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30 Days and a Downey (Kapitel 2, Teil 1)


Karo

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Nun saß er schon geschlagene zehn Minuten auf diesem hölzernen Barhocker und wusste nichts mit sich anzufangen. Gedankenverloren nippte Robert an seinem mittlerweile siebten Scotch. Dass er betrunken war, nahmen Außenstehende kaum war. Nur er bemerkte langsam, wie sein Kopf bei diesem grellen Scheinwerferlicht zu Dröhnen begann. Er umgriff das Glas fester und kniff die Augen zu. Eigentlich müsste er nach Hause, der Tag würde anstrengend werden. Doch er konnte und wollte nicht. Damit unterzeichnete er wohl sein Todesurteil. Sein Blick wanderte durch die Menge. Robert studierte seine Mitmenschen gerne. So müsste er sich nicht auf böse Überraschungen gefasst machen. Leider konnte er sich heute Nacht nicht darauf konzentrieren. Ihm schwirrte durchweg dieser eine Gedanke durch den Kopf.

 

Wer war diese Frau nur?

 

Mit einem Funkeln verweilten seine Augen nun an der besagten Person. Er legte seinen Kopf schief und beobachtete sie. Die Frau hatte sich zwei Barhocker neben ihn gesetzt und wirkte gelangweilt. Robert schätzte sie auf Mitte zwanzig. Sie hatte braunes, langes und glänzendes Haar, welches ihr leicht gelockt auf den Rücken fiel. Sie besaß weiche Gesichtszüge und schien nicht sehr viel von Make-Up zu halten. Musste sie auch nicht, denn sie war eine wahre Schönheit. Ihr Körper wirkte elegant und doch so unendlich zierlich, schützenswert. Wie es wohl wäre, wenn dieser wundervolle Körper sich unter ihm vor Lust wölben würde, schweißgebadet und zitternd vor Erregung? Wie sie, dem Orgasmus nahe, seinen Namen schrie, sich um ihn verengte und somit selbst über die Grenzen trieb? Er schüttelte seinen Kopf und stand auf, um zu gehen. Nein, er war kein schwanzgesteuerter Mann. Nur spürte er, wie ihm der Alkohol zu Kopf stieg, weshalb er jetzt nach Hause fuhr, um sich zu erholen.

 

Ein neuer Tag begann und er fühlte sich wie gerädert. Hoffentlich hatte er gestern nicht übertrieben. Aber Scotch schmeckte einfach himmlisch, Robert konnte die Finger nicht davon lassen. Gähnend streckte er sich und rieb sich die Augen. Noch war es dunkel. Seine Holo-Uhr zeigte ihm eine unterirdische Zeit an. 4:30, ehrlich? Genervt stand er aus seinem großen Bett auf und lief ins Bad. Robert hatte gerade einmal fünf Stunden geschlafen. Man sah ihm den Schlafmangel deutlich an, bemerkte er, als er in den großen Wandspiegel blickte. Robert sah nicht unbedingt aus wie dreißig. Vierzig Jahre würden mit diesem Aussehen mehr zu ihm passen. Robert drehte den Wasserhahn kalt auf und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Dann zog er sich aus und ging in die Dusche. Vielleicht belebte ihn das wieder. Der Tag würde lang werden, länger als der gestrige und Robert dürfte nicht schon auf halber Strecke ächzend die weiße Fahne heben.

 

Eisig prasselte das Wasser auf ihn ein, was ihn frösteln ließ. Doch schnell gewöhnte er sich an die nordischen Temperaturen und begann langsam, sich einzuseifen. Nach circa zehn Minuten trat er tropfend aus der Dusche und wickelte sich ein Frottee-Handtuch um seine Hüfte. Mit schlurfenden Schritten betrat Robert die Küche und begann, das Wasser zu erhitzen. Natürlich würde er auf dem Weg zu seinem nächsten Termin noch im Café eine Pfefferminze trinken, doch zuvor benötigte er starken Ostfriesen-Tee. Was das war? Es ähnelte Kaffee sehr, besaß aber mehr Eleganz und schmeckte zudem besser. Außerdem zeigte dieses Getränk unterschiedliche Wirkungen auf den Genießer. Je nachdem, wie lange er zog, war der Tee aufputschend oder einschläfernd. Zudem verminderte er den Hunger stark und Robert sparte sich das Frühstücken.

 

Mit der dampfenden Tasse lief er in sein Arbeitszimmer und schaltete seine Technik an. „Wach auf, Papi ist wieder da. Lass uns arbeiten, Alice.“ Seine KI antwortete ihm direkt. „Guten Morgen, Sir. Woran möchten Sie heute arbeiten? Ihre offenen Projekte sind EW-4, EW-5, SK-34 und AI-3.“ Robert dachte nach. Nur so wenige? Ihm kam es vor, als würde er an den unterschiedlichsten Modellen tüfteln. Wohl geirrt. „Alice, öffne mir ein neues Projekt. Nenne es ...“ Ja, wie sollte es heißen? In ihm ging etwas vor. Er wusste, was er erschaffen wollte, doch ihn ergriff leichte Panik. Robert konnte nicht wirklich einordnen, weshalb er es bauen wollte. Es war merkwürdig.

