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Brötchen, Mond oder Orangen


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Meine Worte haben inzwischen so viel Gewicht, das der Tisch darunter glatt zusammenbricht und sich die Verantwortung noch im Flug aus den Seiten stiehlt. Zurück bleibt nur noch federleichtes und schnell verdauliches Textwerk. Ein Obstsalat der Sprache sozusagen, nur ohne Soße. Die würde den Text wieder schlüpfrig machen und das will ich nicht. Der Schlüpfer gehört schließlich an den Allerwertesten und nicht in Papierseiten eingeklemmt. Ich versuche, den Faden zu finden, den ich gerade verloren habe und als ich ihn wiederfinde, zerfällt er direkt in meiner Hand. Das läuft ja heute wieder, denke ich mir.

Zurück zum nicht vorhandenen Thema, das sich hinter dicken Wolken versteckt und auch mit einem Föhn nicht zum Vorschein zu bringen ist. Das wird zäh heute, ein Kaugummitext, den ich wahrscheinlich wochenlang durchkauen muss, bis er im Ansatz etwas Form bekommt. Hätte ich doch nur nicht die Gussform für die fließenden Texte verloren. Dann wäre alles so einfach, wie es trotzdem nie war. Es lässt sich halt nichts erzwingen, da kannst du noch solange wringen. Aus einem trockenen Handtuch tropft halt nichts Verwertbares!

Ich schmeiß die Flimmerkiste an, aber auch hier nichts Neues. Die dargebotenen Bilder habe ich allesamt schon so oft verwurstet, dass jeder Metzgermeister sich vor Neid in den Kutter schmeißen würde. Ich brauche dringend eine Stimulation, da kommt mir die Natur zu Hilfe. Der Wind hebt den Rock der Nachbarin, die gerade dabei ist den zu engen Beinschmuck für ihre Tragesäulen aufzuhängen. Aus dem kurzen Moment leite ich drei Ideen ab. Ich könnte etwas über Brötchen, den Mond, oder Orangen schreiben. Eventuell käme noch die Entwicklung von Formen, bei übertriebenem Sprachgebrauch in Verbindung mit einer zu geringen körperlichen Ertüchtigung in Frage. Während ich noch mit den Themen jongliere, dreht sich die Gute um und schmeißt mir lüsterne Blicke vor die Brille, die ich unter keinen Umständen bereit bin einzufangen. Ich versuche, mich unsichtbar zu machen, indem ich mein T-Shirt über den Kopf, und blitzschnell die Gardinen zuziehe. Enttäuscht und äußerst unbefriedigt zieht sie von dannen.

Von dem Schock muss ich mich erst einmal mit einem Earlyinthemorning Bier erholen. Das war echt auf der letzten Rille. Die Nummer hätte ich niemals überlebt, und das mit Garantie! Nach dem Runterkühlen, versuche ich mich wieder der Themenakrobatik zu widmen, als mein Magen erdbebenartig knurrt. Da fällt der Taler, ich werde eine Abhandlung über das fachgerechte Belegen eines Mettbrötchens schreiben. Denn selbst geübten Handwerkern fehlt oft der letzte Schliff, wie man die Maurermarmelade im richtigen Verhältnis zum Brötchenvolumen bestimmt, und die Zwiebeln on top so drapiert, dass das Mettbrötchen mehr einer Speichelfluss auslösenden erotischen Versuchung ähnelt, als einem Verkehrsunfall mit Schwein. Pfeifend schwinge ich mich ins Auto, um die Zutaten zu besorgen, denn mit zwei Mettbrötchenhälften im Magen, lässt sich fast jeder Text streichzart schmieren.

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Hallo Gina,
ich bin freudig überrascht, dass dieser doch etwas seltsam geratene Text, dein Zwerg Fell zum Schwingen bringen konnte.
Im Regelfall setzte ich mich nie zum Schreiben hin, wenn ich nicht schon eine Idee vor Augen habe. Hier war es diesmal tatsächlich so, dass ich keinen Plan hatte, was ich eigentlich Schreiben wollte.
Da kommt dann so was bei raus…:whistling:
 

Dankeschön! :grin:
@Berthold@Lotte, B. R.@sofakatze@Anonyma@Federtanz@alterwein

Bleibt gesund!
 

grüßend Freiform

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Hallo alterwein,
es mag mich doch sehr erfreuen, das dank meiner Anleitung, die Qualität der belegten Mettbrötchen in deinem Haushalt und im gesamten deutschsprachigen Raum zukünftig drastisch ansteigen wird.
Salz, Pfeffer und Zwiebeln bitte nicht vergessen…:whistling:
 

Dankeschön! :grin:
@Skalde
 

grüßend Freiform

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Hallo Freiform,

 

das ist gemein. Jetzt habe ich richtig Lust auf ein Mettbrötchen. Nur kann ich kein Schweinefleisch mehr essen, ob roh oder nicht - oder, genauer, können könnte ich schon, wäre aber keine gute Idee. Manchmal ist diese Histamin-Intoleranz schon richtig doof ... *Schnüff* 

 

Okay, wenigstens der Obstsalat geht, das tröstet mich jetzt wieder ein bisschen. Aber mit Soße - Sahne, mit etwas Honig, mmmmh ... Apfelstücke mit etwas Rohrzucker vorher leicht karamellisieren ... Bananenscheiben (geht bei mir, halbgrün, deshalb ein bisschen Extra-Zucker) ... noch kernlose, helle Trauben, halbiert ... und etwas Mango, schön würfeln ... erst ein bisschen Honig zum Obst, dann die steif geschlagene Sahne schön unterheben ... JAMM! smiley-essen15.gifJetzt denke ich auch nur noch ans Essen, aber das macht nichts, weil ich das eh öfter mache.

