß dort stumpf im Sand und stierte vor mich hin. Die Zeit verging, bis am frühen Abend Fletcher Christian kam und sich, mit der wunderschönen Tochter des Häuptlings im Arm, zu mir setzte und herzhaft gähnte. Sie Lächelte, spielte mit seinen Fingern und schien sehr verliebt in ihn zu sein. „Na. Mein junger Freund , wie gefällt es ihnen hier?“ „Ja. Es ist...Aufregend.....Seltsam.“ „Ja. Nicht wahr? Wäre es nicht schön für immer hier zu bleiben? Fernab der Enge und der Gezwungenheit Englands?“ „Oh, ja. Schade das wir einen Auftrag von ihrer Majestät haben.“ Mr. Christian schaute mich verdutzt an. Ich wusste damals diesen Blick in keiner Weise zu deuten. Heute weiß ich, das er herausfinden wollte, ob ich bei einer Meuterei auf seiner Seite wäre. Beide verließen mich und ich legte mich, mit verschränkten Armen unter meinem Kopf, auf den Strand und schlief wieder ein. Beim nächsten Erwachen, war es bereits später Nachmittag und mein Bauch knurrte und jaulte vor Hunger. Im Dorf saßen zahlreiche meiner Kameraden und labten sich an den Köstlichkeiten der Insel. Bananen. Ananas. Kokosnüsse. Inselschönheiten. Die Monate liefen dahin und das schreckliche Erlebnis verblasste immer mehr zu einer weit entfernten Fata Morgana. Wir frönten dem leichten Leben und keiner von uns wollte das es sich änderte, aber am 2. April 1789 wurde der Befehl zur Rückreise gegeben. Alle Männer murrten und wollten nicht zurück. Der Kapitän ließ 1015 Bäume verstauen, die jeden Tag mit Süßwasser bewässert werden mussten, was ein weiterer Grund zum Aufbegehren der Mannschaft war, Nach 2 weiteren Tagen stachen wir in See. Das Wetter war herrlich und ich sah tatsächlich fliegende Fische. Dann hörte ich wieder den Klabautermann Edward und sah eine schemenhafte Erscheinung, die in den Wanten hin und her wogte. Er trug einen langen, schwarzen Bart und seine Augen glühten, wie brennende Kohlestücke. In den Händen hielt er eine schwarze Flagge mit einem Skelett das einen Speer und eine Sanduhr trug. Die Spitze des Speeres deutete auf ein blutendes Herz. Ein breiter Säbel hing an seiner Schärpe und vier Pistolen steckten darin. Zwei an jeder Seite. Nun erkannte ich ihn. Edward Teach, mir wohl bekannt als Blackbeard. Der Mordgeselle und Pirat. Nun trieb er mit mir seinen Schabernack, obwohl längst tot und enthauptet. Der 22. November 1718 war sein Todestag. „Nun mein Freund. Es ist soweit.“ ,rief er zu mir herüber. „Was soll das heißen?“ schrie ich laut zurück. „Sie werden nun den Käpt`n binden und ihn schicken. Es ist an dir, ihn zu begleiten.“ ,sprach er ganz dicht neben mir. Die Sinne schwanden mir, doch die Finger fanden halt an einem Seil. „Du bist nicht da. Edward. Ein Hirngespinst. Lebst nur in meiner Fantasie.“ ,sprach ich ihn an. „Hab keine Angst, der Kapitän wird euch nicht verlassen. Die See ist heute nicht dein Grab.“ Er verschwand mit einem Lachen. Nun gab es einen großen Tumult. Matrosen und Offiziere quollen nach oben an Deck und sprachen laut und schrien durcheinander. Die Meuterer, allen voran Mr. Christian, rissen die Herrschaft an sich. Mr. Bligh und seine Getreuen wurden entwaffnet. Sie bekamen zwei kleine Fässchen Wasser, was einer Menge von 125 Litern entsprach. Etwas Wein und Brot und 75 Kilogramm Zwieback. 10 Kilogramm Dörrfleisch und vier Entermesser wurden ihnen, von einer guten Seele, noch ins Boot geworfen. Wir waren nun 18 Leute die sich auf die 7 Meter lange und 2 Meter breite Barkasse quetschten. Ausgesetzt und dem Tode geweiht. Zum Navigieren standen Kapitän Bligh Kompass, Log, Oktant und seine Taschenuhr zur Verfügung. Der Weg war voller Grauen und Seelenqual. Edward hing die ganze Zeit in meinem Nacken und trieb allerlei Unfug mit mir. Mal kitzelte er die Arme. Dann zwickte er mir ins Ohr. Da ich ihn als meinen Freund empfand, verließ die Angst meinen Körper und ich wurde ruhig. Innen drin. Einige meiner Kameraden jammerten, andere wurden wütend und die nächsten saßen stumm wie Fische auf dem trockenen und erwarteten ihr Schicksal. Ich allerdings war völlig bar jeglicher Sorgen, denn ich wusste, das wir unser Ziel erreichen würden. Der Kapitän rationierte das Essen und achtete streng darauf, das niemand sich daran vergriff. Er behielt auch alle vier Entermesser und sagte, er würde jeden niederstechen, der auch nur zum Wasser hinblinzelte. Jeder Mann bekam nach 28 Tagen nur noch 125 Milliliter Wasser und 60 Gramm Zwieback. Zum Ende hin wurde es nochmal um die Hälfte reduziert. Wir liefen eine der Inseln an, um Wasser und Nahrung aufzunehmen, wurden aber von den Einheimischen angefeindet. Wir mussten fliehen. John Norton unser Rudergänger wurde an diesem 2. Mai 1789 von den Insulanern totgeschlagen. Wir setzten Segel aufs offene Meer. Nach 35 Tagen waren wir alle dem Tode nah und litten furchtbaren Durst. Wir hatten kein Essen mehr und nur sehr wenig Wasser. David Nelson, der Botaniker starb an Entkräftung. Käpt`n Bligh entschied, wenn wir leben wollten mussten wir das folgende, als Geheimnis mit ins Grab nehmen. Er schnitt, dem armen, toten Nelson den Arm ab, hieb ihn mit dem Entermesser in 17 kleine Stücke und gab jedem seinen Anteil. „Esst. Niemand soll sagen können, er hätte nicht daran teilgenommen.“ ,flüsterte er mit rauer Stimme. Und so rettete Mr. Nelson und der ehrenwerte Kapitän Bligh unser aller Leben. In einer seemänischen Meisterleistung navigierte er uns in 48 Tagen auf einer Strecke von 5800 Kilometern bis zur niederländischen Faktorei in Kupang. l Ein Jahr und 6 Monate später landete eine, von der Admiralität befohlene Strafexpedition, mit der Fregatte Pandora auf Tahiti und nahm 14 Seeleute fest. Neun waren bereits vor einem Jahr geflohen und versteckten sich auf einer der vielen Inseln. Fletcher Christian wurde von John Adams 1793, wegen eines verlorengegangen Ringes, erschlagen. Edward Teach, der Pirat, Klabautermann und Freund, sprach kurz vor unserer Landung ein letztes Mal mit mir: „Land. Nach endloser Zeit. Endlich..........Land.“ Dezember 2019 – Juni 2020 von Axel Bruss
