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Auf einem schmalen Serpentinenpfad trägt mich ein alter geifernder Gaul die zerklüftete Todesstraße entlang, folgend einem Gaucho den ich als Führer fand, hinauf die Anden. Dort liegt irgend so ein uraltes Dorf und ich werde einen legendären Schamanen, nach den Sternen und dem Wetter fragen. Die Lotto-Zahlen spar ich mir, Glückspiel ist nur was für Loser…

Überall diese langen Stangenkakteen, sind ein Touristenspaß, sagte er, dass sollte ich mal verstehen. Na schön, ist ja nicht so als hätte ich keine Erfahrung in solchen Dingen. Ich kann mich selbst ganz gut in Gefahren bringen, Pokern mit dem Tod und Teufel, aber hab immer mein Pik-Ass im Ärmel. Er kramt in seiner Alpakaledertasche und reicht mir eine kleine dreckige Plastikflasche. Ein Kaktussmoothie, mit Agavensaft gegen den Geschmack. Der leckerste Abflussreiniger den ich je getrunken hab, dass dankt mir mein Magen mit heftigen Hieben und Tritten. Da plötzlich gibt der gutgelaunte Cowboy mir den Tipp: Langsam trinken, langsam trinken. Ich blicke auf die leere Flasche und starre mit Hass zurück. Der macht sich lustig über mich! Touristen sind ihre Art sich zu amüsieren. Verständlich, gibt es doch kein Kabelfernsehen hier oben.

 

Fieber und Kälteschauer wechseln sich ab. Das Herz rast aber es panikt im Takt. Krämpfe und Blähungen, Schwindel und Übelkeit, als mein ganzer verschwitzter Leib, ein Klumpen zuckender Fleischfasern voll erregter Wespen. Was soll´s die Aussicht hunderte Meter hinab, gleich zur rechten ist schön. Die Pupillen schön groß und weit, saugen die Landschaft vor mir förmlich ein. Mikroskopisch akribisch den Makrokosmos im Blickfick. Der Andencowboy pfeift gekonnt ein Lied der Berge, mir ist als könnte ich die Vergangenheit hören.   

Grelle Farben als würden sie die Helligkeit ausatmen. Das Licht aus jeder Pore schwitzen. Und Peruaner, Chilener und Mexikaner spielen unsichtbar am Himmel ein berauschendes Fest. Eine Piniata zerplatzt und es regnet wirbelnde Muster wie farbige Schneeflocken im Dschungel. Jaguare fauchen in allen dunklen Schatten. Jeder Ast ist eine Schlange. Alles lebt, weil alles sich bewegt im Bilderbuch der Zeiten. Und ich komme mir ziemlich dumm vor, gerade jetzt auf einem Esel dadurch zu reiten. Der Esel hebt den Kopf und grinst verschmitzt. Der wahre Esel sei doch in Wahrheit ich.

Der Esel frönt der Dummheit wie ich sehe, sabbert laut und eselt Lieder. Ich glaub der hatte schon genug Tequila. Ich setz ihm meinen Sombrero auf und… nanu? Wer von uns war noch mal der Esel? Ich trab auf Hufen mit Poncho und einem Weißen auf dem Rücken. Vor dem Gesicht baumelt die Möhre meines Verlangens. Alles was ich erreichen will hängt vor mir so nah am seidenen Zwirn. Und doch mit Schwermut befangen. Es bleibt unerreicht. Zum Glück kehrt die Seele in den Gringo zurück und ich kotz sie mir gleich wieder die Klippen hinab. Der Gaucho vor mir laut lacht.

 

Die Vögel mit den spitzen Schnäbeln springen umher auf den Kakteen und singen mit den Pflanzen die tanzen: Meskalin… Meskalin. So schön wie eine Kaktusblume. Freundlich schön wie durch ein feuchtes Gemälde aus duftenden Farben, hochkonzentriert und frisch inspiriert auf göttliche Leinwände mit Atomen lackiert. Wunderbar! Existenz frei vom Schein und der Vergewaltigung meiner zerpflückenden Augen. Heute endlich treffen sie sich, mein kindliches Ich und die Natur wie sie wirklich ist, spielen zusammen ohne Grund, atmen nur und lachen.

 

Nach acht Stunden, wieder zu mir selbst gefunden.

Das Dorf ist nah, wir sind fast da.

Der grinsende Gaucho frägt mich wie es war. Ich öffne mein Maul zur Antwort, aber alles was da rauskommt ist ein: Iiiiieh-aah!

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vor 7 Stunden schrieb Skalde:

Wo holst Du das nur alles her ?

Jahrelanger Konsum verrückter Zeichentrickserien! Eigentlich schon seit der Kindheit! (Und natürlich immer noch!)

In meinem Gehirn herrscht ein durcheinander von wirren Gedanken und Einfällen. Wie alles im Leben kann man auch Kreativität kultivieren. Das fällt Hochsensiblen Person leichter. Dazu würde ich mich zählen. Also Menschen, die eine sehr feine Wahrnehmung der Dinge um sie herum haben, vor allen innen drinnen. 

Die Bilder von Robert Williams helfen da auch ungemein als Inspiration. Verwandle alles in ein Super-Klische, dann hast du nichts weiter getan, als wie ein Vergrößerungsglas auf die Dinge oder Menschen gerichtet.

 

vor 6 Stunden schrieb anais:

Was war in dem Getränk, das du auf deiner Reise genossen hast?

Ich würde sagen ein Kaktussmoothie, wie beschrieben. Aus San Pedro Fleisch. Der Kaktus wächst fast überall in Südamerika, soweit ich das in Erinnerung hab. Auch bei uns findet man ihn manchmal im Blumenhandel. Enthält hohe Mengen der Substanz Meskalin (illegal-obwohl der Kaktus es nicht ist! Irre!).  Die Wagemutigen Südamerika Touristen wagen sich da manchmal ran, an diese einheimischen "Spezialitäten". 

Wem es gefällt... 

 

LG Gringo JC

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