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Lilienmelancholie


Marc Donis

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Lilienmelancholie

 

Mag der Herbst nun wahrlich scheinen,

zwischen Lieb‘ und kläglich‘ Weinen,

zwischen Lied und warmen Glieder‘,

legt sich dieser still nun nieder.

 

Scheint der Herbst das Land beflecken,

während Nebel es bedecken.

 

So schienen auch die Wolken flimmern,

zwischen Land und Bergen schimmern,

als würde das so wahrlich stimmen,

während Licht und Morgen schwimmen.

 

Oldřiška:        

"Ich frage mich, woher kommt sie,

woher kommt wohl die Apathie,

woher ist dein Gleichsinn gekommen,

was hat dir bloß die Freude genommen?"

 

Šeherezáda:

"Ich begehre das, was ich verdiene,

das Herz ist leer, doch nicht die Miene,

auch wenn es so – so weiterzeiht,

ist mein Wille größer als der Appetit.

 

Auch wenn ich so – so sehre schweige

und manchmal auch kein Lächeln zeige,

bin ich wohl so sehr beladen,

kaschiere doch den meinen Schaden…"

 

Růžena:

"Glaube schon – ganz allerliebst,

doch du glaubst nicht, was du siehst,

das Leben ist, als ob es wäre,

nichts als eine still‘ Chimäre.

 

Das Leben ist nichts mehr als Dreck,

doch der Hennessy erfüllt sein Zweck,

ich weiß nicht, ob das richtig war,

Alkohol gegen Suizidgefahr."

 

Oldřiška:

"Ich kann die Leute nicht mehr hören,

die sich wegen uns empören,

das Leben ist halt schwer und bitter,

als säßen wir im Eisengitter.

 

Wir leide ja, seit Tag‘ und Stunden,

das Leben hab‘ ich nicht befunden,

die fragen mich nach Schul‘ und Wege 

sorry, dass ich Suizid erhege.

 

Ich will, dass ich’s bloß verdränge,

die Stimme, ja, auch ihre Klänge,

aber was ist aus uns geworden,

denn wir wollen uns selbst ermorden…"

 

Šeherezáda:

"Ich bin es leid, durch Lieb‘ und Knochen,

wie oft wurde ich schon gebrochen?

 An jedem Tag – ich will nur fort,

die Waffe war ein schweres Wort.

 

Nun mag ich gehen, ich will, ich will,

ich hoff‘ so sehr, mein Herz wird still,

das Glück, es lag auf diesen Händen,

wir leben, um Leben zu beenden.

 

Der Kummer naht dem meinen Munde,

verblieben ist nichts als die Wunde,

auch wurde nun mein Herze schlaffer,

denn Liebe ist bloß ‘ne Metapher."

 

Růžena:

"Ich verstehe, wieso du das tust,

verblüht in dir ist wohl der Blust,

auch wenn dieser erst so wahrlich trog,

bis er sterbend dann verflog.

 

Vielleicht ist es auch die Kunde,

die ich spreche mit dem Munde,

Liebe ist, was mich einst brach

und jetzt wein‘ ich dieser nach.

 

Ich wünsche bloß nur deren Gnade,

verloren hab‘ ich nun den Pfade,

so steh‘ ich hier auf dieser Stelle,

vielleicht sterb‘ ich an der Schwelle."

 

Šeherezáda:

"Am Ende mag der Tod uns grüßen,

tote Augen, die nichts büßen,

was ist der Tod? Was soll’s ergeben?

Wir sind zwar nicht mehr wie am Leben.

 

Vielleicht mag es ja so scheinen,

dass wir das Leben auch vereinen,

denn Tod sind wir ja immer schon,

Selbstmord ist ein seichter Lohn."

 

Oldřiška:

"Das Leben ist Sünde, kein Dekret,

der Sinn also darin besteht,

zu sterben als wär’s ein Geist,

was die Hoffnung uns erweist.

 

Das Leben ist wie ein Examen,

bei dem wir das Leben nahmen,

verloren sind wir in der Nebeltraufe,

es geht zum Tod durch seine Taufe.

 

Mag es enden – meinetwegen,

ich bin müde vom zähen Regen,

wenn es scheint wie eine Quelle,

ertrinken wir in der falschen Welle."

 

Růžena:

"Müde bin ich von den Szenen,

zähes Leben, heiße Tränen,

auch wenn es mir so bitter droht,

endet es bei mir im Tod.

 

Das Herz ersteht, so schwer, so seicht,

auch wenn es mir das Ende reicht,

fühl‘ ich wie des Endes schweifen,

wie er will mich förmlich greifen.

 

Der Tod ist zwar wie auch am wiefsten,

mit ihm sterb‘ ich doch am liebsten,

zwar kann ich mich doch diesem fügen,

doch Sterben ist ein sanft‘ Vergnügen."

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