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  1. Bodenhaltung, angeblich freilaufend die ungemalten Bilder im Kopfe vereinfachen doch ich mach keine halben Sachen ohne die nötigen Freiräume wie dies stumme Mädchen, sein immer blasser werdendes Abbild küssen will bevor die Reue, die Scheue, nur ihren Schatten stiehlt… kein Doomsland sucht den Superstar holt ihn mir bitte nicht raus ich muss noch kurz die Welt rächen mit YOLO-Joko und Second-Hand Klaas bevor Stefan Raab seine Mieten erhöht stiehlt einer die Show mit marxistischem Bart viele miese Typen, zum Friedenstauben schießen alle Puff-Paffs mit dreifach hohen Sohlen in der Legion der Reim-Riesen doch Daniels Jack ist ein abgegriffener Runterhohler kein Aufsteiger ins Reich der Zauberbohnen hohl und hohler, bevor du vom hohen Rande springst denk an Oliver Pocher und das solch ein Rumpelstilz beliebt ist wie ein rebellischer Rocker © j.w.waldeck 2022
  2. Gast

    Liebe ist wie ein Stein

    DIE LIEBE ist wie ein STEIN...© Die Liebe ist wie ein Stein... zerbrechlich und manchmal klein... Die Liebe ist wie ein Stein... manchmal hart und manchmal weich... Die Liebe ist wie ein Stein... aber niemals gleich... Die Liebe ist wie ein Stein... Liebe macht sehr reich... Die Liebe ist wie ein Stein... unbezahlbar auf dieser Welt... Die Liebe ist wie ein Stein... Was nützt einem all das viele Geld... Die Liebe ist wie ein Stein... Geld kennt keine Liebe auf dieser Welt... Die Liebe ist wie ein Stein... sie ist manchmal dreckig, manchmal rein... Die Liebe ist wie ein Stein... sie zersplittert in tausend Teile mehr.. Die Liebe ist wie ein Stein... und das zusammenfügen wird sehr schwer... Die Liebe ist wie ein Stein... denn die Liebe existiert nicht mehr... Die Liebe ist wie ein Stein... man ist mit einem Stein im Herzen plötzlich ganz allein... Die Liebe ist wie ein Stein... man hat bis zuletzt daran geglaubt... Die Liebe ist wie ein Stein... und plötzlich ist sie weg, dein Herz liegt im Dreck... Die Liebe ist wie ein Stein... bevor ihr das Herz eines anderen zerbrecht... Die Liebe ist wie ein Stein... gebt auch seinem Herzen einmal Recht... Die Liebe ist wie ein Stein...
  3. Salimata träumt Herr Rossi sucht das Glück Weil schon wieder mein Lebensglas springt zersplittert zu Welten aus Trauer und Schmerz halte ich mich an das Gestern. Nach 18 Jahren deine Gedichte und Mails gelesen und da überfiel er mich wieder der Hunger nach deiner Haut, der Wunsch in deine Ruhe zu sinken. Die Stürme im Bauch erwachten wieder und ein Gefühl unendlicher Dankbarkeit dich erlebt haben zu dürfen. Endlich Herr Rossi sucht das Glück angesehen und da kam es kurz über mich dieses „hätt ich doch“. Aber nein, der Raketenflug war zu hoch, da hätt ich eben nicht…, weil das wir umso vieles größer war als nur ich und du. Mit dir wuchs ich zu einem Riesen weit über mich hinaus und in mir eine größere Weite die ganz ausgefüllt war mit „Du“. Und unwillkürlich küssten die Lippen meiner Seele deinen Stern. Als hätte ich deinen Umhang nie abgelegt, spüre ich die Zartheit deiner Wärme, umhüllt mich der Samt einer indigoblauen Nacht und ich verströme im neongoldnen Licht.
  4. Schoenheitsfarm Cyber-Puppe reingewaschen aus den Gen=Wannen der Idealform unterschiedsgenormt... gefällige Nutte attraktiver Systemwächter die Minderwertigkeitskomplexen Führung unterjubeln... akzeptiert - durch makellose Hüllen selektiert - fremde Interessen zu erfüllen glücklich jene ohne Wahl auserwählt zur Aufgabe in genbestimmter Maskerade durchzogen von Nanofasern virtueller Extase hier ruht die Leiche in ihrem Multimedia=Kokon und träumt was andere gespeist du! programmierter Maschinensohn bist der Wirt der ihr Spielzeug begeilt © j.w.waldeck 2008 Aus dem Cyberlyrikband: Maschinenträume I, (Die Audiovisuelle Diktatur).
  5. Spotlight auf Gegenwärtiges! Wenn die vertraute Welt, die Leben, Liebe noch zusammenhält, im Sumpf von Pandemie und Krisen untergeht, wenn kein gelobtes Land in Sicht, kein Paradies und kein Nirwana ersteht die Seele geblendet vom Trug der Zuversicht, wenn illusionslos die Geister schweifen, die Philosophen hilflos zu alter Daseinsdeutung greifen, was dann? Wie weiter, wenn Erinnerungen, abgesunken ins Meer des Vergessens, Zukunftsträume sich mehr und mehr in Luft auflösen? Leben bewusst und offen als einzigartig zu erfahren, reicht hin, um mit den Jahren dich und deine Nächsten mit Herzensgüte zu beglücken. .
  6. Denn ihr Leben…… Stark geprägt vom tiefen Leid macht sie sich für Andere weit. Denn ihr Leben mag kein ich. Doch im Gebet verliert sie sich. Bernd Tunn – Tetje
  7. Wombat99

    Was du willst

    Was du willst Du willst mich. Du willst mich ganz. Du willst mich so sehr . Du willst mich mehr, als alles andere was du je haben wolltest. Du willst verspeisen, mich dann aber hinterher verreißen. Dann willst du mich halb. Dann willst du mich nicht. Du willst es mir nicht sagen ins Gesicht. Du willst weg, du willst weiter. Dein Wille steigt mit dir auf eine hohe Leiter. Und dann fällt er , er fällt tiefer immer tiefer. Schließlich musst du willenlos zugeben, dein ganzer Wille diente nur dazu dich selbst so bitter zu betrügen.
  8. Diese Nacht... Diese Nacht lehrt Gemüter, ihr seid eure eigenen Hüter. Feuchte haftet auf den Wegen. Scharrgeräusche von Gehegen. Kirchturmglocke blechern tönt. Diese Nacht die Mystik krönt. Mondschein will die Szene binden. Auf dem Dorfplatz wispern Linden. Bedrückend ist sie diese Nacht, die grad` drohend Ängste macht. Bernd Tunn - Tetje
  9. Etwas treibt... Es treibt das Wasser schnell. Am Horizont wird es hell. Schiffe suchen etwas ab. Für ein Mensch wird es Grab. Etwas treibt und ist sichtig. Für Familie ist das wichtig. . Fluss gibt frei nach seiner Art. Oft schließt er keinen Part. Bernd Tunn - Tetje
  10. J.W.Waldeck

    Puppenschlaf

    Puppenschlaf kalk kosende Eierschalen einst vollkommener Form Achselflaum-Farben viel zu weich betont wissendes Lächeln zu verbergen schweigende unruhige Fernen hinter besterntem Horizont zu unvergesslich verglimmt ihr Hermelinhauch zu unermesslich bestimmt durchscheinende Haut verbundene Gedanken der verschleierten Seelenschau verbotene Efeuranken wie Schmetterlingsflügel verträumtes entpuppen wie Seidenhügel versäumtes versuchen noch ungezogen noch ungelogen gar ungerührt berühren © j.w.waldeck 2016
  11. Obdachlos… Es ist hart so zu sein. Eine Tasche nennt er mein. Freundlich winkt er gerne mal zu den Kumpels seiner Wahl. Langsam kennt er sich aus. Mit der Zeit fühlt er sich raus. Bernd Tunn - Tetje
  12. Eine Rose... Sind beisammen wieder mal. Bedrückte Stimmung beim Mahl. Rose liegt an ihren Platz. War doch mal ihr lieber Schatz. Bernd Tunn - Tetje
  13. Axel

    Der Totschläger

    Der Totschläger Er bestand aus einem, mit Leder umwickelten Hartgummistab. Am unteren Ende befand sich eine Schlaufe und am Oberen eine etwa Golfball große Metallkugel, die ebenfalls in glattem Leder eingenäht und fest ummantelt war. Er konnte für verschiedene Dinge benutzt werden. Zum Betäuben von Fischen, um etwas in die richtige Form zu bringen oder um Menschen gefügig zu machen. d Bruno trug einen schwarzen, maßgeschneiderten Anzug. Immer. Die Hose besaß eine messerscharfe Falte an jedem Bein. Die Jacke, tailliert, hatte vorn zwei Brusttaschen, mit silbernen Druckknöpfen, die brüllende Löwen zeigte. Der Kragen, kurz und aufgestellt, gab ihm den Anschein von Korrektheit. Das schwarze Seidenhemd ließ er sich aus China kommen. Die dunkelblaue Krawatte mit den goldenen Lilien, sollte seine angebliche Verbindung zur französischen Monarchie zeigen. Er achtete grundsätzlich auf schwarze Socken und blankpolierte Schuhe, die, wie sollte es anders sein, schwarz sein mussten. Ein breiter, zusätzlicher Gürtel enthielt allerlei Gerätschaften: {} Handschellen, glänzend und silbern. {} Ein kleines Etui mit einer Lederschlinge. {} Einen engmaschigen Stoffsack, zusammengerollt. {} Ein Stab aus Ebenholz. Sein Kerbholz, mit fünf Markierungen. {} Und eben jener Totschläger. Bruno achtete auf seinen Körper und die entsprechende Hygiene. Er legte großen Wert darauf gut zu riechen. Sein rasiertes, markantes Kinn zierte eine kleine Narbe, die er sich, laut eigener Aussage, bei einem Hahnenkampf zugezogen hatte. Das diskutierten wir einige Tage, kamen aber auf keine Lösung. War er der Hahn? Schiedsrichter? Veranstalter? Oder lag es an einer Prügelei, mit dem Buchmacher, wegen verlorener Wetten? Hahnenkämpfe unterlagen seit einigen Jahren einem Verbot durch die Regierung, hatten aber sicher ihren Reiz, wenn man schwitzende, schreiende Männer die fiebernd und sabbernd um einen kleinen Pferch herumstanden, um ihr sauer verdientes Geld zu verlieren, mochte. Manche trugen kleine Messer. Andere Macheten. Die feineren Herren wurden von ihren Leibwächtern begleitet. Die nicht so Feinen von Flöhen und Kakerlaken. Der fürchterliche Gestank von Pferde Dung und das Schreien trächtiger Schweine gehörte ebenso dazu, wie das verrückte Lachen von Cotton Eye Joe. Ein missgestalteter Zwerg der aus Südamerika, mit einer Schauspieltruppe, eingereist war und hier vergessen wurde. Und alle hatten nur ein Ziel >>>>>>>>>>>>>>>>> Reich zu werden!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Gewalt beherrschte diesen Mikrokosmos in dem sich die komplette Gesellschaft der Menschheit widerspiegelte. Die Dummen. Die Hässlichen. Die Schlauen. Die mit und ohne Frauen und der Abschaum. Die Übergänge waren natürlich fließend und auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Es gab durchaus Jene, die nach außen hin ganz vornehm taten, aber innerlich total verfault waren. Da standen sie, ganz dicht gedrängt in zittriger Erwartung und wenn die Hähne endlich aufeinander losgelassen wurden, war es als würden die Männer miteinander kämpfen und ihr Blut und Leben lassen. Wir gestanden Bruno jede Art Gemeinheit zu, denn er war der Teufel in Menschengestalt. Die reine Bosheit und ein Schweinepriester erster Güte. Nichts war diesem Mann heilig und er kannte keine Grenzen. Von oben wurde er gedeckt und nach unten schlug und trat er, bis seine Schuhe blutig und verkrustet, vor die Tür zum Reinigen gestellt, am nächsten Morgen wieder sauber waren. d Wir lebten in einer fröhlichen, meist unbeschwerten Gemeinschaft. Unsere Gruppe bestand aus 6 Männern. Der 7te wurde vor 2 Tagen abgeholt, um einen vernünftigen Haarschnitt zu bekommen und ist bis jetzt nicht zurückgekehrt. Er hatte wahrhaftig lange Haare, aber ich muss bemerken, das dies absolut dem Schönheitsideal jener Zeit entsprach und er nicht der Einzige war, der aufgrund dessen von diesen finsteren Gesellen verschleppt wurde. Ich glaubte keine Sekunde an ein gutes Ende und es gab Gerüchte, die von einem dunklen Ort berichteten. Von Grausamkeiten wider der Natur. In der Nacht, wenn wir in unseren Betten lagen, hörten wir seltsame Geräusche. Ich wusste nicht, ob sie ob sie wahrhaftig erklangen oder meinem müden Geist entsprangen. Auch gab es auf dem großen Platz, gleich hinter den Bäumen ein Gebäude, das alle nur die Werkstatt nannten. Repariert und in Stand gehalten wurde dort nichts. Es passierten andere Dinge dort. Seltsame Dinge. Wie dem auch sei. Wir versuchten das Leben zu nehmen, wie das Leben eben war. Manchmal warst du oben. Manchmal warst du unten. Wir waren immer mittendrin. d Unsere Truppe saß im Erlebnisraum. Ein hübscher, viereckiger Kasten mit grellem Licht und nackten, gelben Wänden. Ich stellte mir immer vor, das es die Sonne wäre, dessen Schimmer sich im Kalk der Mauer brach und nicht das Neon Licht. Auch am Abend und in der Nacht, wenn die Wölfe ihr Unwesen in mir trieben. Das machte es mir leichter, zu vergessen, wo ich mich tatsächlich befand. Die staubblinden Fenster lagen hinter rostweißen Gittern, die innen und außen angebracht waren. Sie sollten Sicherheit vermitteln und das rechneten wir ihnen hoch an, denn Sicherheit war ja so wichtig. Zur Freude aller, wurden vor 3 Jahren Blumen angeschafft. Kakteen, Lilien, Farne und Disteln. Allesamt aus Plastik. Niemand durfte sie berühren und der Staub von 36 Monaten drückte ihre Blätter Richtung Boden. Der bestand aus Linoleum und zeigte ein Schachbrettmuster, auf dem die Könige und Bauern, am 1. Mai ihren Tanz vollführen durften. Gerade an diesem Tag dachte ich immer, das ich nur mit Idioten zusammen sei. Wir saßen also im Erlebnisraum und frönten einer unserer Leidenschaften. Dem Bleigießen. Allerdings ohne Blei, denn an dem herrschte Mangel. Doch davon ließen wir uns nicht beirren und versuchten es mit den verschiedensten, anderen Materialien: Stoff. Blätter. Sperma. Holz. Erde. Haarschuppen und die Haut von Egon. Nach diversen Experimenten fanden wir schließlich heraus, das es mit Kerzenwachs am besten ging. Egon stahl es, während des Küchendienstes, aus dem obersten Schrank. Gleich neben den abgezählten Nudeln und den nachgemachten Tomaten aus Holz. Die Arbeit in der Küche war bei allen beliebt, weil es dort am ehesten die Möglichkeit gab sich mal satt zu essen. Egon hatte das auch bitter nötig. Denn, obwohl er von den anderen nur PF, also Pommesfresse genannt wurde, verlor er wahnsinnig schnell an Gewicht, wenn er nichts aß. Seine 108 Kilo, bei einer Körperlänge von 1,48 waren Segen und Fluch zugleich. Natürlich versuchte er seine Masse zu halten und tat dies mit aller ihm zur Verfügung stehenden Schläue. Zugegebener Maßen war das nicht viel, denn seine Intelligenz stand in keinem Verhältnis zu seiner Körperfülle. Er schleppte einen riesigen, runden Bauch vor sich her und keuchte dabei wie eine liebestolle Dampflok. Seine viel zu kurzen, grauen Flanellhosen hielt er mit roten Hosenträgern an der richtigen Stelle. So knapp unter den Achseln. Damit machte er sich nicht nur innerlich sondern auch für jedermann sichtbar, zum Trottel. Nichts desto Trotz war Egon ein herzensguter Kerl mit braunen Augen, die keine Wimpern besaßen. Denn die rasierte er, genau wie die Brauen, immer mit einem blank geschliffenen Nagel ab. Er trug eine runde Brille. So, wie John Lennon, der Gitarrist der Beatles, in den 70ern. Egon`s schneeweißen, vollen Haare saßen wie eine Eins und waren akkurat an der Seite gescheitelt. Er hielt sie mit zahlreichen Kinderklemmen, die Marienkäfer und Hummeln obenauf hatten, an der richtigen Stelle. Diese standen ihm gut und unterstrichen seine weibliche Seite aufs allerschönste. Er fraß alles, was ihm zwischen seine Wurstfinger kam: Altes Brot, Schweinenackenkotelett das eine fauligen Beigeschmack hatte, Radieschen aus Wachs und Tomaten aus Holz. Kleine Lederstückchen aus den gestohlenen Einlagen Bruno`s und Katjes. Sein Appetit, war grenzenlos und seine Dummheit auch, denn eins war sicher, würde er so weitermachen, wäre ein Darmverschluss unvermeidlich und das wäre dann das aus für unseren Plan, den wir in einer Nacht im Sommer, kurz vor Mitternacht ausbaldowert hatten. Wir nannten ihn: Die große Flucht! Ein großartiger Plan. Er zeigte noch ein paar Lücken hier und da, aber im Großen und Ganzen, war er perfekt ausgearbeitet. Bis auf den Anfang....................und das Ende..........und die Mitte. Mit Einzelheiten hatten wir es nicht so. Aber wie sagte schon meine Oma immer: „Alles beginnt mit einer Idee.