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Die Pfauen

Für Lilly-Soraya

 

                        Bläulich scheint wie die Lagune,

                        aller liebste – Tiefste Dune*,

                        wie das Auge sich so weht,

                        hat die Farbe mir gedreht.

 

                        Mag die Iris mir so preisen,

                        mag die Holle* meiner weisen,

                        wie die Augen, diese blauen;–

                        Bin ich mitten sanften Pfauen.

 

 

Wie kummert im Schatten das liebliche Blau,

geweitet der Schleier und Schnabel vom Pfau,

singt er die Töne – Den Kopf er verschränkt,

– Was wohl der Vogel sich selig erdenkt?

 

Neigt er den Kopfe – Was tanzt sein Gesicht,

reizender Pfau – Wie siehst du mich nicht,

schwingst du die Feder und dieses Gefieder,

schaust du zu mir mit Augen recht nieder.

 

Singst du die Lieder, die einfach so stecken,

wollen die Augen mich wirklich verschrecken,

singst du doch trotzdem ganz milde und pfaulich*,

sind seine Worte ganz herzlich – Vertraulich. 

 

Hebt er das Haupte, zum Zweiten er schreit,

schreit nun der Zweite zur selbigen Zeit,

steht auf der Insel das doppelte Haus,

treten verliebt zwei Pfaue hinaus.

   

Während die beiden sich einfach nur kosen,

bringt dieser Hauch die Lilien und Rosen,

bis auch der Zweite vielleicht so verschweigt,

hat sich der Erste schon wieder verneigt.

 

Da selbst die Blauen die Weißen betrachten,

deren Gefieder, so fremd – Doch so weiß,

scheinen gewiss die zwei zu verachten,

tragen die Neuen halt die Farbe vom Eis.

 

Regt nun der Blaue den Schweif mit Iriden,

öffnet behänd das seinige Rad,

nimmer verfliegt der spärliche Frieden,

seit still der Weiße den Wege betrat.

 

Steigt von dem Weißen empor dieser Fächer,

tut es ihm nach, der seine Begleit,

sind gar die beiden des Stolzes Zerbrecher,

legt so verängstigt der Blaue sein Kleid.

 

Schreit dann erneut der tückische Sprecher,

sinkt so erschrocken zu Boden die Pracht,

wird der Gesell inzwischen auch schwächer,

mag wie entweichen der Schleppe* die Macht?  

 

Scheint wie zu schmücken, die selige Haube,

streicht das Gefieder der Pfauen der Wind,

ist doch die Schönheit am Ende der Glaube;–

Tausende Augen sind trotzdem wie blind.  

 

Berlin-Pfaueninsel;

01.05.2024

 

*Dune = Feder

*Holle = Aufrichtbaren Federschopf auf dem Kopf von Vögeln

*pfaulich = prunkend

*Schleppe = Auf dem Boden nachschleifender Teil des Gefieders

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