  21. Im Laternenlicht! Ist noch jung. Fühlt sich alt. Profi Lächeln wirkt oft kalt. Anmachgesten in der Schicht in dem Laternenlicht. Geht die Straße im Revier. Manchmal auch früh um Vier. Singt so gerne vor sich hin. Manche Lieder Seelensinn. Familienscham. Was kommt noch? Sie sagt dann: Lasst mich doch! Bernd Tunn - Tetje
  22. Obdach! Sucht die Obdach arg getrieben. Fühlt sich zu sehr aufgerieben. Verlust und Sterben gerade sein. Ihm zu viel diese Pein. Ist schon lange nicht mehr froh. Oft gemieden wirkt er roh. Fühlt sich wohl sehr, sehr leer, denn sein Leben gibt nichts her. Sucht noch Wärme irgendwie. Instinkt treibt die schwachen Knie. Bernd Tunn - Tetje
  23. Gast

    Der Patient

    Du hast drei Stunden, dottore. Dann ist hier eine Krankenstation eingerichtet. Hier? Wie soll das gehen? Es müsste alles sterilisiert werden, wir brauchen ein Beatmungsgerät und Sauerstoff und so weiter und so weiter. Drei Stunden. Sonst ... Sonst was? Rede nicht, du verlierst nur Zeit. In Windeseile wurde das Zimmer im Obergeschoss der alten Villa gereinigt und zu einer voll funktionsfähigen Krankenstation umgerüstet. Der alte Herr war schon sehr geschwächt. Husten, Atemnot, Kopfschmerzen, hohes Fieber. Und dabei war er doch sehr vorsichtig gewesen. Irgendwo musste er sich angesteckt haben. War es der Pizzabote? War es der Briefträger? War es das Hausmädchen? Alles Leute, die das Virus hätten übertragen können. Nach zwei Tagen keine Besserung. Der Patient bat die engsten Familienmitglieder zu sich und traf letzte Regelungen. Du die Produktion in Kolumbien, du die Finanzen, du das Ostgeschäft, du die Beschaffung aus den Niederlanden, du die Repräsentanz in Russland, du baust unser Netz in Asien auf. Und du mein Lieber, wirst mein Nachfolger. Der Patient gab ihm einen reich verzierten Damaszenerdolch, der seit zweiundachtzig Jahren die Macht des Clanchefs symbolisierte. Dann tat er einen letzten Atemzug.
  24. Axel

    THE HOLY GROUND

    THE HOLY GROUND Es ist ein schöner Morgen. Die Sonne wärmt das Land. Nebel liegt, wie ein sauberes, leichtes Tuch über den Wegen. Die ersten Vögel singen und machen mich froh. Le Roux, der Waldsänger, mit seinem grauen Federkleid, erfreut mich jeden Tag durch seinem Gesang. Die kleinen, gespendeten Brotkrumen pickt er zügig aus meiner Hand, um dann sein Tagewerk fortzusetzen. Mit leichtem Herzen wandere ich weiter. Die Bäume rechts und links an meiner Seite sind groß und stark. Mein wacher Geist ist konzentriert auf das, was um mich herum passiert. Bojangels, ein junger Dachs, durchstreift raschelnd den Wald. Mit seiner empfindlichen Nase findet er Insekten und kleine Nager, die er schmatzend vertilgt. Er ist furchtlos und kümmert sich nicht, um das Weh und Ach der Anderen. Ist sein Bauch voll, hat alles seine Richtigkeit. Ich liebe auch die kleinen Tiere. Gerade sie, halten sie Welt am Laufen. Sara, die nette Spinne, die ihr Netz zwischen zwei Ästen gesponnen hat, schaut mich verwundert mit ihren riesigen Augen an. Leichter Wind bringt ihr Geflecht zum Vibrieren und der stetige Lufthauch kühlt, während er über unsere Erde flieht, auch meine Haut. Wenn alles noch schläft und der Tag beginnt, sind meine Gedanken jung. Wie die Küken im Nest. Dann ist alles gut. Dann ist alles schön. Dieser Moment ist mir der Liebste. q Ich heiße Jimmy. Eigentlich James, aber alle rufen mich Jimmy und ich bin 13 Jahre alt. Meine Mama heißt Betty und sie kommt aus Afrika. Wir leben auf einer Plantage mit riesigen Baumwollfeldern. Wir sind Pflücker. Cotton Picker. In der Erntezeit arbeiten wir uns die Finger blutig, damit unser Master zufrieden ist. Die Arbeit ist anstrengend. Sobald der Tag beginnt, stehen alle auf den Feldern und machen ihren Rücken krumm, denn die Sträucher, von denen wir die Wolle pflücken, sind niedrig und dornig. Wenn wir uns stechen und die weißen Knäuel rot färben, setzt es Schläge. Die Mittagssonne ist gemein. Sie zwickt und brennt auf unserer Haut. Sie trocknet aus und macht die Körper nass. Unerbittlich präsentiert sie sich den Dingen, die nicht fliehen können. Jenen, die an einem Ort verbleiben müssen. Die durstig sind. Doch wie viel sie auch trinken, den Brand nicht löschen können. Wolkenlos und blau ist der Himmel über uns. Mein Blick geht oft nach oben. Dann blinzle ich in das Licht und wünsche mich hinein in einen Vogel. Schwerelos und Gott ganz nah. Mama erzählt mir oft von Gott und einem heiligen Ort, den alle nur THE HOLY GROUND nennen. Ich möchte Gott kennen lernen und ihn fragen, ob alle Menschen fröhlich sein dürfen? Und warum manche prügeln und andere es erleiden müssen? Mama sagt, das Gott keine Zeit für solche Dinge hat, weil er sich um so viele Menschen kümmern muss. Ob, wir denn keine Menschen sind? ,frage ich. Sie zieht mich an den Ohren und lacht. Dann nimmt sie mich in den Arm und beginnt zu schluchzen. Ich fühle mich sehr schlecht dabei, weil ich sie traurig mache und nehme mir vor, keine dummen Fragen mehr zu stellen. Am Abend singen wir Lieder, und tun so, als wäre alles in Ordnung. Wir reden nicht von der Mühsal und der Arbeit. Wir sitzen einfach zusammen und wollen den Tag vergessen. Der Mond ist hell und die Sterne sind auf unserer Seite. Sie sind weit weg und schauen auf uns herab. Ich stelle mir vor, das sie unsere Freunde sind. Das sie zur Familie gehören. Das ist schön und ich spiele einen glücklichen Sohn, der in einem großen Haus lebt und jede Nacht satt und zufrieden einschläft und vom frischen, warmen Apfelkuchen träumt. Doch, das wird auch diese Nacht nicht