“ d Ich glaube es war an einem Mittwoch, weil das der einzige Tag in der Woche war, an dem wir baden durften, als Bruno alle zusammenrief und meinte: „Freunde, Genossen, Kupferstecher. Wir sind eine Gemeinschaft und in einer Gemeinschaft muss jeder seinen Beitrag leisten. Es gibt subversive Elemente, die glauben sich an unserer Gemeinschaft bereichern zu können.“ Für mich war das zu viel GEMEINSCHAFT. Er machte eine dramatische Pause, um gleich den Hammer raus zuhauen. …..............und schon ging´s weiter. Er stellte sich in Positur. Sah aus wie eine Ratte die sich streckt, um sich gleich darauf zu übergeben. „Die Welt, meine Freunde, teilt sich in zwei Bereiche. Die, die herrschen und die Anderen.“ ,tönte Bruno voller Überzeugung. Darüber waren wir alles andere als glücklich, denn wir wussten das es nun noch schlimmer werden würde. Wir nahmen einen bei uns auf der Treiber hieß. Ein komischer Kauz, der die eine Hälfte des Tages damit verbrachte sich die Hände zu waschen und die andere sie abzutrocknen. Den Rest vermied er zu berühren und ließ auch keinen anderen an seinen Leib. „Christus durfte auch keiner anfassen.“ ,betonte er immer. Das Ekzem, das sich auf seinem Körper ausbreitete, führte zu blutigen, aufgekratzten Stellen auf seiner bleichen Haut. Er machte den Eindruck, als ginge er auf Stelzen. Sein Gang wurde behindert durch eine Fehlstellung seiner Gelenke an den spargeldünnen Beinen. Seinen Rücken bedeckten zahlreiche, verheilte und wieder aufgeplatzte Risse, die er sich selbst, mit einem dicken Seil, zugefügt hatte. „Ich mache diese Welt zu einem besseren Ort, durch meine Qual.“ ,flüsterte er. Langsam bekam ich die Idee ich sei der einzig Normale in einer Welt voller Bekloppten. Aber sicher war ich mir nicht. Seine Nase zeichnete sich durch ständigen Schorf aus, den er immer wieder ab pulte, um zu verhindern das es heilte. Er meinte, das heile Haut zu bilden nicht der Weltordnung entspräche. Jeder hatte wohl seine eigene Vorstellung von der Welt und wie die Ordnung darin auszusehen hätte. Treiber ging, wenn ihm eine Zwangswaschpause auferlegt wurde, 18 Stunden am Tag im Kreis. Mir wurde schon schwindelig beim Zusehen. Jeden Dienstag bestand er auf eine zusätzliche Stunde, die ihm meistens gewährt wurde. Aber wenn nicht, herrschte großes Chaos in unserem Erlebniszimmer. Da wurde geschrien und Stühle flogen durch die Luft. Einige lachten und ein paar weinten. Treiber gebärdete sich wie der Typ, den sie später ans Kreuz nagelten, weil er übers Wasser ging. „Und Jesus ging in den Tempel hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß die Tische der Geldwechsler um und die Stände der...“ Es schien mir immer so, als hätte Bruno genau auf diese Momente gewartet, denn dann kam sein geliebter Totschläger zum Einsatz, den er freudig hervorholte, um die Ruhe wieder herzustellen. Zu unser aller Entsetzen zog er manchem auch das Spucknetz über den Kopf. Es sollte verhindern, das der Geschlagene sich durch Speichelfluss oder herausschleudern selbigen, gegen die Prügelattacke wehrte. d Der Mittwoch begann mit einem wundervollen Frühstück: Eine Tasse Tee. Ein Brötchen. Ein kleines Stück Butter. Etwas Marmelade. Ein Ei. Darüber waren alle glücklich. Bis auf Manolito. Ein kleiner Spanier mit dunklen, freundlichen, angsterfüllten Augen. Der Mittwoch, sagte er, sei schrecklich, da sein Ich und sein Körper sich bis Mitternacht in Glas verwandelten und ihn, bis dahin, keiner berühren dürfte, da er sonst in tausend Stücke zerspringen würde. Zu diesem Zweck stellte er sich in die äußerste Ecke des Raumes und baute einen Wall von Tischen und Stühlen, um sich herum auf. Die kleinen Fähnchen die er gebastelt hatte, standen dekorativ darauf und wehten beim Öffnen des Fensters lustig im Wind. Manolito lachte allerdings nie am Mittwoch. Niemals nicht, wie er ständig sagte. Nicht mal ein Grinsen. Auch kein zucken der Mundwinkel. Wir überlegten, ob wir Gürkchen, Eiersalat und Melonen Stücke zu den Fähnchen stellen sollten und sprachen über ein Barbecue. Das verwarfen wir allerdings nach 20 Minuten, da auch daran Mangel herrschte. Bruno beobachtete uns, mit seinen triefenden, geröteten Augen, am Mittwoch besonders genau. Er war an diesem Tag die Trompete und Manolito`s Stühle Festung Jericho. Fast schien es mir als hätte Bruno uns alle auf den Kieker und konnte uns nicht leiden. „Er kann uns nicht nur, nicht leiden, sondern er hasst uns.“ ,grollte Treiber. „Aber manchmal sehe ich den Ansatz eines Lächelns.“ ,sagte ich sanft. „Du bist so ein Arsch.“ ,zischte er und schaute mich böse dabei an. Ich ließ es dabei bewenden, weil ich keinen Streit provozieren wollte, konnte aber den ganzen Tag nichts essen, weil es mich mental doch ganz schön mitnahm. Da passte es ganz gut das Mittagessen und Abendbrot ausfielen, weil gerade Mangel an Nudeln und Brot herrschte. Bruno`s blutunterlaufene Augen starrten auf unsere Köpfe ohne zu blinzeln, was wahrscheinlich die blutunterlaufenen Augen erst möglich machte. Ich bewunderte ihn fast, denn auf seine kranke Art, wie nur er sie zeigen konnte, tat er alles, um seinen sadistischen Job so gut wie möglich zu erledigen. Mein bester Kumpel hieß Ivan. Sein langer, dünner Körper steckte in viel zu kleiner, viel zu kurzer Kleidung. Er betonte immer das Hose und Jacke die richtige Größe hätten, aber durch eine Laune der Natur, würde er jeden Morgen um halb sieben 2,35 m groß werden und dadurch in Kinderklamotten stecken. Gott. Er war so lustig. Wir lachten immer Tränen, wenn er von seiner Heimat im Ural erzählte. Von seiner Mama und den wollenen, langen Unterhosen. Den kleinen Lehmhäusern und seiner Babuschka, die ihn immer an die Schweine verfüttern wollte, weil er ein Tunichgut und Physiker war. Ich sagte darauf immer: „Aber da gibt es doch keinen Unterschied!“ ,worauf alle wieherten, wie die Wildpferde in Kasachstan. Konnte ,mit ihm über alles quatschen. Sein Intelligenzquotient lag weit über dem Durchschnitt. Ich war nicht ganz so schlau, aber natürlich klüger, als all die anderen Knallköpfe aus der Gruppe. Ivans gutmütiges Naturell und sein Pferdegebiss mit dem er die Nationalhymne klappern konnte hatten eine positive Wirkung auf uns alle. Wenn er in das Zimmer kam sah es aus, als ob er die Sonne mitbrachte und das konnten wir alle gut gebrauchen. Ein besonders stiller Kumpan saß grundsätzlich vor dem riesigen Fenster auf der linken Seite des Zimmer. Der Axt Mann. Sein faltiges Gesicht erzählte tausend Geschichten. Die schweren Lider verdeckten fast komplett die Augen und ließen nur kleine Sehschlitze frei. Ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt Augen besaß, oder nur dunkle Höhlen. Es gelang mir nie, ihn direkt anzusehen, weil ich immer das Bild dieser furchtbaren Leere vor mir hatte. In einer stillen Minute verriet er mir, das er vor 40 Jahren seine Adoptiveltern erschlagen hat. „Mit diesen Händen.“ ,sagte er immer wieder und blickte die ganze Zeit auf seine geöffneten, verkrampften Finger. „Ich verstehe meine Gewissensbisse nicht. Sie haben es verdient.....“ ,fuhr er fort. „Menschenhandel. Prostitution. Drogen. Und ich mittendrin. Irgendwann hab ich`s nicht mehr ausgehalten.“ Er erzählte noch andere Dinge. Schreckliche Dinge. Unaussprechliche Dinge. Danach wollte ich sie auch erschlagen. d In unserem Verein gab eine einzige Person, die es besser, als all die anderen hatte. Er sah merkwürdig aus. Wie aus einer anderen Galaxie. Ein Außerirdischer. Ein Freak. Seine Stirn zeichnete sich durch eine wulstige Ausbuchtung, die wirklich abnorm groß über seinen Augen hing, aus. Dadurch passte ihm kein Hut. Seine fusseligen, schwarzen Haare lagen spärlich auf dem fast kahlen Kopf herum, doch er versuchte es durch vergebliches herumlegen und herüber kämmen zu kaschieren. Er schielte stark und seine großporige Haut zeigte riesige Krater, wie auf der Mondoberfläche. Als wären tausend Meteoriten eingeschlagen und hätten ihn für immer deformiert. Ein starker Haarwuchs auf seinem Körper führte zu Stellen mit langen, schwarzen Büscheln, die wie geheimnisvolle Inseln auf seinem Leib rumlagen. Er weigerte sich, sie abzurasieren, weil sie ihm eine mystische Aura verliehen. und er glaubte seine Kraft zu verlieren, wenn er sie abrasieren würde. „Ich brauche sie.“ ,jammerte er in seinen schwachen Momenten. Er war ein nerviger, kleiner, paranoider Sack. Wir liebten ihn sehr. Tiomkin lag in einem Einzelzimmer. Das richtete er sich wunderschön mit aufblasbaren Dinosauriern an den Wänden und einer Wachstischdecke ein. Das Plastikgeschirr, von dem er seine Nahrung einnahm, bezog er aus Japan. Die Zeit, als Schönheitschirurg lag schon einige Zeit zurück, dennoch hatte er sich die Würde und Arroganz dieser Handwerkskunst bewahrt und betrachtete jeden, unterhalb eines Professors, als nichtsnutziges Schlachtvieh und Bodensatz der Gesellschaft. Seine Hände strahlten eine überirdische Schönheit aus. Jedes mal, wenn ich sie ansah hörte ich die wundervolle Musik Mozarts in meinem Innern. Seine Augen brauchten eine Sehhilfe, aber er besaß nicht einfach eine Brille. Nein. Tiomkin klemmte sich ein Monokel vor das rechte Auge und sah damit auf uns herab. Wir fragten uns, warum er sich zum 16:00 Uhr Tee einen Smoking überzog, wenn er sowieso allein war? Aber alle stimmten damit überein, das niemand dieser Kleidung mehr Würde verleihen konnte, als er. Bei dem Anblick seiner tiefblauen Augen und grauen Schläfen musste ich immer an, Vom Winde verweht, denken. Ein großartiger, 4 Stunden dauernder Film, bei dem mir regelmäßig der Hintern einschlief. Und ich an den Spruch meines Kumpels denken musste: „Jetzt schläft der Arsch schon wieder!“ Aber ich schweife ab. Der Donnerstag war mir, abgesehen vom Freitag und Sonntag, der liebste Tag der Woche, denn an diesem Tag gab es Kartoffelbrei mit brauner Soße. Dieses Essen verbreitete nur durch seine bloße Anwesenheit einen üblen Geruch und schlechte Laune, die allerdings in strahlenden Sonnenschein gewandelt wurde, da ich wusste, das Mr. Magic ein kleines Tütchen von seinem Zauberpulver unter dem angebrannten, säuerlichen Kotelett hinterlegte. Mr. Magic, unser örtlicher Drogenkurier, legte großen Wert auf einwandfreie Ware, solange die Penunsen in ausreichender Menge und geordnet in seine Tasche flossen konnten wir alles ordern, was der Markt bieten zu bieten hatte. Tiomkin bunkerte reichlich Zaster in seiner Matratze. Die Kohle nahm er damals den alten, reichen Lady`s für die Wiederherstellung ihrer Gesichtsbaracken ab. Und da es stinklangweilig in unserem Laden und das Essen zum Kotzen war, gab es nur eine folgerichtige Entscheidung. Wir mussten mit dem besten Koks, das die Westküste zu bieten hatte, versorgt werden. Die Erscheinung von Mr. Magic glich tatsächlich der eines Zauberers, obwohl er nur der Hilfskoch war. Von mickriger Gestalt, trug er nur die besten Markenklamotten und ließ sich von den teuersten Nutten seinen Schniedel polieren. Er war ein Protzer vor dem Herrn und liebte es sich in Szene zu setzen. Zur Arbeit fuhr er grundsätzlich mit seinem metallic - blau lackierten Caddy. Er stellte extra einen Zwerg aus der nahen Gnomschule an, damit der seine Chromteile wienerte, bis sie blitzten und blinkten. Natürlich hatte Mr. Magic, wie wir alle, nicht alle Latten am Zaun und ohne Koks wäre er genauso ein armes Würstchen gewesen, wie wir. Er erzählte Geschichten von der Welt da draußen. Er konnte gut erzählen und in jeder Story, war er der strahlende Held. Er schlug jeden zu Boden, der ihm blöd kam. Er schleppte die tollsten Frauen ab. Er fuhr die teuersten Karren und alle Unterweltbosse schauten zu ihm auf. Wenn man ihn so reden hörte, gehörte ihm Amerika, inklusive Kanada und Großbritannien. Die Kolonien Indien und China hatte er abgegeben, weil ihm das zu viel Arbeit kostete, aber er wolle sich demnächst mal in Russland umschauen und wenn es ihm gefiele dort König oder Kaiser werden. Als ich meinte in Russland könne er nur Zar werden, wurde ich 1 Woche vom weißen Pulver ausgeschlossen und schniefte statt dessen eine Mischung aus Pfeffer und kleingehackten Pekannüssen, versetzt mit Scheuerpulver. Anfangs knallte das ganz gut, bis ich anfing Engel zu sehen die mir den Stinkefinger zeigten. Also die Idee war dann doch nicht so gut und ich hörte damit auf, als mein Riechkolben auf die Größe einer Bananenstaude aus Südamerika anschwoll. Aber in der darauffolgenden Woche, war ich wieder der beste Freund von Puff the magic Dragon und nach einer extra Zahlung von Tiomkin entsorgten wir das komplette Mittagessen und zogen uns das Pulver, an den Löchern der Nasenscheidewand vorbei, ins Gehirn, bis unsere Zähne klapperten und uns der Schleim von einer Woche aus der Nase Lief. Wir fühlten uns unbesiegbar. Wir waren die Faust im Nacken des Feindes. Der Speer auf dem Weg ins Ziel. Wir waren Handgranaten und wir zogen selbst den Sicherungsstift und explodierten. Das war immer ein schwieriger Moment für alle, da Bruno seit einigen Wochen seine Lauscher in Hab Acht Stellung brachte, um zu erfahren wohin der Hase lief. Er spürte, das da irgendetwas im Busch war und er wollte sich nicht die Gelegenheit für ein brutales Vorgehen entgehen lassen. Da stand er also. Genau in der Mitte des Erlebnisraumes und beobachtete uns. „Wer von euch braucht einen neuen Haarschnitt? Wer will in die Werkstatt?