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Die Konsumwelt und ich 2


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Hinweis: Ich habe mich bemüht, auf die Nennung von Markennamen zu verzichten. Manchmal ist mir das leider nicht gelungen, man könnte also sagen, dass dieser Text Produktplatzierungen enthält!

 

 

Heute möchte ich euch mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit. Zurück in eine Zeit, in der es kein Internet gab, keine Handys und keine DVDs. Eine Zeit, in der die Telefonzellen noch gelb waren und ausschließlich mit Münzen benutzt werden konnten und Tapeten eine optische Zumutung waren.

Damals gab es noch richtige Sommer und Winter, die Telefone hatten eine Wählscheibe und waren meistens grün, orange oder beige, ebenso wie die Badezimmereinrichtung. Tante Tilly pflegte die Hände schon beim Spülen, mit dem Nachbarn war nicht gut Kirschen essen und Clementine präsentierte sich ganz modern in Latzhose. An den Küchenfliesen klebten Prilblumen, Fußballer starteten auch als Sänger durch, warben am liebsten für Schokolade und Adler schmuggelten Alkohol über die Berge. Unser erster Berufswunsch war "Hustinettenbär", Raucher gingen in die Luft, Bären brachten die Milch für den Kaffee direkt an den Frühstückstisch und unser erstes Bonbon schenkte uns unser Opa, als wir vier waren. Kaugummis waren so groß, dass man sie unter dem Arm tragen musste und nach einem Schluck Cola tanzten Nonnen hinter Milchglas. Eine Zeit, in der wir alle ein bisschen bluna waren.

 

Genau, die Rede ist von den 70ern. Die Zeit nach den Nierentischen und vor Leonardo di Caprio. Eine schöne Zeit!

 

Damals hatten Schokoknusperriegel noch vernünftige Namen und mein Bac war dein Bac. Cowboys ritten rauchend in den Sonnenuntergang und mit Cappy ging die Sonne wieder auf. Hach ja!

 

Gut, es gab auch negatives. Wer erinnert sich nicht mit Schaudern an die gehäkelten Klorollenbezüge und den Wackeldackel, die beide vorzugsweise im Auto hinter dem Rücksitz auf der Ablage präsentiert wurden?! Über die Bananen im Speckmantel will ich gar nicht erst reden und über den Käseigel auch nicht. Bleiben wir lieber bei den schönen Dingen. Also zum Beispiel bei den Süßigkeiten. Damit fing nämlich alles an, auch die Idee zu diesem Beitrag.

 

Vor noch gar nicht allzu langer Zeit spazierte ich frustriert über unseren Weihnachtsmarkt. Frustriert deshalb, weil es mir auch diesmal nicht gelungen war, an einen der vielen Glühweinstände anzudocken. Das Schicksal der kleinen Menschen... Nur eines konnte meine Stimmung jetzt noch bessern: eine große Tüte mit Süßkram. Ich steuerte also den nächsten Stand an, schubste ein paar nervige Kinder zur Seite (das Schicksal kleiner Leute...) und da war es: Kaugummi in der Tube!

 

Plötzlich war es um mich herum Sommer, ich stand in unserem Garten und pappte meinem Cousin gerade eine riesige Ladung eben jenes Kaugummis in die Haare. Im Gegensatz zu einem gewissen anderen Kaugummi, das Blasen machte, ohne zu kleben, klebte dieses sogar ausgesprochen gut. So gut, dass meine Tante schließlich zur Schere greifen musste. Die Dresche, die ich anschließend von meinem Cousin bekam, war zwar nicht so lustig, aber der Blick auf seine Tonsur machte das mehr als wett!

Muss ich erwähnen, dass ich gleich mehrere Kaugummituben kaufte, als ich aus meinen Erinnerungen wieder auftauchte???

Meine Erkenntnis aus diesem Erlebnis: Gutes bleibt!

 

Leider gibt es aber auch den umgekehrten Fall: Gutes verschwindet.

Wo sind die vielen Sachen hin, die meiner Generation noch so vertraut sind? Erinnert ihr euch noch an die Monchichis, diese putzigen Plüschtiere, denen man den Daumen in den Mund stecken konnte? Oder diese Minifernseher mit Guckloch. Schaute man da durch, sah man verschiedene Märchenbilder, durch die man sich klicken konnte. Oder diese Teile, die geformt waren wie eine Eiswaffel, oben hatten die ein Plastiknetz und mit einem Klicker konnte man einen darin liegenden Ball hochschießen und musste den dann versuchen wieder aufzufangen. Damit konnten wir stundenlang spielen!

Viele Spielzeuge, mit denen ich quasi aufgewachsen bin, gibt es heute nicht mehr, wurden unmodern. Aber manches hat überlebt. Die "Kinderpost" gibt es noch, den Kaufmannsladen, wenn auch im Wandel der Zeit modernisiert, das Arztset, die Autorennbahn...