geschehen. Geister werden mich erwarten und zu sich in das Erdloch ziehen, um mich zu brandmarken. Die Welt ist voller Liebe und schöner Bilder, lügt Mama leise, wenn ich schweißnass und voller Angst in ihrem Arm erwache. Ihre Worte beruhigen mich, aber ich denke an die Bücher, die in meinem Versteck auf mich warten. Durch unseren alten Haussklaven, Washington, habe ich lesen und schreiben gelernt. Das ist eigentlich verboten, deshalb darf es keiner wissen, nicht mal meine Mama. Washington sagt, wenn der Master es erfährt, wird er totgeschlagen und ich auch und unsere abgezogene Haut tragen dann die Schweine. Das will ich nicht, denn schließlich passt meine Haut nur mir. Unter der Veranda gibt es einen gemütlichen Platz. Da ist es kühl und keiner stört mich. Da unten höre ich sie dann. Wie sie reden und lachen und sich streiten. Manchmal belausche ich die Gespräche der Herrschaften in ihren edlen, teuren Kleidern mit den schwarzen Schuhen, deren Hacken so schön auf dem Holz klacken, wenn sie von einer Ecke zur Anderen schreiten. Sie wohnen in einem großen, sauberen Haus, das die gleiche Farbe, wie ihre Haut hat und majestätisch aus dem Boden gewachsen ist. Drei Stockwerke ist es hoch und Säulen aus Stein säumen es, wie Soldaten und geben ihm den Anschein einer unbezwingbaren Burg. König Artus und seine Ritter wohnen darin. Immer bereit den Armen und Geschwächten zur Seite zu springen und den Kopf der Bestie abzuschlagen. In seinem Blut zu baden und dadurch unverwundbar und unangreifbar für die Feinde zu werden. Die Geschichte ist aus einem Buch, das ich sehr liebe. Siegfried der Drachentöter Die Veranda ist aus Akazien Holz und besitzt eine große Schaukel mit weichen Kissen. Die Mistress mit ihrem hellen Haar und ihre Tochter sitzen oft darauf und reden laut und kichern. Die Herren stehen abseits, trinken Wein und rauchen Zigarren. Sie sagen: Wir leben in einer großartigen Zeit. Voller Fortschritt und Humanität. Das heißt Menschlichkeit. Das muss wohl die Wahrheit sein, weil alle zustimmen und es in Büchern steht. Die Misses hilft, einmal im Monat, im Waisenhaus, den armen Kindern. Dann ist sie fürchterlich erschöpft und ruht 2 Tage in ihrem Zimmer, während ihr kühle Luft zu gefächelt wird. Wir hören ihre matte Stimme aus dem geöffneten Fenster: „Oh, diese armen Kinder. Man muss ihnen helfen. Sie sind allein und schwach.“ „Mutter. Es können dich alle hören.“ ,spricht ihre Tochter. „Sollen sie mich ruhig hören und von dem Leid dieser armen Kinderchen.“ „Mutter!“ ,sagt die Tochter ernst. „Ich brauche mehr Kühlung, du dummer, herzloser Trottel.“ ,schnauzt die Mutter Washington an, um sogleich wieder jammernd vor sich hin zureden. „Oh, diese armen, armen Kinder.“ Es fällt uns schwer das Lachen zu unterdrücken und heimlich spielen wir Lady Greenwood nach: „Mich deucht, Euer Hochwohlgeboren, die Eier der Legehennen sind heut` kleiner, als am Tag zuvor. Oh, diese armen, armen Eier. Sie brauchen Liebe und Zuwendung, sonst wachsen sie nicht.“ Wenn die Mistress wüsste, was wir tun, würde sie uns sicher in das Loch werfen lassen, in das alle kommen, die nicht fügsam sind. q „1861 ist das Jahr der Veränderungen.“, sagt Hamilton, der älteste Sohn der Familie Greenwood und der muss es wissen, denn er studiert im Norden von Amerika und kehrt nur in seiner freien Zeit in den Süden zurück. Hamilton nennt den Norden, das freie Land, weil dort jeder werden kann was er will, sogar die Neger. „Dort hausen die Nigger in dreckigen Kloaken und werden von den reichen, dicken Säcken ausgenutzt.“ ,sagt immer sein Vater. „Bei dir etwa nicht?“ ,schreit dann sein Sohn. „Dort sind sie wenigstens frei.“ „Frei? Das ist keine Freiheit. Das ist Abhängigkeit. Bei uns haben sie wenigstens ein sauberes Haus über dem Kopf und ausreichend zu essen.“ „Das glaubst du doch selber nicht.“ ,gibt Hamilton trotzig von sich. „Was soll das heißen, du grüner Rotzlöffel. Die Nigger werden nur geschlagen, wenn sie es verdienen.“ „Also jeden Tag.“ „Du hast doch keine Ahnung, was dieses Gesindel denkt und treibt. Das sind, im besten Fall, Kinder. Kleine Kinder. Oder Hunde. Und genau, wie Tiere müssen sie diszipliniert werden.“ „Du machst mich krank, Vater.“ Empört und verärgert verlässt Hamilton das Haus und wirft die Tür mit lautem Getöse ins Schloss, das die Scheibe birst und in tausend Stücke springt. Dann streift er durch die Gegend und schnaubt vor Wut, wie ein wilder Stier. Mit einem Stock schlägt er auf die Äste, die seinen Weg kreuzen ein und bricht sie so entzwei. Umbringen könnte er jetzt jemanden, so außer sich ist er. Soll er zu den Niggern gehen und Einen prügeln? Oder soll er sie befreien, nur um dem Vater eins auszuwischen? Sein Kopf ist rot. Der Speichel in seinem Mund ist nicht zu bremsen. Auf dem Weg liegt ein Vogel, der nicht fliegen kann. Sein Flügel ist gebrochen. Behutsam nimmt er ihn auf. Dann wirft er ihn vor sich auf den Boden und schlägt ihn mit seinem Stock tot. So. Nun ist es gut. Jetzt geht es ihm besser. Er atmet durch und singt ein Lied: „In Dixie Land, where I was born in early on one frosty mornin look away, look away, look away Dixieland. I wish I was in Dixie Hooray. Hooray. In Dixieland I`ll take my stand. To live an die in Dixie.“ Oh, ja. Er ist wieder oben auf, unser Master Hamilton. Der Mond ist sein stiller Begleiter. Ein falscher Freund. Hat er nicht zuvor nur mir geleuchtet und mich getröstet? Ich will ab heut` vergessen das es ihn je, als Kamerad, gegeben hat. Hamilton lässt sich erst zum Abendessen wieder blicken. Wo er dann wortlos und schmollend am Tisch sitzt. Die Misses versucht es mit süßen Worten: „Deine neue Jacke ist aus einem schönen Stoff.“ „Mutter.“ sagt er nur. „Eine Jacke macht noch keinen Herren.“ ,setzt sein Vater dazu. „Da kennst du dich ja aus.