“ , wiederholte er in einer Tour. Er ließ den Totschläger immerzu durch seine, mit dunklen Adern durchzogene, ekelhafte Hand gleiten und glotzte mit Argusaugen von einem zum anderen. Wild entschlossen jemanden zu finden der aufmuckte. Wir taten so, als würden wir es nicht bemerken und mussten uns das Lachen über soviel Dummheit verkneifen. Vollgepumpt bis zum Stehkragen hielten wir uns für schlauer, als dieser dämliche Penner. Wir spielten blinde Kuh und die Reise nach Jerusalem. Alles lief seinen gewohnten Gang, bis Tiomkin sich auszog und anfing wie ein Hahn zu krähen, da er meinte die Sonne wäre aufgegangen und er müsste seinen Job nun mal erledigen, egal was die anderen Schweine und Esel dazu sagten. Wir fingen fürchterlich zu lachen an. Alle. Bis auf Bruno. Der kam, mit schnellen Schritten auf Tiomkin zu und knallte ihm seinen Totschläger auf den Kopf. Es knackte in Tiomkins Schädeldecke und dann fiel er einfach zu Boden. Bamm. Da lachten wir dann nicht mehr. Das rote Blut sah, auf dem Linoleum, mit dem Schachbrettmuster, wie ein künstlerisches Gemälde von Da Vinci oder van Gogh aus. Irgendwie schön. So, als hätte Tiomkin es selbst arrangiert. Das gönnten wir ihm. Die Leichenträger hatten Mühe ihn auf die Bahre zu legen, weil alles so glitschig war. Die Polizei wurde nicht benachrichtigt, weil das ja nur ein bedauerlicher Unfall war. Das sagte jedenfalls der Direktor und es gab keinen Grund das zu bezweifeln. d Ich hatte großen Appetit auf eine Birne, aber leider herrschte auch da großer Mangel. Als ich Bruno freundlich darauf ansprach. wurde er sehr ungehalten und schrie ich sollte mich um meinen Kram kümmern. Darauf meinte ich, das dies doch mein Kram wäre. Er schlug mir mit seiner Faust ins Gesicht, wobei ich meinen oberen Schneidezahn einbüßte, und trat mir, mit seinen schwarzen, blankpolierten Stiefeln in den Bauch. Auf der Krankenstation gab man mir einen Einlauf und zwei Aspirin. Es ist gut, Fachpersonal an der richtigen Stelle zu haben. Nach zwei Wochen, Bruno hatte seinen freien Tag, setzen wir uns zusammen. Treiber, Egon, Manolito, Ivan, Axt Mann und ich. Wir tranken Kaffee und taten so, als wenn wir uns über das Wetter und die dicken Weiber in Block A unterhielten. (Wir taten auch so, als ob wir Kaffee tranken, denn daran herrschte Mangel.) „Wir sollten dieses Schwein einfach erschlagen.“ ,meinte Axt Mann. „Und dann? Wir wären immer noch hier und die hätten die Schlüssel.“ „Wir könnten eine Untersuchung aller Vorfälle beantragen.“ ,sagte Manolito. „Ich beantrage ein Fenster zu öffnen, die Luft ist sehr stickig.“ ,flüsterte Ivan. „Die Fenster lassen sich nicht öffnen.“ ,sagte ich. „Wann ist eigentlich Donnerstag. Ich halte das nicht mehr lange aus.“ ,jammerte Treiber. „Heute ist Freitag.“ ,stellte ich fest. „Was!!!!!!!!!!!!!“ ,heulte Treiber auf. „Freitag?“ „Lasst uns Bruno einfach erschlagen. Ich besorge uns eine Axt.“ ,flüsterte Axt Mann. „Aber woher denn. Es herrscht bestimmt Mangel an Äxten.“ ,stellte Manolito fest. „Mr. Magic wird uns helfen. Macht eure Kohle locker.“ ,befahl der Axt Mann. „Ich hab` Hunger.“ ,stellte Egon fest. „Es ist wirklich stickig hier. Was war nochmal mit den Fenstern?“ ,fragte Ivan. „Die lassen sich nicht öööööööööööööööööööööffnen.“ ,antwortete ich gereizt. Da alle ins Wochenende wollten, wurde die Sache beschlossen und die Hinrichtung auf Sonntag nach dem eingebildeten Kaffee gelegt. Vielleicht gab es ja auch eingebildeten Kuchen, am besten Erdbeer. Das passte allen am besten, denn eine halbe Stunde später gab es >Vom Winde verweht< und das wollte niemand verpassen. Samstag war ja immer Kinoabend. Am Sonntagmorgen schien die Sonne in unser Fenster und der Schlafsaal wurde in in helles überirdisches Licht getaucht. Ein großer Apfelbaum stand an der Straße Bismarckallee und gab den Menschen Frieden und Schatten. Die radioaktiven Brennstäbe strahlten mit mir um die Wette und ich machte das Rennen. Endlich konnte ich im Dunkeln leuchten. Ein Einhorn flog um einen Kirchturm, wieherte fröhlich und wollte mich zum Bier einladen. Ich lächelte. Plötzlich schlug Bruno mit seinem Totschläger gegen das nächstliegende Bett und stahl mir meinen Traum. Das grelle Neonlicht klatsche mir direkt auf das Gesicht und in die Pupille und gleich darauf kam auch der erste Schlag. „Ich hab gesagt du sollst aufstehen. Du blöde Sau.“ ,schrie Bruno in mein Ohr. Ich zuckte mit meinen schmächtigen Schultern und gähnte herzhaft. „Wo sind eigentlich die Nudeln mit roter Soße, die man mir seit 12 Monaten versprochen hat?“ ,fragte ich unschuldig. „DIE WAS!!!!!!!!“ ,brüllte er in mein anderes Ohr. „Nudeln....Tomatensoße....12 Monate.....versprochen.“ ,wiederholte ich die entscheidenden Wörter. Bruno lief rot an und begann zu schwitzen. Kleine Tröpfen bildeten sich auf seiner runzeligen Stirn und liefen schließlich in kleinen Bächen über sein hässliches Gesicht. Stellte mir vor, wie es von Axt Mann heute gespalten würde. Das gäbe eine ganz schöne Sauerei. Überlegte, ob ich eine Gummischürze tragen sollte. Verwarf das aber gleich wieder, da mir weißes Gummi einfach nicht stand. Außerdem bestand ein großer Mangel an weißem Gummi. Da hatte ich wohl mal Glück. Bruno wendete sich einem anderen Opfer zu. Treiber zog gerade seine blauen Socken mit den Löchern an, als ihn der Totschläger hinterm Ohr traf und er zu Boden ging. Es war nur ein leichter Schlag. Nur eine Zurechtweisung. Röchelnd nahm Treiber die gelben, heilen Socken aus dem Schrank und zog sie über die Blauen. Es wurde sehr viel Wert auf ordentliche Kleidung gelegt. Bruno stürmte aus dem Saal. Laut fluchend. Stühle und Betten umwerfend. Wir brauchten unbedingt einen großen, festen Plastiksack in dem wir seinen scheußlichen Körper verpacken konnten. In meiner Heimat gab es einen tiefen See in den meine Freunde und ich allerlei Sachen versenkten. Wir waren Kinder und warfen die Weidenstöcke unserer Väter, mit denen sie uns verprügelten, die Schlüssel der Keller, in die sie uns sperrten, die Kochlöffel, die wir auf unserem Rücken spürten, wenn wir nicht spurten, hinein. Bruno würde sich in diesem See auch gut machen. Er wäre in guter Gesellschaft. Er wäre endlich dort angekommen, wo er hingehörte. Nun ja. Meine Pläne wurden über den Haufen geworfen, als Treiber dem Oberarzt, der ihm gerade eine Beruhigungsspritze geben wollte, einen Bleistift in den Hals rammte und Manolito den Schwestern und Pflegern Rattengift ins Essen mischte. Wir legten die Körper in den Kühlraum und stellten fest, das es reichlich Fleisch, Obst, Nudeln und alle möglichen Soßen gab. Wir waren im Schlemmerparadies gelandet. Halleluja. Wir waren sehr glücklich und warteten auf Bruno der sich in der Toilette eingeschlossen hatte und seinem Ärger, durch das Fluchen richtig schlimmer Worte, Luft machte. Der Hilfskoch, Mr. Magic, nutzte die Zeit, warf reichlich Nudeln in den Topf und in einen anderen unsere geliebte rote Soße. Die Sonne schien durch das Fenster und verwandelte die Küche in ein paradiesisches Trotoar auf den Seyschellen. Treiber sagte, Trotoar sei französisch und hieße Bürgersteig. Ich meinte, wenn das wirklich so wäre, läge China sicher auch in Billstedt und Trump wäre Eisverkäufer in Wilhelmsburg. Er entgegnete das China in Asien läge und dieser Trump ihm nicht geläufig sei, da er schon 20 Jahre in dieser Einrichtung sein Leben fristete. Axt Mann bekam einen Rappel und schnappte sich das Beil vom Tresen, stürmte in die Toilette und zerrte Bruno da raus. Der zog seinen Totschläger und schaute, wie ein wild gewordener, brünstiger Elch in die Gegend. Manolito schlug ihm das Höllenfolterwerkzeug aus der Hand und gab ihm eine saftige Ohrfeige. Axt Mann nahm den Totschläger an sich und ließ ihn in seiner Hand hin und her rollen. Er schien zu überlege, wie es weiter gehen sollte. 2 Minuten lang herrschte eine unwirkliche Stille. Eine Ameise lief an der gelben Wand entlang und schaute sich immer wieder nach seiner Königin um. Ich saß vor meinen Nudeln und traute mich nicht zu Essen, da ich befürchtete diese elektrisierende Stimmung kaputt zu machen. Axt Mann legte den Totschläger und das Beil auf den Boden. „Wenn du es schaffst deinen Scheiß Schläger auf zu heben, bevor ich mein Beil hochnehme, kannst du gehen.“ richtete er sich an Bruno. Dieser griff sofort nach seinem Mordinstrument. Doch bevor er es in den Fingern hatte, wurde ihm die Hand mit der Axt abgeschlagen. Das Blut spritzte in einer Fontäne heraus. Das war ekelhaft und versaute mir den Appetit auf meine Nudeln mit roter Soße Und während er verblutete sprachen wir über die Zukunft der Irrenanstalt. Keine Wärter Immer genug zu essen Musik in den Pausen zwischen den Mahlzeiten. Jeder durfte das tragen, was ihm gefiel. Keine Totschläger. Und weil das alles gerade so gut lief dachten wir uns einen neuen Namen für diese Etablissements aus. Im Film >vom Winde verweht< gab es eine Südstaatenranch, die 12 Eichen hieß. Unsere Glückszahl war 13. Und weil wir uns damals wie Sklaven fühlten, hieß unsere Einrichtung ab sofort: 13 Eichen Wir zogen uns weiße Anzüge, mit Panama Hüten, an und leiteten ab sofort die Anstalt mit großem Erfolg. Die früheren Betreiber, inklusive dem Direktor und seiner Geliebten, Schwester Kriemhild, verbrannten wir im hauseigenen Krematorium. Dann bestellten wir Vanille Eis und Pfirsiche In der Werkstatt stand ein Bett mit Lattenrost aus Metall. Daneben gab es einen Transformator und reichlich Kabel die an die Delinquenten angeschlossen wurden, um ihnen Stromstöße zu verpassen. Das Gebäude machten wir dem Erdboden gleich und niemand musste mehr zum Friseur, wenn er nicht wollte. Am Sonntag saßen wir im Park und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Jeder Neuzugang bekam frisches Bettzeug und ein Lächeln. Am Abend sangen wir Lieder über Liebe und Sehnsucht. Das fanden alle gut. Auch die schweren Fälle. Nachts zog manchmal ein feiner süßer Geruch von den nahen Feldern zu uns herüber. Dort hatten wir die Asche der Entsorgten verstreut. Dann schloss ich meine Augen und dachte, das der Wahnsinn bei uns auszog, nachdem wir eingezogen sind. Alles in allem gingen wir rosigen Zeiten entgegen. Februar 2020 von Axel Bruss
  14. J.W.Waldeck

    Jenseits

    Jenseits ins narbige Nachtgrau geweintes Himmelblau… klare Stimme wie eine Quelle tröstet – am Zipfel zieht zappelnden Herzens das in dunklen Labyrinthen kniet doch im Lichte herrscht als Fremdkörper als du Liebe hauchtest im Strahlenstern fassungsloser Züge fernab der Lichtkronen: schimmern nackte Dämonendünen abseits bodenloser Blütentoter die Friedhöfe & Gräser für Heuschrecken hüten im Spiegelbild dein flehend Fischleib aus verbot‘nem Zeitsand! schillern Wunschschuppen wie ewige Augenblicke erwachen die verloren gingen mit der Wirklichkeit . © j.w.waldeck 2018
  15. Axel

    Abgeschminkt

