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Ein wenig Liebe - Der zweite und dritte Teil


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Ein wenig Liebe - Der zweite Teil

 

II.

Das Schloss quietscht, die Tür, sie knackt,

und plötzlich spricht der Mann zerhackt,

sein Deutsch ist aber noch erkenntlich,

doch der Inhalt ist kaum verständlich.

 

„Kommt… kommt… schaut… schaut,

alles hab‘ ich hier selbst aufgebaut“,

vielleicht ist eine Sache spürlich,

denn sein Verhalten ist nicht mehr natürlich.

 

Es fühlt sich an, als wär‘ alles bloß gespielt,

als wäre seine Weise einfach inszeniert,

sein Auftreten ist einfach nur ausschweifend, 

als wär’ er nach den Sternen greifend.

 

So steht das Paar in seinem grauen Flur,

im Hintergrund ticket beunruhigt eine Uhr,

während es schwingt, das goldne Pendel,

so spricht der Mann, der wahre Trendel. 

 

„Hier ist das Zimmer, ihr könnt euch setzen,

ich weiß eure Gastschaft sehr zu schätzen,

ah… Verzeihung… der Tee ist am Kochen,

sorry, ich lebe hier alleine seit vier Wochen.“

 

Der Mann verlässt rapid das Zimmer,

durch Gardinen fällt ein Lichtschimmer,

überall liegt Staub und dichter Schmutz,

von Wänden bröckelt der beige Putz. 

 

Der Junge haucht still den Satz:

„Es ist seltsam hier, mein liebster Schatz,

er lebt hier nicht seit vier Wochen…“,

brüsk hat ein Zischen sein Satz durchbrochen.

 

Der Junge fasst das Wort aufs Neue,

doch diesmal mit einer starken Scheue;

„Er wohnt in dieser Wohnung länger,

schau‘ da, Briefe. Er ist Hartz-IV-Empfänger.

 

Und hier ein Brief, der wohl beweist,

er ist 2020 hierhergereist,

er lebt hier also schon 3 Jahre,

seine Aussage Lüge, der Brief, das Wahre.“

 

Der Mann erscheint plötzlich, in dem Moment,

in seinen Händen er ein Tablett stemmt,

der Tee, er droht wohl zu schwappen,

während die Gläser räudig am Holze bappen.

 

So setzt er sich auf den zerfledderten Sessel

und nimmt behänd den rostigen Kessel

und gießt in das Glas das kochende Wasser,

der Grüntee wird auf einmal noch blasser.

 

Diesen er dann den Jungen sanft reicht,

der daraufhin erschrocken erbleicht,

seiner Freundin wird auch ein Tee gegeben,

still sitzt sie da, ihr Freund auch daneben.

 

Sie beginnt vorsichtig den Tee zu nippen

und kostet diesen zuerst mit den Lippen,

der Mann beginnt auf einmal zu sprechen,

denn er wollte die peinliche Ruhe zerbrechen.

 

„Beachtet das nicht, ich liebe das Schlichte,

ich verzähle euch jetzt ‘ne Geschichte“,

und kaum hat er das ausgesprochen,

so ist die Freundin zusammengebrochen.

 

Sie liegt bewusstlos auf einmal auf Kissen,

etwas hat ihr wohl das Bewusstsein entrissen,

die Angst um sie macht sich schnell breit,

der Junge hört plötzlich wie der Manne schreit.

 

Der Mann schaut und schreit ziemlich formell:

„Junge, lauf‘ in die Küche, mach‘ bitte schnell!

In der Schublade ist, wenn du findest es falls,

dort ist eine Dose mit einem Riechsalz!“

  

Der Junge rennt, wie ihm grade befohlen,

um die errettende Dose zu holen

und während er sucht, die Zeit, sie eilt,

doch plötzlich er in einer Starre verweilt.

 

Er bekommt ein Angst, die er wohl spürt,

diese ihm die Kelle peinlich zu schnürt,

so reißt er nacheinander alle Schubladen auf

und endlich findet er den richtigen Knauf.

 

Er öffnet diese und nach der Dose greift,

sein Blick aber durch die Küche schweift

und weil er diesem Manne einfach nicht traut,

der Junge ein Messer seiner Hose verstaut.

 

Er läuft in das Zimmer, so ziemlich rasche

und zieht das Messer aus seiner Hosentasche,

das er dann in sein Ärmel schnell schiebt,

weil ihm das mehr Sicherheit gibt.

