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Peripherie des Krieges - Chor (3)


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Die ersten 2 Teile sind hier zu finden:

 

Peripherie des Krieges - Oder die Befreiung der Yarra L. (1)

 

Peripherie des Krieges - Auftakt (2)

 

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Der Innenhof von 12-0-47 lag friedlich, wie betäubt in der prallen Sonne des Nachmittags.

Das Lied war angestimmt, aber noch hatte es die nun blutigen Mauern der Wachstube nicht verlassen.

Ein einsamer Wächter beendete gerade seine Runde, auf dem kleinen Wehrgang der Mauer.

Der Blick auf das fast transparente Implantat, auf seinem Unterarm, ließ ihn leise seufzen.

Denn auch diese Runde hatte fast nichts von der Zeit abgeknabbert, die sein Dienstplan vorsah.

Müde ließ er den Blick über die Wächterquartiere und den Zellentrakt schweifen.

Er griff nach seinen Zigaretten, was eigentlich ein Dienstvergehen war.

Aber hier liefen die Dinge anders und die Vorgesetzten nahmen es meistens selbst nicht so genau und sahen über so manches hinweg, solange man

sonst nicht aus der Reihe tanzte.

 

Das Feuerzeug versagte beim ersten Versuch und noch ehe den zweiten unternehmen konnte, bemerkte er eine Bewegung, am Rande seines Blickfeldes.

Die Tür des Wachhauses öffnete sich und versprach zumindest ein wenig Abwechslung.

Jede kleine Belebung der Szenerie war besser als nichts und vielleicht kam ja sogar ein kurzes Gespräch zustande.

Alles was helfen würde, die Zeit totzuschlagen, kam ihm gerade recht.

Die Tür der Wachstube öffnete sich, in den langsam zur Neige gehenden Tag hinein, aber die Personen, die dann den Hof betraten waren nicht die die er erwartet hatte.

 

Sein Verstand brauchte einen Moment um sich mit der Realität abzugleichen.

Das war keiner von seinen Kameraden, zu diesem oder jenem Auftrag unterwegs, oder einen der Gefangenen im Schlepptau.

Was er sah war so absurd, dass es zunächst keinen Sinn zu ergeben schien.

Aus dem Schatten des Raumes traten 2 junge Frauen auf den Hof.

Sie bewegten sich anmutig, fast katzenhaft und schlenderten über den Hof, als hätten sie alle Zeit der Welt.

 

Ihre schwarzen Gewänder ähnelten Kampfanzügen, allerdings mit weiten Ärmeln und Kapuzen, eher bequem als zweckmäßig.

Dann fiel ihm auf das er sich getäuscht hatte, was die schwarze Farbe anging.

Von manchen Stellen der Kleidung blitze ihm ein fast fröhliches Hellblau entgegen.

Als die beiden Frauen aus dem Schatten traten, lieferten ihre Gesichter die Erklärung.

Es sah aus als wären sie gerade einem Schlachthaus entronnen und dies auch nur mit knapper Not.

Nicht nur die Anzüge, sondern auch die Haare und die Gesichter waren über und über mit Blut besudelt. Und mit anderen Dingen, über deren Beschaffenheit er nicht nachdenken mochte.

Fassungslos starrte er auf das unwirkliche Bild und versuchte darin irgendeinen Sinn zu finden.

Als nächstes fielen ihm die Hände auf, oder besser gesagt die gebogenen Schwerter, die sie darin hielten.

Vor Jahrhunderten erdacht, zu einem einzigen Zweck, ultra modern ausgeführt und absolut tödlich.

 

Die Sonne spiegelte sich in den Klingen wieder, die blitzsauber waren.

Aus irgendeinem Grund stach ihm dieses Detail ins Auge und irritierte ihn noch mehr.

Eines der Mädchen sah zu ihm auf, ihre Blicke trafen sich.

Der Moment schien sich zwischen ihnen auszudehnen.

