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Rosenschuld

 

I – Exergue

Vergebt ihm ihr Engel, vergebt ihm, vergebens!

Er ist der Dichter der Trauer des Lebens,

liebliches Scheinen im Himmel und Sphären,

scheint die Kunst die Lieb‘ zu gewähren,

Irren im Himmel azurnere Strähnen,

fließt Poesie mit kümmerlich‘ Tränen.

 

II – Intermède

Liebliche Zeit, wie bist du verflogen,

Liebe so ewig, was unser so drängt,

schimmert ergebend der zärtliche Bogen,

schimmert für ewig, was Herze so kränkt.

Sanftliches Ziehen mit jeglichem Rühren,

– ist die Liebe des Blutes wohl Kind?

Zögert das Herze beim jeglichen Spüren,

weil Menschen der Liebe ergeben, wohl sind.

– Ziehe nun fort – so sehr du verworren,

ziehe nun fort – für immer dahin,

mag das Herze sichtlich zu dorren,

Liebste ich bleibe, auf ewig ich bin.

 

Dunkel glich es, blau verhangen,

blühten Rosen klar, verliebt,

liefen Tränen, süß auf Wangen,

ob es Liebe ohne gibt?

Gibt es Liebe ohne Leiden?

Ohne Leiden, ohne Scham,

liefen nun die förmlich beiden,

während Sommer sie so nahm.

Schien der Duft sie so zu wiegen,

so zu einen, wie noch nie,

liefen sie, die beiden schwiegen,

Bruder, Schwester, liefen sie.

Glitt der Winde durch Zypressen,

wehten Zweige, so verbeugt,

schien der Bruder Leid vergessen,

was sein Lächeln sehr bezeugt.

Sahen sie die Sonne schwinden,

trieb die beiden jener Hauch,

mochte sich die Liebe finden,

zwischen Herzen ziemlich auch.

Blühten Blumen – warm und leise,

lag die Dämmerung als Rest,

rot und rosa trieben Kreise,

hielten sie die Hände fest.

Blickten sie belebt zum Äther,

trieben Farben jenes Spiel,

glich das Wandeln dem Verräter,

was dem Mädchen sehr gefiel.

Tauchten Farben Himmel rosa,

Silhouetten trieben schwarz,

glich der Abend Heimatloser,

roch der Sommer sanft nach Harz.

Rauschten Blätter und die Äste,

von den Linden aus gesehen,

liefen beide – jene Gäste,

durch die müden Nachtalleen.

Roch der Abend lieb nach Flieder,

auch nach Erde, Holz und Kien,

neigten sich die Eichen nieder,

lieblich sanft, verliebt es schien.

Sang der Teich die seinen Lieder,

von der Nacht und seinem Ried,

strich der Mond die Erde wieder,

weiß bedeckt, verliebt, was mied.

Fielen Strahlen zwischen Porsten,

zwischen Blüten und dem Schlaf,

war das Herz seit lang geborsten,

von dem Bruder – einem Graf.

War er Graf der Kunst gewesen,

jener Lyrik – welche zog,

lebte sie von Wort und Thesen,

bis sie schließlich dann verflog.

Schien der Tau vom Abend loben,

mit dem Seufzer, Zorn und Drang,

während Winde sich erhoben,

wehten still im Kreis so lang.

Waren Rosen recht verschlafen,

bebten zärtlich in die Nacht,

Dorn und Tränen sich dann trafen,

glich die Liebe jener Schlacht.

Bildeten die Blüten Meere,

schönes Ziel, gar süßes Leid,

kam die Nacht so wahrlich hehre,

trieb der Nebel im Gekleid.

Wurde das zu einem Sehnen,

was der Nebel hat, erbracht,

zogen mild die Liebestränen,

in den Abend, in die Nacht.

War der Bach so lieb umgeben,

von der Schwärze und dem Stolz,

glühten tausend rote Reben,

auf der Rinde und dem Holz.

Klangen letztlich diese Lieder,

welche hat der Tag gemacht,

war der Tage letztlich bieder,

dann ersetze ihn die Pracht.

Liefen recht die holden Töne,

was der Sommer hat, vollbracht,

trieb am Ende nur das Schöne,

hielt’s bekränzt gar letzte Wacht.