    Abgeschminkt Also, das ist eine Geschichte, wo ich nicht genau weiß, ob ich die erzählen soll, oder lieber nicht, weil alle sagen werden, das ist bloß Spinnerei. Das hast du dir ausgedacht. Aber der Glasaugen Schorsch kann das alles bestätigen. Der arbeitet in der Nähe von Hamburg und hat verschiedene Projekte am Laufen. Sein Ziel sind künstliche Augen im ganz großen Stil. Als wenn die Menschen dadurch besser sehen könnten. Die schauen ja jetzt schon nicht genau hin. Es geht um drei Typen: Silence und Bronco und mich. Ich heiße Houston. Wir leben in einer Großstadt und sind auf der Suche nach dem Glück oder 5 Euro oder einfach, was zu rauchen, um mal wieder high zu werden. Jedenfalls. Der Zirkus - VEB Ameise - , gastiert wieder in der Stadt und hat sein Zelt in der Nähe unserer Straße aufgeschlagen. Der kommt aus der früheren Ostzone. Manche haben das auch DDR genannt. Deutsche Demokratische Republik. Der Penner der sich den Namen ausgedacht hat, meinte wahrscheinlich ein anderes Land, denn mit Demokratie hatte das nicht viel zu tun. Weil, die waren alle durch eine Mauer eingesperrt und wurden Tag und Nacht überwacht und hatten auch keine Bananen. Aber Zirkus hatten die da auch. Jeden Tag. Die Artisten, in dem aus Asbach stammendem Zelt, sind alle schon uralt und ihre Show auch. Die ist so langweilig, das sich alle Ameisen im Umkreis von fünf Metern gemeinsam in die heiße Popcornmaschine stürzen. Ihre Attraktion ist ein greiser Mann, den alle nur Pepino nennen. Er ist der Clown und soll für Spaß beim Publikum sorgen. Aber er ist so traurig, das mir das Herz blutet. Er versucht seine Melancholie unter einer dicken, weißen Schminkschicht zu verbergen, aber ich durchschaue ihn. Er ist nicht das, was er vorgibt zu sein. Er ist nicht witzig. Wir alle tun so, als wäre alles in Ordnung. Als würden wir lächeln, oder interessiert sein, aber tief in uns ist diese Sehnsucht. Diese Sehnsucht dem Nächsten eine in die Fresse zu zimmern. Eine Ablenkung kann also nicht schaden. Mädchen mit ihren kurzen Röcken, locken uns, wie Motten das Licht, in den schäbigen, glitzernden Zirkus. Wir sitzen auf billigen Plastikstühlen, direkt vor der Manege. Es stinkt nach Pferdeäpfeln und Essig. Wir lachen und klatschen uns die Hände wund. Mitleid! Mein Opa hat mir Zirkusgeschichten erzählt. Aber, da war es immer bunt und schön und roch nach Zuckerwatte. Komisch. Selbst die blöden Sachen hat er schön geredet. Das fand ich doof. Warum hat er das bloß gemacht? Die Erinnerung an etwas, ist wohl immer besser als das Erlebnis. Muss vielleicht so sein, weil wir sonst durchdrehen. Pepino geht mir einfach nicht aus dem Kopf und als die Show zu Ende ist und jeder seiner eigenen Wege geht, kehre ich an den Platz des Stumpfsinns zurück und sehe ihn in seinem Wagen vor dem Spiegel sitzen und sein Gesicht abschminken. Er braucht lange dazu. Seine Bewegungen sind langsam. Immer wieder macht er Pause. Seine Hände zittern und seine Lippen beben, als wollten sie jeden Moment aufplatzen und alle gesprochenen Worte in einen dunklen Schlund reißen. Sein Gesicht kommt zum Vorschein. Es ist zerfurcht und hat viele Flüsse gesehen. Es hat Wanderungen durch die Wüste erlebt und Überflutungen, die ihn fast haben ersaufen lassen. Und trotzdem ist er immer noch da. Trotzdem will er nicht loslassen und aus dem Vollen schöpfen. Er krallt sich an jede Minute. Jede Sekunde. Er weiß das es sinnlos ist, aber da ist auch diese Liebe zum Beruf und zu den Menschen. Oh, Mann. Meine Fantasie geht mit mir durch. Vielleicht ist er doch nur ein alter, griesgrämiger Mann, mit schlechten Zähnen und Mundgeruch. Pepino erfasst mich mit seinem Blick. Ich erschrecke. Fühle mich ertappt. Doch seine Augen lächeln und schicken mich auf eine Reise. Wir sind unfertige Geschöpfe. Nur die Hälfte von einem Ganzen. Ein Leben lang suchen wir die Andere und bilden uns ein, das es sie irgendwo gibt. Wir bauen uns Häuser in den Wolken und hängen uns an Frauen, wie Fledermäuse ans Geäst. Die Welt kümmert sich nicht um uns. Warum auch. Wir sind der Welt egal? Wir sind Staubkörner. Ach, nicht mal das. Wir sind ein Irgendwas. Jedenfalls. In ihrem kleinen Zoo, gleich hinter dem Zelt, haben sie viele interessante Tiere im Gebäck. Oder heißt es Gepäck? Mmmmmh. Vielleicht heißt es sogar Gebälk!? In einem Käfig befinden sich feuerspeiende Geckos, Blindschleichen und marodierende Buntspechte. So ein Buntspecht ist ja bekannt für seine Farben. So Regenbogen mäßig. Der, hinter den Gittern, ist aber nur grau. Beim genaueren Hinsehen ist es doch nur eine Taube. Die stößt immer wieder ihren Kopf nach vorn und beäugt mich. So, als könnte sie gar nicht glauben, das so ein interessanter Kerl, wie mir einer ist, vor ihr steht. Passiert mir nicht zum ersten Mal. Im Normalfall krieg ich dann was auf die Fresse. Heute aber nicht. Ich nenne die Taube Picum. Das ist lateinisch und heißt Specht. Das passt zwar gar nicht, erinnert mich aber an den Clown und das ist gut. Nebenan trabt ein Huftier gemächlich vor sich hin. Das kleine Pony heißt Oskar und ist mit weißen und schwarzen Linien bemalt. Wahrscheinlich, sichert es nur die Straße vor dem Zirkus, weil es ein Zebra ist. Während der Show, nennen sie den Teil dieser fantastischen Darbietung: Abend in der Savanne. Am Anfang steht Oskar ganz allein in der Manege und langweilt sich. Genauso wie das Publikum. Im Hintergrund hören wir die Themen Musik von Lawrence von Arabien. Das ist ein großartiger Film, der von den Lügen der Engländer in einem fernen Land handelt und Lawrence von einem Türken vergewaltigt wird. Keine Ahnung, wieso mir gerade das im Gedächtnis geblieben ist. Vielleicht, weil mein Bruder, der ein Säufer, Anarchist und Vergewaltiger war, sich mit seiner Pistole das Hirn raus geblasen hat. Das war zu Weihnachten und ich war elf und einsam. Eigentlich, hatte ich mir von ihm eine Gitarre und keinen blutbefleckten Sessel im Wohnzimmer gewünscht. Jedenfalls. Eine ältere, dickliche Dame in einem viel zu knappen Ballettkostüm macht auf Primaballerina, während Oskar müde um sie herum trabt und in einer Tour gähnt. Das ist so ansteckend, das alle im Publikum auch gähnen müssen. Dem Herrn neben mir fallen seine dritten Zähne aus dem Mund und alle lachen sich checkig. Das ist dann auch der Höhepunkt des Abends. Die ältliche Dame in der Manege macht noch auf Schwanensee und verstaucht sich den Fuß beim Spitzentanz. Wir lachen, weil wir glauben das es zur Show gehört, aber nachdem der Krankenwagen sie ins nahe gelegene Sauerstoffzelt bringt, wollen wir nur noch eins: Alles vergessen! Die faltigen Gesichter. Die schlaffen Körper. Das traumatische Versuchen ein Star zu sein, während ein schwacher, matter und unwilliger Lichtstrahl alles gibt, um die langsamen Gestalten in ein gnädiges Farbenmeer zu tauchen. Der einzige Lichtblick in diesem Sammelsurium der verpassten Gelegenheiten ist die Sibille. Sie reißt die Eintrittskarten ab, schaut mich lieb dabei an und zwinkert mir zu. Später stellt sich raus, das sie eine Bindehautentzündung hat. Die Sibille ist so eine Art Göttin in unserer Straße. Sie glänzt, wie reines Gold und überstrahlt sogar die Diamanten beim Kiosk. Das sind zwar keine Echten, aber die sehen original so aus, wie die geschliffenen Klunker bei Tiffany. Früher gehörte der Kiosk dem Hühner Hugo, aber der ist an der Vogelgrippe gestorben. Der Hühner Hugo hatte früher eine gut funktionierende Schlachterei in Polen. Die hieß Kempinski oder Kandinski oder Koslowski oder so. Er malte in seiner Freizeit Hühner auf große Plakate. Da war nichts anderes drauf. Nur überlebensgroße, hässliche Hühner. Die haben einen immer so frech angeglotzt. So, als würden die genau wissen, wie der Hase läuft. Jedenfalls. Der Silence und der Bronco sind meine besten Freunde. Wir können uns alles erzählen. Auch Geheimnisse. Weil wir wissen, das der andere nie etwas darüber sagen würde. Ehrensache! Auch nicht unter der Folter. Manchmal, wenn wir bekifft auf dem Sofa sitzen und ein paar Dosen knacken, nennen wir uns die Stählernen und erzählen Geschichten, wie wir die Welt zu einem besseren Ort machen. Leider wissen wir am nächsten Morgen nichts mehr davon. Das ist schade. Aber wahrscheinlich würde sich eh nichts ändern, weil, wenn drei Leute schlau sind und die restlichen 89 Millionen doof, kannst du denen nicht beibringen mit Messer und Gabel zu essen. Versteht ihr, was ich meine? Seit Jahren reden Wissenschaftler und Aktivisten von der Zerstörung der Umwelt. Der Verpestung der Luft. Der Vermüllung der Weltmeere. Dem Abschmelzen der Eisberge. Aber so richtig kümmern tut sich niemand. Die tun immer nur so. Ausschüsse werden gebildet und dann wird geredet und Kuchen bestellt. Ich glaube man müsste den Politikern mal ein Zelt in die Wintergasse stellen und eine Woche da campieren lassen. Da würden die aber ziemlich schnell merken, warum wir alle den Bach runtergehen. Am besten direkt an der stinkenden Mülldeponie. Da, wo die Verwaltung die alten Reifen verbrennt. Mal sehen, ob sie dann erkennen, wie unser Planet tatsächlich aussieht. Meine Kumpels und ich, halten uns für ganz schön ausgebufft und durchschauen die ganzen Lügen, die uns die Regierung, meine Mum und das Internet auftischen. Wären wir noch schlauer, könnten wir vielleicht sogar mit den Drogen und dem Alkohol aufhören. Aber, vielleicht sind wir auch viel zu schlau, um die Finger von dem Zeug zu lassen, weil wir dann nämlich merken würden, wie sehr uns die da oben verarschen. Und wenn wir das merken, würden wir sicher sofort eine Revolution starten. Wie damals im Oktober, in Moskau. Der Bronco hat `ne Schwester, die Ursula. Die ist 23. Hängt immer mit den Rocker Typen rum. Naja, eigentlich haben die nur Mofas, machen aber auf dicke Hose. So als hätten die `ne Harley unterm Hintern. Die Ursula, das ist sone ganz kesse Biene. Nach der Schule geht die immer gleich in die Zoohandlung, um bei Dr. Grizmek (nicht der Echte) zu arbeiten. Der ist überall als Lustmolch bekannt. Guckt jedem Rock hinterher und der Sabber tropft ihm dabei aufs verschmierte Frühstückshemd. Aber da kommt er bei der Ursula an die falsche Adresse. Die hat ihm gleich mal gezeigt, wo der Hammer hängt, als der mit dem Grabschen anfing. Die hat ihm dann die drei Zinken Gabel aus Edelstahl in den Handrücken gerammt. Kein Wort hat der Grizmek gesagt. Nicht mal geschrien oder gejammert. Weil der genau wusste, das die Ursula ihm sonst die Eier abreißt. Der Willi ist der Dorftrottel in der Straße. Den finden alle lustig, aber eigentlich ist der `ne arme Sau. Wer hat es schon gern, das alle über einen lachen. Nur gut, das der Willi das nicht merkt. Die Sibille ist mit dem Hornochsen zusammen. Eigentlich heißt der Udo Horn und er hasst es, wenn jemand Hornochse zu ihm sagt. Deshalb sagen das auch alle. Nur nicht in sein schönes Gesicht, weil der Udo Take won do macht und einem die Nase platt schlägt, wenn sich jemand über ihn lustig macht. Alle finden den Udo doof, weil der so eine tolle Freundin hat. Die hat wunderschönes Haar. Lang. Dunkel. Wie Seide. Für mich ist das Feenhaar, weil da soviel Magie drin steckt. Natürlich kann ich das keinen sagen, weil ich sonst der Dorftrottel bin. Ihre Brüste stecken in aufreizenden BH`s, die mir aus ihren knappen Tops zuwinken. Bestimmte Körperteile, von mir, winken unaufhörlich zurück. Peinlich. Ich stelle mir manchmal vor, das sie mich zu Hause besucht und ich ihr erst mit meinen Blicken und dann mit den Fingerkuppen über ihren perfekten Körper fahre. Das ist großartig und geil, denn die Haut der Sibille hat so ein mattiertes, helles Karamellbraun und ihre dunklen Augen sind, wie wie der See im Park. Wenn ich da rein schaue, weiß ich gar nicht mehr genau wer, oder wo ich bin. Das ist, wie ein tiefes Loch in das du reinfällst und dich nicht wieder findest. Alle sagen, das sie eine Jugolawenschlampe ist. Ich nicht. Ich finde sie einfach nur schön. Ihr Papa, der Jugo hat einen dicken Bauch und einen großen, schwarzen Schnurrbart. Im Sommer sitzt er immer mit seinen Kumpels, auf Campingstühlen vor dem Haus und trägt nur Kakifarbene Shorts. Sein Rücken und seine Arme sind mit langen, schwarzen Haaren bedeckt. Deshalb heißt er in Fachkreisen Dschungel-Jugo. Er gehört zu einem Clan, die in unserer Straße für Ordnung sorgen. Die Polizei hält sich fern, nur der Oberwachtmeister Ranzel kommt manchmal vorbei und kassiert sein Schmiergeld. Der Ranzel ist ein komischer Kauz. Er lächelt ununterbrochen und seine gelben Augen zucken verrückt hin und her. Die dicke Nase macht einen großen Schlenker nach links und sieht irgendwie verzweifelt aus. Seine Hasenscharte hüpft beim Sprechen immer zur Seite und seine Uniform ist dreckig. Er zieht einen unangenehmen Geruch hinter sich her und alle Schmeißfliegen lieben ihn deswegen. Wir finden ihn einfach nur ekelhaft. Der Jugo, so sagt man, hat alles unter Kontrolle. Schutzgelderpressung. Prostitution. Wettbüros. Drogenhandel. Glücksspiel. Einarmige Banditen. Sein Schwippschwager, der Bogdan, war früher Priester. Bis er sich aufs Geldeintreiben verlegte und sein Baseballschläger immer mehr Kerben bekam. Das war auf der einen Seite gut, weil der Bogdan wirklich gut schnitzen konnte. Marienbilder und so. Auf der anderen Seite, aber auch schwierig, weil die Kieferorthopäden einen unglaublichen Zulauf säumiger Schuldner bekamen. Der Bogdan antwortet oft und ungefragt: „Mein Name bedeutet Gottesgeschenk und das bin ich auch. Der Jugo ist mein bester Freund und arbeitet im sozialen Bereich. Ich berate ihn bei den Kapitalerträgen, um meinen Landsleuten und allen Menschen auf die Beine zu helfen, wenn sie gefallen sind. Gott sei Ehre in der Höhe.“ Natürlich lässt er unerwähnt, das er sie erst zum, in die Knie gehen bringt. Aber, was sind schon ein paar zertrümmerte Kniescheiben und ein paar fehlende Zähne, wenn man das große Ganze sieht. Das war bei Gott ja auch so. Der hat bei der großen Sintflut den Hauptteil der Menschen und der Tiere absaufen lassen und mit dem Rest die Erde neu bevölkert. Das war schlau. Denn im Großen und Ganzen traute sich jetzt keiner mehr, auch nur Piep zu sagen. Und, weil der Bogdan sehr gläubig ist, weiß der natürlich, das alles was in der Bibel steht Einhundert prozentig wahr ist. Und, weil das so ist, glaubt er auch an Gerechtigkeit und das ihm bestimmte Sachen einfach zustehen. Und da ist es ihm ganz wichtig in seinem eigenen Benz, persönlich, seine Sozialhilfe abzuholen, weil er meint: „Gewisse Dinge kann man keinem Anderen anvertrauen, da muss man selbst ran.