Ein eisiger Schauer lief über seinen Rücken und einen Augenblick glaubte er, dass sie lächelte.

Was natürlich Einbildung war. Oder nicht?

Diese Überlegung riss ihn dann schließlich aus seiner Lethargie heraus.

Er musste...

Handeln!

 

An jeder der vier Ecken, der Mauer, gab es einen Alarmknopf.

Ihn zu erreichen würde herbeieilende Kameraden bedeuten. Hilfe.

Und gleichzeitig ein Abgeben der Verantwortung, was gut war. Oder?

Letztlich würde es auf einen Händedruck hinauslaufen und auf einen Orden, für denjenigen, der sich im folgenden Tumult am meisten hervortun würde.

Die zweite Möglichkeit bestand darin, selbst etwas zu unternehmen.

Dann winkte womöglich ein Orden für ihn selbst, vielleicht sogar eine Beförderung.

Oder eine Versetzung, was fast noch besser war.

Den Ausschlag gab am Ende die Tatsache, dass keine von den Frauen eine Schusswaffe zu tragen schien.

Und so riss er sein Gewehr von der Schulter. Zeit ein Held zu sein.

Er fühlte sich beschwingt.

 

Training und Reflexe übernahmen.

Mit aller Ruhe die er aufbringen konnte, legte er an und suchte die erste Frau in seinem Zielfernrohr.

Auch das schien die Beiden nicht zu stören, sie ignorierten ihn nun völlig und setzen unbeirrt ihren Weg fort.

In Richtung der Mannschaftsquartiere.

Er verdrängte alle aufkeimende Unsicherheit aus seinen Gedanken und konzentrierte sich.

Sein Zeigefinger krümmte sich um den Abzug und suchte den Druckpunkt.

Jetzt war es fast soweit.

Einatmen. Luft anhalten. Sich vom Schuss überraschen lassen.

So hatte man es ihm beigebracht.. Nur noch ein Stück.

Gleich....

 

Der Pfeil, der seinen Hinterkopf zerschmetterte, war lautlos heran gerauscht.

Schon ein gutes Stück unterwegs, hatte er trotzdem fast nichts von seiner Wucht eingebüßt, die ihm der Schütze mit auf den Weg gegeben hatte.

Der Geist des Wächters wurde so abrupt ausgelöscht, dass keine mehr Zeit zum Begreifen blieb.

Ein schneller Tod, noch im Vorsatz begriffen die Karriereleiter nach oben zu klettern.

 

Das Lied hatte die Wachstube nun verlassen.

Die beiden Engel, die es begonnen hatten, schickten sich an, es in die Mannschaftsquartiere zu tragen.

Und nun hatten ihre Schwestern eingestimmt.

 

Der tote Körper des Wächters blieb im Geländer hängen.

Das Gewehr glitt aus seinen Händen und prallte auf den Hof.

Ein Schuss löste sich daraus und beendete die Trägheit des Nachmittags.

Wenig später brach das Chaos aus.

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Vielen Dank, es freut mich sehr.

Ich hab vorhin gesehen, ich habe die (3) vergessen. Es soll nämlich eine Kurzgeschichte werden und die ersten 2 Akte gibt es hier auch schon. Sollte ich vielleicht mal oben anhängen.

Zuerst hatte ich angenommen, bei diesen Geschichten ist es viel einfacher, weil man viel freier ist. Aber das war wohl ein Irrtum und da lauern ganz andere Sachen.

Mittlerweile bin ich bei (5) aber da stehe ich etwas hilflos vor irgendwelchen Dialogen. Und den ersten Akt müsste ich auch nochmal komplett überarbeiten.

Abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, wie es ausgeht. Ja, diese Kurzgeschichten sind schon viel einfacher.

Aber es macht solchen Spaß!

 

Danke für das Feedback und für das Lesen!

Ich hatte nicht damit gerechnet das es überhaupt jemand tut. Ist aber sowieso erstmal nur für mich und zum üben.

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