Und manches, finde ich, sollte auch heutzutage wieder eingeführt werden. In meiner Kindheit gab es in den Sparkassen kleine Tische für die Kinder der Kunden. Daran montiert war eine Art Telefonhörer, durch den man einem Märchen lauschen konnte, während die Eltern anstanden und ihre Geldgeschäfte tätigten. Ich glaube, viele Eltern (und Bankangestellte!) von heute wären froh, wenn es das noch gäbe!

 

Andere Modernisierungen sollten aber auch ganz schnell wieder abgeschafft werden. Ich misstraue ja schon seit einiger Zeit Rezepturänderungen im Lebensmittelbereich. Das begann schon damals, als das Rezept für meine Lieblingsnudelsuppe Marke "Deckel auf, heiß Wasser drauf" angeblich "verbessert" wurde...

Damals war ich noch so naiv und hab gedacht, wow, jetzt noch leckerer, prima!

Jaaa...

Was soll ich sagen?

Es schmeckte nicht besser, es schmeckte einfach nur noch igitt! Was für Geschmacksnerven haben die Hersteller bloß? Wahrscheinlich gar keine mehr...

 

Aber man muss den Entwicklern neuer Produkte auch ab und zu mal Dank sagen. Zum Beispiel hier für:

 

Es gibt jetzt auch Gurkenduschgel!!!

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Hallo Sternenstaubsucher.

 

ja viele Dinge aus der Vergangenheit sind weg. Ich spielte mit Matchbox Autos Rennen nach, das machen Kinder heute eher an einer Spielkonsole, malte mir eine ganze Stadt dafür auf eine Tapetenrolle. Musste halt meine Fantasie benutzen. Oder im Sandkasten mit Freunden bauten wir Autobahnen, heute dürfen sich viele Kinder nicht mehr dreckig machen. Das Kind könnte ja krank werde, Gott bewahre.

 

Später spielte ich mit Actionfiguren wie He-Man. Auch hier brauchte ich meine eigene Fantasie um Abenteuer zu erleben. Heute glotzen Kinder oder Teenager mit ihrem Smartphone. Esspapier an der Bude, Süßigkeiten für einige Pfennige, alles Vorbei. Damals gab es auch noch keine Kiloboxen von Haribo zu kaufen.

 

Klettere an Kirchenwände rum, oder tobte im Wald mit Freunden und so weiter, Wie viele Kinder machend das noch Heute?

 

Wie du siehst hat deine Geschichte auch bei mir alte Erinnerungen wach gemacht. Dieser 2. Teil ist nicht so lustig wie der 1. Was aber nicht schlimm ist, sondern sie hat ihren anderen Reitz.

 

Habe sie gerne gelesen.

 

LG

Kydrian

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Hallo Sternenstaubsucher,

 

deine Zeitreise durch die 70er-Jahre gefällt mir gut.

 

Ich glaube, du hast so ziemlich alles in deine kurzweilig erzählte Geschichte hineingepackt, was wichtig war: von den Gepflogenheiten beim Telefonieren, beim Wäschewaschen ... bis hin zum Ausdekorieren von Automobilen und den toleranten Hygiene-Vorschriften für Kaugummiautomaten ...

 

Damals war auch das Fernsehschauen noch einfacher, gleich ob in schwarz-weiß oder in Farbe: es gab eine Handvoll Programme und gegen Mitternacht endete die Ausstrahlung und es erschien - so weit ich mich noch erinnere - ein pfeifendes Testbild. Ach ja ...

 

Gern gelesen, gern mit-erinnert.

 

LG

Berthold

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@Berthold:

 

Ach ja, das Testbild ... *g* Und die alte "Sesamstraße" mit Lilo Pulver war auch viel besser! Mir fällt so vieles ein, was damals besser war. Die Werbung erzählte noch richtige Geschichten (z.B. die einer gewissen Versicherung) und dass die Telefonzellen in grau/pink geändert wurden, werde ich der Telekom nie verzeihen. Im Ernst, mein Gehirn war so darauf programmiert, dass Telefonzellen gelb sind, dass ich diese neuen nicht als Telefonzellen erkannt habe, selbst wenn ich nur 2 Meter davon entfernt stand

 

@Eiselfe:

Ich finde es schön, dass meine kleine Geschichte vergessene Erinnerungen bei dir hervor gerufen hat. Manchmal genügt ein kleines Stichwort und plötzlich ist man wieder in jener Zeit. So wie ich es mit den Kaugummituben erlebt habe. *g*

 

Danke für eure Kommentare, habe mich sehr darüber gefreut.

 

LG

Sternenstaubsucher.

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