“ Die Villa am Rande der Stadt, bewohnt er mit seiner Frau, der Slotschka. Die ist rund und gesund. Jede Erkältung zieht an ihr, wie ein Fliederbusch vorüber und landet beim Bogdan. Der leidet dann, wie ein Hund und jault drei Tage den Mond an. Seine Frau kocht dann Hühnersuppe, die sie am Kiosk kauft. Kochen kann die Slotschka nicht. Das ist auf der einen Seite schade, weil der Bogdan dadurch schon 30 Kilo abgenommen hat. Auf der anderen Seite wiegt er immer noch Einhundertdreiundvierzig Kilo. Also muss sich keiner Sorgen machen. Die Slotschka hat fünf erwachsene Kinder: Flavo 18 185 A Besitzt nur fünf Finger. Trägt gern Holzschuhe. Rako 19 186 A Besitzt Aktien. Trägt gern Handschuhe Nako 20 187 A Besitzt ein Haarteil. Trägt gern Leopard. Lako 21 188 A Besitzt Gummipuppe. Trägt gern Pumps. Bernd 22 189 A/B Besitzt eine 45er. Trägt gern Skalps. Ihre fünf Söhne haben die platte Nase der Mutter, die Bauernschläue und Skrupellosigkeit des Vaters geerbt. Gute Voraussetzungen für eine kriminelle Karriere in der Wintergasse. Der Glasaugen Schorsch meint, das das alles böse enden wird. Darauf verwettet er seinen linken Hoden. Ich würde niemals meine Kronjuwelen in die Waagschale des Glücks werfen. Niemals. Jedenfalls. Früher war unsere Straße ein beschaulicher Ort, mit netten Omas, die auf ihren dicken Kissen am offenen Fenster saßen und auf einen Klönschnack mit den Nachbarn warteten. Kinder die auf sauberen Spielplätzen Cowboy und Indianer spielten. Mädchen, auf Decken die Oblaten tauschten. Alte Herren, die ihre Hunde spazieren führten. Sommer, die Sommer waren und Winter die massenhaft Schnee brachten. Auch am heiligen Abend. Und auch, wenn wir nicht mehr an den Weihnachtsmann, oder Gott oder Woolworth glaubten, kamen wir doch in eine aufregende, glimmernde Stimmung, die uns im Herzen froh machte. Und wir freuten uns, am 24., auf drei Tage ohne Gemecker von den Eltern und das halbe Hähnchen von Karstadt. Dazu gab es selbstgemachten Kartoffelsalat von Muttern und schlaue, witzige Sprüche von Vattern. Wir sangen Weihnachtslieder und besuchten meine schwerhörige Oma im Altersheim. Die war sechsundneunzig und nörgelte die ganze Zeit über das Essen. Die hörte immer das Getrappel von Ameisen in ihrem Zimmer und nervte alle mit ihrem lauten Organ, weil sie glaubte, alle Anderen wären auch taub. Am 26., im letzten Jahr, saß sie geschrumpft in ihrem Sessel und sagte: „Ich höre wieder die Ameisen. Die holen mich bald. Heim ins Reich.“ Ich weiß bis heute nicht, was sie damit meinte, aber am nächsten Tag war sie tot. Auf ihrem Nachtschränkchen stand ein Bild von ihr in Mädchentracht, des BDM – Bund deutscher Mädel. Der wurde 1930 gegründet, um die Mädchen auf die Nazis einzuschwören. Genau wie die Hitlerjugend. Meine Oma hieß Jutta Rüdiger und hat es wohl in den 50ern ganz schön wild getrieben. Das wurde immer auf den Festen untereinander getuschelt. Auch, das der Hitler heutzutage ganz schön viel aufzuräumen hätte. Mit dem Gesocks und so. Und wir uns dann nicht mehr für die Lügen entschuldigen müssten. Wegen der Juden. Merkwürdig! Wo sind denn die sechs Milionen Juden abgeblieben, wenn die Nazis sie nicht umgebracht haben? Tasmanien? Usbekistan? Woolwort? Ich habe mal nachgeschaut: Eine Lüge ist eine falsche Aussage, die bewusst gemacht wird, um jemanden zu täuschen. Tja. Im Grunde sind wir wohl alle Lügner. Auf die eine oder andere Weise. Es gibt im Nebenhaus eine Familie, die wir alle nur die -Besoffkis- nennen. Eine Mutter. Zwei Söhne, elf und vierzehn. Eine Tochter sieben. Die haben eine rote Hakenkreuzfahne aus dem Fenster hängen und schreien ihre Parolen. Das nervt. Die glauben Hitler ist sowas wie Gott oder der Weihnachtsmann oder Zorro. Aber die vergessen, das wir alle nur Abschaum sind und der Hitler uns sicher in eins seiner Konzentrationslager geschickt und ausgeweidet hätte. Eigentlich ist das alles zum Lachen. Nur, das einem das Lachen im Halse stecken bleibt und man daran erstickt. Jedenfalls. Am Sonntag gingen wir in die Kirche und meine Mum ließ die Kollekte mitgehen. Sie meinte, der Glaube sei in allen Christen so stark, das sie verstehen würden, wenn unsere Familie sich davon ein bisschen Dope kaufen würde. Jesus hätte ja auch kein Geld gehabt und die Wucherer aus den Gotteshäusern vertrieben. Am Abend schien ein großer Stern am Himmel. Ich stellte mir vor, das es der Stern von Bethlehem war und ein neuer Jesus geboren wurde, weil der alte Jesus ja schon vor 2000 Jahren ans Kreuz genagelt wurde. Das machte mich ziemlich glücklich und hoffnungsvoll, weil die Zeiten in denen wir jetzt leben, ja alles andere als rosig sind. Der Pastor meinte, das die Jutta Rüdiger, meine Oma, ein ganz toller Mensch gewesen wäre und alle sie geliebt hätten. Das sie eine ekelhafte Tratschtante und glühende Verehrerin des Nationalsozialismus war, kam nicht zur Sprache. Auch, das sie persönlich für das erhängen der Judenkinder in ihrem Viertel sorgte fiel unter den Tisch. Wir brauchen wohl die Lügen, weil wir sonst alle Menschen hassen würden. Aber Wenn ich so zurückdenke, hatte ich eine glückliche, Sonnendurchflutete Kindheit. Regelmäßig etwas zu essen. Kleidung. Schuhe. Und alle zwei Tage etwas hinter die ungewaschenen Löffel. Heute ist alles anders. Die Straßen sind dreckig. Müll und alte Möbel stapeln sich vor den Häusern. Die Briefkästen sind abgerissen und jeder geht mürrisch und tief eingesunken seiner Wege. Nein, dies ist nicht mehr die Straße meiner Kindheit, dies ist ein Ort der Verzweiflung und der Nutzlosigkeit. Fremde Mächte haben sich eingenistet und wir sind unfähig uns dagegen zu wehren. Es ist Sommer. Es ist heiß. Die Hitze lähmt uns. Ich sitze mit Bronco auf dem versifften Spielplatz und qualme eine nach der Anderen. Ich bin gefrustet. Mein Name ist Houston. Das wisst ihr ja schon. Das ist nicht mein richtiger Name. Ich habe ihn mir selbst gegeben. Er wird - Justen – ausgesprochen. Ich bin 16. 173 groß. Blaue Augen. Dunkelblonde Haare. Schlank. 10 Finger. Zehn Zehen. Eine Nase. Zwei Ohren. Eine Neigung zur Melancholie und viel Leidenschaft im Herzen. Der Bronco ist mein bester Freund. Er hält sich für wild und ungezähmt und deshalb meint er, das der Begriff für ein Wildpferd gut zu ihm passt. Sein Vater ist Schlachter und arbeitet bei Woolworth. Ja. Das ist merkwürdig, und den Zusammenhang versteht niemand, nicht mal seine Familie. Es gibt die wildesten Spekulationen darüber. Er soll angeblich eine Zeit lang für das FBI spioniert haben und dann der Mafia beigetreten sein, um für einen gewissen Snorky, den Geldeintreiber zu machen. Sein Dad, so sagt es der Schorsch, ist nicht der richtige Dad von dem Bronco, weil der nämlich in einem Hinterzimmer einer Seilerei, vom KGB geklont wurde, um den deutschen Staat zu unterwandern und wieder einen Zaren zu etablieren. Der würde dann für Wodka sorgen, bis wir alle kotzen müssen und die Romanoffs für Chorknaben halten. Das ist natürlich alles Blödsinn. Denn in Wirklichkeit, und das weiß ich aus sicherer Quelle, ist er ein Alien und kommt vom Planeten 34/167 im Sonnensystem der Jungfrau. Jedenfalls. Der Bronco hat auch alle nötigen Arme, Beine und Finger. Sein Körper gleicht einem Schluck Wasser, das nur mühsam, von einem dünnen Plastikbecher, den er seinen Körper nennt, in Form gehalten wird. Der Bronco ist dick und er hasst es, obwohl er immer sagt, das es ihm egal ist. Sein Doppelkinn versucht er durch einen spärlichen Bartwuchs zu verdecken. Die übergroßen Shirts, Größe XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXL, bestärken nur den Eindruck ausufernder Leibesfülle. Die lustigen Sprüche auf seinen Shirts hat er sich selbst ausgedacht und weil der Bronco einen tollen Geschäftssinn hat, wird er irgendwann viel Geld damit verdienen. Vielleicht nicht Heute oder Morgen, aber bestimmt, wenn die Wale laufen lernen. Hier ein paar Sprüche: Ich bin nicht dick, die Anderen sind zu dünn! Oder Moby Dick war kein Wal, sondern ein Pornostar aus den 80ern. Oder Alle Dünnen sind Titanic! Fett schwimmt oben! Sie tragen allerdings nicht dazu bei, ihn reich und berühmt zu machen. Sein Bild Logo, das auf jedem Shirt drauf ist, ist ein Zigarre paffender Mops in einem riesigen, grünen Ohrensessel. Der Bronco sagt, das ist wichtig, weil... Jeder sich damit identifizieren kann und Paffen gesünder ist als inhalieren und Niemand so geile Ideen, wie er hat. Der Bronco denkt viel nach. Über das Leben und, wie er es verbessern kann. Er hat schon großartige Projekte auf den Weg gebracht: Internet Lover! Der Bronco findet es halt schade, das so viele Menschen einsam sind und noch keiner die tollen Qualitäten von ihm, als großartigster Liebhaber der ganzen Welt erkannt hat. Weil, nämlich, der Bronco übt viel, wenn er alleine ist und da hat er erkannt, das er das auch gut kann. Also, das mit dem Lieben. So hat er auch die Liselotte kennengelernt. Auf einer – Meet&Greet – Plattform: Love and Fuck Das klingt jetzt erst mal anzüglich und vulgär, aber für die Liebe nimmt der Bronco alles in Kauf. Sogar Sex. (Lechz) Die Liselotte ist eine 63 jährige Wienerin aus Tansania. Die ist voll hübsch und wenn die Binden ihrer verpfuschten Hautstraffung abkommen, wird der Bronco auch ihr Gesicht das Erste mal sehen. Er hat im Fernsehen etwas über Love Scamming erfahren. Das sind Liebeslügen im Internet, um den anderen dazu zu bringen Geld zu überweisen und dadurch so reich zu werden, wie der Jugo. Ich hab den Bronco gefragt, ob das nicht ungesetzlich ist? Da meinte er: Ne. Das wär schon ok, weil ja jeder was davon hätte. Er das Geld und die Frauen, seine ganze Liebe. Nützt alles nichts. Wir sind arm, wie Kirchenmäuse. Unsere Eltern sind Looser und leben von staatlichen Zuwendungen und haben verlernt stolz auf sich zu sein. Jeder neue Tag ist, wie der Tag zuvor. Lange schlafen. Glotze. Rauchen, bis die Lungen mit den Spatzen um die Wette pfeifen. Streiten. Bier trinken. Den Staubsauger versetzen. Schmutzige Seemannslieder auf dem Balkon singen und besoffen mit den Nachbarn streiten. Jedenfalls. Jeden Morgen, um 10:00 fährt der Jugo mit dem Fahrrad zum Schinken Fred. Das ist der neue Kiosk Besitzer an der Ecke und holt dreißig Brötchen. Gemischt. Seine große Familie muss schließlich versorgt werden. Die ganzen Kusinen und Tanten und Hunde und Katzen und so, haben es gut bei ihm. Er ist Der Boss. Er sorgt für sie und sie müssen das tun, was er sagt. Er ist in seinem Reich der König. Er ist das Gesetzt. Gehorcht jemand nicht, wird er bestraft. Weigert sich jemand seine Anordnungen auszuführen, wird er bestraft. Seine Organisation ist straff organisiert. Er nennt seinen Clan: Dragon against all odds. Das bedeutet: Piss mir nicht ans Bein, sonst reiße ich dir den Kopf ab. Oder so ähnlich. Die Englisch Stunden bei der Raszikowa, waren zwar aufregend und lehrreich, aber nur, weil sie immer diese engen Röcke und Pullover trug. Schule fand ich langweilig. Ich habe nie verstanden, was der ganze Unterricht mit dem Leben zu tun hat. Naja. Hab erst später gemerkt, das Wissen Macht ist. Jetzt lese ich alles Mögliche und bilde mich so weiter. Von Angorakatze bis Zeppelin. Und das Verrückte ist: Es macht mir Spaß. Der Jugo ist natürlich sonst ein total netter Typ. Bullig. Klein. Unberechenbar. Winzige Fredl Fesel Augen und buschige, wild wuchernde Augenbrauen. Seine Glatze sieht, wie eine blank polierte Bowlingkugel aus und hat auch die gleiche Form. Die Fingerknöchel treten hervor und erinnern mich an die Laufhilfen von Gorillas. Seine dröhnende, keinen Widerspruch duldende, Stimme und die wulstigen, aufgesprungenen Stumpfnasenaffenlippen schnappen bei seinen wüsten Beschimpfungen nach Luft und verbreiten einen todesähnlichen, stinkenden Mundgeruch. Jeden Tag von 12:00 - 15:00 hält er seine Besprechungen ab. Dann sitzt er, wie ein König, auf seinem riesigen Sessel, nimmt Huldigungen, kleine, abgeschnittene Finger von Konkurrenten und die Tageseinnahmen entgegen. Danach zieht er sich in seine Privaträume zurück und haut sich für 5 Minuten aufs Ohr. Nur so, um ein bisschen Frust abzubauen und keinen umzubringen. Danach muss er sich 30 Minuten hinlegen, um zu entspannen. Den Rest des Tages, bis Mitternacht, besucht er seine Geschäftsstellen und schaut nach dem Rechten. Schlägt hier und dort ein paar Fressen ein und überlegt sich neue Strategien. Würde er für die Regierung arbeiten, hätten wir eine florierende Wirtschaft und eine Diktatur. Der Jugo hat sich einen Leitspruch auf die Innenseite der Unterlippe tätowiert: Sei hart und gemein. Und mache NIEMALS Zugeständnisse. Natürlich gibt es auch Widerstand. Wäre ja sonst langweilig. Eine Rockergang. Die Lappen! Ich halte den Namen ja eher für suboptimal. Wenigstens gibt es ein Ausrufezeichen. Der Boss ist ein gewisser Dagobert. Keiner weiß, ob das sein richtiger Name ist. Der ist mit seinen Leuten immer auf einer Harley, inklusive ZWEI Beiwagen, unterwegs. Ist natürlich ein unheimliches Gedränge. Da sitzen dann acht Mann drauf und drin und quetschen sich die Eier ab. Der Dagobert ist lang und dünn. 222. Blutgruppe A. Genau wie die Bogdan Hirnis. Außer Bernd, aber der schlägt sowieso aus der Art. Der Dago, wie er auch in Fachkreisen genannt wird, hat aufgrund einer Vererbung Väterlicherseits keine Brüste. Da kann der, aber echt froh sein, weil sein Onkel aus Berlin Charlottenburg BH Größe 85 C hat. Merkwürdigerweise machte ihn das bei den Bräuten unheimlich beliebt. Aber verheiratet, war der nie. Jedenfalls. Der Dagobert, war die Schusseligkeit in Person. Wenn der Hummer und Austern zubereiten wollte, hat der glatt vergessen, wie das geht. Oder beim Küssen hat der immer den Mund zugelassen. Hat man so was schon gehört? Seine Füße gleichen Schwimmpaddeln. Das ist bei einem Schlauchboot sehr vorteilhaft, aber beim Finden von richtig coolen Motorrad Stiefeln total bescheuert und teuer. Der Glasaugen Schorsch hat mir erzählt, das die Lappen! in so einer Art Geheimorganisation sind. Die ist so geheim, das nicht mal die Lappen! davon wissen. Da gab es offenbar Experimente mit einer speziellen Substanz. Voll gefährlich und voll geheim. Niemand kann etwas Konkretes darüber sagen. Genau gesagt, kann sogar niemand etwas Unkonkretes darüber sagen. Jedenfalls. Die Lappen! haben sich überall eingemischt: Preiserhöhung bei Woolworth. Wer stand am nächsten Tag vor der Tür? Die Lappen! Die roten Gummibärchen, durch Blaue ersetzt. Wer hat den Kiosk boykottiert? Die Lappen! Der Präsident wurde entführt. Wer hat Flyer verteilt? Die Lappen! Der Clan hat sich natürlich total totgelacht über diese Vollidioten. „Das sind Männer, die Erwachsen spielen, aber noch an Mamas Titten nuckeln.