“ ,meint Hamilton. „Genau mein Sohn. Ich weiß, wie das Leben läuft und worauf es ankommt. „Und solange du in meinem Haus lebst, hältst du dich an meine Regeln.“ „Vater.“ ,meldet sich nun die Tochter. „Ann-Sophie. Es ist nicht deine Sache, dich da einzumischen. Dein Bruder hat wohl vergessen, wo er her kommt und wie man seine Sklaven erziehen muss. Es ist wider die Natur, sie wie seines gleichen zu behandeln. Ja, es ist Blasphemie, sie mit der göttlichen Schöpfung auf eine Stufe zu stellen. Hätte Gott gewollt das sie Rechte bekämen, würden sie jetzt hier sitzen und wir müssten uns den Rücken krumm machen.“ , erklärt der Vater. „Jetzt hält Ethan wieder einen seiner Vorträge.“ ,wirft Hamilton in die Runde. „Lass das Ham. Du weißt, wie sehr ich es hasse, wenn du mich bei meinem Vornamen nennst. Sei nicht immer so verdammt respektlos.“ ,weist der Vater ihn zurecht. „Ethan. Wir wollen im Hause des Herrn nicht fluchen.“ ,schluchzt die Mutter. „Margret. Dies ist keine Kirche und ich bin nicht der Papst. Ich bin der Herr im Haus und wenn es mir gefällt, lege ich hier alles in Schutt und Asche.“ ,brüllt Ethan Greenwood aus vollem Halse. „Du versündigst dich.“ ,gibt Margret kleinlaut von sich. „RUHE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ ,schreit er. Und es ist Ruhe. Alle stochern im Essen herum. Vieles bleibt auf dem Teller liegen. Die Stimmung ist dahin. „Washington!“ ,ruft Ethan, den Butler. Dieser alte Mann steht schon lange in den Diensten der Familie. Der Master kaufte ihn vor vielen Jahren, als er selbst noch ein Junge war auf dem Markt und entriss ihn seiner Frau und seinen Kindern. Er erfreute sich an dem Gefühl, die Macht zu haben, Leben zu bestimmen. Er wollte seiner Schulliebe Betty zeigen, das er in der Welt der Erwachsenen bestehen konnte. Später heiratete sie allerdings seinen besten Freund. Da wusste er das das Leben nur auf Lügen aufgebaut ist. „Master.“ ,flüstert Washington, als er endlich vor Ethan steht. „Räum` das weg und verfüttere es an die Schweine. Wir sind hier fertig.“ Erbost wischt er sich den Mund mit der blütenweißen Stoffserviette ab, feuert sie aufs Essen und verlässt verärgert den Raum. „Ich war sowieso nicht hungrig.“ ,tönt Ann-Sophie. „Kein Wunder das du so dürr bist, Schwester.“ stichelt Hamilton. „Du bist blöd.“ ,kontert sie. „Selber blöd.“ ,hält er dagegen. „Kinder. Bitte.“ ,seufzt die Mutter. Washington macht, was ihm aufgetragen wurde und füttert die Schweine mit dem erlesenen Essen, während unsere Mägen, wie wilde Hunde knurren. Die Hütten der Schwarzen, abseits des Herrenhauses, sind einfach. Sie bestehen aus grob zugehauen Hölzern und sind mit Lehm verputzt. Sie besitzen keine Fenster und da wir keine Kerzen in unseren Händen halten dürfen, haben wir kein Licht im Innern. Eine Feuerstelle gibt es nur außerhalb der Hütte. Wir versuchen uns, so gut es geht zu reinigen und uns sauber zu halten, aber Seife ist rar und sauberes Wasser muss vom Fluss geholt werden. Den Brunnen dürfen wir nicht benutzen. Oft haben wir Magenprobleme und es läuft aus allen Öffnungen heraus. Für die Säuglinge ist es besonders schlimm und viele sterben daran. Manchmal denke ich, das es vielleicht besser so ist. Dann müssen sie nicht, als Etwas, einem Master dienen. Denn im Himmel sind alle frei. Das sagt meine Mama. Ich möchte ihr so gern glauben, aber Petrus, der oben die Tür bewacht, ist auch weiß. Im Sommer läuft uns Tag und Nacht der Schweiß am Körper herunter. Im Winter frieren wir und klappern mit den Zähnen. Unsere Kleidung ist zerschlissen und alt. Wir bessern sie aus, so gut es eben geht, aber keiner hat eine komplette Hose oder ein Flicken freies Hemd. Wir gehören dem Master. Wir sind sein Eigentum. Wir haben keine Rechte. Wir sind Sklaven. Manchmal erzählt mir Washington von seinem Leben in Afrika und wie er, als Junge, in seinem Dorf gelebt hat. Er war stark, wie ein Bär, sagt er immer. Ich weiß nicht, ob ich ihm das glauben soll. Er ist alt. Sein Gesicht ist faltig. Der Gang langsam und gebeugt. Die krausen Haare werden grau. Die Nase schief, wie ein knorriger Ast und auf einem Auge ist er blind. Wenn ich ihn frage warum, sagt er nur: „Der Master hat früher jeden Tag getrunken und musste seine Kraft an mir ausprobieren.“ Einmal habe ich seinen Rücken gesehen. Der sah aus, wie ein Schlammweg, nachdem viele Wagen darüber gefahren sind. So viele Furchen und vernarbte Erhebungen konnte ich sehen. Er hat gelacht und gemeint: „Das ist meine Fahrkarte ins Paradies.“ Dann wurde er ganz still und setzte sich an Feuer. „Irgendwann kamen sie in mein Dorf, das war Der Tag, als sie meine Seele stahlen. Krieger eines benachbarten Klans schlichen sich, wie Katzen, lautlos heran. Unsere Männer waren auf der Jagd und so gab es nur Alte, Frauen und Kinder. Den Alten schlugen sie mit Keulen die Köpfe ein und die Anderen verschleppten sie. Wir kamen auf ein großes Schiff. Dort saßen wir wochenlang aneinander gekettet und hatten fürchterliche Angst, das die See uns verschlingen würde. Viele starben auf der Überfahrt an Krankheiten oder an Schwäche. Der Gestank an Bord, war durch das Erbrochene und die Eimer voller Kot nicht auszuhalten. Zig tausend Fliegen und Maden siedelten sich an unseren Körpern an und quälten uns. Die Dunkelheit unter Deck wurde manchmal durchbrochen, wenn Männer kamen , die sich die Mädchen und Frauen für Liebesspiele griffen. Doch dies alles war nur ein schaler Vorgeschmack auf das, was noch folgen sollte. In der Nähe des Hafens wurden wir in Käfigen gehalten und mussten unsere Notdurft wieder in Eimern verrichten. Mein guter Freund Mogambe starb. Sie zogen ihn an den Beinen heraus und warfen ihn in den Schweinestall, wo er drei Tage lang blieb, bis sie die Reste von ihm wegschafften. Etwas später wurden wir gewaschen und bekamen Blutwurst zu essen. Unsere Haut wurde mit einem gut riechenden Öl eingerieben und dann wurden wir auf den Markt gebracht. Dort begutachteten uns allerlei Leute und schauten uns in den Mund. Ich wurde in den Süden verkauft und kam zu Master Greenwood. Da gerade ihr Hausbutler gestorben war, übernahm ich die Stelle und musste nicht, wie die Anderen auf den Feldern schuften. Die erste Frau von Master Greenwood, Gott hab sie selig, unterrichtete mich in Lesen und schreiben. Sie war eine feine Frau und meinte es gut mit mir. „Denk daran.