 

„BILY, nenne es BILY.“ „Okay Sir. Das Projekt ist nun bearbeitungsbereit.“ Robert nickte und öffnete das Programm. „Füge einen Ring ein und platziere ein GPS-System in seinem Inneren.“ Ein kleiner Ring kam zum Vorschein und eine kleine Notiz am Rande zeigte ihm, dass sich nun sein eigenes System im Inneren des Ringes befand. „Zeige mir den jetzigen Aufbau des Ringes.“ Ein Hologramm baute sich auf und Robert vergrößerte es. „Aus welchem Stoff besteht der Stein in der Mitte.“ „Einfaches Glas, Sir.“ Er dachte nach und rieb sich seinen Bart. Was könnte er nur mit diesem anstellen? Ein einfacher GPS-Ring wäre doch viel zu langweilig. Nachdenklich schritt er um das Hologramm und betrachtete die Struktur des Glases genauer. Auf einmal klingelte es laut und er erschrak sich fast zu Tode.

 

Dann realisierte Robert, dass es nur das Telefon war. „ALICE, nimm den Anruf entgegen.“ Es klackte und eine männliche Stimme dröhnte nun aus den Lautsprechern. „Rob, hast du das schon gesehen? Überall in den Nachrichten. Ich dachte, mein Newsticker platzt gleich.“ Robert lachte über die aufgeregte Stimmung seines Freundes. „Dir auch erst mal einen guten Morgen, Lanny. Nein, es ist noch früh am Morgen. Also habe ich noch nicht in die Nachrichten geschaut.“ Am anderen Ende der Leitung atmete Lanny tief ein. „Manson, sie haben ihn gefunden. Das Gebiet ist mit einem Umkreis von einer Meile gesperrt.“ Robert wartete geduldig, bis sein Freund ausgesprochen hatte. „Alan, es ist doch alles okay“, sprach er dann mit ruhiger Stimme. „Niemand wird auf uns und unsere Schützen kommen. Wir haben alles ohne Spuren zurückgelassen, meine Waffen hatte ich wieder mitgenommen und außerdem liegen im angrenzenden Wald die Leichen seiner eigenen Schützen. Man wird denken, dass sie sich gegenseitig umgebracht haben und es einen Maulwurf unter ihnen gab.“ Robert seufzte aus, als er endete. „Lanny, wirklich. Wir sind komplett aus dem Spiel.“ Wenn es um Aufträge in dieser Kategorie gab, war er schon immer etwas ängstlich und nervös. Es könnte ja so viel passieren. Zudem schwor Alan sich, keinen einzigen Menschen zur Strecke zu bringen. „Und du bist dir da auch zu hundert Prozent sicher, Robert?“ „Ja, Lanny. Da kann nichts passieren.“ Sein Freund beruhigte sich wieder und Robert lächelte. „Steht der Termin noch? Der, um zehn mit dem Laufjungen des Präsidenten?“ Nun musste er lachen und Alan stimmte ein. „Ja natürlich. Zumindest kam noch keine Absage. Ich bin mal gespannt, wie das ablaufen wird.“ Alan schnalzte mit der Zunge. „Gut, dann bis nachher. Ich komme gegen acht zu dir.“ „Bye, Lanny.“

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Hallo Ference,

 

"Damit unterzeichnete er wohl sein Todesurteil". 

 

Dies steht im ersten Absatz des Kapitels. 

Nun, am Ende ist Robert noch am Leben, es hatte keine Lebensgefahr bestanden. 

 

Der Teil des Kapitels ist kurz, das ist gut. 

Langsam macht sich der Leser ein Bild des Helden deiner Erzählung. 

Liebe Grüße

Carlos 

 

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Guten Morgen @Carlos,

 

diesen ironischen Ausruf lasse ich persönlich gerne fallen, wenn sich bemerkbar macht, dass getane Sachen spätere Konsequenzen mit sich ziehen und man dabei innerlich stirbt. Du auch?

 

Man sieht seine Hauptbeschäftigung, das womit er seine Butter auf dem Brot finanziert. Aber ist es wirklich so unnormal, wenn man zwei völlig verschiedene Sachen mag? Also bspw. Tanzen und die Wissenschaft?

 

Vielleicht denke ich auch falsch. Ich persönlich finde sowohl Mathematik und IT als auch Sprachen, Kunst und Musik sehr faszinierend. Ich muss mich mal echt mit mir auseinandersetzen.

 

Grüße in den Morgen

Ference

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