“ Die sind laut und kindisch, aber die haben den Hühner Hugo in einer kleinen, schwarzen Pfütze ertränkt. Nur, weil der keinen Aquavit in seinem Kiosk hatte. Zwischen Jugo und den Rockern, war alles im Gleichgewicht. Jeder hat sein eigenes Betätigungsfeld. Bis zu dem Augenblick, als der Dagobert was mit der Ursula anfing. Aus irgendeinem Grund fand der Jugo das gar nicht gut. Der Glasaugen Schorsch hat mir erzählt das die Ursula oft in dem Club Haus von den Lappen! gewesen ist. Erst wollte die Ursula den Dago nur ärgern,aber dann hat sie erkannt, das der richtig tiefsinnige Gespräche führen kann und das der in seinem Leben viel Scheiße erlebt hat und das der in so eine traurige Aura eingehüllt ist. Das kommt bei den Bräuten unheimlich gut an, wenn du so eine verletzliche Seite hast, meint der Schorsch. Und eine richtige Rockergang, war das ja eigentlich auch nicht, sondern mehr so Spako Treffen beim Hühner Hugo. Die haben meistens nur gesabbelt und sich die Birne zu gesoffen, meint der Schorsch. Ich glaub die Ursula und der Dago waren richtig glücklich. Und, wenn das so ist, gibt es immer jemanden, dem das nicht passt. Die sind entweder neidisch oder sehen eine Bedrohung darin. Jedenfalls. Der Jugo hat dann den Bogdan losgeschickt, um da mal Tachless zu reden. Die sollten ein klares Zeichen setzen, wer in dem Viertel das Sagen hat. Der Bogdan hat dann so ein heidnisches Fest gefeiert. Die Wintersonnenwende oder auch Julfest genannt. Die Germanen und Kelten haben das damals ziemlich wild gefeiert und zwar zu Ehrten von Odin. Ihr wisst schon: Gottvater. Wikinger. Thor. Loki. Asgard. Die ganze Bagage hat damals mächtig einen drauf gemacht und der Bogdan hat mit seinen Söhnen das Clubhaus abgefackelt. Dabei hat Dago seine Augenbrauen verloren, weil die bei dem Brand weg geschmorgelt sind und sich nun beständig weigern nachzuwachsen. Da hat der Dago der Ursula bei einem heiligen Schwur geschworen, das er nicht eher ruhen wird, bis die Ehre der Lappen! wieder hergestellt ist. Der Schorsch meint, damit hat der Dago ganz klar gezeigt, wo der Hammer hängt. Beziehungsweise der Lappen! Obwohl ja alle im Umkreis von dreißig Zentimetern nur eins gedacht haben: Die haben nicht alle Lappen beisammen! Und weil der Dago das echt persönlich nimmt, will der jetzt den Dragon Clan vernichten. Er hat es besonders auf den Bogdan und seine fünf Söhne abgesehen. Logisch. Im Rocker Club gibt es gezeichnete Porträts von den Bogdans. Auf dem Plumsklo. „Das ist psychologisch.“ ,sagt der Dago. „Damit die Säcke gleich merken, wie ich von ihnen halte.“ „Es heißt was.“ ,sagt da die Ursula. „Was?“ „Genau.“ „Ich meine, was willst du mir mit WAS sagen?“ ,gibt der Dago ärgerlich von sich. „Es heißt nicht: wie ich von ihnen halt, sondern, WAS ich von ihnen halte.“ „Bist du jetzt auch noch eine Scheiß Lehrerin?“ „Nein. Aber wenn du ein Anführer bist, verhalte dich auch so.“ Da hat der Dago der Ursula eine gepfeffert, aber nur mit dem Handrücken. Die Ursula hat zurückgeschlagen. Das fand der Dago überhaupt nicht gut und hat angefangen sie zu würgen. Am Hals. Naja. Woanders hätte es vermutlich auch keinen Sinn gemacht. Die Sache ging wohl gut aus, weil der Schorsch keine tote Ursula oder einen Eierlosen Dago erwähnt hat. Das mit dem Plumsklo ist besonders im Winter, für die Lappen! nervig, weil man sich da echt die Eier abfriert. Jedenfalls. Der Dagobert hat bei der Bauaufsicht schon den Anschluss an das Wasserwerk beantragt, damit das Elend endlich ein Ende hat. ------------------- Heute ist ein schöner Tag. 1. Mai. Tag der Arbeit. Da haben alle frei. Hat für die Wintergasse aber keine Bedeutung. Denn hier haben ja alle immer frei. Der Bronco, der Silence und ich, hocken so auf gemütlich, auf dem Spielplatz und überlegen, ob wir die Fixernadeln, die zu Hauf hier rumliegen, mal entsorgen sollten. Die Wichser hauen sich hier oft das Gift in die Vene. Kinder spielen schon lange nicht mehr im Sand. Zu dreckig. Zu ekelig. Zu gefährlich. Früher hat sich jeder darüber aufgeregt. Der Oberwachtmeister Ranzel wurde beauftragt für Ordnung zu sorgen, aber der Jugo meinte, das würde nur den Abverkauf stören. Und so blieb alles beim Alten. Eine Zeit lang sprachen die Anwohner noch darüber, doch dann kam ein Vorfall im Chemiewerk dazwischen. Wir werden wohl in ein paar Jahren alle Hautausschlag und Nierenversagen bekommen. Dann wäre eine Abfindung schön, aber das bekommen nur die Reichen, damit die sich noch zusätzlich ein Schloss am Wörthersee leisten können. Jedenfalls. Die Zigaretten gehen uns aus und wir hocken die ganze Zeit gefrustet auf den Bänken und warten, das irgendwas passiert: Das der Himmel einstürzt. Oder Jesus aufersteht. Oder die Ursula vorbeischlendert und jeden von uns zum Eis einlädt. Aber es passiert rein gar nichts. Plötzlich reicht es dem Silence und er sagt: „Das nervt total!“ „Aber Hallo!“ ,pflichtet ihm Bronco bei. „Wir könnten alle in den grünen Eimer da werfen.“ ,gebe ich meinen Senf dazu. „Ich fass die nicht an. Nachher bekomme ich noch die Vogelgrippe oder Rinderwahnsinn oder Titten, wie der Onkel von Dings. Und dann?“ ,sagt Silence. „Ja. Vogelgrippe ist Scheiße. Du weißt auch nicht, wie du den Hustensaft ins Federvieh bekommen sollst, damit es denen wieder gut gut. Wegen Grippe und so.“ ,meint Bronco. Da mich das Grundlagenwissen von Bronco begeistert pflichte ich ihm bei und konstruiere aus zwei Stöcken einen Greifer und beginne die Spritzen einzusammeln. Meine Kumpels finden das richtig geil und bauen sich auch welche. Nach einer halben Stunde haben wir alle entsorgt. Das ist schon mal gut, aber jetzt erkennen wir, wie schäbig der Spielplatz aussieht. Die Kette der Schaukel ist gerissen. Das Holz des Klettergerüsts an vielen Stellen gesplittert. Einige Latten haben sich gelöst und so weiter und so fort. Da wir alle einige Monate eine Ausbildung in diversen Jobs genossen haben, wissen wir im Grunde was zu tun ist. Als erstes klauen wir Werkzeug. Dann klauen wir Holz und Schrauben. Und dann klauen wir einen Erste Hilfe Koffer. Man weiß ja nie. Der Silence hat mal drei Monate eine Ausbildung, als Schreiner gemacht. Er fand die Arbeit auch ganz gut, aber weil sein Chef so ein Hirni war, immer nur genörgelt und seine Arbeit schlecht gemacht hat, wurde ihm das eines Tages zu viel. Und, als dann der Heinrich, sein Chef, sagte, er sei ein vollkommener Idiot, weil er den Unterschied zwischen Panhead-, Linsen und Sechskantkopf Schrauben nicht wusste schmiss der Silence ihm viertausend Kreutzschlitz-Spax-Holzschrauben vor die Füße und soff sich bei Fred, am Kiosk einen an, bis die Polizei kam und er nach Hause gefahren wurde. Zu Hause war dann natürlich dicke Luft. Was wohl die Leute sagen, wenn er mit dem Polizei Auto nach Hause gefahren wird und wieso er kein Bier mitgebracht hätte, obwohl ja klar war, das es alle ist. Und ob er nicht wüsste, das die Bullen alle Schweine sind? Da fragt der Silence seine Rabeneltern, ob ihnen die Feuerwehr lieber gewesen wäre? Sein Dad sagte, wenn schon, dann Krankenwagen, denn dann hätte man wenigstens jemanden verklagen können. Aber so? Wie viele andere Kinder auf dieser großen, weiten, einsamen Welt glaubte er auch das seine Eltern nicht seine richtigen Eltern waren, sondern das sie ihn irgendwo gestohlen haben. Mit acht malte er sich aus, wie er bei den Windsors in einem Schloss lebte und jeden Tag Entenbrust zu essen bekam. Er hatte goldene Kleider und Diamanten besetzte Teddybären. Sein Leben hätte ein ewiger Reigen großartiger Erlebnisse sein können. Aber nein, er lebte in der Wintergasse und musste jeden gottverdammten Tag um sein Überleben kämpfen. Schön wäre es gewesen, wenn es einfach mal einfach gewesen wäre. Gemeinsam am Frühstückstisch. Ein Lächeln. Ein liebes Wort. Cornflakes mit Milch. Jedenfalls. Der Silence kennt sich gut aus. Seine riesigen Hände und seine schiere Muskelkraft sind in der Lage schwere Dinge zu heben und zu bewegen. Das hat er immer bei der Katrin bewiesen. Seiner Freundin aus Kindertagen. Die Katrin war kein Federgewicht. Im Gegenteil. Aber sie sah Klasse aus und schien an den richtigen Stellen die richtigen Polsterungen zu haben. Konnte man immer schlecht sehen, wegen der Pullover in Übergröße. Hatte die gar nicht nötig. Aber es gab natürlich immer ein paar Spacken, die sie wegen der paar Kilo niedergemacht haben. Der Silence ist ein exzellenter Schwimmer und ein Sport Ass. Erinnert mich immer an Raimund Harmsdorf, der hat früher den Seewolf, in meiner Lieblingsserie aus den 70ern gespielt. Der konnte mit bloßen Händen eine ungekochte Kartoffel zerdrücken. Genauso ist der Silence auch. Stark, wie ein Bär und sanft, wie ein Lamm. Erinnert mich an Jesus, Ostern und den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Also der Jesus wurde ja ermordet, weil der mit den Pharisäern nicht so gut konnte. Das war damals eine religiöse Elite, die ihre Macht unter allen Umständen behalten wollten. Deshalb haben die ihn bei den Römern angeschwärzt. Der Jesus wird oft als Lamm dargestellt, weil das Reinheit und Opferbereitschaft symbolisiert. Zu Ostern ist er dann auferstanden und da haben die Jünger dann erst mal richtig abgerockt. Also Glühwein, bis zum Abwinken und rum knutschen mit Maria Magdalena. Die war nämlich total froh das Jesus wieder da war, um nochmal richtig auf den Putz zu hauen. Viele haben ja vergessen, das die Maria damals eine richtig heiße Braut gewesen ist, auf die alle total scharf waren. Sogar der Judas. Der hat ja am Ende dreißig Silberlinge erhalten, weil er Jesus verraten hat. Aber mit der Maria ist er trotzdem nicht zusammen gekommen. Logisch. Weil ja die Frauen damals schon viel schlauer, als die Männer, waren. Der Judas hat seine Tat bereut und das Geld zurückgegeben und sich erhängt. Das half dem Jesus aber nicht weiter, denn der hing mit Dornenkrone, Lendenschurz und Nägeln in den Händen am Holzkreuz. Tja. Jetzt kann man natürlich fragen wieso sein Dad, also Gott, ihn nicht aus der Scheiße raus gehauen hat? Ich stelle mir das so vor: Eintausenddreihundert Jahr zuvor sind die Israeliten vor den Ägyptern geflohen, weil Moses die Schnauze, von den ganzen Bevormundungen voll hatte. So wie der Silence. Der Moses konnte ein paar tolle Zauberstücke. Er hat das Meer geteilt und Brot vom Himmel regnen lassen und Gott dazu gebracht die zehn Gebote in Steintafeln auf die Erde zu schicken. Der Moses muss ein starker Kerl gewesen sein, weil der ja diese verdammt schweren Tafel immer mit sich rum geschleppt hat. Damals war Gott noch gut drauf und hat den Menschen geholfen. Warum hat er dann später seinen Sohn in den Tod geschickt? Lebendig wär der doch viel wirksamer gewesen. Oder war das, weil so ein Märtyrer mehr Eindruck hinterlässt, als ein Wohltäter? Auf jeden Fall bringt mich das Ganze wieder zurück zu den Eltern vom Silence, denn die haben sich auch nie um ihre Kinder gekümmert. Meine Freunde und ich stimmen darüber überein, das es besser ist zu handeln, anstatt immer nur von einer besseren Welt zu labern. Wenn ich nochmal auf die Welt komme, dann nur, als Küchenschabe. Du brauchst dich um nichts zu kümmern. Du lebst so in den Tag hinein. Kannst ausschlafen. Achtest auf große Schabenklatschen, die dich erledigen wollen und ernährst dich von dem was den Typen aus dem Mund fällt. Nachts, wenn alle pennen, ziehst du um die Häuser und schäkerst mit ein paar Schnecken. Und, wenn du wirklich mal eine Entscheidung treffen musst, kann die niemals falsch sein. Weil, als Schabe kannst du überall leben. Selbst nach einem Atomkrieg sind wir die einzigen Überlebenden. Jedenfalls. Der Bronco hat eine Säge dabei und bringt die Latten auf die richtige Länge für das Baumhaus und sagt, so aus dem Bauch heraus: „Die Lappen brauchen Latten, um die Pappen an die Wand zu tacken.“ Wir lachen uns scheckig, während der Wind auffrischt und unsere Frisuren durcheinander wirbelt. Zeit für eine Pause. Da wir uns auf einer Baustelle befinden, lassen wir die Korken knallen und knacken ein paar Holsten. Lecker. Wegen der Sicherheit beschränken wir uns auf 15 Dosen. 0,5. Danach können wir allerdings nicht mehr geradeaus gucken und machen für heute Schicht im Schacht. Das Werkzeug und die Nägel nehmen wir mit nach Hause. Wegen der Kinder und der Diebe. „Das mit den Spritzen ist echt Scheiße. Was ist nur mit diesem Viertel passiert? Früher haben wir hier in der Sandkiste gespielt.