“ ,sagte sie immer. „Die Anderen dürfen nicht wissen, das du lesen kannst. Kluge Nigger sind gefährlich. Sie könnten Dinge erfahren, über die sie nachdenken und dann handeln. Sie könnten aufbegehren und vielleicht sogar die Hoffnung auf Freiheit erfahren. Aber das dürfen Nigger nicht. Nigger sind Mulis und das sollen sie auch bleiben. Unwissende, dumme Mulis.......“ Dort hört die Geschichte von Washington auf. Ich liege oft wach und denke darüber nach. Bin ich auch ein Muli? Ein Ding? :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: Ich bin ein Nigger von Master Greenwood. Und ein Nigger hat keine Meinung. Ein Nigger muss gehorchen. Muss springen. :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: Wenn ich nicht auf dem Feld arbeite, erledige ich Botengänge für Ann-Sophie. Das ist die 15 jährige Tochter. Sie ist manchmal nett und manchmal grausam. Hin und wieder schlägt sie mich mit einem Stock, aber dann tut es ihr leid und sie gibt mir einen Apfel oder ein Stück Kuchen. Ich wünschte sie würde mich nicht schlagen, aber das geht wohl nicht. Wenn ich unterwegs bin, um Garn oder Stoff für Miss Ann-Sophie zu holen, bekomme ich eine Plakette um den Hals, damit ich nicht aufgegriffen und als geflohener Sklave gehängt werde. Auf der Plakette steht: Eigentum von Master Greenwood Ich gehöre nicht mir selbst, sondern bin das Eigentum von jemanden. Es wurde mir eingebleut, das ich keine Rechte habe. Das mein Wert nur in meiner Arbeitskraft und durch die Treue zu meinem Herrn erklärt wird. Washington sagt, ich bin mehr wert, als die Mistgabel, aber weniger als der teure Sessel im Salon. Der Master würde eher mich hergeben, als den Sessel. Ich wäre lieber der Sessel, denn der bekommt nie Schläge oder wird mit dem Kopf in die Jauche Grube gedrückt. Meine Mama will, das ich nach der Arbeit meinen Körper wasche, damit ich sauber ins Bett gehe. Das finde ich blöd, weil ich morgens ja doch gleich wieder schwitze, aber Mama sagt: „Nur Schweine waschen sich nicht.“ Ich sehe Jefferson, einen Feld Nigger, hin und wieder beim Waschen am großen Trog. Sein vernarbter Rücken sieht schrecklich aus. Er meint, das es nicht mehr weh tut, aber als er die 30 Schläge mit der Peitsche bekam und die Haut in roten Fetzen vom aufgeplatzten Rücken hing, dachte er, er müsse sterben. Doch das reichte dem Master nicht. Er verbot, die Wunden zu verbinden und schickte nach Salz und Pfeffer. Damit rieb er das rohe Fleisch ein und Jefferson schrie wie verrückt. Nach ein Paar Minuten wurde er ohnmächtig. Der Master ließ ihn 1 Tag zu Hause, dann schickte er ihn wieder auf das Feld und ließ ihn schuften, bis zum Umfallen. Als er sich erbrach musste Jefferson seine eigene Kotze essen. Erst dann ließ ihn Mr. Greenwood nach Hause bringen und versorgen. Danach war Jefferson ein Anderer. Verschlossen und gemein. Wann immer es ging, sabotierte er die Arbeit. Zerstörte Werkzeug. Quälte die Schweine und Pferde. Stach ihnen mit einer Nadel in den Körper und trank das Blut. Ohne Grund lachte er manchmal hysterisch auf und versank danach sofort wieder in eine endlose Stummheit. In der Nacht knurrte er, wie ein Hund und man hörte, wie er die Zähne knirschend aufeinander presste. Fürchterlich. Vorher spielte er oft auf seiner selbstgebauten Fidel. Das machte Spaß. Jetzt nimmt er sie nur noch selten und wenn, dann spielt er traurige Lieder und Mama muss dann weinen, weil sie das an die Heimat erinnert. Ich weiß nicht was das ist: Heimat. Das muss wohl ein ferner Ort sein, den man sich vorstellt. Etwas das man gern hätte. So, wie die Gnade Gottes oder ein Festessen mit Fleisch oder ein warmes Bett. Heimat? Für Mama ist das Afrika. q Auf den Feldern sind wir nie allein. Thomas Pain, unser Aufseher, wird von allen abgrundtief gehasst. Er ist ein dünner Mann mit tiefliegenden, bösen Augen. Seine Hose ist immer fleckig. Ein alter speckiger Hut liegt auf seinem Schädel, aus dem einige lange, schwarze Haare hervorschauen. Verfilzt und ungepflegt. Unterhalb des rechten Auges hat sich eine dicke, dunkle Warze breit gemacht. Seine Haut ist runzelig und sieht aus, wie altes Leder. Mr. Pain verbreitet einen stechenden und üblen Geruch, bei dem mir immer der Fisch einfällt der 2 Tage in der Sonne lag und zahlreiche Fliegen anlockte. Der Gestank, war nicht auszuhalten, so das ich mich 2 mal daneben erbrach. An der linken Hand fehlt ihm ein Teil des kleinen Fingers. Den hatte Joe ihm abgebissen, als er den armen Kerl, mit einem Stock, fast zu Tode prügelte. Mr. Pain hätte ihn gern tot geschlagen, aber das durfte er nicht, denn Joe gehörte ja Master Greenwood und deshalb schlug der Master ihn selbst tot, weil wir ja ohne Disziplin nur Tiere wären, sagte er. Mr. Pain schreit den ganzen Tag schlimme Worte: „Drecks Nigger! Schwarzes Hurenvolk! Gottverlassener, verschissener Abschaum! Von Säuen gezeugtes Gesindel! Stinkendes Niggerpack!“ Er hat oft eine Gerte in seiner knochigen Hand, die er gern benutzt, weil sie schöne, rote Striemen hinterlässt. An einem extra Gürtel, aus Schweinsleder, trägt er eine Bullenpeitsche und er sehnt die Tage herbei, an denen er sie wieder benutzen kann. So, wie beim armen Jefferson. Auf meine Mama hat Mr. Pain es besonders abgesehen. Manchmal, wenn er betrunken ist kommt er in unsere Hütte. Dann schickt meine Mama mich raus und er zwingt sie schlimme Sachen zu machen. Wenn er fertig ist, schlägt er sie ins Gesicht und spuckt sie an: „Du schwarze Hurensau!!!