 

Der Junge versteht nicht, was geschieht,

als er seine Freundin bewusstlos sieht,

ihre Augen sind mit Seide verbunden

und der Mann ist selbst verschwunden.

 

Und plötzlich hört er ein schäbig‘ Gelächter,

er dreht sich um und sieht den Verächter,

der Mann steht da, seine Brust ist blank,

der Junge versteht, der Manne ist krank.

 

Der Mann macht zum Jungen Schritte

und treibt ihn so in die Zimmermitte,

er sich dem Jungen immer weiter nährt,

die Sorge des Jungen hat sich bewährt.

 

Er läuft rückwärts, er versucht zu fliehen,

er will sich den Fängen einfach entziehen

und abrupt stolpert er über eine Kant‘,

ab hier ist seine Hoffnung restlos verbrannt. 

 

Sofort öffnet der Mann seinen Gurt;

„Nein, nein, das ist doch absurd!“,

der Mann sich auf den Jungen schmeißt,

der aus dem Ärmel das Messer reißt.

 

Die Geste ist dem Mann missfallen,

so formt er seine Hand zum Ballen,

doch das ist dem Mann bloß zuwider,

so zieht der die Hand brüsk hernieder.

 

Der Junge ist in schwerer Trance,

doch trotzdem nutzt er seine Chance,

er packt geschwind des Mannes Rücken

und beginnt das Messer reinzudrücken.

 

Der Mann kreischt auf, es flieht der Junge,

es keucht der Mann mit karger Zunge

und zieht heraus das scharfe Beil,

er hat Schmerzen, kaum zum Teil.

 

Der Mann versucht bloß aufzuspringen,

der Schmerz beginnt ihn zu bezwingen,

sodass er einfach liegen bleibt,

während der Junge das Salz zerreibt.

 

Die Hände zittrig, das Salz, er hält,

er hört erneut, wie der Mann umfällt,

danach erfolgt das Still so laut,

sodass der Junge zum Manne schaut.

 

Der glaubt erst, das sei ein Streich,

der Mann, er liegt, ganz starr und bleich,

es fallen entsetzt auf ihn die Augen,

der Teppich beginnt, das Blut aufzusaugen.

 

Er wählt den Notruf, schnell und jetzt,

dann steht er da, vollkomm‘ entsetzt

und endlich wohl eine Stimme erscheint,

die so klingt, als hätte sie seit Tagen geweint.

 

„Meine Freundin liegt betäubt im Zimmer,

ihre Vergiftung wird einfach nur noch schlimmer,

ich fühle mich wie innerlich gebrochen,

denn ich habe einen Mann erstochen.

 

Aber vielleicht muss man mir das gewähren,

denn gewiss‘, ich musste mich bloß wehren,

ich konnte das halt nicht anders wandeln,

denn er wollte mich sexuell misshandeln.“

 

 

Ein wenig Liebe - Der dritte Teil

 

III.

„Was Sie taten, ist vollkomm‘ erklärlich,

denn der Mann war einfach gefährlich,

Sie müssen nicht sorgen und bangen,

ich werd‘ sie dafür nicht belangen.

 

Wir durchsuchten den schäbigen Raum,

etwas war versteckt unter dem löchrigen Saum,

es war ein vergilbter, verschwommener Brief,

doch darauf steht sein wahres Motiv.

 

Lesen Sie ihn, er ist sehr prägnant“,

der Polizist gibt den Brief in des Jungen Hand,

der daraufhin den Zettel umschließt

und beim Lesen bittere Tränen vergießt.

 

‚Ich komme einst aus Berg-Karabach,

der Krieg machte mich labil und schwach,

ich hatte Angst, ich floh‘ alsdann, so strikt,

ich verlor‘ Frau und Kind in diesem Konflikt.

 

Ich war auf einmal auf mich selbst gestellt,

hatte weder Familie noch Arbeit, die mich hält

so spürte ich, des Lebens einsame Härte,

ich sehnte mich, nach Liebe und Zärte.

 

Ich wollte Liebe und Körperkontakt,

vielleicht sterb‘ ich so bitter und nackt,

ich wollte aber niemand missbrauchen,

Liebe kann man aber durch Lust nicht erkaufen.‘  

 

 

 

Angefangen am 07.09.2023, beendet am 09.09.2023

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