“ ,spricht Silence in den Wind. „Die Umstände.“ ,erkläre ich. „Was soll das heißen?“ „Ich seh das so: Jugo ist der König. Bogdan sein Kriegsminister und seine Söhne sind die Generäle.“ ,meint der Bronco. „Furcht und Gewalt.“ ,doziere ich. „Hab ich kein Bock mehr drauf.“ ,erklärt Silence. „Alter du bist besoffen und hast den Durchblick verloren.“ ,sagt Bronco „Ich hab die Dinge noch nie so klar gesehen.“ Wir schauen uns an und blicken uns direkt in Herz. „Wir sind die vier Musketiere. Nur eben zu dritt.“ ,sage ich „Dumas hat genau gewusst worauf es ankommt. Man muss für seine Überzeugungen einstehen. Sich zur Wehr setzen.“ ,erklärt der Silence „Und immer für kühle Getränke sorgen.“ ,beteiligt sich der Bronco. „Was die Sibille wohl gerade macht?“ ,spreche ich nachdenklich. „In dem Buch von Dumas gibt es eine Lady Winter, ob das die Bille ist? „Sie hasst es, wenn man sie Bille nennt, aber ich finde das schön.“ ,meine ich. Schweigen. „Morgen bauen wir den Spielplatz wieder auf und holen uns ein Stück Leben zurück.“ ,rufe ich heldenhaft in die weite des leeren Raums. „Einer für alle...“ ,sagt der Silence. „...und alle für Einen.“ ,vollenden wir den Satz. Wir klopfen uns auf die Schulter und lachen und sind das erste Mal, seit langer, langer Zeit glücklich. Ich bin Houston. Ein zu kurz geratener Riese. Ein Träumer. Gedichteschreiber. Schönredner. Mädchenversteher. Liebling der Mütter. Ein Zwischendrin. Ein Möchtegern und Zweifler. Liebenswert. Dumm. Klug. Mensch. Manchmal möchte ich einfach nur weg. Fort von diesem ganzen Mist. Weg von dem Elend. Dann male ich mir ein neues Bild. Regenbogen, die in den Augen der Kinder leuchten. Farben, die klar und leuchtend in ihrem Blick zu erkennen sind. Hier ist alles stumpf und tot. Der Bronco rempelt mich lachend an und meint, das die Ursula eine geile Schnalle ist. Die Ursula ist sexy. Alle Jungs reden von ihrem Körper und wie geil das ist da drauf zu liegen. Ich finde das ekelhaft. Auch, wenn die Ursula eine Schlampe ist, darf man doch nicht so von Menschen reden. Und was soll das überhaupt heißen: Schlampe? Ist das, weil die Anderen eifersüchtig sind, weil sie nicht ran dürfen? Oder, weil irgendjemand ein Gerücht in die Welt gesetzt hat, das sich nun verselbstständig hat? Warum machen wer die Menschen kleiner, als sie sind? Nur, damit wir selbst größer erscheinen? Die Ursula guckt manchmal so traurig, das es mir in der Seele weh tut. Aber zeigen darf ich das nicht. Zu weich zu sein, heißt zu verlieren in einer Welt voller Tölpel. ----------------- Ein schöner Tag. Mein Schädel brummt. Wir rauchen erst mal eine Lucky. Es ist zehn Uhr morgens. Da drehe ich mich normalerweise noch mal um. Seit zwei Stunden sind wir am Schaffen. Erst haben wir wieder die Spritzen beseitigt und einen Fisch, so nennen wir die Süchtigen, verprügelt. Wir wollen ein Zeichen setzen. Dieses Gebiet ist tabu für Kokser und Fixer und Wichser. Dieses Gebiet ist eine Enklave. Ich habe extra nachgeschaut. Eine Enklave ist ein Gebiet das komplett von einem anderen Staat eingeschlossen ist. Zum Beispiel das gallische Dorf in dem Asterix und Obelix wohnen oder die DDR. Jedenfalls. Ich muss wieder an die Bille und die Ursula denken und das ich noch nie mit einem Mädchen geschlafen habe. Alle anderen schon. Natürlich. Aber, ob es wahr ist, weiß ich nicht. Keiner gibt gern zu, das er ein Looser ist. „Jetzt lass mal durchstarten. Mir geht das alles auf den Sack. Ich will für die Kids was auf die Beine stellen.“ ,rufe ich, um von meinen blöden Gedanken wegzukommen. Wir knien uns voll rein und kriegen gar nicht mit, das Bogdan und seine fünf Söhne auf einmal vor uns stehen. Sie machen auf Marvel Comic Figuren mit so coolen Heldenposen. Nur sind die Spacken in ihren Alltagsklamotten nicht wirklich cool, sondern nur lächerlich. Der Bogdan hat einen großen, weißen Panamahut auf und pfeift ein altes jugoslawisches Volkslied das keiner kennt. Es ist trotzdem schön, auch wenn der Bogdan ein Arsch und gemeiner Hund ist, hat er einen Sinn für Melodie und Melancholie. Flavo, sein Ältester, ist mit seiner liederlichen Erscheinung und seinem rotzigen Benehmen genau der Richtige für den ersten Zug: „So. Ihr seid hier also die Müllentwerter. Mein Onkel war früher Tierentsorger. Er hat die ganzen streunenden Hunde im Bezirk gefangen, umgebracht und anschließend in seinem großen Ofen verbrannt.“ „Mein Onkel, Richard Zimmermänn, ist Eisenbahnschaffner in Aschaffenburg.“ ,sagt Bronco und nickt dabei ganz langsam und ganz geheimnisvoll. „Und?“, ,mischt sich der piekfeine Rako ein. Er trägt grundsätzlich eine beige Buntfaltenhose und eine grüne Seidenkrawatte. Seine braunen Wanderschuhe sind spiegelglatt poliert. Naja. Piekfein ist wohl anders, aber sauber ist er allemal. „Wenn der mit seiner Kontrolle beginnt, sucht er so lange, bis er was findet. Und er findet immer was.“ ,fährt der Bronco fort. „Du solltest uns nicht drohen, du kleiner Wichser.“ ,erklärt Nako zischend durch die aufeinander gepressten Zähne. Sein Kaschmir Rollkragen Pullover ist viel zu warm für diese Jahreszeit, aber er ist Mama`s Liebling und dieser Pullover ist ein Geschenk von ihr. Nachts träumt er von ihr unzüchtige Träume. Er ist ein verkorkster, junger Mann, der ohne mit der Wimper zu zucken Ameisen mit der Pinzette die Beine ausreißt. „Wir wollen nicht drohen und keinen verpfeifen. Wir wollen das die Kinder wieder spielen können.“ ,sage ich mit einem Anflug von Bitten und Unterwürfigkeit, obwohl ich das gar nicht will. „Hat euch jemand erlaubt das zu tun? Hat euch jemand dazu aufgefordert?“ ,hören wir die Stimme von Lako, der in seiner sportlichen Erscheinung und den kurzen roten Hosen, eher wie ein Möchtegern Rapper aussieht. Oder wie ein Niemand von der Freiwilligen Feuerwehr. „Keiner hat uns aufgefordert irgendetwas zu tun. Und wir wollen auch keinem auf die Füße treten. Wir wollen die Eltern beruhigen, damit die Geschäfte für euch, wie gewohnt weiter laufen können.“ , meint Silence und drückt seine Kippe am Holz aus. „Wisst ihr...“ ,meldet sich Bernd zu Wort. „Ihr kommt mir vor, wie dieser kleine Junge der neunundvierzig Euro im Sand findet und statt sich darüber zu freuen, traurig ist, das ihm ein Euro zu den Fünfzig fehlt. „Bernd...“ ,rufe ich dazwischen. „SCHNAUZE!!! JETZT REDE ICH. Unsere Familie hat für Wohlstand und Ordnung in diesem heruntergekommenen Viertel gesorgt und wir lassen nicht zu, das irgendwelche Möchtegern Weltverbesserer diese Ordnung stören.“ In die folgende Pause hinein, fällt ein Eichhörnchen vom Baum und bricht sich die Pfote. Jugo hebt es liebevoll auf und wickelt es in seinen Seidenschal. „Wir kümmern uns um die Familie. So oder so. Manche Dinge sind lebenswert. Andere erfüllen ihren Zweck. Und wieder Andere sind einfach nur eine Belastung. Der Unterschied zwischen erfolgreich und nutzlos sind Entscheidungen, die man bereit ist zu treffen und auszuführen.“ Mit einer kurzen Bewegung seines Daumens bricht er dem Eichhörnchen das Genick und wirft es samt Schal in den Mülleimer. Dann steigen alle in ihre teuren Autos und brausen davon. „Der Bernd wurde als Säugling vor ihrer Tür abgelegt. Der ist auch von Jugo, aber von einer anderen Frau. Alle nennen ihn Wechselbalg, weil er ein Dämon ist der ihnen untergeschoben wurde.“ ,flüstert Bronco. „Du liest zu viele Schauergeschichten.“ ,sagt Silence. „Unser ganzes Leben, ist eine Schauergeschichte.“ ,füge ich hinzu. ----------------- Die Sibille föhnt ihr seidiges Haar. Sie ist in ihrem Zimmer. Ein Mädchenzimmer. Rosa Wände. Plüschtiere auf ihrem Bett. Ein Poster von Jon Bon Jovi an der Decke darüber. Ihr großer Schminktisch ist gefüllt mit den Dingen ihres glamourösen Lebens: Falsche Wimpern. Tusche dafür. Pads. Lidschatten. Tagescreme. Primer. Puder. Concealer. Foundation. Rouge. Highlighter. Holzkohle. Malachit.Bleiweiß. Asbest. Bei den letzten Dingen bin ich mir nicht sicher. Da der Willi unser Dorftrottel und Spanner ist, hockt er im gegenüberliegenden Baum und beobachtet die Sibilli. Dabei ist er schon dreimal heruntergefallen und hat sich den Arm gebrochen. Der steht jetzt schräg von seinem Körper ab. Wie so ein verdorrter Ast aus einer alten, toten Eiche. Der Willi hat ganz helle, blonde Haare mit einem Seitenscheitel. Er hat es hinten und an den Seiten ausrasiert. Seine schwarzen Springerstiefel und die Armeehose runden das Bild eines waschechten Neo-Nazis ab. Die durchdringenden, blauen Augen vom Willi haben diesen gewissen, wahnsinnigen Charme eines Serienmörders. Früher wollte er immer Präsident der Vereinigten Staaten werden. Aber als ihm jemand sagte, das dieses Amt schon von einem Schwarzen besudelt wurde verabschiedete er sich von dieser Idee und wurde Berufsspanner. Das kam jetzt bei den Anderen nicht so gut an und er wurde oft von Udo Horn verprügelt. Denn, wie alle in unserem Viertel, war er in Sibille verliebt. Da der Udo von allen nur Hornochse genannt wurde, ist wohl allen klar das auch dieser Seitenstrang dieser Geschichte in den Untergang führen muss. Genauso, wie das Ende von Adolf. Die Bille mag weder den Willi, noch den Adolf und außerdem interessiert sie sich nur für ihr Instergram-Account und die neuen Fingernägel von Flexa-Form. Der Willi existiert für die Bille gar nicht. Der Willi ist ein Schnupfen, oder ein Ebola Virus. Etwas, was die Bille auf keinen Fall haben will. Der Udo ist der zweieiige Bruder vom Willi. Der Udo ist Neo-Kommunist. Klingt erst mal komisch. Ist es aber nicht. Denn der Udo meint, das der Stalin in Wirklichkeit ein ganz dufter Typ war, dem alle nur so blöde Sachen nachgesagt haben. Und der Lenin, sein Kumpel aus der Oktoberrevolution 1917, hatte echt üblen Mundgeruch und musste deshalb auch immer auf der unbequemen Couch schlafen. Seine Frau, die Nadeschda Konstantinowna Krupskaja hat den Lenin immer angemeckert, wenn der in der guten Stube geraucht und die Erschießungskommandos zum Umtrunk mitgebracht hat. Der Trotzki, war ja auch ein Freund vom Lenin, aber nicht vom Stalin. Deshalb hat der ihm den Kopf in Mexiko mit einem Eispickel einschlagen lassen. Aber sonst, war der Stalin ein ganz dufter Typ. Ein ganz Dufter. Jedenfalls. Ich hasse den Willi und den Udo und alle Anderen, denn ich bin der Einzige der nicht nur den heißen Körper der Sibilli liebt, sondern auch ihren Charakter. Und wenn ich mich bald traue sie anzusprechen, wird sie auch meinen lieben. Körper und Charakter! Zwei Dinge, die ich an einem Mädchen schätze. Manche hams für viele, manche nur für sich. Da lob ich mir die Bille, die hat es nur für mich. Ja. Schön wär`s. Mich guckt die Bille auch nie an. Ich bin nur ein Fensterglas. Manchmal, wenn ich Zuhause sitze und die Regentropfen zähle, wünsche ich mich in einen anderen Körper, um bei der Bille Eindruck zu schinden: Robert Redford. Brad Pitt. Peter Alexander. Daniel Day-Lewis. James Dean. Marlon Brando. Black Panther. Leonardo Di Caprio. Bucky Barnes. Daredevil. Da das nie passieren wird, schreibe ich weiter und weine in mein Bierglas. Ich mache nur Spaß. Ich habe kein Bierglas. ------------------ Wir sind ziemlich am Ende und mutlos. Wieder ein Traum, den diese Arschlöcher in den Boden gestampft haben. Eine Enttäuschung mehr. Für mich. Für uns. Für die Kinder. Scheiße. Wir stehen hinter dem Club Haus der Lappen! und killen eine Dose nach der Anderen. Wir rauchen wie die Schlote in der Gummifabrik, in der sich die Arbeiter, für ein paar Kröten die Rücken krumm schuften. Dann ist alles Alle. Kein Bier mehr. Keine Zigaretten. Keine Hoffnung. Scheiße. „Ich besorg was.“ ,meint Bronco und zückt den Schraubenzieher. Wir nicken nur und gucken in eine andere Richtung. Da wo eigentlich die Sonne sein sollte, aber jetzt nur Wolken sind. Schwere düstere Wolken. Das nennt man wohl Metapher. Scheiß egal. Ich bin so müde und mutlos, das es weh tut. Plötzlich geht die Tür auf und Dagobert erscheint. Er schaut ganz irre in die Gegend. So, als will er jeden Moment einen umbringen. Die Crackpfeife in seiner Hand glüht noch. „Na, ihr Säcke. Ist wohl nichts mit Spielplatz!“ „Halt einfach die Fresse.“ ,murmelt Bronco. Mit einem Sprung ist der Dago bei ihm und packt ihm am Hals. Instinktiv rammt ihm der Bronco den Schraubenzieher ins Bein. Der Dago merkt das nicht mal. Nur mit Mühe können wir ihn davon abringen ihn umzubringen. Schwer atmend hocken wir alle im Dreck und Silence schmeißt `ne Runde Lucky`s. Dago fischt aus der Hosentasdche einen Flachmann. Schmeckt wie warme Büffelpisse. Ekelhaft. Der Alk bringt uns wieder auf die Beine. Der Dago zieht sich den blutigen Schraubenzieher selbst aus dem Oberschenkel und verklebt die Wunde mit einem breitem Klebeband. Dabei verzieht er keine Miene und ich denke an John Wayne, der ja ein amerikanischer Cowboy war, und Mexikaner nicht ausstehen konnte. „Panzertape. Beste wo gibt.“ ,meint der Dago. „Mein Opa, war bei der SS.“ ,steuert der Bronco bei. „Mein Opa, war bei der Heilsarmee.“ ,grinse ich. „Mein Opa ist in Vietnam erstochen wurden.“ haut der Silence raus. „Echt?“ ,fragt der Bronco. „Ja. Direkt da unten, beim Chinesen Mann. In der - Spelunke zur alten Unke. - Vor zehn Jahren.“ „Scheiße.“ ,sage ich mitfühlend. „Ist nicht schade drum. Er war ein Schweinehund hat kleinen Kindern den Schnuller geklaut und meinen Dad in den Knast gebracht.“ Ich bin schockiert, wie selbstverständlich er das sagt, lasse mir aber nichts anmerken, sondern nicke nur. „So ihr Lutscher habt ihr jetzt eure Familiengeschichte durch? Wir müssen was besprechen.