“ ,schreit er dann. Am liebsten würde ich ihn umbringen, damit meine Mama nicht mehr weint. An solchen Tagen sitze oft am Holy Ground und stelle mir vor, wie ich ihn töte. In der Nacht schleiche ich mich in sein kleines, dreckiges Haus und erwürge ihn. Oder schneide ihm, mit meinem Schnitzmesser, die Kehle durch oder das Herz heraus. Ich hasse ihn so sehr, das ich meine Zähne stark aufeinander presse und nur schwer den Drang zu weinen unterdrücken kann. Washington sagt ich solle mich beruhigen, sonst mache ich alles nur noch schlimmer. Manchmal glaube ich, das er schon zu lange Haussklave ist und gar nicht mehr weiß, wie schlimm es in den Hütten und auf den Feldern ist. Aber Jefferson sagt, das er es nicht vergessen hat und erzählt mir eine Geschichte: „Vor 10 Jahren, deine Mama war gerade neu zu uns gekommen ist der Master jede Nacht zu ihr gegangen und hat sie gefesselt. Dann hat er ihr die Kleider runter gerissen und sie genommen. Der Master war immer sehr betrunken. Eines Nachts hat er ihr solange Mund und Nase zu gehalten, bis sie ganz blau geworden ist. Da hat Washington ihm die Hand weggeschlagen. Der Master hat ihm seine Hand an die Holzwand genagelt und dort musste er drei Tage und drei Nächte bleiben, bis der Eiter aus der Wunde tropfte. Danach durfte er wieder ins Haus. Aber nur weil er den Master vor Jahren vor dem Ertrinken gerettet hatte. Daran siehst du, Jimmy. Wir sind der dunkle Dreck und Washington ist der Einzige der zwischen uns und dem Master steht.“ Es tut mir sehr leid das ich so schlecht von ihm gedacht habe und schnitze ihm ein Pferd, weil ich weiß das er Pferde sehr liebt. „Das Leben, unser Leben, wird durch Andere bestimmt. Wir sind abhängig von der Gnade Gottes und der unseres Masters.“ ,sagt Washington. „Und von Mr. Pain.“ ,füge ich hinzu. „Genau.“ „Hat Gott gewollt, das wir Sklaven sind?“ ,frage ich. „Wir büßen für unsere Sünden.“ „Begehen die Weißen keine Sünden, wenn sie uns schlagen und quälen?“ „Sie laden große Fehler auf ihr Lebenskonto, mein lieber Jimmy.“ „Aber warum werden sie nicht bestraft?“ ,bohre ich weiter. „Das liegt allein in der Hand Gottes.“ Ich schaue auf die Blumen im Garten und in die Scheune, in der das Pferd von Master Greenwood steht. Es ist ein schönes, teures Pferd. Es kostet soviel wie 13 ausgewachsene, gesunde, männliche Sklaven. Er liebt diese Pferd über alles. Mehr als das Anwesen und mehr, als seine Frau und seine Kinder. Es heißt James Buchanan. Washington hat mir erzählt , das wir in einer Stadt einen Präsidenten haben, der genauso heißt. Aber vielleicht hat der Master den Präsidenten auch nach dem Pferd benannt. Ich habe keine Ahnung was das sein soll: Ein Präsident. Vielleicht verkauft er Süßigkeiten an weiße Kinder und verdient damit viel Geld, denn Kinder lieben Süßigkeiten. Auch schwarze Kinder. John Adams und Madison, zwei Feldsklaven haben sich vor einer Woche verspätet und wurden von Huntern aufgegriffen. Sie vergaßen ihre Plakette umzulegen und wurden mit einem Stock verprügelt, dann wollte man sie aufhängen und nur weil Master Hamilton zufällig vorbeikam wurden sie gerettet. Sein Vater, Master Greenwood war darüber sehr verärgert und hat beiden Sklaven den kleinen Finger abgeschnitten. Nur zur Erinnerung, damit sie ihre Plakette nicht mehr vergessen. Ich habe mir vorgenommen immer an meine zu denken, denn ich finde zehn Finger gut. 5 an jeder Hand. Mit 10 Fingern zu schnitzen ist leichter, als mit 9. John Adams und Madison haben die ganze Woche auf den Master und Mr. Pain geschimpft. Das sie ihn hassen und am liebsten umbringen möchten. Sie wollen keine Sklaven mehr sein und planen ihre Flucht. Gerade, als ich sie am Abend an der Scheune sehe, spreche ich sie an: „Wie könnt ihr keine Sklaven sein? Ihr seid schwarz!“ ,frage ich beide. „Wir wurden nicht als Sklaven geboren. Wir hatten Familien. Frauen. Kinder.“ ,erklärt John Adams. „Ja. Ich lebte in einem Dorf. Wir hatten ein gutes Leben, aber dann wurde ich gestohlen. Ich musste zusehen, wie sie meine Frau vergewaltigt und meinen kleinen Sohn ins Feuer geworfen haben. Er war 3 Monate alt. Mach dir keine Sorgen Bimbo. Wir machen deiner Hure ein Neues, haben sie geschrien.“ ,presst Madison hervor. „Das tut mir leid.“ ,flüstere ich. „Schon gut Junge. Du änderst nichts dran. Wir werden fliehen und wir bringen alle Weißen um, die wir treffen. Und dann werden wir sterben. So ist der Lauf der Dinge. Sie töten uns, aber wir sterben als freie Männer.“ ,meint John Adams. „Aber es muss doch einen anderen Weg geben.?“ ,jammere ich. „Den gibt es nicht. Nicht für uns.“ ,fährt John Adams fort. „Dann helfe ich euch!“ ,sage ich. „Wir stehlen das Pferd vom Master. Es trägt euch beide. Ich kann laufen. Ich bin ein guter Läufer.“ „Du kommst nicht mit!“ ,befiehlt Madison. „Aber ich....“ „Schluss. DU KOMMST NICHT MIT!“ Wir trennen uns und jeder geht in seine Hütte. Ich warte, bis alle schlafen, dann schleiche ich mich heraus und laufe zum HOLY GROUND. In einer kleinen Höhle habe ich mir einen gemütlichen Unterschlupf eingerichtet. Dort sind auch meine Bücher und Kerzen. Wenn ich traurig oder aufgewühlt bin, gehe ich dort hin, um nachzudenken. Es ist ein guter Platz. Es ist still. Man erzählt sich, das hier die Geister ermordeter Sklaven leben. Das sie, wenn Vollmond ist, Schreien und Wehklagen. Das sind die Nächte in denen ich zu Hause bleibe, obwohl ich mir sicher bin, das sie mir nichts tun würden. In meiner Höhle, nah am Fluss träume ich mich in andere Welten. Ich glaube, wenn ich das nicht hätte, wäre ich längst so verrückt, wie Jefferson oder so tot wie Joe. Deshalb ist es wohl okay, das ich hier bin. Auch, wenn es verboten ist. Ich kuschele mich in meine Decke und lese die ersten Zeilen meines Buches: „Das Leben und die seltsamen überraschenden Abenteuer des Robinson Crusoe aus York, Seemann, der achtundzwanzig Jahre allein auf einer unbewohnten Insel an der Küste von Amerika lebte, in der Nähe der Mündung des großen Flusses Orinoco; durch einen Schiffbruch an Land gespült, bei dem alle außer ihm ums Leben kamen. Mit einer Aufzeichnung, wie er endlich seltsam durch Piraten befreit wurde. Geschrieben von ihm selbst.