Setzten sich die beiden nieder,

auf die Banke – stand im Park,

streckte er wohl seine Glieder,

auch den Schmerz, den er verbarg.

Sprach der dann so lieblich milde,

scheinbar flüsternd, mit Bedacht:

– „Liebste, scheint es so im Bilde,

merkst du reizend diese Nacht?

Dräut bereits die Nacht im Lager,

nimmt uns jemand bald die Schuld?

Scheint die Wollust unser – mager,

kommt Maria mit der Huld.

Treibt hinweg die Zeit, die schünde,

fliegt der Duft der Blumen Schwall,

beten wir – vergebt die Sünde,

verzeih‘ Maria – noch einmal.“

Sagte dann belebt die Schwester,

schließlich dann aus sich erwacht:

– „Liebster, drückt die Liebe fester,

ganz besonders in der Nacht.

Ist es Zeit für milde Liebe,

die wir haben dann erbracht,

ist der Friede Zeit der Diebe,

Liebster – liebe mich so sacht.“

Sah er dann mit dem Bescheiden,

zu dem Mädchen, ganz gewiss,

klang die Stimme nach dem Leiden,

mit dem Schmerz, der sich verbiss.

– „Liebste, lass‘ uns nicht bedrängen,

ruhe hier, damit nicht’s kehrt,

Liebe leidet in den Zwängen,

trägt das Herze dann den Wert.

Siehst du gar die müden Gärten,

wie sie schlafen, wie sie ruhen,

gleichen wir den zwei Gefährten,

um die Liebe kundzutun.

Merkst du, Liebste, in dem Scheine,

in dem Mondgespiele – bleich,

sind wir Sünder – trotzdem Reine,

leg‘ auf mich – so bitter weich.

Gleichen wir auch dem Verfalle,

– jede Liebe ist ein Amt, 

ist das Herz das Biest und Kralle,

was das unser bald verdammt.

Ist das doch keine Beschwerde,

liebstes Mädchen, du bist fein,

die Eiche wiegt bereits die Erde,

wieg‘ ich dich mit Worten ein.

Siehst du auch die ganzen Anger,

wie sie wehen, gar, in der Flut,

gleicht das ganze jenem Pranger,

steckt das Herze in der Glut.

Merkst du auch das stille Bangen,

wie das Herz dem Vogel gleicht,

will es frei sein zwischen Wangen,

während Kummer so verschleicht.

Ist die Liebe, die verscheuchte,

mitten dem verstummten Mohn,

ist sie auch die tränenfeuchte,

flüstert schließlich auch der Hohn.

Sieht man Sterne in den Weiten,

ist der Marmel auch ergraut,

lass‘ uns einfach noch mal gleiten,

da Maria zu uns schaut.

Mag das Blute dann gerinnen,

zwischen Liebe und dem Zweig,

küsst der Winde Tod und Linnen,

Liebste – meine – bitte schweig‘.

Mag das Herz so einfach girren,

zwischen Welt und der Chaussée,

Liebste – kann man sich verirren,

selbst im Sommer zwischen Schnee.

 

I – Clôture

Trieb der Schatten durch die Hecken,

glich die Dunkelheit dem Schlund,

glich die Liebe dem Verstecken,

gab die Nachte jenes kund:

Waren Herze still am Wandern,

glich der Monde schwer wie Gold,

trieben Leiden wie der andern,

starb die Hoffnung ohne Hold.

Sah und blickte man die Farben,

war der Sommer wie geschwellt,

zogen auch die ganzen Narben,

glich das Leben so erhellt.

Möglichst gab es auch das Büßen,

zwischen Jenem und dem Dort,

lieblich wollte man’s begrüßen,

alles man starb dann in dem Ort.

Triefen Tränen in den Kerben,

letztlich sterben wird doch all‘,

sicher scheint doch das Versterben,

– Leben tut man bloß einmal.

Vielleicht bleibt nur Lieb‘ und Kinde,

 schwarze Augen – Glanz und vag,

bleiben wir nicht mit dem Winde,

bleibt uns nur der letzte Tag.

 

II -  Fin

Vielleicht scheint das so erfunden,

zwischen Blut, der Schuld, um sich,

heilt die Blutschuld keine Wunden,

was den Rosen erst so glich.

 

Berlin-Biesdorf-Süd;

23.12.2023 – 24.12.2023

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