“ „Meine Oma hatte übersinnliche Fähigkeiten und konnte, nur durch besprechen, Warzen verschwinden lassen.“ ,dringt der Bronco in unsere Gehörgänge vor. „Meine Oma hatte einen Gemüseladen in Bombay.“ ,sage ich. „Meine Oma.......“ ,setzt der Silence an. „Jetzt haltet doch mal eure Fresse!“ ,schreit der Dago. Sofort halten wir unsere Fresse, denn wir haben gemerkt, das der Dago voll auf Zinne und außerdem doch keine Lusche ist, sondern ein wirklich harter Knochen. Und die ganzen Geschichten, die wir über seine Gang kennen sind offensichtlich gelogen. Da ich das alles ganz schön despotisch und extravagant finde, denke ich an Nero: Nero ist 37 nach Christi gestorben. Nero soll ja ein Wahnsinniger und Künstler gewesen zu sein. Ich weiß nicht, wo da der Unterschied ist. Irgendeiner aus seiner Verwandtschaft hat gesagt, er habe Rom selbst angezündet, um mehr Platz für seinen Palast zu schaffen. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber er half der Bevölkerung, nachdem ein Großteil niedergebrannt war. Er stand drauf in Frauenkleidern aufzutreten und der Mob liebte es. Hab ich gelesen. Mit Mob ist nicht das Ding zum Wischen gemeint, sondern die Bevölkerung. Nero baute Rom wieder auf und schaffte Sicherheiten, um einem weiteren Brand entgegenzuwirken. Er baute sich selbst ein paar neuen, luxuriöse Bäder und schaffte so neue Arbeitsplätze. War er nun ein Tyrann oder ein Wohltäter? Ehrlich. Ich weiß es nicht. Seine Stimme hallt auch jetzt manchmal, in stillen Nächten, durch die dunklen Gassen der römischen Sadt. Jedenfalls. „Gott erschuf die Welt in sechs Tagen und wir werden diesen Scheiß Kinderspielplatz in sechs Stunden auf Vordermann bringen.“ ,sage ich. „Endlich kommt mal ein bisschen Schwung in die Sache.“ ,pflichtet der Dago mir zu und blutet fürchterlich aus dem Oberschenkel. „Vielleicht kann ich nach dieser Heldentat, auch bei der Ursula landen.“ „Wenn du dann noch am Leben bist, können wir darüber reden. Aber jetzt rufe ich meine Jungs zusammen.“ Alles läuft nach Plan. Also bis auf ein paar Ausnahmen: Der Dago lässt sich die Wunde mit einem glühenden Messer ausbrennen, wird ohnmächtig und muss ins Krankenhaus, weil der schon voll blutleer aussieht. Ich klingel bei der Bille und sag ihr, was ich für ein geiler Typ bin, während ich ihr eine rote Rose überreiche. Sie drückt mir den Müllbeutel zwischen die Pfoten und knallt die Tür zu. Läuft! Die Jungs vom Dago versacken in der Schneckenklause und vergessen das wir eigentlich dem Jugo so richtig einen rein drücken wollen. Die Daggi, die mit dieser Geschichte so gar nichts zu tun hat geht mit einem superkurzen gelben Minirock die Straße runter und alle Idioten pfeifen ihr hinterher. Natürlich auch der Willi und der Udo. Daraufhin kriegen die von dem Oberwachtmeister Ranzel so richtig auf die Fresse, weil das nämlich seine Tochter ist. Währenddessen hämmern wir, wie die Bekloppten, die Bretter zusammen und vertreiben zwei Fische die sich grad einen Schuss setzen wollen. Wir schaffen es tatsächlich, den Spielplatz, in sechs Stunden auf Vordermann zu bringen und fühlen uns, wie die drei Weisen aus dem Morgenland. Am nächsten Tag stoßen Dago und seine Markomannen zu uns und wir bilden eine Verteidigungslinie, die aus einem angelegten Biervorrat und Böllern aus dem Jahr zuvor bestehen. „Das erinnert mich voll an Herr der Ringe.“ ,sagt der Bronco. „Mich erinnert das eher an Dumm und Dümmer.“ ,kontert der Silence. „Wir kämpfen bis zum letzten Mann.“ ,sage ich heroisch. „Das sagte Hitler auch zu seinen Soldaten in Stalingrad.“ ,meint der Dago. Wir warten drei Stunden und nichts passiert. Schließlich kommt der Glasaugen Schorsch und sagt die Bille lädt uns alle zum Schlemmen bei der – Spelunke zur alten Unke - ein, weil der Bogdan vom Jugo auf die Fresse bekommen hat und jetzt nicht mehr den Macker machen darf. Da jubeln wir alle und ich gehe noch mal schnell zur Tierhandlung von dem Dr. Grizmek und frag die Ursula, ob sie Lust auf einen Hühnerflügel hat und das ich sie schon lange richtig gut finde, aber immer geglaubt habe, das die Bille die Richtige für mich ist. Sie sagt tatsächlich ja und wir wir schlendern gemeinsam die Straße runter. Als ich ihr sage das ich den Gerüchten nicht glaube, das sie eine Schlampe ist boxt sie mir in den Bauch, das mir die Luft wegbleibt. Ich sage nichts dazu, weil ich merke, das ich jetzt den Job des Dorftrottels habe und weil sie mir direkt danach einen Kuss auf die Wange gibt. Tja. Scheiße Mann. Man muss auch mal Glück haben. Um das Problem Jugo kümmern wir uns dann morgen. Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut. Jedenfalls. Ich glaube das mit der Ursula könnte was Festes werden und der Jugo kann sich die Wintergasse abschminken. Denn es sind neue Sheriffs in der Stadt. Der Bronco. Der Silence. Und ich. Der Houston. Dezember 2021 von Axel Bruss
  16. Müde... Täuschte oft: Bin gut drauf! In Gefühlen ist kein Lauf. Müde Sinne in der Zeit. Will am Gleis aus dem Leid. Hat zum Leben kein Bezug. Aus dem Dunkel kommt der Zug. Bernd Tunn - Tetje
  17. Ein Abklingen im Immerzu-Beginnen Aus dem unveröffentlichten Projekt genannt: Kosmische Märchen. der Gedächtnis – Imprint belebt alte & neue Zeitfenster in den Spektralfarben und darüber hinaus… in sich verschlungene Weltengemeinschaft vom Chamäleon-Charakter seltsam brav – linear vereint im Auf- und Abklingen durch's kongeniale Gespinst nach gedachter & bereits gewirkter Wirklichkeit ein Entwurf scheinbar eine Kluft, deren Zukunft fassungslos geschah zugleich, nie singulär ungleich komplementär zahllose Ereignis-Fenster voller Ein- und Ausgänge auf – und eintauchende Vorgänge Außen – wie Innenwelten die einander reflektieren doch niemals gleiches widerspiegeln eine lebendige Serotonin-Sprache: im wesenlosen Unerträglichen kommunizieren bevor die erste Wachheit verwirklicht - die erste Einheit überall zugleich jede Singularität verflüchtigt aus atemporalem Kokon immaterieller Illusion ins Dasein drängt einer mitgeteilter Raumzeit wo eine sagenhafte Singularität auftaucht erstarrt das komplexe Kontinuum koaguliert der reduzierte Austausch durch eine aus der Zeit getretene Meta-Intelligenz: der Ab-Grund schlechthin an verbrauchter Präsenz! doch was darin soweit abläuft liegt im Frühsinn längst als Fehlerquelle folgt der Ursache: dem Herz der Information andererseits - nur beliebige Manifestation aus der meine geistige Wortwelle ihr wahres Wesen just in dem Moment verlor als ich versucht war, ihren gesamten Gehalt zu lesen traf mich bereits im Zugriff ihre kranke Absicht ein Rückkoppeln immerhin das körperliche Schäden verursacht deren Vorstellung zu reiner Darstellung versagt die Aus = Strahlung erster Trägerwelle zur aufgesogenen Gestaltung doch in unendlicher Wirklichkeit war sie EINE abstrakte Formelhölle: EINE vereinzelte Offenbarung die lineares Spurdenken enthält autistisch inwendig fixiert gleichzeitig als Mono-Kopie ohne Unterschied reduziert auf eine einzige Ereigniskette als sterbliches Universum voller Götter ein verderbliches Unikum kollidierter Raumkörper Lichtbrücken, Zeitlücken oder Abstände der unbestimmten Tiefe fordern Übergänge statt geschlossene Zwänge gleich fundamentalen Gottespropheten: gebremste Evolution innerhalb der Zeit-Schwelle doch weit außerhalb vielfältiger Genesen alles Kontinuierliche hört irgendwie auf unter dem strengen Einfluss beraubt ins Abseits gedrängt, bestimmter Richtung als festgelegte Existenz: die totale Vernichtung! wo atmende Räume allseits expandieren und vereitelte Transitions-Träume überspringen nie wieder über Weichen ohne Unterschied zum ausgeglichenen Nichts ein schwerloses Angleichen das seine Ein=Stellung allein verglich aufgehoben in einer förmlichen Formel deren Zeitraum keine Freiräume übrig ließ: Übergänge in neue ÜBERGANGSFORMEN als wäre Begeistern nicht erlebbar außerhalb dieses vereinnahmenden Prinzips alter Mordmuster zugrunde gelegen so das geringe Abstände schwanden dem Zurücklegen Korrekturen misslangen im Abglanz fataler Folgefehler in die Ehrfurcht hinein brach das Ergriffene ungebrochen und wurde ALL-GEMEIN vereint blind gespiegelt zu identischen Folgen da der Blick zurück, zum Anbeginn haargenau dem EINDEUTIGEN (Nichts) glich wo das Ende des alten Beginns gewiss und der ungewisse Beginn endlich wird hier ereignet sich das chronale Manifest! die unzählige Meta-Bewusstheit kollektiv geballter Vitalenergie gespult zu eigenem Gesetz anders als geplant, bloß reine Eigenzeit die eine neue Wirklichkeit erfüllte eine gleichgültige Verkettung vorbestimmter Umstände enthüllte erkannter Rettung so das die reine Hülse einseitig blieb vollkommen allein zum Nachteil allen mitgeteilten Seins © j.w.waldeck 2016
  18. R.I.P Plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Du warst so voller Lebensfreude. Dein Lachen klang immer aus dem Nachbarzimmer herüber. Das ist das, woran ich mich erinnern werde. Ruhe in Frieden © Elisabetta Monte 27.12.2017 Gewidmet unserer Kollegin, die an Heiligabend 2017 nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist.
  19. Will nicht weinen... In die Trauer rein gelacht. Hat dabei viel nachgedacht. Will nicht weinen wie man soll. Erfüllt sie nur mit tiefem Groll. Wirkt so friedlich in dem Haus. Sie will lieber ganz schnell raus. Eine Hand berührt sie zart. "Auch für Dich ist es hart" Bernd Tunn - Tetje
  20. Um gedeckten Tischen… In der Luft sind sie die Schnellen. Reiten gerne auf den Wellen. Jagen Schiffe wo sie fischen. Kreischen um gedeckten Tischen. Frech sind sie beim Spiel am Strand. Fordern wild von Menschenhand. Bernd Tunn - Tetje
  21. Der goldene Lichtkäfig im Einklang mit den Gesetzen natürlicher Zersetzer verliert der fehlende Antrieb sein Flux-Reflux Prinzip oder ich wäre seins-verströmt wesenlos fiktiv… kein Spiegeluniversum zahlloser Alternativen die allesamt nicht existieren weil haarfein abgewichen von der Stufe ihres Eintritts in ein Raumzeitgedicht im einmaligen Versuch verblieben gläubiger Direktiven innerhalb eines primitiven 2-D Kreises der ihre Zeitfalte einfältig zentriert zwischen wahrem Entfalten vorgespielt scheint alles Rätselhafte zugleich der Ausdruck hoher Technik zu sein soweit ihr Geistprogramm durch zerworfenen Zufall maximale Reichweite ersann außerhalb genormter Klonkreise keine vorgesehene Spannweite bewegen Seelenmaschinen das Licht bestimmter Information sich als Überträger zu erfinden statt stumpfe Abläufe registrieren mutiert, dank aggressiver Viren initiieren Bakterien sprunghafte Kriterien gewaltsam forciert: keine Ode an die Freude – doch mit Freude formuliert! Öffnungen schließen und öffnen sich bewegen Atome hin und her Elemente kollidieren, reagieren lassen hindurch oder werden unzulässig Worte werden weniger oder mehr Meere trocknen oder überwiegen in unendlichen Schichten gestaffelt deren Korridore sich verbergen ersichtlich – ohne Attrappen in schierer Vorstellung gefangen: Blendwerk gar, einstiger Sch…Erben das lernfähige Medium verwandelten Werdens © j.w.waldeck 2017
  22. Gesten... Hand in Hand noch ohne Kuss. Gefühle wollen gern ein Muss. Gesten weil man schüchtern ist, sind blockiert durch Anstandsfrist. Bernd Tunn - Tetje
  23. Irgendwann... Lebend in den Schlaf versenkt. Von nun an ein Gerät ihn lenkt. Jemand sitzt und flüstert zu. Wachsgesicht zeigt stille Ruh` Irgendwann beginnt das Regen. Familie hofft auf ein Segen. Bernd Tunn - Tetje
  24. Die Fahrt nach Utopia Die Wellen schwangen gemächlich hin und her, als ob die See noch schläfrig wär. Ein warmer Wind vom Land strich über ihre Haut, streute Lichtreflexe in die Weite. Mühsam ließ der Alte das Boot zu Wasser, zog beide Segel hoch und hielt das Ruder fest in seiner Hand, nahm Kurs auf jenes Eiland, das Utopia genannt, wo er, befreit vom Jammer, dem Elend dieser Welt, die Ruhe und den Seelenfrieden fände, die er sein Leben lang gesucht, wo Hände liebend ihn empfingen. Doch fern am Horizont wölbte eine dunkle Wand sich immer höher, daraus riesige Wolkenmonster quollen. Die trieben langsam hin zum Land. Die Drohung aufseufzend er verstand, fuhr rasch zurück, um Boot und sich mit letzter Kraft noch vor dem Wüten böser Elemente in sich`ren Schutz zu bringen.
  25. Wombat99

    Traumwelt des Ich´s

    Traumwelt des Ich´s Ich meinte zu ahnen wie es wäre , im Raum der Selbstlosigkeit ohne Grenzen immer wieder bei dir anzuklopfen. Du öffnest mir , ich trete ein und ich kann nur noch staunen , denn ich bin ummantelt von Geborgenheit und Zartheit. Diese Kraft der Anziehung , ich kann es nicht mehr vollbringen sie zu durchbrechen. Spielerisch leicht ist sie und doch so voller Macht. Ich erblicke deine Augen , welche doch nur eine Reflexion meines Ich´s sind . Wenn ich sie ansehe, denke ich an strahlende Sommertage , wir spielten am Wasser , dessen reine Klarheit all meine Tränen von dir auffing, denn es war deine Seele , die dir einst davon schwamm und durch mich nun Flügel zum fliegen bekam. Du streckst deine Hand aus und wenn ich sie berühre , merke ich wie ich auch einen Teil von mir berühre . Es ist der Teil, welcher sich so nach vollkommener Ganzheit sehnte. Selbstlos sind wir , denn wir gehen Stück für Stück von der Auflösung des Ich´s in den Raum der nie endenden Selbstlosigkeit über. Komm, mach weiter so ,denn sonst würde ich an deinen Scherben der Auflösung zerbrechen.
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