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Leontin Rau

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Beiträge erstellt von Leontin Rau

  1. Es ist das ganze Leid des Mannes,

    Folgert Sigmunds Schüler scharf:

    Dass er seinen kleinen Hannes

    Spontan nicht steigen lassen darf.

     

    Nur die Frau muss sich nicht zieren,

    Wenn sie sich so richtig freut,

    Darf es feuchteln, erigieren

    Ohne viel Verlegenheit.

     

    Legen wir d'rum eine Rose

    Auf des Knaben Lustes Grab.

    Was sich regt in seiner Hose,

    Muss er gängeln Tag für Tag.

     

    Soll es Frieden sein auf Erden,

    So lasst uns freudig kichern künftig,

    Wenn aus Knaben Männer werden

    Oder kleine Männer brunftig!

  2. Hallo Ruedi

     

    "Schummern" gibt es auch im Schweizer-Hochdeutsch und im Schweizer Dialekt nicht, so viel ich weiss. Erfunden hat das Wort der Schweizer Mundart-dichter Pedro Lenz, der in seinem Roman "Dr Goalie bin ig" (Der Torwart bin ich) die Ortschaft, wo seine Geschichte hauptsächlich spielt "Schummerthal" nennt. "Schummern" ist für mich mit "schimmern" verwandt, ist in meiner Vorstellung aber dunkler als schimmern und man kann es vielleicht von "schummerig" (halbdunkel) ableiten. Hügelzüge weit in der Ferne erscheinen ja meistens genau in einem solch halb dunkeln blau.

     

    lg, Leontin

  3. Einer schreibt tolle Lieder,

    Das Radio pflegt Konversation,

    Der Gärtner stutzt einen Flieder,

    Nur ich, ich weiß nicht, was tun.

     

    Ich sitz‘ hier und sollte lernen

    Und fühle: es fällt mir schwer.

    Mein Körper könnte dich wärmen,

    Doch du, du willst mich nicht mehr.

     

    Wird mich das Leben vernichten,

    Wenn Liebe und Arbeit fehlen?

    Ich flüchte mich in das Dichten,

    Wo Liebe und Arbeit zählen.

     

    Doch müsst‘ ich Gedichte verfassen

    - Vielleicht gäbe das Existenz??? –

    Ich kriegte keinen Reim mehr zu fassen

    Und träumte nur noch von dir.

  4. Warum habt ihr immer geschwiegen,

    Wenn man euch missachtet hat?

    An mangelnder Tatkraft kann es nicht liegen -

    Man konnte es lesen in jedem Blatt.

     

    Was euch wirklich betrifft, nehmt ihr hin,

    Als ob es nicht wichtig wär'.

    Ihr malocht oder hartzt, konsumiert ohne Sinn

    Und kauft die Ramschläden leer.

     

    Eure Chefs jagt ihr nicht,

    Ihr jagt nicht eure Väter,

    Und ist ein leichtes Opfer in Sicht,

    Werdet ihr selber zum Täter.

     

    Doch das Tätervolk vergessen wir jetzt,

    Deutschland, du hast doch Liebe genug!

    Sägt, wo der wirkliche Unmensch sitzt!

    Lasst euch nicht täuschen von all diesem Trug!

  5. Ja, ich wüsste z.B. gerne, ob Heine zuerst vom Wort "ästhetisch" ausging und von dort zu "Teetisch" kam (oder umgekehrt) und danach eine Geschichte drumrum dichtete oder ob er zuerst die Geschichte hatte und erst danach auf diesen witzigen Reim stiess. (Heinrich Heine: "Sie assen und tranken am Teetisch"). Ich tippe auf die Variante, dass er zuerst mit dem Wort "ästhetisch" spielte.

  6. Hallo Perry

     

    Beim Dichten ist ja häufig zuerst eine Reimmöglichkeit im Kopf und dann schaut man, ob man irgendwie einen inhaltlichen Bezug herstellen kann. Suche mal Reimwörter auf Lavendel - gar nicht so einfach :-)

    Der dichtende Dichter - ja, kann man sich schon zurechtlegen, Dichter machen ja über den Tag auch noch andere Dinge. Aber der Titel ist halt auch eine Anspielung an "Fragen eines lesenden Arbeiters" von Brecht.

     

    lg, Leontin

  7. Ich weiß nicht was soll es bedeuten,

    Dass ich so traurig bin,

    Ein Gedicht aus alten Zeiten,

    Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

     

    Ich meine eines von Heine,

    Nämlich die Lore-Ley;

    In Bern gibt es auch so eine,

    Darum zitiere ich Heine nun frei:

     

    Die Luft ist schlecht und die Masse

    Der Autos fließt lärmig daher;

    Wir befinden uns in der Länggasse

    Im täglichen Abendverkehr.

     

    Ein schönes Mädchen sitzet

    Dort oben im Hochparterre,

    Ihr goldenes Piercing blitzet,

    Sie kämmt ihr goldenes Haar.

     

    Sie kämmt es mit goldenem Kamme,

    Ihr Name ist Lydia;

    Sie sitzt auf ganz wundersame,

    Bezaubernde Weise da.

     

    Den Fußgänger an der Ampel

    Ergreift diese Szenerie sehr;

    Er schaut nicht das Rotlicht, der Trampel!

    Er schaut nur ins Hochparterre.

     

    Ich glaube die Autos verschlingen

    Am Ende den armen Galan,

    Und das hat mit ihrem Kämmen

    Die Lore-Lydia getan.

  8. Ein ferner Herbst mit Sommervögeln

    Zieht durch mein Erinnerungsland,

    Blätter, die von Bäumen segeln,

    Ein Baum, der seine Sehnsucht fand.

     

    Bibliothek, Caféteria und Bus,

    Wir begegnen uns nicht selten.

    Ich bin der Mann, der handeln muss,

    Der schüchterne Knabe, uns trennen Welten:

     

    Ich kreise um ein düsteres Loch -

    Du frönst den wohligen Wonnen des Seins,

    Treffpunkt unmöglich - und ein flüsterndes Doch:

    Irgendwo sind wir zwei eins.

     

    Du zeigst du mir deine Kleider im Traum,

    Stück für Stück und allerheilig,

    Purpurrot, ich atme kaum,

    Mein Herz schlägt hart und eilig.

     

    Weshalb nur war ich nicht bereit? -

    Das wissen nur die Götter.

    Was mir noch bleibt, ist Hoffnung, Zeit

    Und prächtiges Herbstwetter!

  9. Hallo Leontin,

    mag ja sein, aber warum siedelst Du den Text dann im Schwarzwald an.

    Bitte nicht krumm nehmen, aber ich bin ein Verfechter der These: Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

    LG

    Perry

    Hallo Perry

     

    Kein Problem :-) Mir ging es eben um die Erfahrung von Freiheit und Flucht aus einer sehr schwierigen Situation, wenn man den Blick sehr weit in die Ferne schweifen lassen kann. Der Erzähler ist in seinem Elend auf dem Jungfraujoch und erfährt ein bisschen Freiheit, wenn er mit dem Blick sehr weit von sich selbst weg sein kann. Deswegen braucht es zwei Locations, die reale ist in Eis und Schnee und dünner Luft und die Phantasielocation weit weg am Horizont.

     

    lg, Leontin

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