 

Hm - also irgendwie habe ich so den Verdacht, dass das LI hier die meiste Zeit - ans Essen denkt. Kann ich (s.o.) hervorragend verstehen. 

 

Am 27.3.2020 um 12:46 schrieb Freiform:

Die dargebotenen Bilder habe ich allesamt schon so oft verwurstet, dass jeder Metzgermeister sich vor Neid in den Kutter schmeißen würde.

Was macht denn das Schiff hier? :question:  Also, bei meinem Metzger hab ich noch keins gesehen - liegt das daran, dass der keine Fischwurst verkauft? smilie_denk_10.gif

(Ich weiß, was gemeint ist - aber ein Kutter ist nun mal ein Schiff. Meistens sogar ein Fischkutter. Wäre vielleicht für 'Nicht-regionale' Leser besser, wenn du 'Kuttereimer' oder sogar Abfalleimer schreiben würdest?)

 

Am 27.3.2020 um 12:46 schrieb Freiform:

Ein Obstsalat der Sprache sozusagen, nur ohne Soße. Die würde den Text wieder schlüpfrig machen und das will ich nicht. Der Schlüpfer gehört schließlich an den Allerwertesten und nicht in Papierseiten eingeklemmt. Ich versuche, den Faden zu finden, den ich gerade verloren habe und als ich ihn wiederfinde, zerfällt er direkt in meiner Hand.

Die Passage gefällt mir richtig gut - darauf, dass so ein schlüpfriger Schlüpfer zwischen Papierseiten schlüpft, darauf muss man erst mal kommen! Ich wollte noch was dazu schreiben, aber ich habe gerade den Faden verloren. 

 

Am 27.3.2020 um 12:46 schrieb Freiform:

Aus einem trockenen Handtuch tropf halt nichts Verwertbares!

Da hast du bei tropft ein t vergessen.

 

Am 27.3.2020 um 12:46 schrieb Freiform:

Nach dem runter Kühlen, versuche ich mich wieder der Themenakrobatik zu widmen, als mein Magen erdbebenartig knurrt.

Nach dem Runterkühlen [...]

Und - musst du mich schon wieder an Essen erinnern? :omabrathau2:

 

Am 27.3.2020 um 12:46 schrieb Freiform:

Da fällt der Taler, ich werde eine Abhandlung über das Fachgerechte belegen eines Mettbrötchens schreiben.

Andersherum: [...] fachgerechte Belegen [...]

 

Am 27.3.2020 um 12:46 schrieb Freiform:

Maurermarmelade

:thumbsup:

 

Am 27.3.2020 um 12:46 schrieb Freiform:

Pfeifend schwinge ich mich ins Auto, um die Zutaten zu besorgen, denn mit zwei Metthälften im Magen, lässt sich fast jeder Text streichzart schmieren.

[...]Mettbrötchenhälften [...] - sonst hast du keine zwei halben Mettbrötchen, sondern zwei halbe Mett. :biggrin:

 

Hat mir wieder richtig gut gefallen, diese Geschichte - ich lese immer wieder gerne bei dir! :grin:

 

LG,

 

Anonyma

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Hallo Anonyma,
du Arme!
Aber tröste dich, so spät wie du vorbei gekommen bist, wäre das Mett Brötchen schon eklig und nicht mehr zum Verzehr geeignet!

Einen herzlichen Dank für deinen schönen Kommentar, wieder sehr amüsant!

Was das Schiff da macht? Gar nichts.
Da ich den Bezug zum Metzger hergestellt habe und das Ding halt Kutter heißt, lasse ich das Schiff gerne im Trockendock…

https://de.wikipedia.org/wiki/Kutter_(Lebensmittelherstellung)

 

Danke für die Korrektur und Hinweise, ich werde es einarbeiten.

 

Dankeschön und gute Besserung! :knuff_yellow:

 

grüßend Freiform

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  • 1 Monat später...

Hallo Freiform,

 

auch Lyrik geht durch den Magen...(Love goes through the stomach), gilt wahrscheinlich überall. Man hat sich ja "zum Fressen gern".

Beide Themen in deiner spontanen Erzählung eng miteinander verbunden, wenn auch in einer umgekehrten Reihenfolge...

Auch gut finde ich, dass Anonyma, die ich schon vermisst hatte, wieder da ist.

Eine Lektorin, wie sich jeder Autor wünschen würde.

Liebe Grüße

Carlos

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