“ Ich stelle mir vor, das mein kleiner Fluss der Orinoco ist und ich Robinson bin. Allein auf einer Insel. Umgeben von Feinden und nur auf mich allein gestellt. Washington erzählte mir, das es einen Neger in dem Buch gibt, der Freitag heißt. Das ist der Freund von Robinson. Ich würde meinen Freund nicht nach einem Wochentag benennen. Dann doch lieber Ostern. Oder Weihnachten. Ich muss ein bisschen lachen, weil die Namen so lustig sind. Mama hat ein paar Nüsse für mich aufgehoben. Die knabbere ich jetzt, während ich diese spannende Abenteuer Geschichte lese. Es ist mollig warm unter der Decke und ich bin weit fort mit meinen Gedanken. Da höre ich plötzlich ein Knacken im Unterholz. Ich schrecke zusammen. Sind mir die Hunter auf der Spur? Werden sie nun versuchen, auch mich, am Hals aufzuhängen? Die Angst sticht mir, wie ein spitzer Dolch in den Nacken und raubt mir den Atem. Plötzlich springt eine Gestalt vor meinen Eingang und ruft: „HAHHHHH! HAB ICH DICH!“ Es ist Ann-Sophie, die mir gefolgt ist und mich zu Tode erschreckt. Sie sieht wunderbar aus. In dem weißen Kleid mit den roten Schleifchen erscheint sie mir, wie ein Engel. Das bauschige Unterkleid raschelt herrlich und kitzelt in meinen Ohren. Sie ist, wie eine Süßigkeit. Nur lebendig eben. „Was machst du hier?“ ,fragt sie unschuldig. „Nichts.“ ,sage ich, mit laut klopfendem Herzen. „Du liest. Sklaven dürfen nicht lesen. Das sag` ich meinem Papa.“ Die Kehle schnürt sich mir zu. Übelkeit und Schwindel nehmen Besitz von mir. „Du glaubst auch alles. Dummkopf.“ ,lacht sie. Ich atme aus und bin erleichtert. „Am Vollmond treffen sich hier die Hunter zu ihrem Ritual.“ ,flüstert sie. „Da ist..... die.........Oh mein Gott.“ ,stottere ich. „Da. Sie kommen gleich.“ ,lacht sie. „Du Angsthase. Die schneiden nur Hühnern die Köpfe ab und tragen weiße Kapuzen. Die sehen dumm und lächerlich, damit aus.“ „Die schneiden Hühnern die Köpfe ab?“ ,bibbere ich. „Ja, und dann zünden sie ein großes Holzkreuz an.“ ,fährt sie fort. „Ein brennendes Holzkreuz?“ „Ja. Und sie trinken selbst gebrannten Schnaps von Nathan Stubbelfield aus Kentucky.“ „Selbst gebrannten Schnaps?“ „Ja. Und sie singen und schreien und tanzen, wie Verrückte.“ „Haben sie auch schlimme Dinge getan.“ „Einmal haben sie einen farbigen Jungen eine Schlinge um den Hals gelegt und ihn an einem Ast nach oben gezogen, bis er fast erstickt ist. Dann ließen sie ihn herunter fallen und bestrichen ihn mit heißem Teer und kippten Federn, die sie zuvor Hühnern ausrissen, über ihn aus. Mit Tritten und Schlägen haben sie ihn davon gejagt.“ Ich kann nichts mehr sagen. Die Angst nistet sich in meinem Körper ein. „Aber heute ist kein Vollmond. Heute kommen sie nicht.“ ,lacht Ann-Sophie. „Kein Vollmond.“ ,wiederhole ich leise. „Wiederhole doch nicht alles, was ich sage. Das regt mich auf.“ meckert sie. Wir sitzen am Fluß und werfen Steine ins Wasser. „Hast du schon mal ein Mädchen geküsst?“ ,fragt sie. Ich überlege, was ich darauf sagen soll: Ja? > Dann fragt sie sicher wen, aber was soll ich dann sagen? Nein? > Dann lacht sie mich sicher aus. „Vielleicht.“ ,spreche ich so nebenbei wie möglich. „Also nein.“ ,bestimmt sie. „Hab schon viele geküsst.“ „Ach ja, wen denn?“ Mist. Reingefallen. Schnell einen Namen. „Die Mitzi.“ „Mitzi? Die ist dumm wie Stroh und die hat noch keinen geküsst außer ihrem doofen Hund.“ „Dann halt die Bonnie.“ ,spreche ich weiter. „Dieses dürre Ding, mit den schmalen Lippen und den Schneckenaugen?“ Die Situation wird immer enger und ich finde keine Möglichkeit aus ihr heraus zu kommen. Warum quält sie mich so? „Du willst mich bestimmt küssen!“ ,äußerst sie. „Jeder Junge will mich küssen.“ Sie kommt ganz nah an mich heran und sieht mir in die Augen. Sie hält mich fest, nur mit ihrem Blick. Meine Hände schwitzen und ich muss vor Nervosität laut lachen. „Blöder Kerl.“ ,ruft sie aus und läuft weg. Ich ärgere mich über meine Dummheit. Aber gleichzeitig bin ich froh. Was, wenn ich mich ganz ungeschickt angestellt, oder schlimmer noch, wenn uns jemand gesehen hätte. Dann, wäre es mir schlecht ergangen. In einen Sack würden sie mich gesteckt haben und im Fluss am HOLY GROUND ertränken. Dann wär`s aus gewesen mit Robinson und dem geschnitzten Pferd für Washington. Mit dem Wiedersehen von Le Roux, Sara und Bojangles. Als Geist hätt` ich mich dann rum getrieben und alle zum Fürchten gebracht. Es beginnt zu regnen und ich verkrieche mich in meinem Unterschlupf. Im schwachen Licht der Kerze lese ich weiter, aber immer wieder kommt mir das Verhalten von Ann-Sophie in den Sinn. Merkwürdig, das sie mich küssen will. Mag sie schwarze Jungs? Mag sie mich? Mama sagt immer: „Schwarz sein ist, wie in der Nacht spazieren gehen. Man ist nie sicher, ob ein Wolf oder ein Bär in der Nähe ist, der uns in Stücke reißt.“ Ich lege mein Buch zur Seite und schnitze weiter an dem Pferd. Es sieht schön aus. Da wird Washington sich freuen. Der Regen lässt nach und ich höre Hufgetrappel, das sich langsam nähert. Schnell lösche ich die Kerze. „Wo sind diese schwarzen Schweine?“ ,vernehme ich die Stimme von Master Greenwood „Der Regen verwischt die Spuren, Sir.“ erklärt Thomas Pain. „Aber wohin fliehen sie?“ ruft er ärgerlich. „In den Norden. Sie wollen in den Norden, um zu ihren Nigger Freunden zu kommen.“ ,meint Thomas Pain. „Diese verdammten Schweine. Wenn ich sie finde ziehe ich ihnen die Haut ab.“ ,schreit er. „Wo ist ihr Sohn, Hamilton, Sir?“ „Hab` ihn wieder zu seinen Nigger Freunden nach Harvard geschickt. Soll er sich da erst mal die Hörner abstoßen. Aber Gnade ihm Gott, wenn er es zu toll mit diesen Hurensöhnen treibt.“ Ich mache mich klein und mein ganzer Körper zittert vor Schrecken, der mir in die Glieder fährt und mich fest umklammert hält. Sie reiten im Galopp davon. Ich kann mich nicht bewegen. Bin starr vor Angst. Der Wind wird stärker. Oben in den Wipfeln der Bäume zerrt er an den Ästen. Ein Sturm zieht über das Land. Regen prasselt auf die Erde. Der HOLY GROUND verwandelt sich in etwas Schlammiges. Etwas Gefährliches. Der kleine Fluss, den alle nur Sweetwater nennen, tritt über die Ufer. Langsam. Unaufhaltsam. Ganz nah kriecht er an meine Höhle heran. Das Grollen des Donners in der Ferne ist wie der Prankenhieb eines furchtbaren Ungeheuers. Ich denke an Robinson und seinen treuen, schwarzen Begleiter Freitag. Ob sie auch Angst vor der Natur hatten. Ich schäme mich ein bisschen, das ich keine Stärke in mir fühlen kann. Bin ein Feigling, der sich versteckt. Mit dem ersten Blitz rutschen zwei Gestalten über den Schlick, direkt in meine kleine Behausung. Es sind Jefferson und Madison. Ihre Augen sind geweitet. Ich sehe, wie ihre Münder sich öffnen, aber ich höre sie nicht. Die Zeit steht für einen Moment still. Ich sehe in das Auge des Sturms. Ich lächle, weil alles so friedlich ist. So als hätte Gott die Erde geküsst und den Menschen Frieden gebracht. Doch dann komme ich zurück in das Jetzt. In meine Wirklichkeit. „Ihr müsst nach Norden!“ ,schreie ich. „Hier ist Brot. Das ist alles was ich habe.“ Sie schauen mich nur an, doch in diesem Blick ist alles. Dann sind sie fort. Die Stunden vergehen. Ich zittere vor Kälte. Der neue Morgen beginnt und die Sonne strahlt mit ganzer Kraft auf mich herab. Langsam trocknen meine Sachen. Etwas später höre ich Thomas Pain und Master Greenwood auf ihren Pferden. Ich sollte mich verstecken, doch ich bleibe einfach auf dem Hügel hocken. Sie sitzen ab und binden ihre Pferde an einen Baum. Der Boden ist noch immer glitschig und aufgeweicht. „Was machst du hier Junge? Hast du eine Besorgung zu machen? Wo ist deine Plakette?“ ,fragt Mr. Pain. „Ich habe mich verlaufen.“ ,lüge ich. Vielleicht hoffe ich, doch noch mal davon zu kommen, aber Pain packt mich und zerrt mich zum Fluss. Er drückt meinen Kopf unter Wasser. Dann reißt er mich nach oben und wirft mich auf den Rücken. Sein Fuß auf meiner Brust ist schwer und schmerzhaft. „Wo sind sie?“ ,meldet sich der Master zu Wort. „Wer denn?“ ,keuche ich. „Die Nigger!“ ,schreit der Master. „Die Drecks Nigger!“ „Ich war die ganze Zeit allein.“ ,sage ich. Mr. Pain reißt mich nach oben und schlägt mir mit der Faust ins Gesicht. Und dann noch mal und noch mal. Das warme Blut mischt sich mit dem Flusswasser auf meiner Haut. Sweetwater. Er legt seine dünnen Finger um meinen Hals und beginnt mich zu würgen. Ganz langsam. Ich sehe ihm an, das es ihm Vergnügen bereitet. Er lacht. Mit letzter Kraft, greife ich nach einem Stein und schlage damit zu. Er jault auf. Ich krieche auf den kleinen Hügel über meiner Höhle. „Ja. Sie waren hier, aber jetzt sind sie weg. In Richtung Meriwether Ranch. Dort wollen sie alle Weißen erschlagen und ich hoffe das sie jeden Totschlagen den sie dort finden.“ ,kreische ich völlig außer mir. „Aber das ergibt keinen Sinn Sir. Die Ranch liegt in südwestlicher Richtung.“ „Wer weiß schon, was in so einem Nigger Schädel vorgeht.“ ,sagt der Master. „Den Jungen nehmen wir mit.“ ,setzt er noch hinzu. Mr. Pain bindet meine Hände mit dem Lasso zusammen und befestigt sie am Sattelknauf von Master Greenwood. Das Seil strafft sich. Langsam dreht er seinen Oberkörper und schaut mir ins Gesicht: „Lust auf eine kleine Rutschpartie?“ ,fragt er lächelnd. Kurz darauf gibt er dem Pferd die Sporen. Die ersten paar Meter versuche ich noch mitzuhalten, doch dann gehe ich zu Boden und werde hinterher geschleift. Mein Körper rutscht über den Schlick, wie Kufen über das Eis. Aber dann lässt mich der Master durch die Dornenhecke ziehen und über Äste, die mir das Gesicht zerkratzen. Er lacht dabei und freut sich, das sein Pferd so kräftig ist. Mein Körper schlägt gegen einen Felsen. Ich spüre, wie die Rippen brechen. Mein Arm verhakt sich hinter einem Baum und wird abgerissen. Ich merke es nicht einmal. Ich knalle weiter gegen Stämme und Steine. Es ist jedes mal ein dumpfer Ruck, aber Schmerzen spüre ich nicht mehr. Jetzt wird es leicht. Stille. Dann ist es endlich vorbei. Der Master steigt von seinem Pferd und streichelt es. „Ich bin doch auch ein Mensch.“ ,sage ich langsam. Der Master kommt ganz nah an mein Ohr und flüstert: „Du bist das, was ich dir erlaube zu sein, Nigger.“ Am 12. April 1861 beginnt der amerikanische Bürgerkrieg, in dessen Verlauf der Süden verliert und alle Sklaven frei gelassen werden. Alle? Jimmy ist nicht dabei, der liegt unter einem kleinen Hügel in der Erde und verrottet. Auf seinem Grab steckt ein grob zusammengezimmertes Holzkreuz. Wenn der Tag anbricht steht Washington davor und hält das geschnitzte Pferd, zitternd in der Hand. q Wenn der Tag anbricht und Nebel über die Baumwollfelder kriecht, stehen sie immer noch da draußen. Die Geister. Und pflücken sich die Hände blutig. Oktober 2020 von Axel Bruss
  25. Wunder... Fasst so sanft ihren Leib. Erwarten Beide das soweit. Erlebnis ihr ihn zu sehen, der sich übt im verstehen. Sind sich Beide so sehr nah, denn es wird ein Wunder wahr. ernd Tunn-Tetje
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